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Archiv "Konzept einer Dekubitustherapie" (20.05.2011)

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354 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 20

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20. Mai 2011

M E D I Z I N

DISKUSSION

Heute keinen Hunger

Dieser Artikel war überfällig und den Verfassern ist zu gratulieren. Bei den Ursachen einer möglichen Man- gelernährung fehlt ein deutlicher Hinweis auf die Un- achtsamkeit des Pflegepersonals oder es fehlt an jeman- dem, der sich Zeit zum Füttern nehmen darf. Es wird nicht eruiert, warum das Essen nicht angerührt wurde.

Mit den Worten „ach, haben wir heute keinen Hunger?“

wird das Essen abgeräumt. Mögliche Gründe: Der Kranke hat das Essen nicht erreicht (Nachttisch auf der falschen Bettseite, zu weit weg). Er kann sich das Brot nicht schmieren (Arm im Gips, Infusion) oder die Häpp- chen sind zu groß, das Kopfteil des Bettes ist nicht hochgestellt, er sieht das Essen nicht, er möchte sich nicht bekleckern (Ekel, keine Verärgerung der Schwes- tern), vielleicht wurde ihm eine große Serviette oder ähnliches nicht gereicht. Auch isst sich manches Essen als Bettlägeriger mit einem Esslöffel leichter und siche- rer als mit einem Teelöffel oder einer Gabel. Katschige Brötchen, ungewürztes oder kaltes Essen sind schwer zu schlucken. Den Fisch würde der Kranke gerne essen, doch hat man „vergessen“, ihm die Brille aufzusetzen, damit er die Gräten sieht – Fischstäbchen würden dies vermeiden helfen. Vielleicht ist seine Essenswahl nicht berücksichtigt und er hat genau das bekommen, was er schon seit 20 Jahren nicht mag. Die Beachtung obiger Punkte ist kostenneutral, fördert die Patienten- und letztlich die Schwesternzufriedenheit und hebt den Ruf des Krankenhauses. Es lohnt sich für alle.

DOI: 10.3238/arztebl.2011.0354a

LITERATUR

1. Löser C: Malnutrition in hospital—the clinical and economic implications. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(51–52): 911–7.

Dr. med. R. Michael Stiebing Bielefeld

rmstie@web.de

Bio-Impedanz-Analyse

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel „Unter- und Man- gelernährung im Krankenhaus“ gelesen – arbeite ich doch an einer Klinik, in der sich Patienten befinden, die sich absichtlich in einen Zustand der Unter- bezie- hungsweise Mangelernährung bringen: als Essgestör- te mit Bulimie oder Anorexie.

Zur Einschätzung beziehungsweise Erfassung des Schweregrades der Unter-/Mangelernährung hat sich in unserer Klinik die BIA-Messung (Bio-Impedanz-Ana- lyse) bestens bewährt. Mittels der Bestimmung von BCM („body cell mass“, stoffwechselaktive Masse oder Muskelmasse), Körperfett und Körperwasser lässt sich feststellen, inwieweit die Körperfettreserven auf- gebraucht sind, ob es sich bereits um katabole Vorgän- ge mit kompensatorischer Wassereinlagerung oder auch um manipulatives selbstschädigendes Verhalten handelt. Mit Hilfe dieser Messung entscheiden wir sys- tematisch nach einem bestimmten Stufenschema (Pha- senwinkel, ECM/BCM-Index), ob eine eiweißreiche Kost (Grafik 2 Stufe II oder III im Beitrag) ausreichend ist oder eine parenterale Ernährung (Grafik 2 Stufe V oder VI im Beitrag) notwendig wird.

DOI: 10.3238/arztebl.2011.0354b

LITERATUR

1. Löser C: Malnutrition in hospital—the clinical and economic implications. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(51–52): 911–7.

Dr. med. Monika Gebel Psychotherapeutisches Zentrum Kitzberg-Klinik

Bad Mergentheim m.gebel@ptz.de

Konzept einer Dekubitustherapie

An unserer Klinik beschäftigen wir uns vor allem im Rahmen der plastisch-chirurgischen Behandlung von Patienten mit Dekubitus intensiv mit der Mangelernäh- rung, insbesondere bei geriatrischen und plegischen Pa- tienten. Das von unserer Arbeitsgruppe beschriebene

„6-Säulen-Konzept“ (2) der Dekubitustherapie basiert, nicht zuletzt aufgrund der multifaktoriellen Ätiologie von Dekubitus, auf der interdisziplinären, multiprofes- sionellen Kooperation zwischen konservativen und operativen Fächern und beinhaltet als wesentliche Säule die Ursacheneruierung, sowie die kausale Behandlung einer vorliegenden Malnutrition ohne deren Korrektur eine erfolgreiche operative Dekubitusbehandlung ver- unmöglicht wird. Wir erheben den Ernährungsstatus des Patienten vor plastisch-chirurgischen Eingriffen in Form eines sogenanten „Mini-Lympho-Nutrogramms“, das die Werte Albumin, Transferrin, Zink, Vitamin B12, Folsäure und die Lymphozytenzahl beinhaltet (2). Von den Erfahrungen unserer Klinik ausgehend, können wir den Einsatz dieses von Seiler et al. beschriebenen Nutrogramms (3) in praxi aufgrund der Behandlungser- folge in unserem Fachgebiet empfehlen. An unserer Klinik liegen keine Erfahrungen mit dem SGA oder NRS vor, wir stellen jedoch deutliche Überschneidun- gen mit der eigenen Erfassung des Ernährungszustan- des fest, weil die Kombination aus Nutrogramm und zu dem Beitrag

Unter- und Mangelernährung im Krankenhaus – Klinische Folgen, moderne Therapiestrategien, Budgetrelevanz

von Prof. Dr. med. Christian Löser in Heft 51–52/2010

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Deutsches Ärzteblatt

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20. Mai 2011 355

M E D I Z I N

Anamnese wohl zu einer vergleichbaren Ernährungsbe- urteilung führt. Mehrheitlich setzen wir perioperativ Trink- und Zusatznahrung ein, eher selten PEGs (zum Beispiel Patienten unter Chemotherapie, die Druck - ulzera entwickelt haben).

Auch im Rahmen des post-bariatrischen Body- Contourings nach massivem Gewichtsverlust, insbe- sondere nach adipositas-chirurgischen Verfahren zum Gewichtsverlust, liegt bei diesen oft noch als „überge- wichtig“ eingeschätzten Patienten eine erhebliche Malnutrition vor, die vor eventuell chirurgischen Ein- griffen perioperativ ausgeglichen werden muss, um Komplikationen zu vermeiden.

Zusammenfassend kann ich Herrn Löser nur zustim- men: Die Ernährungsmedizin betrifft nahezu alle me- dizinischen Fachgebiete und muss mehr in der Ausbil- dung von Studenten und Fachärzten verankert werden.

DOI: 10.3238/arztebl.2011.0354c

LITERATUR

1. Löser C: Malnutrition in hospital—the clinical and economic implica- tions. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(51–52): 911–7.

2. Rieger U, et al.: Six treatment principles of the basle pressure sore concept. Handchir Mikrochir Plast Chir 2007; 39: 206–14.

3. Seiler WO, Stahelin HB: Search for factors preventing wound healing. A motivating therapy concept in chronic decubitus ulcers.

Krankenpfl J 1999; 37: 317–23.

PD Dr. med. Ulrich Michael Rieger

Univ.-Klink für Plastische, Rekonstruktive & Ästhetische Chirurgie Medizinische Universität Innsbruck

Innsbruck, Tirol, Österreich ulrich.rieger@i-med.ac.at

Schlusswort

Die enorm große und durchgehend positive Resonanz belegt die hohe klinische Relevanz des Themas und das Interesse an der Problematik „Unter-/Mangeler- nährung im Krankenhaus“. Dies gilt nicht nur für die bekannten klinischen Folgen sondern auch die nachge- wiesenen betriebswirtschaftlichen Konsequenzen und belegt überzeugend, dass moderne Ernährungsmedizin hocheffektiver und integraler Bestandteil ärztlicher Therapie und Prävention ist, was erfreulicherweise auch in Deutschland immer intensiver registriert und akzeptiert wird.

Den Kollegen Rieger, Stiebing und Gebel danke ich für die ergänzenden Kommentare ihrer Leserbrie- fe. Frau Dr. Monika Gebel betont zu Recht, dass bei chronisch Kranken mit schwerer Mangelernährung und natürlich insbesondere bei ausgeprägten Essstö-

rungen die BIA-Messung eine sehr detaillierte Be- schreibung der individuellen Körperzusammenset- zung liefert und eine wichtige Basis- und Verlaufsme- thode für die ernährungsmedizinisch gezielte Be- handlung dieser Patienten ist. Unter dieser Indikation sollte sie in der Praxis auch großzügig eingesetzt wer- den; die BIA ist aber zu aufwendig, um in der tägli- chen Praxis als Screening-Verfahren durchgeführt zu werden.

Herr Dr. Michael Stiebing weist zu Recht noch ein- mal darauf hin, dass Ärzte wie Pfleger und natürlich auch Angehörige sensibel und aufmerksam die komple- xen Einflussfaktoren, die zu Mangelernährung führen und auch bei der individuell adäquaten Behandlung un- bedingt zu berücksichtigen sind, beachten müssen. Hier kann man in der täglichen Praxis mit vielen oft auf den ersten Blick banal erscheinenden Maßnahmen enorm erfolgreich sein. Es gibt nicht wenige wissenschaftliche Studien, die die hohe Effizienz dieser einfachen Basis- maßnahmen auch wissenschaftlich belegen. Hier muss gefordert werden, dass dies in Krankenhäusern, Alten- heimen und Pfle geinstitutionen konsequent beachtet und umgesetzt wird. Der Kommentar von Herrn PD Dr.

Ulrich Rieger belegt, wie wichtig der Beitrag einer ge- zielten ernährungsmedizinischen Betreuung als inte- graler Bestandteil eines komplexen, interdisziplinären Behandlungskonzeptes gerade auch in den operativen Fächern sein kann. Interdisziplinäre Dekubitusbehand- lung und perioperative Konditionierung sind hier nur zwei wissenschaftlich gut belegte Beispiele für viele re- levante klinische Situationen.

Bleibt zu hoffen, dass der so positiv angenommene Artikel einen weiteren Beitrag dazu leistet, dass die moderne ernährungsmedizinische Intervention auch in der Bundesrepublik Deutschland hoffentlich bald den klinischen Stellenwert erlangen wird, der ihr aufgrund der vielen wissenschaftlichen Daten im Rahmen einer modernen evidenzbasierten medizinischen Patienten- betreuung längst zukommen müsste.

DOI: 10.3238/arztebl.2011.0355

LITERATUR

1. Löser C: Malnutrition in hospital—the clinical and economic implica- tions. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(51–52): 911–7.

Prof. Dr. med. Christian Löser Medizinischen Klinik Rotes Kreuz Krankenhaus, Kassel chr.loeser@rkh-kassel.de

Interessenkonflikt

Alle Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Referenzen

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