Unfallkrankenhaus Berlin
Modernität und Menschlichkeit
Klinik in Marzahn besteht seit fünf Jahren.
D
ie 143. Runde wurde Alex Zanardi zum Verhängnis.Vor einem Jahr verlor der Rennfahrer bei einem Unfall beide Beine. Dass Zanardi den Unfall überlebte, ver- dankt er den Ärzten des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB), das kürzlich sein fünf- jähriges Jubiläum feierte.
Zanardi kam als Ehrengast zur Festveranstaltung in Ber- lin-Marzahn. Besonders die gute Atmosphäre im UKB ha- be ihm die Kraft gegeben wei- terzuleben, sagte der Renn- fahrer, der mit Hilfe von Pro- thesen wieder laufen lernte.
Das UKB öffnete 1997 in gemeinsamer Trägerschaft des Landes Berlin und des Haupt- verbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften seine Pforten. Es zählt zu den mo- dernsten Einrichtungen seiner Art. Ebenso wichtig wie die technische Ausstattung sei aber auch das Engagement der
Beschäftigten, sagte Prof. Dr.
med. Axel Ekkernkamp, Ge- schäftsführer des Trägerver- eins und Ärztlicher Direktor.
Ein Diskussionsforum an- lässlich des Jubiläums be- schäftigte sich mit dem Thema
„Großschaden oder Katastro- phe? Versorgungskonzepte in Deutschland 2002“. „Für die Beurteilung der Reaktionen auf die Flutwelle ist es zu früh“, sagte Ekkernkamp. Die bisherigen Zahlen belegten, dass beispielsweise das Kran- kenhaus Dresden-Friedrich- stadt 400 Patienten nach Hau- se entlassen konnte, die dorti- ge Uniklinik sogar 700. Für Ekkernkamp sind dies Indizi- en dafür, wie im Massenanfall Kapazitäten geschaffen wer- den können. Es würden noch immer zu viele Betten vorge- halten, die Verweildauer sei im internationalen Vergleich erschreckend hoch. Die Aus- lastung der Krankenhäuser liege bei 86 bis 88 Prozent.
Das UKB habe dagegen 2001 die 95-Prozent-Marke über- schritten. Die antiquierte Vor- haltung von Reserven mit un- gezielter Krankenhauszuord- nung sei durch Flexibilität, ei- ne Primärversorgung auf ho- hem Niveau und einen geziel- ten Transport ersetzt worden.
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 366. September 2002 AA2281
Katastrophenschutz
Kritik an interner Struktur
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icht erst seitdem die Pegelstände an der Elbe sinken, wird Kritik an Lo- gistik, Zuständigkeiten und Verantwor- tung der Einsatzkräfte im Katastro- phenschutz geübt. „Es besteht ein drin- gender Bedarf, den Zivil- und Katastro- phenschutz in Deutschland zu refor- mieren“, sagt der Leiter der Hambur- ger Feuerwehr, Dieter Farrenkopf, im Gespräch mit dem Deutschen Ärzte- blatt. Die Aussage des Oberbrandmei- sters basiert auf seinen Erfahrungen mit 452 Einsatzkräften und 27 Fahrzeu- gen beim Hochwassereinsatz in Dres- den. Da von der Katastrophe mehrere Bundesländer betroffen sind, müsseder Bund den Ländern und Gemein- den die erforderlichen Verstärkungs- kompetenzen sowohl zum flächen- deckenden Grundschutz als auch zum bundesweiten Spezialschutz zur Verfü- gung stellen. Es kann nach Meinung Farrenkopfs nicht sein, dass jede größe- re Ansammlung von Bundeswehrtrup- pen von einem General vor Ort und ei- ner Vielzahl von Obristen geführt wer- de und die Gefahrenabwehr im Kata- strophenfall ab Landkreisebene nur noch von Juristen organisiert werde.
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olange Einheiten von einzelnen Ge- meinden via Internet direkt beim Ortsverband des Technischen Hilfs- werks in Köln angefordert, dann in 300 Kilometer Entfernung eingesetzt wür- den, aber weder die beiden Länder noch der Bund davon Kenntnis hätten, erscheint dem Oberbranddirektor ein„zentraler Generalstab“ als zwingend
geboten. Entsprechende Strukturen seien bei der Bundeswehr und NATO vorhanden und könnten übernommen werden.
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lanung und Durchführung der nicht polizeilichen Gefahrenbekämpfung seien grundsätzlich dreistufig – auf der Ebene der Gemeinden, der Länder und des Bundes – aufzubauen und zu finan- zieren, fordert Farrenkopf, der das The- ma Katastrophenschutz auch im Beirat des Deutschen Städtetages vertritt. Die Zusammenarbeit mit „Nicht-Katastro- phenschutz-Behörden“, zum Beispiel Amtsärzten, Amtsveterinären und Um- weltbehörden, müsse enger gestaltet werden. „Die bisherige faktische Tren- nung von Zivil- und Katastrophen- schutz muss überwunden werden“, sagt Farrenkopf. Die Aufgabe der Gefah- renbekämpfung sei vielmehr ganzheit- lich wahrzunehmen. Susannne Lenze AkutvCJD
Erster Patient in Kanada gestorben
Auch in den USA besteht der Verdacht der neuen Variante der Creutzfeldt- Jakob-Erkrankung.
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rstmals ist in Kanada ein Pa- tient an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krank- heit (vCJD) gestorben. Dies teilte die kanadische Gesund- heitsbehörde „Health Cana- da“ mit. Wie die Zeitschrift New Scientist erfahren haben will, gibt es auch in den USA einen Verdachtsfall. Dort ist eine 23-jährige Frau erkrankt.Beide Personen hatten sich längere Zeit in Großbritannien aufgehalten. Die US-Amerika- nerin habe bis vor zehn Jahren ständig dort gewohnt. Der Ka- nadier habe sich in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren län- gere Zeit in Großbritannien aufgehalten und dort häufiger fleischhaltige Produkte von mit BSE (boviner spongifor- mer Enzephalopathie) infizier-
ten Rindern gegessen, wie die kanadische Behörde recher- chiert haben will. Sie geht je- doch nicht davon aus, dass BSE – die vermutete Ursache der vCJD – die kanadische Nah- rungskette erreicht hat. Da der Patient vor der Diagnose endo- skopiert worden war, haben die kanadischen Behörden 71 Per- sonen informiert, die ebenfalls mit dem (möglicherweise kon- taminierten) Endoskop unter-
sucht worden waren.Diese Per- sonen wurden aufgerufen, kein Blut zu spenden und sich nicht als Organspender zur Verfü- gung zu stellen.
Die 33-jährige Britin Donna Mellowship erkrankte eben- falls an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
Foto:dpa