• Keine Ergebnisse gefunden

I Moleküle mit Charakter

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "I Moleküle mit Charakter"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

B R E N N P U N K T

16 Physik Journal 17 (2018) Nr. 2 © 2018 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

sion eines Photons wieder in den Grundzustand übergeht. Obwohl das Atompaar anfänglich bei sehr großen Abständen vorliegt, kann das System nach der Fluoreszenz bei kurzen Abständen enden und ein Molekül formen. Die Bindungs­

energie wird hier also in Form von Photonen abgeführt. In diesem Prozess bleibt die Bewegungsener­

gie der Moleküle sehr niedrig, aller­

dings sind tiefe Rotationstempera­

turen nur durch zusätzliche Schritte zu erreichen.

Alternativ kann in einem Dreikörperstoß ein zusätzliches voirs übernimmt. In der Gasphase

existiert allerdings kein thermischer Kontakt mit einer Umgebung.

Neue Bindungen können nur dann entstehen, wenn Energie abgeführt wird. Im Fall von zwei Atomen in der Gasphase kann die überschüs­

sige Energie ausschließlich durch Strahlung abgeführt werden. Genau dieser Prozess ist Grundlage der Photoassoziation – einer erfolg­

reichen Technik zum Erzeugen ultrakalter Moleküle. Dabei werden Paare von Atomen in einen elektro­

nisch angeregten Zustand des Mo­

leküls transferiert, der durch Emis­

I

n den vergangenen Jahren wurden verschiedene Tech­

niken entwickelt, um kalte oder sogar ultrakalte (deutlich unter 1 K) Mole küle in der Gasphase herzustellen. Diese Systeme sind beispielsweise interes sant, um elementare mole kulare Wechsel­

wirkungen zu untersuchen, che­

mische Reaktionen bei extrem niedrigen Energien zu erforschen oder aber im Zusammenhang mit Quanten informationstechnologien.

Dabei ist es oft essenziell, dass die Moleküle nicht nur langsam sind, sondern auch in selektierten (meist tiefen) Rotationszuständen vorlie­

gen.

Polare oder paramagnetische Moleküle lassen sich mittels zeit­

abhängiger elektrischer oder ma­

gnetischer Felder auf wenige Milli­

kelvin abbremsen [1]. Hierbei sind häufig auch die Anregungszustände der Atome sehr niedrig. Noch tiefe­

re Temperaturen sind mit Atomen möglich, die dann als Ausgangs­

punkt zum Zusammenbau zwei­

atomiger Moleküle dienen können.

Um aus zwei freien Atomen ein Molekül zu formen, ist es erfor­

derlich, Energie abzuführen, da bei dem Stoßprozess die Gesamt­

energie konstant bleiben muss.

In der traditionellen Chemie wird in Lösungen die nötige oder überschüssige Enthalpie mit dem Lösungsmittel ausgetauscht, das somit die Rolle eines Wärmereser­

Moleküle mit Charakter

In einem ultrakalten Gas aus Rubidium-Atomen gelang es,

den Molekülzustand nach einer Dreikörper-Rekombination detailliert zu bestimmen.

Diese Paul-Falle diente dazu, die zu- stands-selektiv ionisierten Moleküle ein-

zufangen und zu zählen. Im Zentrum ist die Dipolfalle zu sehen.

Institut für Quantenmaterie, U Ulm

Abb. 1 Bei der Dreikörper-Rekombina- tion kommt es zu Bin- dungen (blau) zwischen den einzelnen Rubidium- Atomen (rote Kugeln).

Institut für Quantenmaterie, U Ulm

(2)

B R E N N P U N K T

© 2018 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 17 (2018) Nr. 2 17 Teilchen die Energie abführen

(Abb. 1). Bei resonanten Stößen von drei identischen Bosonen können sog. Efimov‐Zustände auftreten, deren Beobachtung vor gut zehn Jahren erstmals gelungen ist [2].

Dreikörperstöße können auch in nichtresonanten Fällen zur Bildung von Molekülen führen. Dies zeigte die Gruppe um Johannes Hecker Denschlag an der Universität Ulm vor fünf Jahren in einem ultrakal­

ten Gas (700 nK) von Rubidium­

Atomen [3]. Die Wissenschaftler entwickelten zudem eine Technik, um die Moleküle mittels resonanz­

verstärkter Mehrphotonen­

Ionisa tion selektiv nachzuweisen (REMPI). In ihrem Experiment wurden Rb2­Moleküle ionisiert, in einer Ionenfalle eingefangen und anschließend massenspezifisch detektiert. Dieser Zugang ist sehr empfindlich und ermöglicht es zu­

dem, die Moleküle zustandsselektiv nachzuweisen.

Bei dem ersten Experiment 2013 gelang es zu zeigen, dass mit­

tels Dreikörperstößen tatsächlich Mole küle entstehen können. Da diese Stoßprozesse aber nicht re­

sonant sind, führen sie zu einer sehr breiten Verteilung der Rota­

tions­ und Vibrationszustände der Moleküle. Die resonanzverstärkte Mehrphotonen­Ionisation erfolgte damals mithilfe eines der Laser, der auch für die Dipolfalle der Atome ein gesetzt war. Dadurch war der Prozess nicht komplett zustands­

selektiv. In einer aktuellen Arbeit demonstrierte die Ulmer Gruppe nun ein deutlich verbessertes De­

tektionsschema [4]: Dabei regen zwei Photonen die Moleküle in einen Zwischenzustand an, von dem aus ein weiteres Photon einer anderen Wellenlänge die Moleküle ionisiert. Die Ionisa tion mit zwei Lasern von unterschiedlicher und unabhängig abstimmbarer Wellen­

länge erlaubt es, die einzelnen Rota­

tionsübergänge voneinander zu trennen. Damit liefert die Messung die komplette Zustandsinformati­

on, womit prinzipiell zustandsauf­

gelöste Chemie möglich wird.

Die Wissenschaftler nutzten dies, um die Wahrscheinlichkeit zu messen, mit der die Dreikör­

per‐Rekombi nation das Molekül in einem bestimmten Vibrations‐

Rotationszustand erzeugt. Die Besetzung der Vibrationszustände lässt sich recht einfach vorhersagen, weil sie im Wesentlichen mit der Wurzel der inversen Bindungsener­

gie abnimmt. Die Dynamik, die zu unterschiedlichen Besetzungswahr­

scheinlichkeiten für individuelle Rotationszustände führt, ist we­

sentlich komplexer. Ihre detaillierte Charakterisierung erlaubt direkte Rückschlüsse auf die zugrundelie­

gende Chemie. Im vorliegenden Fall traten Rotationszustände mit bis zu sechs Rotationsquanten auf – die Theorie sagt noch höhere Zustände vorher. Die Besetzungen oszillieren als Funktion des Rota­

tionszustandes, weil mehrere Reak­

tionspfade zu einzelnen Zuständen führen können.

Diese Resultate bedeuten einen wichtigen Schritt hin zu komplett kontrollierter ultrakalter Chemie.

Die Experimente sind nicht grund­

sätzlich auf Rubidium­Reaktionen beschränkt, sondern zeigen einen Weg auf, aus ultrakalten Atom­

gasen Moleküle zu erzeugen und komplett zu charakterisieren. Die Anwendung auf andere Isotope oder Atompaare – gleicher oder unterschiedlicher Art – lässt auf ein globaleres Bild der ultrakalten Che­

mie hoffen.

Andreas Osterwalder [1] S. Y. T. van de Meerakker et al.,

Chem. Rev. 112, 4828 (2012) [2] T. Kraemer et al., Nature 440, 315

(2006)

[3] A. Härter et al., Nat. Phys. 9, 512 (2013) [4] J. Wolf et al., Science 358, 921 (2017)

Dr. Andreas Osterwalder, École Polytech- nique Fédérale de Lausanne, 1015 Lausanne, Schweiz

Beim Blick über die Nordhemisphäre des Mars von der Nordpoleiskappe am unteren Bildrand bis zum Äquator am Horizont steht unser Nachbarplanet Kopf. Die hochauflö- sende Stereokamera HRSC – betrieben vom DLR – an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express hat dieses ungewöhn- liche Bild während einer Kalibration im Juni 2017 aufge- nommen, veröffentlicht wurde es Mitte Dezember. Am 25. Dezember jährte sich die Ankunft von Mars Express auf dem Roten Planeten zum 14. Mal. In den 14 Jahren hat die Sonde den Mars fast 18 000 Mal umrundet.

D E R M A R S S T E H T K O P F

ESA / DLR / FU Berlin

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Haber-Institut (FHI) der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin über- zeugte ihn, dass noch Luft nach oben war: Im Jahr 1984 hatten Elmar Zeitler und Friedrich Zemlin gemeinsam

Es gibt bis heute kaum eine Anwendung für die Channel- rhodopsine, die nicht in unserem Patent enthalten ist“, sagt Ernst Bamberg.. So wurde bereits eine Teillizenz zur Behand-

Schliesslich sind noch die Spektren organischer Molekülkristalle zu erwähnen, die sich von denjenigen der isolierten Moleküle nicht nur durch Verschiebungen sondern auch

– Virtuelles Rechnen: Zu Beginn des Tutoriums legt man fest, welche Aufgaben man vorrechnen kann, hiermit erklärt man sich auch bereit diese Aufgabe nach Aufforderung vorzurechnen.

Eine Energie von 6 eV reicht nicht aus, um ein Elektron von n = 1 in eine andere Schale zu heben, das Atom wird dadurch nicht angeregt. Leiten Sie eine Formel für die Energie

■ Doppler-Effekt umgekehrt In Materialien mit negativen Bre- chungsindex kann sich der Doppler- Effekt umkehren: Bewegt sich eine Lichtquelle in einem solchen Material von uns

Dies entspricht der Transmission eines Einatomkontaktes bei Aluminium und spricht dafür, dass der Transport hier nicht durch den Quantenpunkt (hier das C 60 ) eingeschränkt

Die drei Studierenden betonen die hervorragende Betreuung und die effiziente Umsetzung des internationalen Studie- rens: „Wir fühlen uns gut aufgehoben und sind sehr dankbar für