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Edith Mader. Emotionen und die phasische Aktivierung des frontopolaren Kortex. Diplomarbeit

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Academic year: 2022

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Edith Mader

Emotionen und die phasische Aktivierung des frontopolaren Kortex

Zusammenhänge zwischen der spontanen Verlagerung der Aktivierungsasymmetrie im frontopolaren Kortex und

emotionspsychologischen Dimensionen

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra

an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

Begutachterin:

Ao. Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Ilona Papousek Karl-Franzens-Universität Graz

Institut für Psychologie

Abteilung für Biologische Psychologie Universitätsplatz 2, 8010 Graz

Jänner 2009

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Ich möchte mich herzlich bei meiner Betreuerin Frau Univ.-Prof. Mag. Dr. Ilona Papousek

bedanken, die mir mit fachkundigen Rat, Geduld und Hilfsbereitschaft unterstützt hat.

Herzlicher Dank gilt auch allen Studierenden der Psychologie, die an der vorliegenden Untersuchung teilgenommen haben.

Besonders bedanken möchte ich mich bei meiner Familie, die immer an mich geglaubt hat.

Ein herzlichen Dankeschön gilt auch Herrn Dipl. Ing. Franz Mader sowie bei Frau Dr.

Edith Mader für die Unterstützung über die gesamte Zeit.

Ein ganz besonderes Dankeschön gilt meiner Tochter, die mich in der Zeit des Studiums oft entbehren musste und vor allem meinem Mann Mag. Wolfgang Mader,

der mir viel Kraft und Energie gegeben hat.

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ZUSAMMENFASSUNG

Empirische Hinweise legen nahe, dass eine Kovarianz zwischen der phasischen Aktivierungsasymmetrie des Frontopolarkortex und der aktuellen Befindlichkeit existiert. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht ein bestimmtes Konstrukt zu eruieren, welches diese Kovarianz begründet. Dabei dienten verschiedene einander gegenübergestellte emotionspsychologische Modelle und Ansätze als theoretische Basis der Arbeit. An der Voruntersuchung nahmen 147 Personen teil. Die aus den Daten gewonnen Ergebnisse ergaben drei Emotionsfaktoren („Ängstliche Anspannung“, Depressivität mit Rückzugstendenz“ und „Ärger“). In der Hauptuntersuchung nahmen 36 Frauen und 35 Männer teil, welche zu zwei Messzeitpunkten im Abstand von zwei Wochen mittels Elektroenzephalogramm in der Ruhebedingung untersucht wurden. Es zeigte sich wie erwartet, dass je stärker sich die Aktivierungsasymmetrie zugunsten der rechten Hemisphäre des Frontopolarkortex verschiebt, um so geringer wird das Ärgergefühl und um so schwächer ist das Gefühl der „Depressivität mit Rückzugstendenz“.

Es konnte kein Konstrukt eruiert werden, welches eindeutig die Kovarianz zwischen der phasischen Aktivierungsasymmetrie und der aktuellen Stimmungslage begründen kann.

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INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG ... 7

2 THEORETISCHER HINTERGRUND ... 9

2.1HEMISPHÄRENASYMMETRIE ... 9

2.1.1 Hemisphärenspezialisierung ... 9

2.1.2 Individuelle laterale Präferenz ... 9

2.1.3 Phasische Aktivierungsasymmetrie ... 10

2.3AKTIVIERUNGSASYMMETRIE UND EMOTIONEN ... 10

2.3.1 Kreismodell des Affekts nach Russel (1980) ... 11

2.3.2 Watson and Tellegen Model (1985), Tripartite model (Clark & Watson, 1991) ... 13

2.3.3. Reinforcement Sensitivity – Theory nach Gray, (1981, 1996) ... 14

2.3.4 Modell der motivationalen Tendenz nach R. J. Davidson (1984, 1992) .... 15

2.3.5 Action tendency Model nach Drake & Myers, (2006) ... 16

2.3.6 Valenz Modell nach Heller (1993) ... 17

2.3.7 Sonderfall “Ärger” ... 19

2.3.8 Rechte Hemisphären- Hypothese nach Gainotti (1983, 2000) ... 21

2.3.7 Extraversion – Introversion... 21

2.5STATE VS.TRAIT ... 22

2.6FRAGESTELLUNG UND ERWARTUNGEN ... 26

2.6.1 Hauptfragestellung ... 26

3 METHODE ... 27

3.1VORUNTERSUCHUNG ... 27

3.1.1 Untersuchungspersonen ... 27

3.1.2 Untersuchungsverfahren ... 27

3.1.2.1 Papier- Bleistift- Verfahren... 27

3.1.2.1.1 State - Trait - Heiterkeitsinventar (STHI) ... 27

3.1.2.1.2 State – Trait – Anxiety Inventory (STAI_S) ... 28

3.1.2.1.3 Mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (MDBF) ... 28

3.1.2.1.4 Kurz-Skala Stimmung/Aktivierung (KUSTA) ... 28

3.1.2.1.5 State – Trait - Anger Expression Inventory (STAXI) ... 28

3.2.1.6 Stressverarbeitungsfragebogen (SVF_S32) ... 29

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3.3 UNTERSUCHUNGSVERFAHREN UND MATERIAL ... 30

3.3.1MAßE ZUR ERHEBUNG DER AKTUELLEN BEFINDLICHKEIT ... 30

3.3.1.1 Eigenschaftswörterliste (EWL60) nach Janke und Debus (1978) ... 30

3.3.2 Elektroenzephalogramm (EEG) ... 30

3.3.2.1 Dauer der EEG-Aufnahme ... 31

3.3.2.2 EEG-Einstellungen und Material ... 31

3.3.2.3 Artefaktkontrolle und Datenaufbereitung ... 31

3.3.2.4 Frequenzbänder ... 32

3.3.2.5 Lateralitätsmaß ... 32

3.4UNTERSUCHUNGSABLAUF UND RAHMENBEDINGUNGEN ... 33

4 STATISTISCHE AUSWERTUNG UND ERGEBNISSE ... 37

4.1ERGEBNISSE DER VORUNTERSUCHUNG ... 37

4.1.1 Faktorenanalyse ... 37

4.1.1.1 Deskriptive Statistiken der Fragebogenvariablen ... 38

4.1.1.2 Eigenwerte und Faktorladungen ... 39

4.2ERGEBNISSE DER HAUPTUNTERSUCHUNG ... 41

4.2.1 Kontrollvariablen ... 41

4.2.2 Deskriptive Statistik ... 41

4.2.2.1 Fragebogenvariablen ... 41

4.2.2.2 Lateralitätsquotienten ... 42

4.2.2.2.1 Alpha Band ... 42

4.2.2.2.2 Beta Band ... 46

4.2.2.2.3 Differenzwerte ... 50

4.2.3 Retest - Reliabilitäten der Fragebogenvariablen ... 54

4.2.4 Korrelationen der Fragebogenvariablen ... 55

4.2.4 Prüfung der Erwartungen ... 56

4.2.4.1 Erwartung 1: Stabilität der Aktivierungsasymmetrie ... 56

4.2.4.1.1 Split-half Reliabilitäten ... 56

4.2.4.1.2 Retest-Reliabilitäten ... 62

4.2.4.1.2.1 Retest-Reliabilitäten der Einzelpositionen ... 62

4.2.4.1.2.2 Retest-Reliabilitäten der Lateralitätsquotienten ... 66

4.2.4.2 Erwartung 2: Kovarianz zwischen der phasischen Aktivierungsasymmetrie und Emotionen ... 69

4.2.4.2.1 Augen zu ... 69

(6)

4.2.4.3 Überprüfung der Hauptfragestellung ... 71

4.2.4.3.1 Regressionsanalysen ... 71

4.2.4.3.1.1 Frontopolar ... 71

4.2.4.3.1.2 Frontal ... 72

4.2.4.3.1.3 Weitere Regressionsanalysen... 72

5 DISKUSSION ... 73

5.1EMOTIONSFAKTOREN ... 74

5.2STABILITÄT DER AKTIVIERUNGSASYMMETRIE ... 75

5.3KOVARIANZ DER PHASISCHEN AKTIVIERUNGSASYMMETRIE ... 76

5.4FRONTOPOLARKORTEX UND EMOTIONSFAKTOREN ... 77

5.5KRITIK ... 79

5.6FAZIT UND AUSBLICK ... 79

6 LITERATURVERZEICHNIS ... 81

7 ANHANG ... 87

7.1TABELLENVERZEICHNIS ... 88

7.2ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... 88

7.3SVF-NEU ... 92

7.4INFORMATIONSBLATT ZUR EEG-UNTERSUCHUNG ... 95

(7)

1 EINLEITUNG

Jeder Mensch weiß was Emotionen sind, aber die Erklärung dieser fällt schon bedeutend schwerer. Meist werden Emotionen aufgezählt, wie Angst, Hass, Ärger, Fröhlichkeit usw.. Einfacher hingegen fällt die Beschreibung einer emotionalen Reaktion, wie beispielsweise, dass man bei großer Angst zu zittern beginnt oder aus Wut weinen könnte.

Wissenschafter wie beispielsweise LeDoux (2006) erklären den Begriff Emotion wie folgt: „Ich betrachte Emotionen als biologische Funktionen des Nervenssystems. Ich bin überzeugt davon, dass es uns im Verständnis der Emotionen weiterbringt, wenn wir herausbekommen, wie sie im Gehirn repräsentiert sind. Damit hebe ich mich klar von dem verbreiteten Ansatz ab, der Emotionen als psychische Zustände auffasst, die von den zugrunde liegenden Hirnmechanismen unabhängig sind. Die psychologische Forschung hat äußerst wertvolle Erkenntnisse gebracht, doch der Ansatz, der Emotionen als Hirnfunktionen betrachtet, erklärt sehr viel mehr.“

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit eben diesen zugrunde liegenden Hirnmechanismen im Zusammenhang mit verschiedenen Gemütszuständen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die Aktivierungsasymmetrien im Frontalkortex gerichtet. Der Frontalkortex zählt zu jenen wichtigen Arealen des Gehirns, der bedeutend bei der Wahrnehmung, Verarbeitung, Regulation und Ausdruck von Emotionen mitbeteiligt ist. Bereits vor mehr als 100 Jahren berichteten Ärzte, dass unilaterale Läsionen im Gehirn bei Patienten zu Wesensveränderungen führen (Jackson, 1878). Als populärstes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Fall von Phineas Gage zu erwähnen, der nach einem Unfall im Jahre 1848 eine schwere Läsion des Frontalkortex erlitt und danach eine Persönlichkeitsveränderung aufwies, die sich in einer stark erhöhten Impulsivität und Aggressivität zeigte, welche in dieser Form vor seinem Unfall nicht bekannt war (Karnath & Thier, 2006). Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass Personen, welche eine Läsion im linken Frontalkortex erlitten, depressive Symptome zeigten im Vergleich zu Patienten mit einer rechtsseitigen Läsion, wo positive, teilweise euphorische Zustände beobachtet wurden (Neubauer & Schulter, 2005). In der Lateralitätsforschung wurde dieses Thema vielfach untersucht und es konnte bestätigt werden, dass die Aktivierungsasymmetrie des Frontalkortex maßgeblich mit Emotionen im Zusammenhang steht (Heller, 1997;

Davidson et al., 2000, 2004; Wheeler et al., 1993; Papousek & Schulter, 2006).

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Das Hauptinteresse in der Forschung besteht darin diese funktionellen Aktivierungsasymmetrien der Hemisphären mit der Persönlichkeit in Verbindung zu bringen. Diese Aktivierungsasymmetrie im Frontalkortex wird heute vielfach als Persönlichkeitsmerkmal angesehen (Coan & Allen, 2004). Begründet wird dies dadurch, dass sich in Studien zeigte, dass die Aktivierungsasymmetrien im Zusammenhang mit verschiedenen Emotionen über die Zeit stabil bleiben (Wheeler et al., 1993, Heller, 1993, Davidson, 2004). Ein weiterer viel diskutierter Aspekt stellt die Rolle des Einflusses der aktuellen Gemütslage auf die Aktivierungsasymmetrie dar, welche als State - Merkmal beschrieben wird. Während in der Lateralitätsforschung der Schwerpunkt auf den dorsolateralen präfrontalen Kortex gerichtet wird, werden die Funktionen des frontopolaren Kortex meist vernachlässigt (Papousek & Schulter, 2002). In der vorliegenden Arbeit besteht das Hauptinteresse darin, eben solche Zusammenhänge nachzuweisen, zu begründen und speziell die Aktivierungsasymmetrie des frontopolaren Bereichs in Zusammenhang mit der aktuellen Befindlichkeit genauer zu betrachten.

(9)

2 THEORETISCHER HINTERGRUND

2.1 Hemisphärenasymmetrie

Die Gehirnhälften unterscheiden sich nicht nur in ihrer Struktur wie beispielsweise in Form und Größe, sondern auch bedeutend in ihrer Funktion. Da sich gleiche Bereiche in der rechten und linken Hirnhälfte oft deutlich in ihrer Funktion unterscheiden, ist die Korrespondenz zwischen den Hemisphären bedeutend für die Informationsaufnahme, Weiterverarbeitung und Übertragung von Reizen. Weiters wird hier auf spezifische Formen der funktionellen Hemisphärenasymmetrien eingegangen.

2.1.1 Hemisphärenspezialisierung

Stellt eine Hirnhälfte die Hauptzuständigkeit für eine bestimmte Funktion dar, so spricht man von Hemisphärenspezialisierung (Papousek & Schulter, 2006, Heller, 1990). Das heißt, dass entweder die linke oder die rechte Hemisphäre eine Funktion effizienter ausführen kann. Bekannteste Beispiele sind hierfür die Händigkeit und Sprache. Die motorischen Funktionen werden im Allgemeinen bei Rechtshändern in der linken Hemisphäre effektiver genutzt. Ebenso verhält es sich mit der Sprache. Die linke Hemisphäre ist auch hier der „Spezialist“. So liegen beispielsweise das Broca- sowie das Weneckezentrum welche für die Sprachproduktion zuständig sind, bei den meisten Menschen in der linken Hemisphäre. Die rechte Hirnhälfte hingegen ist eher auf die auditorischen und visuell räumlichen Fähigkeiten spezialisiert. Patienten, welche einen Insult in der linken Hemisphäre erlitten, weisen im Allgemeinen neben einer rechtsseitigen Lähmung auch meist Sprachstörungen wie Aphasien auf.

Patienten, welche hingegen in der rechten Hirnhälfte einen Insult erleiden, zeigen neben einer linkseitigen Lähmung oft manische Symptome (Hartje & Poeck, 2000).

2.1.2 Individuelle laterale Präferenz

Als individuelle laterale Präferenz wird die charakteristische Tendenz einer Person, eine Hemisphäre relativ stärker zu aktivieren als die andere, bezeichnet (Papousek &

Schulter, 2006). Dies wird als Persönlichkeitsmerkmal angesehen und man spricht

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von einem Trait -Merkmal. Beispielsweise nehmen einige Forschergruppen an, dass der positive Affekt mit einer relativ stärkeren Aktivierung im linken und der negative Affekt mit einer relativ stärkeren Aktivierung im rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex in Zusammenhang steht (Davidson, 2004; Drake & Myers, 2006; Heller, 1993; Papousek & Schulter, 2002). Dieses Korrelat bleibt über die Zeit stabil und wird somit als tonische Asymmetrie bzw. als Trait-Merkmal angesehen. Obwohl Hagemann et al. (2005) nachweisen konnte, dass bis zu 80% der Varianz durch den Trait-Faktor aufgeklärt wird, gehen doch immerhin 20 % der aufgeklärten Varianz auf die Kosten des State-Faktors. Auf die viel diskutierte Thematik „State vs. Trait“ wird im Absatz 2.5 noch näher eingegangen.

2.1.3 Phasische Aktivierungsasymmetrie

Bei der phasischen Aktivierungsasymmetrie verändert sich die Aktivierung zugunsten einer Hirnhälfte je nach Situation und Stimmungslage. Dieses State-Merkmal wird durch verschiedene Reize aber auch durch Emotionen oder kognitive Aufgaben ausgelöst und ist zeitlich nicht stabil (Papousek & Schulter, 2006). Während bei der individuellen lateralen Präferenz temporär stabile interindividuelle Unterschiede reflektiert werden, wird im Gegensatz dazu die phasische Aktivierungsasymmetrie durch intraindividuelle Veränderungen charakterisiert. Beispielsweise zeigen depressive Personen eine relativ stärkere Aktivierung des rechten dorsolateralen Kortex, was aber nicht automatisch impliziert, dass sich die Aktivierungsasymmetrie im gleichen Bereich der linken Hemisphäre zu Gunsten dieser verändert, wenn diese Personen weniger depressiv sind oder umgekehrt (Papousek & Schulter, 2006). Das heißt, dass eine genaue Unterscheidung zwischen der tonischen Asymmetrie (Trait) und der phasischen Aktivierungsasymmetrie (State) getroffen werden muss. In der vorliegenden Arbeit wird hauptsächlich der Aspekt der phasischen Aktivierungsasymmetrie im frontopolaren Kortex betrachtet.

2.3 Aktivierungsasymmetrie und Emotionen

Nachfolgend werden unterschiedliche und für diese Arbeit bedeutende emotionspsychologische Modelle und Ansätze gegenübergestellt.

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2.3.1 Kreismodell des Affekts nach Russel (1980)

Bereits in den 50ern des vorigen Jahrhunderts beschäftigte sich die Wissenschaft mit der Beschreibung von affektiven Zuständen und den möglichen Formen der Kategorisierung. Es bestand zu dieser Zeit unter anderem die Meinung, dass Emotionen nur über mehrere unipolare, voneinander unabhängige Dimensionen, wie Traurigkeit, Angst, usw. eingeteilt werden können. Manche Wissenschafter gingen von bis zu 12 solcher Dimensionen aus (Nowelis & Nowelis, 1956). Eine konträre Meinung vertrat zur gleichen Zeit Schlosberg (1952). Er postulierte, dass affektive Zustände niemals unabhängig von einander sein können sondern vielmehr in einem höheren System in Verbindung zueinander stehen. Neben Schlosberg ist auch Russel der Meinung, dass Emotionen sinnvoll auf höchstens zwei bis vier Dimensionen beschrieben werden sollen. In seinem Kreismodell des Affekts, das für viele andere folgende Modelle die Grundlage darstellte (Drake & Myers, 2006, Watson und Tellegen, 1980), bilden zwei bipolare, aber unabhängig voneinander stehende Dimensionen die Hauptachsen (Abb. 1). Die erste Dimension wird hier als Wohlbefinden - Missbefinden betitelt und die zweite Hauptachse bildet die Dimension Aktiviertheit - Deaktiviertheit.

Russel gab Studierenden Listen mit 28 Adjektiven vor (z. B. „happy“, „glad“ oder

„sleepy“), welche sie vorerst acht Kategorien („Arousal“, „Contentment“,

„Depression“, „Distress“, „Excitement“, „Misery“, „Pleasure“, „Sleepiness“) zuteilen sollten. Im Anschluss daran wurden die Untersuchungspersonen angewiesen, diese 28 Adjektive in eine kreisförmige Ordnung (Abb.1) zu bringen, wobei der Grad der Nähe der Wörter den Grad der Ähnlichkeit untereinander darstellt.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die beiden Hauptachsen klar definieren lassen aber dass die Grenzen der von Russel vorgegebenen Kategorien stark verschwimmen und emotionsbesetzte Wörter nicht so einfach einzuteilen sind. Das heißt, dass fast alle vorgegebenen Wörter mehreren Kategorien zugeteilt werden können. Dies bestätigt die Annahme Russel`s, dass emotionspsychologische Dimensionen nicht unipolar und vollkommen unabhängig voneinander sein können.

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Abbildung 1: Hauptachsen des Kreismodells des Affektes nach Russel (1980)

Im Kreismodell hingegen können die Wörter klarer positioniert werden. Z.B. liegen wie in Abbildung 1 ersichtlich ist, die Wörter „happy“ und „ delighted“ zwischen den Polen Wohlbefinden und Aktiviertheit, doch das Wort „happy“ wird als weniger aktivierend beurteilt als das Wort „delighted“. Beide Wörter wurden aber in der Kategoriensortierungsaufgabe derselben Kategorie zugeteilt. Kritikpunkt bei dieser Form der Erhebung ist , dass die Stichprobengrößen von 36 bzw. 34 Studierenden eher gering ausfielen.

Faith und Thayer (2001) konnten aber in einer groß angelegten Studie das Kreismodell Russel´s bestätigen. Dabei wurden den Untersuchungspersonen insgesamt 118 unterschiedliche Stimuli (Musik, Bilder Videoclips) vorgegeben, welche im Anschluß bewertet wurden. Die Befunde zeigten, dass die Aktiviertheit bzw. das Arousal eine eingenständige Dimension darstellt.

Wie bereits erwähnt, dient das Kreismodell von Russel vielen anderen Modellen und Ansätzen als Grundlage. So bedienten sich auch Watson und Tellegen (1985) dieses Modells als Ausgangspunkt ihrer eigenen Theorie (Watson, Wiese, Vaidya &

Tellegen, 1999).

Missbefinden

Aktiviertheit

Deaktiviertheit

Wohlbefinden

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2.3.2 Watson and Tellegen Model (1985), Tripartite model (Clark & Watson, 1991)

Auch hier erfolgte die Klassifikation ebenso wie bei Russel durch die Zuteilung von Adjektiva oder mittels Erhebung durch Fragebögen. Der Unterschied liegt hier in der Art der angenommen Dimensionen. Während bei Russel die Dimensionen Wohlbefinden-Missbefinden bzw. Aktiviertheit-Deaktiviertheit die Hauptachsen bilden, wird in diesem Modell die Qualität des Affektes in positiv und negativ getrennt und als unabhängige Dimensionen betrachtet, welche die Hauptachsen bilden (Abb.2). Die 45 Grad Achsen bilden die die Dimensionen Wohlbefinden- Missbefinden bzw. starkes Engagement - Schwaches Engagement. Tellegen, Watson und Clark (1999) konnten nachweisen, dass damit stabile individuelle Unterscheide in der Reaktion auf bestimmte Situationen bzw. auf positive oder negative Emotionen klassifiziert werden können (Neubauer & Schulter, 2005).

Aus diesem Modell entstand die bis heute häufig verwendete „Positive and negative Affect Schedule“ (PANAS). Weiterentwickelt wurde dieses Modell von Clark &

Watson (1991) zum „Tripartite model“, welches die neben den vorhin genannten Hauptachsen die Nebenachsen unter dem Titel „autonomes Arousal“ zu einem dritten Faktor zusammenfaßt.

Abbildung 2: Zweidimensionales Modell von Watson and Tellegen (1985)

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2.3.3. Reinforcement Sensitivity – Theory nach Gray, (1981, 1996)

Beim Thema Emotionen und Persönlichkeit sollte die Reinforcement Senstitvity- Theorie von Gray nicht außer Acht gelassen werden. Gray stellt zwei von einander unabhängige Systeme gegenüber. Dem Behavioral approach system (BAS) steht das Behavioral inhibition system (BIS) gegenüber. Das BAS stellt die Tendenz zur Annäherung dar, im Gegensatz zum BIS, welches die Tendenz zur Vermeidung bzw.

der Verhaltenshemmung beschreibt (Sutton & Davidson, 1997; Hewig, Hagemann, Seifert, Naumann & Bartussek 2006; Neubauer & Schulter, 2005). Personen mit einem hohe Score in der BAS-Skala können als eher extravertiert und impulsiv charakterisiert werden. Sie reagieren stärker und sensitiver auf Anreize und sind empfänglich für Belohnungen. Personen mit einem hohen Score in der BIS- Skala hingegen werden als eher neurotisch und introvertiert beschrieben. Sie reagieren stärker und sensitiver auf Bedrohungen und sind empfänglicher für Bestrafungen.

Dass diese Korrelate auch im Gehirn abgebildet sind, konnte mehrfach nachgewiesen werden (Hagemann, Hewig, Seifert, Naumann & Bartussek, 2005, Sutton &

Davidson, 1997). In einer EEG-Studie von Sutton und Davidson (1997) konnte gezeigt werden, dass Frauen mit hohen Werten in der BAS- Skala eine relativ stärkere Aktivierung im linken präfrontalen Kortex aufweisen und Frauen, welche in der BIS - Skala hoch scoren eine relativ stärkere Aktivierung in der rechten präfrontalen Region zeigen. Sutton und Davidson (2000) sehen hier auch die Bestätigung dafür, dass die Theorie eng mit dem Modell der motivationalen Tendenz von Davidson, welches in Kapitel 2.3.4 diskutiert wird, in Verbindung steht.

Hewig et al. (2006) sowie Hagemann et al (2005) hingegen fanden in ihren Studien heraus, dass Personen mit einem hohen BAS-Score eine signifikant stärkere bilaterale Aktivierung im präfrontalen Kortex zeigen als Personen mit niedrigere BAS-Scores.

Ein Zusammenhang zwischen der Aktivierung im präfrontalen Kortex und Personen mit hohem BIS - Scores konnte hingegen nicht nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu den Annahmen der Forschergruppe zeigte sich ein signifikanter positiver Zusammenhang zwischen der Höhe des BIS-Scores und der Stärke der Aktivierung in der rechten posterioren temporalen sowie in der rechten parietalen Region. Dieses Ergebnis wird damit begründet, dass die BIS – Skala nicht die Verhaltenshemmung erfasst sondern vielmehr das Konstrukt „Ängstlichkeit mit hohem Arousal“.

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2.3.4 Modell der motivationalen Tendenz nach R. J. Davidson (1984, 1992)

Während die eben vorgestellten Modelle den persönlichkeitspsychologischen Hintergrund der Emotionen beleuchten, so verfolgen die nun beschriebenen Ansätze den neuropsychologischen Zugang, der sich hauptsächlich mit der Lateralität der Hemisphären beschäftigt. Davidson (1992) geht in seinem Modell ebenso wie Gray davon aus, dass jede Emotion mit einer motivationalen Richtung in Verbindung steht, die entweder eine Annäherung oder eine Rückzugstendenz hervorruft. Beide Tendenzen werden ebenfalls als unabhängige Systeme betrachtet wobei das Annäherungssystem (approach) mit positiver Affektivität und der Aktivierung der linken anterioren Regionen in Zusammenhang steht, während das Rückzugssystem (withdrawal) mit negativer Affektivität und der Aktivierung des entsprechenden Bereiche des rechten Kortex einher gehen. Davidson postuliert, dass Personen, welche eine relativ stärkere Aktivierung im linken dorsolateralen präfrontalen Kortex aufweisen, durch eine Motivation in Richtung Zuwendung zu Personen, Situationen und Objekten charakterisiert sind, während Personen mit einer relativ stärkeren Aktivierung im rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex eine Motivation in Richtung Rückzug und Vermeidung zeigen.

Vielfach wurde mittels EEG-Untersuchungen versucht dieses Modell zu verifizieren (Allen et al., 2000; Kline et al., 2000; Davidson, 1984, 1992, 2004; Wheeler, Davidson & Tomarken 1993; Hagemann et al., 1998; Tomarken et al., 1990;

Shankman & Klein, 2003). Dabei wurden unter anderem Reize dargeboten, welche unterschiedliche Emotionen auslösen sollen (Filmclips, Bilder, Geräusche, Gerüche etc.). Es ergaben sich dabei jedoch sehr heterogene Ergebnisse. Hagemann und Kollegen (1998) sowie die Forschergruppe um Tomarken (1990) kamen zu dem Ergebnis, dass sich zwar bei Vorgabe von negativen Reizen eine signifikant stärkere Aktivierung im rechten frontalen Kortex zeigte, was die Theorie von Davidson bestätigen würde, doch konnten sie keine Zusammenhänge zwischen dem positiven Affekt und der anterioren Aktivierungsasymmetrie nachweisen. In der EEG-Studie von Gotlib et al. (1998) zeigte sich überhaupt keine Beziehung zwischen der Affektivität und der Aktivierungsasymmetrie im frontalen Kortex.

Mögliche Gründe, warum die Ergebnisse derart voneinander abweichen, wären die Wahl der Stichprobe, die Dauer der EEG-Messungen, die Methoden zur Erfassung des Affekts, sowie die emotionsauslösenden Reize. Während Davidson nur Frauen

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untersuchte, nahmen andere Forschergruppen beide Geschlechter mit in die Untersuchung auf. Das heißt, dass ein möglicher Geschlechtereffekt mit eine Rolle einnehmen könnte (Blackhart, Kline, Donohou, LaRowe & Joiner, 2002). Da sich die einzelnen Studien dadurch unterscheiden, dass unterschiedliche Verfahren zur Erfassung der Affektivität gewählt wurden, und auch die Dauer der EEG-Aufnahmen variieren, ist hier eine Generalisierung schwierig. Das heißt, Fragebögen, die vermeintlich das gleiche Konstrukt erfassen sollen, tun dies oft nicht. So erfasst z.B.

die „PANAS“ den positiven bzw. negativen Affekt, aber beide nur im Zusammenhang mit einem hohen Arousal (Watson et. al, 1999). Dies lässt einen Vergleich mit Studien, bei denen andere Fragebögen zur Abklärung des Affekts verwendet wurden, nur schwer zu. Auch die Wahl der Dauer der EEG-Messungen stellt ein oft diskutiertes Thema dar (Papousek & Schulter, 2006). Dies hängt unmittelbar mit der Wahl der vorgegebene Reize zusammen. Während Filmclips in der Regel länger vorgegeben werden als z. B. Gerüche, sind folglich auch die Aufnahmespannen unterschiedlich lange. Auch die Wahl der vorgegebenen Reize sind hier von Bedeutung. Während einerseits nur das Ruhe-EEG beobachtet wurde, gaben andere Forscher gezielt Reize zur Auslösung von Emotionen vor. Aber ein Umstand, welcher eine größere Relevanz als bisher angenommen darstellt, ist der Anteil der State- Komponente. Das heißt, dass die aktuelle Stimmungslage der Untersuchungsteilnehmer zumeist völlig außer Acht gelassen wurde (Papousek &

Schulter, 2006). Auf diesen Aspekt wird im Absatz 2.5 näher eingegangen.

Kritisch anzumerken ist auch, dass Davidson, wie im Methodenteil seiner Studien ersichtlich ist, sämtliche Positionen im Frontalkortex abgeleitet hat. Trotzdem richtete er den Fokus aufgrund der höheren Retest-Reliabilität nur auf die EEG-Positionen F3 und F4 und Positionen wie Fp1 und Fp2 wurde keine Beachtung geschenkt.

Interessant wäre hier eine Interpretation oder zumindest ein Diskussionsversuch der nicht signifikanten Ergebnisse.

2.3.5 Action tendency Model nach Drake & Myers, (2006)

Dieses neue Modell von Drake und Myers (2006) geht zwar, wie die beiden vorher beschriebenen Theorien ebenso von zwei Systemen aus, wobei eines die Annäherungstendenz bzw. die Tendenz aktiv zu werden widerspiegelt, doch nahmen

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System an, sondern die Passivität bzw. Resignation. Das heißt, im Gegensatz zur Vermeidungs- oder Rückzugstendenz, wo Gedanken einer aktiven Handlung zum Rückzug oder das Bedürfnis die Situation aktiv zu vermeiden gegeben ist, wird bei der Passivität kein aktiver Handlungsgedanke getroffen und in der Situation verharrt.

In ihrer Studie gaben Drake und Myers (2006) den Untersuchungspersonen einen Linienhalbierungstest und die PANAS vor. Die Fehler im Linienhalbierungstest wurden als Indikator für die Aktivierung im präfrontalen Kortex betrachtet. Das heißt, werden mehr Fehler rechts der Mitte gemacht, so spricht das für eine stärkere Aktivierung im linken präfrontalen Kortex, da eine stärkere Aufmerksamkeit zur rechten Seite gezeigt wird (Monaghan & Shillcock, 2004).

Wie erwartet ergab sich eine positive Korrelation zwischen der Skala „Positiver Affekt“ sowie den Items „strong“, „powerful“, und „mighty“ und der Anzahl der Fehler rechts der Mitte im Linienhalbierungstest, was für eine stärkere Aktivierung im linken präfrontalen Kortex spricht. Die höchste Korrelation zeigte sich zwischen der Anzahl der Fehler in der linken Hälfte des Linienhalbierungstests und den Items

„passiv“ und „kooperativ“, was für eine stärkere Aktivierung im rechten präfrontalen Kortex spricht. Diese Ergebnisse lassen nach Drake und Myers den Schluß zu, dass nicht die Rückzugs- bzw. Vermeidungstendenz der Gegenpol der Annäherung darstellt sondern die Passivität bzw. Resignation. Eine weitere Bestätigung findet dieses Modell in der Ruhe - EEG-Studie von Schmidt (1999). Dabei zeigte sich, dass hoch schüchterne Frauen eine relativ stärkere Aktivierung im rechten präfrontalen Kortex zeigen im Vergleich zu jenen Frauen, welche sich als wenig schüchtern beschreiben. Eine relativ stärkere Aktivierung im linken präfrontalen Kortex hingegen wurde bei jenen Frauen gemessen, welche sich als sehr gesellig beschrieben im Vergleich zu Frauen, welche angaben, wenig gesellig zu sein.

Anzumerken ist hier, dass bei den Modellen von Davidson sowie bei Drake & Myers der mögliche Einfluss des Arousals nicht berücksichtigt wurde, welcher z. B. im Modell von Heller eine wichtige Rolle spielt.

2.3.6 Valenz Modell nach Heller (1993)

Die Forschergruppe um Wendy Heller befasst sich neben der Lateralitätsforschung hauptsächlich mit den Zusammenhängen zwischen der Hirnaktivität und affektiven

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Störungen. Ihr Valenz Modell (1993) geht im Gegensatz zu Davidson von drei bipolaren Dimensionen aus (positive Valenz, negative Valenz und Arousal). Es wird dabei angenommen, dass positive Emotionen im linken frontalen Kortex angesiedelt sind und negative im rechten. Dieses Modell geht je nach Färbung der Emotion von einem Zusammenspiel zwischen den Aktivierungsasymmetrien im präfrontalen Kortex und der Stärke der Aktivierung in der parietotemporalen Region aus (Abb. 3).

Abbildung 3: Valenz Modell nach Heller (1993)

Dabei gilt der frontale Kortex verantwortlich für den Affekt und die posteriore Region als jenes Gebiet im Gehirn, welche das Arousal abbildet. So konnte Heller (1993) in einer Ruhe-EEG-Untersuchung zeigen, dass Personen mit einer Angststörung ebenso wie Patienten, welche an einer Depression leiden, eine signifikant höhere Aktivierung im rechten präfrontalen Kortex aufweisen als gesunde Personen. Im parietotemporalen Kortex zeigte sich zwischen den beiden Patientengruppen jedoch ein Unterschied.

Ängstliche Personen weisen eine höhere Aktivierung in diesem Bereich auf, während Depressive eine Hypoaktivierung zeigen. Bruder et al. (1997) als auch Kentgen et al.

(2000) konnten ebenso eine signifikant geringere Aktivierung im rechten parietalen

Heiterkeit Ruhe

Ängstlichkeit Depressivität

Hohes Arousal (+) Niedriges Arousal (-)

Positive Valenz links < rechts

Negative Valenz rechts < links

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Bei Angstpatienten hingegen muss nach Heller (2003) ein Unterschied zwischen Phobikern und Personen mit einer generalisierten Angststörung getroffen werden.

Während Phobiker im Vergleich mit Gesunden eine relativ stärkere Aktivierung im rechten dorsolateralen Kortex und der rechten parietotemporalen Region aufweisen, haben Personen mit einer generalisierten Angststörung zwar auch eine relativ stärkere Aktivierung in der rechten parietotemporalen Region aber weisen im Vergleich zu Gesunden eine relativ stärkere Aktivierung im linken dorsolateralen Kortex auf. In einer Studie von Shankman und Klein im Jahre 2003, wo der Zusammenhang zwischen Depression und Angststörungen im Vordergrund stand, wurden die drei Modelle von Watson, Davidson und Heller in prospektiven, cross-sectional, Familien- bzw. Zwillingsstudien sowie EEG-Studien auf ihre Gültigkeit hin überprüft.

Insgesamt konnte keines der Modelle über alle Varianten der Studien standhalten. Wie erwartet lieferten die EEG-Studien den stärksten Beweis für das Annäherungs- Rückzugs Modell von Davidson, wonach Patienten mit einer Depression eine Hypoaktivierung im linken frontalen Kortex zeigen und dies auf ein Defizit in der Tendenz zur Annäherung schließen lässt.

Es ist aber nicht eindeutig, was genau dies reflektiert. Es existieren nach Shankman et al. (2003) keine Befunde, wo die Annäherungstendenz bei Depressiven als solche untersucht wurde. Henriques und Davidson, (1997) erklären diesen Umstand damit, dass Depressive in einer Laboruntersuchung nicht imstande sind eine solche Tendenz überhaupt zu zeigen. Weiters ist nicht klar, welche Rolle die posteriore Region des Gehirns im Bezug auf das Annäherungssystem einnimmt. Dies lässt den Schluss zu, dass nicht nur der frontale Kortex, sondern auch die parietale Region mit Depression in Zusammenhang steht. Während die Rolle des Annäherungssystems in Zusammenhang mit Depression häufig untersucht wurde, wurde dem Rückzugssystem wenig Beachtung geschenkt. In einigen Studien wird postuliert, dass Personen mit einer Angststörung im Ruhe-EEG eine höhere rechtsfrontale Aktivierung zeigen als gesunde Personen (Wiedemann et al. 1999).

2.3.7 Sonderfall “Ärger”

Wie bereits erklärt, herrscht im Allgemeinen Einigkeit darüber, dass negative Emotionen bzw. die Rückzugstendenz in der rechten und positive bzw. die Annäherungstendenz in der linken Hemisphäre repräsentiert sind. Ärger aber ist eine

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Emotion, welche eine negative Valenz mit einer Annäherungstendenz aufweist. Die ausgeprägteste Form des Ärgers ist die Aggressivität. Zur Verdeutlichung kann man hier das Beispiel der physischen Aggressivität heranziehen. Die Emotion wird als negativ empfunden, zugleich wird eine hohe Annäherungstendenz gezeigt. Mehrfach konnte nachgewiesen werden, dass offensive Aggressivität im Zusammenhang mit Ärger, der Tendenz anzugreifen und keiner Fluchttendenz steht, während die defensive Aggressivität im Zusammenhang mit Angst, der Tendenz zu flüchten und nur wenn keine Fluchtmöglichkeit gegeben ist, anzugreifen, steht (Blanchard &

Blanchard, 1984; Lagerspetz, 1969; Moyer, 1976). Nun stellt sich die Frage, wo diese Emotion im Gehirn repräsentiert ist. Man könnte vermuten, dass hier eine bilaterale Aktivierung am wahrscheinlichsten ist. Doch so einfach ist dies nicht zu erklären.

Harmon-Jones und Allen (1998) konnten in einer EEG-Studie nachweisen, dass Personen mit einem hohen Trait-Ärger eine relativ stärkere Aktivierung des linken präfrontalen Kortex sowie einer relativ geringeren Aktivierung im rechten präfrontalen Kortex aufweisen als Personen mit einem niedrigen Trait-Ärger. Ähnlich wie Harmon-Jones und Allen zeigten Heller et al. (1993, 2003) in ihren Studien, dass Personen mit einem hohen Trait-Ärger eine relativ stärkere Aktivierung im linken dorsolateralen präfrontalen Kortex mit einer relativ stärkeren Aktivierung im parietotemporalen Bereich aufwiesen im Gegensatz zu Personen mit niedrigen Trait- Ärger. Harmon-Jones und Allen (1998) erklären solche Befunde damit, dass Personen mit einem hohen Trait-Ärger Ärger nicht als negative sondern vielmehr als positive Emotion empfinden und sich deshalb die Aktivierungsasymmetrie zugunsten der linken Hemisphäre zeigt. Bei Studien zum State-Ärger konnten aber ähnliche Ergebnisse gezeigt werden. So konnten Dougherty, Shin, Alpert, Pitman, Lasko, Macklin, Fischman und Rauch (1999) in ihrer PET-Studie an 8 Männern nachweisen, dass der linke orbitofrontale Kortex bei induziertem Ärger relativ stärker aktiviert war als in der Ruhebedingung oder bei einer Symtomprovokation bei Angstpatienten.

Ebenso wies Harmon-Jones (2003) in einer EEG-Studie nach, dass bei einer Induktion von Ärger, wie beispielsweise durch eine Beleidigung hervorgerufen, der linke präfrontale Kortex eine relativ stärkere Aktivierung aufweist als in der Ruhebedingung. Wird aber die Symptomprovokation von Ärger mit empathieauslösenden Reizen gekoppelt, ist diese Aktivierungsasymmetrie nicht mehr feststellbar.

(21)

Diesen Befunden zufolge wäre hier der Erklärungsversuch von Harmon Jones (1998) in Frage zu stellen, da auch beim State-Ärger die linke Hemisphäre stärker aktiviert wurde. Das könnte weiter vermuten lassen, dass hier nicht die Valenz der ausschlaggebende Punkt ist, sondern die Annäherungstendenz. In der vorliegenden Arbeit wird versucht herauszufinden, welche emotionale Komponente nun wirklich diesen Befunden zugrunde liegt.

2.3.8 Rechte Hemisphären- Hypothese nach Gainotti (1983, 2000)

Einen anderen Ansatz verfolgt dieses Modell, denn hier werden nicht die einzelnen Färbungen der Emotionen den Hemisphären zugeteilt sondern die Funktion. Gainotti geht davon aus, dass unabhängig von der Qualität der Emotion (positiv oder negativ) das Emotionserleben, der Emotionsausdruck sowie die autonome Aktivierung durch die rechte Hemisphäre vermittelt werden. Er sieht sie als automatische Komponente der Emotion. Die linke Hirnhälfte hingegen hat die Aufgabe der Kontrolle und Modulation der spontanen emotionalen Reaktionen. Dass heißt, dass hier von einer bilateralen Aktivierung gesprochen wird. Wie bereits in Kapitel 2.3.3. beschrieben wurde, ergab sich bei Hewig et al. (2006) als auch bei Hagemann (2005) ein Zusammenhang zwischen der positiven Affektivität bzw. der Annäherungstendenz und der bilateralen Aktivierung im präfrontalen Kortex. Tomarken et al. (1992) konnten ebenfalls in ihrer EEG-Studie, wo den Probanden emotionsauslösende Filmclips gezeigt wurden, nachweisen, dass sich eine bilaterale Aktivierung im Frontalkortex zeigte, sich hingegen bei negativen Emotionen kein signifikanter Zusammenhang nachweisen lässt. Diese Ergebnisse bestätigen weniger die Annahmen von Davidson (1992) sondern eher das Valenz Modell nach Heller (1993) sowie die Rechte- Hemisphären- Hypothese von Gainotti (1983, 2000).

2.3.7 Extraversion – Introversion

Es ist naheliegend, dass das Modell der Annäherungs- bzw. Rückzugstendenz mit dem Persönlichkeitsmerkmal Extraversion-Introversion im Zusammenhang stehen könnte.

Ebenso kann ein Zusammenhang zwischen diesem Persönlichkeitsmerkmal und dem Affekt vermutet werden. Hoch extravertierte Personen können nach Eysenck als

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gesellig, lebhaft, aktiv, assertiv, reizsuchend, sorglos, dominant, optimistisch und abenteuerlustig beschrieben werden. Hoch introvertierte Personen beschreiben die gegenteiligen Verhaltensweisen. Eysenck und Eysenck (1985) stellten die Hypothese auf, dass Extraversion mit positivem Affekt in Zusammenhang steht. Mehrfach wurde diese Hypothese überprüft und bestätigt (Watson & Clark, 1992, zitiert nach Hagemann et al., 1999). Dies läßt nach Hagemann et al. (1999) die Hypothese zu, dass Personen mit einem hohen Score im Merkmal Extraversion eine relativ stärkere links- frontale Aktivierung aufweisen als dies Personen mit niedrigen Werten in der Extraversionsskala tun, was auch die Theorie von Davidson unterstützen würde. In ihrer Studie konnten sie zwar den Zusammenhang zwischen positivem Affekt und Extraversion nachweisen, aber keinen mit der Aktivierungsasymmetrie im Frontalkortex. Zum gleichen Ergebnis kamen Schmidtke und Heller (2004), wo ebenfalls kein Zusammenhang zwischen der Aktivierung im Frontalkortex und dem Merkmal Extraversion hergestellt werden konnte. Da aber in den meisten Studien mit der PANAS gearbeitet wurde, diese aber die Färbung des Affekts, wie bereits in Abs.

2.3.4 erwähnt, nur im Zusammenhang mit hohem Arousal erfaßt, ist unklar, in wie weit das Arousal eine Einflußgröße darstellt. Tran et al. (2001, zitiert nach Neubauer

& Schulter, 2005) konnten aufzeigen, dass Extravertierte im Gegensatz zu Introvertierten eine deutlich geringere Aktivierung in den frontalen und zentralen Regionen des Gehirns aufwiesen. In einer PET-Scan Studie von Johnson et al. (1999, zitiert nach Neubauer & Schulter, 2005) zeigte sich ebenfalls, dass eine reduzierte Aktivierung mit erhöhter Extraversion im Zusammenhang steht.

In der vorliegenden Arbeit wird der Aspekt Extraversion mit aufgenommen, da mögliche Zusammenhänge mit der kortikalen Aktivierung im Frontopolarkortex von Interesse sind.

2.5 State vs. Trait

Die eben vorgestellten Modelle gehen davon aus, dass der Wahrnehmung und Reaktion auf Emotionen einem Trait-Merkmal zugrunde liegt. Das heißt, dass die Art der Reaktion auf Emotionen ein Persönlichkeitsmerkmal darstellt. Davidson als auch Heller konnten dies mehrfach nachweisen. Kritisch anzumerken ist aber, dass viele

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State-Faktor außer Acht lassen oder zumindest nur kurz erwähnen. Davidson räumte aber ein, dass seine Befunde nur für Personen mit sehr stabiler oder extremer Aktivierungsasymmetrie zutreffen. (Wheeler, Davidson & Tomarken, 1993). In einer EEG-Untersuchung von Davidson et al. (2000) wurde den Probanden gesagt, dass sie in Kürze eine spontane Rede halten sollten. Es zeigte sich, dass Sozialphobiker im Vergleich zu Gesunden zwar eine stärkere Aktivierung im rechten präfrontalen Kortex aufwiesen, doch war dieser Unterschied in der Baseline nicht signifikant. Davidson sieht dieses Ergebnis als ein State-Marker für das Vermeidungssystem (Shankman &

Klein, 2003). Hagemann (2005) postulierte zu diesem Thema, dass der Anteil der aufgeklärten Varianz der State-Komonente einen Umfang von 40% darstellt. Trotz Aggregation der Daten beläuft sich der Einfluß auf die Befunde auf immerhin noch 20%. Coan und Allen (2004) verglichen in ihrer Arbeit 60 Studien und beleuchteten dieses Thema. Einen eindrucksvollen Beweis des Zusammenhangs zwischen der Aktivierungsasymmetrie im Frontalkortex und dem aktuellen Befinden konnten Papousek und Schulter 2006 in zwei EEG-Studien liefern. Dabei wurden in einem Retestintervall von zwei bis vier Wochen an gesunden Untersuchungspersonen die Baseline und das aktuelle Befinden erhoben. Es zeigte sich, dass sich die Aktivierung im frontopolaren Kortex je nach Befinden verschiebt. Das heißt, je ängstlicher und besorgter die Personen vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt waren, desto stärker verschob sich die Aktivierung zugunsten des linken Frontopolarkortex und je geringer die ängstliche Besorgtheit wurde, desto stärker verschob sich die Aktivierung zugunsten der rechten frontopolaren Region (Abb.4). Dies weist darauf hin, dass sich die Aktivierungsasymmetrie in dieser Gehirnregion genau gegensätzlich verhält als im Großteil der bisherigen Befunde bezüglich des präfrontalen Kortex, wonach, wie bereits ausgeführt, positive Emotionen in der linken und negative Emotionen in der rechten Hemisphäre angesiedelt sind.

Die State-Komponente nimmt somit eine größere Rolle ein als bisher vermutet wurde.

Unklar hingegen ist, welche Komponente der Emotion (Valenz, Arousal oder motivationale Tendenz) sich in dieser Kovarianz widerspiegelt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich genau mit dieser Fragestellung.

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Ängstliche Anspannung Negative Stimmung/Besorgtheit

Verlagerung nach links Verlagerung nach rechts

Frontopolare EEG-Asymmetrie

Abbildung 4: Kovarianz der EEG-Asymmetrien des Frontopolarkortex und emotionalen Zuständen.

Zusammenfassend können die dargestellten Theorien und Ansätze in zwei Gruppen eingeteilt werden. Zur ersten Gruppe zählen Russel´s Kreismodell (1985), das Tripartite Modell nach Clack und Watson (1991) und das Valenz Modell nach Heller (1993). Die Gemeinsamkeit dieser Theorien ist die Einteilung der Emotionen durch das Zusammenspiel zwischen Affekt und Arousal. In der zweiten Gruppe steht die motivationale Tendenz sich je nach empfundener Emotion anzunähern oder den Rückzug anzutreten im Vordergrund. Dazu gehören das BIS/BAS Modell nach Gray (1981), das Modell der „Motivational direction“ nach Davidson (1995) sowie das

„Action tendencies“ Modell nach Drake und Myers (2006).

Generell unterscheiden sich alle Modelle untereinander zum Einen in der Benennung der Dimensionen und zum Anderen im Zugang. Während die Forschergruppen um Russel, Clark und Watson und Gray den persönlichkeitspsychologischen Zugang gewählt haben, betrachten Heller, Davidson, Drake und Myers und Gainotti die neuropsychologischen Korrelate.

Die persönlichkeitspsychologischen Theorien sind sich dahingehend einig, dass Emotionen in mehreren Dimensionen einzuteilen sind. Bei den neuropsychologischen Ansätzen reduziert sich die Anzahl der Dimensionen. Bis auf die Rechte- Hemisphärenhypothese nach Gainotti (1983, 2000), welche von einer bilateralen Aktivierung ausgeht, gehen alle anderen neuropsychologischen Emotionsmodelle von einer eindeutigen Aktivierungsasymmetrie im Zusammenhang mit der Färbung der Emotion aus und nehmen diese als Trait-Merkmal an.

Stimmung negativer

Stimmung positiver

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Es existieren nur wenige Befunde oder Modelle, die sich mit dem State-Aspekt auseinandersetzten. Obwohl sich die vorliegende Arbeit mit dem State-Faktor beschäftigt, wurden trotzdem die eben vorgestellten Trait-Modelle als theoretischen Hintergrund gewählt, da, wie in Abs. 2.5 erwähnt in jedem Befund ein nicht zu geringer Anteil an State-Varianz beteiligt ist.

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2.6 Fragestellung und Erwartungen

2.6.1 Hauptfragestellung

Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob eine bestimmte emotionale Dimension existiert, welche die Kovarianz zwischen der phasischen Aktivierungssymmetrie des frontopolaren Kortex und der aktuellen Stimmungslage, welche durch Papousek und Schulter (2002) nachgewiesen wurde, begründet.

Durch den im theoretischen Teil beschriebenen Hintergrund werden folgende Erwartungen formuliert:

Die Aktivierungsasymmetrie im Ruhe-EEG weist im frontopolaren Kortex eine vergleichbare interne Konsistenz aber eine geringere zeitliche Stabilität als alle anderen Regionen auf.

Je stärker sich bei Personen die Stimmung verschlechtert um so stärker verschiebt sich die Aktivierung zugunsten des linken Frontopolarkortex und umgekehrt.

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3 METHODE

Zumindest im deutschsprachigen Raum existieren keine den Gütekriterien entsprechende Untersuchungsverfahren zur Messung der momentanen Befindlichkeit, welche eindeutig jeweils nur eine der oben beschriebenen Komponenten (Valenz, Arousal, „Motivation direction“ und „Action tendency“) erfassen. Um sinnvolle Vorhersagen für die Hauptuntersuchung treffen zu können, wurden verschiedene Fragebögen zur Messung der aktuellen Befindlichkeit in einer Testung am 11.11.2007 vorgegeben. In weiterer Folge wurde eine Faktorenanalyse berechnet. Die daraus resultierenden Faktoren dienten als Grundlage für das Treffen der Vorhersagen bezüglich der Hauptuntersuchung.

3.1 Voruntersuchung

3.1.1 Untersuchungspersonen

Es nahmen insgesamt 147 Psychologiestudierende (111 Frauen, 36 Männer) des ersten Studienabschnitts im Alter zwischen 18 und 56 Jahren (M = 21,61; SD = 4,89) im Rahmen einer Vorlesung „Statistik 2“ an der Testung teil.

3.1.2 Untersuchungsverfahren

3.1.2.1 Papier- Bleistift- Verfahren

3.1.2.1.1 State - Trait - Heiterkeitsinventar (STHI)

Dieses Inventar nach Ruch, Köhler und van Thriel (1995,1997) stellt eines der wenigen Verfahren dar, welches positive Emotionen erfasst. In dieser Testung wurde die State – Version „STHI (30)“ herangezogen. Dieses Inventar beinhaltet 30 Aussagen, wobei die Untersuchungsperson auf einer 4-stufigen Ratingskala (z.B.

„trifft zu“ bis „trifft gar nicht zu“) angeben soll, wie sich momentan fühlt. Sie erfasst die drei Subskalen Heiterkeit (z.B. „Ich bin fröhlich.“), Ernst (z.B. „Ich würde mich lieber mit ernsten Themen beschäftigen.“) und Schlechte Laune (z.B. „Ich bin genervt.“).

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3.1.2.1.2 State – Trait – Anxiety Inventory (STAI_S)

Laux et al. entwickelten 1981 dieses Verfahren zur Messung der aktuellen Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, inneren Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen. Auch hier wurde die State - Skala verwendet, welche 20 Aussagen umfasst. Die Untersuchungsperson soll mittels einer 4 – stufigen Ratingskala („überhaupt nicht“ bis „sehr“) ihren augenblicklichen Gefühlszustand beurteilen. Ein typisches Item wäre:“ Ich bin beunruhigt.“

3.1.2.1.3 Mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (MDBF)

Der MDBF wurde von Steyer, Schenkmezger und Eid (1997) ebenfalls zur Erfassung der aktuellen Befindlichkeit entwickelt und stellt im Unterschied zu den zuvor beschriebenen Verfahren eine reine Adjektivliste, bestehend aus 24 Items, dar. Hierbei sollen die drei bipolaren Dimensionen „Gute Stimmung – Schlechte Stimmung“

(„wohl“, „glücklich“ bzw. „unwohl“, „unglücklich“), „ Wachheit – Müdigkeit“

(„ausgeruht“, „munter“ bzw. „schlapp“, „müde“), und „Ruhe – Unruhe“ („ruhig“,

„ausgeglichen“ bzw. „angespannt“, „nervös“) erfasst werden. Auf einer 5 – stufigen Ratingskala („überhaupt nicht“ bis „sehr“) gibt die Untersuchungsperson an, wie sie sich zu diesem Moment fühlt.

3.1.2.1.4 Kurz-Skala Stimmung/Aktivierung (KUSTA)

Zur Erfassung der aktuellen Stimmung und Aktivierung wurde diese Skala von Binz und Wendt (1986) erstellt. Für die vorliegende Testung wurde die Skala

„Entspannung“ (KUSTA-E) herangezogen. Die Skala besteht aus einem 17-stufigen bipolaren Item wobei „innerlich unruhig, nervös, aufgeregt“ den einen Pol darstellt und „ruhig, entspannt, gelassen“ den anderen.

3.1.2.1.5 State – Trait - Anger Expression Inventory (STAXI)

Das STAXI nach Schenkmezger, Hodapp und Spielberger (1992) umfasst die fünf Subskalen „Trait-Ärger“ (T-A), „subjektiver Ärgerzustand“ (S-A),

„Ärgerunterdrückung“ (Anger-in; AI), „den Ausdruck von Ärger gegen Personen und Objekten“ (Anger-out; AO) sowie „Ärgerkontrolle“ (Anger Control; AC). Für die vorliegende Untersuchung wurden nur die Subskalen „State-Ärger“, „Anger-In“,

„Anger Out“ und „Anger Control“ verwendet.

(29)

Der Grund, warum neben der State-Skala auch die drei Skalen vorgeben wurden, welche im eigentlichen Sinn Trait-Faktoren erfassen ist der Ansatz von Ruiz, Smith und Uchino (2002), die postulieren, dass die Skala Anger-In die Dimension

„Feindselige Unterwürfigkeit“ und die Skala Anger-out die „Feindselige Dominanz“

erfassen.

3.2.1.6 Stressverarbeitungsfragebogen (SVF_S32)

Diese Version wurde aus dem originalen Stressverarbeitungsfragebogen (SVF78) nach Janke, Erdmann und Kallus (2002) entwickelt. Da es sich bei dem Original um ein Verfahren zur Abbildung von Traits handelt, in der vorliegenden Untersuchung aber die State-Maße von Interesse sind, wurde das Verfahren dahin gehend verändert, dass es die aktuell angewendeten Stressbewältigungsstrategien erfassen soll. Dabei wurden aus den 13 ursprünglichen Strategien zur Stressbewältigung acht herangezogen. Die verwendeten Subskalen sind dabei „Vermeidung“, „Resignation“,

„Flucht“, „Aggression“, „Bagatellisierung“, „Herunterspielen“, „Soziale Abkapselung“ und „Gedankliche Weiterbeschäftigung“. Je Skala wurden vier Items aus dem Original verwendet. Die Zuteilung im Fragebogen erfolgte durch zufällige Zuteilung durch das Programm Microsoft Office Exel 2003 (siehe Anhang 7.4).

3.2 Untersuchungspersonen der Hauptuntersuchung

Insgesamt 84 Psychologiestudierende der Karl-Franzens-Universität Graz nahmen an der Hauptuntersuchung teil. Dreizehn Personen konnten aufgrund der Ausschlusskriterien nicht berücksichtigt werden. Die verbliebenen 36 Frauen und 35 Männer waren ausschließlich Rechtshänder und nicht substitutioniert von Medikamenten, welche die Konzentration bzw. die Affektivität beinträchtigen würden. Die Rekrutierung erfolgte mittels eines Aushangs am Institut für Psychologie sowie durch persönliche Ansprache. Die Untersuchungspersonen nahmen freiwillig an der Untersuchung teil und erhielten als Entschädigung eine Untersuchungsteilnahmebestätigung. Der Zeitraum der gesamten Testung, welche im EEG-Labor sowie in einem Untersuchungsraum am Institut für Psychologie stattfand, erstreckte sich von September 2007 bis Dezember 2007. Die Untersuchungspersonen

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waren zwischen 18 und 30 Jahren alt, wobei das Durchschnittsalter bei 21,83 (SD = 2,79) lag.

3.3 Untersuchungsverfahren und –material

3.3.1 Maße zur Erhebung der aktuellen Befindlichkeit

Hierbei wurden ebenso wie in der ersten Untersuchung die bereits oben beschriebenen Verfahren zur Erfassung der aktuellen Befindlichkeit herangezogen. Dabei handelte es sich um das State - Trait - Heiterkeitsinventar (STHI) nach Ruch, Köhler und van Thriel (1995,1997), dem Mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (MDBF) nach Steyer, Schenkmezger und Eid (1997), der Kurz-Skala Stimmung/Aktivierung (KUSTA) nach Binz und Wendt (1986), dem State – Trait – Anxiety Inventory (STAI_S) nach Laux et al. (1981) sowie dem abgeänderten Stressverarbeitungsfragebogen (SVF_S32).

Im Unterschied zur ersten Untersuchung wurden für die Hauptuntersuchung aufgrund der Ergebnisse der Voruntersuchung mangelnde Differenzierung der State-Anger Skala beim State – Trait - Anger Expression Inventorys (STAXI) nach Schenkmezger, Hodapp und Spielberger (1992) lediglich die Skalen Anger-In, Anger Out und Anger Control herangezogen.

3.3.1.1 Eigenschaftswörterliste (EWL60) nach Janke und Debus (1978)

Zur Erfassung der aktuellen Tendenz, eher extravertiert bzw. introvertiert zu reagieren wurde aus der EWL60 die Skala Extraversion/Introversion herangezogen. Die Skala umfasst acht Adjektive. Auf einer 4- stufige Ratingskala („gar nicht“ bis „stark“) soll angegeben werden, in welchem Ausmaß jedes Item dem augenblicklichen Befinden entspricht.

3.3.2 Elektroenzephalogramm (EEG)

Die Erfassung der Gehirnaktivität kann durch verschiedenste Methoden erfolgen. Mit den Daten einer EEG-Untersuchung können lediglich Schlussfolgerungen über rythmische Potentialveränderungen (Spontanaktivität), welche über die Schädeldecke

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Strukturen kann dabei keine Auskunft gegeben werden. Das EEG stellt im Vergleich zu anderen nicht invasiven Methoden wie beispielsweise fMRi oder PET die kostengünstigste aber auch für die getestete Person die am wenigsten anstrengende Form der Messung dar (Neubauer & Schulter 2005).

3.3.2.1 Dauer der EEG-Aufnahme

Die Untersuchungspersonen wurden zweimal in einem Abstand von zwei bis drei Wochen getestet. Dabei erstreckte sich die Dauer der Aufnahmen pro Sitzung über insgesamt vier Minuten (zwei Minuten „Augen offen“, zwei Minuten „Augen geschlossen“).

3.3.2.2 EEG-Einstellungen und Material

Mittels des EEG-Ableitungssystems „Easy cap“ wurden 19 Elektronenpositionen nach dem 10-20 System abgeleitet (Fp1, Fp2, F3, F4, F7, F8, Fz, C3, C4, Cz, T7, T8, P3, P4, P7, P8, Pz, O1, O2). Verwendet wurden dabei Silber/Silberchlorid- Ringelelektroden und zur Erfassung der Augenbewegungen wurde ein vertikales Elektrookulogramm (VEOG) gesetzt wobei die Impedanzen unter 5 kΩ lagen. Die Aufzeichnung der Ableitungen und Aufnahmen erfolgte mit der Software „Brain Vision“. Die Abtastrate wurde mit 500 Hz, der Hochpassfilter mit 0.05 Hz, der Tiefpassfilter mit 100 Hz eingestellt. Weiters lag die gewählte Verstärkung bei 1000 mV bei einem Range von 5,5 mV.

Die Referenz erfolgte in der Weise, als dass zunächst über die Nasenspitze abgeleitet und dann auf die gemittelten Ohrläppchen (A1 + A2 Referenz) rereferenziert wurde. Grund für die Wahl dieser Methode liegt in dem Umstand, dass das Referenzieren über den Vertex (Cz) zu einer Beeinflussung der Aktivierungsasymmetrie führen kann, da es sich bei dieser Position um eine elektrisch aktive Stelle handelt, welche eine wesentlich stärkere elektrische Aktivität aufweist als dies bei den Ohrläppchen der Fall ist (Hagemann et al. 1998).

3.3.2.3 Artefaktkontrolle und Datenaufbereitung

Die Rohdaten wurden mittels des Softwareprogramms „Brain Vision Analyser“

bearbeitet. Zunächst wurden die über die Nase abgeleiteten Daten über die gemittelten Ohrläppchen rereferenziert. Um die Netzstörungen von 50 Hz zu unterdrücken, wurde ein Notch-Filter gesetzt. Im Anschluß wurde mit der ersten visuellen Artefaktkontrolle

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begonnen, Lid-, Augen-, Kopfbewegungen und Kiefermuskelanspannungen wurden markiert und im nächsten Schritt eliminiert. Als nächstes erfolgte die Segmentierung der Daten in Ein-Sekunden Abschnitte welche nochmals visuell kontrolliert wurden, um gegebenenfalls Segmente auszuschneiden. Anschießend erfolgte die Berechnung der Fast Fourier Transformation (FFT) (Hanning Window mit einer Überlappung von 10%) sowie die Mittelung der einzelnen Segmente. Weiters wurde für alle ungeraden bzw. geraden Segmente eine FFT durchgeführt sowie gemittelt. Ebenso wurde die Kohärenz der Positionen ermittelt. Eine weitere Datenbereinigung fand mittels der Überprüfung des Muskelfrequenzbandes (65-75 Hz) bei einem Kriterium von 2 μV2 statt. Aufgrund der unrealistischen Schwankungsbreite zwischen den Durchgängen mußten nach der Artefaktkontrolle die Daten von zwei Untersuchungsteilnehmern eliminiert werden.

3.3.2.4 Frequenzbänder

In den meisten Studien werden die Frequenzbänder lediglich in Alpha (8 bis 12 Hz) und Beta (13 bis 30Hz) unterteilt und verrechnet, wobei die Betrachtung des Beta- Bandes meist vernachlässigt wurde (Papousek & Schulter, 2002). In der vorliegenden Arbeit werden die Frequenzbänder in Alpha1 (8 bis 9 Hz) und Alpha2 (10 bis 12 Hz) sowie in Beta1(13 bis 19 Hz) und Beta2 (20 bis 30 Hz) unterteilt.

Die Power des Alpha-Bandes steht in einer inversen Beziehung zur kortikalen Aktivität und wird als Maß dafür angesehen (Schulter & Neubauer, 2005). Das heißt, dass eine vermehrte Alpha-Aktivität im entspannten Wachzustand auftritt (Synchronisation) und bei einem angespannten Wachzustand deutlich abnimmt (Desynchronisation) und es zu einer stärkeren Beta-Aktivität kommt.

3.3.2.5 Lateralitätsmaß

Als Maß zur Bestimmung der Lateralität wurde der Lateralitätsquotient gewählt, welcher mit der Formel [(links – rechts)/ (links + rechts)] x 100 berechnet wird. Diese Berechnung wird für jede Position durchgeführt. So ergeben sich in dieser Arbeit je acht Lateralitätsquotienten pro Bedingung, Band und Testdurchgang [Fp1-Fp2 (frontopolar), F3-F4 (präfrontal), F7-F8 (frontal-ventral), C3-C4 (zentral), T3-T4 (temporal), P3-P4 (parietal), P7-P8 (parietal-ventral), O3-O4 (okzipital)].

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Positive Werte bedeuten eine relativ stärkere Aktivierung der linken Hemisphäre und negative Werte weisen auf eine relativ stärkere Aktivierung der rechten Hemisphäre hin. Dies wird für jedes Band separat verrechnet.

Bei der Interpretation der Lateralitätsquotienten ist die Unterscheidung zwischen den Begriffen „Power“ und „Aktivierung“ von großer Bedeutung. Denn, ergibt sich ein positiver Wert im Alpha-Band, so beschreibt dies eine relativ stärkere Power in der linken Hemisphäre, was aber gleichzeitig bedeutet, dass links die Aktivierung im Vergleich zur rechten Hemisphäre geringer ist. Im Beta-Band aber bedeutet ein positiver Lateralitätsquotient ebenfalls eine relativ stärkere Power aber zugleich auch eine relativ stärkere Aktivierung in der linken Hemisphäre im Vergleich zur rechten.

3.4 Untersuchungsablauf und Rahmenbedingungen

Da die vorliegende Arbeit einen Teil einer Untersuchung, welche aus insgesamt drei Untersuchungen bestand, darstellt, wurden die Untersuchungspersonen ein bis drei Tage vor der ersten EEG – Testung eingeladen, um neben einer Reihe von Testverfahren, welche für die vorliegende Arbeit nicht relevant sind, zu bearbeiten.

Die Testung fand in einem Untersuchungsraum am Institut statt, der sich in einer lärmfreien Zone befand. Dabei wurde neben den Personendaten wie Geschlecht, Geburtsdatum, Email-Adresse, Telefonnummer, Vor- und Nachname auch die Medikamenten- und Krankheitsabklärung erhoben. Die Kontrolle der Händigkeit erfolgte durch den HDT. Abschließend instruierte die Untersuchungsleiterin die Untersuchungspersonen mündlich für die erste EEG-Testung und wies auf die eingerichtete Informationshomepage hin. Die Untersuchungspersonen erhielten einen Tag vor der Testung per Email und Telefon eine Erinnerung, wo auf den Untersuchungsbeginn sowie auf das per Email mitgeschickte Informationsblatt zur Testung hingewiesen wurde (siehe Anhang). Zu Beginn der ersten EEG-Testung wurden die Teilnehmer befragt, ob sie rauchen und wenn dies der Fall war, wurden ihnen angeboten, vor Beginn noch einmal rauchen zu gehen. Dies war notwendig um aufgrund der Testdauer eventuell auftretende Entzugserscheinungen entgegenzuwirken. Im Anschluß bearbeiteten die Untersuchungspersonen eine Anweisung zur Abklärung ihres Schlafumfangs der letzten Nacht, sowie den Konsum von koffein- bzw. teeinhaltigen Getränken während der letzten 2 Stunden. Dann bearbeiteten die Teilnehmer im Raum, der in das EEG- Labor führt, kognitive Tests

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im Umfang von ca. 30 Minuten, welche wiederum für die vorliegende Arbeit nicht relevant sind. Anschließend wurde den Untersuchungsteilnehmern die Möglichkeit einer kurzen Pause unterbreitet. Dann führte die Untersuchungsleiterin die Teilnehmer in das Labor, der Brustgurt wurde angelegt und die Untersuchungsperson bearbeitete die State -Verfahren. Die Teilnehmer wurden gebeten sich nach Beendigung mittels der installierten Sprechanlage verbal zu äußern und die Untersuchungsleiterin verließ das Labor. Die Bearbeitung der Fragebögen erstreckte sich über ca. 20 Minuten.

Anschließend folgte die Montage der EEG-Haube sowie der Gesichtselektroden. Nach Einrichtung der Nackenstütze wurden die Teilnehmer mündlich instruiert sich zu entspannen, sich nicht zu bewegen, die Zähne nicht zusammenzubeißen d.h. den Kiefer locker zu lassen, die Beine nicht zu überkreuzen, die Schultern nicht nach oben zu ziehen und während der Aufnahmen nicht bzw. so wenig als möglich zu blinzeln.

Weiters wurde über die in der Kabine installierte Kamera aufgeklärt, welche zur besseren Überwachung der Probanden diente.

Darauf folgte die erste Ruhephase, wobei die Untersuchungsteilnehmer, nachdem die Untersuchungsleiterin die Kabine verlassen hatte, für zwei Minuten ihre gesamte Aufmerksamkeit auf einen grünen Punkt, der am Monitor in der Kabine gezeigt wurde, richten sollten. Nach Beendigung der ersten Ruhephase betrat die Untersuchungsleiterin die Kabine und instruierte mündlich die Untersuchungspersonen bezüglich der zweiten Ruhephase. Die Teilnehmer wurden gebeten sich zu entspannen und für zwei Minuten die Augen locker zu schließen und sich den zuvor gesehenen grünen Punkt vorzustellen um ein mögliches Augenrollen zu verhindern. Nachdem die Untersuchungsleiterin die Kabine verlassen hatte, wurden sie per Monitor aufgefordert die Augen zu schließen. Das Ende dieser Messung erfolgte durch die Aufforderung über die Sprechanlage, die Augen wieder zu öffnen.

Darauf folgten weitere Instruktionen bezüglich der folgenden Aufgaben, die wiederum für eine andere Diplomarbeit von Relevanz sind, hier aber ignoriert werden können.

Nach Beendigung der EEG-Messung wurde mit den Untersuchungspersonen ein weiterer Termin in 2-3 Wochen vereinbart.

Der zweite Termin verlief für die Untersuchungsteilnehmer weitgehend identisch bis auf den Umstand, dass die Testung nach der zweiten Ruhephase beendet war. Nach Abschluß der zweiten Messung erhielten die Untersuchungsteilnehmer die Aufklärung

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zur Untersuchung, es wurde für die Teilnahme gedankt und eine Untersuchungsteilnahmebestätigung im Umfang von 300 bis 360 Minuten ausgestellt.

Tabelle 1: Darstellung des Untersuchungsablaufes

Untersuchungsablauf der 1. Sitzung (Oktober und November 2007)

Datenblatt 2 min

HDT 3 min

Fragebögen ~ 60 min

Line 5 min

~ 70 min

Untersuchungsablauf der 2. Sitzung (Oktober und November 2007)

Datenblatt 2 min

Kognitive Aufgaben ~20 min

STHI 30 3 min

SVF-neu 2 min

STAXI Teil3 2 min

STAI-State 2 min

EWL –State 1 min

KUSTA 1 min

Montage des Easy Cap ~40 min

Mündliche Instruktion 2 min

EEG-Aufnahme Ruhebedingung (Augen offen) 2 min

Mündliche Instruktion 2 min

EEG-Aufnahme Ruhebedingung (Augen zu) 2 min

Mündliche Instruktion 2 min

EEG-Aufnahme (Filmclips) & schriftliche Bewertung ~20 min Haarewaschen & Verabschiedung ~ 20 min

~123 min

(36)

Untersuchungsablauf der 3. Sitzung (Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2007)

Datenblatt 2 min

Kognitive Aufgaben ~20 min

STHI 30 3 min

SVF-neu 2 min

STAXI Teil3 2 min

STAI-State 2 min

EWL –State 1 min

KUSTA 1 min

Montage des Easy Cap ~45 min

Mündliche Instruktion 2 min

EEG-Aufnahme Ruhebedingung (Augen offen) 2 min

Mündliche Instruktion 2 min

EEG-Aufnahme Ruhebedingung (Augen zu) 2 min Haarewaschen & Verabschiedung ~ 20 min ~106 min

(37)

30 25

20 15

10

Summenscore STAXI_State

80

60

40

20

0

ufigkeiten

Summenscore STAXI_State

4 STATISTISCHE AUSWERTUNG UND ERGEBNISSE

Da zu den vorgestellten emotionalen Dimensionen keine ausreichend, den Gütekriterien entsprechende deutschsprachige Verfahren existieren und manche Skalen der verwendeten Verfahren dasselbe Konstrukt erfassen, ist es sinnvoll diese in gemeinsame Faktoren zusammenzufassen um zu eruieren, welche Skalen tatsächlich ein gemeinsames Konstrukt beschreiben. Deshalb wurde mit den Daten der Voruntersuchung eine Faktorenanalyse berechnet, um dann mit den Daten der Hauptuntersuchung sinnvolle Berechnungen anstellen zu können.

4.1 Ergebnisse der Voruntersuchung

4.1.1 Faktorenanalyse

Für die Faktorenanalyse wurden die Fragebogendaten der ersten Untersuchung, welche im Hörsaal stattfand, herangezogen. Die Skala STAXI-State differenzierte nicht ausreichend und wurde daher ausgeschlossen (M = 12.76; SD = 3.56).

Abbildung 5: Histogramm Summensore des STAXI-State Fragebogen

(38)

Als Methode zur Extraktion der Faktoren wurde die Hauptkomponentenanalyse gewählt, Kaiserkriterium mit einem Eigenwert größer 1 bestimmt und als Rotationsmethode die orthogonale „Varimax“ Variante verwendet.

Der „Bartlett Test of Sphericity“, der zur Prüfung der Sphärizität diente, ergab ein signifikantes Ergebnis (χ2171, n=121 = 1311.00, p < .05).

4.1.1.1 Deskriptive Statistiken der Fragebogenvariablen

In Tabelle 2 werden die deskriptiven Statistiken der Fragebogenvariablen dargestellt.

Tabelle 2 : Deskriptive Statistik der Fragebogenvariablen

N MD SD MIN MAX

Anspannung 146 7.29 3.96 1 17

Heiterkeit 145 26.13 7.25 10 40

Ernst 145 25.01 5,12 10 39

Ärger-State 147 12.76 3.56 10 29

Schlechte Laune 145 16.10 6.74 10 33

Resignation 144 5.17 3.05 0 13

Aggressivität 142 5.94 3.38 0 14

Bagatellisieren 142 8.67 3.54 0 16 Herunterspielen 144 6.94 3.23 1 16

Vermeidung 147 9.27 3.50 0 16

Soziale Abkapselung 142 5.59 3.40 0 14 Gedankliche Weiterbeschäftigung 147 10.50 4.28 0 16

Flucht 146 7.81 3.36 0 16

Ängstlichkeit 143 41.55 10.82 21 69 Gute/Schlechte Stimmung 146 30.66 6.85 14 40

Wachheit 147 25.18 8.26 8 40

Ruhe 147 28.57 7.09 10 40

Nach innen gerichteter Ärger 144 15.98 5.14 8 30 Nach außen gerichteter Ärger 144 14.26 4.42 8 29 Ärgerkontrolle 144 21.56 4.67 8 32

Anmerkung: N = Stichprobengröße. M = Mittelwert. SD = Standardabweichung, MIN = Minimum, MAX = Maximum.

(39)

4.1.1.2 Eigenwerte und Faktorladungen

Die Eigenwerte sowie die Anteile der Varianzaufklärung werden in Tabelle 3 dargestellt und Tabelle 4 zeigt die rotierte Faktorladungsmatrix.

Tabelle 3: Eigenwerte der Faktoren

Eigenwert %Varianz

cum % Varianz Ängstliche Anspannung 6,766 23,315 23,315 Depressivität mit Rückzugstendenz 2.431 18,047 41,363

Ärger 1,859 13,546 54,908

Heiterkeit/Bagatellisieren 1.193 9,038 63,946 Ernsthaftigkeit/Wachheit 1,090 6,256 70,202

Wie in Tabelle 2 ersichtlich ist, ergaben sich fünf Faktoren, wobei die beiden letzten aufgrund der niedrigen Höhe der Eigenwerte nicht weiter berücksichtigt wurden, da nur Faktoren mit einem Eigenwert größer 1 sinnvoll sind. Außerdem haben lediglich die Skalen „Heiterkeit“ (r = .530) und „Bagatellisieren“ (r = .818) auf den vierten Faktor sowie die Skalen „Ernsthaftigkeit“ (r = .830) und „Wachheit“ (r = .522) auf den fünften Faktor geladen, wodurch ein weiteres Kriterium für die geeignete Anzahl der Faktoren nicht erfüllt ist (Bortz, 2004). Denn die Gesamtvarianz aller Variablen sollte durch eine Faktorenanzahl erfasst werden, die wesentlich kleiner ist als die Anzahl der Variablen.

Gemeinsam auf dem ersten Faktor (siehe Tabelle 4) laden die Variablen

„Ängstlichkeit“, „Schlechte Laune“, „Anspannung“ positiv und die Skalen

„Gute/Schlechte Stimmung“, „Ruhe“ und „Heiterkeit“ negativ. Dieser Faktor, der 23,3% der Varianz aufklärt (siehe Tab. 3), wurde als „Ängstliche Anspannung“

tituliert. Die Varianzaufklärung des zweiten Faktors liegt bei 18,1 % und wurde

„Depressivität mit Rückzugstendenz“ benannt, da die Variablen „Flucht“,

„Vermeidung“, „Soziale Abkapselung“, „Resignation“, „Nach innen gerichteter Ärger“ und „Gedankliche Weiterbeschäftigung“ gemeinsam positiv laden. Der dritte Faktor, auf dem die Variablen „Ärgerkontrolle“ (negativ), „Nach außen gerichteter Ärger“ (positiv), „Aggressivität“ (positiv) und „Herunterspielen“ (negativ)

Referenzen

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