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Vaskulitiden

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PRAXIS RHEUMATISCHE ERKRANKUNGEN

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ntzündliche Erkrankun- gen der Gefäße werden als Vaskulitiden (Vas = Gefäß; -itis = Entzün- dung) bezeichnet. Sie können als Folge anderer Grunderkrankungen

auftreten, etwa von Virusinfektio- nen, Tumorleiden oder anderen rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis. In der Regel ist aber keine Ursache erkenn- bar – dann handelt es sich um eine

primäre oder idiopathische Vaskuli- tis. Diese gehören zu den rheumati- schen Erkrankungen, werden durch nur ansatzweise verstandene au- toimmune Prozesse ausgelöst und sind selten. Die meisten treten in der

Wenn sich Blutgefäße entzünden, kann das unterschiedliche Folgen haben.

Dazu gehören Schwellungen und schlimmstenfalls Gefäßverschlüsse sowie eine Durchlässigkeit der Gefäßwände und Aneurysmen.

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2018 | www.diepta.de

Vaskulitiden

© UliU / iStock / Thinkstock

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2018 | www.diepta.de

zweiten Lebenshälfte auf, manche Formen aber auch schon im Kindes- alter. Eine Heilung ist bis heute nicht möglich, mit einer Behandlung aus Cortison und Immunsuppressiva lässt sich aber häufig eine Remission erreichen.

Zahlreiche Formen Vaskulitiden lassen sich in verschiedene Unterfor- men einteilen. Meist wird dafür die Größe der betroffenen Gefäße ge- nutzt: So sind beispielsweise bei einer Granulomatose mit Polyangiitis (frü- her: Morbus Wegener oder Wegener Granulomatose), bei einer mikrosko- pischen Polyangiitis oder bei einer ANCA-assoziierten Vaskulitis beson- ders die kleinen Blutgefäße betroffen, bei der Riesenzell-Arteriitis und der Takayasu-Arteriitis dagegen die gro- ßen Blutgefäße.

Da Blutgefäße im ganzen Körper vor- kommen, können Entzündungen prinzipiell überall auftreten und Beschwerden verursachen. Typisch für alle systemischen Vaskulitiden (in Abgrenzung zu reinen Haut-Vas- kulitiden) sind Fieber, eine Ver- schlechterung des Allgemeinzu- stands, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Nachtschweiß. Zudem treten Ar- thralgien und Myalgien auf und die Patienten zeigen Symptome einer Po- lyneuropathie. In der Regel ist die Funktion von mehreren Organsyste- men gleichzeitig beeinträchtigt; gege- benenfalls tritt eine Lymphadenopa- thie auf. Schließlich können die Patienten vaskulitische Hauterschei- nungen aufweisen, darunter klein- fleckige Kapillareinblutungen in der Haut, Unterhaut oder den Schleim- häuten (Purpura), Pyoderma gangrä- nosum, subkutane Knoten sowie Nekrosen an den Finger- und Zehen- spitzen. Bei den einzelnen Formen der Vaskulitiden können weitere Symptome hinzukommen.

Riesenzellarteriitis, Polymyalgia rheumatica, Arteriitis temporalis Diese Erkrankungen treten in der Regel bei Personen über 50 Jahren auf.

Sie sind die häufigsten und damit wichtigsten Vaskulitisformen. Bei der

Riesenzellarteriitis sind vorwiegend die Aorta und/oder ihre großen Äste betroffen, meist die Arteria carotis und Arteria vertebralis. Vielfach, aber nicht bei allen Patienten, kann auch die Arteria temporalis beteiligt sein.

Die Riesenzellarteriitis ist zudem häu- fig mit einer Polymyalgia rheumatica assoziiert. Zu Beginn treten symmet- risch Muskelschmerzen besonders im Schulter- und Beckengürtel auf, die Muskeln sind druckschmerzempfind- lich, aber nicht geschwächt. Dazu kommen Gelenkschmerzen mit einer ausgeprägten Morgensteifigkeit. Bei einer Beteiligung der Arteria tempo- ralis können zusätzlich heftige Schlä- fenkopfschmerzen sowie Kiefer- schmerzen beim Kauen auftreten. Das Gefäß kann sichtbar geschwollen und schmerzempfindlich sein. Sind Hirn- gefäße von der Entzündung betroffen, so drohen aufgrund von Gefäßver- schlüssen Schlaganfälle; sind Gefäße betroffen, die die Augen versorgen, können die Patienten erblinden. Ge- rade bei der Riesenzellarteriitis ist daher eine schnelle Diagnose verbun- den mit einem schnellen Therapiebe- ginn wichtig.

Traditionell wird die Riesenzellarteri- itis wie alle Vaskulitiden primär mit hochdosierten Steroiden behandelt.

Um die Steroiddosis in der Erhal- tungstherapie zu senken, konnte bis- lang Methotrexat als Immunsuppres- sivum eingesetzt werden. Seit 2017 ist mit dem monoklonalen Antikörper Tocilizumab erstmals eine spezifische Behandlungsmöglichkeit für die Rie- senzellarteriitis zugelassen. Das Bio- logikum richtet sich gegen das Zyto- kin IL-6, das maßgeblich an dem Entzündungsgeschehen beteiligt ist.

Mit diesem Medikament kamen Pati- enten in der Zulassungsstudie in der Erhaltungstherapie teilweise über ein Jahr ganz ohne Steroide aus, bei ande- ren konnte die Dosis deutlich gesenkt werden.

Granulomatose mit Polyangiitis Bei der früher als Morbus Wegener oder Wegener Granulomatose be- zeichneten Erkrankung sind dagegen die kleinsten Gefäße, die Kapillaren,

von der Entzündung betroffen. Die Entzündungszellen wandern in die Gefäße ein und führen zu ihrer Ver- engung, Aussackung oder auch zum Verschluss. Typisch für diese Erkran- kung sind sogenannte granulomatose Veränderungen im Gewebe außer- halb der Blutgefäße. Zu den ersten Symptomen zählen Entzündungen der Nasenschleimhaut, auch der Na- sennebenhöhlen, mit blutig-borki- gem Schnupfen, die zu einer Zerstö- rung der Nasenscheidewand führen können. Chronische Mittelohrent- zündungen können eine Hörminde- rung nach sich ziehen. Bei manchen Patienten kann auch die Lunge betei- ligt sein (blutiger Husten). Im folgen- den Generalisationsstadium kommt es bei der Mehrheit der Patienten neben den oben genannten für Vaskulitiden typischen Beschwerden außerdem zu einer Entzündung der Nierenkörperchen (Glomeru- lonephritis). Prinzipiell kann aber auch jedes andere Organ betroffen sein. Charakteristisch sind auch rote Augen durch die chronische Entzün- dung. Bei fast allen Patienten sind ANCA-Antikörper nachweisbar. Die Behandlung erfolgt mit Steroiden und Immunsuppressiva. ■

Dr. rer. nat. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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