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Die Gründungsmitglieder der DeutschenGesellschaft für Anaesthesie

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Academic year: 2022

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Hans Lautenbach (Abb. 1) wurde am 24.11.1911 in Flens- burg geboren und begann nach Erlan- gung der Reifeprü- fung 1931 mit dem Medizinstudium in Freiburg. Er setzte sein Studium in Göttingen, Kiel und Berlin fort und legte 1938 an der Universität Heidel- berg das Staatsex- amen ab. Zwischen- zeitlich hatte er als Freiwilliger für ein Jahr in der Reichs- marine gedient. Bei K r i e g s a u s b r u c h wurde er daher als M a r i n e u n t e r a r z t d.R. eingezogen.

Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangen- schaft war er in den ersten Nachkriegsjahren neben sei- ner chirurgische Fachweiterbildung vorübergehend auch internistisch tätig, bevor er sich 1949 wieder der Chirurgie zuwandte.

Von seinem Wesen her entsprach Lautenbach, der während seiner Studienzeit in Freiburg und später in Heidelberg auch Vorlesungen bei den Philosophen Karl Jaspers(1883 - 1969) und Martin Heidegger(1889 - 1976) belegt hatte, vielleicht nicht ganz dem Vollbild eines Chirurgen. Denn im Gegensatz zum damaligen Leiter der Chirurgischen Abteilung an der Ev.-Luth. Diakonissen- anstalt zu Flensburg, Prof. Paul Blümel (1901 - ?), der

keine Notwendigkeit einer weiter gehenden Spezialisie- rung auf dem Gebiet des Narkosewesens sah, zeigte Lautenbachgroßes Interesse für die Anästhesie und ver- folgte aufmerksam die Neuerungen auf diesem Gebiet.

Im Sommer 1952 hospitierte er bei Karl Horatz(1913 - 1996) in der Anästhesieabteilung des Eppendorfer Uni- versitäts-Krankenhauses, um sich mit den dort praktizier- ten modernen Narkoseverfahren vertraut zu machen.

Auch die Praxis der Lachgas-Sauerstoffnarkose lernte er dort kennen. An sein Krankenhaus in Flensburg zurück- gekehrt, musste Lautenbach seine an der Hamburger Klinik erlernten Intubationsfähigkeiten umgehend unter Beweis stellen und intubierte, wie es in einem zeitgenös- sischen Bericht hieß "vor der versammelten Mannschaft den wachen und sitzenden Patienten, bewaffnet mit einem HNO-Spiegel in Lokalanästhesie". Fortan galt er als "der Intubationsfachmann", der neben seiner chirur- gischer Tätigkeit dann vorwiegend anästhesiologische Aufgaben übernehmen musste.

1959 erhielt Lautenbachvon der Weltgesundheitsorgani- sation ein Stipendium zur Teilnahme an einem einjähri- gen Anästhesielehrgang am Anaesthesiology Centre Copenhagen [3, 6}. Nach der erfolgreichen Diplomprü- fung am Ende dieses Kurses (Abb. 2) erhielt er im Februar 1960 die Facharztanerkennung für Anästhesie durch die Ärztekammer Schleswig-Holstein, die ihm zu- vor schon die Facharztanerkennung für Chirurgie erteilt hatte. Seine u. a. bei Bjorn Ibsen(1915*) am Kommune Hospital, bei Henning Ruben(1914*) am Finsen Insitut und bei Wainö Andersen (1919*) am Gentofte-Hospital erworbenen Kenntnisse konnte er bei der anästhesiologi- schen Versorgung zahlloser Patienten umsetzen.

Hans Lautenbach wurde 1968 der erste Chefarzt der Anästhesieabteilung an der Ev.-Luth. Diakonissenanstalt zu Flensburg. Bereits 1953 hatte er die Leitung des Blut- spendedienstes, der an der Diakonissen-Anstalt angeglie- dert war, übernommen. Sein diesbezügliches Interesse wurde möglicherweise durch seine Kontakte zum frühe-

Die Gründungsmitglieder der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesie

Biografische Notizen – 4. Folge: Hans Lautenbach (1911 – 1996)

M. Goerig1und W. Schwarz2

1Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg (Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schulte am Esch)

2Klinik für Anästhesiologie, Klinikum der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen (Direktor: Prof. Dr. J. Schüttler)

Zusammenfassung: Der Beitrag bietet biografische Informationen zu dem Gründungsmitglied der DGA Hans Lautenbach.

Summary: This paper presents biographical informa- tion related to Hans Lautenbach (1911 - 1996) who was founder member of the German Society of Anaes- thesia in 1953.

Schlüsselwörter: Anästhesiegeschichte – Deutsche Gesellschaft für Anaesthesie – Gründungsmitglieder Key words: Anaesthesia history – German Society of Anaesthesia – Founder members.

© Anästhesiologie & Intensivmedizin 2003, 44: 727-728

DIOmed-Verlags GmbH. 727

SONDERBEITRÄGE / SPECIAL ARTICLES

Abbildung 1:Hans Lautenbach

727-728 Beitrag Goerig 15.10.2003 13:22 Uhr Seite 727

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ren Chefarzt der Chirurgischen Abteilung am dortigen Krankenhaus, Prof.Otto Jüngling(1884 - 1944) geweckt, der in den 20er Jahren ein Blut-Übertragungsgerät ent- wickelt hatte, das über viele Jahre in Deutschland weit verbreitet war [2, 5}. Über Jahrzehnte hat Lautenbach die Institutionalisierung des Transfusionswesens betrieben.

Auch nach seinem Ausscheiden als Chefarzt der Anäs- thesieabteilung im Jahre 1980 blieb er noch bis 1987 Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Immun- hämatologie.

Schon frühzeitig engagierte sich Lautenbachauf verschie- denen Ebenen der organisierten Ärzteschaft, so gehörte er beispielsweise 1947 – während der Kriegsgefangen- schaft im Marinehospital Wilhelmshaven – zu den Mitbe- gründern des Verbandes der Jung-Ärzte, des späteren Marburger Bundes. Nachdem er bereits Ende 1952 Mit- glied der kurz zuvor gegründeten "Deutschen Arbeits- gemeinschaft für Anaesthesiologie" geworden war, über- rascht es nicht, dass er am 10.04.1953 zu den Gründungs- mitgliedern der "Deutschen Gesellschaft für Anaes- thesie" zählte.

Als Mitglied der "Scandinavian Society of Anesthesio- logists" und als "Fellow of the Royal Society" war Hans Lautenbach ein früher Verfechter des heute aktuellen Konzepts einer "Continuing Medical Eduction (CME)".

Als Mitglied der Ärztekammer Schleswig-Holstein sowie als Mitglied des Facharztausschusses hat er während sei- ner von 1962 - 1974 dauernden Tätigkeit als Landesvor- sitzender des BDA und der DGAI in Schleswig-Holstein zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen initiiert und aktiv mitgestaltet. Im Gegensatz zu vielen anderen wollte er diese CME aber nicht nur auf der ärztlichen Ebenen angewandt wissen, sondern erkannte ihre überragende Bedeutung auch für die Weiterbildung von Kranken- schwestern und -pflegern im Hinblick auf den Aufbau von Anästhesieabteilungen und Intensivstationen. In einem 1961 ausgestellten Zeugnis wurden seine außerge- wöhnlichen Fähigkeiten wie folgt hervorgehoben: Bei der

"Fortbildung der jüngeren Kollegen und der jüngeren Operationsschwestern in den Narkosefragen ... und den Bluttransfusionsfragen [hat Herr Lautenbach] ... ein ganz besonderes didaktisches Geschick bewiesen" (1).

In diesem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass sich Hans Lautenbach schon Mitte der 60er Jahre nachhaltig für die Übernahme rettungs- und katastro- phenmedizinischer Aufgaben durch Anästhesisten ein- setzte. Diese Entwicklungen hat er in Flensburg als Leiter des Katastrophenschutzes und in seiner Funktion als Flot- tillenarzt der Reserve der Bundesmarine aktiv begleitet.

Seine vielseitigen Verdienste wurden u.a. durch die Ver- leihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt. Als Aus- druck des Danks und der Anerkennung für sein lang- jähriges Engagement für die Anästhesiologie verlieh der BDA Hans Lautenbach 1989 als erstem Mitglied die Anästhesie-Ehrennadel in Silber. Die Bundesärztekam- mer hat ihn im März 1995 für seine jahrzehntelangen Verdienste um die ärztliche Fortbildung und seine weite- ren Verdienste im Bereich der schleswig-holsteinischen Ärztekammer mit der Ernst-von-Bergmann-Plakette der deutschen Ärzteschaft geehrt.

Hans Lautenbach verstarb im 85. Lebensjahr am 16.05.

1996.

Danksagung

Die Autoren danken der Tochter von Hans Lautenbach, Frau Stefanie Beeth, und Herrn Chefarzt Priv.-Doz. Dr.

Hermann Marquort, Flensburg, für die freundliche Über- lassung von Informationen und Unterlagen.

Literatur

1. Blümel P: Zeugnis für Hans Lautenbach vom 9.5.1961 2. Jüngling O: Bluttransfusion von Vene zu Vene mittels der

dreiläufigen Spritze Rotanda. Zbl Chir 1925, 52: 2475- 2478

3. Lautenbach H: Bericht über den neunten Anaesthesie- kurs der Weltgesundheitsorganisation in Kopenhagen.

Anaesthesist 1960, 9: 277-278

4. Maltzan R: Hans Lautenbach tritt in den Ruhestand.

Anästh Intensivmed 1980, 21: 335

5. Schulte am Esch J, Goerig M: Anaesthetic Equipment in the History of German Anaesthesia. DrägerDruck, Lübeck, 1997, S 90-91

6. Secher O: Anaesthesiology Centre Copenhagen. In:

Rupreht J, van Lieburg MJ, Lee JA, Edmann W (eds.).

Anaesthesia. Essays on its History. Berlin Heidelberg NewYork Tokyo: Springer-Verlag; 1985: 321-334.

Korrespondenzadresse:

Dr. med.Michael Goerig

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52

D-20240 Hamburg.

Sonderbeiträge / Special articles

Gündungsmitglieder der DGA Anästhesiologie & Intensivmedizin 2003, 44: 727-728

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Abbildung 2: Abschlusszeugnis des Kurses am Anaes- thesiology Centre Copenhagen.

727-728 Beitrag Goerig 15.10.2003 13:22 Uhr Seite 728

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