521
Einige Etymologien.
Von 0. Beseker.
jO«U^ »Taube*. Es kann der Umstand, daß man für einzelne
Komina keine Etymologie aufweisen kann, kaum als positiver Grund
dafür angesehen werden, daß man sie gänzlich ans dem echtarabischen
Wortschatz ausschließen müsse ; man denke an y^., ^jJj u. a. (man
wird m. E. übrigens nur sehr wenig solcher Wurzeln finden können). 6
Doch sehr verdächtig erscheint, daß 1. die Äquivalente von ä^U>-
im Nordsemitischen fehlen, 2. die Sache einen Export- und Import¬
artikel darstellt und 3. — dieser Punkt scheint mir ausschlaggebend
— dies Wort mit der Wurzel ^» sozusagen direkt kollidiert, der es
sich zwar formell vollstilndig einpaßt, dagegen inhaltlich ganz von lo
ihr zu trennen ist. Sollte das Wort, um es kurz zu sagen, hiit
assyr. aumtnatu zusammenhängen ? a = h findet sich nur noch im
Mehri ; s. z. B. A. Jahn's Wörterbuch : hanu .schleifen* (städtisch) =
„ O
femer mdaräh pl. mdörah doch wohl dann himel —
hamil rechts (Bittner § III, wenn = und Bedeutungswandel, i6
feraer d=^hl?) und hanöf (= ^j^Ju, Bittner § 7) = Soqotri: rJif
(ibd. S. 19). So läßt sich also a—h nicht unbedingt von
vornherein verwerfen, und mehr als eine Konjektur habe ich zunächst auch nicht zu bieten versucht.
Weitere Identifikationen für das Assyrische wären vielleicht: <ä<iu »o
»Weg* Delitzsch./lZ* unter Js ; wo man doch sicher an .treten*
denken darf. Die Form wäre entsprechend der Entwicklung von neu¬
arabisch iÄKto aus Wff; iJiA aus wtq; &^jc>- aus wgh. Bekannt dürfte vielleicht schon sein (aber wo ausgesprochen ?) zunnu .Regen*
.Regenwolke", noch weit stärkere Kontraktion bietet ja «6
522 Reteher, Einige Etymologien.
das Neuarabische mit nusf .Hälfte* = nisf; ferner §irtu .mamma*,
o - . .
für das zwar auch ^ßo, aber in erster Linie doch V ^jOj heran-
& j
zuziehen ist, so ^-^jf .eine Säugende* ; maqätu dürfte sicher auch
zu (allerdings transitiven) JaÄ* .fällen, zu Falle bringen* gehören {t : t 6 neben q wie qatala zu qatala etc.) *); vielleicht daß in tehü .heran¬
kommen* nur eine (inhaltliche) BegrifFsverengung nebst formeller
Metathese zu liz»- .gehen*, (s^iif» .Schritt*) liegt. In itggat libbia mag vieUeicht ^^LäS> „Erregung* stecken, doch ist das unsicher;
ebenso der Vergleich arü [nin] .schwanger sein* mit .anschwellen',
10 obwohl m und w gern ineinander übergehen, rittu „Finger* (nach
fi-eundlicher Mitteilung von Herm Prof. Zimmem schon von Prof.
D. H. Müller ausgesprochen, aber in Mnß-Amolt nicht aufgenommen)
= -isAj = äth. Jk^A .Handfläche*. Eine nicht unmögliche Ety¬
mologie könnte anch vorliegen in a*i!i töten = »verwunden*,
O'
15 obwohl ein ^yj> = .Morden* vorkommt, so Ibn Qais (ed. Rhodok.
Anhang VI Vers 1); zu ä und h vgl. aber (ji^ — (ji^ [ELamäsa-
Eommentar] |.Ls:us» — (•4** ('^^ -^^^ Hiläl el-'Askerl's K. mu'gam
baqijet el-aSja ); -bL** — -IsLas» (letzteres B. Cheneb 454); ooLS>
(vulgär) = v_jjlj> B. Cheneb 601 Anm.). Interessant ist
so Meissner, Seltene Ideogramme 3665: äamnu = tä; cfr. literarisch-
türk. ^L, das im Konstantinopler Dialekt aber nur ja (z. B.jäly^)
.fettig*) lautet (wie daselbst auch Lil beinahe = äc und sein
Plural jJb>-Lc! fast wie äcldr dnrchaus ein- bezw. zweisilbig ge¬
sprochen werden mit völligem Schwund des j^). Ein zufälliges Zu¬
ss sammentreffen wäre, wenn schon möglich, doch kaum wahrscheinlich.
1) Neaarabisch sogar (Harfais, Tlemcen; Hob. b. Cbeneb, Proverbes).
2) Allerdings mit einer Art leichten Dehnnngs- oder Stoßtones gesprocben.
523
Zur jüdisch-persischen Literatur.
Von W. Bacher.
Die an Handschriften besonders reiche Bibliothek des Jüdisch-
Theologischen Seminars in> New-York besitzt auch einen in
hebräischer Schrift meist persische Texte enthaltenden Kodex,
der mir durch die Freundlichkeit des Bibliothekars, Herm Dr.
Alexander Marx zur Verfügung gestellt wurde. Aus dem In¬
halte dieses Kodex kann ich meinen bisherigen Beiträgen zur Kennt¬
nis der jüdisch-persischen Literatur*) einige wertvolle Einzelheiten
hinzufugen. Zunächst sei der Kodex kurz beschrieben. Es ist ein
stattlicher Oktavband von 306 Blättern, von 6iner Hand geschrieben.
Der Schreiber nennt sich am Schlüsse des umfangreichsten Stückes,
das in dem Kodex enthalten ist , nämlich in der Nachschrift zur
persischen Übersetzung des Targum scheni (216''), wo angegeben
ist, daß die Abschrift desselben am 23. Tebeth des Jahres 5603
(= 1843) durch David b. Ahäbä") vollendet wurde, und zwar
für Barchwardär b. Mordechai, ,der es mit seinen Kindes-
kindera lesen möge'*). Der Anfang, sowie der Schluß der Hand¬
schrift fehlen , sodaß nicht ersichtlich ist , ob sie einen zusammen¬
fassenden Titel bekommen hat. Der Inhalt ist ein sehr mannigfacher,
wie aus der folgenden Übersicht hervorgeht. Ein Prinzip der An¬
ordnung ist nicht zu erkennen, es ist zumeist religiöse Poesie und
sonstige erbauliche Lektüre in ihm vereinigt.
1) Außer meinem Artikel Judaeo-Persian Literature in der Jewisli Ency¬
clopaedia. VIII. Band, Kol. 317a —324» s. die im Vorworte meiner Schrift ,Zwei jüdisch-persische Dichter' (Straßburg, KarlJ. Trübner 1907, 1908), S. 2 genannten Arbeiten , von denen einige in dieser Zeitschrift erschienen sind
(51,392—425; 52, 197—212; 53,889—427, 693—695; 55,241—257; 56, 729
—759; 64, 87—90).
2) Der Name AbSbt (nSÜt*) findet sich öfters unter den in der poetischen Cbronilt Bäbäi b. Lutf's erwähnten persischen Juden.
3) irsSa i25m5 ns pati ■'n-i ■'STTb '-a 'wn -ja 'iNi-ns^a '-a ...
ttjrSlJTnD n;t"lD t<a. Das Adjektiv ^|j'jjJ>y ist in der Bedeutung .glück¬
lich" »um Personennamen geworden, vielleicht dem bebr. ITCN (Ascher) oder aiu bTW (Mazzäl Tob) entspfochend.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXV. 34