BILDERSCHRIFT
Von P. Meriggi, Paris
Die näheren Beziehungen zwischen der ältesten sumerischen und der
proto-elamischen Bilderschrift sind evident, geschichtlich leicht erklärlich
und bekannt. Sie verändern sich aber wesentlich, wie mir scheint, infolge
einer Untersuchung der pr.-el. Schrift, die ich seit etwa drei Jahren auch
auf Grund einer Kollation der Texte im Louvre (etwa 3/4 vom Ganzen)
dmchf ühre und die etwa in einem Jahre in einem größeren Werk über Schrift
rmd Inhalt der pr. el. Tontäfelchen ihren Abschluß finden wird. Leider ist
eine Lesung noch unmöglich, so daß von einer Entzifferung keine Rede ist.
Immerhin, wenn die Deutung einer Reihe Ideogramme, besonders für Per¬
sonen und Tiere, auf Grund der bahnbrechenden Vorschläge Scheils ge¬
limgen sein sollte, so würden die Beziehungen zwischen beiden Schriftarten
ein anderes Gesicht bekommen. Daß die Zeit mir hier erlaubt, nur einen
kleinen Teil dessen vorzubringen, was darüber zu sagen wäre, ist klar.
Nehmen Sie, bitte, damit vorlieb.
Die erste Aufgabe, vor der ich stand, war die, eine neue handlichere
Zeichenliste zu geben, wie jeder weiß, der versucht hat, mit der alten in
MMAI XXXI von 5529 Zeichen zu arbeiten, in der jede kleinste Variante
für sich gebucht ist. Meine Liste umfaßt etwa 400 Nummern, aber viele
,, Varianten" scheinen doch eher selbständige Zeichen zu sein, und ich weiß
noch nicht, wieviel Zeichen eigentlich als selbständige, nicht mit anderen
zu identifizierende es gibt. Vielleicht das Doppelte, also etwa 800 oder mehr.
Die archaische sumerische Schrift umfaßt nach Falkensteins Liste in
ATU etwa 940 Zeichen (er errechnet allerdings ein Total von etwa 2000)
und die Fara-Schrift nach Deimel 870. Die pr. el. stünde davon nicht weit
ab. Davon, daß sie weniger als 200 Zeichen umfaßt, wie Brice meint, kann
keine Rede sein.
Es sind schon mehrmals Vergleiche zwischen beiden Schriftarten ange¬
stellt worden, da aber die pr. el. Schrift als noch so gut wie unverständlich
galt, wurde die Frage nach der Bedeutung der verglichenen Zeichen kaum
aufgeworfen, und man hat bisher (außer etwa Scheil am Anfang) nur äußer¬
lich Zeichenformen verglichen. Will man dies vermeiden und ernster vor¬
gehen, so muß man zunächst versuchen, in den Inhalt der pr. el. Rechnungs¬
täfelchen einzudringen und die Bedeutung der häufigsten und daher wich-
tigsten Zeichen zu bestimmen. Erst dann wird man nicht mehr leere Zei¬
chenformen, sondern richtige Zeichen vorgleichen.
Nach der neuen Zeichenliste war also die zweite Hauptaufgabe die Analyse
und Klassifikation der Rechnungstäfeichen. Darin war scharfsinnig und
mit gutem Erfolg Brice vorangegangen, der in seinem grundlegenden Auf¬
satz eine Klassifikation dieser kleinen Texte gegeben hat, die allerdings des¬
halb etwas äußerlich blieb, weil er vor der Deutung der Ideogramme vor¬
sichtig haltmachte. Die Vorsicht ist nun lobenswert, aber mit ihr läßt sich
keine Entzifferung auch nur einleiten, ja nicht einmal sinnvolle Vergleiche
zwischen den Zeichen beider Schriften anstellen. Man muß sich doch weiter
wagen.
Vorausschicken muß ich noch etwas über die Struktur dieser Texte. Abb. 1
und 2 zeigen Ihnen zwei in ihrem Aufbau typische Tontäfelohen: Ce8 und
Eal 10. Jeder Posten besteht aus der Angabe von jemand, der gibt oder er¬
hält, Person oder Behörde, ich nenne es ,, Wesen" (linke Spalte) und der
Angabe einer ,,Waro" (einschließlich Tiere und sogar Menschen) mit einer
Zahl (selten auch einem Maßzeichen; rechte Spalte). Auf der Rs steht das
Total. Es wird auffallen, daß die erstere Angabe, die der ,, Wesen", manch¬
mal aus einem Zeichen, öfter aus einer, manchmal sogar langen, Zeichen¬
gruppe besteht. Es gibt Texte, in denen nur oder fast nur Angaben der
ersten Art (Abb. 1), und andere, in denen nur oder fast nur längere Zeichen¬
gruppen stehen (Abb. 2). In diesen erblicke ich Personennamen, in jenen
dagegen Bezeichnungen von Behörden wie etwa sum. i. ,, Tempel", sanga
,, Priester", lugal ,, König", en ,,Herr" usw. Die Personennamen können auch
durch Gruppen von Ideogrammen geschrieben sein, wie etwa sum. Amar-
ezen, ß-ki usw., doch werden wohl dabei auch Lautzeichen gebraucht
sein, wie im sum. Bär-nam-tar-ra, Ä-ni-kur-ra, usw., zumal wenn die elam.
Sprache dahinterstünde, die ja nicht so vorwiegend kurze Wörter hat wie
das Sum. Die pr. el. Zeichen (s. Abb. 3, 1. Zeile), die am Wortende so unge¬
mein häufig sind, drücken m. E. phonetisch die häufigsten Endungen
dieser Sprache aus.
Was die Ideogramme angeht, so bringt Abb. 4 eine Tabelle, die im
Auszug meine Einteilung der Texte nach den sie kennzeichnenden Ideo¬
grammen der ,, Waren" zeigt.
Erst nach dieser ersten Orientierung können wir zu unserem eigenthchen
Thema kommen. Das Verhältnis zwischen sum. und pr. el. Schrift wmde
zunächst von Scheil, dem hochverdienten Herausgeber und ersten Aus¬
leger der pr. el. Täfelchen, geradezu als Identität aufgefaßt. Nachdem dieser
Optimismus verflogen war, hat besonders Langdon in seiner Zeichenhste
zu den Piktographischen Inschriften aus J. Nasr die Ähnlichkeiten zwischen
beiden Schriftarten hervorgehoben. Ich habe in Abb. 5 die 13 Zeichen zu¬
sammengestellt, die er in dieser Beziehung verwertet (NB : alle Zeichen bei-
der Scliriften sind hier in ihrer natürlichen Stellung gehoten, ohne die der
Keilschrift eigene Umlegung um 90°; auch sind sie rechtsläufig umgedreht).
Von diesen Vergleichen stimmen die ersten sechs ; Nr. 7 ist zu einfach, um
viel zu bedeuten, und jedenfalls scheint die Bedeutung gar nicht zu stim¬
men. Dasselbe gilt für Nr. 8 und 9; Nr. 10 ist sicher falsch. Von den übrigen
drei sind Nr. 11 und 13 sehr selten und bei Nr. 12 stimmt nicht einmal die
Richtung. Sicher ist dies kein Tier, aber dies ist auch fürs sum. Zeichen m. E.
unsicher.
Das Glanzstück bei der Vergleichung beider Schriften besteht aber in
den Zahlzeichen (Abb. 3), von denen nach Langdon auch Falkenstein
ATU 42 f. zugibt, daß sie ,, engere Beziehungen erweisen". Daß ,,Die Zahl-
zeichenreüie der pr. el. Tafeln dezimal" ist (S. 42 Anm. 5), stimmt nicht
ganz, denn es gibt daneben das sexagesimale Zahlsystem. Jedenfalls, was
mir als verblüffende Übereinstimmung erscheint, ist zunächst der Gedanke,
die Einheiten nicht etwa durch eüien Strich, wie in vielen anderen Schrift¬
arten, sondern durch einen schrägen Eindruck des Schreibgriffelstumpfes
auszudrücken (s. Abb. 3, 2. Zeile). Auch seine eigentümliche Verdoppelung
(das 3. Zeichen dieser Zeile) ist beiden Schriften gemeinsam: sie drückt wohl
„100" oder auch ,,60" aus. Darauf möchte ich mich noch nicht festlegen
und auch nicht mit Langdon bis in Einzelheiten die jedenfalls grundsätz¬
liche Übereinstimmung zwischen beiden Zahlzeichensystemen verfolgen.
Nm die seltsame Darstellung der kleinsten Brüche durch eine Art Rosette
stimmt so sehr zu der ebenso merkwürdigen pr. el., daß man einfach schhe¬
ßen muß: die beiden Zahlzeichensysteme (jedes doppelt: dezimal und sexa¬
gesimal) sind im Grunde identisch.
So wichtig dieser Schluß auch ist, im übrigen gehen beide Schriftarten
recht auseinander, wenn auch hier und da oft die Übereinstimmung in Einzel¬
heiten des Zeicheninvontars und in der Schrifttechnik uns sehr überrascht.
Auch Falkenstein meint „etwa 10 Zeichen herausschälen" zu können,
,,bei denen die Identität ebenso wie bei den Zahlzeichen zweifelsfrei er¬
scheint", s. Abb. 6. Dazu ist zu sagen, daß 2, 7 und 9 schon bei Langdon
besprochen wmden. Bei 1 halte ich die Identifizierung für unmöglich: das
sum. Zeichen soll einen Fisch darstellen, m. E. ist es eher ein Pfianzenteil und das pr. cl. ein Korb oder sonstiges Gefäß (ein pr. el. Zeichen wahrschein¬
hch für Fisch, s. daneben: 259). Nr. 3 TI ist zwar identisch, aber im Pr. el.
so selten, daß es für unsere Frage keine Bedeutung hat. Das gilt auch für
10, mag es eine Bürste oder eine Säge sein, wofür übrigens das Pr. el. öfter das
daneben hinzugefügte Zeichen zeigt. Ebenso selten ist auch 4, wobei außer¬
dem die Identifizierung der drei Halbkreise mit KUR „Land" mir gewagt
erscheint.
Die pr. el. Nr. 6 hat jedenfalls mit GAL ,,groß" nichts zu tun. Es scheint
eine Ware zu sein, die, wie schon Scheil gesehen hat, zm Bierbereitung ge-
hört. Nr. 5 mit Varianten tritt in Bezeichnungen von „Wesen" auf und
man findet kein Anzeichen, daß es GAL „groß" sein sollte. Wenn ein pr. el.
Zeichen für ,,groß" in Anspruch genommen werden kann, so ist das nm das
daneben hinzugefügte, das mehrmals mit ,, klein" (TUR/DUMU, s. Abb. 4
unter Ac) abwechselt. Auch das seltene pr. el. Zeichen unter Nr. 8 kann
nicht LIL ,, Steppe" bedeuten. Es scheint mit Holzmaterial zusammen vor¬
zukommen, und die alte Deutung (oder wenigstens Beschreibung) Scheils
als ,, Kiste" ist jedenfalls ansprechender.
Somit kämen wir nicht über Langdons Vergleiche hinaus und wenig
wird uns helfen, daß wir in äußerer Hinsicht die Übereinstimmungen in
der Zeichenform leicht vermehren können. Selbst wo diese genau dieselbe
ist, erweist sich meist das Zeichen in der einen oder in der anderen, oft sogar
in beiden Schriften als so selten, daß man zu keinem Schluß über seine
Funktion und seinen Wert kommen kann. Ich bespreche lüer nur ein paar
typische Fälle (auf Tafel II unten rechts) : ATU 423 ist geradezu identisch
mit el. 302 h-i, aber dieses gehört zu einer langen Reihe exagonaler Zeichen
mit verschiedener Innenzeichnung, worunter so häufige und wichtige sind
wie z. B. dasjenige (s. u. Ha), das Scheil ansprechend als dasei. Haupt¬
getränk (etwa ,,Bier"?) bezeichnet*. Das sum. Zeichen dagegen ist hapax
und völlig isoliert.
Anders stellt sich der Fall von ATU 414-6 dar, einem Grundzeichen, das
nur mit Inserten (um Beiges Terminus zu gebrauchen), d. h. mit anderen
eingeschriebenen Zeichen vorkommt. Bekanntlich sind diese Inserte ein
typischer Zug beider Schriften. In den drei Zeichen 414-6 haben wir drei
verschiedene Inserte, wovon das erste besonders interessant ist, weil auch
im Pr. el. das gleiche Grundzeichen mit verschiedenen Inserten vorkommt,
darunter als 284 mit GUR ,,Maß (Korn)" (s. unter Ea) als Insert. Aber
davon kaum verschieden ist pr. el. 175, das ebenfalls mit GUR als 181, aber
als 182 mit sich selbst und als 182a mit DÜB auftritt. Auf Grund der Texte
vermute ich für pr. el. 284 und 175 die Bedeutung ,, Scheune, Lager" oder
ähnl. für Getreide usw. Identität dieser Zeichen mit dem altsum. läßt sich
nicht erweisen, wenn es auch erwähnenswert ist, daß die beiden Kontexte
für ATU 414 und 415 diese Zeichen jeweils mit nm UDU „Schaf" bzw. GUD
,,Rind" zeigen. An Stall oder Scheune läßt sich schon denken. Jedenfalls ist die Parallelität in der Bildung dieser sum. imd el. Zeichen auffallend.
Das gleiche sum. Grundzeichen erscheint aber mit dem ,, Stern" als Insert
in den beiden Varianten von ATU 413, das auch Falkenstein ohne weiteres
mit ama „Mutter" und dagal „breit" sowie auch mit 412 (ohne den inneren
Strich) identifiziert. Wie man im Sum. dazu kam, ,, Mutter" dmch ein Zei¬
chen mit dem Stern als Insert zu schreiben, ist m.W. noch unerklärt. Etwas
* Wahrscheinlicher ist es aber „Brot".
mystisch dachte Deimel, dingir zeige das geheimnisvolle Wirken der Gott¬
heit im Mutterleib an. Wir werden gleich sehen, daß der Stern im Pr. el.
offenbar nichts mit „Gottheit", wohl aber etwas mit ,,Frau" und „Familie"
zu tun hat. Das scheint mir mindestens ein neues Element in diese Frage
zu werfen.
Damit kommen wir zu Vergleichen zwischen beiden Schriften, die nicht
mehr nm äußerlich sind. Wenn meine Analyse der pr. el. Texte der Kategorie
A e ff. nicht falsch ist, so sehen wir, daß el. „Frau" geradezu identisch ist
mit sum. SAL. Allerdings ist hier Elementarverwandtschaft gegeben, so daß
der Vergleich nicht viel beweist. Aber mit diesem Zeichen zusammen er¬
scheint eine bestimmte Reihe anderer Ideogramme, unter denen ich TUR
(auch dumu) „Kind", den ,, Stern" und die ,, Aedicula" (s. A k) mit ,,Frau", ,,Kind" oder ,, Stern" als Insert hervorhebe. Daher stammt meine vorige Vermutung, der ,, Stern" habe etwas mit ,,Kind" zu tun.
Eine Übereinstimmung zwischen beiden Schriften, die mir tiefer zu gehen
scheint, ist folgende. Unter den mit dem Stumpf des Schreibgriffels ein¬
gedrückten, nicht mit der Spitze eingeschnittenen Zeichen, ragen die Zahl¬
zeichen hervor. Doch gibt es andere, darunter ATU 189 und 190. Ersteres,
im Sum. = KUR ,,(Berg)land", ist im Pr. el. sehr selten, letzteres dagegen
häufig und scheint nicht eine Ware, sondern ein ,, Wesen" zu bezeichnen
(eventuell ein ,, Lager" oder dgl.). Die Bedeutung des sum. Zeichens ist
nicht ersichtlich, aber eine Einzelheit fällt auf: das Fach ATU 331 II 1 ent¬
hält nur / und 190, das Falkenstein in zwei Zeichen auflöst (der ,, Acutus"
wäre dabei hapax). Dagegen bietet das Pr. el. in 383a die gleiche Variante
mit dem ,, Acutus". In Einzelheiten verblüfft uns also oft die Übereinstim¬
mung zwischen beiden Schriften, die dagegen im großen und ganzen ver¬
schieden zu sein scheinen.
Das Zeichen für ,,Pflug" verwendet F. geradezu als Beispiel für den
,, Gegensatz der beiden (Schrift)systeme" (S. 42 mit Anm. 10): das sum. Zei¬
chen APIN und das pr. el. hätten ,,nm den dargestellten Gegenstand ge¬
meinsam". Ich würde das nicht behaupten, selbst wenn wir nur die Formen
B 668-679 hätten, denn z. B. die Hauptform ATU 214 und pr. el. B 675 sind
fast identisch (später sind in D 4452-4502 noch weitere Varianten hinzu¬
gekommen, die das Bild vervollständigen. Allerdings haben wir auch hier
einen Fall von Elementarverwandtschaft, und ähnliches gilt für IG, wie
ich mit sum. Wert das pr. el. Zeichen umschreiben möchte, das dem sum.
Zeichen für ,,Tür(flügel)" sehr ähnlich sieht, in pr. el. aber auch ,,Haus" zu
bedeuten scheint (wenigstens finde ich nichts, was sich mit dem sum. i
,,Haus" vergleichen ließe; s. Taf. II unterste Reihe).
Am wichtigsten scheint mir aber der Vergleich von pr. el. Ce mit sum. udu
,, Schaf". Wenn im Pr. el. ein Zeichen für ,, Schaf" da ist (und es ist undenk¬
bar, daß in all diesen Rechnungstäf eichen nicht oft davon die Rede ist), so
finde ich, daß nur dieses Zeichen „Schaf" sein kann wegen seiner Häufigkeit,
seiner Stellung und seiner Verbindung mit anderen Ideogrammen wie dem
verwandten Cg, ferner mit +, das mit sum. tnaS identisch sein kann, usw.
Das sum. Zeichen udu ist bekanntlich unerklärt. Das pr. el. gehört zu den
mit dem Griffelstumpf eingedrückten Zeichen, also zur selben Kategorie
wie die Zahlzeichen, z. B. » = „10" oder 0 = „100". Ich sehe noch nicht
klar, meine aber, daß das Schaf als Zahlungsmittel (vgl. lat. pecunia usw.)
sehr wohl als abstraktes Zeichen (wie schon Falkenstein es nennt) mit den
Zahlzeichen zusammengehören kann. Das sum. Zeichen hätte sich dann von
ihnen selbständig gemacht, denn es ist nicht mit dem Stumpf eingedrückt,
sondern gezeichnet.
Was ich zeigte, beweist m. E., daß Falkensteins Schluß (ATU 43), als
,, gemeinsamer Ursprung der beiden Schriftarten" könne allein ,,der Ge¬
danke der Schrift", nicht ein „gememsamer Zeichenbestand" gelten, im
Wesentlichen richtig ist, doch zu eng. Schon die ganz eigentümlichen, mr-
gends in der Welt wiederkehrenden Zahlzeichensysteme stellen ,, einen ge¬
meinsamen Zeichenbestand" dar. Daß weitere einzelne Zeichen dazu zu
rechnen sind, scheint mir sicher. Ich hoffe, daß mein Werk, und wäre es
auch nm durch die neugeordnete Zeichenliste und die Klassifizierung der
Warenideogramme, selbst wenn sie halb falsch sein sollte, den Grund
schaffen möge, auf dem eine nicht mehr rein äußerliche Vergleichung beider
Schriften durchgeführt werden kann. ^
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Abb. 4 I Elaaalflkatton dar Texta nach dan 'taren'
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Jf — ohne erkennbare Varanldeogranace uaw.
Abb. 5» Langdon» Verglaiohe
"some objeot", pr.el, etwa ein Zweig, Jedonfclla ziun Holzberelch gehOrlg
••Book"! pr.tl. "an ob-
^sot aftar numerals", vgl.
Textrslhtt C |
tab "two"; pr.el, "of phone¬
tic value", aber auob Woron- Ideograsm s. J a
■I ?ara t3^ 1,, nit pr.el.
B 307 verglichen (m.E, Va¬
riante von E o)
original sign for 'moxmtaln' i KUH, UBually «" JJO i pr.
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m 526.1 - © : 28i (§}
In 349 III 4^-1 pr.al.VIS 181 [|]
182 [öl .iBSälll ]^
AMA
«um.
usw.
udn t pr, al. Hr
Von Bernhard Rosenkranz, Köln
1.1 Während sich der sachhche Kern einer Äußerung vielfach durch ganz
wenige sprachliche Elemente wiedergeben läßt, gebraucht man in allen
Sprachen darüber hinaus Mittel zum Ausdruck irgendwelcher, an sich neben¬
sächlicher Einzelheiten, die dann unter Umständen sogar mehrfach ange¬
deutet werden. Für die Struktm einer Sprache ist es entscheidend, welche
Umstände besonders berücksichtigt werden und wie man sie ausdrückt.
1.2 Die Struktur des Hethitischen weicht stark ab von dem Bilde, das
man sich von der idg. Grundsprache macht. Daher nehmen manche For¬
scher an, das Hethitische habe eine ähnUche Entwicklung hinter sich wie
moderne analytische Sprachen. Demgegenüber wäre ein Nachweis alter
Systemzusammenhänge entscheidend. Zu untersuchen sind vor allem solche
Erscheinungen, die grundlegend für den gesamten Sprachbau sind, die also
auch zahlenmäßig stark hervortreten. Ihnen kann man dann etwaige ge¬
setzmäßige Ausnahmen gegenüberstellen, auch wenn sie zahlenmäßig nicht
ins Gewicht fallen.
1.3 Als vorläufige Grundlage unserer Untersuchung wmde eine Zusam¬
menstellung von 1000 Haupt- und Nebensätzen aus 23 ausgewählten Ab¬
schnitten hethitischer Texte möghchst aller Gattungen aus verschiedenen
Perioden benutzt. - Um Vergleichsmaterial für statistische Größenordnun¬
gen zu gewinnen, wurden ca. 3300 hethitische Verba nach der Klasseneintei¬
lung A. GöTZES gezählt :
Verbalklasse I 1 2 3 4 5 6 7 8
Gesamt : 888 176 527 236 59 163 200 204
% 26,7 5,3 15,8 7,1 1,8 4,9 6,0 6,1
2453 = = 73,7% mi- Verba
Verbalklasse II 1 2 3 4 5 6 7 I+II
Gesamt : 156 357 119 38 108 68 31 3330
0//o 4,7 10,7 3,6 1,1 3,2 2,1 0,9
877 = 26,3% h i- Verba
Die sechs mittleren Werte liegen zwischen 4,7 und 7,1%, die sechs kleinen
zwischen 0,9 und 3,6%. Die Mediopassiv-Formen machen mit 235 Belegen
7% der gesamten Verbalformen aus, die Infinitive mit 48 Belegen 1,4%.