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Einleitung Petrus Bsteh

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Academic year: 2022

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Einleitung

Petrus Bsteh

In seiner Dankesansprache anlässlich der ungewöhnlichen Verleihung einer Ehrendoktorwürde seitens der Katholisch-Theologischen Fakultät Tübingen an einen Muslimen, den damaligen Kronprinzen und hochverdienten Vorsit- zenden des „Club of Rome“, El Hassan Bin Talal von Jordanien, nützte der Geehrte die Gelegenheit, eine wichtige Mahnung an die muslimische, christ- liche und übrige Welt zu richten. Sie wurde danach in einem denkwürdigen Büchlein: „Das Christentum in der arabischen Welt“ (Wien-Köln-Weimar 2003 mit einem Vorwort von H. Küng) veröffentlicht. Es ging um die Präsenz der Kirchen im Nahen und Mittleren Osten, die es angesichts lebensbedroh- licher Emigrationsquoten der Christen nach dem Westen unter allen Um- ständen zu bewahren gälte. Sein Appell richtet sich an alle Verantwortungs- träger an der Basis und in religio-politischen Ämtern vor allem seiner eige- nen Glaubensgenossen, der Muslime. Er ruft dazu auf, Bedingungen zu schaffen, unter denen dieses einzigartige Geflecht monotheistischer Wurzeln in dieser Welt erhalten werden könne. Sein leidenschaftlicher Aufruf ging auch an die Kirchen selbst: Sie sollen den Geist der Ökumene pflegen, und an die Juden: Ihre staatliche Präsenz soll eher Versöhnung bewirken als Ärgernisse stiften.

Die Präsenz österreichischer Friedenstruppen in Zypern und auf den Golan- höhen macht eine Befassung mit diesen Fragen zu einem wichtigen Anlie- gen auch des Instituts für Religion und Frieden der Militärdiözese, mit der wir als Kontaktstelle für Weltreligionen gerne zu diesem Zweck zusammenarbei- ten. Ein Symposium über den Staat Israel konnte bereits mit prominenten Vortragenden und unter reger Teilnahme von Angehörigen des Bundeshee- res aller Dienstgrade abgehalten werden. Nun gilt es die Kirchen und islami- schen Gemeinden des Nahen und Mittleren Ostens in erweitertem Rahmen näher zu behandeln. Wir danken, dass wir dazu in der Diplomatischen Aka- demie zu Gast sein dürfen und werden die Inhalte der Tagung auch für ei- nen breiteren Interessentenkreis im Druck dokumentieren.

Religionen, zumal die monotheistischen Glaubensgemeinschaften, können weder erfunden noch ersetzt werden. Wir sind der festen Überzeugung, dass sie von Gott gestiftet sind und in ihrer Vielfalt für die Zukunft der Menschheit als solche eine wesentliche Bedeutung haben. Nicht als Unru- heherde und Zündstoffe hochexplosiven Inhalts, sondern als Beispiele eines möglichen, jahrhundertelang bewährten, gegenseitig befruchtenden Dialogs

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unter Glaubenskulturen und ethischen Werteordnungen. Dieser Dialog ist sehr empfindlich und verletzlich. Er darf nie durch brutalen Terror, durch entwürdigende oder unerträgliche Unterdrückung und andauernde Intoleranz schlagartig oder schleichend zerstört werden.

Es gab anfänglich und zwischendurch Zeiten, in denen mancherorts Friede, anspruchsvoller und fruchtbarer, bis heute beispielgebender Friede in die- sem Raum möglich war. Auch in unseren Tagen müsste unbeirrbar darauf hingearbeitet werden! Jeder Beitrag dazu – auch durch unsere Friedens- truppen – ist von hoher Bedeutung.

Die heutige Tagung sucht die Komplexität der Thematik aufzuzeigen. Alle drei Monotheismen sind an der Bruchlinie der beiden spannungsreichen Ge- schichtsräume der Antike entstanden: auf der einen Seite der Mittelmeer- raum mit seinen drei geistigen Hauptstädten Jerusalem, Athen und Rom („Okzident“); auf der anderen Seite das Zwischenstromland mit Arabien (Mekka), Persien (Ktesifon-Seleukia) und dem späteren osmanischen Reich (Istanbul) als geistigen Zentren („Orient“). Sie beide hatten die monotheisti- sche Wurzel, den philosophischen Eros und den ethisch-politischen Rahmen gemeinsam. Zwischen diesen beiden Geschichtsräumen gab es gewaltige machtpolitische Auseinandersetzungen, die in unzählige Kriege ausarteten, aber auch in weltanschaulichen, kulturellen und religiösen Unterschiedlich- keiten ihren Ausdruck fanden. All dies gehört zum Hintergrund des Entste- hens und Werdens der monotheistischen, besonders der abrahamitischen Religionen, die manchmal ursächlich für Gewaltszenen verantwortlich wur- den oder gelegentlich in sie hineingeraten sind, aber auch und vor allem eine Brücken schlagende, versöhnende Wirkung ausüben konnten.

Gerade Letzteres wäre heute, zu einer Zeit kaum eingrenzbarer bewaffneter Konflikte, von besonderer Bedeutung: Aus dem Kernbereich des Glaubens die Kraft zu gemeinsamem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden finden! Wo dies nicht von Innen her, aus aufrichtigem Gewissen und aus Verantwortung vor Gott geschieht, da bauen Bauleute vergebens, wachen Wächter um- sonst. Aus der Begeisterung der Herzen und aus Gottesfurcht können dann auch wieder jene Künste und Kulturen gedeihen, ohne die es keine Men- schenwürde gibt und die Welt ohne Lebenswert ist.

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