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metall zeitung

MITGLIEDERZEITUNG DER IG METALL | JAHRGANG 59 | NR. 9 | SEPTEMBER 2007 | D 4713

FÜR ARBEIT UND SOZIALE GERECHTIGKEIT | WWW.IGMETALL.DE

Ausbildungsnot – Fachkräftemangel

Jetzt handeln

John Deere: Era sauber hingekriegt

Kein Platz für Nazis in Frankfurt

BEZIRK

SEITE 28

LEBEN

SEITE 18

ARBEIT

SEITE 22

LOKALES

SEITE 30

Einen Sprachkurs dank der IG Metall Das bietet die neue

Servicegesellschaft

09_01_Titel_Lokales_apm.qxp:Titel_mit Aktuell 20.08.2007 7:53 Uhr Seite 1

(2)

SEITE 2|metallzeitung9/2007

INHALT

IMPRESSUM metallzeitung, die Mitglieder-Zeitung der IG Metall

Europa / Beitritt der Türkei

Die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Türkei müssen sich verbessern, fordert die IG Metall. SEITE 7

Kantinenessen

Was schmeckt ist meistens nicht gesund.

Ratschläge, wie das tägliche Kantinenessen gesünder und fettarmer wird. SEITE 20

Marianne Lutz

Die ehemalige Steiff-Betriebsrätin erhielt das Bundesverdienstkreuz. Kein Wunder, sie ist Vorbild für viele Menschen. SEITE 17

Foto: Image Source Foto: Andreas Fechner/laif Foto: Jochen Frank

THEMEN IM HEFT

Foto: Markus Kirchgessner

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Herausgeber: Jürgen Peters, Berthold Huber, Bertin Eichler Anschrift:

Redaktion metallzeitung Wilhelm-Leuschner-Straße 79 60329 Frankfurt am Main Telefon 069–66 93-26 33 Fax 0 69–66 93-2000 E-Mail:

metallzeitung@igmetall.de Redaktionsleiter:

Werner Hoffmann (verantwortlich im Sinne des Presserechts)

Chefredakteurin:

Susanne Rohmund Redaktion:

Fritz Arndt, Dirk Erb, Martina Helmerich, Sylvia Koppelberg, Fabienne Melzer, Antonela Pelivan

Gestaltung: Gudrun Wichelhaus Bildredaktion: Michael Schinke Sekretariat: Birgit Büchner/

Marion Brunsfeld Internet: www.igmetall.de/

metallzeitung

Anzeigen: Patricia Schledz Telefon 061 51–81 27-200, Fax 0 61 51–89 30 98 E-Mail: schledz@zweiplus.de Vertrieb: Reinhold Weißmann Telefon 069–66 93-22 24, Fax 0 69–66 93-25 38 E-Mail: vertrieb@igmetall.de metallzeitungerscheint monat- lich (zwölf Mal im Jahr). Für Mitglieder der IG Metall ist der Bezug im Beitrag enthalten.

Druck: apm AG, Darmstadt.

Für Sehbehinderte: Angebot für sehbehinderte und blinde Mitglieder: metallzeitunggibt es als Word- oder pdf-Datei. Bestellung an: vertrieb@igmetall.de

Die neue metallzeitung:

mehr Service und Infos

Mit dieser Ausgabe erhalten alle Mitglieder die Zeitung der IG Metall von der Post nach Hause geschickt.

Und das ist nicht die einzige Neuerung: Die metallzeitung erscheint in einem neuen, moder- nen Layout und künftig nicht mehr zehn sondern zwölf Mal im Jahr. Die neue Gestaltung bietet nicht nur mehr Bilder, Fotos und Illu s tra - tionen, sondern ist übersicht licher und damit leserfreundlicher.

SEITE 14 BIS 15

Anzeige

Titelfoto: PhotoAlto 09_02_03_Inh_Editor_apm.qxp:Inhalt_Editorial_02_03 17.08.2007 17:46 Uhr Seite 2

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EDITORIAL

SEITE 3

Deutschkurs während der Arbeitszeit dank IG Metall

Eine vom Betriebsrat organisierte Befragung fand heraus: Kollegen beim Lkw-Teilehersteller Styria wollen Deutsch lernen. SEITE 22

Foto: Alexandra Umbach

Die Piloten mit ihrer Vereini- gung »Cockpit« fingen an. Die Klinikärzte im »Marburger Bund« fogten ihnen und jetzt haben die Lokomotivführer mit der »GdL« Schlagzeilen ge- macht. Drei Berufsgruppen, die mit ihren Forderungen für Auf- sehen sorgten.

Natürlich könnte auch die IG Metall einzelne Berufsgruppen in einen Arbeitskampf führen.

Aber das ist nicht unser Weg. Der Weg der IG Metall nennt sich So- lidarität. Unser Prinzip heißt: Die Starken sind für die Schwachen da. Die Facharbeiter für die Un- gelernten. Die Vorarbeiter für die Bandarbeiter. Bei uns steht nicht der Einzelne für sich, sondern al- le für das Gesamtwohl.

Das ist bei Cockpit anders.

Dort interessieren sich die Piloten nicht für die Lage der Stewardes- sen. Auch die Ärzte beim Mar- burger Bund kämpfen nicht für die Krankenschwestern. Und die Lokomotivführer? Sie interessiert nur ihr eigenes Portemonnaie.

Nicht ohne Grund legt die Sat- zung der IG Metall fest: »Zu-

sammenschluss aller im Orga- nisationsbereich der IG Metall Beschäftigten zum gemeinsa- men Handeln; sie bezieht alle Mitglieder zur Unterstützung ein.« Dieses Prinzip macht uns nicht nur in Tarifkonflikten stark. Wir haben auch den An- spruch, die gesellschaftliche Entwicklung mit zu bestimmen.

Das Vorgehenvon Cockpit, der GdL oder des Marburger Bunds sollte den Kritikern des Flächen- tarifvertrags die Augen öffnen:

Wenn jede Berufsgruppe einzeln für sich kämpft, dann würde das in Deutschland für eine zerfled- derte Tariflandschaft sorgen. Ist das gewollt? Da mache ich doch ein großes Fragezeichen.

Die IG Metall steht für eine solidarische Tarifpolitik für alle Beschäftigten einer Branche. In einer zerfledderten Tarifland- schaft, in der jede kleine Berufs- gruppe ihre eigene Politik ver- folgt, befände sich das Land in ständigen Arbeitskämpfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für die Wirtschaft gut ist.

»Die Starken sind für die Schwachen da«

Die IG Metall steht für eine solidarische Tarifpolitik, die sich für alle Beschäftigten einer Berufsgruppe einsetzt.

Jürgen Peters, Erster Vorsitzender der IG Metall, über die egoistische Tarifpolitik der Lokführer, Piloten und Ärzte.

Foto: Renate Schildheuer

TARIFPOLITIK ALLES AUF EINEN BLICK

AKTUELLES

4 Leiharbeit

Die IG Metall will »Gleichen Lohn für gleiche Arbeit«.

5 Erwerbsminderungsrente Die Rentenversicherung wehrt sich gegen ein Urteil.

6 Eignungstest

Innungen bereichern sich an der Not von Bewerbern.

7 Aufbau statt Verlagerung Die Beschäftigten von IMI Norgren retteten ihre Jobs.

8 Interview

Gewerkschafter Stanislawski über rechte Politik in Polen.

9 Pflaume des Monats Bundesbankpräsident Axel Weber

TITEL

10 Ausbildungsnot und Fachkräftemangel

Nur eine Ausbildungsquote kann den Betrieben helfen, fordert die IG Metall.

REPORTAGE

14 Die neue metallzeitung So entstand die neue Mitgliederzeitung.

LEBEN

16 Leserbriefe/Leserfot0 17 Porträt

Zu Besuch bei Marianne Lutz, engagierte »Steiffianerin«.

18 Service für Mitglieder Die neue Servicegesellschaft bietet attraktive Angebote.

19 Was mich beschäftigt ...

Interview mit dem Kfzler Andreas Kleinschmidt 20 Der gute Rat

Kantinenessen soll

schmecken und gesund sein.

21 Rätsel

Erster Preis: Drei Tage im Apparthotel in Österreich

ARBEIT

22 Da geht was

Ausländische Beschäftigte wünschen Deutschkurs.

23 Auch andere haben Ideen Erwerbslose erkämpfen Schulbücher für Kinder.

24 Unsere Tipps

Wie Werkstudenten mehr Rechte und Geld bekommen.

25 So geht es besser Von der Montiererin zur Maschinenbedienerin.

25 Auf dem Prüfstand Rapsöl als Biokraftstoff hat erhöhtes Krebsrisiko.

26 Die Monatsökonomin Jutta Allmendinger über mangelhafte Bildung.

27 Von A bis Z – das Stichwort Arbeitslosenbeitrag

BEZIRK/LOKALES

28 Aus den Bezirken 30 Lokales/Karikatur

09_02_03_Inh_Editor_apm.qxp:Inhalt_Editorial_02_03 17.08.2007 17:47 Uhr Seite 3

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SEITE 4 |metallzeitung9/2007

AKTUELL

Die Leiharbeit boomt wie kaum eine andere Branche. Zwischen 2004 und Juni 2006 nahm die Zahl der Menschen, die bei einer Zeitar- beitsfirma beschäftigt waren, um mehr als 50 Prozent zu. Jeder vierte neue Job, der zwi- schen Mai 2006 und Mai 2007 entstand, war laut Bundesagentur für Arbeit ein Leihar- beitsverhältnis. Die Branche wächst nicht nur.

Auch der Einsatz von Leiharbeitern verändert sich. Waren sie früher Feuerwehr, um Auf- tragsspitzen auszugleichen, ersetzen sie heute auch reguläre Beschäftigungsverhältnisse.

Bei einer Betriebsräte-Befragung förderte die IG Metall in Nordrhein-Westfalen (NRW) zahlreiche Missstände in der Leihar- beit zu Tage. Manche arbeiteten Vollzeit für einen Teilzeitlohn, andere waren falsch ein- gruppiert. In den Unternehmen kämpft die IG Metall gemeinsam mit den Betriebsräten

für das Ziel »Gleiches Geld für gleiche Ar- beit«. Bei den Leiharbeitern kommt das En- gagement der IG Metall gut an. Seit Anfang des Jahres konnte sie in NRW unter ihnen 800 neue Mitglieder gewinnen.

Doch auch die Politik ist beim Thema Zeitar- beit gefordert. Denn erst die Hartz-Gesetze machen seit 2004 den unbefristeten Einsatz von Leiharbeitnehmern in einem Betrieb möglich. Damit verschafften sie der Branche einen kräftigen Schub. IG Metall-Bezirkslei- ter Detlef Wetzel startete in NRW gemeinsam mit der SPD-Landesvorsitzenden Hannelore Kraft die Initiative »Leiharbeit Grenzen set- zen«. Beide sind sich einig, dass in der Leih- arbeit Mindestlöhne gelten müssen und der zeitliche Einsatz von Leiharbeitern wieder befristet werden muss. Wie viele Menschen

das Thema bewegt, zeigte auch die Petition, die die IG Metall Dresden beim Petitionsaus- schuss des Bundestags eingereicht hat. Darin fordert sie unter anderem den Einsatz von Leiharbeitern auf ein Jahr zu begrenzen. Fast 45 000 haben die Petition unterzeichnet. Da- mit hat die IG Metall Dresden gute Chancen, vom Ausschuss angehört zu werden.

Infos für Leiharbeiter und Betriebsräte hat die IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Bran- denburg-Sachsen im »Sozialreport Leihar- beit« zusammengestellt. Darin gibt es auch eine Checkliste zu den Rechten von Betriebs- räten beim Einsatz von Leiharbeitern.

Fabienne.Melzer@igmetall.de

3www.igmetall.de/metallzeitung 3http://www.igmetall-zoom.de

RNetzwerk für Leiharbeiter

Auch Leiharbeit muss sich lohnen

In vielen Betrieben breitet sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aus. Während Festangestellte Tarifgehälter bekommen, arbeiten ihre Leiharbeitskollegen oft für Mini-Löhne und ohne Zuschläge. Für das gemeinsame Ziel »Gleiches Geld für gleiche Arbeit« kämpft die IG Metall in den Betrieben und in der Politik.

Überall suchen Zeitarbeitsfirmen, wie hier Randstad, Arbeitskräfte. Die Leiharbeitsbranche wächst seit Jahren.

»GLEICHES GELD FÜR GLEICHE ARBEIT«

Foto: Marcus Gloger / JOKER

09_04_05_Aktuell_apm.qxp:Aktuell_04_05 17.08.2007 18:28 Uhr Seite 4

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metallzeitung9/2007| SEITE 5

Für viele Rentner hätte das Urteil einen warmen Geldsegen bedeu- tet. Das Bundessozialgericht (BSG) hatte vor eineinhalb Jahren die Ab- schläge für Bezieher von Erwerbs - minderungsrenten unter 60 Jahren beanstandet und die Rentenversi- cherung dazu ver donnert, die Renten nicht zu kür zen. Experten schätzen, dass das Urteil den Ver- sicherten rund zwei Milliarden Euro pro Jahr bringen könnte. Fast 900 000 Rentner konn ten auf et- was mehr Geld hoffen.

Doch die Deutsche Rentenver- sicherung Bund, früher Bundes- versicherungsanstalt für Ange- stellte (BfA), weigerte sich, die höchstrichterliche Entscheidung umzusetzen. Der Sozialverband Deutschland, der das Urteil erstrit- ten hatte, reagierte erstaunt. Es sei höchst ungewöhnlich, dass die Rentenversicherung die Rechts-

Urteil ausgebremst

Die für diesen Sommer geplante Reform der gesetzlichen Unfall- versicherung ist vorerst vom Tisch. Grund sind offenbar Pro- teste von IG Metall und Arbeits- schützern, die das Reformprojekt scharf kritisiert hatten. So sollten zehn Prozent Einkommensein- bußen infolge eines Unfalls gar nicht mehr und Erwerbsminde- rungen von 20 Prozent nur noch pauschal mit 50 Euro entschädigt werden. Im August hatte die IG Metall mit der Aktion »Meld’

dich mal beim Ministerium!«

den Druck auf das Arbeitsminis - terium forciert. fra

Avaya will zum 1. Januar 2008 aus dem Metall-Arbeitgeber - verband austreten. Die Ge- schäftsleitung meint, dass mit dem Wandel vom Hardware- zum Software-Unternehmen keine Tarifverträge mehr nötig seien. Die IG Metall weist diese Begründung zurück: Das Bun- desarbeitsgericht habe ja erst kürzlich Tarifverträge in der IT- Industrie als üblich bezeichnet.

Avaya baut weiter Personal ab.

Aktuell ist die Entwicklung be- troffen. Die neue amerikanische Konzernleitung will Entwick-

lungskapazitäten nach Indien verlagern und zudem einen Strategiewechsel vom Breiten- geschäft hin zu Großkunden durchsetzen. Ein vom Betriebs- rat in Auftrag gegebenes Wirt- schaftsgutachten des Info-Insti- tuts in Saarbrücken, das vor dem Ausverkauf von Kernkom- petenzen warnt, wird ignoriert.

Seit Juni haben die US-Finanz- investoren Silver Lake und TPG Capital das Sagen. In den nächs - ten Monaten wollen sie ihr Zu- kunftskonzept vorlegen. Das Ende bleibt weiterhin offen. th

Die Renten versicherung weigert sich seit über einem Jahr eine Entscheidung des Bundessozialgerichts umzusetzen.

In der Diskussion um die Anhe- bung von Hartz IV brachte Ar- beitsminister Franz Müntefering erneut den Mindestlohn ins Ge- spräch. Wer Hartz IV anheben wolle, müsse auch dafür sorgen, dass der Staat nicht mehr so viel zu den Löhnen zuschießen muss, sagte Müntefering im Deutsch-

landfunk. Zurzeit gibt es mehr als 600 000 sozialversicherungspflich- tig Beschäftigte, deren Einkom- men nicht zum Leben reicht. Auch die IG Metall fordert einen Min- destlohn. Von der aktuellen De- batte verspricht sie sich allerdings nichts: So könnten beide Forde- rungen im Sande verlaufen. fam

Weiter keine Einigung

IG Metall kritisiert endlose Debatte um Mindestlohn.

Proteste stoppten Reform der Unfallrenten

Avaya: Heuschrecken haben das Kommando

auf fassung des BSG infrage stelle.

Selbst auf die Politik können die Versicherten in diesem Fall nicht hoffen. Sie gibt der Rentenversi- cherung Rückendeckung. »Das Arbeitsministerium begrüßt das Vorgehen der Rentenversiche- rung«, sagt Martina Krogmann, CDU-Bundestags-Abgeordnete.

Den Betroffenen bleibt zurzeit nur, den erneuten Klageweg ab- zuwarten. Die Sozial experten der IG Metall raten, gegen Be- scheide über Erwerbsminde- rungsrenten für Zeiten vor dem 60. Lebensjahr Widerspruch ein zulegen oder bei bereits bin- denden Bescheiden eine Über- prüfung beim Rentenversiche- rungsträger zu beantragen.

Fabienne.Melzer@igmetall.de

3www.igmetall.de/metallzeitung

Am Bundessozialgericht in Kassel entschieden die Richter für die Rentner. Foto: U. Gr

abowsky/ photothek

Irland

131 000

Italien

145 000

Groß- britanien

202 000

Deutschland

274 000

Geschäftsführer von Unternehmen mit

bis zu 100 Beschäftigten verdienen pro Jahr in Euro

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung 2007, Illustration: Birgit Lang

ZU HOHE MANAGERGEHÄLTER

Ob kleine oder große Arbeitsun - fälle: Es bleibt alles beim Alten.

Foto: Uwe Zucchi / dpa / pa

09_04_05_Aktuell_apm.qxp:Aktuell_04_05 17.08.2007 18:29 Uhr Seite 5

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SEITE 6 |metallzeitung9/2007

AKTUELL

Noch eine Hürde mehr für Bewerber

EIGNUNGSTESTS

Die Broschüre »Zukunft braucht Gerechtigkeit« fasst alle Anträge und Entschließungen zum Gewerkschaftstag zusammen.

Die Anträge und Entschließun- gen zum 21. ordentlichen Ge- werkschaftstag der IG Metall sind in einer Broschüre zusam- mengefasst. Mitglieder können diese Broschüre ab sofort über ihre Verwaltungsstelle bekom- men. Alle Delegierten erhalten die Anträge und die Entschlie- ßungen mit ihren Teilnehmer- unterlagen zum Gewerkschafts- tag zugeschickt. sro

Broschüre zum Gewerkschaftstag

Anträge gibt es in den Verwaltungsstellen.

Heiner Brand, 55, Handballbundestrainer und mit seiner Mannschaft in diesem Jahr Weltmeister, übt auf fremden Parkett. Für die »Initiati- ve Neue Soziale Marktwirtschaft« (INSM), von Gesamtmetall mit Millionen Euro geschmiert, wirbt er:

»Wer Erfolg haben will, muss Refor- men anschieben.« Mit Sportsgeist hat das allerdings nicht viel zu tun.

Die INSM steht für Marktmacht und nicht für Solidarität. Dabei machten gerade Solidarität und Gemeinschaftssinn Brands Mann- schaft so erfolgreich. who

Trainer auf neoliberaler Welle

Heiner Brand wirbt als Sprachrohr von Gesamtmetall.

Foto: Wolfgang Thieme / dpa / pa

Vor der Ausbildung zum Eignungstest? Das will die Handwerkskammer.

Die Handwerkskammern prakti- zieren eine trickreiche Methode, um Bewerber für einen Ausbil- dungsplatz vorzusortieren. Sie bieten einen so genannten Eig- nungstest direkt in den Unter- nehmen an oder als individuelle Tests für Bewerber und Schulab- gänger. Damit wird eine weitere zusätzliche Hürde für diejenigen aufgebaut, die zum Beispiel eine Lehrstelle als Zahntechniker oder Kfz-Mechatroniker suchen.

Die Einzelheiten der Grau- samkeiten: Die Innung testet die Abgänger auf räumliches Den- ken, Allgemeinwissen oder tech- nisches Verständnis, Konzentra- tionsvermögen und auch auf ma- thematische Kenntnisse – alles Fähigkeiten, die eigentlich be- reits aus dem Schulzeugnis her- vorgehen. Je nach Abschneiden bekommen die Prüflinge eine Art Zertifikat. Damit können sich die Geprüften dann bei den Innungsbetrieben bewerben.

Das Verfahren hat jedoch gleich mehrere Haken. Der »zertifizier- te Test« kostet die Prüflinge Geld. Die Innungen berechnen verschiedene Sätze, die mal bei

16 Euro oder auch 39 Euro liegen können. Die Summe muss aus der eigenen Tasche vorgestreckt werden. Angeblich können sich die Bewerber das Geld später von der Agentur für Arbeit wie- der holen.

Mit den Testgebühren versu- chen die Innungen offensichtlich schwindende Mitgliedsbeiträge zu kompensieren. Die Leidtra- genden sind die zahlreichen Schulabgänger, die einen Ausbil- dungsplatz suchen. Besonders skandalös ist, dass ohne ein Zer- tifikat der Innung die Absolven- ten häufig gar nicht mehr in die nähere Auswahl um eine Lehr- stelle kommen.

Betriebsräte, derenUnternehmen solche Eignungstests vornehmen lassen oder ein entsprechendes Zertifikat verlangen, sollten un- bedingt auf Mitsprache drängen, rät die IG Metall. Denn schließ- lich kann ein solcher Eignungs- test nicht über eine Einstellung entscheiden. Ein solcher Test darf – wenn überhaupt – nur ei- nes von mehreren Auswahlkrite- rien sein.

Martina.Helmerich@igmetall.de

Immer mehr Handwerksinnungen machen Geld mit so genannten Eignungstests für Ausbildungsplatzbewerber.

Ohne Zertifikat haben die jungen Leute das Nachsehen.

Foto: Kampa

09_06_07_Aktuell_apm.qxp:Aktuell_06_07 17.08.2007 17:49 Uhr Seite 6

(7)

EUROPASERIE

Die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union wird auf die lange Bank geschoben. Die EU- Ratspräsidentschaft Portugals und die Parlamentswahl Ende Juli haben die Debatte jetzt neu belebt. Obwohl alle EU-Mit- gliedsstaaten den bisherigen Stadien des Beitrittsprozesses zugestimmt haben, ist eine Mit- gliedschaft der Türkei höchst umstritten. Neben den Befür- wortern gibt es aber auch Regie- rungen, die einen türkischen EU-Beitritt ablehnen – wie die ös terreichische Regierung und die französische Regierung un- ter Sarkozy.

Deutschland und damit auch die deutschen Gewerkschaften haben eine besondere Bezie- hung zur Türkei. Die IG Metall zählt 130 000 türkische Arbeit- nehmer zu ihren Mitgliedern, davon sind 1600 Betriebsräte und 4000 Vertrauensleute. Zu- dem sind über 1000 deutsche Unternehmen in der Türkei aktiv. Der Zweite Vorsitzende der IG Metall Berthold Huber befürwortet den EU-Beitritt der

Türkei. Allerdings müssen dafür die Rechte für Arbeitnehmer noch dringend verbessert wer- den. »Sie können sich in der Türkei noch nicht frei organisie- ren«, erklärte Huber.

Besonders wichtigaus Gewerk- schaftssicht ist die Umsetzung der Konventionen der Interna- tionalen Arbeitsorganisation ILO. Also grund legende Ge- werkschaftsrechte wie Vereini- gungsfreiheit, das Recht auf Kol- lektivverhandlungen oder das Streikrecht sind noch gar nicht zufriedenstellend geregelt. Die Gewerkschafts- und Tarifver- handlungs gesetze behindern eine freie Organisation. Tarifverhand- lungen laufen unter Kontrolle des Arbeitsministeriums. »Hier gibt es noch viel zu tun«, sagte Huber und forderte, dass die Türkei den begonnenen Refomprozess nach den Wahlen entschiedener als bisher fortsetzt. Ein wichtiges Forum ist der Europäische Ge- werkschaftsbund. Meh rere türki- sche Arbeitnehmerorganisatio- nen sind Mitglied im EGB.mh

Für EU-Beitritt Reformen entschiedener fortsetzen

Die Rechte von Arbeitnehmern und Gewerkschaften sind in der Türkei noch nicht zufriedenstellend geregelt.

Foto: Image Source

In der Türkei existieren drei relevante Dachverbände von Arbeit neh - mergewerkschaften. Für zahlreiche Branchen ist gewerkschaftliche Organisierung jedoch verboten. Gewählte Betriebs räte im deut- schen Sinne gibt es in der Türkei nicht. Für Tarifver handlungen und Streiks gilt eine komplizierte Prozedur. Arbeitskämpfe sind prak- tisch nicht möglich. Weitere Informa tionen gibt es in der Broschüre der IG Metall »Länderprofil Türkei«, die elektronisch zu beziehen ist bei sema.yilmazer@igmetall.de.

Viele Hürden für Arbeitnehmer und Gewerkschaften Sie haben gekämpft und gewon-

nen. Damit haben die Beschäf- tigten von IMI Norgren im ba- den-württembergischen Groß- bettlingen nahe Esslingen nicht nur ihren eigenen Standort ge- rettet, sondern alle deutschen Werke gestärkt.

Trotz schwarzer Zahlen sollte Großbettlingen geschlossen wer- den – daran hielt der Konzern zunächst hartnäckig fest. Die Proteste der Belegschaft und ihre Warnstreiks für einen Sozialta- rifvertrag führten zum Sinnes- wandel. Der Hersteller von Pneumatik stand am Rande der Lieferfähigkeit. Die Kunden aus dem Nutzfahrzeugbereich mach- ten enormen Druck. Im Mai kam der Durchbruch: Das Werk

bleibt nicht nur bestehen, son- dern soll gestärkt werden. »Die- ser Erfolg war nur mit der gro- ßen Geschlossenheit der Beleg- schaft und der Unterstützung der IG Metall Esslingen möglich«, sagt Betriebsratsvorsitzender Hermann Metzger.

Jetzt ist Norgren ganz umge- schwenkt: Die Stärken aller deut- schen Standorte – darunter das Werk Fellbach und die Logistik in Alpen (Nordrhein-Westfalen) – sollen besser genutzt und aus- gebaut werden. Die Konzernlei- tung hat verstanden, dass billige Lohnkosten nicht ausreichen, um auf dem Markt erfolgreich zu sein. Norgren hat sich das IG Metall-Motto zu eigen gemacht:

Besser statt billiger. uli

TELEFONAKTION

Was ist eine Entgeltumwandlung? Habe ich Anspruch auf alters - vorsorgewirksame Leistungen? Lohnt sich die Riesterrente für mich?

Habe ich eine Versorgungslücke im Alter? Ihr habt Fragen zu den Möglichkeiten zusätzlicher Altersvorsorge? Wir haben Antworten.

metallzeitungbietet am 10. September von 15 bis 19 Uhr eine Telefonaktion zu diesem Thema unter der kostenlosen Nummer

Rechtsanwälte sowie ein Fachberater für die Metallrente, dem Versorgungswerk der IG Metall, stehen Rede und Antwort.

0800 – 4 46 38 25

Anfang Februar wollte IMI Norgren das Werk in Großbettlingen noch schließen. Nun werden die deutschen Standorte ausgebaut.

Fragen zur zusätzlichen Altersvorsorge?

Norgren-Beschäftigte kämpften erfolgreich um ihre Arbeitsplätze.

Fotoc: FM

Mehr als nur gerettet

09_06_07_Aktuell_apm.qxp:Aktuell_06_07 17.08.2007 17:49 Uhr Seite 7

(8)

AKTUELL

Siemens vernichtet Jobs

Gestatten Löscher. Peter Löscher. Arbeitsplatz-Löscher.

Oberster Ausverkäufer der Nation. Der neue Siemens-Chef ist seit zwei Monaten im Amt.

Aber von einem Visionär ist er weit entfernt. Löscher hat es in diesen acht Wochen geschafft, sage und schreibe mehr als 10 000 Jobs akut zu gefährden.

Bei VDO. Bei Nokia Siemens Networks. Und bei Siemens Enterprise Communications.

Geerbt hat er die Probleme von seinem Vorgänger Klaus Kleinfeld. Der musste zurück- treten, weil er angeblich nichts wusste von schwarzen Kassen, von Korruption. Jetzt soll alles anders werden. Doch eines bleibt beim Alten: die Arbeitsplatzvernichtung. Auf Siemens-Deutsch heißt das:

»Fokussierte Portfoliopolitik«.

Übersetzung: Was unter den Profitvorgaben des Vorstands bleibt, wird auf den Markt ge - worfen. Schlussverkauf bei Siemens. Selbst die Kernkom - petenz verscheuert der Kon - zern. Die wertvollen Patente gibt es gratis obendrauf.

Siemens machte das Telefon weltweit zum Alltagsgerät. Die Preise sinken? Weg mit dem Telefongeschäft. Siemens- Manager verpennten die Entwicklung bei den Handys?

Die Belegschaft muss büßen und wird an einen unseriösen Partner verkauft.

Die Konzernmutter Siemens verhält sich gegenüber ihren Tochterfirmen noch schlimmer als die böse Stiefmutter im Märchen: Sie verkauft ihre Töchter und sieht zu, wie die ausgehungert oder gar zu Tode gebracht werden.

ARBEITSBEDINGUNGEN UND GEWERKSCHAFTSARBEIT IN POLEN

metallzeitung: Unternehmen wie AEG fühlen sich in Polen offenbar wohl.

Stanislawski: Wahrscheinlich mö- gen sie unsere niedrigen Löhne und die langen Arbeitszeiten von durchschnittlich 2000 Stunden jährlich. In keinem Land der EU wird länger gearbeitet.

metallzeitung:Und das Entgelt?

Stanislawski: Das Mindestentgelt liegt bei 649 Sloty, umgerechnet sind das 130 Euro. Das reicht auch in Polen nicht zum Leben. Außer- dem sind die Arbeitsverhältnisse meistens befristet. Verlängert wer- den die Verträge nur, wenn die Be- treffenden kuschen. Das gefällt Konzernen. Für die sind die nied- rigen Löhne und miserablen Ar- beitsbedingungen in Polen ein Test feld für Europa.

metallzeitung: Was unternehmen die Gewerkschaften?

Stanislawski:Der gewerkschaftliche Organisationsgrad liegt in Polen bei nur zehn bis zwölf Prozent. Es gibt zahlreiche gewerkschaftsfreie Zonen, in denen Beschäftigte kei- ne Rechte haben. Dort werden die Arbeitsbedingungen noch weiter verschlechtert. Und wer versucht, sich gewerkschaftlich zu organisie- ren, wird bedroht. Derzeit erfasst die Polizei gerade Material über die aktivsten Teilnehmer eines Krankenschwesternstreiks. Die Polizei versucht beispielsweise herauszufinden, wer Schulden hat.

Auf diese Weise sollen die Aktivis - ten eingeschüchtert werden. Was die Arbeitsbedingungen betrifft, ist Lidl führend. Die Firma wurde von den Gewerkschaften gerade zum schlimmsten Arbeitgeber in ganz Polen erklärt.

metallzeitung: Unterstützt die Regierung die Gewerkschaften?

Stanislawski:Im Gegenteil, die Re- gierung greift die Arbeitnehmer an. Die Kaczinskys sind allerdings keine Verrückten, wie im Ausland oft geglaubt wird, sondern katholi- sche Fundamentalisten. Wir erle- ben derzeit die schärfsten Angriffe der vergangenen 20 Jahre. Die bei- den Brüder würden die Gewerk- schaften am liebsten zerschlagen und haben auch schon damit ge-

»Lidl ist der schlimmste Arbeitgeber in Polen«

droht, das OPZZ-Eigentum zu konfiszieren. Auch der 1. Mai steht auf der Abschussliste. Die wollen alles aus dem Weg räumen, was die freie Entfaltung der Wirtschaft be- hindern könnte.

metallzeitung:Angeblich nutzt die freie Wirtschaft den Arbeit - nehmern…

Stanislawski:...von wegen. Etwa 60 Prozent der Bevölkerung lebt am Existenzminimum, und rund 15

Foto: Tomasz Paczoz / PAP / pa

Foto: Privat

metallzeitung sprach mit Bojan Stanislawski, Gewerkschafter und stellvertretender Chefredakteur der Gewerk schaftszeitung »Nowy Tygodnik Popularny«. Die »Neue Volks - zeitung« ist die Zeitung des größten polnischen Gewerkschafts-Dachverbandes OPZZ.

Bojan Stanislawski kritisiert katholische Fundamentalisten.

DER KOMMENTAR

Hans-Otto Wiebus,

Korrespondent der metallzeitung im Bezirk Bayern.

09_08_09_Aktuell_apm.qxp:Aktuell_08_09 17.08.2007 17:52 Uhr Seite 8

(9)

metallzeitung9/2007| SEITE 9

Oliver Hilburger, Landesvor- standsmitglied der arbeitgeberna- hen »Christlichen Gewerkschaft Metall« (CGM) in Baden Würt- temberg, ist eingeknickt. Erst hatte ihn der »Scheibenwischer«, die IG Metall-Zeitung bei Daimler in Untertürkheim, als Mitglied der Nazi-Band »Noie Werte« enttarnt.

Dann machte die metallzeitung

Druck. Wenig später gab Oliver Hilburger sein CGM-Betriebs- ratsmandat zu- rück. Außerdem gab er seine Äm- ter als Mitglied des CGM-Lan- desvorstands, als Ver trauenskör- perleiter und stell ver tretender Vorsitzender der CGM-Betriebs- gruppe auf.

Hilburger war nicht einmal be- reit, sich während einer Betriebs- ratssitzung von den »Noie-Wer- te«-Texten zu distanzieren. »Der Kampf gilt auch der Linken, der ganzen roten Brut«, hetzt die Band, »doch wir werden sie besie- gen, mit rechtem deutschen Blut«.

Betriebsräte hatten daraufhin eine

»Erklärung« verfasst. Darin wird Hilburgers Verhalten als »nicht tragbar« kritisiert und jegliche Form nationalsozialistischer Ideologie abgelehnt. Die CGM- Vertreter unterschrieben nicht.

Inzwischen sickerte auch noch durch, dass Hilburger über die CGM als ehrenamtlicher Richter am Stuttgarter Arbeitsgericht mit- entscheidet. Er spricht dort in der 17. Kammer Recht, die Vizepräsi- dent Reinhard Enz untersteht.

Laut Richter Enz ist ein Aus- schluss des Noie-Werte- Rockers und CGM-Funktio- närs »rechtlich schwierig«. fra

Nazi-Rocker ist Arbeitsrichter in Stuttgart

Nazi-Rocker Oliver Hilburger, bis Juli Betriebsratsmitglied bei Daimler in Untertürkheim, hat nach einem Bericht der metallzeitungseine Posten geräumt. Arbeitsrichter ist er immer noch.

PFLAUME DES MONATS IN KÜRZE

Prozent der Polen sind arbeitslos.

Auch Hochqualifizierte. Bei den Jugendlichen sieht es noch schlim- mer aus, da liegt die Arbeitslosen- quote bei 40 Prozent. Das ist die höchste Quote in der gesamten EU. Im Grunde widerlegen die polnischen Verhältnisse das Mär- chen, dass neoliberales Wirtschaf- ten allen nutzt. Die polnischen Ar- beitnehmer haben nichts davon.

Eher erinnern die Arbeitsbedin- gungen an die Zeiten der Barbarei.

metallzeitung:Vor wenigen Jahren war die Arbeitslosenquote noch hö her?

Stanislawski:Ja, vor drei Jahren lag sie mal bei 22 Prozent. Aber der Rückgang beruht vor allem darauf, dass seitdem zwei Millionen Polen das Land verlassen haben. Die jun- gen Menschen sehen hier keine Zukunftschancen mehr. Allein in Großbritannien arbeiten doch fast mehr Polen als zu Hause im eige- nen Land. Fakt ist, dass seit 2003 die Anzahl der abhängig Beschäf- tigten um fünf Millionen abge- nommen hat und jeden Tag 1400 Arbeitsplätze vernichtet werden.

metallzeitung: Bringt der An - schluss an Europa den polnischen Menschen mehr Gerechtigkeit?

Stanislawski:Ja und nein. Wenn die polnischen Arbeitnehmer in ganz Europa beschäftigt werden, können sie eine Menge von den europäi- schen Gewerkschaften lernen. Ich bin sicher, dass diese Erfahrungen den polnischen Gewerkschaften auch zugutekommen. Derzeit ha- ben Armut und Frustration in Po- len viel vom gewerkschaftlichen Bewusstsein verbannt.

metallzeitung: Hilft europäisches Recht den Beschäftigten?

Stanislawski: Natürlich könnten uns europäische Gesetze helfen.

Aber wir sind realistisch und sicher, dass die besten Gesetze allein nicht ausreichen. Zumal die Rechtsregie- rung längst weiß, wie Gesetze zu umgehen sind. Rechtliche Vorga- ben der EU müssen einhergehen mit gewerkschaftlichem Druck auf unsere Regierung, in ganz Europa.

Auch die Europäische Kommission muss helfen, die Repressionen der Kaczynskis zu unterbinden.

Fritz.Arndt@igmetall.de

Hilburger als Betriebsrat

»untragbar«.

Am Arbeitsgericht Stuttgart spricht Hilburger Recht.

Foto:FM

Foto: Becker / Bredel

Axel Weber (Foto), der Präsident der Deutschen Bundesbank, benutzt anscheinend das hauseigene Geldmuseum in Frankfurt am Main, um neoliberales (Wunsch-)Denken zu verbreiten. Im Museums trakt der Staatsbank steht ein Computer, an dem der Besucher aktiv werden kann. Und mächtig. An dem Gerät kann er spielerisch die Geldströme Deutschlands lenken. Wer dort

»Gewerkschaft« anklickt, hat drei Optionen: Reallöhne senken, erhöhen oder gleich bleiben lassen. Sofort wer- den ihm die »Auswirkungen« auf Wirtschaftswachstum, Inflation und Arbeitslosigkeit grafisch vor Augen geführt. Erhöht er die Reallöhne, stürzt das Wachstum ab, Inflation und Arbeitslosigkeit schnellen nach oben. Was passiert, wenn er stattdessen die Reallöhne senkt, ist leicht zu erraten: natürlich genau das Gegenteil. Die platte und falsche Botschaft: Sind die Löhne unten, wird alles gut.

Aber immerhin eines ist richtig an der Computernummer:

Solches Gedankengut gehört ins Museum.

Museumsreifes Gedankengut

Mann sein lohnt sich

Der Unterschied wird einfach nicht kleiner. Noch immer ver- dienen Frauen deutlich weniger als Männer. Im europäischen Durch schnitt betrug der Ab - stand vor zwei Jahren 15 Pro - zent. Das waren gerade einmal zwei Prozentpunkte weniger als zehn Jahre zuvor. In Deut sch - land ist der Abstand zwischen den Geschlechtern noch deut- lich größer. Hier verdienten Frauen im Jahr 2005 sogar 22 Prozent weniger als Männer.

Nur in drei Ländern der Euro - päischen Union (EU) lagen Frauen noch weiter hinter den Männern, in der Slowakei, Zypern und Estland. Angesichts des Schneckentempos, in dem sich die Einkommen von Frauen und Männern annähern, erwägt EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla, die 30 Jahre alte EU- Richtlinie zur gleichen Be - zahlung von Männern und Frauen zu verschärfen. fam

Foto: Arne Dedert / dpa / pa

09_08_09_Aktuell_apm.qxp:Aktuell_08_09 17.08.2007 17:52 Uhr Seite 9

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AUSBILDUNGSNOT

Foto: DGB

Am Montag, 9. Juli, kurz vor elf, war vorm Nürnberger Jugendzentrum »Luise« schon richtig was los. Von der Ladefläche eines DGB- Mietlasters hämmerte Techno-Rock. Davor warteten einige hundert Jugendliche ungedul- dig, dass die Demo rüber zur Bundesagentur für Arbeit (BA) beginnt. Die meisten hielten weiße DIN-A3-Bögen in der Hand, die ihre Bewerbungskarrieren dokumentierten: »Alex- andra, 16. Suche seit Juni 2006 eine Lehrstelle als Bürokauffrau.«

Auch Berufsschullehrer hatten sich einge- reiht, viele mit einer Ordnerbinde am Arm.

Norbert Raeske etwa unterrichtet an der Be- rufsschule 1, Klasse »Berufsvorbereitungs- jahr«. Eine von vier Klassen an der »1« mit Bewerbern in der Warteschleife. »Wir vermit- teln Grundqualifikationen für Metall- und

Elektroberufe«, erklärt Lehrer Raeske, »trotz- dem haben viele noch keinen Ausbildungs- platz.« Also ist es Zeit, Druck zu machen.

Denn nicht nur in Nürnbergauch in anderen Städten haben abgehängte Jugendliche den Politikern eingeheizt:

In Mainz pochten Ende April rund 1000 Schülerinnen und Schüler aus Rheinland- Pfalz auf ihr Recht für einen Ausbildungs- platz. Ihre Forderungen schrieben sie auf eine Wandzeitung und übergaben sie anschlie- ßend Landtagsabgeordneten.

In Düsseldorf demonstrierten 1200 Jugend- liche gegen den »Ausbildungsschwund« in NRW. Nur noch 31 Prozent der Betriebe bil- den dort aus. 110 000 Jugendliche unter 25 Jahren sind arbeitslos.

ALTERNATIVEN ZUR MISERE

Jahrelang haben die Betriebe ihre Ausbildungspflichten vernachlässigt und Zehntausende Jugendliche ins Abseits gestellt. Diese Sparerei rächt sich jetzt: Denn seit die Wirtschaft wieder brummt, fehlt plötzlich das erforderliche Fachpersonal. Die IG Metall fordert eine Ausbildungquote von mindestens sieben Prozent in allen Branchen und Fördermaßnahmen für benachteiligte Jugendliche – statt fertige Fachleute aus dem Ausland zu importieren.

Facharbeiter fallen nicht vom Himmel

In Hamburg forderten mehrere hundert Schülerinnen und Schüler auf dem Rathaus- markt »Ausbildung für alle« und eine Umlage für Betriebe, die nicht ausbilden.

Vor dem Berliner Roten Rathaus haben 4000 Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Gewerkschaften Druck gemacht.

Sehen die Berliner Politi- ker denn nicht, dass sich Ju- gendliche kurz vor Ausbil- dungsbeginn immer noch die Hacken nach Lehrstellen ablaufen und rund 210 000 Lehrstellen fehlen, wie Klaus Heimann, Bereichsleiter beim IG Metall-Vorstand, schätzt?

Jugendliche in Nürnberg beim Protestmarsch zur BA. Sie wol- len nicht in die Warte schleife, die sich Berufs - vorbereitungs- jahr nennt.

09_10_13_AusFa_Mangel_neu.qxp:Titelgeschichte_10_13 17.08.2007 18:06 Uhr Seite 10

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metallzeitung 9/2007| SEITE 11

Bei einer Protestaktion in Kassel symbolisiert jeder Stein einen fehlenden Ausbildungsplatz.

Foto:DGB

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FACHKRAFTEMANGEL

»Der Ausbildungspakt wirkt«, machte Ilse Aigner, bildungspolitische Sprecherin der Unions-Fraktion im Bundestag, noch im Sommer gut Wetter, »die Lage auf dem Lehr- stellenmarkt entspannt sich.« Viele Bewerber müssen die Parole wie einen Schlag ins Ge- sicht empfunden haben. Weil nicht einmal jeder dritte Metall-Betrieb ausbildet, sind im- mer mehr Schulabgänger zu Warteschleifen verdammt. Allein im vergangenen Jahr spuckte das Sys tem 160 000 Bewerber wieder aus. Die Folge sind Heerscharen jugendlicher Arbeitsloser ohne vernünftige Perspektiven.

Dabei hätten sich die Berliner Bildungsex- perten nur mal hinüber zum Brandenburger Tor bewegen müssen. Bei einem Roundtable- Gespräch unter freiem Himmel, vom DGB organisiert, berichteten Jugendliche Ende Juni vom richtigen Leben. Zum Beispiel Jere- my Hirche. Der 19-Jährige aus Berlin infor- mierte darüber, dass er seit fünf Jahren eine Lehrstelle als Anlagenmechaniker sucht. Er schreibt Bewerbungen, ist flexibel bei der Be- rufswahl, versucht über Praktika Fuß zu fas- sen – nichts. Jens Balzer aus Dormagen, der Zerspanungsmechaniker lernen will, musste schon 70 Absagen verkraften. »Ich kämpfe weiter«, kündigte der Rheinländer an.

Zerspanungsmechaniker?Das ist ein gefrag- ter Beruf. Und dass Jens Balzer keinen Aus- bildungsplatz findet, zeigt, wie borniert die Betriebe sind. In den vergangenen drei Jah- ren haben sie die Anzahl der Ausbildungs- plätze in diesem Schlüsselberuf um zwölf Prozent gedrückt. Jetzt ist die Anzahl offener Stellen doppelt so groß wie die der angebote- nen Lehrstellen – absurd.

Dass sich solch ein Abbau von Ausbildung nicht rechnet, spüren inzwischen viele Be- triebe: Seit die Wirtschaft brummt, fehlen Fachkräfte. In Süddeutschland hetzen Betrie- be bereits Headhunter hinter Metall- und Elektrofachleuten her. »Der Arbeitsmarkt ist leer«, klagt Jürgen Kerner, Augsburgs Erster Bevollmächtigter der IG Metall, »und das Geschwätz vieler Arbeitgeber von der angeb- lichen Ausbildung über den Bedarf hinaus verstummt.« Im Norden sieht es auch nicht besser aus. »Es ist absurd, das Ausbildungs- platzangebot seit Jahren zu reduzieren und gleichzeitig den Mangel an qualifizierten Be- schäftigten zu beklagen, für den man selbst verantwortlich ist«, ärgert sich IG Metall-Be- zirksleiter für Niedersachsen und Sachsen- Anhalt, Hartmut Meine.

Die Engpässe sind da und behindern den Aufbau von Beschäftigung. »Im Südwesten und in der Mitte Deutschlands könnte das

Unternehmen sofort 30 oder 40 Fachkräfte einstellen«, klagt Reimund Lingstädt, stellver- tretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Deutschlands führendem Gebäudeaus rüs ter Imtech, »aber wir kriegen einfach keine.« So rächen sich die Fehler der Vergangenheit. Da- bei liegt der Anteil der gewerblichen Auszu- bildenden bereits bei überdurchschnittlichen sechs Prozent. »Wir müssen künftig noch mehr tun«, klagt Lingstädt, »Imtech hat sich bei der Ausbildung zu lange zurückgehalten.«

Leiharbeiter oder Aushilfen mit Werkverträ- gen könnten die Löcher zwar stopfen. Aber das ist teuer. »Wegen Nacharbeiten müssen wir aus ganz Deutschland qualifizierte Leute ankarren«, berichtet ein Betriebsratsmitglied,

»das erhöht die Kosten.«

Auch andere Betriebe wursteln vor sich hin. In zehn Prozent der Unternehmen, jam- mert Gesamtmetall-Geschäftsführerin Heike Kunstmann, sei die Produktion beeinträch- tigt, weil Facharbeiter fehlen. Beispielsweise beim Werkzeughersteller Schiess in Aschers-

ALTERNATIVEN ZUR MISERE

leben, der 320 Beschäftigte hat. Obwohl das Werk selbst 15 Lehrlinge ausbildet, fehlen Facharbeiter. »Wir wachsen und stellen per- manent Leute ein«, sagt Betriebsratsvorsit- zende Sabine Schulze, »aber es ist schwierig, gute Leute zu finden.« Elektromonteure feh- len, auch Maschinenbauschlosser. Bundes- weit hat die Firma annonciert – ohne Erfolg.

Jetzt müssen fachfremde Umschüler ran.

Schulze: »Die bilden wir dann noch einmal aus, und zahlen Facharbeiter-Entgelt.«

Ingenieure sind ebenfalls rar.Die Geschäfts- leitung der Siemens-Power-Generation zum Beispiel zahlt bereits Prämien an Beschäftig- te, die akquirieren. Wer einen Fachmann mit Hochschulabschluss einfängt, erhält 3000 Euro Belohnung. »Allein in Mülheim gibt es 150 offene Stellen«, klagt Betriebsratsvorsit- zender Pietro Bazzoli. Insgesamt hat der Konzern eine Lücke von 3000 Ingenieuren ausgemacht. Bundesweit, schätzt der »Ver- band Deutscher Ingenieure«, können derzeit 50 000 offene Stellen nicht besetzt werden.

Oder der IT-Bereich: Dort fahren die Un- ternehmen ihre Ausbildungsbemühungen seit 2002 zurück. Schlossen 2002 in den vier IT-Berufen Systemelektroniker, Fachinfor- matiker, Systemkaufmann oder Systemkauf-

Fußballspielen statt lernen

2006 erhielten rund 160 000 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz. Davon waren ....

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Illustration: Birgit Lang

»In zehn Prozent der deutschen Betriebe ist die Produktion beein- trächtigt weil Facharbeiter fehlen.«

09_10_13_AusFa_Mangel_neu.qxp:Titelgeschichte_10_13 17.08.2007 18:06 Uhr Seite 12

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frau und Informatikkaufmann oder Informa- tikkauffrau noch 16 000 Azubis Ausbildungs- verträge ab, waren es vergangenes Jahr nur noch 14 800. »Anstatt den Mangel an qualifi- ziertem Nachwuchs auf andere zu schieben, sind die Arbeitgeber in der Pflicht, mehr Ausbildung bereit zu stellen«, kritisiert IG Metall-Vorstandsmitglied Regina Görner.

Bei »Pflicht« hören die Arbeitgeber gerne weg. Also macht die IG Metall mit einer Fachkräfte-Offensive Druck. Neben mehr Ausbildungsplätzen sieht sie auch ausbil- dungsorientierte Studiengänge und Fortbil- dungen für erwerbslose Ingenieure vor (siehe Kasten). Immer mehr Bezirke wie beispiels- weise Niedersachsen und Baden-Württem- berg fordern, dass es tarifliche Regelungen für diejenigen gibt, die betriebliche Ausbil- dung und Studium kombinieren.

Der aktuelle Vorstoß der Union,die Lücken über den Zuzug ausländischer Fachkräfte zu schließen, wirkt da eher kontraproduktiv. Denn wenn die fertigen Fachleute aus dem Ausland importiert werden, vernachlässigen die Betrie-

Foto: Christoph Papsch / vario images

Eine Ausbildungsquote von 7 Prozent in allen Branchen.

Fördermaßnahmen für benachteiligte Jugendliche.

Umlagefinanzierung: Betriebe, die nicht ausbilden, müssen zahlen.

Rücknahme der Studiengebühren, Förderung dualer Studiengänge, bessere Praxisphasen und Praktika für die Studierenden.

Weiterbildungsmaßnahmen für erwerbs- lose und ältere Ingenieure.

Eine Schule für alle, in der die Schüler bis zur 10. Klasse gemeinsam unter - richtet werden.

Unqualifizierte Erwerbslose zwischen 25 und 45 Jahren brauchen eine zweite Chance. Daher ist ein einmaliger Ausbau außerbetrieblicher Einrichtungen anzu- streben.

Auch Leiharbeitsfirmen müssen aus- und weiterbilden.

Das fordert die IG Metall

Stellenangebote bei der Kölner Arbeitsagentur: Fachkräftemangel behindert Beschäftigungsaufbau.

be in Deutschland ihre Qualifizierungspflich- ten noch stärker als bisher. »Langzeitarbeitslose und junge Menschen, die keinen Ausbildungs- platz finden, müssen die derzeitige Zuwande- rungsdebatte als zynisch empfinden«, kritisiert Hannovers Bezirksleiter Hartmut Meine zu Recht.

Das sehen auch die Betroffenen so. »Ein Ex- traprogamm sofort«, verlangte etwa Nürn- bergs DGB-Vorsitzender Stefan Doll bei der Jugend-Demonstration vor der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA). Und wer zahlt? »Die BA aus ihren Überschüssen«, rief Doll den Schülern zu, »das ist unser Geld.

Geld, das Eure Eltern eingezahlt haben.« Die Betriebe dürfen sich weiter drücken? Doll:

»Wer nicht ausbildet, soll zahlen.«

Fritz.Arndt@igmetall.de

3www.igmetall.de/metallzeitung 3www.ausbildung-für-alle.de 3www.jugend.igmetall.de 3www.igmetall-wap.de

3www.igmetall-nieder-sachsen-anhalt.de 09_10_13_AusFa_Mangel_neu.qxp:Titelgeschichte_10_13 17.08.2007 18:06 Uhr Seite 13

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Viele Kolleginnen und Kollegen waren beim Entstehen der neuen metall- zeitung beteiligt. Jetzt ist sie da: mit neuem Gesicht, neuem Namen, mehr Service, mehr Internet und Möglichkeiten zum Mitmachen. Und noch eine Änderung gibt es: Jedes Mitglied bekommt die metallzeitung nach Hause.

Reinhold Weißmann, Leiter des Vertriebs. hat alle Hände voll zu tun, die neue Zeitung auf den richtigen Weg zu brin- gen. Unterstützt wird er von Kolleginnen der Verwal - tungsstellen, die sich auf einer Vertriebskonferenz trafen.

REPORTAGE

SO ENTSTAND DIE METALLZEITUNG

Auf den Weg gebracht

Alle Entscheidungen zur neuen metallzeitungwurden vom Vorstand der IG Metall getroffen. In mehreren Sitzungen legte der Vorstand die neue Richtung fest.

Die Redaktion trifft sich mit den Produzenten Volker Ströhler, Ralf Conzen und Fabian Hilgendorf (von links) von der apm in Darmstadt. Die neuen Abläufe in der Druckvorstufe müssen festgelegt werden.

Bei der wöchentlichen Redaktionssitzung der metallzei- tungwird besprochen, wie die engere Zusammenarbeit mit der Online-Redaktion künftig laufen soll.

Briefträgerin Monika Tyll von der Deutschen Post verteilt die metallzeitungin Frankfurt.

SEITE 14 |metallzeitung9/2007

Foto: Michael SchinkeFoto: Michael SchinkeFoto: Michael SchinkeFoto: Michael Schinke

Fotos: Michael Schinke

09_14_15_Reportage_apm.qxp:Reportage_14_15 17.08.2007 18:13 Uhr Seite 14

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Kollegin Anita Debus-Kilian sucht falsche Adres - sen. Nur wenn der Fehler behoben werden kann, gibt es die metallzeitungper Post nach Hause.

metallzeitung9/2007| SEITE 15

Der Auftrag des 20. Gewerkschaftstags der IG Metall war klar formuliert: Print- und elektronische Medien müssen verknüpft wer- den. Schritt für Schritt wurde dieser Auftrag umgesetzt: zuerst die Verbesserung des Inter- nets und jetzt die neue metallzeitung.

Im Spätsommer vergangenen Jahres startete die Redaktion und die Kollegen aus der Abtei- lung Mitgliederentwicklung eine Leserumfra- ge. Sind die Mitglieder zufrieden mit ihrer metall?Im Großen und Ganzen ja, lautete die Antwort. Aber, das Layout könnte moderner sein. Die Befragten wünschen sich die Zei- tung nach Hause. Mehr Service standen eben- falls auf der Wunschliste ganz oben. Die Re- daktion begann, das Layout neu zu gestalten und mehr Platz für Ratschläge sowie Service zu schaffen. Außerdem wurden Zeitung und Internet besser vernetzt.

Unter www.igmetall.de/metallzeitung gibt es künftig eine Liste, die über die gedruckten Artikel hinaus noch viele Infos bietet.

Im April beschloss der Vorstand alle neuen Eckpunkte des Konzepts:

Zwölf Mal im Jahr erscheint die neue Zei- tung, statt wie bisher zehn Mal.

Sie heißt künftig wieder metallzeitung, fast so wie zu ihrer ersten Ausgabe am 15. Sep- tember vor 124 Jahren als sie noch »Deutsche Metallarbeiter-Zeitung« hieß.

Alle Mitglieder bekommen sie nach Hause.

Ab Januar 2008 erhalten die Leserinnen und Leser über zusätzliche Beilagen noch mehr Informationen über ihre IG Metall vor Ort.

Seit April sind die Zeitenfür Redaktion und Vertrieb aufregend: Schließlich müssen die mehr als zwei Millionen Adressen aller IG Me- tall-Mitglieder stimmen. Die metallzeitungist übrigens mit einer Auflage von rund 2,2 Millio- nen Exemplaren eine der größten Zeitungen Deutschlands und die weltweit auflagenstärkste Gewerkschaftszeitung. Und: Sie wird in 59 Län- der verschickt – überallhin wo Mitglieder woh- nen. Der weiteste Weg ist Australien. Dort kommt sie erst Mitte September an. Dann ist die Redaktion der metallzeitung– mit Hilfe der kritischen Anregungen durch Leserinnen und Leser – schon wieder dabei, die nächste, noch bessere Ausgabe zu erstellen.

Susanne.Rohmund@igmetall.de

Foto: Michael SchinkeFoto: Torsten HeidrichFoto: Michael SchinkeFoto: Michael Schinke

Was findet ihr gut an der neuen metallzeitung? Was gefällt euch überhaupt nicht? Eure Meinung ist uns wichtig. Schreibt uns metallzeitung@igmetall.deoder ruft uns

werktags von 9 bis 16 Uhr an unter 0800–4 46 38 25.Bitte meldet euch auch, wenn eure Adresse nicht stimmt. Nur so können wir euch die Zeitung nach Hause schicken.

MITMACHEN SAGT UNS EURE MEINUNG Georgios Arwanitidis (links) Fachbereichsleiter und

Pressesprecher der IG Metall, Susanne Rohmund und Ressortleiter Werner Hoffmann begutachten die metallzeitung-Ständer für die Betriebe.

Gestalterin Gudrun Wichelhaus und Bild - redakteur Michael Schinke haben die Qual der Wahl. Welche Fotos passen am besten zum neuen Layout?

An der Druckmaschine werden die Farben ein letztes Mal überprüft. Dabei: Gudrun Wichelhaus sowie Thomas Mackus (von links), Michael Uwe Weiß und Holm Schneider von der apm.

Viele Kolleginnen und Kollegenhaben sich sicher beim Blick in den Brief - kasten gewundert. Neben der üblichen

Post lag dort auch eine neue metallzeitung.

Sie sieht nicht nur anders aus, seit die- sem Monat kommt sie mit der Post nach Hause. Beides ist neu und mit beiden Veränder ungen machen wir, die IG Metall, einen weiteren

wichtigen Schritt zu mehr Informa tionen und besserem Service für euch, unsere Mitglieder.

Denn: Trotz des Siegeszugs des Internets liest die Mehrheit der Menschen nach wie vor am liebsten eine gedruckte Zeitung. Das gilt auch für unsere metallzeitung.

Ab diesem Monat erscheint sie in einem neuen Kleid – Fachleute sprechen vom

»Layout«. Und sie erhielt einen neuen Namen. Statt wie bisher metallheißt sie nun metallzeitung. Warum das Ganze? Wir bieten euch mit unserer Zeitung mehr Informationen und Service. Wir geben euch einen anderen Blick auf Politik, Gesellschaft und Arbeits - welt. Und: Wir zeigen euch, warum es sich lohnt, Mitglied bei uns zu sein.

Die neue gestalterische und inhaltliche Richtung ist aber nur ein Teil der Verände - rung. Wir haben uns auch entschieden, unsere Zeitung nicht wie bisher im Betrieb zu verteilen, sondern an jeden Einzelnen nach Hause zu schicken. Diese Entschei dung haben wir uns nicht leicht gemacht. Jahr - zehntelang haben unsere Vertrauens leute die metallzeitungan unsere Mitglieder verteilt.

Dabei entstanden wichtige Kontakte und Dis - kus sionen. Und an dieser Stelle sei allen, die diese Aufgabe bisher so leiden schaftlich erle- digt haben, ein großes Dankeschön gesagt.

Aber, seien wir ehrlich, die Auf gaben der Betriebsräte und Vertrauens leute werden immer umfangreicher. Es blieb kaum noch Zeit, die Zeitung zu verteilen. Doch das heißt nicht, dass sich die metallzeitungvöllig aus den Betrieben verabschiedet. In Be triebs - ratsbüros oder in Pausen räumen wird sie in kleiner Stückzahl weiter präsent sein.

Ich hoffe, dass euch die neue Zeitung gefällt. In der nächsten Ausgabe werden wir möglichst viele eurer Briefe und Anregungen veröffentlichen. Auf eure Kritik aber auch auf euer Lob sind wir gespannt.

Foto: Michael Schinke

IN EIGENER SACHE

09_14_15_Reportage_apm.qxp:Reportage_14_15 17.08.2007 18:13 Uhr Seite 15

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SEITE 16 |metallzeitung9/2007

LEBEN

Gewaltiger Staatsumbau

metall7-8/2007, Titel,

»Demokratie in Gefahr«:

Die Gefahr geht weit über die Überwachung hinaus. Wir haben es mit einem gewaltigen Staats - umbau zu tun. Die Bundeswehr wird im Inland eingesetzt, letzt- endlich geht es auch gegen Streikende und die eigene Bevölkerung.

Heinz Klee, Frankfurt am Main Was zwei Diktaturen auf deut- schem Boden nicht geschafft haben, erledigt ein durch auf ihn verübtes Attentat traumatisierter Innenminister. Er sieht in jedem Deutschen einen Attentäter, und dementsprechend wird Dank der großen Koalition (die SPD hat die FDP noch rechts überholt) jedes Anti-Terrorgesetz durchge- peitscht. Was waren das noch für Zeiten, als sich allein schon wegen der Volkszählung Wider - stand regte. Orwell hat in seinem Buch nicht im Entfern testen daran gedacht, was sich unsere Koalitionäre im Aus spionieren der Bürger ausdenken.

Bernd Walljes, Oldenburg Es geht um noch viel mehr, als

»nur« den Überwachungsstaat oder einen paranoiden Innen - minister, der inzwischen auch den präventiven Mord und die präventive Internierung für potentielle »Gefährder« propa- giert. Was in diesem Land pas- siert – und das ist es, was uns noch viel weiter gehende Sorge bereitet – ist, dass an (noch) bestehenden Gesetzen und Grundrechten und an jedweder parlamentarischer Kontrolle vobei der ganze staatliche Ge - walt apparat umgekrempelt wird.

Dass offen gegen bestehendes Recht agiert wird und dann, wenn überhaupt, im Nachhinein die rechtlichen Grundlagen ge schaf- fen werden. Es ist daher nicht

»nur« die »Demokratie in Gefahr«.

Es gibt gerade in unserer Geschichte erschreckende Parallelen zu den Ermäch- tigungsgesetzen, wie sie nicht nur Herr Schäuble »präventiv«

durchpeitschen will. Und aus sehr gutem Grund wurden die- sem Deutschland nach der Niederschlagung des Faschismus jene Auflagen gemacht, die es heute – unter dem Vorwand des Terrorismus – ungestraft über den Haufen wirft, wie das ver - fas sungsmäßige Trennungs gebot von Polizei und Geheim diensten, der Umbau des Bundes grenz - schutzes zur Bundespolizei, der Aus- und Umbau der Bundes- wehr für weltweite Einsätze sowie Einsätzen nach Innen und die Grundrechtseinschränkungen bei den Hartz-Gesetzen.

Ralf Wilke,Vorsitzender der Vertrauenskörperleitung, Daimler-Chrysler, Werk Bremen

Wichtige Aufklärung

metall7-8/2007,

»Gewalttäter, Rassisten, Gewerkschaftshasser«:

Ich bin Leser Ihrer Zeitschrift, seit 1992 IG Metall-Mitglied und Betriebsrat in unserem Betrieb.

Ich wollte Ihnen nur einmal

sagen, dass ich die Bericht- erstattung gerade in der aktuellen Ausgabe, sehr gut finde. Es ist wichtig, dass die Menschen unter anderen über die Themen

»Überwachung durch den Staat«

und »Neonazis« informiert bezie- hungsweise wachgerüttelt wer- den. Allerdindgs kann ich dabei nicht verstehen, warum unser Staat da tatenlos zuschaut und solche Aufmärsche nicht verhin- dert und sie auch noch ermöglicht.

Joachim Koch, Lebach

Der Absatz »Angriffe auf Gewerk- schaften« fand meine besondere Aufmerksamkeit – die allerdings nicht ohne Grund. Ich bin eine jener Personen, die an jenem Abend im November 2006 in

Hamburg-Wandsbek als offizieller Veranstaltungshelfer des DGB und Metaller eine Schutzfunktion für die Veranstaltung ausübten.

Der geschilderte Ablauf der Ereignisse ist sehr gut beschrie- ben. Allerdings ist für mich (und die anderen Personen mit der gleichen Funktion) ein Umstand bei weitem unangenehmer als die Konfrontation mit den Nazis, nämlich das Verhalten der Polizei. Wie ganz richtig beschrie- ben, gab es durch das Verhalten der Polizei keine andere

Möglichkeit als die Veranstaltung abzusagen, ein Skandal ohne- gleichen, der für die Polizei - führung ein juristisches Nachspiel hat.

Olof Rathjens, Hamburg

DER LESER HAT DAS WORT

Die Redaktion freut sich über Leserbriefe: entweder per E-Mail an metallzeitung@igmetall.deoder aber auch per Post an

metallzeitung, Stichwort Leserbriefe, Wilhelm-Leuschner-Str. 79, 60329 Frankfurt. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

MITMACHEN SAGT UNS EURE MEINUNG

DAS LESERFOTO

Fotowettbewerb für Mitglieder der IG Metall

Schicke uns ein Digitalfoto zum Thema: »Mein Foto aus der Arbeitswelt.« Für die Veröffent lichung in der metallzeitunggibt es einen kleines Geschenk.

Nähere Informationen erhälst du unter: 3www.igmetall.de/metallzeitung

Foto: Walter Ziech

09_16_17_Leben_apm.qxp:Leben_16-21 17.08.2007 18:17 Uhr Seite 16

Referenzen

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