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+ + + + + +++ + +++ Versuch: Reaktivität von primären, sekundären und tertiären Alkylbromiden gegenüber ethanolischer Silbernitratlösung

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Academic year: 2021

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Philipps-Universität Marburg 15.01.2008 Organisches Grundpraktikum (LA)

Katrin Hohmann Assistent: Beate Abé Leitung: Dr. Ph. Reiß WS 2007/08

Gruppe 5, Halogenalkane

Versuch: Reaktivität von primären, sekundären und tertiären Alkylbromiden gegenüber ethanolischer Silbernitratlösung

Zeitbedarf:

Vorbereitung: 2 Minuten

Durchführung: 10 Minuten (mit Wartezeit) Nachbereitung: 2 Minuten

Reaktionsgleichungen:

C

H3 Br

+

AgNO3 H3C O CH3

+

AgBr

C

H3 CH3

Br

+

AgNO3

C

H3 CH3

O CH3

+

AgBr

C H3

CH3 CH3

Br

+

AgNO3 H3C

CH3 CH3 O

CH3

1-Brombutan Ethoxybutan

+

AgBr

2-Brombutan

2-Ethoxybutan

2-Brom-2-methylpropan 2-Ethoxy-2-Methylpropan

+

+

+

O H

CH3

O H

CH3

O H

CH3

+

+

+

HNO3

HNO3

HNO3

keine Reaktion

langsam

schnell

(2)

Chemikalien:

Chemikalie Menge R-Sätze S-Sätze Gefahrensymbol Schuleinsatz

Silbernitratlösung AgNO3 (c = 0,1 mol/L)

3 mL 34-50/53 1/2-26-45-60- 61

C, N Sek.I

Ethanol C2H5OH 6 mL 11 7-16 F Sek.I 1-Brombutan 2

Tropfen

11 7-16 F Sek.I

2-Brombutan „ 11-36/37/38 16-26-33 F, Xi Sek.I 2-Brom-2-

methylpropan

„ 11 16-33 F Sek.I

Geräte:

Reagenzglasständer 3 Reagenzgläser Messpipette Pasteurpipetten Uhr

Durchführung:

In ein Reagenzglas gibt man zu 2 mL Ethanol 1 mL Silbernitratlösung und jeweils 2 Tropfen des Halogenalkans. Nach Schütteln wartet man bis zum Auftreten einer Trübung.

Beobachtung:

Beim Reagenzglas mit dem tertiären Halogenalkan ist sofort eine hellgelbe Trübung

erkennbar, beim sekundären Halogenalkan eine trüb-weißliche nach kurzer Zeit und im Falle des primären Halogenalkans kaum eine Trübung.

Von links: 1-Brombutan, 2-Brombutan, 2-Brom-2-methylpropan

(3)

Entsorgung:

Die Lösungen werden in die anorganischen Schwermetallabfälle gegeben.

Fachliche Analyse:

Die Trübungen weisen auf die Entstehung von Silberbromid nach folgendem allgemeinen Reaktionsschema hin:

C

H3 Br

+

AgNO3 H3C O CH3

+

AgBr

C

H3 CH3

Br

+

AgNO3

C

H3 CH3

O CH3

+

AgBr

C H3

CH3 CH3

Br

+

AgNO3 H3C

CH3 CH3 O

CH3

1-Brombutan Ethoxybutan

+

AgBr

2-Brombutan

2-Ethoxybutan

2-Brom-2-methylpropan 2-Ethoxy-2-Methylpropan

+

+

+

O H

CH3

O H

CH3

O H

CH3

+

+

+

HNO3

HNO3

HNO3

keine Reaktion

langsam

schnell

Der zugrunde liegende Reaktionsmechanismus für diesen Versuch ist die nucleophile Substitution. Dabei wird das Halogenid durch eine Alkohol substituiert, der mit einem Elektronenpaar seines Hydroxysauerstoffs nucleophil am durch das Halogenid positiv polarisierten Kohlenstoffatom (elektrophiles Teilchen) angreift. Jedoch muss man hier unterscheiden zwischen der bimolekularen SN2-Reaktion und der unimolekularen SN1- Reaktion. Da hier das Lösungsmittel (Solvens) das Nucleophil darstellt, spricht man von Solvolyse, bzw. in diesem Falle von Ethanolyse.

(4)

Die bimolekulare SN2-Reaktion

Diese Reaktion verläuft konzertiert, dass heißt, dass die Bindungsbildung zum Nucleophil gleichzeitig zum Bindungsbruch mit dem Halogenid stattfindet („bimolekular“). Diese

Reaktion folgt einem Geschwindigkeitsgesetz 2. Ordnung, ist also im langsamsten Schritt der Reaktion, dem geschwindigkeitsbestimmenden Schritt, von zwei Konzentrationen abhängig:

Geschwindigkeit = k [Halogenalkan] [OH-] mol / Ls

Verdoppelt man also die Konzentration an Nucleophil oder an Halogenalkan, so ist eine Verdopplung der Reaktionsgeschwindigkeit zu verzeichnen. Durch die konzertierte Reaktion bildet sich dabei ein kurzlebiger Übergangszustand mit schwachen Bindungen zum

Nucleophil und auch noch zur Abgangsgruppe. Dieser Mechanismus läuft bevorzugt bei primären Halogenalkanen ab, da die Energie eines durch Abspaltung der Abgangsgruppe entstehenden primären Carbeniumions viel zu hoch wäre. Durch die konzertierte Reaktion verläuft dieser Mechanismus stereospezifisch.

C H3

H7C3

Br C

H3

δ+ δ Nu-

C CH3

C H3

Br Nu

CH3

Nu

CH3

CH3 CH3

+

Br-

Übergangszustand

Die unimolekulare SN1-Reaktion

Kinetische Untersuchungen ergaben eine Geschwindigkeits-Abhängigkeit nur von der Konzentration des Halogenalkan und nicht noch zusätzlich von der des Solvens. Es liegt ein Geschwindigkeitsgesetz 1. Ordnung vor:

Geschwindigkeit = k [Halogenalkan] mol / Ls

Hier erfolgt die Bindungsbildung zum Nucleophil nach der Abspaltung der Abgangsgruppe, es liegt also ein zweistufiger, „unimolekularer“ Mechanismus vor. Somit ist dieser

Mechanismus nicht stereospezifisch.

(5)

Durch heterolytische Bindungspaltung dissoziiert das Halogenalkan, hier am Beispiel des 2- Brom-2-Methylpropans, in ein tertiäres Carbeniumion und in ein Bromidion:

C H3

CH3 CH3

Br H3C C+ CH3 CH3

+

Br-

Diese Dissoziation ist der langsamste, der geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Reaktion.

Dieses Carbeniumion ist nun ein starkes Elektrophil und wird im nächsten Schritt nucleophil vom Ethanol angegriffen:

C

H3 CH3

CH3

+ +

1 HO

CH3

CH3 C H3

C

H3 O+ CH3 H

CH3 C H3

C

H3 O CH3

schnell schnell

Das abgespaltene Proton bildet mit dem NO3- -Ion Salpetersäure, das Bromidion fällt mit dem Silberion als Silberbromid aus. Die unterschiedlich starken Trübungen lassen einen

Rückschluss auf die unterschiedlichen Reaktivitäten der eingesetzten Halogenalkane

schließen. Da Ethanol ein eher schwaches Nucleophil ist, findet die Solvolyse beim primären Halogenalkan kaum statt, da hier aufgrund der hohen Energie kein stark elektrophiles

Carbeniumion gebildet werden kann. Im Vergleich zwischen sekundärem und tertiären Halogenalkan fällt die starke und schnell auftretende Trübung des im Falle des 2-Brom-2- Methylpropans auf. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass die Substitution bevorzugt am tertiären Carbeniumion stattfindet. Begründen lässt sich dieses Phänomen mit Hilfe der Hyperkonjugation. Dabei wird Elektronendichte aus benachbarten Bindungen (C-C oder C-H) in das leere p-Orbital des kationischen C-Atoms gegeben. Das tertiäre Carbeniumion ist also stabiler, da es mehr benachbarte Alkylgruppen gibt, die Elektronendichte liefern können.

Vergleich der Reaktionsbedingungen

SN2: - starkes Nucleophil (OH-)

- Polar aprotisches Lösungsmittel (Aceton)

(6)

- Mäßig gute Abgangsgruppe (H2O)

Î Reaktivität: Methyl > primär > sekundär > tertiär (da der Übergangszustand zunehmend sterisch gehindert wird!)

SN1: - sehr gute Abgangsgruppe (Br-)

- Polar protisches Lösungsmittel (Ethanol) - Schwaches Nucleophil (Ethanol)

Î Reaktivität: Methyl < primär < sekundär < tertiär (da die gebildeten Carbeniumionen durch zunehmende Hyperkonjugation besser stabilisiert werden können!)

Wie reagieren sekundäre Halogenalkane?

Sekundäre Halogenalkane können nach beiden Mechanismen reagieren, je nach Reaktionsbedingungen, aber meist relativ langsam.

Didaktisch-methodische Analyse:

Einordnung:

Je nach Zuordnung dieser Reaktion zu einem Thema werden die Halogenalkane meist in der Jahrgangsstufe 10 als Einführung in die Organische Chemie behandelt, während die Alkohole und die nucleophile Substitution für Jahrgangsstufe 10 oder 11 als Einführung in die

funktionellen Gruppen organischer Moleküle vorgeschrieben sind.

Als Vorwissen benötigen die Schüler die Kenntnis, dass ein C-Atom sowohl durch das Halogen als auch durch die Hydroxygruppe positiv polarisiert und deswegen ein reaktives Zentrum ist. Der Versuch steht als weiterführender und wichtiger Versuch innerhalb einer Unterrichtsreihe zu beiden Themen und kann auch als Abschluss und Übergang zu den Ethern verwendet werden. Die klassischere Version dabei ist wohl eher die Reaktion eines

(7)

Halogenalkans mit einem Hydroxid zur Alkoholbildung. Jedoch können beide Versuche gut verwendet werden, da sie die beiden Mechanismen der nucleophilen Substitution

repräsentieren. Aufgrund dieser Tatsache wäre dieser Versuch mit seinem fachlichen

Hintergrund auch gut als Anwendungsaufgabe in einer Klausur geeignet. Allerdings wäre der genaue Ablauf des Mechanismus und vor allem die Unterscheidung zwischen beiden wohl eher Stoff für den Leistungskurs.

Aufwand:

Der Versuch ist der optimale Schulversuch, da alle Chemikalien schon für Schüler der Sekundarstufe I zugelassen sind, er nicht aufwendig ist und schnell geht. Die entstehende Wartezeit kann gut überbrückt werden, indem man schon erste begründete Vermutungen über den Reaktionsablauf formuliert oder ähnliches.

Durchführung:

Nach kurzer Wartezeit sind die Effekte deutlich erkennbar und lassen eindeutige Schlüsse auf die Reaktivität der Substrate zu. Da der Versuch unkompliziert ist und schnell geht, sollte er in dieser oder etwas abgewandelter Form (Reaktion mit Natriumhydroxid) im

Chemieunterricht nicht fehlen.

Literaturangaben:

Chemie Heute Sek. II, 7. Auflage, Schroedel Verlag, Hannover, 2004

Vollhardt, K.P.C., Schore, N.E., Organische Chemie, 4. Aufl., Wiley-VCH Weinheim, 2005 Eigene Schulmaterialien

Hessischer Lehrplan Chemie für den gymnasialen Bildungsgang, Klasse 7G bis 12G Soester Liste

Referenzen

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