• Keine Ergebnisse gefunden

Ratgeber zur Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ratgeber zur Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten"

Copied!
166
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

zur Erstellung von

wissenschaftlichen Arbeiten

Prof. Dr. Henrik te Heesen

23. August 2020

(2)

Geleitwort I

Geleitwort

Dieser Ratgeber soll Sie dabei unterstützen, eine wissenschaftliche Arbeit zu verfas- sen, die Sie im Rahmen einer Studien- beziehungsweise Projektarbeit oder während Ihrer Abschlussphase Ihres Studiums planen, durchführen und erstellen. Darüber hinaus finden Sie in diesem Ratgeber Hinweise, um einen Fachvortrag zu Ihrer Projekt- beziehungsweise Abschlussarbeit vorzubereiten und zu halten. Da es ei- nige allgemeingültige Regeln gibt, die bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit beachtet werden sollten, habe ich diese Regeln in diesem Dokument zusam- mengestellt. Das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten ist jedoch ein sehr weites Feld, sodass dieses Dokument nicht vollständig sein kann; es soll Ihnen lediglich Hilfestellungen geben. Auch für das Vorbereiten und Halten von Präsentationen gibt es zwar eine Vielzahl an Vorgaben, die wesentlichen Hinweise für einen „guten“

Vortrag aus meiner persönlichen Erfahrung möchte ich Ihnen ebenfalls erläutern.

Wichtig beim Erstellen und Verfassen Ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist, dass Sie die Möglichkeit nutzen, Ihre Ergebnisse in einem übergeordneten Kontext dar- zustellen und den Leser für das Thema zu begeistern. Bedenken Sie, dass insbeson- dere Ihre Abschlussarbeit Ihre Visitenkarte für den nächsten Lebensabschnitt ist.

Wenn Sie in der Lage sind, komplexe technische Zusammenhänge prägnant und klar darzustellen, werden Sie später im Berufsleben große Vorteile haben.

Zu beachten ist, dass die Hinweise in diesem Ratgeber zunächst einmal nur für Arbeiten gelten, die in meinem Labor für Erneuerbare Energie am Institut für Betriebs- und Technologiemanagement am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier erstellt werden. Andere Professoren legen gegebenenfalls ande- re Schwerpunkte beim Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten, sodass immer die Vorgaben des betreuenden Professors beachtet werden müssen. Aus diesem Grund sollten Sie sich immer mit Ihrem Professor hinsichtlich der inhaltlichen und strukturellen Vorgaben abstimmen.

Nutzen Sie in jeden Fall die Hilfsmittel, die Ihnen der Umwelt-Campus Bir- kenfeld bietet. Insbesondere die Bibliothek des Umwelt-Campus hat umfangreiche Informationen zum wissenschaftlichen Arbeiten auf der Webseite der Bibliothek

(3)

zusammengestellt. Auch sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek gerne bereit, Ihnen allgemeine Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten zu beant- worten. Die Informationen der Bibliothek finden Sie unter:

https://www.umwelt-campus.de/campus/organisation/verwaltung-service/

bibliothek/service/arbeitshilfen/

Im Sinne der Schriftökonomie und zum Erhalt einer guten Lesbarkeit habe ich auf eine gesonderte Geschlechtsmarkierung verzichtet. Neben neutralen Formulie- rungen (zum Beispiel Studierende) wird das gen. Maskulinum verwendet, das Frau, Mann sowie Diverse zugleich kennzeichnet.

Besonderer Dank gilt Herrn Carsten Schütte für die kritischen und konstruktiven Anmerkungen zum Ratgeber.

Dieses Dokument wird laufend ergänzt und erweitert. Bei Anmerkungen, Kritik und Ergänzungen bitte ich Sie, mich per E-Mail zu kontaktieren:

h.teheesen@umwelt-campus.de Prof. Dr. Henrik te Heesen

Neubrücke (Nahe), 23. August 2020

(4)

Vorwort III

Vorwort

Im Rahmen des Studiums, unabhängig ob dieses mit einem Bachelor- oder Master- titel abgeschlossen wird, sind von den Studierenden wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen und Präsentationen zu halten. Die Studienarbeiten umfassen dabei so- wohl (interdisziplinäre) Projektarbeiten (selbstständig oder in einer studentischen Arbeitsgruppe erarbeitet) als auch die Bachelor- beziehungsweise Masterthesis. Al- len Arbeiten ist gemein, dass es sich dabei um die Bearbeitung eines abgeschlosse- nes Themas handelt, welches unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht und schließlich verschriftlicht werden soll.

Des Weiteren müssen Studierende Ergebnisse aus den Studienarbeiten vor ei- nem Fachpublikum in Form eines Vortrags präsentieren. Auch in Seminaren sind Präsentationen durch Studierende ein zentrales Mittel zur Wissensvermittlung.

Daher ist es für den späteren Werdegang unerlässlich, die grundlegenden Regeln des Präsentierens zu verinnerlichen, um dem Auditorium komplexe technische Zu- sammenhänge näherzubringen.

Akademikerinnen beziehungsweise Akademiker werden in den meisten Berufsfel- dern immer wieder mit der Aufgabe konfrontiert, technisch-wissenschaftliche In- halte kompakt und dennoch verständlich zu dokumentieren und zu präsentieren.

Insbesondere Mitglieder der Geschäftsleitung müssen von unterschiedlichen Pro- jektthemen nicht nur inhaltlich überzeugt werden, sondern auch Art und Weise der Darstellung müssen fundiert und gleichzeitig kompakt sein.

Im Verlauf des Ratgebers gibt es immer wieder erläuternde Beispiele, um die Zusammenhänge zu veranschaulichen. Insbesondere soll anhand einer fik- tiven Abschlussarbeit mit dem Titel „Einsatz des Rads zum Warentransport“

mit einem eingänglichen und alltäglichen Inhalt dargestellt werden, auf welche Punkte beim Erstellen einer wissenschaftlichen Arbeit geachtet werden sollte – hier bietet sich dieses plakative Beispiel an, da es sich um ein alltägliches Gerät (das Rad) handelt, dessen Einsatz erstmalig wissenschaftlich untersucht wer-

(5)

den soll. Die Beispiele sind durch grüne Kästen hervorgehoben, um diese vom Fließtext abzuheben.

In diesem Ratgeber sind die wesentlichen Punkte zum Verfassen der wissen- schaftlichen Arbeit und zur Präsentation der Ergebnisse zusammengestellt. Zu- nächst erfolgt in Teil I eine Einführung in das Finden eines Themas sowie zur Durchführung und Umsetzung. Auch wird die Literaturrecherche und der Aufbau einer Literaturdatenbank erklärt. Anschließend wird in Teil II erläutert, wie eine wissenschaftliche Arbeit (Studienarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit) gegliedert und strukturiert werden sollte. Darüber werden Hinweise und Ratschläge zur in- haltlichen Gestaltung gegeben. Schließlich erfolgt in TeilIIIeine Einführung in die Vorbereitung und das Halten von Präsentationen zur Verteidigung der Arbeit.

(6)

Inhaltsverzeichnis V

Inhaltsverzeichnis

Geleitwort I

Vorwort III

Abbildungsverzeichnis VIII

Tabellenverzeichnis IX

Abkürzungsverzeichnis X

I Die Durchführung 1

1 Allgemeines Vorgehen 2

1.1 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten . . . 3

1.2 Themenfindung . . . 6

1.2.1 Abschlussarbeit am Lehrstuhl/Institut . . . 8

1.2.2 Abschlussarbeit im Unternehmen . . . 10

1.2.3 Selbstständige Abschlussarbeit. . . 14

1.3 Einarbeiten in das Thema . . . 17

1.3.1 Exposé . . . 19

1.3.2 Weiteres Vorgehen während der Einarbeitung . . . 23

2 Zeitplanung 26 3 Literaturrecherche 35 3.1 Literaturarten . . . 36

3.2 Recherche in Datenbanken . . . 39

3.3 Aufbau einer eigenen Literaturdatenbank . . . 43

3.4 Lesen und Erfassen von Publikationen . . . 52

(7)

4 Durchführung 58

4.1 Allgemeines zum Vorgehen . . . 58

4.2 Rücksprache mit dem Betreuer . . . 65

4.3 Was tun bei kritischen Problemen? . . . 69

4.4 Erste Verschriftlichung . . . 71

5 Zusammenfassung des 1. Teils zur Durchführung 74

II Das Schreiben 75

6 Gliederung und Aufbau 76 6.1 Gliederung . . . 76

6.1.1 Einleitung . . . 82

6.1.2 Methoden . . . 86

6.1.3 Ergebnisse . . . 89

6.1.4 Diskussion . . . 91

6.1.5 Zusammenfassung. . . 93

6.2 Abweichende Gliederung . . . 95

6.2.1 Literaturrecherchearbeit . . . 95

6.2.2 Energieaudit. . . 96

6.3 Abstract . . . 97

6.4 Aufbau . . . 98

6.5 Textverarbeitungssoftware . . . 98

7 Layout 100 7.1 Allgemeine Layout-Vorgaben . . . 100

7.2 Umfang der Arbeit . . . 102

8 Inhalt 104 8.1 Sprache . . . 104

8.2 Abbildungen . . . 105

8.3 Tabellen . . . 113

8.4 Mathematische Gleichungen . . . 113

(8)

Inhaltsverzeichnis VII

8.5 Zitation und Literaturverzeichnis . . . 117

8.5.1 Zitation im Fließtext . . . 117

8.5.2 Quellenangabe im Literaturverzeichnis . . . 118

8.6 Verzeichnisse . . . 122

9 Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit 124 10 Checkliste wissenschaftliche Arbeit 126

III Das Präsentieren 128

11 Gliederung des Vortrags 129 11.1 Präsentationssoftware und -technik . . . 130

11.2 Aufbau des Vortrags . . . 132

12 Folienlayout 133 13 Vortragsstil 139 13.1 Präsentationsgestik und -sprache . . . 140

13.2 Einstudieren des Vortrags . . . 141

13.3 Persönliche Checkliste für Vorträge . . . 143

14 Kolloquium 145 14.1 Formalia . . . 145

14.2 Gliederung des Kolloquiumsvortrags. . . 146

14.3 Bewertung des Kolloquiums . . . 147

14.4 Persönliche Checkliste für das Kolloquium . . . 148

Literatur 149

Index 151

(9)

Abbildungsverzeichnis

3.1 Webseite von Google Scholar . . . 41

3.2 Deckblatt eines wissenschaftlichen Artikels . . . 44

6.1 Struktur von Abschlussarbeiten . . . 83

8.1 Transportdauer von schweren Gütern mit einem Ochsenkarren . . . 107

8.2 Acht verschiedene Arten der Datenvisualisierung . . . 109

8.3 3-D- und 2-D-Darstellung von Balken . . . 111

12.1 Musterfoliendesign . . . 134

12.2 Visualisierungsbeispiele . . . 137

13.1 Aufbau Präsentationsraum . . . 144

(10)

Tabellenverzeichnis IX

Tabellenverzeichnis

1.1 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten . . . 4

1.2 Vor-/Nachteile von Abschlussarbeiten am Institut . . . 9

1.3 Vor-/Nachteile von Abschlussarbeiten im Unternehmen . . . 11

1.4 Vor-/Nachteile von selbstständig erstellten Abschlussarbeiten . . . . 15

1.5 Beteiligte Personen an einer Abschlussarbeit. . . 18

2.1 Exemplarischer Projektzeitplan . . . 29

3.1 Arten an wissenschaftlicher Literatur . . . 37

3.2 Verpflichtende und optionale Angaben bei Literaturquellen . . . 48

3.3 Empfohlene Anzahl an Literaturquellen . . . 49

3.4 Literaturdatenbankprogramme . . . 51

4.1 Rücksprache mit Betreuer . . . 66

7.1 Länge der Kapitel . . . 102

8.1 Gegenüberstellung unterschiedlicher Diagrammtypen . . . 114

9.1 Benotungskriterien . . . 125

11.1 Aufbau eines Vortrags . . . 132

(11)

Abkürzungsverzeichnis

cm Zentimeter

dpi Dots per Inch. Auflösung von Bildern und Fotos 𝐸𝑘𝑖𝑛 kinetische Energie

FP Fachprojekt

GWp Gigawattpeak

h Stunde

IP Interdisziplinäre Projektarbeit

J Joule

kg Kilogramm

KLV Kinder, Laien, Vorstände

km Kilometer

kWp Kilowattpeak

𝑚 Masse

m Meter

MWp Megawattpeak

s Sekunde

𝑣 Geschwindigkeit

Allgemeingültige Abkürzungen, die zum Beispiel im Duden angegeben sind, müs- sen im Abkürzungsverzeichnis nicht angegeben werden.

(12)

Teil I

Die Durchführung

(13)

1 Allgemeines Vorgehen

Der erste Einstieg in die Phase der Abschlussarbeit ist für viele Studierende eine große Hürde, da diese Phase sowohl einen entscheidenden Einfluss auf den spä- teren Werdegang hat als auch in vielen Fällen eine neue Erfahrung im Studium ist, da eine solches umfangreiches, wissenschaftliches Projekt bisher nicht selbst- ständig durchgeführt wurde. Zum Einstieg ist folgende Literatur zum Verfassen von wissenschaftlichen Texten zu empfehlen, die einen sehr guten Einblick in die Grundregeln des wissenschaftlichen Arbeitens gibt:

• Themenzusammenstellung zum wissenschaftlichen Arbeiten der Bibliothek des Umwelt-Campus Birkenfeld (2019)

↦→ Link zur UCB-Bibliothek

• Umberto Eco (2010).Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt:

Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaf- ten. Bd. 13. Stuttgart: UTB.isbn: 3825215121.

• Andreas Hirsch-Weber und Stefan Scherer (2016b).Wissenschaftliches Schrei- ben und Abschlussarbeit in Natur- und Ingenieurwissenschaften. Stuttgart:

UTB.

• Matthias Karmasin und Rainer Ribing (2010). Die Gestaltung wissenschaft- licher Arbeiten: ein Leitfaden für Seminararbeiten, Bachelor-, Master- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen. 5. Aufl. Wien: UTB.

• Klaus Niedermair (2010). Recherchieren und Dokumentieren: der richtige Umgang mit Literatur im Studium. Konstanz: UTB.

• Stefan Scherer und Beate Bornschein (2016). Wissenschaftliches Schreiben und Abschlussarbeit in Natur- und Ingenieurwissenschaften: Grundlagen - Praxisbeispiele - Übungen. Stuttgart: UTB.

• Olaf Schmidt (2013). Die Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben. Kon- stanz: UTB.

(14)

1.1 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten 3

• Marcel Schütz und Heinke Röbken (2016). Bachelor- und Masterarbeiten verfassen. Abschlussarbeiten in Organisationen. Wiesbaden: Springer Gabler.

url: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-12346-8.

• Steffen Stock u. a. (2018). Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten. Alles, was Studierende wissen sollten. 2. Aufl. Berlin: Springer Gabler. url: https : //link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-55001-4.

1.1 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten

Bei wissenschaftlichen Arbeiten werden verschiedene Arten unterschieden. Jede Art der wissenschaftlichen Arbeit weist Besonderheiten bei der Durchführung auf, dennoch gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Strukturierung und beim Vorgehen. Tabelle 1.1 stellt die einzelnen Arten von wissenschaftlichen Ar- beiten gegenüber.

Die Arbeiten lassen sich zunächst in empirisch und theoretisch klassifizieren (Kessel2016). Zu der Gruppe der empirischen Arbeiten gehören sowohl Arbeiten, die auf wissenschaftlichen Experimenten fußen (quantitative Arbeit), als auch Ar- beiten, bei denen Interviews durchgeführt oder Fragebögen entwickelt und später ausgewertet werden (qualitative Arbeit). Theoretische Arbeiten umfassen konzep- tionelle Arbeiten, Arbeiten zur Modellbildung und Simulation sowie kompilato- rische Arbeiten (Literaturarbeit). Zudem lässt sich unterscheiden, ob die wissen- schaftliche Arbeit im unternehmerischen Umfeld (extern) (siehe hierzu1.2.2sowie Schmidt (2013) und Schütz und Röbken (2016) ) oder an der Hochschule (intern), eingebettet in ein Forschungsprojekt, verfasst wird (siehe 1.2.1). Schließlich las- sen sich wissenschaftliche Arbeiten dem Bereich der Grundlagenforschung oder der angewandten Forschung zuordnen. Die Grundlagenforschung ist tendenziell eher an Universitäten vorzufinden, während die angewandte Forschung eher ein Schwerpunkt von Fachhochschulen (Hochschulen der angewandten Wissenschaf- ten, HAW) ist. Die Grundlagenforschung zielt auf die Untersuchung von wissen- schaftlichen Fragestellungen, aus der sich keine unmittelbare Anwendung ergibt (zum Beispiel die Forschung nach der Struktur der Materie und der Elementarteil- chen als Fachdisziplin der Physik). Bei der angewandten Forschung hingegen wird

(15)

Tabelle 1.1.Gegenüberstellung unterschiedlicher Arten wissenschaftlicher Arbeiten.

Zu den einzelnen Arten der Arbeiten ist jeweils angegeben, ob diese Abschlussarbeit in der Regel an einem Institut, im Unternehmen oder selbstständig unter sehr guten ( ), guten (G#) oder unzureichenden Bedingungen (#) bearbeitet werden können.

Kategorie Unterkategorie Kurzbeschreibung Institut Unternehmen selbstständig

empirisch

quantitativ

Durchführung von Experi- menten mit natur- bezie- hungsweise ingenieurswissen- schaftlichem Hintergrund

G# #

qualitativ

Anwendung von Interview- und Befragungsformen im geistes- und kulturwissen- schaftlichen Umfeld

# G#

theoretisch

quantitativ

Modellierung und Simulati- on mit natur- beziehungs- weise ingenieurswissenschaft- lichem Hintergrund

#

qualitativ

Weiterentwicklung von Hypothesen/Theorien im geistes- und kulturwissen- schaftlichen Umfeld

# G#

konzeptionell Entwicklung von Maßnah- men zur Lösung einer praxis-

bezogenen Fragestellung # kompilatorisch

Reflexion und Gegenüber- stellung bestehender Theo- rien im übergeordneten Zu- sammenhang

#

(16)

1.1 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten 5 häufig die Nähe zu industriellen Partnern gesucht, die ein unmittelbares Interesse an einer wirtschaftlichen Verwertung und Anwendung der Ergebnisse haben. Als Bindeglied zwischen beiden Forschungsarten lässt sich die translationale Forschung definieren, die, basierend auf Erkenntnissen der Grundlagenforschung, den Schritt in Richtung einer Anwendung dieser Erkenntnisse verfolgt.

Die Beantwortung einer wissenschaftlichen Fragestellung mithilfe von Experi- menten (hierzu zählen sowohl die Entwicklung des experimentellen Aufbaus als auch die Durchführung der Experimente sowie die Auswertung der Messdaten) ist eine klassische Art der quantitativen Abschlussarbeit in den Natur- und Inge- nieurwissenschaften. Aber auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften finden sich empirisch-qualitative Arbeiten, die sich mit der Planung und Umsetzung von Sozialexperimenten unter kontrollierten Bedingungen befassen.

Bei quantitativ-theoretischen Arbeiten liegt die Erstellung eines in der Regel computerbasierten Modells zur Simulation und Variation von Eingangs- und Aus- gangsparametern im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit. Der Aufbau eines Ener- giemodells in einem Produktionsunternehmens zur Integration einer Photovol- taikanlage und eines Blockheizkraftwerks zur Strom- und Wärmeerzeugung zählt zur Klasse der theoretischen Abschlussarbeiten aus der anwendungsorientierten Forschung. Die Weiterentwicklung von bestehenden Hypothesen beziehungsweise Theorien im geistes- und kulturwissenschaftlichen Umfeld fällt in die Kategorie der theoretisch-qualitativen Arbeiten. Theoretische, konzeptionelle Abschlussarbeiten stellen einen Typus von wissenschaftlichen Arbeiten dar, bei dem die Entwicklung und der Aufbau eines übergeordneten Konzepts im Vordergrund steht. Hierzu zählt zum Beispiel eine Abschlussarbeit zur Schaffung eines Evaluationswerkzeugs für ein Handwerksunternehmen. Schließlich wird bei kompilatorischen Arbeiten der Stand der Forschung in einem Fachgebiet erfasst, zusammengetragen und kritisch bewertet (Franck und Stary 2013; Eco 2010). Diese Art der Arbeit nutzt zahlrei- che Literaturquellen, um zum Beispiel die Vor- und Nachteile von Verfahren zur Erhebung und Bewertung von Qualitätsmanagementkennzahlen in Unternehmen herauszuarbeiten.

Das Vorgehen zum Erstellen der wissenschaftlichen Arbeit hängt stark von der Aufgabenstellung sowie der Fachrichtung ab, jedoch gibt es einige allgemeingül- tige Punkte, die jeder wissenschaftlichen Arbeit zugrunde liegen. Dabei spielt es

(17)

eine untergeordnete Rolle, ob es sich bei der Abschlussarbeit um eine experimen- tell orientierte Arbeit in einem Labor oder eine literaturgestützte, vergleichende Arbeit handelt. Nicht jede Art der Abschlussarbeit lässt sich unter hinreichend guten Bedingungen in einem Unternehmen oder gar selbstständig ohne unmit- telbaren Kontakt zu einem Betreuer durchführen. Wird die Abschlussarbeit an einem Lehrstuhl oder Institut einer Hochschule bearbeitet, so spielt die Kategorie der Arbeit hinsichtlich der Betreuungsqualität keine zentrale Rolle (siehe hierzu 1.2.1). Für Unternehmen sind Abschlussarbeiten ohne direkten praktischen Nut- zen meistens nicht von Relevanz (siehe 1.2.2). Schließlich ist eine selbstständig durchgeführte wissenschaftliche Bachelor- oder Masterarbeit, die weder an einem Lehrstuhl/Institut noch in einem Unternehmen bearbeitet wird, für die meisten Kategorien von Abschlussarbeiten nicht zu empfehlen, da Studierenden die notwen- dige selbstständig-wissenschaftliche Arbeitsweise nicht vertraut ist (siehe 1.2.3).

1.2 Themenfindung

Vor Beginn der Arbeit steht die Themenfindung. Um ein Thema für die Abschluss- arbeit zu finden, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, die, abhängig von der Fachrichtung, dem Studiengang sowie dem zu erreichenden Abschluss (Bachelor, Master, Promotion), mehr oder weniger breit gefächert sein können. Lehrstühle, Institute und auch Unternehmen schreiben regelmäßig Abschlussarbeiten aus, de- ren Ausschreibung auf den entsprechenden Webseiten online verfügbar sind. Teil- weise finden sich die Ausschreibungen auch an den schwarzen Brettern der Institute beziehungsweise Professoren. Bei der Suche nach einem interessanten Themenfeld bietet es sich daher an, sowohl digital als auch analog zu recherchieren. In der Ausschreibung werden das Thema, die Einordnung in ein (Forschungs-)Projekt, die zu erwartenden Ergebnisse sowie die notwendigen fachlichen Voraussetzungen genannt. Schließlich gibt es einen Ansprechpartner, der kontaktiert werden kann, um weiterführende Informationen zu erhalten.

Alternativ ist eine direkte Kontaktaufnahme zu einem Professor möglich, um ein eigenes Thema vorzuschlagen. Dieser Weg der Themenfindung ist mit einer um- fangreichen Vorbereitung verbunden, da der Erstkontakt nicht unvorbereitet erfol- gen sollte. Für die Kontaktaufnahme und ein Folgegespräch sollten der Arbeitstitel

(18)

1.2 Themenfindung 7 der Abschlussarbeit feststehen, das Thema auf mehreren DIN-A4-Seiten als Ex- posé (siehe 1.3.1) aufbereitet werden und auch eine erste Gliederung der Arbeit vorliegen. Die Auswahl des Professors erfolgt zunächst nach der thematisch-fachli- chen Passung zu dem Thema – normalerweise fehlt einem Professor die notwendige Zeit, eine Arbeit zu betreuen, die nicht in den eigenen Forschungsschwerpunkt fällt.

Aber auch die persönliche Passung sollte bei der Auswahl berücksichtigt werden, damit während der Bearbeitung des Themas auch ein Austausch mit dem Betreu- er erfolgen kann und die einzigen Kontakte zwischen Betreuer und Studierenden nicht nur die Themenvergabe und die Verteidigung sind.

In manchen Fällen wird erwartet, dass bei der Bewerbung ein Lebenslauf so- wie ein aktueller Notenauszug beigelegt werden. Dabei ist zu beachten, dass der Lebenslauf in tabellarischer Form kurz sowie prägnant und nicht länger als typi- scherweise eine DIN-A4-Seite ist. In beiden Dokumenten – Lebenslauf und No- tenauszug – sollte sich der persönliche Interessensschwerpunkt für das Thema der Arbeit wiederfinden. Erwartet werden natürlich entsprechend gute Noten in den Modulen, welche die theoretische und praktische Grundlage für die Arbeit bilden.

Bei der Suche nach einer Abschlussarbeit in einem Unternehmen hilft zunächst ein Blick auf die Internetpräsenz des Unternehmens, ob dort Abschlussarbeiten ausgeschrieben sind. Dabei kann es sich auch um ausgeschriebene Praktikums- stellen handeln, die sich zu einer Abschlussarbeit erweitern lassen. Bei der Kon- taktaufnahme mit dem Unternehmen sollte im Vorfeld bereits besprochen werden, ob sich ein Praktikum zum Verfassen einer Thesis nutzen lässt. Teilweise sind Unternehmen zwar bereit, Praktikanten für Tätigkeiten in einem Unternehmen aufzunehmen, jedoch scheuen die Unternehmen den vermeintlich höheren Betreu- ungsaufwand für eine Abschlussarbeit. Alternativ kann bei der Suche nach einem Thema für die Abschlussarbeit eine Initiativbewerbung erfolgreich sein. Wenn das Arbeitsfeld des Unternehmens den eigenen Interessen entspricht, lässt sich mit ei- ner gut ausgearbeiteten Bewerbung, bestehend aus einem Anschreiben und einem Lebenslauf sowie einem eigenen Themenvorschlag erfolgreich eine Stelle für eine Abschlussarbeit im Unternehmen finden.

Bei der Eingrenzung des Themenfeldes ist darauf zu achten, dass das Thema möglichst konkret gefasst wird und nicht zu allgemein gehalten ist. Je konkreter die Aufgabenstellung definiert wurde, desto klarer ist die Vorgehensweise bei der

(19)

Bearbeitung. Ist ein Thema sehr allgemein gestellt und kaum konkretisiert, kann sich die Abschlussarbeit in eine Richtung entwickeln, die vom Themensteller nicht gewollt ist. Zudem ist eine zielgerichtete Einarbeitung in ein zu allgemeines The- menfeld für Studierende kaum umsetzbar, da ein klares Ziel bei der Beantwortung der wissenschaftlichen Fragestellung und damit eine Richtung fehlt. Der Betreu- er müsste in diesem Fall den Kandidaten intensiv führen und lenken, sodass sich daraus unmittelbar eine Konkretisierung der Aufgabenstellung gibt.

In jedem Fall sollte das Thema fachlich und inhaltlich ansprechend sein, da die nächsten Wochen (Bachelor) beziehungsweise Monaten (Master) dieses Thema den Mittelpunkt des studentischen Lebens darstellt. Für ein erfolgreiches Gelingen ist ein „Brennen für die Arbeit“ eine äußert nützliche Voraussetzung, das heißt das Thema lässt einen in der Bearbeitungszeit kaum los. Ist das Thema nicht zusagend, dann fehlt in der Regel das letzte Quäntchen, um aus dem Thema und damit schließlich für den Abschluss das Letzte herauszuholen; dies kann sich im Zweifelsfall sogar auf die Bewertung der Arbeit auswirken, wenn der Betreuer der Arbeit anmerkt, dass diese lieblos und ohne Elan erstellt worden ist.

Die folgenden Abschnitte geben einen detaillierteren Einblick in die unterschied- lichen Organisationen, in denen eine Abschlussarbeit verfasst werden kann. Dabei spielt die Kategorie nach Tabelle 1.1 eine wesentliche Rolle bei der Wahl der Or- ganisation.

1.2.1 Abschlussarbeit am Lehrstuhl/Institut

Der klassische Ort für das Verfassen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit ist an einem Lehrstuhl oder Forschungsinstitut einer Universität oder Hochschule. Einge- bettet in ein wissenschaftlich arbeitendes Umfeld ist die Bachelor- beziehungsweise Masterthesis eng in laufende Forschungsfragestellungen integriert. Tabelle1.2stellt die Vor- und Nachteile einer Abschlussarbeit an der Hochschule gegenüber.

Durch die Forschungstätigkeit ist das Themenfeld der Abschlussarbeit ist klar umrissen. Gemeinsam mit dem Betreuer werden der Titel sowie die Einzelheiten abgestimmt, um die Abschlussarbeit in bestehende Forschungsprojekte zu integrie- ren. Eine Bachelorarbeit wird einen kleinen Baustein beziehungsweise einen Ne-

(20)

1.2 Themenfindung 9 Tabelle 1.2. Vorteile und Nachteile der Bearbeitung von wissenschaftlichen Ab- schlussarbeiten an einem Lehrstuhl beziehungsweise Institut.

Vorteile Nachteile

+ Aufgabenstellung vorstrukturiert - Themenfeld klar vorgegeben + enge Betreuung durch wissen-

schaftliches Personal - wenig Möglichkeiten zur Selbstent- faltung

+ Möglichkeit zur Fortführung einer Masterthesis im Rahmen einer Pro- motion

+ hohes wissenschaftliches Niveau

benaspekt eines Forschungsvorhabens abdecken, während eine Masterarbeit einen wesentlichen Beitrag zum Projekt leisten kann.

Während der Durchführung der Thesis erfolgt ein enger Austausch mit dem Betreuer, da dieser direkt in das Forschungsprojekt involviert ist (zum Beispiel als Doktorand/Habilitand zur Betreuung von Master- beziehungsweise Bachelor- arbeiten). Durch das Interesse an den Ergebnissen der Thesis für die eigene For- schung ist die Gefahr, dass sich die Thesis in eine falsche Richtung entwickelt, klein. Zudem erfolgt über Lehrstuhlseminare oder Arbeitsgruppentreffen ein regel- mäßiger Austausch zum Fortschritt der Abschlussarbeit und zum Beitrag für das Forschungsprojekt.

Nach dem erfolgreichen Abschluss einer Masterthesis in einem Forschungsvor- haben an einer Universität bietet sich nicht selten die Möglichkeit für den Absol- venten, das bearbeitete Forschungsthema zu einer Promotion auszubauen. Hierbei ist entscheidend, dass die Masterarbeit einen wesentlichen Beitrag zum Projekt geleistet hat und auf wissenschaftlich hohem Niveau verfasst wurde (neben der Bedingung, dass eine Projektfinanzierung vorliegt).

Jedoch ist bei der Durchführung einer Abschlussarbeit an einem Institut oder Lehrstuhl zu berücksichtigen, dass die Aufgabenstellung recht klar vordefiniert ist.

Eigeninitiative bei der Ausarbeitung der wissenschaftlichen Fragestellung ist kaum möglich, da die Thesis an Arbeitspakete im Forschungsprojekt geknüpft ist. Daraus resultiert auch, dass es kaum Möglichkeiten zur Selbstentfaltung gibt, um jenseits der Aufgabenstellung weitere Punkte zu bearbeiten. Dies liegt darin begründet,

(21)

dass der Betreuer beziehungsweise der Professor kaum Zeit für die Betreuung von Abschlussarbeiten außerhalb es eigenen Forschungsumfelds haben.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine Abschlussarbeit an einer Hoch- schul- oder Forschungseinrichtung durch das hohe wissenschaftliche Niveau der ideale Weg ist, das Studium mit einer qualitativ hochwertigen Thesis abzuschlie- ßen. Diese ist die zentrale Visitenkarte bei der Bewerbung um eine Stelle in der Wirtschaft. Gepaart mit einer thematischen Vertiefung durch die Belegung von entsprechenden Wahlpflichtmodulen während des Studiums lässt sich potenziellen Arbeitgebern die persönliche fachliche Expertise hervorragend darlegen.

In einem Forschungsprojekt zum Thema „Moderne Mobilitätskonzepte zur Reichweitensteigerung von Schwerlasten“ an einer Universität könnte im Rah- men einer Masterarbeit mit der Aufgabenstellung zu „Einsatz des Rads zum Warentransport“ ein größerer Themenkomplex bearbeitet werden, während ei- ne Bachelorthesis zur „Festigkeit einer Starrachse als Bindeglied zwischen den Rädern“ einen Teilaspekt untersucht. Die Ergebnisse aus beiden Abschlussar- beiten liefern wesentliche Beiträge in dem übergeordneten Forschungsvorhaben.

1.2.2 Abschlussarbeit im Unternehmen

Als Alternative für das Verfassen einer Abschlussarbeit an der Hochschule bietet es sich an, insbesondere für Studierende an Hochschulen für angewandte Wissen- schaften, die wissenschaftliche Arbeit in einem Unternehmen zu erstellen. Dabei kann die Einbindung der Abschlussarbeit ins Unternehmen in zwei Aspekte unter- gliedert werden – die Thesis wird in ein Forschungsprojekt gemeinsam mit einer Hochschule eingebettet oder es wird eine praxisbezogene Aufgabenstellung be- arbeitet, welche für das Unternehmen unmittelbaren Nutzen hat (zum Beispiel die Konzeptentwicklung für die Umsetzung von Maßnahmen oder eine Machbar- keitsstudie). Ist die Arbeit in ein Forschungsvorhaben eingebunden, wird durch die enge Zusammenarbeit mit der Hochschule ein hohes wissenschaftliches Niveau vorgelebt. Handelt es sich um eine unternehmensinterne Aufgabe ohne direkten wissenschaftlichen Bezug, so ist bei der Bearbeitung darauf zu achten, die wis- senschaftliche Fragestellung klar zu definieren und im Verlauf der Thesis nicht aus

(22)

1.2 Themenfindung 11 den Augen zu verlieren. Tabelle1.3stellt die Vor- und Nachteile der Durchführung einer Abschlussarbeit in einem Unternehmen gegenüber.

Tabelle 1.3. Vorteile und Nachteile der Bearbeitung von wissenschaftlichen Ab- schlussarbeiten in einem Unternehmen

Vorteile Nachteile

+ starker Praxisbezug der Themen-

stellung - gegebenenfalls unzureichende wis-

senschaftliche Qualität wegen feh- lender Expertise

+ Möglichkeit der Verbindung mit ei-

nem Praktikum - fehlende direkte Betreuung durch Ansprechpartner im Unternehmen wegen Zeitmangels

+ in der Regel Entlohnung für die Tä- tigkeit

+ Chance auf Festanstellung nach er- folgreichem Abschluss

Abschlussarbeiten im Unternehmen weisen einen starken Anwendungsbezug auf, da für das Unternehmen die Ergebnisse im Vordergrund steht. Hat ein Unterneh- men zum Beispiel Fragen zur Machbarkeit und Umsetzung eines Themas (zum Beispiel zur Investition in eine neue Technologie), so soll am Ende der Thesis diese Frage fundiert untersucht und positiv oder negativ beantwortet werden. Das The- ma der Abschlussarbeit kann dabei sowohl eher theoretisch (Machbarkeit, Wirt- schaftlichkeitsprüfung) als auch experimentell (Umsetzung einer technischen Lö- sung, Durchführung von Messungen) ausgerichtet sein. In jedem Fall erfolgt die Einbindung des Studierenden in die entsprechende Fachabteilung und die aktive Mitarbeit im Tagesgeschäft. Dadurch ergibt sich ein tiefer Einblick in die Abläufe innerhalb des Abteilung und die Tätigkeit im Unternehmen. Diese Erfahrungen sind äußert wertvoll für die spätere Suche nach einer Anstellung in einem Unter- nehmen.

Die Abschlussarbeit lässt sich häufig mit einem vorgelagerten Praktikum ver- binden. Unternehmen sind an eher langfristigeren Anstellung von Studierenden in- teressiert, da bei einer mehrmonatigen Anstellung statt einer Beschäftigung über lediglich einige Woche die Einarbeitung entfällt. Zudem sind Abläufe und An- sprechpartner in der Abteilung bekannt, sodass dies zu reibungsloserem Arbeiten

(23)

in der Abteilung führt. Bei einem zeitlichen Umfang einer Bachelorarbeit von neun Wochen zeigt sich, dass Unternehmen den Aufwand für die Anstellung teilweise scheuen. Wird vor der Bachelorarbeit ein Praktikum absolviert, ergibt sich ein we- sentlich längerer Anstellungszeitraum, der sich für das Unternehmen hinsichtlich des Betreuungsaufwands lohnt. Aus diesem Grund bietet es sich bei der Suche nach einer Bachelorarbeit in einem Unternehmen an, dies mit einem (unter Um- ständen freiwilligen) Praktikum zu verbinden. Bei Masterarbeiten, die mindestens sechs Monate laufen, stellt sich das Problem der kurzfristigen Anstellung nicht.

Darüber wird ist die Tätigkeit in einem Unternehmen im Rahmen einer An- schlussarbeit meistens entlohnt. Im Rahmen der Tätigkeit als Werkstudent wird ein monatliches Entgelt für die Arbeit im Unternehmen gezahlt. Beim Verfassen einer Abschlussarbeit an einer Hochschule erhalten Studierende zwar auch oft eine Anstellung als Hilfswissenschaftler in einem Forschungsvorhaben, jedoch ist dies keinesfalls sicher, sodass während der Thesis eine alternative Quelle zur Finanzie- rung des studentischen Lebens notwendig sein kann.

Oft bietet sich bei entsprechend guter Arbeit für Studierende die Möglichkeit, in der Abteilung, in der die Abschlussarbeit verfasst wurde, eine Festanstellung (gegebenenfalls befristet) zu erhalten. Falls das Unternehmen über die notwen- digen finanziellen sowie personellen Kapazitäten verfügt und die Ergebnisse der Abschlussarbeit einen direkten Nutzen für das Unternehmen hat, so kann dem Absolventen eine Stelle angeboten werden. Die Einarbeitungszeit für neuangestell- te Mitarbeiter entfällt, da die Einführung ins Unternehmen bereits während der Thesis erfolgt ist. Natürlich müssen neben der fachlichen Expertise des Absolven- ten auch die finanziellen Rahmenbedingungen im Unternehmen passen, um die Neuanstellung umzusetzen. Voraussetzung für eine mögliche Anstellung ist selbst- verständlich, dass das Unternehmen personellen Bedarf hat und eine Finanzierung der Stelle gesichert ist.

Unternehmen legen bei der Abschlussarbeit zwar auf eine zielführende Arbeits- weise wert, die Wissenschaftlichkeit liegt nicht unmittelbar im Fokus. Dies ist bereits bei der Themenfindung für eine Thesis zu beachten, da das Erreichen der Ergebnisse im Vordergrund steht, eine umfassende Verschriftlichung nach wissen- schaftlichen Gesichtspunkte aus Sicht des Unternehmens jedoch nicht notwendig zu sein scheint. Für den Studierenden kann dies im Ende der Thesis zu einem

(24)

1.2 Themenfindung 13 Dilemma führen, auf der einen Seite die Ergebnisse für das Unternehmen schrift- lich festzuhalten und auf der anderen Seite eine wissenschaftliche Arbeit für die Hochschule zu verfassen. Frühzeitig sollte in den Gesprächen mit dem Betreuer im Unternehmen dargestellt werden, dass während der Tätigkeit ausreichend Raum für das wissenschaftliche Arbeiten bleibt.

Bei der Durchführung von Abschlussarbeiten in Unternehmen ist zu beachten, dass der Betreuer in der Abteilung über die notwendige wissenschaftliche Fach- kompetenz verfügt; dies gilt insbesondere für Masterarbeiten. Die Themenstellung und die Schwerpunkte der Thesis müssen eine klare wissenschaftliche Fragestel- lung aufweisen. Zwar kann die Aufgabenstellung, die im Rahmen der Thesis im Unternehmen untersucht beziehungsweise umgesetzt wird, einen starken Praxisbe- zug für das Unternehmen haben, die Thesis muss sich jedoch mit einer zugehörigen übergeordneten, wissenschaftlichen Fragestellung beschäftigen, die einem entspre- chenden wissenschaftlichen Niveau (für Bachelor oder Master) entspricht. Daher ist auf eine klare Abgrenzung zwischen der Tätigkeit im Unternehmen und der wissenschaftlichen Arbeit zu achten. Wesentlich für die Bewertung der Abschluss- arbeit ist ausschließlich die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit; eine erfolgreiche Umsetzung einer Aufgabenstellung im Unternehmen und Beschreibung dieser Um- setzung in der Thesis entspricht nicht den Vorgaben wissenschaftlichen Arbeitens.

Schließlich muss für die Begutachtung ein Professor an der Hochschule iden- tifiziert werden, der die Erstbetreuung der Thesis übernimmt. Wenn das Unter- nehmen die Ausschreibung einer Abschlussarbeit über die Hochschule organisiert, gibt es meist einen Professor, der als Kontaktperson zwischen Unternehmen und Absolvent auftritt und sich daher für die Erstbegutachtung anbietet. Falls die Kontaktaufnahme direkt mit dem Unternehmen ohne die Hochschule in Form ei- nes Bewerbungsprozesses oder eines vorgelagerten Praktikums erfolgte, so muss in der Anfangsphase der Thesis ein Professor für die Erstbegutachtung gefunden wer- den. Dabei hilft es, dem Professor ein Exposé der Thesis (siehe1.3.1) vorzulegen, damit direkt dargestellt werden kann, dass eine fundierte Einarbeitung sowie eine grundlegende Strukturierung der Thesis bereits erfolgt ist.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, das das Verfassen der Abschlussarbeit im Unternehmen einen sehr guten Einblick in die Arbeitswelt geben kann, jedoch beachtet werden muss, dass das Wissenschaftliche nicht in den Hintergrund rückt.

(25)

Insbesondere bei Abschlussarbeiten, deren Ergebnisse „negativ“ sind (zum Beispiel bei einer Arbeit zur wirtschaftlichen Untersuchung einer Investitionsentscheidung im Unternehmen und der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass die Investition nicht getätigt werden sollte), ist die Gefahr verhältnismäßig groß, dass das Unternehmen das Interesse an der wissenschaftlichen Ausarbeitung dieses Ergebnisse verliert und der Student keine weitere Unterstützung durch den Betreuer erhält. Dennoch ermöglicht die Arbeit im Unternehmen und das Erstellen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit im unternehmerischen Umfeld den Bogen zwischen Wissenschaft und Praxis zu spannen, um wertvolle Erfahrungen als Studierender zu sammeln.

Ein Unternehmen aus der Logistikbranche interessiert sich dafür, wie sich der Warentransport, der bisher über Lasttiere erfolgte, durch den Einsatz des Rads verbessern lässt und ob dieses Unternehmen in eine Fertigungsanlage für Räder investieren sollte. Aus diesem Grund soll eine Abschlussarbeit untersuchen, welche Chancen und Risiken bei der Investition zu erwarten sind. Am Ende der Arbeit soll eine fundierte Entscheidungsgrundlage mit Handlungsempfehlungen erarbeitet worden sein. Bei dieser Aufgabenstellung ist in der Abschlussarbeit darauf zu achten, dass die Thesis ein wissenschaftliches Fundament aufweist.

1.2.3 Selbstständige Abschlussarbeit

Die dritte Variante beim Verfassen einer Abschlussarbeit ist das selbstständige Ar- beiten zu einer wissenschaftlichen Themenstellung. Diese Variante ist im Vergleich zu den beiden vorherigen Arten die anspruchsvollste, da es keine unmittelbare Begleitung durch einen Betreuer gibt und der Student während der Thesisphase weitestgehend auf sich alleine gestellt ist. Daher ist die selbstständige Abschluss- arbeit auch nur eingeschränkt für Bachelor- beziehungsweise Masterarbeiten zu empfehlen, da ein hohes Maß an Selbstorganisation und Eigenantrieb notwendig ist. Als Art der selbstständigen Abschlussarbeit bietet sich im Grunde nur eine kompilatorische Thesis (siehe Tabelle1.1) an; die übrigen Arten sind in der selbst- ständigen Durchführung (zum Beispiel bei der Durchführung von Experimenten) kritisch zu sehen. In Tabelle 1.4 sind die Vor- und Nachteile einer selbständig verfassten Abschlussarbeit gegenübergestellt.

(26)

1.2 Themenfindung 15 Tabelle 1.4. Vorteile und Nachteile der selbstständigen Bearbeitung von wissen- schaftlichen Abschlussarbeiten ohne direkte, persönliche Betreuung.

Vorteile Nachteile

+ Freie Themenwahl nach persönli-

chen Interessen - mangelnde wissenschaftliche Quali- tät wegen fehlender Betreuung + keine Abhängigkeiten - mangelhafte Betreuungsqualität

wegen fehlenden Interesses am Thema durch den Betreuer

- keine Finanzierung während der Abschlussphase

Zentraler Vorteil einer selbstständig verfassten Abschlussarbeit ist die Freiheit bei der Themenwahl. Weder durch laufende Forschungsprojekte an Hochschulins- tituten noch durch Projektthemen im Unternehmen ist die Aufgabenstellung der Thesis eingeschränkt. Daher kann ein Thema gewählt werden, das den persönlichen Interessen entspricht.

Des Weiteren gibt es für den Studierenden bei der selbstständigen Arbeit an der Thesis keine Abhängigkeiten und Verantwortlichkeiten gegenüber Dritten. Wäh- rend der wissenschaftlichen Arbeit an der Thesis gibt es keine thematischen Vorga- ben, die eingehalten und umgesetzt werden müssen. Damit ist sichergestellt, dass der eigene Themenschwerpunkt in der Thesis untersucht und ausgearbeitet werden kann.

Jedoch ist bei der selbstständigen Bearbeitung einer wissenschaftlichen Frage- stellung die Gefahr sehr groß, dass die Qualität wegen der fehlenden direkten Be- treuung durch einen Professor oder Ansprechpartner im Unternehmen leidet. Vom einem Studierenden am Ende des Bachelor- und auch des Masterstudiums kann noch nicht erwartet werden, dass das selbstständige Verfassen einer wissenschaft- lichen Arbeit möglich ist – dies wird erst während der Promotion erwartet. Wegen der fehlenden wissenschaftlichen Praxis kann das Bearbeiten der Fragestellung in eine falsche, unwissenschaftliche Richtung laufen oder wesentliche Aspekte können unberücksichtigt bleiben. Hierzu zählen zum Beispiel wesentliche Lücken bei der Literaturrecherche oder die Nichtberücksichtigung zentraler Ergebnisse aus dem wissenschaftlichen Diskurs zum Thema.

(27)

Für die Betreuung der Thesis wird ein Professor an der Hochschule benötigt.

Dieser Betreuer muss ein Grundinteresse an dem Thema aufbringen und bereit sein, sich mit der Thesis auseinanderzusetzen. Da Drittthemen häufig nicht im unmittelbaren Forschungsgebiet des Professors liegen, ist die Eigenmotivation des Professors während der Durchführungsphase gering, den Absolventen aktiv bei den Arbeitspaketen während der Thesis zu begleiten. Dies kann die wissenschaftliche Qualität der Thesis ebenfalls mindern, da ohne eine regelmäßige Rückkopplung mit wissenschaftlich ausgebildetem Personal bei der Thesis zentrale Aspekte nicht korrekt behandelt werden.

Schließlich fehlt bei der selbstständigen Bearbeitung eine finanzielle Unterstüt- zung, die bei Abschlussarbeiten an einem Forschungsinstitut oder im Unternehmen gegeben sein kann. Damit muss neben der Arbeit an der Thesis noch Zeit für die Finanzierung des studentischen Lebens gefunden werden.

Um zwei Professoren für die Erst- und Zweibegutachtung der Abschlussarbeit zu finden, ist die Vorlage eines gut ausgearbeiteten Exposés (siehe 1.3.1) eine Grund- voraussetzung. Durch das Exposé lässt sich nachweisen, dass es sich bei der selbst- ständig durchgeführten Thesis um ein Themenfeld handelt, welches strukturiert und gut organisiert bearbeitet werden wird. Neben der fachlichen Eingrenzung der Thesis in dem Exposé zeigt der Zeitplan mit den wesentlichen Meilensteinen im Verlauf der Bearbeitung, dass ein tragfähiges Konzept für die Thesis vorliegt.

Die Literaturrecherche (siehe hierzu Kapitel 3) mit der Identifikation der wesent- lichen Publikationen zum Thema, ergänzt um eine persönliche Einschätzung der Veröffentlichungen, legt den Grundstein für die Arbeit. Ohne eine entsprechende Vorplanung und eine regelmäßige Kontrolle zur Erreichung der Meilensteine bezie- hungsweise Zwischenergebnisse ist die Gefahr sehr groß, dass sich die selbstständige Bearbeitung der Thesis in eine falsche Richtung entwickelt.

Ingesamt zeigt sich, dass die Nachteile einer selbstständigen Abschlussarbeit deutlich schwerer als die Vorteile wiegen können, sodass eine selbstständige Be- arbeitung einer Thesis nur in Ausnahmefällen zu empfehlen ist. Als Studierender muss von Beginn an klar sein, dass eine Unterstützung durch einen Betreuer über weite Phasen fehlen wird. Daher sollte eine umfangreiche Einarbeitung in das allgemeine Vorgehen bei wissenschaftlichen Abschlussarbeiten erfolgen, bevor der Schritt in die selbstständige Arbeit gewagt wird.

(28)

1.3 Einarbeiten in das Thema 17

Eine selbstständige Abschlussarbeit mit einem kompilatorischen Schwer- punkt, das heißt der Literaturrecherche zu einem Themenfeld, könnte „Grenzen der Effizienzsteigerung im Warentransport durch Lasttiere“ lauten. Durch die Identifikation und Auswertung von zahlreichen Literaturquellen, insbesondere wissenschaftlichen Fachartikel in Journalen, lässt sich eine Hypothese aufstel- len, ob der konventionelle Warentransport unter der Berücksichtigung steigen- der Lastgewichte zukunftsfähig ist.

1.3 Einarbeiten in das Thema

Steht das grundlegende Thema der Abschlussarbeit fest, geht es daran, sich in das Themenfeld einzuarbeiten. Der Titel der Arbeit muss dabei noch nicht endgültig feststehen, ein Arbeitstitel sollte jedoch bereits definiert worden sein. Die fachlichen Grundlagen zum Thema sind während des Studiums gelegt worden, aber da es sich bei der Abschlussarbeit um eine bisher noch nicht wissenschaftlich untersuchte Fragestellung beziehungsweise die Anwendung bestehender Methoden auf ein neues Themenfeld handelt, muss zu Beginn der Arbeit das vertiefende Einarbeiten in das Thema stehen. Hierzu gehört auch das Auffrischen von Vorkenntnissen und Methoden, die für die Bearbeitung der Thesis notwendig sind.

In dieser frühen Phase der Abschlussarbeit beginnt bereits der Aufbau der eige- nen Literaturdatenbank (siehe Kapitel3). In vielen Fällen gibt es bereits Veröffent- lichungen, die sich mit dem Themenfeld beschäftigt haben und vom Betreuer zum Einstieg bereitgestellt werden. Darüber hinaus ist eine Recherche nach aktuellen Publikationen elementar wichtig.

Während der Einarbeitungsphase sollten folgende Punkte geklärt werden: Das Themenfeld und die Fragestellung müssen verstanden sein und es besteht der Wille, sich mit dieser Abschlussarbeit beschäftigen zu wollen. Andernfalls ist es zu diesem Zeitpunkt ohne Schwierigkeiten möglich, das Thema der Arbeit nicht weiter zu verfolgen und sich ein neues Thema zu suchen.

An der Abschlussarbeit sind zahlreiche Personen neben dem Absolventen be- teiligt. In Tabelle 1.5 sind die einzelnen Personen und ihre jeweiligen Rollen dar-

(29)

Tabelle 1.5. Beteiligte Personen an einer Abschlussarbeit.

Person Rolle während der Abschlussarbeit Absolvent Bearbeitet die Abschlussarbeit.

Doktorand/Postdoc Betreut die Abschlussarbeit aktiv, begleitet den Absolventen und gibt eine Notenempfehlung ab.

Mitarbeiter im Unter-

nehmen/Institut Unterstützet den Absolventen bei der Arbeit an der Thesis.

Professor Begutachtet die Abschlussarbeit und vergibt die Note.

Unternehmensvertreter Betreut die Arbeit und ist erster Ansprechpartner.

Ob der Betreuer im Unternehmen an der Notenver- gabe aktiv beteiligt ist, hängt von der Prüfungs- ordnung des Studiengangs ab; eine Zweitbegutach- tung der Thesis durch einen Externen ist möglich.

Andernfalls erfolgt eine Bewertung der Tätigkeit im Unternehmen und es gibt einen Austausch zwi- schen dem Unternehmensvertreter und dem Pro- fessor.

gestellt. An erster Stelle steht natürlich der Absolvent, der das Thema der Ab- schlussarbeit selbstständig und eigenverantwortlich bearbeitet. Unterstützung er- hält der Absolvent durch einen Doktoranden beziehungsweise Postdoc, also einem wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut. Im Unternehmen oder dem Hochschul- institut wird dem Absolventen ein Mitarbeiter zugewiesen, der bei aufkommenden Fragen hilft und bei der Bearbeitung des Themas zum Beispiel durch die Beglei- tung von Versuchsdurchführungen unterstützt. Der Professor an der Hochschule begutachtet die Abschlussarbeit und vergibt die Note. An kleineren Lehrstühlen oder Fachhochschulen kann der Professor auch als zusätzlicher wissenschaftlicher Ansprechpartner auftreten. Schließlich gibt es im Unternehmen eine verantwortli- che Person (zum Beispiel ein Gruppen- oder Abteilungsleiter, bei kleineren Unter- nehmen auch der Geschäftsführer), welche die Arbeit betreut und zum Abschluss der wissenschaftlichen Tätigkeit im Unternehmen ein Empfehlungsschreiben be- ziehungsweise ein Arbeitszeugnis verfasst, welches die Arbeit im Unternehmen be- wertet. Eine Notenvergabe durch den Vertreter des Unternehmens erfolgt nur, falls

(30)

1.3 Einarbeiten in das Thema 19 dies im Rahmen der Prüfungsordnung der Hochschule zulässig ist. In jedem Fall sollte ein Austausch zwischen dem Professor und dem Unternehmensverantwort- lichen erfolgen, um die Qualität der Arbeit aus Sicht des Unternehmens in die Begutachtung der Thesis einfließen zu lassen. Jedoch muss eine vom Unternehmen hervorragend bewertete Tätigkeit nicht zwingend auch eine hohe wissenschaftliche Güte der Abschlussarbeit implizieren.

1.3.1 Exposé

Nach der ersten Einarbeitung in die Themenstellung der Arbeit beziehungsweise bei der Anfrage zur Betreuung einer Arbeit im Unternehmen (nach 1.2.2) oder einer selbstständigen Abschlussarbeit (nach1.2.3) wird vom betreuenden Professor erwartet, dass der Kandidat dem Betreuer ein Exposé mit folgenden wesentlichen Informationen vorlegt (Hirsch-Weber und Scherer 2016a):

Arbeitstitel: Titelvorschlag für die Abschlussarbeit.

Gliederung: Erste Strukturierung der Arbeit entsprechend der Vorgaben in Kapitel6.

Themenstellung: Aus dem Titel und der Gliederung wird etwa eine DIN-A4- Seite zum Einstieg in die Aufgabenstellung verfasst.

Zeitplan: Grober Zeitplan mit den wesentlichen Meilensteinen und Arbeitspa- keten (siehe Kapitel 2).

Literaturverzeichnis: Nach der Auseinandersetzung mit der wesentlichen Pri- märliteratur wird diese in einem Literaturverzeichnis zusammengefasst (siehe Kapitel3).

Häufig umfassen Ausschreibungen von Abschlussarbeiten an Instituten oder in Unternehmen lediglich eine sehr kurze Beschreibung des Themas. Weiterführen- de Informationen ergeben sich erst durch Nachfragen und einem Gespräch mit einem Ansprechpartner. Wird die Arbeit nicht am Institut der Hochschule unter der direkten Einbindung des wissenschaftlichen Personals, sondern extern im Un- ternehmen beziehungsweise selbstständig verfasst, so ist das Exposé obligatorisch,

(31)

damit der betreuende Professor an der Hochschule erkennen kann, dass der Absol- vent selbstständig eine Projektskizze zu dem abgeschlossenen Themenfeld verfas- sen und strukturieren kann. Dies erleichtert dem Betreuer eine Einschätzung, ob die Aufgabenstellung und die Abschlussarbeit mit der notwendigen wissenschaft- lichen Fachkompetenz bearbeitet werden wird.

Bei einer ausgeschriebenen Arbeit mit dem Titel „Einsatz des Rads zum Warentransport“ sollten Vorkenntnisse in der Durchführung von Versuchsrei- hen sowie des Warentransports vorliegen. Zudem sind grundlegende Kenntnisse von Tabellenkalkulationsprogrammen und handwerkliche Fähigkeiten zur Holz- bearbeitung notwendig. Ein Arbeitstitel „Der Warentransport unter modernen Gesichtspunkten“ ist nicht empfehlenswert, da weder die konkrete wissenschaft- liche Fragestellung aus dem Titel hervorgeht noch eine klar umrissene Aufga- benstellung mit einer Zielrichtung erkennbar ist.

Die einzelnen Angaben, die in dem Exposé aufgeführt werden sollten, werden in den folgenden Kapiteln erläutert. Der Arbeitstitel der Thesis ergibt sich aus der Gliederung und der ausformulierten Themenstellung. Der Zeitplan dient zum Nachweis, dass eine realistische Einschätzung der Arbeitsschritte hinsichtlich Dau- er und Aufwand vorliegt. Schließlich bildet das Literaturverzeichnis mit der Zi- tation der wesentlichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen die Grundlage, um bereits in der frühen Phase der Abschlussarbeit zu belegen, dass der Absolvent in der Lage ist, die wichtigsten Literaturquellen zu identifizieren, um diese in der Abschlussarbeit zu verarbeiten.

Erste Gliederung der Arbeit.

Nachdem die Einarbeitung in das Themenfeld der Arbeit erfolgt ist, kann die erste Version der Gliederung aus dem Exposé verfeinert werden. Die Gliederung sollte dabei der allgemeinen Struktur von wissenschaftlichen Arbeiten entsprechen.

Ausführlich wird das Vorgehen zur Gliederung in Kapitel 6 dargestellt. In dieser frühen Phase der Arbeit ist es ausreichend, neben den fünf Kapiteln die jeweils zugehörigen Unterkapitel zu definieren. Dabei ist es sinnvoll, die Bezeichnung der fünf Kapitel für die Gliederung zu übernehmen, da die Arbeit dadurch bereits nach

(32)

1.3 Einarbeiten in das Thema 21 wissenschaftlichen Vorgaben strukturiert ist und die eigenen Inhalte entsprechend eingepasst werden können.

1 Einleitung

1.1 Unterkapitel 1.1 1.2 Unterkapitel 1.2 2 Methoden

2.1 Unterkapitel 2.1 2.2 Unterkapitel 2.2 3 Ergebnisse

3.1 Unterkapitel 3.1 3.2 Unterkapitel 3.2 4 Diskussion

4.1 Unterkapitel 4.1 4.2 Unterkapitel 4.2 5 Zusammenfassung

Die Verwendung einer dritten Gliederungsebene (zum Beispiel 1.1.1 Abschnitt) ist nicht notwendig. Diese Detaillierung der Arbeit kann im Verlauf der Durchfüh- rung erfolgen. Oft wirkt diese Vorgabe der Gliederung für Studierende, die wenig Erfahrung mit wissenschaftlichen Arbeiten haben, zu starr, jedoch zwingt diese Gliederung zur klaren Strukturierung der gesamten Arbeit bereits vor Beginn der Durchführung. Diese Struktur unterstützt wissenschaftlich Unerfahrene, die Arbeit nach den wissenschaftlichen Standards umzusetzen.

Selbstverständlich kann (in Rücksprache mit dem Betreuer) die Gliederung an individuelle Vorgaben angepasst werden, ein Erstentwurf der Arbeit entsprechend der angeführten Gliederung ist jedoch nicht falsch. Anhand dieses Entwurfs kann mit dem Betreuer eine Umstellung von Inhalten besprochen und eine strukturelle Anpassung während der Durchführung beziehungsweise des Schreibens vorgenom- men werden.

Für eine Arbeit mit dem Titel „Einsatz des Rads zum Warentransport“, bietet sich folgende Erstgliederung an, die im Verlauf der Thesis verfeinert werden kann.

(33)

1 Einleitung

1.1 Grenzen und Perspektiven des globalen Warentransport 1.2 Warentransportkonzepte

2 Methoden

2.1 Konzept des Warentransports

2.2 Aufbau eines Karrens für den Transport 3 Ergebnisse

3.1 Transport unter Variation der Masse 3.2 Transport unter Variation der Zugtiere 4 Diskussion

4.1 Analyse und Bewertung der Transportarten 4.2 Vergleich mit bestehenden Konzepten 5 Zusammenfassung

Erstellen eines Projektzeitplans.

Nachdem die erste Version der Gliederung erstellt und mit dem Betreuer ab- gestimmt ist, sollte der Zeitplan für die Umsetzung der Arbeit aus dem Exposé präzisiert werden. Das wesentliche Ergebnisse der Erstellung des Projektzeitplans ist ein Ablaufplan, der sich an der Gliederung der Arbeit orientiert und die zen- tralen Meilensteine bei der Durchführung widerspiegelt. Da dem Projektzeitplan in wissenschaftlichen Arbeiten eine zentrale Rolle zukommt, sind im folgenden Kapitel2 genaue Angaben aufgeführt.

Literaturverzeichnis.

Das Recherchieren und Zusammenstellen der wissenschaftlichen Literatur bildet einen zentralen Teil der Abschlussarbeit. Hierzu zählen die (in der Regel englisch- sprachigen) Veröffentlichungen zum Thema der Abschlussarbeit insbesondere in Form von peer-reviewed Artikeln aus Fachjournalen beziehungsweise Konferenz- beiträgen. Peer-Review bedeutet, dass die Veröffentlichung anonymisiert durch Dritte begutachtet und die wissenschaftliche Qualität unabhängig geprüft wurde.

Als allgemeine Informationsquelle und zum ersten Einstieg können zwar auch (po- pulärwissenschaftliche) Veröffentlichungen verwendet werden, jedoch können diese

(34)

1.3 Einarbeiten in das Thema 23 nicht als Quellen für die Abschlussarbeit dienen. Eine detaillierte Einführung zur Literaturrecherche ist in Kapitel 3zu finden.

1.3.2 Weiteres Vorgehen während der Einarbeitung

Das weitere Vorgehen der Abschlussarbeit nach der Einstiegsphase gliedert sich in drei Phasen und ist in den folgenden Kapiteln beziehungsweise Teilen dieses Ratgebers dargestellt.

Bearbeitung der wissenschaftlichen Fragestellung.

Die Durchführung, das heißt das Bearbeiten der wissenschaftlichen Aufgaben- stellung, nimmt den wesentlichen Teil der Arbeit ein. Hierzu zählen neben dem Erarbeiten der eigenen Ergebnisse auch die kritische Bewertung dieser Ergebnisse sowie die Einordnung der Ergebnisse in den wissenschaftlichen Kontext. Die Arbeit darf nicht im autarken Raum entstehen, sondern muss laufend einer Überprüfung durch Dritte standhalten. Das Hinterfragen der Ergebnisse, der Abgleich mit Er- gebnissen aus Publikationen, die sich mit ähnlichen Themenfeldern beschäftigen, sowie die regelmäßige Rücksprache mit dem Betreuer helfen, dass die Arbeit sich in die vorgesehene Richtung entwickelt.

In Abhängigkeit des Umfelds (Institut, Unternehmen, selbstständige Recher- che) und der Art der Arbeit (Bachelor, Master) ergeben sich eine unterschiedliche Tiefe und ein entsprechender Zeitrahmen. Während die Bachelorarbeit, bedingt durch die zeitliche Begrenzung auf wenige Wochen, lediglich eine kurze und klare Aufgabenstellung umfassen kann, ermöglicht eine mehrmonatige Masterarbeit das umfassendere Beleuchten eines Themenkomplexes. Dennoch sollte in einer ange- passten Taktung die Rückkopplung mit dem Betreuer erfolgen. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, die Arbeit im laufenden Prozess einem größeren Publikum zu präsentieren. Hierzu bieten sich Lehrstuhlseminare oder Arbeitsgruppentreffen an, die einen idealen Rahmen bieten, Zwischenergebnisse darzustellen und diese argumentativ einem Fachpublikum näherzubringen.

Auf die wesentlichen Aspekte der Durchführung wird in diesem Teil Ides Ratge- bers in den folgenden Kapiteln eingegangen. Dabei werden auch die Besonderheiten der unterschiedlichen Arten von Arbeiten (experimentell, theoretisch, praktisch, konzeptionell etc.) erläutert.

(35)

Schreiben der Arbeit.

Nach Abschluss der relevanten Arbeiten beginnt die zentrale Phase der wissen- schaftlichen Arbeit – das Zusammenschreiben. Die Komplexität der Ergebnisse wird in eine Form gebracht, die es Dritten ermöglicht, die Ergebnisse nachzuvoll- ziehen, zu bewerten und weiterzuentwickeln. Teil II dieses Ratgebers widmet sich dem Verfassen der Arbeit unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Aspekte.

Präsentation und Verteidigung.

Die wissenschaftliche Arbeit schließt in der Regel mit der Präsentation der Er- gebnisse sowie der Verteidigung ab. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil in der Wissenschaft, da das Präsentieren dazu dient, in den wissenschaftlichen Diskurs einzusteigen. Das Plenum hängt stark von der Art der Arbeit ab – von einer kleinen Gruppe, die der Präsentation beiwohnt, bis zu Verteidigung einer Dissertation vor den Mitgliedern einer Fakultät. In TeilIIIdes Ratgebers wird darauf eingegangen, welche Punkte beachtet werden sollten, um die Arbeit sicher, souverän und auf wissenschaftlichem Niveau zu präsentieren.

(36)

1.3 Einarbeiten in das Thema 25

Checkliste zum allgemeinen Vorgehen

Die folgende Checkliste dient zur Überprüfung, ob die wesentlichen Punkte zur Themenfindung und zum allgemeinen Vorgeben erfüllt wurden.

Ich habe mich mit dem wissenschaftlichen Arbeiten im Allgemeinen ausein- andergesetzt und verstanden, was von mir in der Thesis erwartet wird.

Ich konnte ein Thema für meine Abschlussarbeit finden, mit dem ich mich die nächsten Wochen und Monate intensiv beschäftigen möchte.

Bei einer Abschlussarbeit an der Hochschule: Ich konnte mich in das laufende Forschungsprojekt und das Thema der Thesis einarbeiten.

Bei einer Abschlussarbeit im Unternehmen: Für die Abschlussarbeit habe ich einen betreuenden Professor gefunden, der fachlich zum Thema der Ab- schlussarbeit passt.

Bei einer selbstständigen Abschlussarbeit: Mir sind die Risiken einer selbst- ständigen Thesis bewusst und ich konnte einen Professor finden, der meine Abschlussarbeit betreut.

Die erste Einarbeitung in das Thema für meine Abschlussarbeit konnte ich abschließen, indem ich ein schriftliches Exposé verfasst und meinem Betreuer vorgelegt habe.

Der erste Zeitplan zur Durchführung ist realistisch und umsetzbar. Auf Basis dieses groben Zeitplans lässt sich in der nächsten Phase ein umfassender Zeitplan erstellen.

Ich habe mich in die wichtigsten wissenschaftlichen Veröffentlichungen ein- gelesen und bin in der Lage, auf Basis dieser Publikationen weitere Literatur zu recherchieren.

(37)

2 Zeitplanung

Während der Einarbeitungsphase, zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Arbeit sowie im Verlauf der Umsetzung dient ein Projektzeitplan dazu, die kontinuierliche Entwicklung der Arbeit bis zum erfolgreichen Abschluss zu steuern (Lang 2016).

Dabei kommen Elemente des Projektmanagements zum Einsatz, um den Erfolg der Arbeit sicherzustellen. Entsprechend der Art der Arbeit (Bachelor, Master) lässt sich das Projekt in unterschiedlichen Komplexitätsstufen abbilden.

Während eine Bachelorarbeit aufgrund des begrenzten Zeitrahmens von weni- gen Wochen (typischerweise zwischen neun und zwölf Wochen) einem stark linea- risierten Ablauf folgt, kann auch eine Masterarbeit innerhalb der Bearbeitungszeit (häufig sechs Monate) nur eingeschränkt eine breitgefächerte Struktur aufweisen.

Beiden Arbeiten ist gemein, dass sich diese in einem übergeordneten Forschungs- kontext einordnen lassen beziehungsweise den Verlauf eines größeren Forschungs- projekts spiegeln.

Aus dem Projektmanagement lassen sich die dort definierten Elemente auf ei- ne wissenschaftliche Abschlussarbeit übertragen. Der Erfolg der Bachelor- bezie- hungsweise Masterarbeit kann sich durch die fortlaufende Steuerung und Kontrolle des Projektfortgangs erreicht werden. Grundlegende Fehler in der Projektplanung sind häufig eine Ursache für ein Misslingen der Arbeit, da der gesetzte Zeit- und Ablaufplan sowie die wissenschaftlichen Standards nicht eingehalten werden. Für die Arbeit ist essentiell, dass das Thema und die Fragestellung, die bearbeitet wer- den sollen, klar definiert sind (siehe hierzu Kapitel1). Regelmäßige Besprechungen mit den Betreuern dienen der periodischen Überwachung des Projektfortschritts (siehe4.2). Falls die Arbeit in ein übergeordnetes Forschungsprojekt eingegliedert ist, so muss der Kontext der Abschlussarbeit zum Forschungsprojekt definiert wer- den, um den Austausch von Inhalten und Ergebnissen sicherzustellen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann das Projektmanagement des Projekts „Abschlussar- beit“ einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Projektziele leisten, wobei externe Einflussfaktoren (Verfügbarkeit von Messtechnik für die Durchführung von Experimenten, Zugriff auf wissenschaftliche Publikationen etc.) den Projektablauf

(38)

2 Zeitplanung 27 stören können; auf solche Störungen muss adäquat und zielgerichtet reagiert wer- den, sodass der Projekterfolg nicht nachhaltig gefährdet ist.

Jede wissenschaftliche Arbeit sollte in eine Folge von Meilensteine aufgeteilt werden. Die Meilensteine repräsentieren dabei „Ereignisse besonderer Bedeutung“

(DIN 69901-1:2009-01) im Projektablauf. Typische Meilensteine in einer Abschluss- arbeit sind die Recherche und Zusammenstellung der Literatur, der erfolgreiche Abschluss von Experimenten oder das Fertigstellen der verschriftlichten Arbeit.

Die Anzahl und Komplexität der Meilensteine hängen wieder von der Art der wis- senschaftlichen Arbeit ab. Meilensteine lassen gegebenenfalls sich in einzelne Ar- beitspakete untergliedern. Ein Arbeitspaket ist definiert als eine in sich geschlos- sene Aufgabenstellung, die bis zu einem festgelegten Zeitpunkt mit definiertem Ergebnis und Aufwand vollbracht werden kann (DIN 69901-5:2009-01). Das Ar- beitspaket ist im Allgemeinen die kleinste Gliederungseinheit eines Projekts.

Bei der Zeitplanung der wissenschaftlichen Abschlussarbeit ist entsprechend des Projektmanagements nach dem Zeitrahmen und dem wissenschaftlichen Anspruch zu unterscheiden. Häufig sind Bachelor- beziehungsweise Masterarbeiten in ein übergeordnetes (Forschungs-)Projekt als Meilenstein oder Arbeitspaket eingebun- den. In diesem Fall lassen sich die zeitlichen und inhaltlichen Vorgaben aus dem Projekt auf die Abschlussarbeit übertragen. Dennoch ist es sinnvoll, die Abschluss- arbeit als eigenes Projekt anzusehen und entsprechende Meilensteine festlegen.

Visualisierung des zeitlichen Ablaufs.

Die Gliederung der Thesis spiegelt den groben zeitlichen Ablauf. Die Einleitung als erstes Kapitel steht für das Arbeitspaket der Literaturrecherche, welches immer zu Beginn der Einarbeitung in einen neues Themenfeld steht. Das zweite Kapitel – die Methoden – repräsentiert den experimentellen Aufbau, der (weiter-)entwickelt werden muss, beziehungsweise die Simulationsumgebung bei theoretischen Arbei- ten. Die Erarbeitung des Grundlagenwissens sowie in den Versuchsaufbau bezie- hungsweise die Modellierungswerkzeuge stellen den zweiten Meilenstein dar. Die Durchführung der Versuche (experimentell oder theoretisch) zur Gewinnung der Ergebnisse stellt den nächsten Meilenstein dar, wobei sich dieser in Abhängigkeit des Thesisthemas in ein oder mehrere Arbeitspakete untergliedern lässt. Hierzu zählt auch die kritische Bewertung der Ergebnisse, die im Diskussionskapitel ver-

(39)

arbeitet werden. Schließlich umfasst das Verschriftlichen der Abschlussarbeit den letzten Meilenstein.

Aus der Definition und zeitlichen Abfolge der Arbeitspakete beziehungsweise Meilensteine lässt sich der Ablauf der Abschlussarbeit visualisieren. Hierzu bie- tet sich eine tabellarische Darstellung an, komplexere Abläufe können auch in einemGantt-Diagramm dargestellt werden. Das Zeitintervall für den Ablauf sollte durch Kalenderwochen wiedergegeben werden, da eine Aufteilung in Monaten für Bachelor- und Masterarbeiten zu grob ist.

Der Zeitplan kann in einer Tabellenkalkulationssoftware erstellt werden und bie- tet dadurch den Vorteil einer flexiblen Anpassung bei notwendigen Änderungen.

Hierzu werden die einzelnen Arbeitspakete untereinander in Zeilen aufgeführt; die Zeitachse entspricht den einzelnen Spalten. Die Tabellenzellen werden farblich her- vorgehoben, wenn das entsprechende Arbeitspaket in der zeitlichen Abfolge bear- beitet werden soll. Darüber hinaus lassen sich definierte Meilensteine oder zen- trale Zwischenschritte hervorheben. Auf eine mehrwöchige Überlappung von den Arbeitspaketen sollte verzichtet werden, da die gleichzeitige Bearbeitung unter- schiedlicher Arbeitspakete während der Durchführung der Abschlussarbeit kaum möglich ist.

In Tabelle 2.1 ist ein exemplarischer Zeitplan für eine neunwöchige Bachelorar- beit mit fünf Arbeitspaketen dargestellt. Die Arbeitspakete überlappen sich zeitlich teilweise, wobei die Überlappung maximal eine Woche beträgt, um einen fließen- den Übergang zwischen den Arbeitspaketen zu ermöglichen. Anhand des Zeitplans ist eine laufende Überprüfung des Ablaufs sowie der Einhaltung der zeitlichen Vorhaben, insbesondere des Zeitpunkts der Abgabe der Arbeit, möglich.

Der Zeitplan lässt sich gut in übergeordnete Projektzeitpläne von Forschungs- projekten eingliedern, in deren Rahmen die Abschlussarbeit entsteht. Im unterneh- merischen Umfeld kann eine Abschlussarbeit mit dem jeweiligen Projektmanager abgestimmt und in das Projekt integriert werden. Dadurch kann die Abschlussar- beit im Kontext des Projekts an Bedeutung gewinnen und die Ergebnisse lassen sich unmittelbar verwerten.

(40)

2 Zeitplanung 29

Exemplarischer Projektzeitplan

Tabelle 2.1. Exemplarischer Projektzeitplan für die Durchführung einer Bache- lorarbeit über einen Zeitraum von neun Wochen. Die blau markierten Bereiche kennzeichnen den Zeitraum, in dem die einzelnen Arbeitspakete bearbeitet wer- den sollen. Bei einer Bachelorarbeit ist eine Unterscheidung von Meilensteinen und Arbeitspaketen nicht notwendig.

Arbeitspaket Woche 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Einarbeitung und Literaturrecherche Zusammenstellen der Methoden Ermittlung von Ergebnissen Auswertung und Analyse Zusammenschreiben der Arbeit

Weiterführende Informationen zur Erstellung eines Projektzeitplans sind bei Lang (2016), Schmidt (2013) sowie Schütz und Röbken (2016) zu finden.

Definition von Arbeitspaketen und Meilensteinen.

Die einzelnen Arbeitspakete werden in einem zweiten Schritt differenzierter aus- gearbeitet, indem die zu erwartenden Ergebnisse und die notwendigen Arbeits- schritte festgelegt werden. Die Konkretisierung der Arbeitspakete dient dazu, den Projektfortschritt während der Abschlussarbeit schrittweise nachvollziehen zu kön- nen. Verzögerungen können zeitnah identifiziert werden, sodass eine schnelle An- passung möglich ist. Folgende Inhalte sollten zu jedem Arbeitspaket/Meilenstein definiert werden:

Bezeichnung Name/Titel des Arbeitspakets.

Beginn/Ende Festlegung des zeitlichen Rahmens des einzelnen Arbeitspakets.

Die Angabe erfolgt entsprechend der Gesamtdauer in Wochen beziehungs- weise in Monaten.

Ziele Definition des Ziels, welches durch das Arbeitspakt erreicht werden soll.

Kurzbeschreibung Inhaltliche Beschreibung des Arbeitspakets und Eingliede- rung in das Gesamtprojekt.

(41)

Arbeitsschritte Durchzuführende Schritte, um das Arbeitspaket zu bearbeiten.

Ergebnisse Zu erwartende Ergebnisse, die sich aus dem Arbeitspaket ergeben.

gegebenenfalls Indikatoren Kennzahlen, um den erfolgreichen Abschluss des Arbeitspakets zu messen. Die Definition in Indikatoren ist optional und le- diglich bei der Einbindung in übergeordnete Projekte notwendig.

Neben einer prägnanten Bezeichnung sollte zu jeden Arbeitspaket der Beginn und das Ende festgelegt werden. Des Weiteren werden die Ziele, die mit dem Ar- beitspaket erreicht werden sollen, formuliert. Die Kurzbeschreibung des Arbeit- spaket gibt den Inhalt wieder und stellt dar, wie das Arbeitspaket in das Ge- samtprojekt eingegliedert wird. Neben den Arbeitsschritten, die im Verlauf des Arbeitspakets abgearbeitet werden müssen, lassen sich die Ergebnisse formulieren, die aus der Bearbeitung des Arbeitspakets folgern. Schließlich lassen sich optional Indikatoren oder Kennzahlen definieren, um den Erfolg des Arbeitspakets messbar zu machen. Hierzu kann zum Beispiel zählen, dass eine Mindestanzahl an Litera- turquellen festgelegt wird, die als untere Grenze gelten soll.

Bei der Definition der einzelnen Arbeitspakete ist zu beachten, dass die gesetzten Ziele umsetzbar sind. Ein Arbeitspaket hat keinen Nutzen, wenn die Ergebnisse nicht in der vorgegebenen Zeit beziehungsweise mit den vorhandenen Mitteln er- reicht werden können. Wichtig ist eine angemessene und zielführende Definition der Arbeitspakete sowie eine realistische Einschätzung der eigenen Kompetenzen.

Hier kann eine Rücksprache mit dem Betreuer helfen, der die wissenschaftlichen Fähigkeiten häufig besser einschätzen kann.

Als Beispiel soll das Arbeitspaket Literaturrecherche in einer Bachelorthesis dienen, welches in jeder Abschlussarbeit die Grundlage für das weitere Vorge- hen darstellt.

Bezeichnung Literaturrecherche

Beginn/Ende 1. und 2. Woche (in einer Masterarbeit verlängert sich das Arbeitspaket auf die ersten drei Wochen)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Überträgt man dieses Referenzmodell auf eine mögliche Geodateninfrastruktur Tiefbauamtsverwaltung (GDI-TBA), können die einzelnen Modelle wie folgt beschrieben werden. Mit

Within the framework of the EnerKey project, run by the universities of Stuttgart, Germany and Johannesburg, South Africa, in GIS analyses the energy production

Due to various local activities, the landscape has undergone dramatic changes. Indigenous forests have disappeared, being replaced by pioneer species for example. LANDSAT 5

Mit dieser Masterarbeit sollte eine Basis für zukünftige Frühjahrsprognosen geschaffen werden, mit deren Hilfe die jeweiligen Biologen des Ruhrverbandes eine bessere Ein- schätzung

„neueste“ Blatt Buttenheim ist 37 Jahre alt)!...17 Abbildung 15: Blattschnitt 6132 Buttenheim (li) und 6133 Muggendorf (re), Erläuterung im Text...18 Abbildung 16: FME-Prozess für

Diese Einteilung der Vegetationsklassen ist für diese Master Thesis nicht von Bedeutung, da für jeden Punkt die Höhe über Boden aus dem Terrainmodell neu berechnet wird.. Abbildung

Fassen Sie Ihre Ergebnisse kurz zusammen, geben Sie eine klare Antwort auf Ihre Forschungsfrage und bewerten Sie Ihre Ergebnisse in Hinblick auf die Zielsetzungen

Wer sich in der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) engagiert, ist überzeugt: Eine gute Arbeits- qualität stellt in einer Arbeitswelt, deren Produkte immer