Funktion
n
ff^ l
\
Beiträge
zur
Morphologie und
der
Milz.
Inangnral
-Dissertation
der.
medicinischen Facultät in Erlangen
vorgelegt
von
Carl Otto Eberhard,
Dr. med.
Erlangen.
Druck der C. II.
Ku
nstm an
n’sehen Universitäts-Buchdruckerei.1855.
) ) 1
H
)« 0
- I ')'
.i c £
’l
I.
Bei der Veröffentlichung dieser
Abhandlung erlaube
ich mir,meinem hochverehrten Lehrer, Hrn. Prof.
Gerl ach,
für die gütigeUnterstützung
beiAusarbei-
tung
derselben, hiemitmeinen
innigstenDank auszu-
sprechen.
:t\ II .1, .
' 1
Morphologisches.
Trotz der vielfältigsten
Untersuchungen
ist es bis jetzt noch nicht gelungen, etwas Sicheres über dieFunktion
der Milz festzustellen,und zwar
hauptsächlich mit ausdem
Grunde, weil der feinereBau
derMilznoch
nichtsweniger
als
vollkommen
aufgeklärt ist. Eswürde
die mir gesteck- ten Grenzen weit überschreiten, wollte ich denganzen Bau
der Milz einer
genauen Untersuchung
unterwerfen, ichhabe
mir desshalb zunächst nur einenPunkt
ausgewählt, über welchen die Ansichten derAutoren
nichts weniger als über- einstimmen, der mir aber für die physiologische Stellung der Milz gerade von besonderer Wichtigkeit erscheint.Es
ist dieser dasVcrhältniss der
Mal
pighisch cnKörperchen
der Milz zu den
Lymphgefässen.
Kölliker und Ecker
sehen dieMalpighischen
Körperchen als an die Endäste der Arterien geheftete, voll-
kommen
geschlossene Bläschen an,während Andere
einenZusammenhang
derselben mit denLymphgefässen annehmen.
Die ausserordentliche Schwierigkeitfeinere
Lymphgefässe
wei- ter zu verfolgenund
die nicht minder bedeutende Schwie- rigkeitLymphgefässe
zu injiciren, verhinderte bisher den directenNachweis
des hier in Betrachtkommenden
Verhal- tens zu liefern.Auch
die vergleichendeAnatomie
hat dar- übernoch wenig
Aufschluss gegeben.Die sogenannten
Malpighischen
Bläschen stellen weissliche runde oder ovaleKörperchen
von 0,2'" bis 0,4'"Durchmesser
dar, welche in die röthliche Milzpulpa einge- lagert sindund
zu den Endästen der Arterien in folgendem Verhältniss stehen. Reisstman
nämlich einen Arterienast ausdem Milzparenchym
heraus, so findetman
dessen Ver-zweigungen
reichlichmitMalp. Körperchen
besetzt, welche entweder seitlich direct, oder indem
Theilungswinkel eines Gefässchens aufsitzen.Das
Arterienästchen verliert sich aber nicht indem Körperchen
, sondern verläuft über das- selbe hinaus
und
derZusammenhang
des letzteren wird nur durch die continuirlicheVerbindung
desBindegewebes
seiner Hülle mit der Arterienscheidc vermittelt.Jedes
Malp. Körperchen
besteht:1) aus einer Hülle, welche farblos durchscheinend
und
überall von zwei Contourcn begrenzt ist,und
aus Bindege-webe
mit undeutlich ausgesprochenerFaserung
gebildet wird, jedochauch
Netze feinerund
ziemlich gerade verlaufenderelastischer Fasern enthält.
2)
Aus einem parenchymatösen
Inhalt. Dieser stellt eine weissliche, dickflüssige ciwcisshaltigeMasse
dar, wel- che unterdem Mikroskope
dieselbenFormclemcnte
wie die Milzpulpa zeigt, nämlich Elcmentarkörncr, Zcllcnkcrnc von meist rundlicher Gestalt mitund ohne
Kernkörperchenund
T
Zellen mit einem, seltner mit zwei Kernen. Ansser diesen Eleinentartheilcn wird das
Parenchym
derM
alp.Körper Ton
einem Netze feiner nur
OjOOU"
breiter Capillaren durchzo- gen, welche jedoch nicht direct ausdem
arteriellen Aste, anwelchem
ein Körperchen hängt,stammen,
sondern von aussen hinzutreten. Diese Capillaren haben äusserstdünne Wandungen,
wesshalb es bei der Injection der Milzarterien häutig geschieht, dass sie zerreissenund
ihren Inhalt in dieMalp
igh
isch
en
Körperchen ergicssen,
wodurch dann
diese mit Injcctionsmasse gefüllt werden.Wässert man
einen aus der Pulpa gerissenen Arterien- ast der Schafmilz einigeStunden
ausund
bringt denselben unter das Mikroscop, so siehtman
bei stärkeren Vergrösse- rungen dieMalpighi sehen
Körperchen als dunkleMas-
sen, an denen
man
ausser den aus der Tiefeschimmernden
injicirten Capillaren keine weitere Struktur unterscheiden kann.
Nachdem
das Object mit einem Deckgläschen bedecktworden,
tritt dasParenchym
der meistenKörperchen
ent-weder
inForm
von Streifen oder von rundlichenMassen
aus. Untersucht
man
die letzteren genauer, so gelingt es bisweilen, sich von derGegenwart
einerunmessbar
feinen strukturlosenMembran
zu überzeugen, welche dieseMassen
umgibt, in ihren Contouren ganz dieFormen
der primärenund
secundären Ausstülpungen der Lymplulriiscn wiederholt und durchBehandlung
mit sehrverdünntem Natron
deutli- chervon dem
Inhalte abgegrenzt wird.Erscheint schon aus diesem
Grunde
dieAnnahme
ge- rechtfertigt, dieMa
lpighi
s c he nKörper
der Milz alsden
Lymphdrüsen
nahestehend zu betrachten, so deuten gewisse Fundorte, an
welchen man
mit den MalpighischenKörpern vollkommen dem Baue
nach übereinstimmendeGebilde gesehen hat,noch mehr
darauf hin. So sind histologisch dieKapseln dersolitären
und Pey
er’s cheilDrüsen
desDarms
in nichts von den
Malpighischen Körpern
der Milz zu unterscheiden. Eine Hülle aus denselben histologischen Ele- mentartheilenzusammengesetzt,
der gleiche Inhalt,und
einzum Verwechseln
ähnliches parenchymatöses Gefässnetz, las-sen den
unbefangenen
Forscher ausser Zweifel, dass dieMalpighischen Körperchen
der Milzund
dieDrüsenkap-
seln des
Darms
nur durch denFundort
sich unterscheiden.Nun
hat aberBrücke
durch Injection denZusammenhang
zwischenLymphgefässen und
denPeyer’schen
Kapselnfest- gestellt; abernoch mehr,
in den Mesenterialdrüsen selbstkommen
Gebilde vor, die anatomisch sowohl mit denMal- pighischen Körpern
der Milz wie mit denDrüsenkapseln desDarms vollkommen
übereinstiinmeu. Diese als vollkom-men
geschlossene Kapseln zu betrachten, wird schonwohl
ausdem Grunde
nichtangeheu
, weil dabei nicht ersichtlich wäre, in welches Verhältnis die die Lymplulrüsen durch- strömendcLymphe
zu diesenKörpern
treten sollte. Esliegt unendlich viel näher, eine direkteCommunikation
zwischen den intraglandulärenLymphgefässen und
den genanntenKör-
pern der Lymphdriiscnanzunehmen.
Allerdings ist cs bis jetzt noch nicht gelungen, durch direkte Jnjcktion der tiefen
Lymphgefässe
der Milz dieMal-
pighischen Körper
desOrganes
mitMasse
zu füllen, allein ein auf indirektemWege
erhaltenes Injcktionsrcsultat wird aus diesemGrunde um
so werthvoller. Eswurde
schon oben bemerkt, dass das äusserstdünnwandige
paren-chymatöse
Capillarnctz der MalpighischenKörper
bei In-9
jektionsversuchcn leicht reisst,
und
dasum
so häufiger, als indem
weichenParenchym
den Capillaren nur ein sehr ge- ringerWiderstand
entgegensteht, welcher bei cinigermasscn heftigemDrucke
leichtüberwunden
wird. Es trittdann nach
Reissung derGefässwandungen
dieMasse
in das Innere derMal
pigh
ischcn
Körperund
füllt sie in grösserer oder ge- ringererAusdehnung.
In einzelnen Fällen bleibt jedoch die- se aus den Blutgefässen extravasirteMasse
nicht auf die Malpighischen Körper beschränkt, sondern gelangt in wohl-umwandete
Gefässe, deren buchtiges Verhalten sie schon
dem
oberflächlichen Beobachter alsLympbgcfässe
charaktc- risirt,
was
sowohl durch die feinere Untersuchung, sowie dadurch bestätigt wird, dass die Injektionsmasse in diesen Fällen durch die tiefenLymphgcfässe
der Milz abfliesst.Bisweilen sieht
man
sogarnicht nur ein, sondernzweiLymph-
gefässe von einem
Malpighischen Körperchen
abgehen, was,wenn
es sich allgemein bestätigen sollte, gegen die Hypothese vonK
ölliker spricht, welcher nach seinenneue- sten Mittheilungen *) geneigt zu sein scheint, dieMal- pighischen Körper
der Milz für eine besondere Art ein- facher terminalerLymphdrüsen
zu halten.Wenn demnach
auch bei den jetzigen Hilfsmitteln der injektiven Untersu-chungsmcthode
eine Füllung derMalpighischen Kör-
pervon
denLymphgefässen
ausnoch
nicht möglich ist,
so scheint
umgekehrt
eine Füllung derLymphgcfässe
von den MalpighischenKörpern
aus, unsmehr
als Alles andere, den positivenBeweis zu liefern, dass zwischen den tiefen
Lymph-
) Gewebelehre 2tc Auflage. Pag. 465.
gefässen derMilz
und
denMal
pigh
isch en Körpern
diesesOrgans
ein direkterZusammenhang
existirt.In vergleichend anatomischer
Beziehung
erhältdieCom-
munication derMalp ighisch en
Körper mit denLymph-
gefässen eine gewichtige Stütze durch die
Untersuchungen von Leydig
*), welcher hei niederenWirbelthieren (Fischeund
Reptilien) einen solchenZusammenhang
bestimmt nach- wies.—
Physiologisches.
Die Versuche, welche zur Eruirung der Funktion der Milz angestellt
wurden,
betrafen thcils die Exstirpation desOrganes,
welche an einemFuchse,
Kaninchen,Meerschwein-
chen, einerMaus und
Fröschen vollzogenwurden
, theilsbezogen
sie sich auf die Ermittlung der Zeit,- innerhalb welcher in denMagen
gebrachte leicht erkennbare Substan- zen in derMilz nachgewiesenwerden
konnten.Zu
denletz- terenVersuchen wurden
nurKaninchen
verwandt.Exstirpationsversuch
c.Die in der Literatur aufgezeichneten Exstirpationsver- suchcsind ziemlich zahlreich, die Resultate derselben,beson- ders der ersten, sehr
unbestimmt und
bedeutend von einan- der abweichend. Ich führe hier nur kurz die Resultate der vonGmclin undTiedeman**)
sowie der vonS
chwage
r*) F.
Leydig
anatomisch-histologische Untersuchungen über Fische und Reptilien. Berlin 1853.**) Versuche über dieVerrichtung derMilz etc.Heidelberg 1820.
11
Bardelebcn
*) angestellten Versuche an,um
sie mit den Resultaten unsererUntersuchungen
zu vergleichen.G
ine1inund T
iedem
an
exstirpirten einem Spitzhundedie Milz
,
indem
sie einen Längsschnitt unter den falschen Rippen durch die allgemeinen Bedeckungen, dieBauchmus-
keln
und
das Bauchfellmachten,
die Milz durch zwei in die Bauchhöhle eingebrachte Finger herauszogen, die Acste der Milzarterieund Vene
kurz vor ihrem Eintritte in dasOrgan
unterbanden, durchschnittenund
hierauf die Milz los- trennten.Nach
vierTagen
begann die Operationswunde zu vernarbenund
die Funktionen allerOrgane
kehrten zu ih- rerNorm
zurück, das Thier erlangte seine vollständigeGe-
sundheitund
Munterkeit wie vor derAusschneidung
der Milz.Am
18.Tage
nach der Operation tödteten sie das Thier,nachdem
die Operationswunde vollständig geheiltund
bis zu dieser Zeit sich nichts von derNorm Abweichendes
ge- zeigt hatte.Bei der Sektionfanden sic an der
Wundstelle
das grosse Netz mitdem
Bauchfelle verwachsen, die Leber blutreichund dem
Anschein nach etwas vergrössert, die übrigen Or- ganevollkommen
frei von jeder pathologischen Veränderung, nurwaren
die Gekrösdriisen vergrössertund
blutreich, die in derGegend
der Lendenwirbelund im Becken
befindlichen Saugadcrdrüscn gleichfalls vergrössertund
geschwellt.Aus
diesen Ihatsachen schlossen sie, dass die von anderen For- scherngemachten
Beobachtungen, einer vermehrten Ilarn-*) Observalioncs microscopicae de Glandularum duetu excrc- torio carentium struclura etc. Berolini 1841.
absondcrung, einer grossen Gefrässigkeit, geschwächter Ver- dauung,
Veränderung
der Galle nicht wesentlich, dass dage-gen
constant eine Vergrösserung der Gckrösdriisen nach der Exstirpation der Milz vorkomnie.Ausserdem
wollten sienoch
einen aussergewöhnlich dünnflüssigen wcisslichenChy-
lus
im Ductus
thoracicus beobachtet haben.Aus dem angegebenen
Versuche geht mit Sicherheit nur das hervor, dass die Milz keinzum Leben
unentbehrli- chesOrgan
ist, dass dasLeben
nicht nurfortbestehen, son- dern dass auchnach
Exstirpation der Milz das allgemeine Wohlbefinden, dieFunktionen
andererOrgane
in keinerWeise
besonders beeinträchtigt werden.Dieser Satz ergibt sich auchaus den
von Bardeleben
angestellten Versuchen, welche ausserdem beweisen, dass das
Leben
nicht nurnach
der Exstirpation der Milz, sondern auchnach
gleichzeitiger Exstirpation derSchilddrüse fortbe- stehen kann.Bardelcbcn nahm
die Exstirpation der Milz gleich- falls nur anHunden
vor. Die Thiere überstanden grossen-tlieils die Operation
und
befanden sich nach Heilung derWunde vollkommen
wohl. Bei denjenigen, welche zuGrunde
gingen , zeigten sich meistens exsudativeEntzündung
des Bauchfells oder eswar
derTod
durch Jaucheresorption er- folgt. Einen Einfluss auf den ganzenOrganismus
durch denMangel
der Milz konnteBardelcbcn
nichtwahrneh-
men. Die Resultate derUntersuchungen
vonBardelcbcn
weichen von denen von
Ticdcman
nur darin ab, dass der- selbe behauptet, keineVetgrösscrung
der Lyniphdriisen beo- bachtet zuhaben, und
dass derMangel
der Milz Exsuda- tionen zu begünstigen scheine.13
Exstirpation der Milz eines Fuchses.
Einem
männlichen Fuchsevon
8Wochen wurde nach
vorausgegangener Chloroforminhalationam
3ten Juli1854
nach derMethode
vonBardelehen
die Milz exstirpirt.Die Operation ging’ sehr leicht von statten
und war
in zweiMinuten
beendet.Schon am
folgendenTage nahm
das Thier Milch
und Weck
zu sich, zeigte weiter keine be- sonderen Erscheinungen, hatte schonam
siebentenTage
nach der Operation seine frühere Munterkeit wieder erlangtund
schien
vollkommen wohl
zu sein.Man
bemerktevon
jetzt an nicht die geringsteVeränderung
an demselben, alleFunk-
tionen, namentlich die
Verdauung
zeigten durchaus keine bemerkbare Erscheinung; dabeinahm
das Thier bei reichli- cherNahrung
rasch zuund
erlangte ganz die Grösse, wel- che ausgewachsene Füchse zu erreichen pflegen.Wir
beo-bachteten denselben den
ganzen Winter
1854/55.Im
Früh- jahre1855
traten deutlicheZeichenvon
Geschlechtstrieb einund waren
bereits die Anstalten zu einem Begattungsversu- che mit einerHündin
getroffen, als in den ersten
Tagen
des
Mai
das Thier keineNahrung mehr
zu sichnahm,
seine frühere Munterkeit verlor und,nachdem
dieser Zustand dreiTage
gedauert, plötzlich unter einem Krampfanfall endete.Die genaue
Untersuchung
des Gehirns ergab für die Todes-art nicht den geringsten Anhaltspunkt, auch die
Organe
der Brusthöhlcwaren vollkommen
normal.An dem Uebcrgang
des Blindsacks des
Magens
in die grosse Curvatur zeigte sich an der äusserenMagenhaut
eine ausstrahlendeNarbe und
eine bedeutende anomale
Verwachsung
des grossen Netzesmit dem Magen. Ausserdem
zeigte der leereMagen
nichtsBesonderes.
Die
Leber dunkclroth, blutreich, Pankreas unver- ändert, der gleichfalls leere nur mit etwas Schleim gefüllteDarm
bis an das untere Ouerstiick desDuodenums Peyer’-
schc Placques zeigend mit starkerEntwicklung
derFollikel, wie sie übrigens auchim Darm
ganz gesunder Thiere die- ser SpeciesVorkommen. Das
Gekröse sehr fettreichund
indem
obersten Theil desselben, welches denAnfangsschlingen desJejunums
angehörte, eine sehr in dieAugen
fallende Pigmentirung; die Gekrösdriiseu, trotzdem dass das Thier vierTage
vordem Tode
keineNahrung mehr
zu sich ge-nommen
hatte, bedeutend vergrössert, jedoch ohne sichtlicheVeränderung
ihrer Struktur,und zwar
sowohl die grosseDrüse
, welche in
dem Mesenterium
der letztenDünndarm-
schlinge liegt, als die übrigen
Drüsen,
welche stellenweise indem Mesenterium
bis andieFlexura sigmoideaVorkommen.
Auch
die solitären Follikel des Dickdarms, sowie des Blind-darms waren
zahlreichund
schienen sich in einem gewis- senGrade
derSchwellung
zu befinden. Die Glandula thy- reoidea wie die Nebennieren nicht vergrössert;Ham und
Geschlechtsorgane
ohne
weitere Veränderung.Exstirpation der Milz von Kaninchen.
Am
22. Juli d. J. exstirpirten wir zwei chloroformir- ten Kaninchen, welche24 Stunden
keineNahrung
zu sichgenommen
hatten, die Milz.Der
Schnittwurde
hiebei in der Linea alba geführt. Die Exstirpation der Milz ist bei diesen Thicrcn minder leicht auszuführen als beimHunde
und
Fuchse,und zwar wegen
derLänge
der Milz, welche in ihremganzen Längendurchmesser
mitdem Peritonaeum
und
Gefässen inVerbindung
steht.Es wurde
daher in der15
Mittedes
Ligamentum
gastrico—
lienale ein doppelterFaden
durchgeführt
und
sowohl der obere, wie der untere Theil diesesBandes
gesondert unterbunden, hierauf die Milz ent- fernt. Beide Thiere befanden sichnach
der Operation an- scheinend ziemlichwohl,
liefenherum und
frassen grünes Futter.Am
andernMorgen
jedoch fandman
beide in ih-rem
Käfig todt.—
Bei der Sektion ergab sich neues halb-flüssiges Exsudat nur au
dem
Blindsacke desMagens
, der, wie auch dieGedärme
mit Restenvon grünem
Futter gefüllt war. Auffallendwar
eine graulichePigmentirung im gan-
zenDünndarm,
die Gekrösdrüsenwaren
auch hier bedeu- tend geschwollenund
mitPigment
dergestalt überladen, dass sie mitAusnahme
einzelner graulicher Stellen na-hezu
schwarz erschienen.Wir bemerken
hierbei, dass das eineKaninchen
ein Albinowar, während
das andere einen schwarzund
weiss gefleckten Pelz besass. DiePigmentirung
der Gekrösdrüsen
war
bei beiden Thieren gleich stark.Exstirpation der Milz eines Meerschwein- chen
s.Einem
Meerschweinchen, das erst 2Tage
alt war,wurde am
18. Juli nach vorausgegangener Chloroform -Inhalationdie Milz auf dieselbe
Weise
wie beidenKaninchen
exstir- pirt.Das
Thiernahm
bald nach der Operation Milch zu sichund
befand sich die erstenTage
wohl,wurde
jedocham
25. Juli desMorgens
todt in seinem Käfig gefunden.Die Sektion ergab beträchtliche exsudative
Entzündung
des Theils des Pcritonaeums, derdem
Blindsackc desMagens
entspricht;
im Magen noch
Reste von Milch; auch hierSchwellung und Pigmentirung
derGekrösdrüsen; letztere je- doch nicht so bedeutend, als bei den beiden Kaninchen.—
Exstirpation der Milz einer Maus.
Am
17ten Juliwurde
einer chloroformirten Albino-Maus
die Milz cxstirpirt, eine Operation, diewegen
der Kleinheit desThieres zu den delikateren gehört.Auch
hierwurde
der Schnitt in derLinea alba geführt,nach
der Ent- fernung der Milz dieWunde
durchKnopfnähte
vereinigt.Nach
derOperationwurde
dasThier wieder ziemlich munter,nahm
Milchund Weck
zu sichund
starb erst in der Nachtvom 20ten
auf den 21ten Juli.—
Die Sektion ergabum-
schriebene exsudative Peritonitis,
Magen und Darm
mit Speiseresten gefüllt, die Gekrösdrüsen geschwelltund
grau pigmentirt.Da
uns hier diePigmentirung
der Gekrösdrü- senzum
erstenMale
aufi’iel, so tödteten wir zur Verglei-chung
eine weisseMaus von
demselbenWurfe und dieVer
gleichung der Gekrösdrüsen dergesunden und
der milzlo- senMaus
ergab den auffallensten Unterschied in der Farbe dieser Drüsen. Die Gekrösdrüsen dergesunden Maus waren vollkommen
weiss,dagegen
die der milzlosen entschieden grau.Auch
die mikroskopischeUntersuchung
bestätigte das Resultat der oberflächlichen Betrachtung,indem
in der Gckrösdriisc dergesunden Maus
keineSpur von Pigmentmolekülen
aufzu- findenwar, während
in den Gekrösdrüsen der milzlosen zahllose rundlicheund
ovale kernhaltige Zellenvon 0,005'"bis 0,006'"
Durchmesser
vorkamen, deren Inhalt mitunincss- bar feinenPigmeutmolekülen
auf dasreichlichste versehenwar./
Exstirpation der Milz des Frosches.
Am
17tcn Juliwurden
zwei weiblichenFröschen dieMilzIT
weggenommen,
eswurde
auch bei diesen in der Mittellinie ein Längsschnitt gemacht, die Milz hervorgezogen, unter- bunden, getrenntund
dieBauchwundc
durch dreiNähte
ver- einigt. DieFrösche ertragen dieseOperation leichtund
schei- nen dieselbe auf unbegrenzte Zeit zu überleben, wie dies bereitsMoleschott
bemerkt*).Wir
tödtetenam
12tenAugust
beide Frösche, fanden in derUnterlcibshöhle durch- aus kein Exsudat,waren
dagegen nichtwenig
erstaunt, bei beiden Fröschen an der kleinen Curvatur desMagens
eine ncugebildele rothe
Masse
zu sehenvon
derGrösseund
Gestalt einer grossen Linse. Beidem
einen Frosch fand sich seitlicham Darm
in einerEntfernung von
3 Linienvom
Pylorus ein ähnlichesKörperchen,
jedoch nurvon
Hirsekorngrösse. Die mikroscopischeUntersuchung
dieser Neubildungen ergab einmal eine grosseAnzahl von
Formele-menten,
die sich in nichts von farblosen Blutkörperchen unterschieden, ferner in ausserordentlich grosserMenge
Blutkörperchen haltende Zellen, wie sie auch in der
norma-
len Froschmilz
Vorkommen.
Dieselbenwaren
jedoch viel zahlreicherund man
fand alleUebergänge, von
der einfa- chen Einschliessung farbiger Blutkörperchen bis zur totalenVerschrumpfung und
Zerstörung derselben.Ausserdem
fan- den sich in geringererMenge
länglichenund
spindelförmi- genKörpern
ähnliche Zellen, sowie 0,005"' bis 0,006'"
grosse rundliche Exsudatkugeln, die einen an feinen Fett- tröpfchcn
mehr
weniger reichen Inhalt besassen.Auf
diesenBefund
gestützt, stehen wir nicht an, die
fraglichen Körper für eine
Neubildung
der Milz inAnspruch
*) J. Müllers Archiv. Jahrgang 1853. Pag. 64.
2
zu
nehmen
,und zwar
hauptsächlich ausdem
Grunde, weil das, dienormale
Froschmilz charakterisirende Formclement, die Blutkörperchen haltenden Zellen hier in soungewöhn-
licher
Masse
vorkamen.—
Injektionsversnclie.
Einem
chloroformirtenKaninchen,
welches24 Stunden
bloss trockenes Futter erhalten hatte,wurden 23
Cubiccen- timeter einerLösung von
Cyaneisenkalium in denMagen
eingespritzt. Hierauf die
Bauchhöhle
rasch geöffnetund
derMagen am
Pylorus unterbunden.Der Längendurchmesser
der Milzwurde dann
sogleich zu42
Millimeter bestimmtund
schiennach
5Minuten
nicht merklich vergrössert, auch konnte in der extrahirten Milzflüssigkeit das Cyaneisenkalium durch schwefelsaures Eisen nicht nachgewiesen werden.Derselbe
Versuch wurde
in derselbenWeise
an einem an- dernKaninchen
angestellt nur mitdem
Unterschiede, dassman
keine Ligaturum
den Pylorus legte.Auch
hier er- gabnach vogenommener
Injection einegenaue Messung
desLängen- und
Breite-Durchmessers keine merkliche Vergrös- scrung, ebensowenig war
in der Milzflüssigkeit dasCyan-
eisenkalium nachzuweisen.Aus
diesenVersuchen
scheint hervorzugehen, dass ein direkter
Ucbcrgang
von Flüssigkei- ten ausdem Magen
in die Milz nicht statt findet.Einem Kaninchen,
welches24 Stunden
keineNahrung
zu sich
genommen
hatte,wurden
l1/»Unzen
einer ziemlich conccntrirtenLösung
von Cyaneisenkalium in denMagen
gebracht.
Das
Thierwurde
vierMinuten nach
der Injek- tion rasch getödtet,und dann
zunächst derDarm
unter- sucht, wobei sich ergab, dass das Cyaneisenkalium in der19
ganzen
Länge
desDarmes
bis in eine Entfernung von sechs Zoll vondem Mastdarm
nachzuweisen war. In der extrahir- ten Leberflüssigkeitwar
mit Leichtigkeit das Cyaneisen- kalium nachzuweisen, nicht so in der Flüssigkeit, welche aus der Milzund
den Gekrösdriisen extrahirt wurde.Ein zweiter Versuch, der ganz in derselben
Weise
an- gestelltwurde,
nur mitdem
Unterschiede, dassman
das Thier erst 5Minuten
nach der Injektion in denMagen
töd- tete, ergab dieselben Resultate. Hieraus scheint hervorzu- gehen, dass Flüssigkeiten wahrscheinlich aufdem Wege
der Venenresorption rascher in die Leber gelangen, als durch die Resorption vonLymphgefässen
in die Gekrösdrüsenund
in die Milz.
—
Haben
unsere Versuche auch nicht diegewünschte
Aufklärung über die Rolle, welche die Milz indem
Orga- nismus spielt, gegeben, so dürften doch einigePunkte, wel- chedurch sie eruirt wurden, nicht ganz unwichtig sein; da-
hin zählen wir
:
1) Die rasche Pigmentirung der Gekrösdrüsen
nach
der Exstirpation der Milz. Diese Pigmentirung scheint keine bleibende zu sein, wenigstens wird derselben vonkeinem
Autor über Milzexstirpation erwähnt.Der Grund
davon scheint darin zu liegen, dass sämmtliche Forscher, welche entmilzte Thierc untersuchten, die mikroskopische Untersu-
chung
erst längere Zeit nach der Exstirpation derMilz Vor-nahmen. Auch
wir fanden andem
entmilztcnFuchse, wel- cher dieOperation so lange überlebte, keine in dieAugen
fallende Pigmentirung der Gekrösdrüsen.
2) Die Regeneration der Milz bei Fröschen, welchebis- her
noch
vonNiemand
beobachtetwurde, und
auch nichtvon
Moleschott erwähnt
wird, der allein die Exstirpa- tion derMilzbeiFröschenvorgenommen
hat, erscheint als einum
so interessanteresFaktum,
als eine Regeneration vonganzen Eingeweiden
bis jetzt auch bei niederen Thieren nie- mals beobachtet wurde. Die verhältnissmässig rascheNeu-
bildung der Milz bei Fröschen wird aber für die Physiologieum
so wichtiger, als dengenannten
Thieren dieLymphdrü-
sen gänzlich mangeln.