111 —
I. Die Verordnung der Regierungskommission des Saargebietes vom 28. Juli 1920:
1. Das Wappen, 2. Die Flagge.
II. Art und Wesen der Flagge.
III. Art und Wesen des Wappens.
I.
Wappen und Flagge des Saargebietes wurden durch Verfügung der Regierungskommission des Saargebietes vom 28. Juli 1920 geschaffen. Diese Verfügung wurde im Amtsblatt vom 7. August 1920 veröffentlicht und hat folgenden Wortlaut:
7. August 1920.
Nr. 118. — Verfügung hinsichtlich des Wappens des Saargebietes.
Gemäß Par. 19 der Anlage zu Abschnitt 4 des dritten Teiles des Friedensvertrages von Versailles und gemäß der Beschlüsse der Regie- rungskommission vom 21. und 28. Juli 1920, verordnet die Regierungskommission, wie folgt:
Paragraph 1.
1. Das Wappen des Saargebietes stellt einen gevierteilten Schild dar und setzt sich aus nach¬
folgenden, verschiedenen saarländischen Stadt¬
wappen entnommenen, heraldischen Bestand¬
teilen zusammen:
Im rechten Feld oben: auf schwarzem Grund
eill^ silbernes Zugrad mit ebensolchen Schlägeln.
^ Im rechten Feld unten: aufgehende goldene Sonne auf blauem Grunde.
Im linken Feld oben: rote Rose auf silbernem Grunde.
Im linken Feld unten: silberner Löwe auf blauem, mit vier Kreuzchen belegten Unter¬
gründe.
Paragraph 2.
2. Entsprechend den Grundfarben der ein¬
zelnen Wappenschilder setzen sich die Farben des Saargebietes in ihrer Reihenfolge also zu¬
sammen: blau, silbern und schwarz.
Demgemäß führt die Flagge des Saargebietes die drei Farben: blau, weiß und schwarz, und zwar gehen die Farben in horizontaler Richtung, blau oben, weiß in der Mitte, schwarz unten.
Saarbrücken, den 28. Juli 1920.
Im Namen der Regierungskommission der Präsident
gez.: V. R a u l t Staatsrat.
II.
So enthalten also die vier Felder, welche zu¬
sammen das Wappen des Saargebietes dar¬
stellen, zweimal einen blauen Grund (und zwar rechtes und linkes Feld unten), einen sil¬
bernen Grund (linkes Feld oben) und einen schwarzen Grund (rechtes Feld oben). Nun sind dies auch, wie wir soeben feststellten, die Farben, welche die Regierungskommission wühlte, um daraus die Saargebietsflagge zu bilden.
Man könnte hinsichtlich des Ursprungs der drei saarländischen Landesfarben wohl auch anderer Ansicht sein. Das Saargebiet wurde ja aus Teilen der preußischen Rheinprovinz und der zu Bayern gehörenden Pfalz gebildet.
Die preußischen Farben sind aber nun: schwarz¬
weiß, während die bayrischen Landessarben weiß-blau sind. Nichts liegt näher, als diese vier Farben zu vereinigen und das Weiße, das sonst zweimal in die Mitte käme, einmal wegzulassen. Und hieraus ergibt sich auch
wieder: blau-weiß-schwarz. War es nun Ab¬
sicht oder Zufall, jedenfalls erinnern die offi¬
ziellen Landesfarben des Saargebietes sowohl an Preußen wie auch an Bayern.
Übrigens zeigt auch die Fahne der Republik Estland seit 1918 die gleichen Farben, wie die der Landesflagge des Saargebietes. Auch bei der estländifchen Fahne verlaufen die Farben horizontal, wenn auch in anderer Reihenfolge, und zwar ist hier blau oben, schwarz ist in der Mitte, und weiß ist unten.
III.
Die vier Felder, aus denen sich das einheitliche Wappen des Saargebietes zusammensetzt, sind den Wappen nachstehender Städte des Saarge¬
bietes entnommen oder diesen doch sehr ähnlich:
Rechts, oberes Feld (erstes Feld): St.Ingbert;
links, oberes Feld (zweites Feld): St. Johann;
rechts, unteres Feld (drittes Feld): Saarlouis;
links, unteres Feld (viertes Feld): Saarbrücken.
Uberrraschend ist aber nun die Anordnung dieser vier Wappen, und zwar aus folgenden Gründen:
St. Ingbert wurde erst im Jahre 1829 zur Stadt erhoben, und das Stadtwappen wurde vollends erst im Jahre 1886 geschaffen.
Saarbrücken und St. Johann, die beiden Schwesternstädte, erhielten aber ihre Stadt¬
rechte bereits im Jahre 1321 (1322 neue Zeit-
Futznote: Bet wappenkundlicher Betrachtung ist stets zu beachten, datz die Schilderung der Wappen davon ausgeht, daß das Wappen ursprünglich auf dem Schild des Kriegsmannes aufgemalt war. Deshalb ist die Bezeichnung links, wenn das Wappen vor dem Beschauer steht rechts, und umgekehrt.
111 —
I. Die Verordnung der Regierungskommission des Saargebietes vom 28. Juli 1920:
1. Das Wappen, 2. Die Flagge.
II. Art und Wesen der Flagge.
III. Art und Wesen des Wappens.
I.
WappenundFlagge desSaargebietes wurden durch Verfügung der Regierungskommission des Saargebietes vom28.
Juli
1920 geschaffen. Diese Verfügung wurde im Amtsblatt vom 7.August 1920veröffentlicht und hat folgenden Wortlaut:7. August 1920.
Nr.118.—VerfügunghinsichtlichdesWappens des Saargebietes.
Gemäß Par. 19 der Anlage zu Abschnitt 4 des dritten Teiles des Friedensvertrages von Versailles und gemäß der Beschlüsse der Regie- rungskommission vom 21. und 28.
Juli
1920, verordnet die Regierungskommission, wie folgt:Paragraph 1.
1. Das Wappen des Saargebietes stellt einen gevierteilten Schild dar und setzt sich aus nach¬
folgenden, verschiedenen saarländischen Stadt¬
wappen entnommenen, heraldischen Bestand¬
teilen zusammen:
Im
rechten Feld oben: auf schwarzem Grund eill^ silbernes Zugrad mit ebensolchen Schlägeln.^
Im
rechten Feld unten: aufgehende goldene Sonne auf blauem Grunde.Im
linken Feld oben: rote Rose auf silbernem Grunde.Im
linken Feld unten: silberner Löwe auf blauem, mit vier Kreuzchen belegten Unter¬gründe.
Paragraph 2.
2. Entsprechend den Grundfarben der ein¬
zelnen Wappenschilder setzen sich die Farben des Saargebietes in ihrer Reihenfolge also zu¬
sammen: blau, silbern und schwarz.
Demgemäß führt dieFlagge des Saargebietes die drei Farben: blau, weiß und schwarz, und zwar gehendieFarben in horizontaler Richtung, blau oben, weiß in der Mitte, schwarz unten.
Saarbrücken, den 28.
Juli
1920.Im
Namen der Regierungskommission der Präsidentgez.: V. Ra ul t Staatsrat.
II.
So enthalten also die vier Felder, welche zu¬
sammen das Wappen des Saargebietes dar¬
stellen, zweimal einen blauen Grund (und zwar rechtes und linkes Feld unten), einen sil¬
bernen Grund (linkes Feld oben) und einen schwarzen Grund (rechtes Feld oben). Nun sind diesauch, wie wir soeben feststellten, die Farben, welche die Regierungskommission wühlte, um daraus die Saargebietsflagge zu bilden.
Man könnte hinsichtlich des Ursprungs der drei saarländischen Landesfarben wohl auch
anderer Ansicht sein. Das Saargebiet wurde ja aus Teilen der preußischen Rheinprovinz und der zu Bayern gehörenden Pfalz gebildet.
Die preußischen Farben sind aber nun: schwarz¬
weiß, während die bayrischen Landessarben weiß-blau sind. Nichts liegt näher, als diese
vier Farben zu vereinigen und das Weiße, das sonst zweimal in die Mitte käme, einmal wegzulassen. Und hieraus ergibt sich auch
wieder: blau-weiß-schwarz. War es nun Ab¬
sicht oder Zufall, jedenfalls erinnern die offi¬
ziellen Landesfarben des Saargebietes sowohl an Preußen wie auch an Bayern.
Übrigens zeigt auch die Fahne der Republik Estland seit 1918 die gleichen Farben, wie die der Landesflagge des Saargebietes. Auch bei der estländifchen Fahne verlaufen die Farben horizontal, wenn auch in anderer Reihenfolge, und zwar ist hier blau oben, schwarz ist in der
Mitte, und weiß ist unten.
III.
Die vierFelder, aus denen sichdas einheitliche Wappen des Saargebietes zusammensetzt, sind den Wappen nachstehender Städte des Saarge¬
bietes entnommen oder diesen doch sehr ähnlich:
Rechts,oberesFeld (erstesFeld): St.Ingbert;
links, oberes Feld (zweites Feld): St. Johann;
rechts, unteres Feld (drittes Feld): Saarlouis;
links, unteres Feld (viertes Feld): Saarbrücken.
Uberrraschend ist aber nun die Anordnung dieser vier Wappen, und zwar aus folgenden Gründen:
St. Ingbert wurde erst im Jahre 1829 zur Stadt erhoben, und das Stadtwappen wurde vollends erst im Jahre 1886 geschaffen.
Saarbrücken und St. Johann, die beiden Schwesternstädte, erhielten aber ihre Stadt¬
rechte bereits im Jahre 1321 (1322 neue Zeit-
Futznote: Bet wappenkundlicher Betrachtung ist stets zu beachten, datz die Schilderung derWappen davon ausgeht, daß das Wappen ursprünglich auf dem Schild des Kriegsmannes aufgemalt war. Deshalb ist dieBezeichnung links, wenn das Wappen vor dem Beschauer steht rechts, und umgekehrt.
- 112 —
Berechnung), und ihre
Stadtwappen sind seit
dem 15. Jahrhundert bekannt.
Sarrelouis, eine fran¬
zösische Gründung aus dem Jahre 1680, erhielt sein Wappen bereits im Jahre 1683.
Zu beachten ist ferner, daß Saarbrücken und St. Johann zusammen
mit Malstatt - Burbach
seit dem Jahre 1909 unter einer einheit¬
lichen Stadtverwaltung
eine einzige Stadt unter dem Namen Saarbrücken bilden.
Betrachten wir nun
kurz die Wappen einer jeden dieser Städte und stellen wir dabei fest, unter welcher Form sie im Wappen des Saar¬
gebietes wieder auf¬
tauchen.
A.
Das Stadtwappen Saarbrückens stellt auf blauem Grunde einen silbernen, bewehrten Löwen dar, umgeben von vier silbernen
Kreuzchen.
Der Löwe der Stadt Saarbrücken ist der gleiche wie der im Wappen der früheren Grafen von Saarbrücken. Erstmalig begegnet man ihm im Jahre 1220 auf dem Siegel des Grafen Simon III. (1207 — 1234) aus dem ersten Ge¬
schlechte der Grafen von Saarbrücken, das auf den berühmten und mächtigen Stamm derer von Ardenne zurückgeht. Dieser Löwe befindet sich auch noch in anderen Wappen des Saarge¬
bietes. Das Wappen der früheren Grafen von Homburg führt einen Löwen, und auch das Wappen von Berus, Lehen, das zuerst zum Herzogtum Lothringen und später bis zum Jahre 1813 zu Frankreich gehörte, zeigt drei Löwen.
Die Kreuzchen erscheinen zum ersten Male im Wappen des Grafen Johann I., der von 1307 bis 1342 regiert hat.
Diese Kreuzchen waren ursprünglich nochmals gekreuzt und hatten eine abwärts gerichtete Spitze, so wie sie das Wappen des ehemaligen Geschlechtes derer von Commercy zierten. Das Wappen dieser Herrschaft war also beschaffen:
blauer Grund, besät mit goldenen gekreuzten Kreuzen, mit ebensolcher Spitze.
Eine Abbildung im dritten Band, Seite 173, der „Geschichte von Commercy", von Dumont, zeigt das Wappen der Herren von Commerey,
Saargebiel.
welches fünfzehn Kreuz¬
chen (und zwar drei Reihen zu je fünf) trägt.
Bekanntlich kam in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft von Com¬
mercy an das Haus Saarbrücken. Mathilde,
Gräfin von Saarbrücken von 1271 bis 1274, der letzte Sproß aus dem
ersten Grafengeschlechte
von Saarbrücken, hatte in erster Ehe, gegen 1240, Simon, Herrn von Commercy, geheiratet.
Ihr Sohn, Simon IV..
regierte von 1274 bis 1307 als Graf von Saar¬
brücken. Er war der erste Graf, der aus dem Hause Saarbrücken-Com- mercy regierte. Sehr
wahrscheinlich war er es
auch, der die Kreuzchen von Commercy dem Löwen im Saarbrücker Wappen anfügte. Aber, wie wir bereits feststellen konnten, begegnet man dem neuen Wappen erst unter der Herr¬
schaft seines Sohnes und Nachfolgers, Johann l.
Die Kreuzchen von Commercy erscheinen ganz deutlich in einem Wappen des Jahres 1335, dessen sich der gräfliche Bogt zu Saarbrücken bediente. Auf diesem Siegel reckt sich der Saar¬
brücker Löwe (bewehrt, züngelnd und gekrönt), umgeben von zwölf Kreuzchen (sieben vor dem Löwen und fünf dahinter).
In der Folge traten dann zwei Verände¬
rungen in dem Saarbrücker Wappen auf, und zwar betraf die erste die Form der Kreuzchen, indes die zweite deren Zahl betraf.
Mit dem Beginn der Herrschaft der Nassauer Grafen, im Jahre 1381, fingen die Kreuzchen von Commercy im Saarbrücker Wappen lang¬
sam an, gewöhnliche griechische Kreuzchen zu werden. Und mit dem Einsetzen der Refor¬
mation in der Grafschaft Saarbrücken, im Jahre 1573, sehen wir nur noch gewöhnliche griechische Kreuzchen endgültig unb offiziell im Saarbrücker Wappen. Aber die Form der Kreuzchen er¬
fuhr im Jahre 1874 eine nochmalige Ände¬
rung. WilhelmKaiser und König, ersetzte die
griechischen Kreuzchen durch maltesische Kreuz¬
chen (vier gleiche Zweige, die aber von der Mitte aus gegen den Rand immer breiter werden).
Bei der gleichen Gelegenheit änderte Wil¬
helm I. auch die Saarbrücker Stadtfarben, die bis dahin, getreu den Grundfarben des Wap-
-
112 — Berechnung), und ihreStadtwappen sind seit dem 15. Jahrhundert bekannt.
Sarrelouis, eine fran¬
zösische Gründung aus dem Jahre 1680, erhielt sein Wappen bereits im Jahre 1683.
Zu beachten ist ferner, daß Saarbrücken und St. Johann zusammen mit Malstatt-Burbach seit dem Jahre 1909 unter einer einheit¬
lichen Stadtverwaltung eine einzigeStadt unter demNamenSaarbrücken bilden.
Betrachten wir nun kurz die Wappen einer jeden dieser Städte und stellen wir dabei fest, unter welcher Form sie
im Wappen des Saar¬
gebietes wieder auf¬
tauchen.
A.
Das Stadtwappen Saarbrückens stellt auf blauem Grunde einen silbernen, bewehrten Löwen dar, umgeben von vier silbernen Kreuzchen.
Der Löwe der Stadt Saarbrücken ist der gleiche wie der im Wappen der früheren Grafen von Saarbrücken. Erstmalig begegnet man ihm im Jahre 1220 auf dem Siegel des Grafen Simon III. (1207 —1234) aus dem ersten Ge¬
schlechte der Grafen von Saarbrücken, das auf den berühmten und mächtigen Stamm derer von Ardenne zurückgeht. Dieser Löwe befindet
sich auch noch in anderen Wappen des Saarge¬
bietes. Das Wappen der früheren Grafen von Homburg führt einen Löwen, und auch das Wappen von Berus, Lehen, das zuerst zum Herzogtum Lothringen und später bis zum Jahre 1813 zu Frankreich gehörte, zeigt drei Löwen.
Die Kreuzchen erscheinen zum ersten Male im Wappen des Grafen Johann I., der von 1307 bis 1342 regiert hat.
Diese Kreuzchen waren ursprünglich nochmals gekreuzt und hatten eine abwärts gerichtete Spitze, so wie sie das Wappen des ehemaligen Geschlechtes derer von Commercy zierten. Das Wappen dieser Herrschaft war also beschaffen:
blauer Grund, besät mit goldenen gekreuzten Kreuzen, mit ebensolcher Spitze.
Eine Abbildung im dritten Band, Seite 173, der „Geschichte von Commercy", von Dumont, zeigt das Wappen der Herren von Commerey,
Saargebiel.
welches fünfzehn Kreuz¬
chen (und zwar drei
Reihen zu je fünf) trägt.
Bekanntlich kam in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft von Com¬
mercy an das Haus Saarbrücken. Mathilde, Gräfin von Saarbrücken von 1271 bis 1274, der letzte Sproß aus dem ersten Grafengeschlechte von Saarbrücken, hatte in erster Ehe, gegen 1240, Simon, Herrn von Commercy, geheiratet.
Ihr
Sohn, Simon IV..regierte von 1274 bis 1307alsGraf von Saar¬
brücken. Er war der erste Graf, der aus dem HauseSaarbrücken-Com- mercy regierte. Sehr wahrscheinlich war er es auch, der die Kreuzchen von Commercy dem Löwen im Saarbrücker Wappen anfügte. Aber, wie wir bereits feststellen konnten, begegnet man dem neuen Wappen erst unter der Herr¬
schaft seines Sohnes und Nachfolgers, Johann l.
Die Kreuzchen von Commercy erscheinen ganz deutlich in einem Wappen des Jahres 1335, dessen sich der gräfliche Bogt zu Saarbrücken bediente. Aufdiesem Siegel reckt sich der Saar¬
brücker Löwe (bewehrt, züngelnd und gekrönt), umgeben von zwölf Kreuzchen (sieben vor dem Löwen und fünf dahinter).
In
der Folge traten dann zwei Verände¬rungen in dem Saarbrücker Wappen auf, und zwar betraf die erste die Form der Kreuzchen, indes die zweite deren Zahl betraf.
Mit
dem Beginn der Herrschaft der Nassauer Grafen, im Jahre 1381, fingen die Kreuzchen von Commercy im Saarbrücker Wappen lang¬sam an, gewöhnliche griechische Kreuzchen zu werden. Und mit dem Einsetzen der Refor¬
mation in der Grafschaft Saarbrücken, im Jahre
1573, sehen wir nur noch gewöhnliche griechische Kreuzchenendgültigunb offiziell im Saarbrücker Wappen. Aber die Form der Kreuzchen er¬
fuhr im Jahre 1874 eine nochmalige Ände¬
rung.
WilhelmKaiser
und König, ersetzte die griechischen Kreuzchen durch maltesische Kreuz¬chen (vier gleicheZweige, die aber von derMitte
aus gegen den Rand immer breiter werden).
Bei der gleichen Gelegenheit änderte Wil¬
helm I. auch die Saarbrücker Stadtfarben, die bis dahin, getreu den Grundfarben des Wap-
113
Alt-Saarbrücken.
pens, blau und weiß waren. Saarbrücken
mutzte die Farben schwarz und weiß, Preußens
Farben, annehmen.
Von Anfang an hat die Anzahl der Kreuzchen im Saarbrücker Wappen stets gewechselt. Aber es waren immer mehr als vier, manchmal gab es neun, zehn, zwölf, dreizehn, ja sogar einmal
siebenundzwanzig.
Im allgemeinen Wappenbuch von I. B. Riet- stap, Band II, Seite 643, finden wir das Wap¬
pen der Grafen von Saarbrücken wie folgt be¬
schrieben:
„Blauer, mit silbernen Kreuzchen besäter Grund; darauf ein silberner Löwe". Die un¬
beschränkte Anzahl von Kreuzchen erinnert leb¬
haft an das Wappen der Herren von Commercy.
Im Jahre 1874 setzte Wilhelm I. die Zahl der im Stadtwappen Saarbrückens befindlichen Kreuzchen auf vier fest. Aber auch diese Zahl fand wenig Anklang, und heute noch ist der Löwe, der das Wappen auf den Straßenbahn¬
wagen der Stadt Saarbrücken ziert, von sieben
Kreuzchen umgeben.
IZ.
Das Wappen der Stadt St. Johann sieht folgendermaßen aus: halbiert, trägt im ersten Feld die Hälfte des Saarbrücker Löwen, das heißt ohne die Hinterbeine, auf denen er steht
— man nennt dies den „wachsenden" Löwen —
mit zwei Kreuzchen; im zweiten Feld, das einen silbernen Grund hat, eine rote, im Herzen mit
goldener Knospe versehene Rose.
Dieses offizielle Wappen stammt aus dem Jahre 1874 und wurde durch Kaiser Wilhelm I.
GroWadt Saarbriickeo
verliehen. v'ic, im gleichen Jahre, auch die Frage des ^.aarbrücker Stadtwappens offiziell löste. Die Trennung der beiden Städte war im Jahre 1859 anerkannt worden. Sie wurde im Jahre 1862 endgültig vollzogen.
Aber auch die Stadt St. Johann hatte, genau wie Saarbrücken, ihr eigenes Wappen seit ihren ersten Zeiten als Stadt. Das St. Johanner Wappen war: auf silbernem Grunde eine rote, im Herzen mit goldener Knospe besetzte Rose.
Man findet die Rose noch im Wappen einer anderen saarländischen Stadt wieder. Das Wappen Ottweilers besteht aus einer silbernen Rose auf blauem Grunde. Das Wappen der ehemaligen Grafen von Blieskastel, der Reichs¬
grafen von der Leyen, zieren fünf gestielte
Rosen.
Man kann ferner feststellen, daß das im Jahre 1874 der Stadt St. Johann verliehene Wappen an die Vereingung der beiden Schwesternstädte erinnern sollte, welche seit dem im Jahre 1321
zugestandenen Stüdtefreibrief bestanden hatte.
Aber dieses Wappen stellte eigentlich nichts Neues dar; es war tatsächlich seit über vier Jahrhunderten schon bekannt. Am 6. März 1462 verlieh Johann III., Graf von Saarbrücken, den Schöffen der beiden Städte Saarbrücken und St. Johann ein Siegel, welches folgendes Wappen zeigt: in der Mitte halbiert, im oberen Teile der halbe Saarbrücker Löwe, umgeben von vier griechischen Kreuzchen, im unteren Teile die St. Johanner Rose.
Der im Jahre 1321 (1322) verliehene Stadt- freibrief berechtigte jede der beiden Städte, vier 113
Alt-Saarbrücken.
pens, blau und weiß waren. Saarbrücken mutzte die Farben schwarz und weiß, Preußens Farben, annehmen.
Von Anfang an hat die Anzahlder Kreuzchen im Saarbrücker Wappen stets gewechselt. Aber
es waren immer mehr als vier, manchmal gab es neun, zehn, zwölf, dreizehn, ja sogar einmal siebenundzwanzig.
Im
allgemeinen Wappenbuch vonI.
B. Riet-stap, Band II, Seite 643, finden wir das Wap¬
pen der Grafen von Saarbrücken wie folgt be¬
schrieben:
„Blauer, mit silbernen Kreuzchen besäter Grund; darauf ein silberner Löwe". Die un¬
beschränkte Anzahl von Kreuzchen erinnert leb¬
haft an das Wappen derHerren von Commercy.
Im
Jahre 1874 setzte Wilhelm I. die Zahlder im Stadtwappen Saarbrückens befindlichen Kreuzchen auf vier fest. Aber auch diese Zahl fand wenig Anklang, und heute noch ist der Löwe, der das Wappen auf den Straßenbahn¬
wagen der Stadt Saarbrücken ziert, von sieben Kreuzchen umgeben.
IZ.
Das Wappen der Stadt St. Johann sieht folgendermaßen aus: halbiert, trägt im ersten Feld die Hälfte des Saarbrücker Löwen, das heißt ohne die Hinterbeine, auf denen er steht
— man nennt dies den „wachsenden" Löwen — mit zwei Kreuzchen; im zweiten Feld, das einen silbernen Grund hat, eine rote, im Herzen mit
goldener Knospe versehene Rose.
Dieses offizielle Wappen stammt aus dem Jahre 1874 und wurde durch Kaiser Wilhelm I.
GroWadtSaarbriickeo
verliehen. v 'ic, im gleichen Jahre, auch die Frage des ^.aarbrücker Stadtwappens offiziell
löste. Die Trennungder beiden Städte war im Jahre 1859 anerkannt worden. Sie wurde im Jahre 1862 endgültig vollzogen.
Aber auch die Stadt St. Johann hatte, genau wie Saarbrücken, ihr eigenes Wappen seit ihren ersten Zeiten als Stadt. Das St. Johanner Wappen war: auf silbernem Grunde eine rote, im Herzen mit goldener Knospe besetzte Rose.
Man findet die Rose noch im Wappen einer anderen saarländischen Stadt wieder. Das Wappen Ottweilers besteht aus einer silbernen Rose auf blauem Grunde. Das Wappen der ehemaligen Grafen von Blieskastel, der Reichs¬
grafen von der Leyen, zieren fünf gestielte Rosen.
Man kann ferner feststellen,daß dasim Jahre
1874 der Stadt St. Johann verliehene Wappen an die Vereingung der beiden Schwesternstädte erinnern sollte, welche seit dem im Jahre 1321 zugestandenen Stüdtefreibrief bestanden hatte.
Aber dieses Wappen stellte eigentlich nichts Neues dar; es war tatsächlich seit über vier Jahrhundertenschonbekannt. Am6.März1462 verlieh Johann III., Graf von Saarbrücken, den Schöffen der beiden Städte Saarbrücken und St. Johann ein Siegel, welches folgendes Wappen zeigt: in der Mitte halbiert, im oberen Teileder halbe Saarbrücker Löwe, umgeben von viergriechischenKreuzchen, im unterenTeile die St. Johanner Rose.
Der im Jahre 1321 (1322) verliehene Stadt- freibriefberechtigte jede der beiden Städte, vier
114
Malstatt-Burbach.
Schöffen zu wählen. Der Graf bestimmte aus diesem Achtmünnerkollegium den Bürgermeister und den Beigeordneten. Bürgermeister, Beige¬
ordneter und die sechs Schöffen verwalteten ge¬
meinsam die beiden Städte, die derart nur eine
Stadtgemeinde bildeten.
_ Im Jahre 1874 verlieh aber Wilhem l. der Stadt St. Johann das seit dem Jahre 1462 be¬
kannte Wappen. Jedoch beließ er es bei zwei Kreuzchen und ersetzte die griechischen Kreuzchen
durch Malteserkreuzchen.
Man wird sich erinnern, daß Kaiser Wil¬
helm I. die Zahl der Kreuzchen im Saarbrücker Stadtwappen auf vier festsetzte. Wenn das Wappen im Siegel von 1462 auch schon nur vier Kreuzchen aufwies, so ist dies darauf zurückzuführen, daß der Saarbrücker Löwe darin nur halb aufgeführt war und daher genügend Platz zur Anbringung weiterer Kreuzchen fehlte.
Der König von Preußen bestimmte ebenfalls die St. Johanner Stadtfarben. Er wählte hier¬
zu die Farben schwarz-weiß, also die Farben Preußens, die er gleichzeitig auch der Stadt Saarbrücken als Stadtfarben verlieh. Aber in Wirklichkeit sind die St. Johanner Stadtfarben rot und weiß, gemäß den Farben rot und silbern des städtischen Wappenschildes.
Als Saarbrücken und St. Johann im Jahre 1909 verwaltungstechnisch zu einer Stadt ver¬
einigt wurden, die den Namen Saarbrücken er¬
hielt, führten die beiden ersteren ihre eigenen Wappen bis zum 21. Juni 1911 weiter. An diesem Tage erst verlieh Wilhelm II. der neuen
Sf. Zohami.
Stadt ein einheitliches Wappen, das so aus¬
sieht: zum Saarbrücker Löwen, welchen vier Malteserkreuzchen umgeben, kam in das obere rechte Feld die St. Johanner Rose, während Hammer, Schlägel und Zange von Malstatt- Vurbach das obere linke Feld einnahmen,
e.
Das Malstatt - Burbacher Stadtwappen ist halbiert und zeigt in der oberen Hälfte auf blauem Grunde den silbernen Saarbrücker Löwen, während der untere Teil auf silbernem Grunde Hammer, Schlägel und Zange in
Schwarz aufweist.
Dieses Wappen ist verhältnismäßig neuen Datums. Kaiser Wilhelm II. verlieh es erst im Jahre 1897 der 22 Jahre vorher, also im Jahre 1874/76, von Kaiser Wilhelm I. schon zur Stadt erhobenen Gemeinde Malstatt-Bur- bach. Der Löwe ist nicht ganz dargestellt. Es ist der Halblöwe, der auch im St. Johanner Stadtwappen aus dem Jahre 1874 erscheint.
Die Zahl der Kreuzchen beträgt zwölf. Aber es find erstaunlicherweise keine Malteserkreuz¬
chen wie in dem Jahre 1874 verliehenen Wappen St. Johanns und Saarbrückens, sondern sie sind
an den Enden nochmals gekreuzt und erinnern in dieser Form lebhaft an die Kreuzchen von Commercy.
Hammer, Schlägel und Zange sind nun aber keine durch das Alter ehrwürdig gewordenen Symbole, wie z. B. der Saarbrücker Löwe oder die St. Johanner Rose. Hammer und Schlägel versinnbildlichen die Grube, während die Zange
114
Malstatt-Burbach.
Schöffen zu wählen. Der Graf bestimmte aus diesem Achtmünnerkollegium den Bürgermeister und den Beigeordneten. Bürgermeister, Beige¬
ordneter und die sechs Schöffen verwalteten ge¬
meinsam die beiden Städte, die derart nur eine Stadtgemeinde bildeten.
_
Im
Jahre 1874 verlieh aber Wilhem l. der Stadt St. Johann das seit dem Jahre 1462 be¬kannte Wappen. Jedoch beließ er es bei zwei Kreuzchen und ersetzte die griechischen Kreuzchen durch Malteserkreuzchen.
Man wird sich erinnern, daß Kaiser Wil¬
helm I. die Zahl der Kreuzchen im Saarbrücker Stadtwappen auf vier festsetzte. Wenn das Wappen im Siegel von 1462 auch schon nur vier Kreuzchen aufwies, so ist dies darauf zurückzuführen, daß der Saarbrücker Löwe darin nur halb aufgeführt war und daher genügend Platz zur Anbringungweiterer Kreuzchenfehlte.
Der König von Preußen bestimmte ebenfalls die St. Johanner Stadtfarben. Er wählte hier¬
zu die Farben schwarz-weiß, also die Farben Preußens, die er gleichzeitig auch der Stadt Saarbrücken als Stadtfarben verlieh. Aber in Wirklichkeit sind die St. Johanner Stadtfarben rot und weiß,gemäß denFarben rot und silbern des städtischen Wappenschildes.
Als Saarbrücken und St. Johann im Jahre
1909 verwaltungstechnisch zu einer Stadt ver¬
einigt wurden, die den Namen Saarbrücken er¬
hielt, führten die beiden ersteren ihre eigenen Wappen bis zum 21. Juni 1911 weiter. An
diesem Tage erst verlieh Wilhelm II. der neuen
Sf. Zohami.
Stadt ein einheitliches Wappen, das so aus¬
sieht: zum Saarbrücker Löwen, welchen vier Malteserkreuzchen umgeben, kam in das obere rechte Feld die St. Johanner Rose, während Hammer, Schlägel und Zange von Malstatt- Vurbach das obere linke Feld einnahmen,
e.
Das Malstatt-Burbacher Stadtwappen ist
halbiert und zeigt in der oberen Hälfte auf blauem Grunde den silbernen Saarbrücker Löwen, während der untere Teil auf silbernem Grunde Hammer, Schlägel und Zange in Schwarz aufweist.
Dieses Wappen ist verhältnismäßig neuen Datums. Kaiser Wilhelm II. verlieh es erst im Jahre 1897 der 22 Jahre vorher, also im Jahre 1874/76, von Kaiser Wilhelm I. schon zur Stadt erhobenen Gemeinde Malstatt-Bur-
bach. Der Löwe ist nicht ganz dargestellt. Es ist der Halblöwe, der auch im St. Johanner Stadtwappen aus dem Jahre 1874 erscheint.
Die Zahl der Kreuzchen beträgt zwölf. Aber
es find erstaunlicherweise keine Malteserkreuz¬
chen wieindemJahre1874verliehenen Wappen St. Johanns und Saarbrückens, sondern sie sind an den Enden nochmals gekreuzt und erinnern in dieser Form lebhaft an die Kreuzchen von Commercy.
Hammer, Schlägel und Zange sind nun aber keine durch das Alter ehrwürdig gewordenen Symbole, wie z. B. der Saarbrücker Löwe oder die St. Johanner Rose. Hammer und Schlägel versinnbildlichen die Grube, während die Zange
115
St. Sngbert. Homburg.
bas Wahrzeichen der Industrie ist. Malftatt- Burbach, das heute nahezu 56 000 Einwohner zählt, besaß deren 719 im Jahre 1802, 2393 im Jahre 1850, 9615 im Jahre 1871 und bereits 31 200 im Jahre 1900. Malstatt - Burbach ist ein ganz besonders wichtiges Zentrum der Gruben- und Hüttenindustrie geworden.
Übereinstimmend mit den Grundfarben seines Wappenschildes: blau, silbern und schwarz sind auch die Malftatt-Vurbacher Stadtfarben blau¬
weiß-schwarz geworden. Wie wir bereits er¬
wähnten, sind dies, seit dem 28. Juli 1920, be¬
kanntlich auch die Farben der Flagge des Saar¬
gebietes.
Dieses allzu moderne Wappen Malftatt-Vur- bachs erinnert in keiner Weise an Ursprung und Entstehung dieser Siedlung.
Die beiden Dörfer Malstatt und Burbach haben von jeher nur eine Gemeinde gebildet, die, wie wir bereits ausführten, im Jahre 1871/75 zur Stadt erhoben wurde.
Malstatt, die ältere Ansiedlung, findet bereits im Jahre 960 Erwähnung, und zwar bestätigte in jenem Jahre Kaiser Otto l. den Kloster¬
frauen des Klosters zu Sankt - Peter in Metz das Recht auf den Zehnten, das diese bereits in „Madalstatt" besaßen.
Dieser Ortsname setzt sich zusammen aus dem altgermanischen Madal, das im Althochdeutschen Mahal wurde und Verhandlung, Beratung, öffentliche Versammlung bedeutete. Das zweite Wort, das gleichbedeutend ist mit Ort oder Stelle, ist uns aus dem Sprachgebrauch als Stätte geläufiger.
Die „Malstatt" war also eine Stätte unter
freiem Himmel, vorzugsweise eine Erderhöhung, ein Hügel oder ein nicht allzu hoher Berg, auf denen die alten Germanen und auch noch die Franken — ich erinnere nur an das spätlatei¬
nische mLlIum — ihre feierlichen Sitzungen und Gerichte hielten. Die „Malstatt" war aber auch die Stätte, an welcher die gerichtlichen Strafen, selbst die Todesstrafe, bei Verkündung sofort und ohne Zaudern vollstreckt wurden.
Die protestantische Kirche des heutigen Stadt¬
teils Malstatt steht auf einer solchen früheren
„Malstätte".
Burbach hingegen ist wie alle deutschen Orts¬
namen, die mit „bach" enden, weit neueren Ur¬
sprungs. Erst im Jahre 1313 findet der Name Bürbach zum ersten Male Erwähnung. Der erste Teil dieses gleichfalls zusammengesetzten Ortsnamens kommt vom althochdeutschen „bur"
= Wohnung, Haus. In der heutigen Sprache ist es „das Bauer" geworden und findet sich besonders im Sinne von Käfig — Vogelbauer
wieder. Man begegnet dem althochdeutschen
„bur" auch in zahlreichen anderen Ortsnamen, wie z. B. Beuren, Veuron, Büren. Der Orts¬
name Burbach bedeutet daher: Bach mit Häusern oder Höfen.
1).
Das Wappen der Stadt Saarlouis ist be¬
kanntlich: auf silbernem Grunde eine golden strahlende Sonne, die sich oberhalb einer blauen, nach oben sich bewegenden Wolke befin¬
det: darüber in blauem Schildeshaupt drei gol- 115
St. Sngbert. Homburg.
bas Wahrzeichen der Industrie ist. Malftatt- Burbach, das heute nahezu 56000 Einwohner zählt, besaß deren 719 im Jahre 1802, 2393 im Jahre 1850, 9615 im Jahre 1871 und bereits
31 200 im Jahre 1900. Malstatt-Burbach ist ein ganz besonders wichtiges Zentrum der Gruben- und Hüttenindustrie geworden.
Übereinstimmend mit den Grundfarben seines Wappenschildes: blau, silbern und schwarz sind auch die Malftatt-Vurbacher Stadtfarben blau¬
weiß-schwarz geworden. Wie wir bereits er¬
wähnten, sind dies, seit dem 28.
Juli
1920, be¬kanntlich auch die Farben der Flagge des Saar¬
gebietes.
Dieses allzu moderne Wappen Malftatt-Vur-
bachs erinnert in keiner Weise an Ursprung und Entstehung dieser Siedlung.
Die beiden Dörfer Malstatt und Burbach haben von jeher nur eine Gemeinde gebildet, die, wie wir bereits ausführten, im Jahre 1871/75 zur Stadt erhoben wurde.
Malstatt, die ältere Ansiedlung,findet bereits im Jahre 960 Erwähnung, und zwar bestätigte in jenem Jahre Kaiser Otto l. den Kloster¬
frauen des Klosters zu Sankt-Peter in Metz das Recht auf den Zehnten, das diese bereits in „Madalstatt" besaßen.
Dieser Ortsname setzt sich zusammen aus dem altgermanischen Madal, das im Althochdeutschen Mahal wurde und Verhandlung, Beratung, öffentliche Versammlung bedeutete. Das zweite Wort, das gleichbedeutend ist mit Ort oder Stelle, ist uns aus dem Sprachgebrauch als Stätte geläufiger.
Die „Malstatt" war also eine Stätte unter freiem Himmel, vorzugsweise eineErderhöhung, ein Hügel oder ein nicht allzu hoher Berg, auf denen die alten Germanen und auch noch die Franken — ich erinnere nur an das spätlatei¬
nische mLlIum — ihre feierlichen Sitzungen und Gerichte hielten. Die „Malstatt" war aber auch die Stätte, an welcher die gerichtlichen Strafen,
selbst die Todesstrafe, bei Verkündung sofort und ohne Zaudern vollstreckt wurden.
Die protestantische Kirche des heutigen Stadt¬
teils Malstatt steht auf einer solchen früheren
„Malstätte".
Burbach hingegen ist wie alle deutschen Orts¬
namen, die mit „bach" enden, weit neueren Ur¬
sprungs. Erst im Jahre 1313 findet der Name Bürbach zum ersten Male Erwähnung. Der
erste Teil dieses gleichfalls zusammengesetzten Ortsnamens kommt vom althochdeutschen „bur"
=
Wohnung, Haus.In
der heutigen Sprache ist es „das Bauer" geworden und findet sich besonders im Sinne von Käfig — Vogelbauer wieder. Man begegnet dem althochdeutschen„bur" auch in zahlreichen anderen Ortsnamen, wie z. B. Beuren, Veuron, Büren. Der Orts¬
name Burbach bedeutetdaher: Bachmit Häusern oder Höfen.
1).
Das Wappen der Stadt Saarlouis ist be¬
kanntlich: auf silbernem Grunde eine golden strahlende Sonne, die sich oberhalb einer blauen, nach oben sich bewegenden Wolke befin¬
det: darüber in blauem Schildeshaupt drei gol-
116 bette Lilien. Zwischen Wappenschild und Krone steht die Devise: Dissipat atque fovet. Die Sonne verjagt die Wolken und erwärmt die Erbe.
Das Wappen erinnert an den Sonnenkönig Ludwig XIV., der Saarlouis im Jahre 1680 gründete und der Stadt im Jahre 1683 ihr
Wappen verlieh.
Die Zusammenstellung der Farben im Stadt¬
wappen von Saarlouis verstößt gegen die in der Heraldik allgemein übliche Regel, die da sagt, man solle niemals zwei Metalle, noch zwei Farben Übereinandersetzen. Das Wappen¬
schild von Saarlouis zeigt aber eine goldene Sonne auf silbernem Grund. Diese Ausnahme¬
fälle sind außerordentlich selten! sie sollen uns zwingen, über die außerordentlichen Umstände nachzudenken, welche die Abweichung von der allgemeinen Regel veranlaßten.
Es läßt sich nun sagen, daß das Wappen von Saarlouis nicht nur den Glanz und den Ruhm widerstrahlt, sondern auch die Schwierigkeiten andeuten sott, welche die Gründung dieser dem Sonnenkönig Ludwig XIV. gehörenden Stadt-
festung begleiteten.
Zahlreich sind die französischen Städte, deren Wappenschild oben drei goldene Lilien auf blauem Grunde tragen. In Lothringen ist es Vaucouleurs, in der Champagne ist es Wafsy, im übrigen Frankreich: Aurillac, Bourges,
Chartres, Chaumont, Laon, Limoges, Lisieux,
Lyon, Le Mans, Montauban, Rarbonne, Or¬leans, Rodez und Tours.
Das Wappen von Saarlouis behielt auch nach der Einverleibung der Stadt durch Preußen im Jahre 1815 die drei Lilien Frankreichs, und im Jahre 1919, als die Stadt dem heutigen Saar¬
gebiete zugeteilt wurde, war dieses Wappen noch vollständig intakt. Also wurde während der hundertundvierjährigen Zugehörigkeit der Stadt Saarlouis zu Preußen an ihrem Wappen nichts geändert. Dagegen hat die Regierungs¬
kommission im rechten unteren Feld ihres im Jahre 1920 geschaffenen Landeswappens, in welchem wohl die Sonne über der Wolke strahlt, die drei französischen Lilien weggelassen.
E.
Somit verbleibt uns nun noch das Wappen der Stadt St. Ingbert, das folgendes Aussehen hat: der bayrische Querstreifen (goldener Löwe auf silbernen und blauen Rauten), im linken oberen Feld ein silbernes Schwungrad mit zwei silbernen Hämmern auf schwarzem Grund, und im rechten unteren Feld ein schwarzer Berg¬
mann auf rotem Grund.
Die drei Teile dieses „naturalistischen" Wap¬
pens, das im Jahre 1886 erst verliehen wurde, erinnern an die moderne Geschichte St. Ing¬
berts, welches im Jahre 1829 zur Stadt erhoben wurde.
Als im Jahre 1816 die bayrische Pfalz nach den Pariser Verträgen von 1814 und 1815 ge¬
schaffen wurde, kam St. Ingbert, das bis zum Jahre 1793 zur Grafschaft Blieskastel der Reichsgrafen von der Leyen gehört hatte, zu
diesem neuen Gebietsteil.
Der Bergmann, das Schwungrad und die Hämmer find keine durch das Alter ehrwürdig gewordenen Symbole oder Sinnbilder, wie etwa der Saarbrücker Löwe, die St. Johanner Rose oder die Saarlouiser Lilien, sondern ganz mo¬
derne Merkzeichen in der Art der Zange, des Schlägels und des Hammers des neuen Mal-
ftatt-Burbacher Wappens.
Der Bergmann erinnert daran, daß St. Ing¬
bert eine Kohlengrube besitzt, mit deren Aus¬
beutung man bereits im Jahre 1692 zum ersten Male begann.
Schwungrad, sowie die beiden Hämmer, er¬
innern an die Eisenindustrie, die seit dem Jahre 1732 in St. Ingbert besteht und durch den Lothringer Godbisle (Gottbill) begründet wurde.
Der Kohlengrube, der Eisenindustrie und der im Jahre 1784 geschaffenen Glashütte verdankt St. Ingbert seinen Aufschwung und seine heu¬
tige Bedeutung. Der Ort, der im Jahre 1816 ungefähr 1900 Einwohner zählte, hat heute eine Einwohnerzahl von ungefähr 23 000.
Der bekannte Münchener Historiker der Saar¬
pfalz, Wolfgang Krämer, dem wir eine gute Geschichte St. Ingberts verdanken, unterstreicht mit einigem Bedauern, daß das Wappen dieser Stadt in keiner Weise an ihre Entstehung er¬
innert, genau so wenig, wie z. B. die ebenso modernen Symbole in dem Wappen von Mal-
statt-Burbach.
St. Ingbert verdankt in Wirklichkeit sein Be¬
stehen einem heilig gesprochenen Eremiten und Missionar namens Ingbert (Jngobertus), der.
wahrscheinlich irländischer Abstammung, etwa um das Jahr 600 gekommen war, um das Land zu evangelifieren, nachdem er, wie der heilige Wendelinus, zuerst im fränkischen Gallien, lebte und wirkte.
St. Ingbert und das dazu gehörige Gebiet unterstanden stets dem Metzer Bistum, und zwar seit der um das Jahr 600 erfolgten Christianisierung bis zum Jahre 1801. Das galt auch von 1339 bis 1661, als das Gebiet weltlich, d. h. politisch den Erzbischöfen und Kurfürsten von Trier gehörte. Von 1801 bis 1821 unter¬
stand St. Ingbert dem Trierer Bistum. Seit 1821 gehört es nun zum Bistum Speyer.
Sicher ist, daß die Farben des neuzeitlichen St. Jngberter Wappens so gewählt wurden, daß sie einesteils an die bayrischen Landesfarben weiß - blau erinnerten, und anderenteils die schwarz-weiß-roten Farben des im Jahre 1871
geschaffenen Deutschen Reiches wiedergaben.
116 bette Lilien. Zwischen Wappenschild und Krone steht die Devise: Dissipat atque fovet. Die Sonne verjagt die Wolken und erwärmt die Erbe.
Das Wappen erinnert an den Sonnenkönig Ludwig XIV., der Saarlouis im Jahre 1680 gründete und der Stadt im Jahre 1683 ihr Wappen verlieh.
Die Zusammenstellung der Farben im Stadt¬
wappen von Saarlouis verstößt gegen die in der Heraldik allgemein übliche Regel, die da sagt, man solle niemals zwei Metalle, noch zwei Farben Übereinandersetzen. Das Wappen¬
schild von Saarlouis zeigt aber eine goldene Sonne auf silbernem Grund. Diese Ausnahme¬
fälle sind außerordentlich selten! sie sollen uns zwingen, über die außerordentlichen Umstände nachzudenken, welche die Abweichung von der allgemeinen Regel veranlaßten.
Es läßt sich nun sagen, daß das Wappen von Saarlouis nicht nur den Glanz und den Ruhm widerstrahlt, sondern auch die Schwierigkeiten andeuten sott, welche die Gründung dieser dem Sonnenkönig Ludwig XIV. gehörenden Stadt- festung begleiteten.
Zahlreich sind die französischen Städte, deren Wappenschild oben drei goldene Lilien auf blauem Grunde tragen.
In
Lothringen ist esVaucouleurs, in der Champagne ist es Wafsy, im übrigen Frankreich: Aurillac, Bourges, Chartres, Chaumont, Laon, Limoges, Lisieux, Lyon, Le Mans, Montauban, Rarbonne, Or¬
leans, Rodez und Tours.
Das Wappen von Saarlouis behielt auch nach der Einverleibung der Stadt durch Preußen im Jahre 1815 die drei Lilien Frankreichs, und im Jahre 1919, als die Stadt dem heutigen Saar¬
gebiete zugeteilt wurde, war dieses Wappen
noch vollständig intakt. Also wurde während der hundertundvierjährigen Zugehörigkeit der Stadt Saarlouis zu Preußen an ihrem Wappen nichts geändert. Dagegen hat die Regierungs¬
kommission im rechten unteren Feld ihres im Jahre 1920 geschaffenen Landeswappens, in
welchem wohl die Sonne über der Wolke strahlt, die drei französischen Lilien weggelassen.
E.
Somit verbleibt uns nun noch das Wappen der Stadt St.Ingbert, das folgendes Aussehen hat: der bayrische Querstreifen (goldener Löwe auf silbernen und blauen Rauten), im linken oberen Feld ein silbernes Schwungrad mit zwei silbernen Hämmern auf schwarzem Grund, und im rechten unteren Feld ein schwarzer Berg¬
mann auf rotem Grund.
Die drei Teile dieses „naturalistischen" Wap¬
pens, das im Jahre 1886 erst verliehen wurde, erinnern an die moderne Geschichte St. Ing¬
berts,welches im Jahre 1829 zur Stadt erhoben wurde.
Als im Jahre 1816 die bayrische Pfalz nach den Pariser Verträgen von 1814 und 1815 ge¬
schaffen wurde, kam St. Ingbert, das bis zum Jahre 1793 zur Grafschaft Blieskastel der Reichsgrafen von der Leyen gehört hatte, zu diesem neuen Gebietsteil.
Der Bergmann, das Schwungrad und die Hämmer find keine durch das Alter ehrwürdig gewordenenSymbole oder Sinnbilder, wie etwa der Saarbrücker Löwe, die St. Johanner Rose oder die Saarlouiser Lilien, sondern ganz mo¬
derne Merkzeichen in der Art der Zange, des Schlägels und des Hammers des neuen Mal- ftatt-Burbacher Wappens.
Der Bergmann erinnert daran, daß St. Ing¬
bert eine Kohlengrube besitzt, mit deren Aus¬
beutung man bereits im Jahre 1692 zum ersten
Male begann.
Schwungrad, sowie die beiden Hämmer, er¬
innern an die Eisenindustrie, die seit dem
Jahre 1732 in St. Ingbert besteht und durch den Lothringer Godbisle (Gottbill) begründet wurde.
Der Kohlengrube, der Eisenindustrie und der im Jahre 1784 geschaffenen Glashütte verdankt St. Ingbert seinen Aufschwung und seine heu¬
tige Bedeutung. Der Ort, der im Jahre 1816 ungefähr 1900 Einwohner zählte, hat heute eine Einwohnerzahl von ungefähr 23 000.
Der bekannte MünchenerHistoriker der Saar¬
pfalz, Wolfgang Krämer, dem wir eine gute Geschichte St. Ingberts verdanken, unterstreicht mit einigem Bedauern, daß das Wappen dieser
Stadt in keiner Weise an ihre Entstehung er¬
innert, genau so wenig, wie z. B. die ebenso modernen Symbole in dem Wappen von Mal- statt-Burbach.
St. Ingbert verdankt in Wirklichkeit sein Be¬
stehen einem heilig gesprochenen Eremiten und Missionar namens Ingbert (Jngobertus), der.
wahrscheinlich irländischer Abstammung, etwa um das Jahr 600 gekommen war, um das Land zu evangelifieren, nachdem er, wie der heilige Wendelinus, zuerst im fränkischen Gallien, lebte und wirkte.
St. Ingbert und das dazu gehörige Gebiet unterstanden stets dem Metzer Bistum, und zwar seit der um das Jahr 600 erfolgten Christianisierung bis zum Jahre1801. Das galt
auch von 1339 bis 1661, als das Gebiet weltlich,
d. h. politisch den Erzbischöfen und Kurfürsten von Trier gehörte. Von 1801 bis 1821 unter¬
stand St. Ingbert dem Trierer Bistum. Seit
1821 gehört es nun zum Bistum Speyer.
Sicher ist, daß die Farben des neuzeitlichen St. Jngberter Wappens sogewählt wurden, daß sie einesteils an die bayrischen Landesfarben weiß-blau erinnerten, und anderenteils die schwarz-weiß-roten Farben des im Jahre 1871 geschaffenen Deutschen Reiches wiedergaben.