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„Die Verfassung hat sich als zuverlässiger Kompass bewährt.“

Grußwort des Herrn Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler zur Verleihung der Verfassungsmedaille am 25. Juni 2016 im Dresdner Ständehaus

(Anrede)

Ich freue mich sehr, Sie im Ständehaus, wo einstmals sächsische Verfassungsgeschichte geschrieben wurde, zur Verleihung der Verfassungsmedaille begrüßen zu können.

Wir blicken in diesem Jahr in Sachsen auf eine jahrhundertealte Verfassungstradition zurück, die nicht immer Erfolgsgeschichte gewesen ist und uns gerade vor dem Hintergrund von vier Systemwechseln im 20. Jahrhundert zu denken geben muss.

Wenn wir nächstes Jahr das 25. Jubiläum der Verfassung von 1992 feiern können, dann verdanken wir das einem Text, der in einem Vierteljahrhundert nur ein einziges Mal – mit der Aufnahme des Neuverschuldungsverbots – novelliert worden ist.

Vor allem aber verdanken wir das den Menschen, die diesen Verfassungstext tagtäglich mit Leben erfüllt und sich Verdienste um die Verfassungswirklichkeit in Sachsen erworben haben.

Die Väter und Mütter unseres sächsischen Grundgesetzes hatten sehr früh ein Gespür dafür, dass die Verfassung mit allen ihren Intentionen

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nicht allein in den Gesetzbüchern wiedergefunden werden muss. Sie muss vielmehr eine starke Verankerung in der Bürgergesellschaft – und zwar in allen Bereichen des politischen und öffentlichen Lebens – finden.

Wie gut das uns bisher gelungen ist, stellt die Verleihung der Verfassungsmedaille seit zwei Jahrzehnten immer wieder eindrucksvoll unter Beweis.

Die Verfassung des Freistaates Sachsen, auf die sich die heutige Ehrung bezieht, wurde am 26. Mai 1992 im Festsaal der Dreikönigskirche, dem damaligen Tagungsorts des Landtags, mit großer Mehrheit verabschiedet.

Peter Schowtka ist damals wie ich selbst als Abgeordneter des Sächsischen Landtags mit dabei gewesen und wird sich wie alle sächsischen Parlamentarier der ersten Stunde noch gut an diesen Höhepunkt parlamentarischen Lebens erinnern können.

1997 – zum 5. Jahrestag der Verabschiedung der Verfassung – ist die Sächsische Verfassungsmedaille durch meinen langjährigen Amtsvorgänger Erich Iltgen zum ersten Mal verliehen worden.

Nachdem ich diese Tradition nach meiner Wahl zum Präsidenten des Sächsischen Landtags aufgenommen habe, bin ich einer ganzen Reihe von Weggefährten begegnet, die 1990 im Freistaat Sachsen Verantwortung übernommen haben.

Seit einiger Zeit stehen aber immer mehr Träger der Verfassungsmedaille bereits für eine nachfolgende Generation, die diese

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Verantwortung auf ihren eigenen Schultern weitertragen. Sie bauen – und das erfüllt mich mit Zuversicht – mit großem Erfolg auf den Leistungen der Staatsgründer und Verfassungsgeber von 1990 und 1992 auf.

Die Verfassung stand am Ende der friedlichen Revolution und am Anfang eines neuen sächsischen Staatsverständnisses, wie es das nie zuvor in unserer Landesgeschichte gab. Darin hat sie sich als ein zuverlässiger Kompass bewährt.

Sie wird weiterhin unser Kompass bleiben, weil die parlamentarische Demokratie ihre Kräfte bei der Gewährleistung von Föderalismus und Subsidiarität, Identität und Selbstbestimmung in einem starken Verfassungsstaat immer wieder erneuern muss.

Föderalismus statt Zentralismus ist das Gebot der Stunde, wenn es um die Zukunft der Europäischen Union, das Europa der Nationen und der Regionen und die Gestaltung der Demokratie in Sachsen, Deutschland und Europa geht.

Ich vertrete die Auffassung, dass der sächsische Staat aufgrund seiner Stellung innerhalb der östlichen Bundesländer und als Teil der neuen Mitte Europas eine aktive Rolle bei der Entwicklung der Demokratie für sich in Anspruch nehmen kann.

Dafür braucht es weit mehr als eine politische Kultur, in der sich selbstverständlich jeder an die verfassungsgemäßen Regeln zu halten hat. Es braucht Freiheit im Geistes- und Kulturleben, Gleichheit im

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Rechtsleben und letztendlich Solidarität im Sozialleben, um alle Menschen an den Erträgen unserer Wirtschaftskraft teilhaben zu lassen.

Dazu hat jeder Einzelne von Ihnen auf seinem politischen Arbeitsfeld und in seinem persönlichen Lebensbereich längst einen Beitrag geleistet, der heute mit der Verleihung der Sächsischen Verfassungsmedaille gewürdigt werden soll.

Sie haben beispielhaft bewiesen, dass Freiheit ihren Wert erst durch die Wahrnehmung von Verantwortung – sei es in der Kultur, der Wirtschaft oder der Politik, in der Rechtspflege oder bei der Aufarbeitung der Vergangenheit – gewinnen kann.

Sie haben nicht nur Mitstreiter gefunden, die diese Auffassung teilen konnten, sondern auf ihrem jeweils individuellen Weg in unserer Gesellschaft etwas bewirkt, das auch in Zukunft Bestand haben wird.

Daher ist es für mich heute wieder eine ganz besondere Ehre, die Verleihung der Sächsischen Verfassungsmedaille vorzunehmen. Als Zeichen der Anerkennung und Würdigung Ihrer Verdienste um die freiheitliche demokratische Entwicklung wird Ihnen diese hohe Auszeichnung des Freistaates Sachsen verliehen.

Ich freue mich sehr, Ihnen jetzt mit einigen Worten noch für Ihre besonderen Leistungen danken zu können.

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