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TECHNIK und WIRTSCHAFT

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TECHNIK und WIRTSCHAFT

M O N A T S C H R IF T D E S V E R E IN E S D E U T S C H E R IN G E N IE U R E / / V D I-V E R L A G G M B H / B E R L IN N W 7

JUNI 1 9 3 0 2 3 .J A H R G ./H E F T 6

Betriebswirtschaftliche Fragen

der Energiewirtschaft

V on P ro fe sso r D r.-In g . E. h . D r. phil. Robert Haas, Rheinfelden

Die E n e rg ie w irtsc h a ft is t ein ö ffen tlich er D ienst. D er K r a ftw ir t d ie n t nicht n u r sein em U nternehm en, so n d e rn d e r G esam theit. D as m u ß er sich stets vo r A u g e n halten. E r d ie n t aber d e r G esam theit am besten, w enn er d a fü r sorgt, d a ß sein eigenes U nternehm en in technischer, w irtschaftlicher u n d fin a n z ie lle r B e z ie h u n g in O rd n u n g ist. D ie V ielseitigkeit d e r A u fg a b e n b ed in g t g a n ze M ä n n er m it W eitblick u n d Ü bersicht, die durch K lu g h eit ihres H a n d eln s ih r eigenes U nternehm en u n d d as

G edeihen d e r von diesem abhängigen B etriebe z u fö rd e rn w issen.

Bedeutung der K ra ftw irts c h a ft

W äh ren d noch vor w enigen Jah rzeh n ten die B ew irt­

s c h a ftu n g d e r Sachen un d d es V erkehrs die H au p tro lle in H andel u n d W andel d er L änder spielte, sind in letzter Z eit die K raftw irtsch aft u n d v o r allem d ie S tro m w irt­

sch aft zu g rö ß te r B edeutung h eran g ew ach sen . Die ö ffen t­

lichen E lektrizitätsw erke sind zu einer S chlüsselindustrie g e w o rd e n ; denn die gelieferte K raft g e w ä h rt e rst die M öglichkeiten zur B eschäftigung von M enschen und zur E rz e u g u n g von G ü tern . Bis in die letzten V erzw eigungen d e s V ölkerlebens w irk t sich die H ilfe d es elektrischen S tro m es aus, so daß m an sich die K ulturw elt nicht m ehr ohne seine M itw irk u n g vorstellen könnte. Auf d e r Erde w erd en je tz t etw a 250 M rd. kW h im Ja h re erzeugt, die einen W e rt von m eh r als 10 M rd. RM d a rstellen ; das sind W erte, die die E n erg ie w irtsch aft m it in die erste Reihe d e r W irtsch a ftszw eig e rücken. Ü ber die B ew irtschaf­

tu n g d e r elektrischen A rbeit d arf d ah er einiges berichtet W erden.

Aufgaben der K raftw irte

M an kann h eu te die F ü h re r d e r W irtschaft bezeichnen als S achw irte, V erk eh rsw irte u nd K r a f t w i r t e . D am it d ie K raft auch nützlich sei, m u ß s i e g l e i c h ­ m ä ß i g , r e i c h l i c h , z u v e r l ä s s i g u n d p r e i s ­ w e r t g e l i e f e r t w e r d e n . Bei den g ro ß en W erken, die ganze L andesgebiete, G ro ß stä d te und Industriegebiete v e rs o rg e n , tr ä g t d e r K raftw irt eine h o h e V eran tw o rtu n g , allein schon d adurch, daß von der technischen Z u v erlä ssig ­ keit und L eistu n g sfäh ig k eit und vom w irtschaftlichen W ohlergehen seines K raftb etrieb es auch d as W ohlergehen d e r von ihm v erso rg te n U n tern eh m u n g en ab h än g t.

Sichere S trom lieferung

W ir fo rd erten , die S trom lieferung m üsse z u v e r ­ l ä s s i g sein. Die S i c h e r h e i t ist vielleicht w ich­

tig e r als die Billigkeit des Strom es. W enn die E lektri­

z itä t nich t reg elm äß ig vorh an d en , m ithin Industrie und G ew erbe zu gelegentlichen S tillständen gezw ungen w ären, s o w ürd en Ausfälle in d er G ü te re rz e u g u n g entstehen, die em pfindlichen w irtschaftlichen Schaden verursachten. So erlitte z. B. eine M aschinen- o d er A pparatefabrik, die m it einer A n trieb sleistu n g von etw a 1000 kW an ein E lek trizitätsw erk angeschlossen w äre, für jede S tunde B etriebsausfall einen Schaden von m ehr als 6000 RM.

E b en so w ürde eine Spinnerei gleicher A n trieb sg rö ß e in

einer S tunde etw a 1300 RM, und eine W eberei etw a 3500 RM an W arenausfall verlieren m üssen. Eine früher einm al d u rc h g e fü h rte R e c h n u n g 1) zeigte, daß ein Elek­

trizitätsw erk von etw a 30 000 kW L eistung, das ein erhebliches In d u strieg eb iet v e rso rg t, für jed e S tunde u n terb ro ch en er Strom lieferung einen Ausfall im W erte von m ehr als 40 000 RM bei seinen A bnehm ern herv o rru fen w ürde.

Aus diesen Ziffern g e h t w ohl ein d eu tig hervor, welch ü b errag en d e B edeutung die B etriebsicherheit d er S tro m ­ lieferu n g für die V olksw irtschaft hat. N icht m inder g ro ß ist seine w irtschaftliche B ed eu tu n g fü r d as K raftw erk selbst. Eine ö fters u n terb ro ch en e S tro m lieferu n g fü h rt zum Abfall d er besten K unden.

G leichm äßige S trom lieferung

A ber der Strom m uß nicht nu r stets v o rhanden sein, er soll auch g l e i c h m ä ß i g g eliefert w erden, d. h.

m it gleichm äßiger S pan n u n g und gleichm äßiger P erio d en ­ zahl. F ü r viele B etriebe ist die g enaue U m drehungszahl der A rbeitsm aschinen von g ro ß e r B ed eu tu n g ; dies gilt z. B. für das T ex tilg ew erb e und die P ap ierfab rik atio n . Auch die S p an n u n g m uß gleichm äßig sein, besonders da, w o elektrochem ische und elektrotherm ische F abriken vom Strom G ebrauch machen. Auch sonst sind Licht- und T o u ren sch w an k u n g en fast im m er unangenehm o d er g a r schädlich.

Billige S trom lieferung

D aß der Strom p r e i s w e r t sein soll, ist eine w ich­

tig e F o rd eru n g . W enn die F abriken den Strom zu teu er bezahlen sollen, so m üssen sie gegebenenfalls zu eigenem K raftantrieb schreiten, der bei kleineren V erhältnissen unw irtschaftlich ist und auf lange Jah re hinaus w e rt­

volles B etriebskapital bindet. In jedem Falle soll d er S tro m b ezu g vom E lektrizitätsw erk billiger sein, als es bei E ig en erzeu g u n g m öglich w äre. Die G e w e rb e tre ib e n ­ den m üssen darau f sehen, daß sie N utzen erzielen, denn oh n e diesen N utzen ist die E ntw icklung ihrer U nternehm en in F ra g e gestellt. Die S tro m v erso rg u n g soll diese E ntw ick­

lu n g fö rd ern u nd nicht hem m en, nicht nur im v o lk sw irt­

schaftlichen, son d ern auch im eigenen Interesse. M it der steig en d en E ntw icklung der A b n ehm erunternehm en ste ig t auch d e r S trom bedarf. D er Strom ist in vielen Fällen,

>) T . u. W . Bd. 19 (1926), H e f t 8, S. 211.

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H aas: B e trieb sw irtsch aftlich e Fragen d er E n e rgiew irtsch aft insbesondere bei elektrochem ischen und elektrotherm i-

schen V o rg än g en , eine A rt R ohstoff, dessen P reis von m aßg eb en d em Einfluß auf den E rtra g des U n te r­

n eh m en s ist.

W irtsch aftlich keit gegen S ich erh eit N un ste h t ab e r die S i c h e r h e i t des B etriebes

— w en ig sten s in e rs te r B etrac h tu n g — in einem gew issen G e g e n sa tz zur B i l l i g k e i t d es S trom es. U m einen sicheren B etrieb zu führen, h e iß t es doch, laufend G eld ­ m ittel in die V erb esseru n g en des W erkes zu stecken, um d ie A nlagen auf d e r H öhe ih rer L eistu n g sfäh ig k eit u nd Z u ­ v erlässig k eit zu h alten ; es m üssen u n b arm h erzig alle nicht m ehr voll b etrieb sfäh ig en T eile und E inrichtungen d u rch neue b ew äh rte ersetzt w erden.

In vielen Fällen ste h t auch die S icherheit in einem g ew issen W id ersp ru ch zur h öchsten W irtschaftlichkeit des U n tern eh m en s. Die E rzeu g u n g des S trom es, z. B. in D am pfw erken, kann o ft w irtsch aftlich er erfolgen, w enn m an die neuesten E rru n g en sch aften d er fo rtsch reiten d en T echnik, w ie es z. B. die A n w en d u n g h o h er D am pf­

d rü ck e, h o h e r D am p ftem p eratu ren u n d d ergleichen ist, sich zu eigen m ach t; diese allern eu esten E rru n g e n ­ schaften sind zw ar w irtschaftlicher, führen ab er noch m eist auf Jah re h in au s zu gew issen B etrieb sch w ierig ­ keiten. D enn die h o ch g e sp a n n te E n erg ie sucht sich nun einm al auf u n erw ü n sch ten B ahnen den W eg in die F re i­

h eit zu öffnen. So kön n te es leicht kom m en, d aß gem äß d em E n tw u rf zw ar die S tro m erze u g u n g auf die kW h g e re c h n e t b illig er w ü rd e, daß ab er d u rc h die v o rkom m en­

den B etrieb stö ru n g en die Sicherheit nachließe, w odurch d a n n sow ohl dem W erke selb st als auch d e r K undschaft N achteile u nd G eld v erlu ste en tstü n d en .

H ie r das R ichtige zu finden, also ab zuw ägen zw ischen d en V orteilen des h ö h eren W irk u n g sg rad es un d den N ach ­ teilen d er g e rin g e re n B etriebsicherheit, ist Sache des K raftw irtes, d er m it w irtschaftlichem T a k tg efü h l zu e n t­

sc h eid en h a t un d sich sein er V e ra n tw o rtu n g dabei b e ­ w u ß t sein m uß. Die S icherheit m uß allem v o ran g eh en , d as soll d e r W ahlspruch des B etriebsleiters sein. Er m u ß som it in jedem Falle seine B etrieb sein rich tu n g en auf dem h öchsten S tand d e r B rauchbarkeit halten, dam it w om öglich n iem als U n te rb re c h u n g e n in d e r S trom liefe­

r u n g e in treten . D as b ed in g t A usgaben, die zw ar w eise a n g e le g t sind, die a b e r den R ein ertrag des U n te r­

n eh m en s v erm in d ern , ln d e r R egel w erd en sich diese v o rs o rg e n d e n M aßnahm en jedoch bezahlt m achen.

E rzielung von N utzen und reichliche S tro m lie fe ru n g

N un h a t d e r K raftw irt noch die V erpflichtung, dafü r zu so rg en , daß sein U n tern eh m en einen au sreichenden G e w i n n b rin g t. D as scheint zunächst den F o rd e ru n g e n d e r P re isw ü rd ig k e it u n d d er B etrieb sich erh eit zu w id e r­

sp rech en . W enn er keinen G ew inn erzielte, so w ürde sein U n tern eh m en nicht k red itw ü rd ig und es fehlten ihm som it d ie n ö tig en M ittel zu den V erb esseru n g en und E rw e ite ru n g e n . Die E rw e ite ru n g e n des W erkes sind von nich t g e rin g e r B edeutung, denn die S tro m lieferu n g soll n ich t nu r sicher, zu v erlässig und p re isw e rt, sie m uß auch reichlich sein. Je d e r im V e rso rg u n g s g e b ie t a u ftre te n d e B edarf m uß sogleich g ed eck t w erden k önnen, denn so n st h in k t die w irtsch aftlich e E n tw ick lu n g d es V e rso rg u n g s­

g e b ie te s den B edürfnissen nach, u nd dem E lek trizitäts­

T E C H N I K U N D W I R T S C H fl F T

w erk sind selbst Fesseln a n g ele g t, die den eignen A uf­

s c h w u n g hem m en. D as b e d in g t für das U n tern eh m en fast stä n d ig n eue G eldm ittel, und d iese können m eistens nicht allein aus A bsch reib u n g en u nd R ückstellungen g ew o n n en , so n d ern es m uß vielm ehr in gew issen Z e ita b stä n d e n für n e u e s K a p i t a l g e s o rg t w erden.

W enn d as U n tern eh m en durch seinen g u te n E rtra g K redit g en ieß t, so w ird ihm die A ufnahm e von V o r­

schüssen o d er O b lig atio n en an leih en o d er die A usgabe ju n g e r A ktien m öglich sein. W enn jedoch d a s U n te r­

nehm en einen nicht ausreich en d en E rtra g b rin g t, so hat es keinen K redit, und niem and w ird ihm neu es G eld g eb en w ollen. D er K raftw irt m uß also nich t n u r sein U n tern eh m en durch B ereitstellu n g lau fen d er M ittel auf der H ö h e d e r T echnik u n d S icherheit h alten , e r m uß auch G ew in n erzielen u n d soll doch d ab ei einen billigen S trom liefern. D as ist die K unst des W irtsch a ften s, die er b esitzen und au sü b en soll, u nd w obei er sich so zu sag en in ein er stän d ig en Zw ickm ühle b efin d et, aus d e r ihn nur a n g e stre n g te s A rbeiten, N achdenken u n d kaufm än n isch es H andeln befreien kann.

Einfluß d er B enutzungsdauer

E ines d er b esten M ittel zur E rh ö h u n g d es E rtra g e s, d a s nicht viel G eld k o stet und der K undschaft nicht zur L ast fällt, ist die A u s d e h n u n g d e r B e n u t z u n g s ­ d a u e r d er E in rich tu n g en des W erkes. Ein g ro ß e r Teil d e r Jah resk o sten eines W erkes b e ste h t aus K apitaldienst, d. h. es m üssen Z insen bezahlt und A b sch reib u n g en und R ückstellungen e rw irtsc h a fte t w e rd e n ; dazu tre te n noch an d ere Jah resk o sten , die u n a b h ä n g ig von d e r M en g e d er verkauften A rbeit aufzuw enden sind. W enn das W erk m it seinen v o rh an d en en E in rich tu n g en eine m ö g lich st g ro ß e M enge Strom e rz e u g t u n d d iese sich n ach M ö g ­ lichkeit g leichm äßig ü b er die T a g e s- u n d Jah re sz e ite n v e r­

teilt, so fließen ihm erh ö h te E innahm en aus den gleichen K apitalien zu. G eeig n ete T arife, die die Spitzen in der B elastu n g m äß ig en und d eren T ä le r ausfüllen, w erd en d ab ei g u te D ienste leisten.

D er K raftw irt soll durch A bschluß b e so n d e re r V er­

trä g e zu billigen P reisen m ö g lich st viel N a c h tstro m v e r­

kaufen, d er die tiefen T ä le r d e r N a c h tb e la stu n g anfüllt, ohne daß hierbei erhebliche neue A usgaben en tstü n d e n . D a nun auch die W ärm ew irtsch aft eines D am pfw erkes um so b esser w ird, je g rö ß e r d er N u tz u n g sg ra d und die N u tz u n g sd a u e r seiner K essel, R o h rleitu n g en u n d M a ­ schinen w ird, so kom m en auch auf d er A u sg ab en seite E r­

sp arn isse zum V orschein, die den E rtr a g ste ig e rn . Ein ähnliches E rg eb n is -— allerdings in bescheidenerem M aße — kann gelegentlich auch d u rch die S p eich eru n g d er K raft in den S tunden des M an g els an A b n eh m erleistu n g g ew o n n en w erd en ; dabei dürfen zu solchen E in rich tu n g en nicht etw a K apitalien in d e ra rtig e m A usm aße a u fg e w a n d t w erden, daß d adurch d e r w irtsch aftlich e E rfo lg in F ra g e g e ste llt w ird.

Verkupplung

ln n e u e re r Z e it w erd en g ro ß e W erk e vielfach m it­

ein a n d e r v erk u p p elt, so d aß eines fü r d as a n d e re als R eserve au ftre te n kann. D adurch m üssen nicht in jedem einzelnen W erke R eserv eein rich tu n g en gesch affen w e rd e n , so n d ern es g e n ü g t, w enn fü r d a s G anze an irg e n d e in e r Stelle die n ö tig en H ilfsein rich tu n g en zur V e rfü g u n g steh en . Die V e rk u p p lu n g h a t den w eiteren V orteil, d aß m an in

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23. Jahrg. / Heft 6

JUNI 1930 H aas: B e triebsw irtschaftlich e Fragen d er E nergiew irtsch aft

Z eiten g e rin g e re n B edarfes den Strom aus W erken be­

ziehen kann, die ihn w irtschaftlicher erzeugen, so daß einzelne, w en ig er v o rteilh aft arb eiten d e W erke nur zu den m eist kurz d au ern d en Z eiten höheren und höchsten B edarfes laufen. W enn auch diese V erkupplung mit neuen K osten durch die E rb a u u n g von F ern leitu n g en u nd U m sp an n statio n en v erb u n d en ist, so kann doch h ier­

aus ein V orteil erw achsen, nam entlich dann, w enn für die G ru n d b e la stu n g B rennstoffe von g erin g erem W erte (B raunkohle, A bfallkohle, Schlam m kohle) zur V erfügung stehen. Bei g ro ß en S trom m engen d er G ru n d last bringt die E in sp aru n g von n u r B ruchteilen eines P fennigs für die kW h erhebliche G esam tersp arn isse.

W irtschaftliche Strom erzeugung und Benutzungsdauer

M an kann ü b rig en s sagen, daß es bei g u te r W irtschaft w en ig er d arau f ankom m t, den letzten zehnten Teil eines P fen n ig s bei der S tro m erze u g u n g zu ersparen, als viel­

m ehr d arau f, durch das d au ern d e H inw irken auf eine län g ere B en utzungsdauer den G esteh u n g sp reis des Strom es zu senken. D ies ist leichter, w en ig er kostspielig und viel a u sg ieb ig er in d er E rfo lg sw irk u n g . Die V erlän g e­

ru n g d er B en u tzu n g sd au er b ed in g t allerdings einen b e ­ harrlichen D ienst am K unden und eine kaufm ännische B eherrschung des Strom verkaufes. D iese M ühew altung ist bei W asserk raftw erk en noch m ehr vonnöten als bei D am pfw erken, weil bei jenen die B etriebskosten — p ra k ­ tisch g esp ro ch en — die gleichen sind, w elche M engen an Strom auch im m er verkauft w erd en ; w äh ren d bei D am pf­

w erken bei g e rin g e re r S tro m ab g ab e im m erhin auch B rennstoff e rs p a rt w ird. W asserk raftw erk e sollten so betrieb en u nd d e ra rtig m it and eren W erken gekuppelt sein, daß nahezu der letzte T ro p fen W asser n u tzb ar g em ach t w ird. D a die E lektrizität nicht w ie andere W aren auf L ager genom m en w erden kann, so sind die nicht erzeu g ten K ilow attstunden für alle Z eiten v erloren;

sie für die W irtsch a ft des W erkes und des Volkes n u tzb ar zu m achen, ist eine Pflicht.

Finanzen

D er K raftw irt m uß sich auch auf die R egelung der F inanzen seines W erkes v ersteh en . Er d arf nicht ohne Plan w irtschaften, sich die G elder nu r g erad e beschaffen, w enn d rin g en d e N o t h errsch t, w eil er so in eine u n e rfre u ­ liche A bhän g ig k eit von den G eld g eb ern gelangen k ö n n te;

d as w ird b eso n d ers d er Fall sein, w enn er ohne g e ­ nügende D urchfin an zieru n g b aut, od er w enn er die V er­

g rö ß e ru n g e n u n d V erb esseru n g en m it geliehenen kurz­

fristig en G eldern a u sfü h rt. D as ist eine leichtsinnige S chuldenw irtschaft, die in K risenzeiten zum V erfall seines U ntern eh m en s führen kann. Er sollte vielm ehr die E r­

w eiteru n g en un d V erb esseru n g en , sow eit er sie nicht aus den R ückstellungen und A bschreibungen e rw irt­

schaften kann, m it eigenem G eld (A ktien) oder durch die A usgabe von O bligationenanleihen oder langfristigen V orschüssen d urchzuführen suchen; das ist bei dem K a­

pitalm angel in D eutschland zw ar nicht leicht, es ist ab er auch nicht leichtsinnig. Es g ib t ja im m er Z eiten, in denen das G eld billiger ist, als in anderen. In diesen Z eiten fü r einen g en ü g en d en G eld v o rrat zu so rg en , w as nam entlich dann gelingen w ird, w enn das E rträg n is des

U n tern eh m en s erfreulich ist, b ed eu te t eine w eise V orsicht, die sich zum H eile des U ntern eh m en s ausw irken w ird.

S p a rs a m k e it

ln d er heu tig en Z eit ist es nicht richtig, für nur W ünschensw ertes g rö ß e re M ittel auszugeben, w enn auf anderem und billigerem W ege ähnliche E rg eb n isse zu erzielen sind. So kann m anchm al durch S p a n n u n g s­

reg u lato ren auf Ja h re hinaus eine befried ig en d e S pannung an den Enden d er N etze erreicht w erden, an Stelle von F ern leitu n g en , deren K osten bei w eitem höher sind. Auch ist es z. B. m eist m öglich, eine ältere D am pfanlage noch w eiter m it V orteil zu betreiben, w enn m an die E rzeu g u n g des Strom es durch den E inbau von K ontrollinstrum enten g u t ü berw acht. Bei einem dem V erfasser n ahestehenden U nternehm en w ird durch eine w issenschaftliche und s o r g ­ fältige B etriebsführung aus einem fast 20 Jah re alten D am pfw erk, das n u r zu r S pitzendeckung und R eserve­

stellung dient, aus w en ig er als 1 kg Steinkohle 1 kW h g ew onnen. Die Lasten des K apitals für eine N euanlage, ehe die alte abgeschrieben ist, sind oft g rö ß e r als die m öglichen E rsp arn isse an B rennstoffen. Auch hier kann die V erlän g eru n g d er B en utzungsdauer zu g rö ß eren E r­

folgen führen, als es eine nicht u n b ed in g t nötige N eu­

anlage verm öchte.

M enschenw irtschaft

Es w ürde im Sinne dieses A ufsatzes etw as fehlen, w enn m an nicht auch die B ew irtsch aftu n g der M enschen, die in d er strom liefernden Industrie arbeiten, erw ähnte.

Ein S trom lieferungsunternehm en trä g t, wie w ir schon b em erkt haben, g eg en ü b er d e r B evölkerung eine hohe V eran tw o rtu n g . Bei d er V erzw icktheit der W erke, Lei­

tu n g en und Schaltungen, dem unablässigen V erkehr mit einer sehr g ro ß en K undschaft, den m öglichen S törungen und U nfällen w ird eine A uslese d e r in den E lek trizitäts­

w erken beschäftigten M enschen zur Pflicht. Es sollen dies M änner sein, die sich d e r W ichtigkeit der A ufgabe, die sie zu erfüllen haben, b ew u ß t sind, die V e ran tw o rtu n g em pfinden und tra g e n können. Die M itarb eiter für das G efühl einer A rbeitsgem einschaft zu gew innen, ihnen stets bew u ß t zu halten, w elche V eran tw o rtu n g sie für das G anze tra g e n und ihnen die Lust zum D ienste am K unden beizubringen, ist eine d er A ufgaben des K raftw irtes.

Da man nun von M enschen, die in D um pfheit und Sorgen leben, nicht die letzte H in g ab e verlangen kann, so m üßte dieses P ersonal durch ausreichenden Lohn, gute L eistung und B elehrung, und eine dem höheren W erte seiner A rbeit en tsp rech en d e B ehandlung zu ein er g e ­ h obenen Klasse seines Standes erzogen w erden. Es sollen A rbeitsfriede und A rb eitsfreundschaft im Betriebe h e rr­

schen. Eine unglückliche F ehlschaltung kann m ehr B ar­

schaden bringen, als ein Lohnzuschlag für die M an n ­ schaft; vielfach handelt es sich auch um D ienste, die A ufm erksam keit und Pflichtgefühl v erlangen, weil sonst G efahren fü r das Leben und die G esu n d h eit dro h en . Von verschüchterten und v e rb itte rte n P ro letariern sind keine solchen L eistungen zu erw arten , w ohl ab er von M enschen, die sich ihres W ertes und des W ertes ihrer A rbeit bew ußt sind. M an teile den B etrieb so g u t ein, daß lieber w en ig er Leute, diese ab er in geh o b en er L ebensführung m it g rö ß eren A n forderungen an L eistung und P flich tb ew u ß tsein b e ­

sch äftig t w erden können. [660]

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H a lle r: F in an zfrag en d er deutschen E le k tro w irts c h a ft T E C H N I K U N O W I R T S C H A F T

Finanzfragen der deutschen Elektrowirtschaft

Von D r.-Ing. M a x Haller, B erlin-Siem ensstadt

D er z u n e h m e n d e n B e d e u tu n g d e r E le k tr iz itä t im W irtschaftsleben en tsp rich t auch d e r U m ­ fa n g u n d die stä n d ig e Z u n a h m e d es K a p ita ls, das so w o h l bei d e r E r z e u g u n g u n d Ver­

te ilu n g elektrisch en S tr o m s w ie auch bei d e r H e rste llu n g e le k tiisc h e r M aschinen u n d A p p a ra te ben ö tig t w ird. Die U ntersuchung, d ie sich a u f das vo rh a n d en e u n d d as f ü r E rw e ite ru n g e n erforderliche K a p ita l erstrecht, fü h r t z u dem E rg eb n is, d a ß fü r die g esa m te E le k tro w irtsc h a ft D eu tsch la n d s etw a 1 M rd. R M jä h rlic h neu angelegt w erd en m u ß . M it R ü cksich t a u f d ie in D eutschland vo rhandene K a p ita la rm u t u n d die d e m en tsp rech en d h o h e n Z in sen f ü r A n le ih e ­ ka p ita l im Lande ist tro tz d e r d rin g e n d n o tw en d ig en B ild u n g von E ig e n k a p ita l bis a u f w eiteres die H ilfe d es A u sla n d e s nicht zu en tb eh ren , die ein erseits in d e r F o rm d e r A u fn a h m e von A n le ih e n , an d erseits in d e r u n m ittelb a ren B eteilig u n g des A u s la n d e s an deutschen U n tern eh m u n g en erfo lg en ka n n . N eben den V ereinigten S ta a ten von A m e r ik a , d ie bisher vo rzu g sw eise a ls K ap ita lg eb er a u fg e tre te n sin d , w erden k ü n ftig auch a n d ere L ä n d er, in s ­ besondere E n g la n d , F rankreich, H olland, die Schw eiz u n d Sch w ed en in B etra ch t z u zieh en sein.

Die g ew altig e E ntw icklung der A n w en d u n g des elek­

trischen S trom es und dam it auch die E ntw icklung der U n tern eh m u n g en , die sich m it der S tro m erze u g u n g und -V erteilung beschäftigen, sow ie auch d erjen ig en , die sich der H erstellu n g von elektrischen M aschinen und A pparaten w idm en, h a t die F ra g e d er K apitalbeschaffung in der E lek trizitätserzeu g u n g und der E lek tro in d u strie in den V o rd e rg ru n d des In teresses gerückt.

Z a h le n ta fe M . Einig e Zah len der En twicklung

1925 1926 1927 1928

Zu­

nahme in vH seit 1925

Strom erzeugung in k W h . 2 0 " 3 2 1 " 2 2 5 " l 2 8 " 0 3 8 E lektrifizierung nach

Bahnkilom etern . . . . 9 4 8 9 8 7 1 1 3 8 1 4 0 6 4 8 T eleph onan schlüsse . . . 2 '5 8 8 2 ' 6 8 8 2 '8 1 5 2 ' 9 5 0 1 4 R u n d fu n k h ö r e r ... ' 7 8 0 1 '2 0 5 1 '6 3 6 2 '2 3 5 1 8 6 A u sfuh r in R M ... 3 5 6 ' 3 9 1 ' 4 4 1 ' 5 3 6 ' 5 0 B eschäftigte in der E lektro­

industrie ... ' 3 3 6

_ __

'3 9 0 1 6 E rzeu gu n g in der E lektro­

industrie in RM . . . 2 "4

— —

3 " 1 2 3 0 Z e i c h e n e r k l ä r u n g : ' 1 = 1 0 0 0 0 0 ; 1 ' = 1 M illio n ; 1" = 1 M illia rd e

D ie Frage der B etriebsform en

In n e u e ste r Z e it ist m ehrfach die F ra g e e rö rte rt w o r­

den, ob es nicht zw eckm äßig und n o tw en d ig sei, die S tro m v e rso rg u n g sb e trie b e , so w eit sie im Besitz der öffentlichen H an d sind, in priv atw irtsch aftlich e o d er g e ­ m ischtw irtschaftliche F o rm en überzuleiten, um d am it die öffentliche H an d von den im m er sch w ierig er w erdenden F ra g e n d er K apitalbeschaffung zu b efreien u n d auf d er ä n d ern Seite den öffentlichen V erw altu n g en flüssige M ittel zuzuführen.

Es soll hier nicht u n tersu ch t w erd en , w elche Be­

trieb sfo rm die zw eckm äßigste ist, ob rein kom m unal, g e ­ m ischtw irtschaftlich o d er privatw irtschaftlich, so n d ern es soll lediglich e rö r te rt w erden, w elche M ittel etw a jährlich n o tw e n d ig sind, um die B etriebe in ihrer L eistu n g sfäh ig ­ k eit zu erh alten und ihnen die M öglichkeit zu g eben, sich den g e ste ig e rte n B edürfnissen an zupassen. Es soll auch n icht die F ra g e b e rü h rt w erd en , w elche K apitalien ein­

m alig b e n ö tig t w erd en , um eine e tw a ig e U m w an d lu n g in eine an d ere B etriebsform vorzu n eh m en . Auch die W ege, auf denen solche Ä nderungen durch zu fü h ren sind, sollen h ier nicht d isk u tie rt w erd en . Es führen viele W ege zum Ziel, a b e r leid er laufen sie v o rläu fig noch im m er ü b e r das A usland, da d e r inländische K apitalm arkt zu schw ach ist, um auch n u r die d rin g e n d ste n B edürf­

n isse zu decken. Soviel ist sicher, d aß H o ld in g g esell­

schaften für solche Public U tilities vielleicht d as e rfo rd e r­

liche A k t i e n k a p i t a l aus dem deutschen K apitalm arkt ziehen können, daß sie ab er die w eiteren M ittel sich nur beschaffen können m it H ilfe ausländischer B eteiligungen u nd A nleihen aller A rt, die fü r eine solche H o ld in g ­ gesellschaft, die eine g ro ß e M enge von E lek trizitäts­

w erken — g u te oder w en ig er g u te — b esitzt, im a llg e ­ m einen w ahrscheinlich billiger zu hab en sein w erden als für ein einzelnes E lek trizitätsw erk . Eine solche Z u ­ sam m en fa ssu n g von E lek trizitätsw erk en in eine oder m ehrere g ro ß e G esellschaften h ä tte vielleicht auch den V orteil, daß die B estreb u n g en , die säm tlichen E le k triz itä ts­

w erke D eutschlands an eine S trom schiene anzuschließen o d er zu verkoppeln, u n te rstü tz t u nd g e fö rd e rt w ürden, B estrebungen, w ie sie vom R heinisch-W estfälischen Elek­

trizitätsw erk b ereits in au sg ed eh n tem M aß e ein g eleitet und beso n d ers von D r. Oscar von M iller p ro p a g ie rt w erden.

Die K ap italverh ältn iss e bei den E le k triz itä ts ­ w erken

Die vor kurzem erschienene V erö ffen tlich u n g des E n q u eteau ssch u sses ^ e n th ält se h r viel w ertv o lles M aterial für die B eurteilung d er K apitalfrage. N ach diesem Be­

richt haben sich die ein g eb au ten kW in den letzten Jahren wie fo lg t entw ickelt:

Zahlentafel 2. Z un ah m e d e r L e is t u n g s f ä h ig k e it in kW

1925 1926 1927 1928

Ö ffentliche B e tr ie b e ... 4 '4 5 '2 5 '7 6 '3 in vH m ehr gegen über dem

V o r j a h r ... 1 8 ,2 9 ,6 1 0 , 5 S e lb stv erb ra u ch er... 4 '4 4 ’4 4 '5 4 '8

in vH m ehr g egen ü b er dem

V o r j a h r ... 2 ,2 6 ,6 I n s g e s a m t ... 8 '8 9 '6 1 0 '2 l l ' l

in vH mehr g egen ü b er dem

V o r j a h r ... 9 6 ,2 8 ,8 Z e i c h e n e r k l ä r u n g 1 ' ---- 1 Million

Aus den Bilanzen von 21 g ro ß e n ö ffentlichen S tro m ­ erzeu g u n g su n te rn e h m u n g e n 2) e rg ib t sich als B uchw ert für die zur S tro m e rz e u g u n g u nd -V erteilung erfo rd erlich en A nlagen einschließlich e tw a ig e r W e rt-E rn e u e ru n g s k o n te n 800 R M /kW . A us den A n g ab en für 15 stä d tisc h e W erke m it einem G e sa m tle istu n g sv e rm ö g e n von 1,09 Mill. kW e rg ib t sich ein B uchw ert von rd . 780 R M /kW . D as ist d er g e g e n w ä rtig e W e rt d e r A nlagen.

1) D ie d e u ts c h e E l e k tr iz itä ts w ir ts c h a f t. V e r h a n d lu n g e r u n d B e r ic h te d e s U n te r a u s s c h u s s e s f ü r G e w e rb e . B e rlin 1930, E. S. M iltle r & S o h n .

2) B e r ic h t d e s E n q u e te - A u s s c h u s s e s S. 67.

(5)

23. Jahrg. / Heft 6

JUNI 1930 H a lle r: F in anzfragen d e r deutschen E le k tro w irts c h a ft

W enn Oscar von M iller in seinem G u tach ten ü b er die R e ic h s-E le k triz itä tsv e rso rg u n g 3) fü r die N euanlagen nur G60 RM an g ib t, so b eru h t dies d arauf, daß er entsprechend der ihm g estellten A ufgabe au ß er den K osten für die K raftw erke n u r diejenigen für die U n terv erteilu n g bis auf 60 000 V h e ru n te r au fstellt. N ach seinen B erechnun­

gen kosten im D urchschnitt d er nächsten Jah re einschließ­

lich 1935 die K raftw erke je kW 400 RM, L eitungen und T ran sfo rm a to re n sta tio n e n bis 60 000 V je kW 260 RM, G esa m tb e tra g 660 RM. Es fehlen hier eben die K osten für die w eitere V erteilu n g bis zum V erbraucher.

Aus den Zahlen der Z ahlentafel 2 über die e in g e­

b auten kW kan n m an noch keinen unm ittelbaren Schluß ziehen für das für die E rw eite ru n g en jährlich ben ö tig te N eukapital, denn die statistische V erm eh ru n g d er ein­

g eb au ten kW w ird nicht n u r durch neues K apital beschafft, sondern zu einem Teil aus verdienten A bschreibungen b e ­ stritten , die in neuen A nlagen, seien es M aschinen und A pparate, Kabel, L eitungen o d er G ebäude, a n g ele g t w er­

den. W enn beispielsw eise eine 100 000-kW -M aschine im ersten Jah re m it 10 vH abgeschrieben w urde, so w ürde m an th eo retisch 10 000 kW aus d er A bschreibung au f­

stellen können, so daß im nächsten Jahre die L eistu n g s­

fähigkeit des W erkes 110 000 kW b etrag en w ürde, w as in der Statistik ü b er die L eistungsfähigkeit d e r E lektrizi­

tätsw erk e zum A usdruck kom m en w ürde. Die A nlage hätte tro tzd em ab e r n u r den u rsp rü n g lich en W ert einer 100 000-kW -A nlage, da sie ja in dem Ja h r um den G e g e n ­ w ert von 10 000 kW ab geschrieben w ord en ist. W äre es m öglich und zw eckm äßig, jedes Ja h r 10 000 kW au f­

zustellen, so w ürden nach A blauf von 10 Jahren, zu w elcher Z eit die erste M aschinenanlage tatsächlich w egen V eraltung od er A bnutzung e n tfern t w erden m uß, w ieder 100 000 kW v orhanden sein, w äh ren d aber im Laufe dieser 10 Jahre die L eistungsfähigkeit des W erkes scheinbar fo rt­

g esetzt g estieg en w äre.

P raktisch liegen natürlich die V erhältnisse ganz anders, als hier an diesem th eo retisch en Beispiel d a r­

g eleg t. W enn m an ab e r den w irklichen K apitalbedarf für die im Laufe dieser 10 Jahre n o tw en d ig en E rw eiterungen ausrechnen will, so d arf m an sich ausschließlich an die Bilanzwerte d er U n tern eh m u n g en halten, nicht aber an die statistische L eistungsfähigkeit der W erke.

Die Anlagekosten

N e u a n l a g e n e rfo rd ern ab er g eg en ü b er den bis­

herigen B uchw erten erheblich höhere K osten. N ach dem Bericht des E nqueteausschusses w erden schon jetzt die g eg en w ärtig en K osten je kW bei W ärm ekraftw erken auf 1000 RM an g esetzt, w äh ren d sie fü r W asserkraftanlagen sogar bis auf 1600 RM steig en , davon kom m en 700 RM auf die S tro m v erteilu n g san lag e, der R estb etrag auf das K raftw erk selbst. Die K osten des letzten verteilen sich auf die einzelnen H a u p tan la g ep o sten in den verschiedenen Ländern gem äß Z ahlentafel 3.

N ach den A ngaben von D r. Richard Werner sind die A bw eichungen zw ischen D eutschland und Amerika in der H auptsache w ohl nur darau f zurückzuführen, daß die T re n n u n g zw ischen m aschinellem und elektrischem T eil verschieden a u fg efaß t w ird. In W irklichkeit ist wohl anzunehm en, daß keine nenn en sw erten U ntersch ied e v o r­

handen sind.

Bei den öffentlichen W erken spielt das S tro m v ertei­

lu n g sn etz eine sehr g ro ß e Rolle. Von 1000 RM Ge-

3) B e rlin 1930, V D I -V e r la g .

Zahlentafel 3. V e r te ilu n g d e r A n la g e k o s t e n auf die H a u p t t e i l e d e r G ro ß k ra ft w e rk e (in vH)

Grundscke Gebäudeund | Fundierungen Maschineller Teil Elektrischer Teil

D eutschland 1927 ... 2 33 35 30 Amerika

15 große neue W erke im D urch­

schnitt ... 2 36 40 22 Amerika

Durchschnitt für 100 von

1900 bis 1926 erbaute W erke 2 35 40 23

Q u e lle : D r. R i c h a r d W e r n e r , „ D ie E n tw ic k lu n g d e r T e c h n ik in D e u ts c h la n d a u f d em G e b ie te d e r ö ffe n tlic h e n E l e k tr iz itä tv e r s o r g u n g d e r N a c h k r ie g s z e it“ , im

B e ric h t d e s E n q u e te -A u s s c h u s s e s , S. 156

sam tk o sten /k W entfallen etw a 700 RM auf d as N etz. Bei den S elbstverbraucherw erken d ü rfte ein W e rt von, 300 RM für die S tro m v erteilu n g sn etze angem essen sein, so daß also für öffentliche E lektrizitätsw erke jedes kW N e u ­ anlage m it 1000 RM anzusetzen w äre g e g e n ü b e r 600 RM bei den S elbstverbraucherw erken. Die g e g e n w ä r t i ­ g e n B uchw erte, die fü r öffentliche E lektrizitätsw erke m it 800 R M /kW angenom m en w urden, w ären dann für Selbstverbraucher m it rd. 500 R M /kW einzusetzen. D er g e g en w ärtig e B uchw ert d er öffentlichen E lektrizitätsw erke m it 6,3 Mill. kW L eistung w ürde dem nach rd. 5 M rd. RM, d er d er S elbstverbraucheranlagen bei 4,8 Mill. kW rd.

2,4 M rd. RM, der G esam tw ert d es in der S tro m v erso r­

g u n g sw irtsch aft an g ele g ten K apitals also 7,4 M rd. RM betrag en .

K apitalaufw and fü r Erw eiterungen Es w ird nun zu u ntersuchen sein, in w elchem U m ­ fan g e bei den B etrieben jährlich für E rw eite ru n g en g e ­ so rg t w erden m uß, ab g eseh en von den n o tw en d ig en E r­

g än zu n g en d er W erke aus den norm alen A bschreibungen.

Bei 76 A ktiengesellschaften, deren G eschäftsjahr zw ischen dem 1. O k to b er und 31. D ezem ber beginnt, ist das arbeitende K apital nach A ngabe d e s S tatistischen J a h r­

buchs für das D eutsche Reich von 1929 (S. 340 ff.) von 1926 auf 1927 von 1,704 M rd. auf 1,896 M rd., also um 11 vH gestieg en . Nach M itteilungen des S tatistischen Jahrbuchs von 1928 (S. 446 ff.) ist bei 119 A ktiengesell­

schaften, deren G eschäftsjahr von Juli bis Ju n i läuft, das arbeitende K apital von 1925/26 auf 1926/27 von 2,1 M rd.

auf 2,7 M rd., also um 25 vH g estieg en . Bei 63 A ktien­

gesellschaften h at sich nach A ngabe des S tatistischen Jah rb u ch s für das D eutsche Reich von 1929 das A nlage­

kapital, das im Jahre 1926 1,395 M rd. b etru g , im Jahre 1927 auf 1,522 M rd. RM, also um 9,3 vH erh ö h t. Nach den V ierteljahrsheften zur S tatistik des D eutschen Reichs (1929 H eft 2) h at sich bei 114 A ktiengesellschaften das A nlagekapital 1926/27 auf 1927/28 um 9,5 vH erhöht.

Zahlen für frü h ere Jahre stehen nicht zur V erfü g u n g . B erücksichtigt m an aber, daß die Z unahm e an eingebauten K ilow att bei den öffentlichen E lektrizitätsw erken von 1925 auf 1926 18,2 vH , von 1926 auf 1927 9,6 vH , von 1927 auf 1928 10,5 vH b etrag en h a t (vgl. Z ahlentafel 2) und fern er die erw ähnte S tatistik von 119 A ktiengesellschaften, die ihr K apital in einem Ja h r so g ar um 25 vH e rh ö h t haben, so kann bei den öffentlichen E lektrizitätsw erken mit der N o tw en d ig k eit einer jährlichen M in d esterh ö h u n g von 10 vH d e r ein g eb a u ten kW -L eistung sicher g erech n et w erden.

(6)

H a lle r: F in an zfrag en d er d eutschen E le k tro w irts c h a ft T E C H N I K U N O W I R T S C H A F T

D as e rg ib t einen jährlichen Z uw achs an ein g eb a u ter L eistu n g von 630 000 kW , en tsp rech en d einem K apital­

au fw an d von 630 Mill. RM.

Bei den S elb stv erb rau ch ern h a tte sich die ein g eb a u te W e rk leistu n g im Ja h re 1927 n u r um 2,2 v H , im Jah re 1928 um 6,6 vH e rh ö h t (s. Z ahlentafel 2). D iese v e r­

hältn ism äß ig g e rin g e Z un ah m e d ü rfte d adurch zu e r­

klären sein, daß bei den S elb stv erb rau ch ern vielfach an Stelle von E rw e ite ru n g e n der A nschluß an öffentliche W erke g e w ä h lt w ird. Die A nnahm e einer Z unahm e von jährlich m in d esten s 3 vH = 14-1000 kW d ü rfte vielleicht an g em e ssen sein. Bei A nnahm e eines K ostpreises von 600 R M /kW w ü rd en dem nach bei S elb stv erb rau ch eran lag en fü r E rw e ite ru n g e n in H öhe von 144 000 kW jährlich 86 Mill. RM erforderlich sein. D ie jährliche N euanlage fü r die deutsche S tro m v e rso rg u n g w ird dem nach etw a 720 Mill. RM b etrag en .

D arü b er h inaus sind natü rlich auch noch, w ie oben a u se in an d erg esetzt, die A bschreibungen anzulegen, sow ie etw aig e nicht zur V erteilu n g g elan g te G ew inne und so n stig e v erd ien te, ab er nicht u n b e d in g t erforderliche R eserven.

A ufw and fü r Abschreibungen und U nterhaltung F ü r A bsch reib u n g en und U n te rh a ltu n g sind nach Oscar von M üler m indestens zu rech n en :

bei W asserk raftw erk en 2 vH

„ W ärm ek raftw erk en 6 „ fü r L eitu n g en 2 „

„ T ra n sfo rm a to re n 4 „

„ S ch altein rich tu n g en 4 „

„ G eb äu d e usw . 2 „

D iese Z ahlen sind eher zu n ie d rig als zu hoch a n ­ g en o m m en . M an w ird nicht fehlgehen, w enn m an im D u rch sch n itt für A bschreibungen und U n terh altu n g m in­

d esten s 5 vH an setzt, das w ü rd e bei 7,4 M rd. RM A n­

lag e 370 Mill. RM jährlich ausm achen, die zu r W e rt­

e rh a ltu n g a u ß e r den E rw e ite ru n g e n noch aufzuw enden sind un d v e rb a u t w erd en m üssen. Eine B elastung des K apitalm arktes tr itt a b e r h ierd u rch nich t ein. A llerdings ist hierbei zu b erücksichtigen, daß diese 370 Mill. RM m eist n ich t n u r dazu dienen, d en u rsp rü n g lich en W ert au frech tzu erh alten , so n d ern daß sie in gew issem U m ­ fan g e, w enn auch nicht bilanzm äßig, w e rterh ö h en d w irken, d a w en ig sten s bei M aschinen un d K esselanlagen häufig b essere un d leistu n g sfäh ig ere M aschinen un d A pparate b esch afft w erd en als sie dem Z u stan d e d er ab g esch rie­

benen M aschinen und A pparate entsprachen.

S tro m erzeugung und K apitalum schlag D ie S tro m e rz e u g u n g ist in stärkerem M aße g estieg en als die e in g e b a u te n kW . W äh ren d d ie e in g eb a u ten kW in den Ja h re n 1925 bis 1928 von 8,8 auf 11,1 Mill. kW , also um 27 vH g e stie g e n sind, ist die S tro m erze u g u n g von 20,3 M rd. kW h auf 28 M rd. kW h im Jah re 1928 g e ­ stieg en , w as einer Z u n ah m e von 38 vH en tsp rich t.

D as in den öffentlichen S tro m erze u g u n g san lag en a n ­ g e le g te K apital w ird n u r v erh ältn ism äß ig langsam u m ­ g esch lag en . G en au ere A ngaben finden sich fü r 63 Elek­

triz itä tsw e rk e (S tatistisches Jah rb u ch 1929 S. 344) m it a rb eiten d en M itteln von 1,395 M rd. RM für 1926, 1,522 M rd. RM für 1927. F ü r diese A ktiengesellschaften b e tru g d e r U m satz:

1926 1927

22,38 vH 24,07 vH d e r arb eiten d en M ittel.

A us dem A uslande liegen bezüglich d e r öffentlichen S tro m v e rso rg u n g w ertvolle V ergleichszahlen sow ohl für die V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o n A m e r i k a w ie auch fü r E n g l a n d vor. Beide L änder v erfü g en seit Jah ren üb er w ertvolle am tliche und p riv a te S tatistik en , die fü r beide L änder u n te r d er B ezeichnung „S tatistical A b stract“ v erö ffen tlich t sind. F ür E n g lan d kom m en außerdem noch die A ngaben d er BEAMA (T he B ritish E lectric and Allied M a n u fa c tu re rs’ A ssociation) in Be­

tra c h t. W ie sich aus den Z ah len tafeln 4 u n d 5 erg ib t, ist in den V erein ig ten S taaten die e in g eb a u te L eistu n g von 4,8 Mill. kW im Ja h re 1912 auf 24,4 Mill. kW im Jahre 1927 und auf 29,5 Mill. kW im Ja h re 1929 gestieg en . D ie S tro m erze u g u n g b e tru g 1912: 11 M rd. kW h, 1927:

71,3 M rd. kW h, 1929: 87 M rd. kW h. D as A n lag e­

kapital b e tru g 1912: 8,8 M rd. M, 1927: 37,3 M rd. RM, 1929: 45 M rd. RM. D er U m satz je kW b e tr u g 1912:

245 M, 1927: 317 RM. D er K apitalum schlag b e tru g 1912: 13,3 v H , 1927: 20,7 vH , 1929: 21„1 v H . Er b e­

w eg te sich seit 1927 im m er um etw a 20 v H , ist also g e ­ rin g e r als in D eutschland.

Zahlentafel 4. E le k triz it ä t s w ir t s c h a f t d e r V e r e in ig t e n S t a a t e n

(o h n e S e lb s tv e r b r a u c h e r u n d o h n e „ m u n ic ip a le “ W e r k e 1)

J a h r

Zahl der Werke Eingebaute kW Erzeugte kWh Ausnutzungs­ faktor vH3)

A n g e K ap ital i/5<u fcuocn C

e g te s (R M )2)

&

.<U

E in n a i (RA c/5QJ bc n

m en 4)

&

<u Kapita umschlag

1912 3659 4'8 i i " 26,2 8"8 1848 1"2 245 13,3

1917 4224 8'4 24"4 33,2 12"3 1464 2 " 243 16,6 1922 3774 13'4 3 8 ”4 32,7 1 7 ’’8 1324 4"1 309 23,3 1927 2137 24'4 71"3 33,4 37 "3 1529 7"7 317 20,7 1928 4) 2100 28' 78" 31,8 42" 1500 8 "8 314 21,0 1 9 2 9 4) 2000 29'5 87" 33,7 45" 1525 9"5 322 21,1

Z e i c h e n e r k l ä r u n g : l ' = l M illio n , 1 " = 1 M illia rd e .

„ C e n tr a l e le c tric s t a t io n s “ o h n e d ie S tro m f ü r S t ra ß e n b e le u c h tu n g , fis k a lis c h e G e b ä u d e u s w . lie f e r n d e n m u n ic ip a l s ta t io n s . E r f a ß t s in d s o m it rd . 95 v H d e r k W - L e i s tu n g a lle r „ c e n tr a l e le c tric s t a t i o n s “ . 2) V a lu e o f p la n t a n d e q u ip m e n t. 3) E r z e u g te k W h x 100 d iv id ie r t d u r c h e r z e u g b a r e k W h (k W x 8760 J a h r e s s tu n d e n ) . 4) G e s c h ä tz t.

Q u e lle : S ta tis tic a l A b s tr a c t 1 929 S. 369 ff.

F ü r E n g l a n d e rg ib t sich: 1924/25: 3,7 Mill. ein­

g e b a u te kW ; 1927/28: 5,3 Mill. ein g e b a u te k W ; 1924/25:

6 M rd. erzeu g te k W h ; 1927/28: 8,5 M rd. e rz e u g te kW h.

Das A nlagekapital b e tru g je kW : 1924/25 701 RM ; 1927/28 713 RM. D er K ap italu m sch lag b e tru g 1924 32,1 vH und ist von da ab g esu n k en bis au f 28,6 vH im Jah re 1927/28.

Zahlentafel 5. E le k t riz it ä t s w ir t s c h a f t Englan ds

( O h n e S e lb s tv e rb r a u c h e r )

J a h r

Zahl der Werke Eingebaute kW Erzeugte kWh Ausnutzungs­ faktor vH*) A n g e K a p ita c/5<v bu(/) n

e g te s (R M )

&

<u E in nai

(RA c/5

bcV) C

m en

4)

SS QJ Kapita umschlag

1921/22 3 "9

_

2"

_

722' 36

1922/23 473 3'1 4"5 16,6 2 "2 707 724' 234 32,9

1923/24 5 "3 2 "3 771' 33,5

1924/25 494 3'7 6" 18,5 2 "6 701 834' 225 32,1

1925/26 491 4’4 6 ”6 17,1 2"9 644 877' 199 30,2

1926/27 482 4'7 7" 17,0 3 "3 703 1"03 219 31,2 1927/28 490 5'3 8 ”5 18,3 3"8 713 1 "087 204 28,6

Z e i c h e n e r k l ä r u n g : l ’ = l M illio n , 1 " = 1 M illia rd e .

>) E r z e u g t e k W h X 100 d iv id ie r t d u r c h e rz e u g b a r e k W h ( k W x 8760 J a h r e s s tu n d e n ) .

Q u e lle : S ta tis tic a l A b s tr a c t 1930 S. 258/9.

(7)

23. Jahrg. / Heft 6

JUNI 1 9 3 0 H a lle r: F in an zfrag en d er deutschen E le k tro w irts c h a ft

Ausnutzung der A n lag e und S trom preise Von w esentlichem Einfluß auf die S trom preise ist die Ausnutzung- der A nlage in bezug auf die Zahl der Be­

n u tzu n g sstu n d en .

Zahlentafel 6. Be nutzungsstundenzahl d e r deu ts ch e n ö ffe n tlic h e n E le k t r i z it ä t s w e r k e mit mehr als 20' kWh

Ja h r e s e rz e u g u n g

Jahr

Eigenerzeugung in kWh

a | b

Eingeb. Leistung in kWh

a | b

Benutzun a

gsstunden b

1 9 1 3 1 ” 4 l " 3 '7 2 '6 9 1 9 8 5 1 9 3 5

1 9 2 0 5 " 5 3 "7 2 '2 1 '7 2 5 0 0 2 2 2 0

1 9 2 1 6 ” 7 4 ” 4 2 '6 2' 2 5 4 5 2 1 9 0

1 9 2 2 7 "3 5 " 3 '1 2 '3 2 3 4 5 2 1 2 0

1 9 2 3 6 " 7 4 " l 3 ' 2 '2 2 2 7 0 1 8 5 0

1 9 2 4 8" 5 " l 3 '5 2 '7 2 2 8 5 1 8 9 0

1 9 2 5 1 0 " 8 6 " 6 4 '3 3 '3 2 5 2 5 2 0 5 0

1 9 2 6 1 1 " 6 " 9 4 '8 3 '6 2 3 2 7 1 9 3 1

J a h r E in g e b a u te L e is tu n g k W

E r z e u g u n g k W h

A u s n u tz u n g s fa k to r vH

1 9 0 0 '2 3 " 1 4 0 7

1 9 1 3 2 '1 2 " 8 1 5 ,2

1 9 2 0 3 '5 5 " 5 1 8

1 9 2 4 4 ' 9 " 2 5 ,7

1 9 2 5 4 '5 9 ” 9 2 5 ,4

1 9 2 6 5 '2 1 0 ''2 2 5 ,1

1 9 2 7 5 '7 1 2 ''3 2 7 ,4

1 9 2 8 6 '3 1 4 " 2 2 5 ,6

26 vH , hat sich also nicht m ehr n en n en sw ert g eä n d e rt. Es w ird vielleicht auch in Z ukunft eine w esentliche Ä nderung nicht m ehr ein treten .

Z ahlentafel 8 zeig t die B enutzu n g sstu n d en zah l für verschiedene Länder.

Zahlentafel 8. Benutzungss tunden d e r ö ffentlichen Elek triz it ä tsw erk e, i n t e r n a t io n a l1)

Z e ic h e n e r k lä r u n g : '1 = 100 0 0 0 , 1 ' = 1 M illio n , 1" = 1 M illia rd e a) e in s c h lie ß lic h ; b ) a u s sc h lie ß lic h d e r I n d u s tr ie w e r k e u n d d e r h a u p ts ä c h lic h

d ie I n d u s tr ie b e lie fe r n d e n W e rk e

W ährend nach Z ahlentafel 6 noch im Jahre 1913 von den 8760 im Jah re m öglichen B etriebstunden, bezogen auf die volle L eistu n g sfäh ig k eit der W erke, n u r für 1985 Stunden Strom geliefert w ord en w ar, b e tru g die d u rch ­ schnittliche B enutzungsdauer im Jahre 1925: 2525 Stunden, im Jahre 1926: 2327 Stunden. Aus der Z ahlentafel e r­

g ib t sich, daß hauptsächlich die v erm ehrte B enutzung der E lektrizität in d er Industrie für die V erb esseru n g der A usnutzung m aß g eb en d w ar, w äh ren d die B enutzung der übrigen V erbraucherklassen w eniger zunahm . Diese s t ä r k e r e A u s n u t z u n g der A nlagen ist v o n g r o ß e r B e d e u t u n g f ü r d i e P r e i s p o l i t i k der W erke, da die G esam tsum m e d er A bschreibungen ja praktisch dieselbe bleibt, gleichgültig ob eine M a­

schine voll o d er nur zu einem Bruchteil ihrer L eistu n g s­

fähigkeit au sg en u tzt w ird, so daß also d er K apitaldienst je kW h sich bei zunehm ender B enutzung v errin g ert.

Zahlentafel 7 zeig t die E ntw icklung des so genannten A usnutzungsfaktors der öffentlichen E lektrizitätsw erke in D eutschland. D er A u sn u tzu n g sfak to r w ird erm ittelt durch Division der im Ja h re w irklich erzeugten kW h X 100 durch die H öchstzahl erzeu g b arer kW h (d. i. eingebaute kW x 8760).

Zahlentafel 7. Au snutzungsfaktor der öffentlic hen E le k triz it ä t s w e rk e in Deutsch land

K a n a d a ... 4050

N o r w e g e n ... 3100 2) I t a l i e n ... 3060

S c h w e i z ... 3020

V er. S t a a t e n ... 3000

S c h w e d e n ... 2920

D e u t s c h la n d ... 2200

F r a n k r e ic h ... 2150

B e l g i e n ... 2000

Ö s t e r r e ic h ... 1710

') B e ric h t d e s E n q u e te - A u s s c h u s s e s S e ite 260.

z) F ü r N o r w e g e n w e r d e n v o n a n d r e r S e ite w e s e n tlic h h ö h e r e Z a h le n a n g e g e b e n .

In teressan t ist in diesem Z usam m enhänge, daß in d e n ­ jenigen L ändern, die je Q u ad ratk ilo m eter die m eisten ein­

gebauten kW haben, auch die S trom verkaufspreise die billigsten sind. In d ieser B eziehung m arschiert, wie die Ü bersicht zeigt, die Schw eiz an d e r Spitze, d a sie seh r viele billig stro m erzeu g en d e W asserk raftan lag en h at und auch in der U m stellung der Bahnen auf elektrischen B e­

trieb am m eisten v o rg esch ritten ist.

Zahlentafel 9.

S tro m m a r k td ic h te (S tro m a b g a b e je km2 1 9 2 5 1))

S tr o m a b g a b e in k W h je km 2

D u r c h s c h n itts p r e is je k W h (R p fg .)

H o l l a n d ... '0 2 4 1 9 ,3 E n g l a n d ... '0 2 6 1 7 ,4 D e u t s c h la n d ... '0 2 6 1 5 Staat N ew Y o r k ... '0 5 7 9 ,3 S c h w e i z ... '1 0 2 4 ,8

Z e ic h e n e r k lä r u n g : '1 = 100 000, 1 ' = 1 M illio n , 1 " = 1 M illia rd e.

ln den Jahren von 1900 bis 1913 h a t sich die ein­

g e b au te L eistung verzehnfacht, die E rzeu g u n g verzw anzig­

facht, von 1913 bis 1928 die ein g eb au te L eistung v e r­

dreifacht, die E rzeu g u n g v erfünffacht. D er A u sn u tzu n g s­

fak to r stie g in den Jah ren 1900 bis 1913 von 7 auf 15 vH , in den Jah ren 1913 bis 1924 von 15 auf 26 vH und bleibt von da ab bis einschließlich 1928 fast u n v e rä n d e rt auf

Z e ic h e n e r k lä r u n g : '1 = 1 0 0 000

*) B e ric h t d e s E n q u e te -A u s s c h u s s e s S e ite 261.

Bei g rö ß e re r Strom m arktdichte fällt also infolge v e r­

hältnism äßig v errin g erten A ufw andes an K apital der P reis.

K ap italverh ältn iss e

in der elektro tech n isch en Industrie ln den elektrotechnische E rzeugnisse h erstellenden In­

d ustrien stellen sich die K apitalverhältnisse n atu rg em äß w esentlich anders. N ach d er B etriebszählung vom Juni 1925 w aren in d er elektrotechnischen Industrie um diese Z eit 336 000 A rbeiter und A ngestellte beschäftigt, ln einer vor einigen Jahren angestellten B e re c h n u n g 4) w urden als für einen B eschäftigten n o tw en d ig es K apital in einer der g rö ß ten elektrotechnischen U n tern eh m u n g en d u rch sch n itt­

lich 7000 RM für das Jah r 1925 festg estellt. D er U m satz je Kopf d er B eschäftigten b e tru g fü r das G esch äftsjah r 1924/25 in dem gleichen B etriebe 7200 RM. Auf die G esam tb eleg sch aft in D eutschland an g ew an d t, w ü rd e sich hieraus für das Jah r 1925 ein arb eiten d es K apital von 2,35 M rd. RM und ein G esam tum satz von 2,40 M rd. RM ergeben.

W enn der Z en tralv erb an d der deutschen elek tro tech ­ nischen Industrie in einer fü r die W eltw irtsch aftsk o n feren z verfaß ten M ono g rap h ie die Zahl m it n u r 2,1 M rd. a n ­

4) K a p ita l u n d A r b e it im I n d u s tr ie lle n B e trie b . V o lk s w irts c h a f tlic h e S tu d ie v o n M . H a l l e r . 2. A ufl. B e rlin 1926, J u liu s S p r in g e r . S. 11 ff.

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