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Sabine Böttcher ­ Christina Buchwald ­ Prof. Dr. Wolfhard Kohte ­

Wissenschaftliche Evaluation�

des Konzeptes

der Vernetzten Pflegeberatung im Land Sachsen-Anhalt

Berichtsteil I - Endbericht -

Dezember 2013

(4)

Inhaltsverzeichnis

Seite

Grafikverzeichnis 4

Tabellenverzeichnis

I. Einleitung und Methoden der Evaluation � 8�

1.1 ­ Einleitung

1.2 ­ Methoden und Instrumente der Evaluation 11­

II. Basisanalysen evaluationsrelevanter Sekundärquellen � 14�

2.1 ­ Analyse der Konzeption der Vernetzten Pflegeberatung in den einzelnen­

Landkreisen und kreisfreien Städten 14

2.2 ­ Analyse ausgewählte vorhandener Evaluationsstudien zur Pflegeberatung 17­

2.3 ­ Exkurs: Pflegeberatung privater Pflegeversicherungen in Sachsen-Anhalt 23­

2.4 ­ Kurzexpertise zu den rechtlichen Anforderungen der Pflegeberatung 24­

2.5 ­ Sekundärstatistische Auswertungen der Rahmenbedingungen des Landes­

Sachsen-Anhalt, der Landkreise und kreisfreien Städte 29­

III. Die Struktur der Beratungsstellen der Vernetzten Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt 35�

3.1 ­ Lage, Erreichbarkeit und Barrierefreiheit der Beratungsstelle 37­

3.2 ­ Die Mitarbeiter/-innen in den Beratungsstellen 45­

3.3 ­ Allgemeine Beratung zur Pflege 49­

3.4 ­ Individuelle Beratung zur Pflege 56­

3.5 ­ Formen und Wege der Beratung 61­

3.6 ­ Partner der Beratungsstellen im Rahmen der Vernetzten Pflegeberatung 65­

IV. Die Sicht der Mitarbeiter/-innen � 68�

4.1 ­ Die Befragten – Sozialdemografie und Beratungsaufgaben 68­

4.2 ­ Mitarbeiter/-in: Fort- und Weiterbildungen zum Thema Pflege und Pflegeberatung 74

4.3 ­ Zugang zur Pflegeberatung 82­

4.4 ­ Allgemeine bzw. erste Pflegeberatung 89­

4.5 ­ Individuelle Pflegeberatung 96­

4.6 ­Kooperation und Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren 106­

4.7 ­ Veränderungen, Verbesserungen und Unterstützungsbedarfe 115­

4.8 ­ Dokumentation der Pflegeberatung 120­

4.9 ­ Kenntnis und Erfassung guter Beispiele 122­

V. Die Sicht der Pflegebedürftigen, Angehörigen, Betreuer/-innen, Nachbar/-innen, ... 125�

5.1 ­ Sozialdemografie der Befragten 125­

5.2 ­ Pflegedemografie der Betreuungs- und Pflegebedürftigen 127­

5.3 ­ Erste Pflegeberatung 127­

5.4 ­ Beratungsinstitutionen, Beratungsorte und Beratende 129­

5.5 ­ Beratungsgründe 132­

5.6 ­ Zugang zur Beratung 134­

5.7 ­ Zufriedenheit mit der Pflegeberatung und Beratungsqualität 136­

(5)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht Inhaltsverzeichnis

VI. Zusammenführung der Ebenen 140�

6.1 Steuerung der Beratung 140­

6.2 Zielgruppenerreichung 151­

6.3 Der Beratungsprozess 153­

6.4 Die Beratungsqualität 154

6.5 Individuelle Wirkungen 160­

6.6 Strukturelle Wirkungen 162­

VII. Zusammenfassung und Ausblick 166�

7.1 Eine zusammenfassende Bestandsaufnahme 167­

7.2 Weiterführende Handlungsfelder 169­

Literaturverzeichnis 176­

Verzeichnis der Homepages 178­

Berichtsteil II:

Der Anhang 8.1 bis 8.3 findet sich im Berichtsteil II.

VIII. Anhang

8.1 Erhebungsinstrumente 180�

Strukturerhebungsbogen 180­

Fragebogen: Mitarbeiter/-innen der Beratungsstellen 187­

Fragebogen: Pflegebedürftige, Angehörige, Betreuer/-innen, Nachbar/-innen,... 200­

8.2 Tabellenbände 205�

Strukturerhebung 205­

Befragung der Mitarbeiter/-innen 222­

Befragung der Pflegebedürftigen, Angehörigen, Betreuer/-innen, Nachbar/-innen, ... 257­

8.3 Rahmenvereinbarung 266�

Berichtsteil III:

Der Anhang 8.4 befindet sich im Berichtsteil III.

8.4 Regionaldifferenzierung 276�

Kreisfreie Städte­

Dessau-Roßlau 277­

Halle/Saale 310­

Magdeburg 346­

Landkreise­

Altmarkkreis Salzwedel 379­

Landkreis Anhalt-Bitterfeld 412­

Landkreis Börde 445­

Burgenlandkreis 478­

Landkreis Harz 511­

Landkreis Jerichower Land 544

Landkreis Mansfeld-Südharz 556­

Landkreis Saalekreis 591­

Salzlandkreis 622­

Landkreis Stendal 656­

Landkreis Wittenberg 689­

(6)

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Grafikverzeichnis�

Seite�

Grafik 1: Die Altersverteilung (31.12.2010) 29­

Grafik 2: Prozentuale Verteilung der Pflegebedürftigen nach den Pflegestufen 30­

Grafik 3: Geschlechterstruktur der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt 30­

Grafik 4 : Altersstruktur der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt 31­

Grafik : Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt 32­

Grafik 6: Betreuungsstruktur der Pflegebedürftigen in Sachsen-Anhalt 33­

Grafik 7: Struktur der Pflegegeldempfänger/-innen ohne Kombinationsleistungen 34­

Grafik 8: regionale Verteilung der Beratungsstellen und Teilnahme an der Evaluation 36­

Grafik 9: Lage der Beratungsstellen nach Regionalstruktur 37­

Grafik : Lage der Beratungsstellen nach Regionalstruktur 38­

Grafik 11: Erreichbarkeit der Beratungsstellen nach Regionalstruktur 38­

Grafik 12: Erreichbarkeit der Beratungsstellen nach Träger der Beratungsstelle 39­

Grafik 13: Einschätzung der Erreichbarkeit der Beratungsstellen und Regionalstruktur 41­

Grafik 14: Einschätzung der Erreichbarkeit der Beratungsstellen und Trägerschaft 42­

Grafik : Zugangserleichternde Ausstattung der Beratungsstellen und Regionalstruktur 42­

Grafik 16: Zugangserleichternde Ausstattung der Beratungsstellen und Trägerschaft 43­

Grafik 17: Zugangserschwerende Ausstattung der Beratungsstellen und Regionalstruktur 44 Grafik 18: Zugangserleichternde Ausstattung der Beratungsstellen und Trägerschaft 44 Grafik 19: Anteil der Pflegeberater/-innen an allen Mitarbeitern/-innen 45­

Grafik : Ausbildung bzw. Qualifikation der Mitarbeiter/-innen und Regionalstruktur 46­

Grafik 21: Ausbildung bzw. Qualifikation der Mitarbeiter/-innen und Trägerschaft 47­

Grafik 22: Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeiter/-innen und Regionalstruktur 48­

Grafik 23: Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeiter/-innen und Trägerschaft 48­

Grafik 24: Inanspruchnahme allgemeiner Beratung und Regionalstruktur 50­

Grafik : Inanspruchnahme allgemeiner Beratung und Trägerschaft 50­

Grafik 26: Gründe der Inanspruchnahme allgemeiner Beratung 52­

Grafik 27: Inanspruchnahme individueller Beratung und Regionalstruktur 56­

Grafik 28: Inanspruchnahme individueller Beratung und Trägerschaft 57­

Grafik 29: Gründe der Inanspruchnahme individueller Beratung 57­

Grafik : Formen der Beratung und Information nach Regionalstruktur 61­

Grafik 31: Formen der Beratung und Information und Trägerschaft 61­

Grafik 32: Wege für Beratung und Information nach Regionalstruktur 62­

Grafik 33: Wege für Beratung und Information und Trägerschaft 62­

Grafik 34: Orte der persönlichen Beratung nach Regionalstruktur 63­

Grafik : Orte der persönlichen Beratung und Trägerschaft 64­

Grafik 36: Partner der Zusammenarbeit nach Regionalstruktur 66­

Grafik 37: Partner der Zusammenarbeit und Trägerschaft 67­

Grafik 38: höchster Bildungsabschluss nach Regionalstruktur 70­

Grafik 39: Höchster Bildungsabschluss und Trägerschaft 70­

Grafik : Aktuelles Aufgabengebiet nach Regionalstruktur 71­

Grafik 41: Aktuelles Aufgabengebiet und Trägerschaft 72­

Grafik 42: Aktuelle Beschäftigung nach Regionalstruktur 72­

Grafik 43: Aktuelle Beschäftigung und Trägerschaft 73­

Grafik 44: Anzahl der Fortbildungen seit 2009 nach Regionalstruktur 74 Grafik : Anzahl der Fortbildungen seit 2009 nach Träger der Beratungsstelle 75­

(7)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht Grafikverzeichnis

Grafik 46: Inhalt der Fortbildungen seit 2009 und Regionalstruktur 76­

Grafik 47: Inhalt der Fortbildungen seit 2009 und Trägerschaft 77­

Grafik 48: Zeitpunkt der letzten Fortbildungen und Regionalstruktur 78­

Grafik 49: Zeitpunkt der letzten Fortbildungen und Trägerschaft 79­

Grafik 50: Notwendigkeit der Weiterbildung und Regionalstruktur 80­

Grafik 51: Notwendigkeit der Weiterbildung und Trägerschaft 80­

Grafik 52: Wunsch nach Fortbildung und Regionalstruktur 81­

Grafik 53: Wunsch nach Fortbildung und Trägerschaft 81­

Grafik 54: Kunden-Zugangswege zur Pflegeberatung und Regionalstruktur 82­

Grafik 55: Kunden-Zugangswege zur Pflegeberatung und Trägerschaft 83­

Grafik 56: Berater-Zugangswege zur Pflegeberatung und Regionalstruktur 84­

Grafik 57: Berater-Zugangswege zur Pflegeberatung und Trägerschaft 85­

Grafik 58: Beratungsklientel nach Regionalstruktur 86­

Grafik 59: Beratungsklientel und Trägerschaft 87­

Grafik 60: Stellenwert der Beratungsangebote und Regionalstruktur 88­

Grafik 61: Stellenwert der Beratungsangebote und Trägerschaft 88­

Grafik 62: Durchführungsort allgemeiner Pflegeberatung nach Regionalstruktur 89­

Grafik 63: Durchführungsort allgemeiner Pflegeberatung und Trägerschaft 89­

Grafik 64: Gründe für eine erste Beratung 90­

Grafik 65: Inanspruchnahme der ersten Pflegeberatung und Regionalstruktur 92­

Grafik 66: Inanspruchnahme der ersten Pflegeberatung und Trägerschaft 92­

Grafik 67: Durchschnittliche Tätigkeiten in der allgemeinen Pflegeberatung und­

Regionalstruktur 93­

Grafik 68: Durchschnittliche Tätigkeiten in der allgemeinen Pflegeberatung und Trägerschaft 94 Grafik 69: Häufigkeit von Mehrfachterminen in der allgemeinen Pflegeberatung und­

Regionalstruktur 95­

Grafik 70: Häufigkeit von Mehrfachterminen in der allgemeinen Pflegeberatung und Trägerschaft 95­

Grafik 70: Fallmanagement als Aufgabenbereich und Regionalstruktur 96­

Grafik 71: Fallmanagement als Aufgabenbereich und Trägerschaft 96­

Grafik 72: Durchführungsort individueller Pflegeberatung und Regionalstruktur 97­

Grafik 73: Durchführungsort individueller Pflegeberatung und Trägerschaft 98­

Grafik 74: Mehrfachtermine in der individuellen Pflegeberatung und Regionalstruktur 99­

Grafik 75: Inanspruchnahme der individuellen Pflegeberatung und Trägerschaft 101­

Grafik 76: Berater/-innen nach Regionalstruktur 101­

Grafik 77: Zusammenarbeit und Partner bei individuellen Versorgungsplänen und­

Regionalstruktur 102­

Grafik 78: Mehr Zusammenarbeit und Partner bei individuellen Versorgungsplänen­

nach Regionalstruktur 103­

Grafik 79: Zeitpunkt der Erstellung von Versorgungsplänen und Regionalstruktur 104­

Grafik 80: Rhythmus der Begleitung der Umsetzung von Versorgungsplänen nach­

Regionalstruktur 105­

Grafik 81: Form der Begleitung der Umsetzung von Versorgungsplänen und Regionalstruktur 106­

Grafik 82: Zusammenarbeit nach Regionalstruktur 107­

Grafik 83: Zusammenarbeit und Trägerschaft 107­

Grafik 84: Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren 108­

Grafik 85: Kooperation = nicht Aufgabengebiet und Regionalstruktur 109­

Grafik 86: Kooperation = nicht Aufgabengebiet und Trägerschaft 110­

Grafik 87: Kooperation = Aufgabengebiet und Regionalstruktur 110­

(8)

Grafik 88: Kooperation = Aufgabengebiet und Trägerschaft 111­

Grafik 89: Aufgaben aus der Kooperation und Regionalstruktur 112­

Grafik 90: Aufgaben aus der Kooperation und Trägerschaft 113­

Grafik 91: Unterstützung in der Arbeit und Regionalstruktur 115­

Grafik 92: Unterstützung in der Arbeit und Trägerschaft 116­

Grafik 93: Ansprechpartner/-innen und Regionalstruktur 116­

Grafik 94: Ansprechpartner/-innen und Trägerschaft 117­

Grafik 95: Unterstützungsmaßnahmen und Regionalstruktur 118­

Grafik 96: Unterstützungsmaßnahmen und Trägerschaft 118­

Grafik 97: Unterstützungsmaßnahmen und Regionalstruktur 119­

Grafik 98: Unterstützungsmaßnahmen und Trägerschaft 119­

Grafik 99: Dokumentation und Regionalstruktur 120­

Grafik 100: Dokumentation und Trägerschaft 120­

Grafik 101: Form der Dokumentation und Regionalstruktur 121­

Grafik 102: Form der Dokumentation und Trägerschaft 122­

Grafik 103: Kenntnis guter Beispiele und Regionalstruktur 122­

Grafik 104: Kenntnis guter Beispiele und Trägerschaft 123­

Grafik 105: Erfassung guter Beispiele und Regionalstruktur 123­

Grafik 106: Erfassung guter Beispiele und Trägerschaft 124­

Grafik 107: Differenzierung der Personengruppe 125­

Grafik 108: Geschlechterverteilung 126­

Grafik 109: Altersverteilung 126­

Grafik 110: Pflegestufe der betreuungs- bzw. pflegebedürftigen Person 127­

Grafik 111: Zeitpunkt der ersten Pflegeberatung 128­

Grafik 112: Zeitpunkt der ersten Pflegeberatung und Altersgruppe 128­

Grafik 113: Institutionen der Pflegeberatung 129­

Grafik 114: (ausgewählte) Institutionen der Pflegeberatung nach Zielgruppen 130­

Grafik 115: Beratungsorte 130­

Grafik 116: Beratungsorte nach Zielgruppen 131­

Grafik 117: Berater/-innen 131­

Grafik 118: Gründe für Pflegeberatung 132­

Grafik 119: (ausgewählte) Gründe für Pflegeberatung nach Zielgruppen 133­

Grafik 120: spezifische Pflegesituationen 134­

Grafik 121: Zugangswege zur Pflegeberatung 134­

Grafik 122: Zugangswege zur Pflegeberatung nach Zielgruppen 135­

Grafik 123: Homepage der Vernetzten Pflegeberatung 136­

Grafik 124: Erwartungen an die Pflegeberatung 136­

Grafik 125: erfüllte Erwartungen und Zufriedenheit 137­

Grafik 126: Zufriedenheiten mit verschiedenen Bereichen der Beratung 137­

Grafik 127: Informationsgrad der Pflegeberatung 138­

Grafik 128: Unterstützungsgrad der Pflegeberatung 138­

Grafik 129: Organisationsstruktur der Vernetzten Pflegeberatung Sachsen-Anhalts 144

(9)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis�

Seite�

Tabelle 1: Verteilung der Pflegebedürftigen nach Pflegeleistung 29­

Tabelle 2: Träger der Beratungsstellen und Regionalstruktur 36­

Tabelle 3: Erreichbarkeit der Beratungsstellen: Parkplätze 39­

Tabelle 4: Erreichbarkeit der Beratungsstellen: Bushaltestellen 40­

Tabelle 5: Erreichbarkeit der Beratungsstellen: Straßenbahnhaltestellen 40­

Tabelle 6: Erreichbarkeit der Beratungsstellen: Bahnhof 41­

Tabelle 7: Geschlecht der Befragten 69­

Tabelle 8: Alter der Befragten 69­

(10)

I.

Einleitung und Methoden der Evaluation�

1.1 Einleitung

Das Bundesministerium für Gesundheit hat zu Beginn des Jahres 2008 den Entwurf eines Gesetzes “zur strukturellen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung (Pflege- Weiterentwicklungsgesetz PfWG)” vorgelegt. Die Bundesregierung will damit auf die immer älter werdende Gesellschaft reagieren und hat das Gesetz als „Pflegereform 2008“ zum 01.Juli 2008 beschlossen und eingeführt. Mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz wurde damit der rechtlich geschützte Anspruch auf eine individuelle, den persönlichen Bedürfnissen entsprechende Pflegeberatung verankert.

Darüber hinaus wurde mit der Pflegereform 2008 die Schaffung von Pflegestützpunkten bzw.

vergleichbaren Strukturen beschlossen. Damit sollte vor allem der hohen Komplexität und der schwierigen Überschaubarkeit, die mit dem Thema Pflege und der damit einhergehenden Anforderungen verbunden ist, Rechnung getragen werden. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bedürfen eines leichten Zugangs zur Pflegeberatung und anschließend strukturierte und übersichtliche Informationen, die gleichzeitig ihre individuelle Situation berücksichtigen.

Die Wahl der strukturellen und organisatorischen Umsetzung der Pflegeberatung konnte länderspezifisch gewählt werden. Bis auf die Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt haben sich alle Bundesländer für die Errichtung von Pflegestützpunkten entschieden.

Mit der Schaffung dieser Strukturen spielt es erstmalig keine Rolle, in welcher Pflegekasse die Pflegebedürftigen versichert sind, denn bis zu diesem Zeitpunkt wurden in den Geschäftsstellen der Kranken-/Pflegekassen ausschließlich die Mitglieder der jeweiligen Kasse beraten.

Der zumeist gewählte Weg: Pflegestützpunkte

Fast alle Bundesländer haben sich für die Schaffung von Pflegestützpunkten entschieden. Die Pflegestützpunkte sollen eine bürgernahe Anlaufstelle mit umfassender präventiver, pflege- und sozialorientierter Beratung sein und wenn nötig auch der Begleitung von Betroffenen und deren Angehörigen dienen. Dazu arbeiten in den Pflegestützpunkten Pflegeberater/-innen der Kranken- und Pflegekassen mit den Mitarbeiter/-innen der Altenhilfe und der Sozialhilfe der kreisfreien Städte und Landkreise zusammen. Als vorrangiges Ziel steht die umfassende, unabhängige und neutrale Beratung der Pflegebedürftigen und Angehörigen im Fokus.

Daneben steht die Zielstellung, alle notwendigen Beratungsstrukturen „unter einem Dach“ zu finden, Kompetenzen zu bündeln und Wege zu vermeiden.

(11)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht I. Einleitung und Methoden

Ein anderer Weg: Die Vernetzte Pflegeberatung (VPB)

Sachsen-Anhalt und Sachsen lehnten vor allem zur Vermeidung des Aufbaus von Doppelstrukturen und den damit verbundenen Kosten die Einrichtung von Pflegestützpunkten ab und haben sich für einen anderen Weg entschieden. Beide Bundesländer setzten auf die Vernetzung der vorhandenen Pflege- und Sozialberatungsstellen und haben keine Pflegestützpunkte errichtet, sondern eine „vernetzte Pflegeberatung“ aufgebaut. Das Ziel der Vernetzten Pflegeberatung besteht darin, bestehende Strukturen zu nutzen und auszubauen und die darin eingebundenen Akteure miteinander zu vernetzen sowie neue Partner zu gewinnen und einzubinden. Pflegekassen und kreisfreie Städte bzw. Landkreise sollen mit anderen Partnern wie Pflegeeinrichtungen oder Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten. Die Pflegeberatung findet weiterhin bei den Pflegekassen und kreisfreie Städte bzw. Landkreise als den Kostenträgern statt. Speziell dafür geschultes und ausgebildetes Pflegeberatungspersonal gibt dem Pflegebedürftigen oder Angehörigen Informationen zu Leistungen der Pflegeversicherung und der Kommunen und vermittelt ggf. an weitere Einrichtungen, Leistungsträger oder Ansprechpartner/-innen. Zusätzlich soll im Rahmen der Vernetzten Pflegeberatung auch eine präventive Beratung von Personen, die noch nicht von Pflege bzw.

Pflegeverantwortung betroffen sind, erfolgen.

Durch die vernetzte Pflegeberatung stehen den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen im Land Sachsen-Anhalt - unabhängig von ihrer Kassenzugehörigkeit - landesweit um die 200 Beratungsstellen zur Verfügung. "Gerade das halte ich für sehr sinnvoll", sagte Sozialminister Norbert Bischoff am 07.09.2010.

Die Pflegekassen sind vor allem auf der Grundlage der §§7 und 7a SGB XI zur allgemeinen Aufklärung und Beratung sowie zur individuellen Pflegeberatung gesetzlich verpflichtet. Dabei umfasst diese gesetzlich geforderte Beratung sowohl die Aufklärung und Beratung der Versicherten zu einer gesunden, der Pflegebedürftigkeit vorbeugenden Lebensführung als auch die individuelle Beratung und Hilfestellung bei eingetretener oder sich abzeichnender Pflegebedürftigkeit, inklusive der Erstellung eines Versorgungsplanes, der auf die individuelle Lebenssituation des betroffenen Pflegebedürftigen abgestimmt ist.

Die kreisfreien Städte und Landkreise haben per Gesetz keine Zuständigkeit für den Bereich Pflege, sondern ausschließlich eine Beratungspflicht im Rahmen der gesetzlichen Daseinsvorsorge. Trotzdem werden eine Vielzahl an Hilfsangeboten unterbreitet wie Fahrdienste, Beratung zu Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen für verschiedene Fragestellungen des Lebens, zu denen auch die Betreuung und Pflege von Angehörigen gehört.

Die Belange der älteren Bevölkerung werden vor allem über Seniorenbeauftragte, Gleichstellungsbeauftragte und Seniorenvertretungen in die kommunalen Entscheidungs- und Verantwortungsstrukturen eingebracht. Vor allem innerhalb dieser Strukturen arbeiten die kreisfreien Städte und Landkreise auch über die Sicherung der Daseinsvorsorge nach SGB XII, die durch die Sozialämter geleistet wird, mit den Beratungsstellen der Pflegekassen zusammen.

In dieser Evaluationsstudie zur Vernetzten Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt geht es vor allem um die Frage, ob die Vernetzte Pflegeberatung Sachsen-Anhalts den geforderten gesetzlichen Bestimmungen gerecht wird, angemessen und individuell berät und die potenziellen, regional durchaus unterschiedlichen Partner in die Organisationsstrukturen der Pflegeberatung einbezieht. Daneben bilden auch die Erwartungen der betroffenen Versicherten und ihrer Angehöriger einen Schwerpunkt der Evaluation und schließlich sollen Handlungsfelder und Potenziale aufgezeigt werden, um sowohl auf organisatorischer und struktureller als auch auf politischer Ebene die Rahmenbedingungen für die Vernetzte Pflegeberatung zu verbessern.

(12)

Der Bericht zur Evaluation orientiert sich in erster Linie an den gewählten Erhebungsebenen. So finden sich in Kapitel 2 – den Basisanalysen – zuerst (1) die Analyse der Konzeption der Vernetzten Pflegeberatung in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten Sachsen- Anhalt, ergänzt durch einen (2) kurzen analytischen Blick über den Tellerrand Sachsen-Anhalts auf vorangegangene Evaluationen zur Pflegeberatung für Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und deutschlandweit, ergänzt durch (3) eine Skizze zur Pflegeberatung der privaten Pflegeversicherung in Sachsen-Anhalt und eine (4) Kurzexpertise zu den gesetzlichen Anforderungen der Pflegeberatung. Schließlich sind am Schluss dieses Kapitels (5) die vor allem sozialdemografischen Rahmenbedingungen des Bundeslandes insgesamt und der Landkreise und kreisfreien Städte dargestellt.

In den Kapitel 2 bis 4 werden die Gesamtauswertungen der drei Erhebungsebenen dargestellt.

So finden sich in Kapitel 3 die Ergebnisse der Strukturerhebung, in der die jeweiligen Verantwortlichen der einzelnen Beratungsstellen Angaben zur Zugangs- und Infrastruktur der jeweiligen Beratungsstelle, zu regionalen Besonderheiten und zu den bisher erreichten Zielgruppen und Gründen der erfolgten Pflegeberatung gaben. Daneben wurden Daten zur Struktur der Mitarbeiter/-innen, zum Beratungsangebot, zur Organisation und Umsetzung der Beratung sowie zu den jeweilig eingebundenen Partnern erhoben.

In Kapitel 4 stehen auf vergleichbarer inhaltlicher Basis die Angaben der einzelnen Mitarbeiter/

-innen im Mittelpunkt und in Kapitel 5 werden die Ergebnisse der Befragung der Pflegebedürftigen, ihrer Angehörigen und Betreuer/-innen zusammenfassend dargestellt. In der Befragung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen ging es neben dem Zugang und den Gründen für die Beratung auch um ihre Erwartungen und Zufriedenheiten mit den erfahrenen Pflegeberatungen.

In Kapitel 6 erfolgen die Zusammenführung der Ergebnisse der verschiedenen Erhebungs- ebenen und die Beantwortung der der Evaluation zugrundeliegenden, folgenden Forschungsfragen:

1. ­ Wie nimmt die Vernetzte Pflegeberatung die Kernaufgaben der Steuerung der Beratung auf den verschiedenen Ebenen wahr und welche Optimierungspotenziale können diesbezüglich identifiziert werden?

2. ­Erreicht die Vernetzte Pflegeberatung ihre Zielgruppe?

3. ­Wie erfolgt die Pflege- und Sozialberatung in der Vernetzten Pflegeberatung?

4. ­Erfüllt die Vernetzte Pflegeberatung ihre gesetzlichen Aufgaben?

5. ­Welche Wirkung löst die Arbeit der Vernetzten Pflegeberatung bei den Nutzern (Ratsuchenden und Pflegebedürftigen) aus?

6. ­Welchen Beitrag leistet die Vernetzte Pflegeberatung für die Fortentwicklung der Beratungsstruktur in der Region?

Im abschließenden Kapitel 7 – Zusammenfassung und Ausblick – werden die in der Evaluation gefundenen Handlungspotenziale zur Weiterentwicklung der Vernetzten Pflegeberatung Sachsen-Anhalts und sich darstellende Schnittstellen zu verschiedenen angrenzenden, auch über die Pflegeberatung hinausgehenden politischen Handlungsfeldern aufgezeigt.

(13)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht I. Einleitung und Methoden

Der Anhang Kapitel 8 – ist unterteilt in 4 Abschnitte. Im Abschnitt (1) werden die Erhebungsinstrumente der schriftlichen und online-Befragungen dargestellt und Abschnitt (2) enthält die Tabellenbände der Strukturerhebung, der Befragung der Mitarbeiter/-innen und der Befragung der Pflegebedürftigen und Angehörigen.

Die Rahmenvereinbarung zur Vernetzten Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt findet sich im Abschnitt (3) und schließlich erfolgt im Abschnitt (4) die regionaldifferenzierte Auswertung der Basisanalysen, der Strukturerhebung und der Befragung der Mitarbeiter/-innen für die drei kreisfreien Städten und die elf Landkreise Sachsen-Anhalts. Aufgrund der Größe dieser regionaldifferenzierten Auswertung erfolgt die Darstellung in einem gesonderten Berichtsteil.

1.2 Methoden und Instrumente der Evaluation

Die Evaluation der Vernetzten Pflegeberatung im Bundesland Sachsen-Anhalt folgte dem formativen, also dem prozessbegleitenden Ansatz in dem Sinne, dass während der Laufzeit des Projektes vor allem durch die Mitarbeit im Lenkungsgremium der Vernetzten Pflegeberatung, aber auch durch die zum Teil sehr konstruktiven und ausführlichen Gespräche und Interviews mit verschiedenen Experten eine Einflussnahme auf die aktuellen Rahmenbedingungen, die Strukturen und die eigentliche Arbeit der Beratungsstellen sowie deren Vernetzungsaktivitäten gegeben war.

Zur Analyse von Qualität und Wirkung der Vernetzten Pflegeberatung im Land Sachsen-Anhalt kamen – je nach Ebene der Untersuchung - verschiedene Arbeitsmethoden und Instrumente zum Einsatz.

Zur Bewertung des Verfahrens zur landesweiten Implementierung der Vernetzten Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt wurden in einem ersten Schritt sekundäranalytische Auswertungen vorgenommen. Dabei wurden die wissenschaftlichen Forschungsberichte zur Evaluationen der modellhaften Erprobung der Vernetzten Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt und anderer Pflegestützpunkte, als auch die Rahmenvereinbarungen des Landes, der Landkreise und kreisfreien Städte herangezogen. Ergänzt wurden diese sekundäranalytischen Auswertungen durch qualitative Interviews mit ausgewählten Erfahrungs- und Akteursträgern zur Implementierung und Etablierung der Vernetzten Pflegeberatung auf Landes-, Landkreis- und kommunaler Ebene.

Zur Erfassung und Bewertung der Arbeitsinhalte und Arbeitsprozesse der Vernetzten Pflegeberatung wurden Experteninterviews der involvierten regionalen bzw. lokalen Akteure und ihrer Schnittstellen zur Pflegeberatung durchgeführt. Die Experteninterviews und -gespräche fanden u. a. mit Mitarbeiter/-innen aus Beratungsstellen der Pflegekassen und kreisfreien Städte bzw. Landkreise, Mitgliedern des Lenkungsgremiums, des Arbeitskreises Pflege, der Privaten Krankenversicherung (PKV) und der COMPASS Pflegeversicherung, aus Wohlfahrtsverbänden sowie Selbsthilfegruppen und Vereinen, die im Pflege- und angrenzenden Bereich aktiv sind, statt. Bei den Wohlfahrtsverbänden wurde darauf geachtet, Landes- und Regionalvertretungen einzubeziehen, um beide Sichten abbilden zu können.

Ebenso wurde bei der Auswahl der anzusprechenden Selbsthilfegruppen und Vereine Wert auf eine möglichst breite Vielfalt an Angeboten rund um die Betreuung und Pflege von Personen gelegt. Darüber hinaus wurden auch Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung, (Haus-) Ärzten und Mitarbeiter/-innen ambulanter und stationärer Pflegedienste sowie von Tagespflegeeinrichtungen geführt.

(14)

Alle Interviews und Gespräche wurden leitfadengestützt und modulhaft konzipiert, um den verschiedenen Perspektiven der Gesprächspartner Rechnung zu tragen. Sie wurden als persönliches Gespräch oder als Telefoninterview durchgeführt. Die Dauer betrug durchschnittlich 30 bis 60 Minuten. Aufgrund der doppelten Funktion der Expertengespräche haben sie sich über den gesamten Evaluationsverlauf erstreckt.

Insgesamt wurden 21 Experteninterviews und -gespräche durchgeführt.

In einem weiteren Schritt erfolgte in allen Beratungsstellen eine quantitative Erhebung mittels Strukturerhebungsbogen, um für alle Beratungsstellen vergleichbare Ergebnisse zu erhalten.

Die Strukturerhebungsbögen wurden als pdf-Formular per E-mail an alle Beratungsstellen der Pflegekassen sowie der kreisfreien Städte und Landkreise versandt.

Die Hauptinhalte dieser Strukturerhebung waren

• die Lage, Erreichbarkeit und Barrierefreiheit der Beratungsstelle,

• die bisher erreichten Zielgruppen in der allgemeinen und individuellen Beratung,

• die Gründe für die Inanspruchnahme einer allgemeinen oder individuellen Beratung,

• die Anzahl der Mitarbeiter/-innen in den Beratungsstellen, deren Ausbildung bzw.

Qualifikation sowie ihre absolvierten Fort- und Weiterbildungen,

• die Angebote der allgemeinen und individuellen Beratung sowie deren Nutzung,

• die Formen, Wege und Orte angebotener Beratungen sowie

• die Partner/-innen der Zusammenarbeit im Rahmen der Vernetzten Pflegeberatung.

Ziel der Strukturerhebung war es in erster Linie, vergleichbare Daten über alle Beratungsstellen zu gewinnen, um sowohl die Struktur und die Rahmenbedingungen der Beratungsstellen als auch regionale oder trägerspezifische Besonderheiten nachzeichnen zu können.

Von den 191 angeschriebenen Beratungsstellen beteiligten sich 181 Beratungsstellen an der Strukturerhebung, was einer sehr guten Rücklaufquote von 95 Prozent entspricht.

Darüber hinaus wurden alle Mitarbeiter/-innen der Beratungsstellen der Vernetzten Pflegeberatung schriftlich befragt. Auch dieser Fragebogen wurde als pdf-Formular gesetzt, um den Beschäftigten das Ausfüllen am PC zu ermöglichen und den Rücklauf zu erleichtern.

Ausgewählte Inhalte und Ergebnisse dieser Erhebungen wurden in die Experteninterviews und -gespräche mit ausgewählten Akteuren und in die Befragung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen aufgenommen.

Alle Beratungsstellen der Vernetzten Pflegeberatung Sachsen-Anhalts wurden angeschrieben und gebeten, die Befragung der Mitarbeiter/-innen zu unterstützen und den Fragebogen an die Mitarbeiter/-innen weiterzuleiten. Die genaue Anzahl der so kontaktierten Mitarbeiter/-innen ist unbekannt. Auch kann nicht angegeben werden, wie viele Mitarbeiter/-innen in den Beratungsstellen der Vernetzten Pflegeberatung insgesamt eingesetzt sind, da offenbar ein Großteil der Mitarbeiter/-innen für verschiedene, auch über die Pflege hinausgehende Fachgebiete oder über mehrere Landkreise bzw. größere regionale Bereiche (auch über die Landesgrenzen hinaus) zuständig sind. Insgesamt konnten die Fragebögen von 216 Mitarbeiter/-innen in die Analyse einbezogen werden.

Die Hauptinhalte der Befragung der Mitarbeiter/-innen waren u.a.:

• sozialdemografische Angaben zur Person, zur Ausbildung und Qualifikation sowie zum aktuellen Arbeitsfeld,

• wahrgenommene Qualifizierungen und Weiterbildungen,

• die Zugangswege, Orte, Formen und Zielgruppen der allgemeinen und der individuellen Beratung sowie die zugrundeliegenden Beratungsgründe,

• die Partner der Zusammenarbeit,

(15)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht ­ I. Einleitung und Methoden

• die angebotenen Inhalte der allgemeinen und individuellen Beratung.

Die Befragung der Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen erfolgte mittels schriftlichem und online-Fragebogen. Der Zugang zur Zielgruppe wurde folgendermaßen realisiert:

Für Personen mit Kontakt zur Pflegeberatung wurde in den Beratungsstellen schriftliche Fragebögen ausgelegt bzw. bei einer zugehenden Beratung in die Häuslichkeit des zu Beratenden mitgebracht und den Ratsuchenden ausgehändigt. Dieser konnte dann durch einen frankierten Rückumschlag an das ZSH zurück geschickt werden. Außerdem wurde über die Homepage www.pflegeberatung-sachsen-anhalt.de und über die Homepage des ZSH www.zsh-online.de jeweils ein Link für die Online-Befragung geschalten.

Darüber hinaus wurden ausgewählte Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsträger, Selbsthilfegruppen, Hospize und Begegnungsstätten gebeten, Aushänge anzubringen, auf denen zur Teilnahme an der online-Befragung eingeladen wurde.

Die wichtigsten Inhalte der Befragung der Pflegebedürftigen und Angehörigen waren:

• sozialdemografische Angaben zur Person, einschließlich Angaben zur Erwerbstätigkeit und zur Pflegesituation,

• der Zeitpunkt der Inanspruchnahme der ersten Pflegeberatung,

• die bisher in Anspruch genommenen Beratungsinstitutionen,

• die Gründe der Beratung,

• der Zugang, die Orte und die Form der Beratung,

• die Erwartungen und die Zufriedenheit sowie ergänzende Wünsche.

Insgesamt beteiligten sich 229 Personen an der Befragung. Von den zurückgekommenen Fragebögen konnten 212 Fragebögen in die Auswertung einbezogen werden.

(16)

II.

Basisanalysen�

evaluationsrelevanter Sekundärquellen�

Gesamtauswertung

2.1 �Analyse der Konzeption der Vernetzten Pflegeberatung in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten

Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Erprobung der Vernetzten Pflegeberatung in den zwei Modellregionen Magdeburg und Landkreis Harz im Jahr 2009, evaluiert durch das Unternehmen EUMEDIAS Heilberufe AG in Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg- Stendal, wurde der landesweite Ausbau der Vernetzten Pflegeberatung durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales des Bundeslandes Sachsen-Anhalt bestätigt. Das für die Vernetzte Pflegeberatung gegründete Lenkungsgremium, welches aus Vertretern der Kranken- und Pflegekassenverbände, der kommunalen Spitzenverbände und des Ministerium für Gesundheit und Soziales gebildet wurde, erhielt den Auftrag, eine Rahmenvereinbarung, die landesweit gültig ist und von den unterschiedlichen Beteiligten unterschrieben wurde, als vertragliche Grundlage der Vernetzten Pflegeberatung zu entwickeln. Die Unterzeichnung der Landes- Rahmenvereinbarung erfolgte am 06. September 2010 durch alle beteiligten Pflegekassen, die kommunalen Spitzenverbände und durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales.

Die Landes-Rahmenvereinbarung regelt die Zusammenarbeit der Vernetzten Pflegeberatung auf Landesebene. Folgende Regelungen sind in der Landes-Rahmenvereinbarung festgelegt:

• Organisation, Art und Inhalt der Pflegeberatung

• Qualitätsanforderungen

• Datenschutz

• Evaluation

• Arbeitsweise des Lenkungsgremiums

• Umsetzung der Vernetzten Pflegeberatung.

Anlehnend an die Rahmenvereinbarung wurden in den elf Landkreisen und den drei kreisfreien Städten des Landes Sachsen-Anhalt regionale Kooperationsvereinbarungen zur Sicherstellung der Umsetzung des Konzeptes der Vernetzten Pflegeberatung abgeschlossen.

Darauf aufbauend wurde im September 2010 mit der praktischen Umsetzung der Vernetzten Pflegeberatung begonnen und für die dazu notwendigen Strukturen zwei verschiedene Arbeitsebenen eingerichtet: das Lenkungsgremium und die regionalen Arbeitskreise.

Das Lenkungsgremium, welches für die Vernetzte Pflegeberatung gegründet wurde, bildet die übergeordnete Struktur und ist für die landesweite Koordination, die inhaltliche Ausgestaltung, die Schaffung vernetzungsfördernder Rahmenbedingungen und die Sicherung einer erfolgreichen zukünftigen Entwicklung verantwortlich.

(17)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht II. Basisanalysen

Die untergeordnete Ebene bilden die regionalen Arbeitskreise, die von den Mitgliedern des Lenkungsgremiums begleitet werden. Diese regionalen Arbeitskreise fördern die Entwicklung der Vernetzten Pflegeberatung, indem sie den Besonderheiten der jeweiligen Regionen Rechnung tragen. Unter Beachtung dieser regionalen Besonderheiten wurden in den Landkreisen und kreisfreien Städten Kooperationsvereinbarungen zur Vernetzten Pflegeberatung abgeschlossen, die sich an der Rahmenvereinbarung orientieren und der Regelung der Zusammenarbeit zwischen den Pflegekassen und Kommunen in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten dienen.

Die Rahmenvereinbarung der Vernetzten Pflegeberatung des Landes Sachsen-Anhalt kann im Anhang 8.3 nachgelesen werden.

Unterschiede in den Kooperationsvereinbarungen in den einzelnen kreisfreien Städten und Landkreisen

Die Kooperationsvereinbarungen der einzelnen kreisfreien Städte und Landkreise basieren auf der Rahmenvereinbarung und dienen dazu, die Zusammenarbeit zwischen den Pflegekassen und Kommunen in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten zu regeln.

Sie beschreiben die Arbeitsweise der einzelnen Arbeitskreise vor Ort und berücksichtigen regionale Besonderheiten.

Zur Erzielung von Passgenauigkeit wurden einzelne Abschnitte in einigen Paragraphen bzw.

Absätzen für die Kooperationsvereinbarungen aus der zugrunde liegenden Landes- Rahmenvereinbarung herausgenommen, verändert oder neu aufgenommen.

Bei den drei kreisfeien Städten hat lediglich Magdeburg eine Veränderung im Paragraphen 6 vorgenommen, hier wurden zwei Absätze neu hinzugefügt (siehe weiter unten).

Von den elf Landkreisen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt haben folgende fünf Landkreise den Entschluss gefasst, Änderungen vorzunehmen: Der Salzlandkreis (vier Änderungen), der Landkreis Stendal (drei Änderungen), Wittenberg (zwei Änderungen), der Harz und der Saalekreis (jeweils eine Änderung). Die meisten Änderungen betreffen den Paragraphen 4 „Art der Pflegeberatung“, in welchem vier Landkreise Ergänzungen eingefügt haben (siehe weiter unten). Drei Landkreise haben sich entschlossen, im Paragraphen 8 das Wort

„Leistungserbringer“ zu streichen (genaue Formulierung siehe weiter unten). Die Paragraphen 5 „Inhalt der Pflegeberatung“ und 7 „Qualifikationsanforderungen/

Qualitätssicherung/ Dokumentation“ wurden von jeweils zwei Landkreisen verändert. Während im Paragraph 5 Streichungen erfolgten, wurde im Paragraph 7 folgender Satz neu aufgenommen: „Der ….landkreis stellt eine Verknüpfung seines Internetauftritts und ggf.

verwandten Internetseiten zum Internetauftritt der Vernetzten Pflegeberatung

www.pflegeberatung-sachsen-anhalt.de sicher“. Der Salzlandkreis nahm im Paragraph 2

„Organisation der Vernetzten Pflegeberatung“ eine weitere Ergänzung vor.

Die folgenden Auszüge aus den Kooperationsvereinbarungen der Landkreise und kreisfreien Städte veranschaulichen detailliert die vorgenommenen Änderungen in den Paragraphen bzw.

Absätzen der Kooperationsvereinbarungen. Unterstrichene Passagen kennzeichnen Ergänzungen, durchgestrichene Passagen Streichungen:

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Harz

§8 Beteiligung weiterer Personen

- Weitere interessierte Partner/-innen, z. B. ehrenamtlich engagierte Personen und Gruppen, Selbsthilfegruppen oder Leistungserbringer, können bei der Vernetzten Pflegeberatung beteiligt werden.

Magdeburg

§ 6 Grundlagen der Vernetzung

(2) ­Darüber hinaus testen beide Vertragsparteien aus, wie punktuelle gemeinsame Informations- veranstaltungen an wechselnden Standorten von Ratsuchenden angenommen werden. Näheres regelt eine Protokollnotiz.

(3) ­Die Pflegekassen beteiligen sich regelmäßig an dem Arbeitskreis für Seniorenfragen und Altenplanung der Landeshauptstadt Magdeburg.

Saalekreis

§4 Art der Pflegeberatung

- Zugehende Beratung in der Häuslichkeit oder sonstigen Orten nach Erfordernis Salzlandkreis

§2 Organisation der vernetzten Pflegeberatung

- Die Pflegeberatung wird in den ausgewiesenen Beratungsstellen/Servicecenter der Kranken- bzw. Pflegekassen und dem Sozialamt überörtlicher Träger des Salzlandkreises angeboten

§4 Art der Pflegeberatung

- Zugehende Beratung in der Häuslichkeit oder sonstigen Einrichtungen nach Erfordernis

§7 Qualifikationsanforderungen/Qualitätssicherung/Dokumentation

- Die in den Beratungsstellen/Servicecentern der Pflege- bzw. Krankenkassen und des Salzlandkreises eingesetzten Mitarbeiter/-innen werden intern laufend fortgebildet

- Der Salzlandkreis stellt eine Verknüpfung seines Internetauftritts und ggf. verwandten­

Internetseiten zum Internetauftritt der Vernetzten Pflegeberatung­

www.pflegeberatung-sachsen-anhalt.de sicher­

§8 Beteiligung weiterer Personen

- Weitere interessierte Partner/-innen, z. B. ehrenamtlich engagierte Personen und Gruppen, Selbsthilfe-gruppen oder Leistungserbringer, können bei der Vernetzten Pflegeberatung beteiligt werden.

Stendal

§4 Art der Pflegeberatung

- Zugehende Beratung in der Häuslichkeit oder sonstigen Einrichtungen nach Erfordernis

§5 Inhalt der Pflegeberatung

- die Annahme und Weiterleitung von Leistungsanträgen z. B. nach dem SGB XI und dem SGB V

§7 Qualifikationsanforderungen/Qualitätssicherung/Dokumentation

- Der Landkreis Stendal stellt eine Verknüpfung seines Internetauftritts und ggf. verwandten Internetseiten zum Internetauftritt der Vernetzten Pflegeberatung

www.pflegeberatung-sachsen-anhalt.de sicher

§8 Beteiligung weiterer Personen

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Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht II. Basisanalysen

- Weitere interessierte Partner/-innen, z. B. ehrenamtlich engagierte Personen und Gruppen, Selbsthilfegruppen oder Leistungserbringer, können bei der Vernetzten Pflegeberatung beteiligt werden.

Wittenberg

§4 Art der Pflegeberatung

- Qualitätsgerechte persönliche Pflegeberatung in allen ausgewiesenen Beratungsstellen/

Servicecentern der Kranken- und Pflegekassen sowie allgemeine Beratung nach §11 SGB XII in der ausgewiesenen Beratungsstelle/Servicecenter des Landkreises Wittenberg

§5 Inhalt der Pflegeberatung

- Zu komplementären Diensten der Altenhilfe und zu ehrenamtlichen Hilfsdiensten - Zu professionellen Dienstleistungen (z.B. Haushaltshilfen)

Mit diesen Anpassungen versuchen die kreisfreien Städte und Landkreise vor allem, ihren Möglichkeiten und regionalen Besonderheiten gerecht zu werden.

2.2 Analyse ausgewählte vorhandener Evaluationsstudien zur Pflegeberatung

Im Rahmen dieser Evaluationsstudie wurden ausgewählte, bereits vorhandene Evaluations- studien zur Pflegeberatung in Bezug auf den Evaluationsinhalt näher analysiert. In die Analyse einbezogen wurden zwei Basisanalysen zur Pflegeberatung: die Evaluation der Vernetzten Pflegeberatung in den Regionen Magdeburg und im Landkreis Harz aus dem Jahr 2009 sowie die Evaluation der Pflegeberatung nach §7a des Spitzenverbandes der Pflegekassen GKV aus dem Dezember 2011. Darüber hinaus wurde der Blick auf die Pflegeberatung in zwei angrenzenden Bundesländern – Brandenburg und Sachsen – gelenkt und der Erfahrungsbericht Vernetzte Pflegeberatung in Sachsen aus dem Jahr 2010 sowie der Evaluationsbericht zu den Pflegestützpunkten in Brandenburg 2011 in die Analyse einbezogen. Alle vier Berichte werden nachfolgend kurz skizziert.

Basisanalysen vorangegangener Evaluierungen zur Pflegeberatung

Die Pflegeberatung nach §7a SGB XI wird von allen großen Pflegekassen und auch von den meisten kleinen Pflegekassen angeboten, außerdem existieren kommunale Beratungsstellen.

Die Implementationswege sind dabei in den 16 Bundesländern sehr unterschiedlich und reichen vom Aufbau zentral gesteuerter eigener Strukturen bis hin zu Kooperationen mit anderen Kassen mit lokalen Pflegestützpunkten. Die Beratung der betroffenen Personen oder deren Angehörigen ist dabei nicht an die Zugehörigkeit zu dieser Kasse gebunden. Allerdings sind nicht alle Angebote auch vor Ort verfügbar, im Bedarfsfall erfolgt eine Weitervermittlung.

Die einzelnen Bundesländer sehen die Beratung und auch das individuelle Fallmanagement als wichtige Aufgabe an. Durch im Vorfeld unterschiedlich stark ausgeprägte Beratungsstrukturen für den Bereich Pflege in den einzelnen Ländern ist ein umfassendes Angebot bzw. die Vernetzung einzelner Akteure/-innen untereinander noch nicht endgültig umgesetzt.

Um aufzuzeigen, ob und inwieweit das Modell der Vernetzten Pflegeberatung den gesetzlichen Anforderungen gerecht wird und ob die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen eine persönliche und bedarfsorientierte Beratung erhalten, wurde die Vernetzte Pflegeberatung (VBP) im Land Sachsen-Anhalt evaluiert.

(20)

Evaluation 2009

Unmittelbar nach dem Aufbau der Vernetzten Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt erfolgte in der ersten Jahreshälfte 2009 eine Evaluation des Modellprojektes Vernetzte Pflegeberatung in den Regionen Magdeburg und im Landkreis Harz. Das Ziel dieser Evaluation bestand darin zu untersuchen, ob die Pflegeberatung im Rahmen der VPB den Ansprüchen des Gesetzgebers an die gemäß §92c SGB XI zu errichtenden Pflegestützpunkte Rechnung trägt. Das Ergebnis dieser Evaluation zeigte, dass im Rahmen der Inanspruchnahme der Pflegeberatung eine

„umfassende Koordinierung aller für die wohnortnahe Versorgung und Betreuung in Betracht kommenden gesundheitsfördernden, präventiven, kurativen, rehabilitativen und sonstigen medizinischen sowie pflegerischen und sozialen Hilfs- und Unterstützungsangebote, einschließlich der Hilfestellung bei der Inanspruchnahme der Leistungen, gewährleistet ist und auch übergreifend stattfindet“1. Im Ergebnis wurde von den Evaluatoren konstatiert, dass das Modellprojekt Vernetzte Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt den Ansprüchen des Gesetzgebers gemäß § 92c SGB XI gerecht wird.

Das Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt stimmte aufgrund der positiven Beurteilung der Evaluation, dem landesweiten Ausbau der Vernetzten Pflegeberatung zu. Ein für die Vernetzte Pflegeberatung gegründetes Lenkungsgremium, welches aus Vertretern/-innen der Kranken- und Pflegekassenverbände, der kommunalen Spitzenverbände und des Ministeriums für Gesundheit und Soziales gebildet wurde, erhielt den Auftrag, eine Rahmenvereinbarung zu entwickeln.

Evaluation der Pflegeberatung nach § 7a SGB XI des GKV Spitzenverbandes der Pflegekassen aus dem Jahr 2011

Die Evaluationsstudie 2011 zur Pflegeberatung nach § 7a Abs. 7 Satz 1 SGB XI2 im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes wurde von der Projektgruppe um Klie, Frommelt und Schneekloth erstellt und kommt zu dem Ergebnis, dass das Angebot der Pflegeberatung große Zustimmung findet. Auf den steigenden Anteil der Personen, die pflegebedürftig sind oder der Angehörigen, die in Pflegeverantwortung sind, muss auch mit einem steigenden Informations- und Unterstützungsbedarf im Bereich der Pflege reagiert werden. Das Beratungsangebot sollte dabei möglichst breit gefächert sein, um alle relevanten Unterstützungsangebote aufzeigen zu können. Im Zentrum steht dabei die pflegebedürftige Person mit ihrer jeweils individuellen Situation, für die passgenau Bedürfnisse und Bedarfe ermittelt werden müssen. Diese durch die Pflegeberatung zu erbringende Leistung wird nach Einschätzung der Evaluatoren von der Mehrheit als hilfreich eingeschätzt. Jedoch zeigten die Ergebnisse der Evaluationsstudie auch, dass viele von Pflege Betroffene das neue Angebot der Pflegeberatung noch nicht gut genug kennen und vor allem nicht wissen, wo und wie sie diese Pflegeberatung in Anspruch nehmen können. Aus Unwissenheit darüber wurde in vielen Fällen keine ausführliche Beratung in Anspruch genommen, obwohl dies eine große Hilfe in der Pflegeverantwortung gewesen wäre.

So wüssten viele Personen auch nicht, dass niedrigschwellige Angebote wie auch Beratungstermine in der eigenen Häuslichkeit zu den Beratungsangeboten gehören. Die Personen, die jedoch über die Möglichkeit einer Beratung informiert waren bzw. wurden und auch eine ausführliche Beratung in Anspruch genommen haben, bewerteten in dieser Untersuchung sowohl die Beratung als auch deren Folgen und Wirkung sehr positiv, da sich die Pflegesituation deutlich verbessert hat.

1 ­vgl. Rudolph, P.; de la Barré, J. (2009): Evaluation des Modellprojektes Vernetzte Pflegeberatung in den Regionen Landeshauptstadt Magdeburg und Landkreis Harz. Magdeburg: EUMEDIAS Heilberufe AG.

2 vgl.: GKV: Evaluations der Pflegeberatung nach § 7a Abs. 7 Satz 1 SGB XI, Dezember 2011.

(21)

Evaluation Vernetzte Pflegeberatung Endbericht ­ II. Basisanalysen

Klie, Frommelt und Schneekloth stellten fest, dass die Pflegeberatung überwiegend durch Pflegefachkräfte, Sozialversicherungsfachangestellte oder Sozialarbeiter/-innen erfolgt und die dafür notwendigen Qualifikationen im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen erworben wurden. Die durchgeführten Beratungsleistungen – so zeigte sich in der Praxis – waren häufig sehr allgemeine Beratungen und nur einmalige Beratungsleistungen zur Information.

Pflegeberatung im Rahmen eines individuellen Fallmanagements mit mehrmaligen Kontakten und ggf. mehreren Leistungserbringern kamen nach Feststellung der Berichterstatter noch nicht so häufig vor, ebenso eine Beratung im Sinne der Prävention. Die Evaluationsstudie 2011 zeigt deutlich, dass bei einer Inanspruchnahme des individuellen Fallmanagements im Ergebnis eine wesentliche Verbesserung der Lebenssituation für zu Pflegende und deren Angehörige zu verzeichnen war. Ausführliche Beratungen wurden häufig erst dann vorgenommen, wenn es keinen anderen Weg mehr gab. Gründe dafür waren Informationsdefizite bei den Betroffenen über die breite Angebotspallette, angefangen von niedrigschwelligen Angeboten über lokale Hilfestrukturen bis hin zur aufsuchenden Beratung sowie Nutzungsbarrieren.

In der Praxis zeigte sich, dass qualifizierte Pflegeberatung notwendig ist, um Pflegeberatung im Sinne des §7a SGB XI durchführen zu können. Häufig wurde Pflegeberatung aber nur zur Beantragung von Leistungen aus der Pflegeversicherung in Anspruch genommen. Andere Akteure/-innen wurden dabei eher noch selten in den Beratungsprozess einbezogen. Good- Practice-Beispiele zeigen, dass Fallbegleitung und Versorgungsplanung durch mehrere – in einem engen zeitlichen Rahmen – erfolgte Beratungen und auch Nachfragen bei den Betroffenen und allen beteiligten Leistungserbringern gekennzeichnet sind. Professionalität und auch Sensibilität der Beratungen für die Situation des Betroffenen sind dabei wichtige Eigenschaften der Pflegeberater/-innen. Die Forschergruppe um Klie empfiehlt, die Beratungsergebnisse zu evaluieren, um die Qualität der Beratungen auf einem hohen Niveau anbieten zu können.

Einen „Königsweg“ im Rahmen der Pflegeberatung gibt es nach Einschätzung der Evaluatoren nicht. Die Kassen und Kommunen der einzelnen Länder verfolgen hierbei unterschiedliche Modelle. Wichtig sei, dass die Beratung alle Angebote umfasst, die für den Betroffenen in Frage kommen und ggf. eine Weitervermittlung an andere Leistungserbringer unkompliziert erfolgen kann. Hier bestehe noch Verbesserungsbedarf, um eine umfassende Ausgestaltung der Pflegeberatung zu gewährleisten. So existieren viele verschiedene Ansätze und es kann auch von einem hohen Engagement der an der Pflegeberatung beteiligten Akteure/-innen und einem vielfältigen Instrumentarium ausgegangen werden, aber eine aufeinander bezogene Implementationsstrategie gibt es wohl eher noch nicht. Eine gemeinsame Strategie im Rahmen der Implementierung der Pflegeberatung würde die Arbeit effizienter gestalten.

Der Blick auf andere Bundesländer

Evaluierung der Vernetzten Pflegeberatung im Bundesland Sachsen 20103: Erfahrungsbericht zur Entwicklung von vernetzten Beratungsstrukturen

Der Erfahrungsbericht zur Entwicklung von vernetzten Beratungsstrukturen im Bundesland Sachsen wurde gemeinsam von den Landesverbänden der Pflegekassen in Sachsen, des Sächsischen Städte- und Gemeindetages, des Sächsischen Landkreistages und des Sächsischen

3 ­Landesverbände der Pflegekassen in Sachsen, Sächsischer Städte- und Gemeindetag, Sächsischer Landkreistag, Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz: Vernetzte Pflegeberatung im Freistaat Sachsen – Erfahrungsbericht zur Entwicklung von vernetzten Beratungsstrukturen. Dresden, Mai 2010.

(22)

Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz verfasst. Einige zentrale Ergebnisse und Feststellungen dieses Erfahrungsberichtes werden nachfolgend kurz skizziert.

Der Freistaat Sachsen hat sich ebenfalls gegen die Einrichtung von Pflegestützpunkten und für die Vernetzte Pflegeberatung entschieden. Die Zielstellung der Modelle einschließlich der aufsuchenden Pflegeberatung ist darin zu sehen, für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige möglichst unkompliziert und schnell die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Unterstützungsangebote verfügbar zu machen. Eine weitere Zielstellung vernetzter Strukturen ist neben dem Aufbau qualitativer Beratungsstrukturen die gemeinsame Arbeit an bedarfsausreichenden und gut funktionierenden Versorgungsstrukturen (Care Management).

Landkreise, kreisfreie Städte und Pflegekassen in Sachsen haben sich der gemeinsamen Verantwortung gestellt, vernetzte Strukturen für eine einfache, schnelle und unbürokratische Leistungsdarbietung für die Bürger/-innen im Pflegenetz zu gewährleisten. Die Praxis zeigt – so die Autoren –, dass der Aufbau eines Netzwerkes arbeitsaufwendig ist und ein bestehendes Netzwerk stets weiter entwickelt werden muss. Um im allgemeinen und auch im individuellen Beratungsfall auf eine vernetzte Versorgungsstruktur zurückgreifen zu können, war es unabdingbar, regionale Netzwerkstrukturen, die bereits im Bundesland Sachsen vorhanden waren, modellhaft zu erproben.

Die Autoren der Evaluation in Sachsen stellen in der Analyse der Beratungssituation im Rahmen der Vernetzten Pflegeberatung in den Modellregionen Sachsens fest, dass die Beratungs- angebote intensiv genutzt werden. Bereits während der Laufzeit des Modellprojektes wurde nach ihrer Einschätzung deutlich, dass die Vernetzte Pflegeberatung geeignet ist, in einem ländlich strukturierten und großflächigem Landkreis mit einer niedrigen Bevölkerungsdichte einer unabhängigen, umfassenden, wohnortnahen und v. a. wohnungsnahen Beratung gerecht zu werden.

Auch hier haben Pflegebedürftige und/oder ihre Angehörigen die Möglichkeit, unabhängig von ihrer Kassenzugehörigkeit und der Leistungszuständigkeit bei jedem Sozialleistungsträger eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Diese trägerübergreifende Beratung ermöglicht die Vielschichtigkeit und Flexibilität der Beratungsangebote über die eigene Zuständigkeit hinaus.

Es wurde aber auch für das Bundesland Sachsen dargestellt, dass die „Vernetzte Pflegeberatung“ – stärker als bisher - öffentlich bekannt gemacht werden muss. Virtuelle Medien, wie z. B. Internet, sind in ländlich strukturierten Gebieten aufgrund der fehlenden technischen Voraussetzungen nicht geeignet, um alle Zielgruppen zu erreichen. Hier sollte in Zukunft auf weitere Informationsmedien, wie zum Beispiel die Presse oder das Auslegen von Flyern zurückgegriffen werden.

Wie die Erfahrungsberichte der drei Modellregionen nach Einschätzung der Autoren des Erfahrungsberichtes zeigen, besitzt die Netzwerkarbeit sowohl bei den Landkreisen und Kommunen als auch bei den Pflegekassen eine hohe Akzeptanz und sollte weiter ausgebaut werden. Dies ist besonders für die ländlichen Räume wichtig, da es hier besonders schwierig ist, Veranstaltungen zu organisieren. Durch eine stärkere Einbindung der anderen Leistungserbringer und durch den Ausbau des bürgerschaftlichen Engagements könnte diesem Problem begegnet werden.

Rückblickend auf das erste Jahr der Modellnetzwerke und der aufsuchenden Pflegeberatung in Sachsen wird eine positive Bilanz gezogen. Dies wird durch das Interesse weiterer Landkreise an der Netzwerkarbeit bestätigt. Die Arbeit im Modellzeitraum habe für das Bundesland Sachsen deutlich gemacht, dass das Prinzip der Vernetzten Pflegeberatung der richtige Ansatz zur Umsetzung des § 7a SGB XI ist, so die abschließende Feststellung der Berichterstatter.

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