• Keine Ergebnisse gefunden

Ausweg oder Irrweg? Hintergründe des Abbruchs von stationärenPsychotherapien

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ausweg oder Irrweg? Hintergründe des Abbruchs von stationärenPsychotherapien"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

R u p r e c h t - K a r l s - U n i v e r s i t ä t H e i d e l b e r g Fakultät für Klinische Medizin Mannheim

D i s s e r t a t i o n s - K u r z f a s s u n g

Ausweg oder Irrweg? Hintergründe des Abbruchs von stationären Psychotherapien

Autor:

Silke Ciemer

Einrichtung:

Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim (ZI)

Doktorvater:

Prof. Dr. K. Lieberz

46 Patienten, die in den Jahren 1993 bis 1995 ihre stationäre Psychotherapie in der Psycho- somatischen Klinik des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim abgebrochen haben, sind 599 Patienten, die ihre Behandlung im gleichen Zeitraum regulär beendet haben, gegen- übergestellt und im Hinblick auf Auffälligkeiten innerhalb der Bereiche Soziodemographie, Kindheits- entwicklung, klinische Variablen und Behandlungsverlauf untersucht worden. Neben objektivierbaren Persönlichkeitsmerkmalen ist ferner nach Abbruchmotiven gesucht worden, wobei hier die subjektiven Einschätzungen der Abbrecher wie auch der Ärzte in den Mittelpunkt gestellt wurden. Den 46 Abbrechern und 10 weiteren Patienten, die 1996 ihre Psychotherapie abgebrochen haben, ist ein kurzgefaßter Fragebogen mit 23 Fragen zu den Hintergründen des Behandlungsabbruchs zugesandt worden. Geantwortet haben insgesamt 24 Patienten. Außerdem wurden die Krankenakten dieser Abbrecher analysiert.

In dem untersuchten Zeitraum haben rund 7 % der Patienten die stationäre Psychotherapie abgebrochen. Mehr als ein Drittel der Abbrecher verließen bereits innerhalb der ersten Behandlungs- woche die Klinik. Im Einklang mit Ergebnissen anderer Studien zeigt der statistische Vergleich, daß Abbrecher jünger und häufiger Einzelkinder sind als Vollender. Auffällig ist ferner der oft fehlende Schulabschluß und ein häufiger Arbeitsplatzwechsel. Das Geschlecht, die Schulbildung und der Sozialstatus haben keinen Einfluß auf die Neigung des Patienten, die Behandlung abzubrechen. Bei Klinikaufnahme sind Abbrecher seltener krankgeschrieben. Schwierigkeiten innerhalb der Familie oder Partnerschaft werden bei ihnen seltener als Auslöser der aktuellen Krankheitsepisode angegeben. Die vier häufigsten Hauptdiagnosen bei Vollendern und Abbrechern sind Belastungsreaktionen, Persönlichkeits-, Eß- und Angststörungen. Die erstgenannte Hauptdiagnose überwiegt bei Vollendern, die übrigen drei bei Abbrechern. Auch Suchtprobleme spielen beim Abbruch eine nicht unbedeutende Rolle. Die Patienten führen den Abbruch vor allem auf ausbleibenden Erfolg, abweichende Vor- stellungen von der stationären Behandlung, Probleme mit der Gruppentherapie sowie eine zu große psychische Belastung durch die Psychotherapie zurück. Auffällig ist, daß der Abbruch häufig symptombezogen ist und nicht unabhängig von der zugrundeliegenden Psychopathologie betrachtet werden kann. So ist die Behandlung gehäuft nach Vereinbarung eines Eßvertrages oder Alkohol- verbots abgebrochen worden. Ferner erfolgte der Abbruch oft aufgrund mangelnder Motivation, vereinzelt aus äußeren Gründen, selten aufgrund eines Stationswechsels oder einer Symptom- verschlechterung.

Es lassen sich folgende Schlußfolgerungen ziehen: Abbrecher sind gegenüber einer stationären Behandlung ambivalent und haben einen geringeren Leidensdruck. Eine Inkonstanz findet sich bei ihnen auch in anderen Lebensbereichen. Bestimmte Diagnosen wie z.B. Eß- und Angststörungen oder Suchtprobleme sollten den Therapeuten im Hinblick auf einen möglichen Behandlungsabbruch sensibilisieren. Äußere Faktoren spielen subjektiv keine Rolle für den Abbruch. Die Abbrecher sind einer Psychotherapie gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, haben aber Probleme mit dem stationären Setting. Nach dem Abbruch setzen sie häufig die Therapie in ambulanter Form fort. Eine abgebrochene Behandlung kann im Sinne einer Kurzpsychotherapie durchaus Erfolge erzielen. Im Einzelfall kann der Abbruch eine gesunde Handlung darstellen, der die Autonomie des Patienten widerspiegelt, sich gegen eine erfolglose oder nicht passende Therapie zu entscheiden.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Über Prävention wird derzeit viel diskutiert, das Thema ist aktu- ell und konfliktträchtig: 2015 hat der Bundestag nach mehreren vergeblichen Anläufen endlich ein Präventionsgesetz

Zielgruppe: Erwachsene, Paare, Familien, Jugendliche und Kinder Symptombereiche: Psychische Erkrankungen, aktuelle Konflikte und Krisen Methoden: Verhaltenstherapie,

deuten. Dabei läßt er seine Patienten die Trauminhalte malerisch wiedergeben, um auch auf diese Weise unbekannte schöpferische Kräfte freizulegen. Die bei der

Nach der Meinung von Prinzhorn wäre eine Lösung der Spannung möglich gewesen und hätte Seidel gerettet werden können, wenn er sich positiv für das nicht

liches geistiges Gut gerichtet erkannt wird. Noch zerbröckelte alles an der schrecklichen Logik des Nichts, auch die früheren Ideale der Kunst erschienen nun als

In Deutschland gibt es jedoch eine lange Tradition psychosomatischer Medizin; sie besteht heute aus drei Kom- ponenten: Einer immer weiter verbreiteten Basisversorgung

Wir sind der Auffassung, dass stationäre Psychosomatische Medizin und Psycho- therapie im Krankenhaus unverzichtbar ist, dass auch der Typ der großen Klinik nicht aussterben

Auf der Grundlage einer umfassenden Diagnostik, erstellen wir gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan. Unsere gewachsenen Kontakte zu Pflege- einrichtungen