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Aramaica Haburensia III. Beobachtungen an neuen Dokumenten

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A R A M A I C A H A B U R E N S I A I I I :

B E O B A C H T U N G E N A N N E U E N D O K U M E N T E N I N " A R A M A I C A R G I L L A R Y S C R I P T "

W O L F G A N G R ö L L I G

Universität Tübingen

Die aramäische Schrift ist — vor allem auch unter dem Aspekt der präzisen Datierung der oft nicht mit Datum versehenen Texte der Achämeniden- zeit, d.h. des sog. Reichsaramäisch — schon ver­

schiedentlich der Gegenstand von Untersuchungen gewesen. Nach den vorzüglichen Schrifttafeln in Franz Rosenthals "Aramaistische Forschung"

1

hat J. Naveh 1970 eine zwar knappe aber dem neuen Forschungsstand entsprechende Darstellung der Entwicklung der aramäischen Schrift gegeben

2

, die er später noch im Blick auf die Schrift der nachchri­

stlichen Ära in Nordmesopotamien erweiterte

3

. Speziell die Schrift auf Tontafeln des 7 Jh.v.Chr.

hat St. Lieberman behandelt

4

, eine Vorarbeit zu einer geplanten re-edition der Texte, die leider wegen des frühen Todes des begabten Gelehrten nicht mehr zustande kam. Stattdessen hat Mario Fales ein Corpus dieser Texte vorgelegt, dessen Schrifttafel allerdings in keiner Weise den Anfor­

derungen entspricht, die man heute an ein solches Werk stellen kann

5

. Man wird aber sagen können, daß unter epigraphischem Aspekt die auf Tonta­

feln bzw. "dockets" geschriebenen aramäischen Texte des 7./6. Jh. v. Chr. recht gut erschlossen sind, was allerdings nicht bedeutet, daß sie leicht zu lesen sind, was seinen Grund schon allein darin hat, daß das Schreibmaterial, die Tontafel, der Schriftart einer bereits kursiven Konsonantenschr­

ift nicht recht gemäß ist.

Hatten die bisher genannten Arbeiten das Ziel, die paläographische Entwicklung der Zeichenfor­

men zu dokumentieren und für die Datierung nutz­

bar zu machen, so sind zwei weitere Arbeiten zu nennen, die einen anderen Ansatz wählten, näm­

lich die Schreibweise untersuchten: Die Abfolge der einzelnen Striche, die ein Zeichen formen und

die Führung des Schreibgerätes, der Winkel, den es zum Schriftträger beim Schreibprozeß bildet, sind hier Gegenstand der Untersuchung. Das hat — ausgehend von dem wall-plaster Text von Deir 'Alla und mit besonderer Berücksichtigung des He­

bräischen — G. van der Kooij getan, der sich in diesem Zusammenhang auch recht eingehend mit den damals bekannten Tontafeln und Epigraphs beschäftigt

6

, für das Aramäische von Elephantine Peter T. Daniels

7

. Beide Male ist die Führung des Stylus bzw. des Kalamus, die taktile und optische Realisierung der Zeichen Gegenstand der Forsc­

hung gewesen. Die Basis dafür war eine sehr exakte Untersuchung von Originaldokumenten.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen können heute nicht mehr übergangen werden und haben zu einer erfreulichen Sicherheit auch bei der Beurtei­

lung von Ergänzungen unvollständig erhaltener Zeichen geführt. Sie ersetzen nicht die paläographi­

sche Arbeit, d.h. die Untersuchung der zeitlichen und regionalen Veränderungen von Zeichenfor­

men, liefern aber interessante Einblicke in Schreib­

praktiken, unterschiedliche Hände, d.h. schrei­

bende Individuen usw.

Eine größere Anzahl von aramäischen Tontafeln, die in den Jahren zwischen 1986 und 1995 bei den Ausgrabungen in der assyrischen Provinzstadt Tall Seh Hamad / Dür Katlimmu gefunden wurden

8

, erlaubt es nun, zur Schrift der sog "argillary texts"

noch einige zusätzliche Bemerkungen zu machen, die ich dem verehrten Kollegen F.M. Cross, dem vielfältigen Anreger auf gemeinsamen Arbeitsge­

bieten, als bescheidene Gabe darbringen möchte

9

. Die sog. "dockets", um die es sich dabei meist handelt, sind gelegentlich durch die Nennung as­

syrischer limus datiert. Alle 6 der in den Texten Nr.

(2)

W O L F G A N G RÖ L L I G

8. 9, 25, 27, 28, 29, 33 und 35 genannten Jahres­

beamten gehören in die Gruppe der sog. "nachka- r.onischen" Eponymen, d.h. ihre Amtszeit lag nach den in den Eponymenlisten bis 648 aufgeführten Beamten, also im Zeitraum zwischen 647 und 612.

Die 8 datierten von ca. 40 einigermaßen auswert­

baren Texten sind also innerhalb von 36 Jahren geschrieben worden. Das dürfte wohl auch auf die nicht datierten Texte zutreffen. Zwei Tontafeln mit aramäischen Beischriften sind aufgrund der im assyrischen Text verzeichneten Daten im 2. Jahr Nebukadnezars II. von Babylon, d.h. im Jahr 603/2 v. Chr. niedergeschrieben worden

10

, so daß wir auch hier eine ungewöhnlich zuverlässige chrono­

logische Zuordnung haben". Alle Texte sind folg­

lich in der zweiten Hälfte des 7.Jh.v.Chr.

entstanden, vermutlich auch alle am gleichen Ort und von den gleichen Schreibern, deren Namen wir jedoch nicht kennen

12

. Es ist sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht in strengem Sinne erweisbar. daß der Schreiber der beiden Tontafeln DeZ 12648 und 12647 namens Urad-Nabü auch für die auf diesen Tafeln angebrachten aramäischen Beischriften ver­

antwortlich ist. Er trägt beide Male die Berufsbe­

zeichnung (LÜ.)A.BA, die S. Parpola als " A B C - man" d.h. Schreiber alphabetischer Texte bestim­

men wollte

13

, worin ihm K. Deller allerdings wi­

derspricht

14

. Da nicht auszuschließen ist, daß Urad-Nabü wenigstens einen Teil der dockets ebenfalls verfaßt hat, dürfte er wohl zweisprachig gewesen sein

15

, ohne daß wir wissen, welches seine Muttersprache war.

Betrachtet man die insgesamt 57 Texte und Frag­

mente, so fällt rasch auf, daß zwei recht unter­

schiedliche Schreibstiie vorliegen:

Der erste ist charakterisiert durch sehr dünn und verhältnismäßig tief eingeschriebene Zei­

chen, die gelegentlich wenn auch nicht konse­

quent durch Worttrenner in Form von kleinen Einstichen begleitet sind (Nr. 1; 2; 4; 9; 15; 17;

21: 22; 29; 30; 37; 41; 42; 53). Er wird im Folgenden als "Feinschrift" bezeichnet.

Der zweite Stil — im Folgenden "Breitschrift"

genannt — ist charakterisiert durch Zeichen, die z.T. nicht sehr tief aber mit breiten Stri­

chen eingraviert sind (Nr. 3; 5-8; 10-14; 18- 20: 23-28; 31-36: 38(?); 39; 44; 47-50)

16

.

Aus dieser Auflistung geht klar hervor, daß der größere Teil der Texte im breiten Duktus geschrie­

ben ist. Allerdings ist festzuhalten, daß es durchaus Mischformen gibt, d.h. daß einzelne Zeichen in der Schreibweise variieren können, daß Vorder- und Rückseite jeweils in einem anderen Duktus be­

schrieben sind (z.B. Nr.9). Es ist also zu fragen, ob es sich tatsächlich um einen "Duktus" handelte, oder ob die unterschiedlichen Zeichenformen sich aus dem Schreibgerät erklären lassen, das jeweils verwendet wurde.

Leider wissen wir nichts über das Gerät, mit dem die aramäischen Texte oder die Beischriften auf Tontafel n — wahrscheinlich auch auf Wachstafeln, die nicht erhalten blieben, — geschrieben wurden

— soweit sie nicht mit Tinte zugefügt sind, was aber auf die hier behandelten Texten nicht zutrifft.

Es liegt natürlich nahe daran zu denken, daß — zumindest für die Beischriften auf Tontafeln — das gleiche Schreibgerät verwendet wurde, das auch zur Niederschrift der Keilschrifttexte verwen­

det wurde

17

. Das gilt vielleicht von der ersten, feinen Schriftart, die mit einem spitzen Gegen­

stand, vielleicht einer Art Nadel, eingeritzt worden sein muß. Die gröbere Schrift ist dagegen mit einem Griffel eingedrückt worden, der verhält­

nismäßig breit war, außerdem ein leicht gerundetes Profil hatte, so daß die einzelnen Striche meist noch nach der Mitte zu stärker vertieft sind als an den Rändern. Ferner gilt fast als Regel, daß die Schriftzeichen der feinen Schrift kleiner sind, die einzelnen Zeilen auch mit größerem Abstand geschrieben sind, während bei der gröberen Schrift auch größere Zeichen erscheinen. Natürlich vari­

ieren jeweils auch die Zeichenformen, d.h. die grobe Schrift ist, vor allem wenn sie tief in den Ton eingegraben ist, schwerer zu lesen als die feine. Das gilt vor allem von einigen Buchstaben, die sich stark ähneln (z.B. D, W, R) und deshalb auch in manchen Texten kaum unterscheidbar sind. Ich gehe im Folgenden auf alle Zeichen des Alphabets ein, auch im Blick auf die jeweilige Schreibrich­

tung, und verweise im Übrigen auf die Tabelle, in der das Zeichenrepertoire einiger — nicht aller — Texte zusammengestellt ist

18

.

'Älef ist recht charakteristisch und wurde offen­

bar so geschrieben, daß zunächst der kurze Schräg­

strich von rechts oben nach links unten geführt

(3)

wurde, dann von links im spitzen Winkel ziemlich waagerecht nach rechts. Der meist ziemlich senk­

rechte Abstrich durchschnitt dann meist den Treff­

punkt des spitzen Winkels, so daß das Zeichen mit dem Senkrechten aufhört. In der "Breitschrift"

sind die beiden Winkelstriche meist ziemlich kurz, sie werden ebenfalls durch den oft stark nach links geneigten Abstrich durchschnitten; gelegentlich erscheint als Andeutung der ursprünglichen

"Spitze" des 'Alef auf der linken Seite noch ein Punkt.

Bet wurde so geschrieben, daß zunächst der leicht gerundete rechte Abstrich eingedrückt wurde, dann der Kopf als Bogen links angesetzt, wobei der Anschluß oben an den Abstrich oft nicht erreicht wurde, so daß die für das Aramäische charakteristische offene Form des Zeichens ent­

stand. Bei der "Breitschrift" kann das Zeichen auch aus einem größeren nach links geöffneten Halb­

kreis und einem oben angesetzten kleineren und nach rechts geöffneten Halbkreis gebildet sein.

Gimel ist nicht sehr häufig belegt, wird aber offenbar so ausgeführt, daß zunächst der rechte Abstrich von links nach rechts gezogen wird, in der

"Breitschrift" auch gelegentlich unten etwas nach links gekrümmt. Der linke Abstrich ist immer oben an dem rechten angesetzt; dadurch ist das Zeichen gut von Yöd zu unterscheiden. Der linke Abstrich ist meist etwas kürzer als der rechte, es kann aber auch umgekehrt sein.

Dälet ist ebenfalls nicht sehr häufig, wird in der

"Feinschrift" noch mit einem deutlichen, nach oben offenen Haken auf der linken Seite geschrie­

ben. Der rechte, ziemlich senkrechte Strich ist deutlich kürzer als beim Res. In der "Breitschrift"

gibt es Formen, in denen der linke Haken zu einem kurzen dicken Horizontalstrich verkümmert ist, was z.B. eine Unterscheidung vom Wäw erschwert.

Das He hat mit seinem leicht geschwungenen linken Abstrich den Schreibern besonders viele Probleme bereitet. Deshalb gibt es hier viele Var­

ianten. Eine Form wird mit einem ganz leicht gekurvten rechten Abstrich mit Neigung nach links und dann links mit einem leicht geschwungenen oder als Zickzacklinie gestalteten zweiten Zeichen­

bestandteil geschrieben. Eine weitere Variante hat den linken Teil des Zeichens noch als fast eckigen, leicht nach links geneigten Abstrich gestaltet. Die

"Feinschrift" hat gegenüber der "Breitschrift" ele­

gantere Lösungen für den geschwungenen linken Abstrich. Gelegentlich ist — wohl als Andeutung des ursprünglichen zweiten Querstrichs — auch noch ein Punkt in das Zeichen gesetzt worden.

Wäw wird im Allgemeinen so geschrieben, daß der rechte Senkrechte mit einer leichten Biegung von oben nach unten gezogen wird, allerdings kürzer als z.B. beim gelegentlich ähnlichen Res.

Ebenfalls leicht geschwungen wird dann im oberen Drittel der Kopf angesetzt, der auch am oberen Ende des Senkrechten stehen kann. Er zieht aber nicht über diesen hinaus. Verwechslung mit Dälet ist möglich.

Zayin ist nicht sehr häufig. In der "Feinschrift"

wird es — ähnlich wie in der Monumentalschrift

— in Form eines Z geschrieben, wobei der untere Querstrich oft recht kurz ist. Wenn es in dieser Schrift wahrscheinlich in einem Zuge durchgezo­

gen wurde, so wird es in der "Breitschrift" aus drei, manchmal auch nur zwei kurzen Strichen — fast nur Punkten — gebildet, die leicht schräg von oben nach unten untereinandergesetzt wurden.

Het zeigt trotz prinzipieller Einheitlichkeit eine recht große Varibialität. Immer sind es zwei paral­

lele Striche von gleicher Länge, die das Zeichen bilden, zwischen denen — etwa in der Mitte — ein Punkt die ursprünglich drei Querstege ersetzt. Sel­

ten ist es — in der "Feinschrift" — auch ein echter Querstrich, der die Senkrechten verbindet, die von oben nach unten gezogen wurden. Zuweilen sind diese Senkrechten auch etwas gekrümmt. In der

•'Breitschrift" kommen Formen vor, die zwei ganz kurze parallele Striche mit einem schwachen Punkt dazwischen erkennen lassen.

Tet ist natürlich selten. In der "Breitschrift" wird zunächst links ein kleiner, leicht geschwungener Strich gezogen, rechts wird ein stärker geschwun­

gener, zuweilen aus zwei kleinen Strichen zusam­

mengesetzter Halbkreis dagegengesetzt und schließlich in die Mitte noch ein Punkt eingefügt.

Das Zeichen ist recht groß.

Yöd ist variantenreich. In der "Feinschrift" wird

es mit einer leicht geschwungenen Linie von links

oben nach rechts unten geschrieben, wobei es unten

noch nach rechts umknicken und in einem Punkt

enden kann. Etwa in der Mitte der geschwungenen

Linie wird mit einigem Abstand ein Punkt gesetzt,

(4)

der anstelle des leicht schrägen Strichleins steht, das — etwa in der Mitte angesetzt — sonst charak­

teristisch für dieses Zeichen ist. Deshalb wird es in der "Breitschrift" immer mit einer leicht konkaven Linie geschrieben, an die links noch ein kleiner Strich oder Punkt angesetzt ist. Es kommen auch Formen vor. in denen der konkave Abstrich in zwei kleine Strichlein aufgelöst erscheint.

Kaf wird mit einem recht großen Senkrechten begonnen, der leicht nach rechts geneigt ist und an den im oberen Drittel von links aus ein kleiner Strich herangeführt wird, in manchen Fällen auch zwei kurze, leicht gegabelte Striche. Hier kommt man der "klassischen" Form des Zeichens recht nahe.

Lämed wird in beiden Schriftarten recht einheit­

lich geschrieben, wobei in der "Breitschrift" eine Form vorherrscht, in der nur eine schwache Bie­

gung des Bogens nach links zu verzeichnen ist.

während die "Feinschrift" das Zeichen oft höher in der Zeile und mit kräftigem Schwung ansetzt, zu­

weilen auch den Bogen unten mit einem leichten Knick enden läßt. Der Buchstabe wird stets mit einem kräftigen Druck nach unten geschrieben, so daß am Ende — bes. in der "Breitschrift" — eine kleine Wulst entsteht.

Mem ist variantenreich. Eine Form der

"Feinschrift" (Nr.3) hat nach dem leicht nach rechts geneigten Abstrich am oberen Ende einen Querstrich, von dem ein kleiner senkrechter Strich herabgeführt ist. um die ursprüngliche Wellenlinie anzudeuten. Eine "Breitschrift"-Variante hat, nach dem Senkrechten geschrieben, tatsächlich eine Wellenlinie, die von links oben nach rechts verläuft und direkt an den Senkrechten anschließt (Nr.21).

Häufiger aber wird diese Wellenlinie aufgelöst in zwei kräftige, kurze Striche, die von rechts nach links gesetzt sind und von denen der äußere etwas schräg zum inneren steht, vergleichbar dem Sin.

Dieser letzte Strich kann aber auch ganz fehlen.

Dann wird der Abstrich des Zeichens im oberen Teil etwas gekrümmt geschrieben — vergleichbar einem Nun — und links davor ein einzelner Punkt gesetzt, eine Variante des Zeichens, die m.W.

außerhalb von Tall Seh Hamad nicht begegnet.

Nun ist ein recht einheitliches Zeichen. Es wird mit einem typischen leichten Knick im oberen Drittel in einem Zuge mit leichter Neigung nach

rechts ziemlich weit heruntergezogen. In der

"Breitschrift" kann das obere Drittel als ein eingener kleiner, von links nach rechts angesetzter Strich erscheinen, doch kann auch einfach ein fast senkrechter Strich für dieses Zeichen verwendet werden.

Sämek ist ein etwas kompliziertes Zeichen und deshalb schwierig zu schreiben. In der "Fein­

schrift" wird zunächst der Kopf in Form eines kleinen z geschrieben und darunter ein kleiner senkrechter Strich gesetzt. Daneben gibt es Formen, in denen statt des kleinen z lediglich zwei etwa waagerechte Striche geschrieben werden.

Diese Form wird auch in die "Breitschrift" übertra­

gen, in der sich dann gern die beiden Striche rechts zu einem spitzen Winkel zusammenfinden. Sie können aber (z.B. in Nr. 23) auch als große Punkte übereinandergesetzt sein. Der senkrechte Strich ist dann jeweils recht klein und als erstes auf der rechten Seite des Zeichens geschrieben, gelegent­

lich auch stark nach links geneigt, so daß das Zeichen eine schräge Position hat.

'Ayin ist wegen seiner Rundung im Ton schwer zu schreiben. Es ist nach oben geöffnet und wird schon in der "Feinschrift" gern in drei kleine Striche aufgehst, von denen zunächst der rechte, kurze, dann der linke und schließlich der untere geschrieben werden. Um das zu erleichtern, wird der rechte Strich auch als Haken geschrieben, der sich — nach rechts geführt — mit dem ersten kleinen Strich trifft. Eine noch einfachere Variante schreibt in der "Breitschrift" lediglich zwei Striche, die sich unten treffen und von denen der linke etwas länger ist als der rechte.

Pe ist insofern unproblematisch, als es in beiden Schriftarten die bekannte Form zeigt: einen Haken, den man links oben zu schreiben begann, um ihn dann in einem spitzen oder etwas gerundeten Bo­

gen leicht geschwungen, selten auch gerade, wie­

derum nach links herabzuführen.

Säde kommt nicht sehr häufig vor, ist aber schon

deshalb nicht zu verwechseln, weil es als einziges

Zeichen nach rechts orientiert ist. Vor den leicht

nach rechts geschwungenen Senkrechten sind im

oberen Drittel zwei kleine parallele Striche gesetzt,

von denen der äußerst rechte etwas größer ist als

der folgende. In der "Breitschrift" sitzen die beiden

Strichlein oft dicht aufeinander. Dabei wird deut-

(5)

lieh, d a ß die A b f o l g e der drei Striche b e i m Schreiben v o n rechts nach l i n k s war.

Qö f ist nicht sehr häufig, k o m m t aber in zwei V a r i a n t e n vor. D i e eine (z.B. in Nr. 9) zeigt einen m ä ß i g langen Mittelstrich, der leicht nach rechts g e s c h w u n g e n ist, u n d v o r d e m rechts ein leicht geschwungenes Strichlein sitzt, an d e m ferner l i n k s e i n recht kurzer Strich o b e n angebracht ist. Bei der z w e i t e n F o r m fehlt dieser k u r z e Strich u n d ist insofern in das Z e i c h e n integriert, als der A b s t r i c h

— ä h n l i c h w i e b e i m Säde — leicht geschwungen ist. D a f ü r ist der rechte Strich j e t z t h a k e n f ö r m i g g e k r ü m m t u n d v o r d e m Schaft des Z e i c h e n s sitzt n o c h ein P u n k t . D i e s e r P u n k t w u r d e b e i m Schrei­

b e n erst zuletzt d e m Z e i c h e n zugefügt.

R e s ist an seiner m e i s t etwas nach links geneigten F o r m m i t d e m relativ langen A b s t r i c h ganz gut zu e r k e n n e n . D a allerdings der K o p f häufig sehr weit geöffnet ist, deshalb lediglich wie ein H a k e n v o n l i n k s n a c h rechts geschrieben w i r d , ähnelt es d e m W ä w z u w e i l e n sehr. In der " B r e i t s c h r i f t " gibt es F o r m e n , in denen der l i n k e H a k e n z u e i n e m schrä­

gen Strich oder zu e i n e m größeren P u n k t v e r k ü m ­ m e r t ist.

Text Nr. 9 21 30 55 61

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Sin erscheint in mehreren V a r i a n t e n D i e

" F e i n s c h r i f t " schreibt v o n rechts nach links einen s p i t z w i n k l i g e n H a k e n u n d parallel zu dessen linken A u f s t r i c h einen weiteren Strich. In den Z w i s c h e n ­ r a u m w i r d unten ein P u n k t oder ein kleiner Strich gesetzt, so daß das Z e i c h e n schließlich aus v i e r Strichen z u s a m m e n g e s e t z t erscheint. Gelegentlich ist das Z e i c h e n auch aus zwei s p i t z w i n k l i g e n H a k e n z u s a m m e n g e s e t z t , bei denen aber j e w e i l s d i e linken A b s t r i c h e parallel geführt sind. In der

" B r e i t s c h r i f t " sind diese beiden H a k e n in j e w e i l s z w e i Striche aufgelöst, j e einen kleinen rechts, e i n e n größeren links. V e r e i n f a c h t werden d a r a u s d a n n drei k u r z e breite Striche, v o n denen die er­

sten b e i d e n parallel z u e i n a n d e r stehen, der dritte etwas nach links geneigt ist.

T a w ist meist leicht nach rechts gekippt, der A b s t r i c h z i e m l i c h gerade, der Querstrich im oberen Drittel angesetzt u n d z u w e i l e n leicht nach rechts d u r c h g e z o g e n . Es gibt aber auch V a r i a n t e n , die anstelle des Querstriches rechts lediglich eine p u n k t a r t i g e V e r d i c k u n g haben. D e r Schreiber scheint j e w e i l s erst den Senkrechten, d a n n den Q u e r s t r i c h geschrieben zu haben.

Text Nr. 23 33 3

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Wie aus dieser naturgemäß kurzen Beschreibung hervorgeht, ist die Variationsbreite des Zeichenre­

pertoires in der Feinschrift und in der Breitschrift recht erheblich. Das findet seine Erklärung jeden­

falls nicht in breiter zeitlicher Streuung, einer län­

geren Entwicklung der jeweiligen Zeichenformen.

Vielleicht sind also die Unterschiede auf einzelne

"Hände" zurückzuführen, vielleicht stehen da­

hinter jeweils andere Traditionen der Schreiber­

schulung. Jedenfalls rät diese starke Varianz von Zeichenformen bei einer beschränkten Anzahl von Texten, die noch dazu fast gleichzeitig und an einem Ort entstanden sind, zu besonderer Vorsicht bei der Ableitung von Datierungskriterien allein aus der rein formalen Veränderung von Zeichen.

N O T E S

F r a n z R o s e n t h a i . D i e aramaistische F o r s c h u n g seit T h e o d o r N o l d e k e ' s Veröffentlichungen ( R e p r . L e i d e n 1964).

Schrifttafein 1 - 5 .

2 J . N a v e h . T h e D e v e l o p m e n t o f the A r a m a i c Script. T h e Israel A c a d e m y o f Sciences a n d H u m a n i t i e s . Proceedings V o l . V / 1 ( J e r u s a l e m 1970).

3 J . N a v e h . T h e N o r t h - M e s o p o t a m i a n A r a m a i c script­

t y p e in the L a t e - P a r t h i a n p e r i o d , I O S 2 ( 1 9 7 2 ) 2 9 3 - 3 0 4 .

4 Stephen J . L i e b e r m a n , T h e A r a m a i c Argillary Script in the Seventh C e n t u r y . B A S O R 192 ( 1 9 6 8 ) 2 5 - 3 1 . Seine H a u p t t h e s e , d a ß d i e T o n t a f e l s c h r i f t u n a b h ä n g i g v o n der Schrift der S t e i n d e n k m ä l e r u n d der K u r s i v e der P a p y r i zu untersuchen sei, w i r d m a n auch heute n o c h aufrechterhalten k ö n n e n , auch w e n n sie in D e t a i l s zu m o d i f i z i e r e n ist.

5 Frederick M Fales. A r a m a i c Epigraphs o n C l a v T a b l e t s o f the N e o - A s s y r i a n P e r i o d , S t u d S e m , N u o v a Serie 2 ( R o m 1986). D i e Schrifttafeln X I I I u n d X I V s i n d das W e r k v o n D r . E z i o A t t a r d o .

6 J . H o f t i j z e r / G . v a n der K o o i j , A r a m a i c T e x t s f r o m D e i r 'Alla ( L e i d e n 1976) 2 9 - 1 7 0 u n d G . v a n der K o o i j , Early N o r t h - W e s t S e m i t i c Script T r a d i t i o n s : A n A r c h a e o l o g i c a l S t u d y o f the L i n e a r A l p h a b e t i c Scripts up to c. 500 B.C.; Ink a n d Argillary. D i s s e r t a t i o n . L e i d e n 1986, hier v o r allem d i e Seiten 1 2 6 - 2 1 6 u n d Fig. 7 - 1 4 . s. jetzt a u c h J . R e n z in: J . R e n z — W . Röllig. H a n d b u c h der althebräischen Epigraphik I I / l ( D a r m s t a d t 1995)95fF.

7 Peter T . D a n i e l s , A Calligraphic A p p r o a c h to A r a m a i c P a l e o g r a p h y , J N E S 4 3 ( 1 9 8 4 ) 5 5 - 6 8 .

8 Z u diesen A u s g r a b u n g e n s. vorläufig die Berichte v o n H . K ü h n e in A A A S 3 6 / 3 7 ( 1 9 8 6 / 8 7 ) 2 4 2 - 2 6 7 ; A A A S 3 8 / 3 9 ( 1 9 8 8 / 8 9 ) 1 4 2 - 1 5 7 ; A f O 3 6 / 3 7 ( 1 9 8 9 / 9 0 ) 3 0 8 - 3 2 3 ; A f O 40/

41 ( 1 9 9 3 / 9 4 ) 2 6 7 - 2 7 2 .

9 D i e N u m m e r n der T e x t e beziehen sich a u f d i e z u k ü n f ­ tige P u b l i k a t i o n in den " B e r i c h t e n der A u s g r a b u n g T a l ! Seh H a m a d / D ü r - K a t l i m m u ( B A T S H ) . T e x t e B d . 4 " , die ich g e m e i n s a m m i t H . K ü h n e u n d A . M a h m o u d herausgebe. — Z w e i datierte dockets aus d e m F u n d k o m p l e x v o n 1995 (hier die N r . 2 9 u n d N r . 3 3 ) habe ich unter d e m T i t e l " A r a m a i c a Haburensia I I " in der FS H . Klengel, A l t o r i e n t a l i s c h e F o r ­ schungen 24 ( 1 9 9 7 ) 3 4 9 - 3 5 7 publiziert.

10 S. d a z u die Beiträge v o n H . K ü h n e , J . N . Postgate, J . A . B r i n k m a n . F. M . Fales u n d W . R ö l l i g in "State A r c h i v e s o f

A s s y r i a B u l l e t i n " V o l . V I I / 2 (1993), bes. S. 1 2 4 - 1 2 8 .

" V o n den bei L i e b e r m a n . loc. cit. p. 27 aufgelisteten T e x t e n aus N i n i v e ist rd. die H ä l f t e ebenfalls in diesem Z e i t r a u m geschrieben w o r d e n ; das früheste D a t u m ist 687 v . C h r .

1 2 J e d e n f a l l s w i r d k e i n e Person in den aram. D o k u m e n ­ ten als spr() " S c h r e i b e r " bezeichnet.

13 S. P a r p o l a nach H . T a d m o r in; H . - J . Nissen / J . Renger ( H g b . ) . M e s o p o t a m i e n u n d seine N a c h b a r n . Berliner Beitr.

z u m V o r d e r e n O r i e n t 1/2 ( 1 9 8 2 ) 459.

14 A u s f ü h r l i c h d a z u m i t Belegen (auch z u m ( L Ü . ) A . B A E.

D I N G I R ) B. M e n z e l , Assyrische T e m p e l . S t u d . P o h l Ser.

M a j o r 10/1 ( 1 9 8 1 ) 2 0 9 - 2 1 9 ; 10/2, 1 7 3 - 1 8 0 , s. ferner K . D e l l e r , B a g h d a d e r M i t t e i l u n g e n 13 ( 1 9 8 2 ) 151f. V o n J . N . Postgate w u r d e bereits in C T N 2 ( 1 9 7 3 ) 182 zu N r . 181,2 a u c h eine Lesung ummänu für A . B A erwogen.

15 Z u m B i l i n g u i s m u s in der assyrischen B u r e a u k r a t i e s.

H . T a d m o r , loc.cit. 4 5 1 - 4 5 5 .

16 H i e r z u gehören v o n d e n i m C I S publizierten T e x t e n aus N i n i v e z.B. die N r n . C I S II 35; 38 u n d 40a, d i e A s s u r ­ texte ( M . L i d z b a r s k i , W V D O G 38 [1921]) Nr. 4 u n d 6 sowie a u c h d i e Beischrift a u f der v o n A . R . M i l i a r d , Iraq 34 ( 1 9 7 2 ) 134ff. u n d pl. L I V c publizierten T a f e l in Manchester, w ä h ­ r e n d d i e v o n P. B o r d r e u i l , Semitica 23 ( 1 9 7 3 ) 9 5 - 1 0 2 m i t pl.

I - V publizierte T o n t a f e l eher der " F e i n s c h r i f t " z u z u o r d n e n ist.

17 V g l . d a z u s c h o n d i e D i s k u s s i o n der verschiedenen V o r s c h l ä g e bei G R . D r i v e r , S e m i t i c W r i t i n g f r o m P i c t o - graph to A l p h a b e t . N e w l y R e v i s e d E d i t i o n ( L o n d o n 1976) 1 7 - 3 3 . D o r t wird (S.30) bemerkt: " T h e A r a m a i c n o t e s are s o m e t i m e s written in ink a n d s o m e t i m e s scratched. as the G r e e k words always are, o n the clay. T h e strokes then s h o w n o trace o f fibre, so that they were p r o b a b l y m a d e with a needle o r s i m i l a r i n s t r u m e n t ; a n d as the coarse lines show, this m u s t have been b l u n t . " Vgl. ferner v a n der K o o i j , loc.

cit. 190f., der j e d e n f a l l s klar feststellt, d a ß der f ü r T i n t e n ­ schrift geeignete Stylus nicht für T o n t a f e l n V e r w e n d u n g finden konnte.

18 E i n e eingehendere D i s k u s s i o n — auch mit Verglei­

chen m i t anderen T e x t p u b i i k a t i o n e n — w i r d in d e r E d i t i o n der a r a m ä i s c h e n T e x t e aus T a l l Seh H a m a d in B A T S H T e x t e B d . 4 erfolgen.

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