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B. Die von der Rechtsprechung zur Vermeidung des Verlustes von AfA-Potential entwickelten Hilfskonstruktionen

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Meyer, Zur AFA-Berechtigung bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung DStR 1984, Heft 21 639

Aufsätze

D r . Dir/e £ . Meyer, Diplom-Kaufmann, München

Zur AfA-Berechtigung bei unentgelt- licher Nutzungsüberlassung

A. Verlust von AfA-Potential als Konsequenz des Kostentragungsgedankens

Ü b e r l ä ß t der (wirtschaftliche) E i g e n t ü m e r ein abnutzbares Wirtschaftsgut unentgeltlich zur N u t z u n g , soll weder er noch der Nutzungsberechtigte Abschreibungen auf das überlassene Wirtschaftsgut geltend machen dürfen. Das auf die Dauer der N u t z u n g s ü b e r l a s u n g entfallende AfA-Potential geht verlo- ren. Dies hat der B F H für den Fall der unentgeltlichen Ü b e r - lassung eines G r u n d s t ü c k s i m Wege des N i e ß b r a u c h s (sog.

Z u w e n d u n g s n i e ß b r a u c h )1 und den personell erweiterten V o r b e h a l t s n i e ß b r a u c h2 entschieden. B e i letzterem handelt es sich um die zivilrechtliche Ü b e r e i g n u n g eines Wirtschaftsgu- tes mit anschließender unentgeltlicher RückÜberlassung i m Wege des N i e ß b r a u c h s an den früheren E i g e n t ü m e r und e i - nen Dritten, wobei es sich meist u m den Ehegatten des frühe- ren E i g e n t ü m e r s handelt. Insoweit, als die Abschreibungen auf den unentgeltlich nutzungsberechtigten Dritten entfallen, geht das AfA-Potential verloren.

Seit dem U r t e i l des B F H v o m 13. 5. 19803 wird allgemein akzeptiert, d a ß Aufwendungen nur dann einkünftemindernd geltend gemacht werden k ö n n e n , wenn sie durch die E i n - kunftserzielung veranlaßt sind. Wegen der Unentgeltlichkeit der Ü b e r l a s s u n g erzielt der E i g e n t ü m e r w ä h r e n d der Dauer des N u t z u n g s v e r h ä l t n i s s e s keine Einnahmen. D i e Abschrei- bungen stehen auch nicht i m Zusammenhang mit Einhali- men, die der E i g e n t ü m e r nach Beendigung des Nutzungsver- hältnisses erzielen w i r d ; denn die Abschreibungen entstehen nicht i m H i n b l i c k auf eine zukünftige N u t z u n g des W i r t - schaftsgutes. Vielmehr hängt der A u f w a n d mit der laufenden .Nutzung des Wirtschaftsguts zusammen. Es liegen also keine vorab entstandenen Betriebsausgaben bzwr. Werbungskosten vor. Mangels eines Zusammenhangs m i t der Einkunftserzie- lung k ö n n e n die Abschreibungen auf ein unentgeltlich ü b e r - lassenes Wirtschaftsgut v o m E i g e n t ü m e r nicht geltend ge- macht werden. Hiergegen bestehen m . E . keine Bedenken.

Z w a r sind die Abschreibungen nicht durch die Einkunfts- erzielung des E i g e n t ü m e r s veranlaßt. Es besteht jedoch ein Zusammenhang mit der Einkunftserzielung des unentgeltlich Nutzungsberechtigten. Trotzdem dürfen die Abschreibungen bei der E r m i t t l u n g der Einkünfte des Nutzungsberechtigten nicht berücksichtigt werden. D e n n nach bisheriger Recht- sprechung sollen Abschreibungen nur v o n demjenigen gel- tend gemacht werden k ö n n e n , der die zugehörigen Anschaf- fungs- b z w . Herstellungskosten getragen hat (Kostentra- gungsgedanke). Dies ist aber nicht der Nutzungsberechtigte, sondern der (wirtschaftliche) E i g e n t ü m e r . V o n dem Erfor- dernis der Kostentragung soll es nur eine Ausnahme i m Falle des unentgeltlichen Erwerbs geben. N a c h § 11 d A b s . 1 E S t D V hat der unentgeltliche Erwerber eines Wirtschaftsgu- tes die Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten des Rechts- v o r g ä n g e r s fortzufuhren. D e r unentgeltliche Erwerber darf deshalb Abschreibungen geltend machen, ohne selbst die z u - gehörigen Ansohaffungs- bzw. Herstellungskosten getragen

zu haben. D a ein unentgeltlich Nutzungsberechtigter jedoch kein Rechtsnachfolger i . S. des § 11 d A b s . 1 E S t D V ist, kann diese Ausnahmeregelung auf ihn nicht angewendet werden4.

Der Kostentragungsgedanke fuhrt somit zu dem Ergebnis, daß die durch die Einkunftserzielung des unentgeltlich N u t - zungsberechtigten veranlaßten (periodisierten) A u f w e n d u n - gen von diesem nicht geltend gemacht werden k ö n n e n . D a sie beim E i g e n t ü m e r - zu Recht - ebenfalls nicht erfaßt wer- den dürfen, geht das auf die Dauer der unentgeltlichen N u t - zungsüberlassung entfallende AfA-Potential steuerlich v e r l o - ren. Für drei Sonderfälle der unentgeltlichen N u t z u n g s ü b e r - lassung ist es dem B F H allerdings gelungen, den Verlust des AfA-Potentials zu verhindern bzw. zu kompensieren. M . E . handelt es sich hierbei jedoch nur u m Hilfskonstruktionen, die ein unbefriedigendes Ergebnis vermeiden sollen. Das P r o - blem des Verlustes .von AfA-Potential bei unentgeltlicher N u t z u n g s ü b e r l a s s u n g w i r d durch diese Konstruktionen nur für drei Einzelfälle, nicht aber i m Grundsatz gelöst. D a r ü b e r hinaus sind die Hilfskonstruktionen in sich nicht schlüssig, was zur Entstehung neuer Zweifelsfragen gefuhrt hat.

B. Die von der Rechtsprechung zur Vermeidung des Verlustes von AfA-Potential entwickelten Hilfskonstruktionen

I. Unentgeltliche Überlassung zur betrieblichen Nut- zung

W i r d das unentgeltlich überlassene Wirtschaftsgut zur E r - zielung betrieblicher Einkünfte genutzt, soll der Nutzungsbe- rechtigte ein Wirtschaftsgut „ N u t z u n g s r e c h t " in sein B e - triebsvermögen einlegen k ö n n e n , sofern seine N u t z u n g s - möglichkeit auf einer gesicherten Rechtsposition beruht3. D i e Einlage des Wirtschaftsgutes „ N u t z u n g s r e c h t " soll zum T e i l - wert erfolgen. D u r c h die Einlage z u m T e i l wert kann neues Aufwandspotential geschaffen werden, ohne daß der N u t - zungsberechtigte tatsächliche Ausgaben tätigen m ü ß t e . Durch die Abschreibung des eingelegten Nutzungsrechts macht der Nutzungsberechtigte ,,eigene fiktive A u f w e n d u n - gen" einkünftemindernd geltend, w o d u r c h der Verlust der Abschreibungen auf das überlassene Wirtschaftsgut k o m p e n - siert werden kann.

Durch die „ K o n s t r u k t i o n "6 der Nutzungsrechtseinlage k ö n n t e der AfA-Verlust- allerdings auch ü b e r k o m p e n s i e r t werden, wenn der Teilwert des Nutzungsrechts die Summe der verlorengehenden A f A - B e t r ä g e übersteigt. Der I V . Senat

wÜ e s B F H7 bewertet deshalb das eingelegte Nutzungsrecht u n - ter Modifizierung der Teilwertdefinition mit der Summe der Abschreibungen, die der E i g e n t ü m e r geltend machen k ö n n t e , wenn er das Wirtschaftsgut zur Einkunftserzielung nutzen

1) BFH v. 28. 7. 1981, BStBl. 1982 II, 454.

2) BFH v. 27. 7. 1982, BStBl. 1983 II, 6, und v. 11.10. 1983, BStBl.

198411,266.'

3) BFH v. 13. 5. 1980, BStBl. 1981 II, 299.

"4) BFH v. 28. 7. 1981, BStBl. 1982 II, 454.

5) BFH v. 28. 2. 1974, BStBl. II, 481; v. 16. 11. 1977, BStBl. 1978 II, 386; v. 31. 10. 1978, BStBl. 1979 II, 401 [403 Tz. 2b]; v. 22. 1. 1980, BStBl. II, 244 [246 Tz. 3b]; v. 20. 11. 1980, BStBl. 1981 II, 68 [69 Tz. II 2]; v. 26. 5. 1982, BStBl. II, 594; v. 2. 8. 1983, BStBl. II, 735, 736, 739, und v. 8. 12. 1983, BStBl. 1984 II, 202.

6) Littmann, Unentgeltliche Nutzungsüberlassung von Wirtschaftsgü- tern und Absetzung für Abnutzung, D B 1980, 1040 [1043].

7) BFH v..20. 11. 1980, BStBl. 1981 II, 68.

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640 DStR 1984, Heß 21 Meyer, Zur AFA-Berechtigung bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung

'Würde. E r w i l l damit die Schaffung von Aufwandspotential begrenzen. Im Ergebnis geht es diesem Senat also nur u m eine Ü b e r l e i t u n g des AfA-Potentials auf den unentgeltlich Nutzungsberechtigten. D e m g e g e n ü b e r w i l l der VIII. Senat8 alle Folgerungen aus der Vorstellung ziehen, wonach N u t - zungsrechte selbständige Wirtschaftsgüter s e i n ' sollen. D i e Gefahr einer Schaffung v o n ungerechtfertigtem A f A - P o t e n - tial n i m m t dieser Senat b e w u ß t i n Kauf. Im Schrifttum9 w i r d bereits d a r ü b e r nachgedacht, w i e die Rechtsprechung des VIII. Senats i n ein Steuersparmodell eingebettet werden k ö n n t e . D i e Finanzverwaltung9 2 w i l l das U r t e i l daher nicht anwenden.

D i e bis heute ungelösten Bewertungsprobleme machen die Unzulänglichkeiten der Hilfskonstruktion Nutzungsrechts- einlage" hinreichend deutlich. D a r ü b e r hinaus ist eine bloße Rechtsposition - selbst wenn es sich u m eine dinglich gesip-.*

cherte handeln sollte - noch kein Wirtschaftsgut1 0. Z w a r ge- h ö r t der m i t dem unentgeltlich e i n g e r ä u m t e n Nutzungsrecht verbundene wirtschaftliche V o r t e i l unentgeltliche N u t - z u n g s m ö g l i c h k e i t " als Gewinnchance aus einem schweben- den V e r t r a g " z u m Kreis der potentiellen Wirtschaftsgüter.

O b es sich bei einer solchen Gewinnchance jedoch tatsächlich u m ein einlagefähiges Wirtschaftsgut handelt - wie die Recht- sprechung v o n jeher ohne nähere B e g r ü n d u n g behauptet - , ist äußerst fraglich1 1.

II. V o r b e h a l t s n i e ß b r a u c h

Der Vorbehaltsnießbrauch stellt zivilrechtlich eine Ü b e r - eignung mit gleichzeitiger Nießbrauchbestellung zugunsten des bisherigen Eigentümers dar. Eine solche Gestaltung wird in der Praxis meist aus erbschaftsteuerlichen G r ü n d e n ge- w ä h l t . D u r c h eine frühzeitige Ü b e r e i g n u n g von V e r m ö g e n s - gegenständen auf die zukünftigen Erben soll die mehrfache Ausnutzung erbschaftsteuerlicher Freibeträge und eine Kap- pung des progressiven Erbschaftsteuertarifs durch Verminde- rung der i m Erbfall zu ü b e r t r a g e n d e n V e r m ö g e n s m a s s e er- reicht werden. A n der N u t z u n g des übereigneten Wirt- schaftsgutes soll sich dagegen bis z u m Tode des bisherigen.

E i g e n t ü m e r s nichts ändern, was durch den Vorbehalt eines N i e ß b r a u c h r e c h t s gewährleistet ist. D a i m H i n b l i c k auf die tatsächliche Nutzung zunächst alles beim alten bleibt, sah die frühere Rechtsprechung1 2 den Vorbehaltsnießbraucher wei- terhin als Eigenbesitzer und damit als wirtschaftlichen Eigen- t ü m e r L S . des § 3 9 Abs. 2 N r . 1 Satz2 A O 3. Alternative a n1 3. Es wurde also unterstellt, daß der Vorbehaltsnießbrau- cher zunächst nur das formalrechtliche Eigentum übertragen wolle. Das wirtschaftliche Eigentum solle erst bei Beendi- gung des N i e ß b r a u c h s ü b e r g e h e n . Dieser Rechtsprechung folgend, sieht die Finanzverwaltung1 4 den Vorbehaltsnieß- braucher noch heute regelmäßig als wirtschaftlichen E i g e n t ü - mer an. A l s solcher ist er weiterhin zur Vornahme der A f A berechtigt.

Dagegen betrachtet der B F H neuerdings1 5 nicht mehr den früheren E i g e n t ü m e r und späteren N i e ß b r a u c h e r , sondern den neuen bürgerhch-rechtlichen E i g e n t ü m e r auch als neuen wirtschaftlichen Eigentümer. D e r Vorbehaltsnießbrauch ist also als Ü b e r t r a g u n g des Wirtschaftsgutes mit anschließ ender unentgeltlicher RückÜberlassung i m Wege des N i e ß b r a u c h s zu behandeln. O b w o h l der neue bürgerlich-rechtliche Eigen- t ü m e r auch wirtschaftlicher E i g e n t ü m e r und damit steuerlich Rechtsnachfolger i . S. des § 11 d A b s . 1 E S t D V w i r d , soll der Vorbehaltsnießbraucher weiterhin zur Vornahme der A b - schreibungen berechtigt sein, weil der Zusammenhang z w i - schen dem ursprünglichen Tragen der Anschaffungs- bzw.

Herstellungskosten und der N u t z u n g des nießbrauchsbelaste- ten Wirtschaftsgutes angeblich nicht durchbrochen worden i s t1 6.

Diese Sonderbehandlung des Vorbehaltsnießbrauchs läßt sich allenfalls noch mit der sog. Splittertheorie e r k l ä r e n1 7. Diese Theorie ist jedoch keine geeignete Basis für eine s y - stemgerechte L ö s u n g der einkommensteuerlichen Behand- l u n g v o n N u t z u n g s ü b e r l a s s u n g e n ; denn sie fuhrt zu u n l ö s b a - ren Problemen i m Falle der vorzeitigen Beendigung solcher Leistungsbeziehungen1 8.

III. Unentgeltliche Überlassung einer Wohnung in ei- nem Mehrfamilienhaus

W i r d eine W o h n u n g unentgeltlich überlassen, hat der N u t - zungsberechtigte den Nutzungswert dieser W o h n u n g unter den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung zu versteu- e r n1 9. Dies gilt nach neuer Rechtsprechung2 0 nunmehr a u ß e r für die Ü b e r l a s s u n g i m Rahmen eines dinglichen N u t z u n g s - verhältnisses auch für die obligatorische Ü b e r l a s s u n g , sofern die N u t z u n g s m ö g l i c h k e i t auf einer gesicherten Rechtsposi- tion beruht. Der Nutzungswert ist als Ü b e r s c h u ß der o r t s ü b - lichen Miete über die Werbungskosten zu ermitteln. Z u den Werbungskosten gehören auch die Abschreibungen2 1. D a der unentgeltlich Nutzungsberechtigte aber weder die Anschaf- fungs- b z w . Herstellungskosten der W o h n u n g getragen hat noch als Rechtsnachfolger i . S. des § 11 d A b s . 1 E S t D V ange- sehen werden kann, soll er die Abschreibungen nicht geltend machen dürfen. N a c h den allgemeinen Grundsätzen m ü ß t e es somit eigentlich zum Verlust der A f A kommen.

N a c h neuester Rechtsprechung des B F H2 2 sollen die A b - schreibungen dagegen weiterhin v o m E i g e n t ü m e r geltend gemacht werden können, o b w o h l er das Wirtschaftsgut

„ W o h n u n g " infolge der Unentgeltlichkeit der Ü b e r l a s s u n g nicht zur Einkunftserzielung einsetzt. Es soll i n diesen Fällen g e n ü g e n , daß der E i g e n t ü m e r irgendeine andere Wohnung i n demselben Haus durch Fremdvermietung zur Einkunftserzie- lung nutzt. D i e Abschreibungen hängen n ä m l i c h angeblich nicht an der einzelnen Wohnung, sondern am ganzen G e b ä u - de, weshalb eine Aufteilung und personell unterschiedliche Zurechnung nicht in Betracht kommen soll. Schmidt23 spricht

8) B F H v. 2. 8. 1983, BStBl. II, 735 [736-Tz. 4].

9) Vgl. Stadie, Zur Einlage von Nutzungsrechten in das Betriebsver- mögen, DB 1984, 578 [582].

9a) BMF-Schrb. v. 10. 7. 1984, BStBl. I, 460.

10) BFH v. 23. 6. 1978, BStBl. II, 521.

11) Vgl. dazu ausführlich D. Meyer, Einkommensteuerliche Behand- lung des Nießbrauchs und anderer Nutzungsüberlassungen, 1984, S. 284ff.

12) B F H v. 8. 3. 1977, BStBl. II, 629; v. 21. 6. 1977, BStBl. 1978 II, 303, und v. 21. 6. 1977, VIII R 81/75 n. v.

13) Zum Eigenbesitz als eindeutigem Kriterium für die persönliche Zu- rechnung von Wirtschaftsgütern im Steuerrecht vgl. D. Meyer, Einkom- mensteuerliche Behandlung des Nießbrauchs und anderer Nutzungsüber- lassungen, 1984, S. 141 ff.

14) BMF-Schrb. v. 23. 11. 1983, BStBl. I, 508 [Tz. 37].

15) BFH v. 7. 12. 1982, BStBl. 1983 II, 627; v. 2. 8. 1983, BStBl. II, 735, und v. 8. 12. 1983, BStBl. 1984 II, 202.

16) B F H v. 28. 7. 1981, BStBl. 1982 II, 380, und v. 7. 12. 1982, BStBl.

1983 II, 627 [629 Tz. 3].

17) Gl. A. Söffing, Die Besteuerung von Einkünften bei Nießbrauchs- bestellung, in: Deutscher Steuerberaterverband (Hrsg.), Deutscher Steu- erberatertag 1981 in Hamburg. Protokoll, Bonn 1982 S. 81 [102]; Stadie, Zur Einlage von Nutzungsrechten in das Betriebsvermögen, D B 1984, 578 [581 f.].

18) Vgl. dazu ausfuhrlich D. Meyer, Zur Einlagefähigkeit unentgeltlich eingeräumter Nutzungsrechte, erscheint demnächst in DB.

19) § 21 Abs. 2 EStG 2. Alternative.

20) BFH v. 29. 11. 1983, BStBl. 1984 II, 366.

21) § 9 Abs. 1 Nr. 7 EStG.

22) B F H v. 29. 11. 1983, BStBl. 1984 II, 371.

23) Vgl. L . Schmidt, UrteilsanmeFkung, FR 1984, 232; kritisch auch B. Meyer, Werbungskosten bei unentgeltlicher Überlassung einer Woh- nung im eigenen Haus, DStR 1984, 423f.; Söffing, Zurechnung des Nut- zungswerts unentgeltlich überlassener Wohnungen, NWB 1984 F. 3, 5729 [5731 f.].

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Thoma, Altwarensdmmlungen als fragwürdige Steuerquelle

in diesem Zusammenhang.von überraschenden, für den E i - g e n t ü m e r i m Ergebnis aber natürlich erfreulichen Erkennt- nissen des VIII. Senats.

D i e Hilfskonstruktion funktioniert allerdings nur, wenn es sich u m eine W o h n u n g i n einem teilweise fremdvermieteten Mehrfamilienhaus handelt. Sofern der E i g e n t ü m e r keinerlei Einnahmen aus dem Objekt erzielt, wie bei der unentgeltli- chen Ü b e r l a s s u n g eines Einfamilienhauses oder einer E i g e n - tumswohnung, gehen die Abschreibungen weiterhin verlo- ren.

C. Zurechnung von Aufwendungen nach dem Veranlassungsprinzip

Schon Littmann24 äußerte die Hoffnung, daß die Sonder- rechtsprechung zur Nutzungsrechtseinlage bei unentgeltli- cher N u t z u n g s ü b e r l a s s u n g eine allmähliche H i n w e n d u n g zu der Erkenntnis signalisiere, daß der unentgeltlich Nutzungs- berechtigte Abschreibungen auf das überlassene Wirtschafts- gut geltend machen k ö n n e . Bisher ist. eine dahingehende Wende in der Rechtsprechung allerdings noch nicht ersicht- l i c h . Angesichts der sich immer weiter von allgemeinen steu- erlichen Prinzipien entfernenden Hilfskonstruktionen des B F H zur Vermeidung des Verlustes von AfA-Potential ist es m , E . an der Zeit, das Problem der AfA-Berechtigung bei unentgeltlicher N u t z u n g s ü b e r l a s s u n g v o m Grundsätzlichen her zu lösen.

Voraussetzung hierfür ist die Aufgabe des Kostentragungs- gedankens, d. h. der Vorstellung, daß Abschreibungen - au- ßer i m Falle des § 11 d Abs. 1 E S t D V - nur von demjenigen geltend gemacht werden dürfen, der die zugehörigen A n - schaffungs- b z w . Herstellungskosten getragen hat. Dies sollte nicht schwerfallen; denn dem Einkommensteuergesetz kann ein solcher Grundsatz ohnehin nicht entnommen werden2 5. N a c h dem Wortlaut des Gesetzes2 6 sind Betriebsausgaben Aufwendungen, die durch den Betrieb veranlaßt sind. A u c h für das Vorliegen v o n Werbungskosten k o m m t es nach heute h . I v l .2 7 nur auf den Veranlassungszusammenhang zwischen Aufwand und einnahmenbringender Tätigkeit an. Daraus folgt, daß Betriebsausgaben und Werbungskosten u n a b h ä n - gig davon, wer sie verausgabt hat, bei demjenigen zu b e r ü c k - sichtigen sind, durch dessen Einkunftserzielung sie veranlaßt .wurden.

D a ß es auf die Kostentragung nicht ankommt, wenn der Veranlassungszusammenhang feststeht, w i r d für die perso- nelle Zurechnung laufender Ausgaben auch v o n der Recht- sprechung2 8 seit langem anerkannt, nicht dagegen für die per- sonelle Zurechnung v o n Abschreibungen. Eine unterschiedli- che Behandlung der i n der Periode der Verausgabung sofort abzugsfähigen Betriebsausgaben b z w . Werbungskosten e i - nerseits sowie der periodisierten Ausgaben andererseits läßt sich jedoch m . E .2 9 nicht rechtfertigen. S o w o h l die laufenden als auch die periodisierten Ausgaben erfüllen den Betriebsaus- gaben- bzw. Werbungskostenbegriff und sind daher gleich zu behandeln. A u c h die Zurechnung der Abschreibung richtet sich deshalb nur nach dem Veranlassungsprinzip3 0.

D i e Abschreibungen repräsentieren den durch die N u t z u n g des betreffenden Wirtschaffsgutes verursachten A u f w a n d . Dieser ist durch die Einkunftserzielung desjenigen veranlaßt, der das Wirtschaftsgut nutzt. Im Falle einer unentgeltlichen N u t z u n g s ü b e r l a s s u n g ist dies der Nutzungsberechtigte. I h m stehen die Abschreibungen folglich zu. A l l e i n die Ä u f w a n d s - zurechnung nach dem Veranlassungsprinzip schafft eine für alle Fälle der unentgeltlichen N u t z u n g s ü b e r l a s s u n g gleicher- m a ß e n brauchbare L ö s u n g des A f A - P r o b l e m s und macht die Hilfskonstruktionen des B F H überflüssig. D e r B F H w i r d

DStR 1984, Heß 21 . 641

d e m n ä c h s t3 1 Gelegenheit haben, sich zu der hier vertretenen Auffassung zu äußern.

24) Vgl. Littmann, Unentgeltliche Nutzungsüberlassung von Wirt- schaftsgütern und Absetzung für Abnutzung, DB 1980, 1040 [1042].

25) Gl. A. Stadie, Zur Einlage von Nutzungsrechten in das Betriebsver- mögen, D B 1984, 578.

26) § 4 Abs. 4 EStG.

27) Vgl. v. Bornhaupt, Ermittlung des Werbungskostenbegriffs nach dem Veranlassungsprinzip im Wege der Rechtsfortbildung, DStR 1983, 11 ff. m . w . N .

28) RFH vMO. 2. 1937, RStBl. 898; BFH v. 1. 4. 1965, BStBl. III, 359;

vgl. dazu ausführlich D. Meyer, Einkommensteuerliche Behandlung des Nießbrauchs und anderer Nutzungs\iberlassungen, 1984, S. 273 ff.

29) Ohne Begründung ausdrücklich a. A. Hutter, Zur steuerrechtlichen Behandlung von Nutzungsrechten an vermieteten Grundstücken, DStZ 1981, 47 [52]; FG Saarland v. 19. 6. 1970, EFG 1970, 493 (rkr.).

30) Gl. A. Biergans, Überlegungen zur personellen Zurechnung von Betriebsausgaben und Werbungskosten, FR 1984, 297 [304f.].

31) Revision VIII R 22/81, FG Berlin v. 14. 10. 1980, EFG 1981, 337.

Hans Thoma, Landshut

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Alt Warensammlungen

als fragwürdige Steuerquelle

Gedanken zur umstrittenen Besteuerung der

„guten Tat"

I. Problemschilderung 1. Beispielsfall

Idealistisch denkende Vertreter einer gemeinnützigen O r - ganisation planen eine gute Tat. Sie geben i n ihrer Stadt be- kannt, daß sie für. geistig und körperlich behinderte Jugendli- che eine Serie moderner Spezialarbeitsstühle beschaffen und sie der örtlichen Lebenshilfeeinrichtung schenken wollen. D i e wegen ihrer anerkannt-positiven Tätigkeit i n Sachen W o h l - fahrtspflege hochangesehene Organisation ruft auf zu einer Altpapier- und Altkleiderspende.

D i e B e v ö l k e r u n g der Stadt tut das ihre. Sie hält Bestände an Altpapier und Altkleidern einige Zeit zurück, u m sie dann b e w u ß t und gewollt gerade bei Aufrufen solcher bekannt se- riöser Organisationen als Sachspende abzuliefern. D i e O r g a - nisation setzt freiwillige Helfer ein, stellt Fahrzeuge, sammelt die Papier- und Kleiderspenden auf, sichtet das Material und verkauft es an Verwertungsfirmen.

D e n gesamten Erlös verwenden die idealistischen Initiato- ren z u m K a u f der modernen Arbeitsstühle für die behinderten fugendlichen. Zusammen m i t den B ü r g e r n der Stadt als Spendern freuen sich die Organisatoren der Sammlung," ihrer örtlichen Lebenshilfeeinrichtung Gutes tun zu k ö n n e n .

A b e r mit der planmäßigen A k t i o n hat die gemeinnützige Körperschaft einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb b e g r ü n - det. U n d wenn die g e m e i n n ü t z i g e Organisation nach § 5 N r . K S t G auch ausdrücklich steuerbefreit ist, - m i t ihrem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb1 unterliegt sie der K S t und GewSt i n gleicher Weise wie der professionelle Altmaterial- händler.

2. Begründung für die Steuerpflicht der wirtschaftli- chen Geschäftsbetriebe

M i t ihren wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben sind die an sich steuerbefreiten g e m e i n n ü t z i g e n Körperschaften also - i n -

1) Zum Begriff,, wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb" s. § 14 A O .

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