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Steuerfallen zum Jahresende - und wie man sie vermeidet

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S T E U E R R E C H T AUFSÄTZE

D S t R 50/94

P R A X I S F O R U M

Steuerfallen zum Jahresende - und wie man sie vermeidet

1. Degressive AfA

D i e degressive Abschreibung für nicht Wohnzwecken die- 1er Gebäude i m P r i v a t v e r m ö g e n läuft zum Jahresende aus.

Das dedeutet, daß Bauherren noch einen Bauantrag stellen n ü s s e n . Der Erwerber m u ß nur den notariellen Kaufvertrag

;chließen. A u f den Bauantrag k o m m t es in diesem Fall - merk- würdigerweise - nicht an. Wer nicht ausschließen kann, daß er las Gebäude i m nächsten Jahr z. B . an Kapitalanleger verkaufen will oder m u ß , sollte nicht selbst, sondern über eine Personen- Gesellschaft erwerben. Die Finanzverwaltung plant nämlich ei- len Erlaß, wonach der Beitritt zu einer Personengesellschaft lach dem 31. 12. 1994 noch zur Inanspruchnahme der degressi- ven A f A berechtigt, wenn der Beitritt vor Fertigstellung der mmobilie erfolgt.

2. Ostimmobilien LI Anzahlungen

D u r c h die Leistung einer Anzahlung - natürlich nur gegen Bankbürgschaft - kann die 50 %-ige Ostabschreibung bereits tuf einen Zeitpunkt vorverlagert werden, zu dem die I m m o b i - le noch nicht einmal gebaut geschweige denn fertiggestellt ist.

Einige Fallstricke sind jedoch zu beachten:

(1) Abschreibungsfähig ist nur der Gebäude- bzw. - bei einer

\ltbaumodernisierung - der Modernisierungsanteil. B e i jeder

einzelnen Anzahlung ist der auf den nicht b e g ü n s t i g t e n Grund und Boden bzw. die Altsubstanz entfallende T e i l herauszurech- nen. Es ist nicht möglich, eine Anzahlung v o l l dem b e g ü n s t i g - ten G e b ä u d e - oder Modernisierungsaufwand zuzuordnen. A n - dererseits kann die Finanzverwaltung nicht argumentieren, daß die erste Rate stets voll auf den nicht b e g ü n s t i g t e n G r u n d und Boden oder die Altsubstanz entfällt und damit nicht abschrei- bungsfähig ist. ' .

(2) D i e Anzahlung m u ß noch in diesem Jahr abfließen. Sicher ist die Erteilung eines Ü b e r w e i s u n g a u f t r a g e s oder die - aller- dings kaum praktizierbare - Barzahlung. B e i Zahlung mit Scheck oder Wechsel ist Vorsicht geboten. A u f g r u n d der Son- derbestimmung des § 7 a E S t G gilt die Anzahlung erst mit der Einlösung als geleistet. Die Hingabe eines Schecks am 31. 12.

1994 erfüllt damit nicht die Anzahlungsvoraussetzungen, weil die Gutschrift erst i m nächsten Jahr erfolgt,

(3) D i e Anzahlung m u ß nicht nur beim Investor abfließen.

Sie m u ß auch in den freien Verfügungsbereich des Bauträgers gelangen. Diese Voraussetzung ist erfüllt, wenn die Anzahlung auf ein K o n t o des Bauträgers fließt. Das gilt soigar dann, wenn der Bauträger eine Vereinbarung mit der Bank getroffen hat, daß alle auf seinem K o n t o eingehenden Gelder als Sicherheit für die ausgegebene Bankbürgschaft dienen sollen. Schädlich ist dagegen eine Ü b e r w e i s u n g auf ein Notarander- oder Treu- handkonto. A u c h die Ü b e r w e i s u n g auf ein K o n t o des Bauträ-

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gcrs, das i m Interesse des Käufers gesperrt ist, w ä r e schädlich.

Die eingangs e r w ä h n t e Verpfändung des Guthabens zum Zweck der Absicherung der Bürgschaft ist keine schädliche Sperrung im Interesse des Käufers.

(4) Unproblematisch sind Anzahlungen bis zur H ö h e des i m folgenden Jahr erreichten Bauförtschritts. Dabei k o m m t es nur auf den voraussichtlichen Baufortschritt an. Sollte der tatsächli- che Baufortschritt hinter den Planungen zurückbleiben, ändert dies nichts an der Abschreibung. Ü b e r s t e i g t die Anzahlung den voraussichtlichen Bautenstand i m Folgejahr, sollen die Finanz- ämter prüfen, ob ein M i ß b r a u c h i . S. d. § 42 A O vorliegt. So- fern ü b e r z e u g e n d e wirtschaftliche G r ü n d e vorgetragen wer- den, ist die M i ß b r a u c h s v e r m u t u n g widerlegt. E i n gehöriger Kaufpreisabschlag w i r d als wirtschaftlicher Grund ausreichen, sofern der Abschlag über eine bloße Abzinsung hinausgeht.

M . E . ist kein R a u m für die Anwendung des § 4 2 A O in Fällen der vorliegenden A r t , weil der Gesetzgeber selbst die Voraus- zahlung von Anschaffungskosten als Fördertatbestand geregelt und nicht an einen M i ß b r a u c h s v o r b e h a l t geknüpft hat.

(5) Der Anzahlende m u ß Erwerbereigenschaft besitzen. E i n Bauherr kann nur Teilherstellungskosten abschreiben. O b die- se bezahlt sind oder nicht spielt keine Rolle. Für ihn zählt nur der tatsächliche Baufortschritt. Diese Benachteiligung des B a u - herren erscheint zwar antiquiert und reformbedürftig. Sie ist jedoch durch die höchstrichterliche Rechtsprechung - w o h l un-

umstößlich - festgeschrieben. Bauherr ist auch, wer einen G e - neralunternehmer mit der schlüsselfertigen Erstellung eines Bauwerks beauftragt. Denn er ist frei, ob und wie er sein Grundstück bebauen w i l l . Diese Handlungsfreiheit ist entschei- dend. Umgekehrt liegt ein Erwerbsfall vor, wenn Bauleistung und G r u n d s t ü c k s k a u f rechtlich miteinander verknüpft sind (Vertragsbündel). W e r einem Immobilienfonds beitritt, ist nur dann Erwerber, wenn der Fonds selbst nicht die Bauherrenei- genschaft erfüllt. N a c h dem vierten B a u h e r r e n e r l a ß erfüllt der Fonds aber die Bauherreneigenschaft bereits dann, wenn die Gründungsgesellschafter die Konzeption entwickelt haben. B e i einem solchen Fonds färbt die Bauherreneigenschaft des Fonds auf die erst später eintretenden Anleger ab. Anzahlungen sind daher nicht m ö g l i c h , was gelegentlich auch von nicht ganz kleinen Initiatoren übersehen w i r d .

2.2 Altbaumodernisierungen

Wer einen fertig sanierten Altbau kauft, kann keine Sonder- abschreibungen geltend machen. E r bekommt nur die normale A f A von 2 , 5 % b z w . 2 % je nach Fertigstellungszeitpunkt des Altbaus. Denn nach dem eindeutigen Wortlaut des Gesetzes sind nur diejenigen Modernisierungsaufwendungen b e g ü n - stigt, die nach Abschluß des Kaufvertrages anfallen. Pla- nungskosten, die der Verkäufer vor Abschluß des Kaufvertra- ges hatte, sind folglich nicht begünstigt. Diese Regelung hemmt die Verbreitung von Altbaumodernisierungsmodellen ungeheuer, weil der Bauträger erst alle Wohnungen verkaufen m u ß , bevor er mit der Modernisierung anfangen kann. Theo- retisch k ö n n t e er zwar mit der Renovierung der verkauften Wohnungen beginnen. Praktisch läßt sich aber eine solche B a u - stelle nicht wirtschaftlich abwickeln. Für den Anleger bedeutet dies, daß er nicht weiß, ob und wann mit der Renovierung begonnen wird. Dieses Problem entsteht bei geschlossenen I m - mobilienfonds nicht. Diese können mit der Modernisierung sofort beginnen. D e r spätere Beitritt der Anleger ist kein E r - werb, da die Bauherreneigenschaft des Fonds auf die Anleger abfärbt. Nachteil dieser Fondslösung ist, daß Anzahlungen nicht begünstigt sind und die Inanspruchnahme der Sonder- A f A nur einheitlich vorgenommen werden kann. Die Auftei- lung des Altbaus in Eigentumswohnungen nach D u r c h f ü h r u n g

der Sanierung soll als v e r ä u ß e r u n g s ä h n l i c h e r Vorgang zum Verlust der R e s t w e r t - A f A führen.

2.3 Gewerbebauten in West-Berlin

Bei der V e r l ä n g e r u n g des Fördergebietsgesetzes für West- Berlin m u ß t e n G e b ä u d e , die zum P r i v a t v e r m ö g e n gehören und nicht Wohnzwecken dienen, ausgeklammert werden. D i e För- derung gilt somit nur noch für G e b ä u d e , die in diesem Jahr fertiggestellt werden. Erwerber k ö n n e n allerdings den Kauf- preis anzahlen und sich so die volle B e g ü n s t i g u n g sichern. B a u - herren haben diese M ö g l i c h k e i t nicht. D e r nach dem 3.1. 12.

1994 bis zur Fertigstellung noch anfallende Herstellungsauf- wand kann nur mit 2 % abgeschrieben werden.

2.4 Wohnungen in West-Berlin

Wohnungen sind - anders als Läden und B ü r o s - auch w e i - terhin begünstigt. Allerdings ist eine fünfjährige N u t z u n g zu Wohnzwecken vorgeschrieben. W i r d die W o h n u n g v o m M i e - ter zweckentfremdet, indem er dort sein B ü r o oder seine Praxis einrichtet, geht für den E i g e n t ü m e r die Sonder-AfA verloren.

Dies m u ß durch entsprechende mietvertragliche Regelungen verhindert werden, wobei zu beachten ist, daß diese Vertrags- bestandteile ausgehandelt sein m ü s s e n , weil anderenfalls das A B G - G e s e t z greift und die Klausel unwirksam sein dürfte.

2.5 In 1993 teilfertiggestellte Gebäude

Klar ist, daß für Gebäudeteile, die bereits in 1993 fertigge- stellt wurden, keine S o n d e r - A f A mehr i n Betracht k o m m t , weil der E r w e r b spätestens i m Jahr der Fertigstellung erfolgen m u ß . Sofern es sich j e d o c h nur u m eine geringfügige Teilfläche des Gesamtkomplexes handelt, z. B . einen Laden in einem E i n - kaufszentrum oder einem B ü r o h o c h h a u s , ist dies kein gravie- render Nachteil, sollte man meinen. Wer w ü r d e schon vermu- ten, daß wegen, der Fertigstellung einer geringfügigen Teilflä- che bereits die S o n d e r - A f A auf das G e s a m t g r u n d s t ü c k verloren geht? So soll es aber sein, wenn man der Auffassung der F i - nanzverwaltung folgt. Diese wendet ein U r t e i l des B F H , das zugunsten des Steuerpflichtigen ergangen ist, nunmehr zu des- sen Nachteil an. Der B F H hatte angenommen, d a ß Teilherstel- lungskosten für nicht fertiggestellte R ä u m e bereits dann de- gressiv abgeschrieben werden k ö n n e n , wenn ein T e i l des Ge- bäudes fertiggestellt ist. Daraus soll nach Ansicht der Finanz- verwaltung folgen, daß ein E r w e r b nur dann b e g ü n s t i g t ist, wenn er noch i m Jahr der ersten Teilfertigstellung erfolgt. B a u - träger müssen sich also davor h ü t e n , fertiggestellte Teilflächen zu vermieten, bevor das G e s a m t g e b ä u d e fertiggestellt ist.

2.6 Totalsanierungen

Der g r o ß e steuerliehe Vorteil v o n Altbaumodernisierungen gegenüber Neubauten liegt in der R e s t w e r t - A f A , die es e r m ö g - licht, 100% der Modernisierungskosten in 10Jahren abzu- schreiben. N a c h dem sog. M ü h l e n u r t e i l des B F H m u ß an sich niemand mehr befürchten, daß die geplanten Modernisierungs- m a ß n a h m e n zu umfangreich ausfallen, so daß kein steuergün- stiger Altbau mehr vorliegt, sondern ein s c h w ä c h e r geförderter Neubau. N a c h der Rechtsprechung w ä r e dies nur zu befurch- ten, wenn sämtliche Fundamente und tragenden Teile erneuert werden. So weit geht selbst eine Kernsanierung jedoch mei- stens nicht. D i e Finanzverwaltung hat jedoch einen Ansatz ge- funden, der dazu fuhren soll, daß die g ü n s t i g e Restwert-AfA für Altbauten bei allzu umfangreichen M o d e r n i s i e r u n g s m a ß - nahmen verloren geht. Z w a r ist das modernisierte Gebäude auch dann noch kein Neubau. Der Gesetzeswortlaut läßt je- doch Spielraum für eine dritte M ö g l i c h k e i t , nämlich für das

„andere" Gebäude. Dieses andere G e b ä u d e soll die Nachteile

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von A l t - und Neubauten in sich vereinigen! d. h. Sanierungsbe- ginn darf erst nach Kaufvertrag sein und die Restwertvertei- lung ü b e r maximal lOJahre entfällt. B e i allzu umfangreichen M o d e r n i s i e r u n g s m a ß n a h m e n ist die zehnjährige Rest w e r t - A f A

gefährdet. •

2.7 Dachgeschoßausbau

M a n sollte annehmen, daß der Ausbau eines Dächgeschosses an einem vorhandenen Gebäude zur Entstehung einer Neubau- wohnung führt, so daß es für die Inanspruchnahme der Sonder- A f A g e n ü g t , d a ß der Erwerb i m Jahr der Fertigstellung erlolgt.

Das ist jedoch - zumindest nach M e i n u n g der Finanzverwal- tung - nicht der Fall. Wer ein fertig ausgebautes Dachgeschoß erwirbt, kann keine Sonder-AfA geltend machen. Denn nach Meinung der Ö F D Berlin, die sich auf ein nicht rechtskräftiges Urteil des F G M ü n c h e n stützen kann, ist ein D a c h g e s c h o ß a u s - bau nicht nach N e u b a u g r u n d s ä t z e n , sondern nach Altbaurc- geln zu beurteilen. Wie bei Altbauten lautet daher die Regel:

Erst kaufen, dann sanieren. D e m Vernehmen nach arbeitet die Finanzveraltung an einer Lösung dieser unbefriedigenden Rechtslage. Sollte der Dachgeschoßausbau dann doch als N e u - b,™ - oder als „anderes" Gebäude - qualifiziert werden, k ö n n e n s alle diejenigen freuen, die aus heutiger Sicht einen Fehler gemacht haben, weil sie ein fertig saniertes D a c h g e s c h o ß er- worben haben. Was ist aber mit denjenigen, die in Kenntnis der Altbauproblematik vor Beginn der M o d e r n i s i e r u n g s m a ß n a h - men erworben haben? Sie verlieren dann die zehnjährige Rcst- w e r t - A f A , weil diese für Neubauten und andere Gebäude nicht gilt. Diese Rechtsfolge darf allerdings nicht rückwirkend ein- treten, d. h. das Vertrauen auf die derzeitige Erlaßlage m u ß durch eine Ü b e r g a n g s r e g e l u n g geschützt werden.

3. Liebhaberei

Wer nur Sonderabschreibungen mitnehmen w i l l , um die I m - mobilie alsbald nach Ausnutzung derselben wieder zu verkau- fen, sollte sehr vorsichtig sein. Z w a r gilt grundsätzlich die V e r - mutung, daß die Immobilie für lOOJahre durch Vermietung genutzt werden soll. Wird die Immobilie jedoch tatsächlich nicht langfristig gehalten, sondern nach wenigen Jahren ( z . B . nach A b l a u f der Spekulationsfrist) wieder verkauft, wird die Finanzverwaltung nach Indizien suchen, die auf eine von A n - fang an gegebene kürzere Haltedauer schließen lassen. Im 100- Ja! Erlaß selbst werden eine kurzfristige Mietdauer und eine

kurzfristige Zinsbindung als Beispiele angeführt. Steuerschäd- lich sind auch Kaufoptionen, solange es sich nicht'um ausge- sprochene Notfallgarantien (z. B . für den Fall der E r w e r b s u n f ä - higkeit) handelt. Wer frühzeitig verkaufen w i l l , sollte gute Gründe suchen, weshalb er seine ursprüngliche Absicht, die Immobilie langfristig zu halten, aufgeben m u ß t e . Anteile an Immobilienfonds können nicht ohne erhebliche Preisabschläge verkauft werden, weil es hierfür kaum eine Nachfrage gibt.

Daher stellt sich das Liebhabereiproblem m . E . nicht in gleicher Weise wie bei Einzelobjekten.

4. Umsatzsteuer

Wer ein G r u n d s t ü c k mehrwertsteuerpflichtig verkauft, um eine Vorsteuerberichtigung nach § 15 a U S t G zu vermeiden, sollte prüfen, ob die neuen Vorschriften zum Unternehmens- kauf A n w e n d u n g finden. Unternehmen i m umsatzsteuerlichen Sinne kann auch eine einzelne Immobilie sein. A u ß e r d e m gel- ten die neuen Regelungen auch für Teile von Unternehmen, die gesondert geführt werden. Liegt ein Unternehmens(teil)ver- kauf vor, ist der Vorgang nach § 1 A b s . 1 a U S t G nicht steuer- bar, d. h. Mehrwertsteuer darf an sich nicht ausgewiesen wer-

den. Andererseits m u ß der Verkäufer seine Vorsteuer auch nicht nach § 15 a U S t G berichtigen. Vielmehr hat der Käufer das Vorsteuerberichtigungspotential zu ü b e r n e h m e n . Das nach

§ 15a A b s . 6a U S t G v o n \ Käufer fortzuführende Berichti- gungspotential dürfte regelmäßig geringer sein als die anläßlich eines mehrwertsteuerpflichtigen Verkaufes anfallende U m a t z - steuer. A u ß e r d e m ist der Berichtigungszeitraum kürzer, weil die Besitzdauer des Verkäufers beim Käufer angerechnet w i r d . W i r d nun fälschlicherweise Umsatzsteuer in Rechnung gestellt, m u ß der Verkäufer diese natürlich abführen. Sobald er den Fehler entdeckt, k ö n n t e er die Rechnung zwar berichtigen, weil ein Fall des § 14 Abs. 2 U S t G vorliegt. Unterbleibt die Berich- tigung, stellt sich die Frage, ob der Käufer die irrtümlich ausge- wiesene Umsatzsteuer als Vorsteuer abziehen kann. Dies wird man wohl bejahen k ö n n e n , da der Vorsteuerabzug auch in ver- gleichbaren anderen Fällen zugelassen w i r d . Tritt dann beim Erwerber eine Ä n d e r u n g der Verhältnisse ein, die zur Berichti- gung nach § 15 a U S t G zwingt, k o m m t es zur Doppelberichti- gung. Z u m einen m u ß das irrtümlich ausgewiesene, eigene große Vorsteuervolumen berichtigt werden. Z u m anderen m u ß das unbemerkt geerbte, fremde kleine Vorsteuervolumen korrigiert werden. W i r d der Verkauf i r r t ü m l i c h als nichtsteuer- bar behandelt, o b w o h l die Voraussetzungen des § 1 A b s . 1 a U S t G nicht vorliegen, m u ß der Verkäufer das Recht haben, die Mehrwertsteuer nachzufordern. Was aber, wenn der Käufer schon pleite ist?

4. Kapitalgesellschaften 4.1 Vorabausschüttung von EK 56

Eine unvorteilhafte Zwangsumgliederung von E K 56 kann durch eine offene G e w i n n a u s s c h ü t t u n g für 1993 vermieden werden. Der A u s s c h ü t t u n g s b e s c h l u ß allein reicht jedoch nicht.

Die A u s s c h ü t t u n g m u ß auch in 1994 abfließen. Eine Vorabaus- s c h ü t t u n g in 1994 löst das Problem der Zwangsumgliederung nicht. N u r eine verdeckte G e w i n n a u s s c h ü t t u n g in 1993 kann da noch helfen.

4.2 Vorabausschüttung wegen SolZ

U m dem Solidaritätszuschlag für 1995 zu entgehen, ziehen viele Unternehmen ihre G e w i n n a u s s c h ü t t u n g e n für 1995 auf 1994 vor. Es herrscht die Meinung, je g r ö ß e r die Ausschüttung desto h ö h e r der Steuervorteil. Diese Empfehlung ist sicher richtig für Steuerpflichtige, die ohne die A u s s c h ü t t u n g sowohl in 1994 als auch in 1995 dem Spitzensteuersatz unterliegen.

Angesichts der Abschreibungsmöglichkeiten nach dem Förder- gebietsgesetz dürfte diese Situation auf manche Spitzen Verdie- ner ü b e r h a u p t nicht zutreffen. In diesen Fällen kann eine Voll- ausschüttung zu nicht unerheblichen Steuermehrbelastungen führen.

4 . 3 § 8 a K S t G

Nicht anrechnungsberechtigte Anteilseigner mit einer we- sentlichen Beteiligung bewirken verdeckte Gewinnausschüt- tungen, wenn die von ihnen zur Verfügung gestellten Gesell- schafterdarlehen die zulässigen Grenzen (safe-haven) über- schreiten und der Fremdvergleich nicht gelingt bzw. nicht zu- lässig ist. O b die Toleranzgrenze überschritten ist, bestimmt sich nach den Relationen in der Handelsbilanz zum 31. 12.

1994. D u r c h (verdeckte) Einlagen läßt sich der Spielraum erhö- hen. Übersteigen die Gesellschafterdarlehen den zulässigen Rahmen, k ö n n e n verdeckte G e w i n n a u s s c h ü t t u n g e n dadurch verhindert werden, daß die zuletzt g e w ä h r t e n Darlehen zinslos gestellt werden. Z u dieser darlehensweisen Betrachtung soll sich die Finanzverwaltung jetzt im neuen, immer noch nicht veröffentlichten § 8 a - E r l a ß durchgerungen haben.

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5. Vermögensteuer

Das sonstige V e r m ö g e n soll ab 1.1. 1995 mit 1 % belastet werden. N i c h t betroffen sind lediglich A k t i e n , G m b H - A n t e i l e , Genossenschaftsanteile, Genußscheine soweit sie am Liquida- tionserlös partizipieren und jegliche Anteile an offenen Invest- mentfonds (Aktien-, Renten-, Rohstoff-, Geldmarkt-, I m m o - bilienfonds). Diese werden nach wie vor nur mit 0,5 % erfaßt.

Die von der E r h ö h u n g des Steuersatzes betroffenen V e r m ö - gensgegenstände sollten daher möglichst i n ein B e t r i e b s v e r m ö - gen eingelegt werden. D o r t gilt der Sonderfreibetrag von 500 000 D M , die Kappung auf 75 % für den übersteigenden Anteil sowie der niedrigere Steuersatz v o n 0,5 % . Andererseits k ö n n t e Gewerbekapitalsteuer entstehen, von der Freiberufler und Landwirte allerdings (noch) nicht betroffen sind. Die zweitbeste Lösung w ä r e die Umschichtung von Festgeldern und anderen Guthaben in sog. Geldmarktfonds, die ohne A u s - gabeaufschlag angeboten werden und fungibler sind als Festr- gelder. Z u beachten ist auch, daß bestimmte private Renten- versicherungen vermögensteuerfrei sind. Dagegen gilt für K a - pitallebensversicherungen nur ein Freibetrag v o n 10 0ÖÖ D M . A u ß e r d e m wird die Versicherung nur mit 2/3 der eingezahlten Prämien bewertet. Aufgelaufende Zinsen bleiben v e r m ö g e n - steuerfrei. Fremdfinanzierte Ostimmobilien bringen — entge- gen anderslautenden Meldungen in manchen Angebotspro-

spekten - derzeit keine V e r m ö g e n s t e u e r v o r t e i l e . D a Ostgrund stücke - vorerst bis 1.1. 1 9 9 6 - v o n der V e r m ö g e n s t e u e r befrei sind, k ö n n e n die Schulden nicht abgezogen werden, so daß siel der v o n "Westimmobilien gewohnte, steuergünstige Negativ- saldo nicht ergibt. Eine zweifelhafte V e r g ü n s t i g u n g !

6. Schenkung- und Erbschaftsteuer

Nachdem die Fachwelt fest mit einer Ä n d e r u n g der Grund- s t ü c k s e i n h e i t s b e w e r t u n g z u m Nachteil der Grundstücksbesit- zer rechnet, sollten Ü b e r t r a g u n g e n noch in diesem Jahr erfol- gen. M a n kann nicht ausschließen, d a ß der Gesetzgeber ange- sichts leerer Staatskassen sehr schnell handeln w i r d , wenngleich ich dies nicht für sehr wahrscheinlich halte. Aufgrund v o n Än- derungen des Stuttgarter Verfahrens für Gesellschafter ohne Einfluß auf die Geschäftsführung durch die V e r m ö g e n s t e u e r - richtlinien 1995 sollten nicht notierte Anteile noch in 1994 übertragen werden. Erbschaft- und schenkungsteuerlich gibt es keine Freistellung von O s t i m m o b i l i e n , so daß die bekannten Steuervorteile auch.mit diesen erreicht werden. M a ß g e b e n d sind die Einheitswerte v o n 1935, ggf. mit einem Zuschlag von bis zu 4 0 0 % .

Prof. Dr. Dirk E. Meyer-Scharenberg, Steuerberater, Universität Regensburg

R E C H T S P R E C H U N G Einkommensteuer

Veräußerung einer Steuerberaterpraxis; Anwendung der § § 1 8 Abs. 3, 34 EStG bei fortdauernderTätigkeit des Veräußerers für Rechnung des Erwerbers

E S t G .§§ 18 A b s . 3 , 16 A b s . 2 bis 4, 34

Berät der Veräußerer einer freiberuflichen Praxis nach der Veräußerung frühere Mandanten auf Rechnung und im Na- men des Erwerbers, so steht das der Anwendung der §§18 Abs. 3, 34 EStG auf den Veräußerungsvorgang nicht entge- gen. Entscheidend ist, daß der Veräußerer die wesentlichen wirtschaftlichen Grundlagen der Praxis einschließlich des Mandantenstamms zivilrechtlich und wirtschaftlich auf den Erwerber überträgt.

BFH- Urt. v. 18. 5. 1994, I R 109/93 LEXinform-Nr.: 0109850

Sachverhalt:

Der K l . verkaufte seine Steuerberaterpraxis an eine GmbH, an der seine Ehefrau zu 30% und ein anderer Steuerberater zu 70% beteiligt waren. Nach dem Kaufvertrag durfte der K l . für seine bisherigen Man- danten oder andere Mandanten der GmbH tätig werden, wenn er seine Tätigkeit im Namen und für Rechnung der GmbH ausübte. Er ver- pflichtete sich gegenüber der GmbH zu freier Mitarbeit gegen eine monatliche Vergütung von 5 000 D M zuzüglich einer Tantieme.

Das FA behandelte den bei der Veräußerung der Praxis erzielten Gewinn als laufenden Gewinn und versagte die Tarifvergünstigung des

§ 34 EStG. Das FG gab der Klage des K l . statt. Die dagegen eingelegte Revision des FA wies der B F H zurück.

Aus den Gründen:

Voraussetzungen für die Erzielung eines steuerbegünstigten Ver- äußerungsgewinns nach § 18 Abs. 3 EStG

1. a) Nach § 18 Abs. 3 i . V . m. § 16 Abs. 2 bis 4 und § 34 EStG sind Veräußerungsgewinne steuerbegünstigt, die ein freiberuflich

Tätiger bei der Veräußerung seines der selbständigen Arbeit die- nenden Vermögens, eines selbständigen Teils dieses Vermögens oder eines der selbständigen Arbeit dienenden Anteils am Vermög- gen erzielt. Eine Veräußerung in diesem Sinne liegt vor, wenn der Steuerpflichtige die für die Ausübung der selbständigen Tätigkeit wesentlichen wirtschaftlichen Grundlagen entgeltlich auf einen an- deren überträgt ( B F H - U r t . v. 24. 5. 1956, I V 24/55 U , B S t B l . III 1956, 205; vgl. auch Stuhrmann, in: Kirchhof/Söhn, EStG, §18 Rdnr. D 8, 9). Z u den wesentlichen wirtschaftlichen Grundlagen gehören insbes. die immateriellen Wirtschaftsgüter der Praxis wie Mandantenstamm und Praxiswert (vgl. B F H - U r t . v. 14. 3. 1975, IV R 78/71, BStBl. II 1975, 661; Stuhrmann, in: Kirchhof/Söhn, a . a . O . , § 1 8 Rdnr. D 13; Schmidt/Seeger, E S t G , § 1 8 A n m . 3 4 b ) . Nach ständiger Rechtsprechung des B F H ist bei Praxisübertragun- gen eine Veräußerung dieser wesentlichen Betriebsgrundlagen nur anzunehmen, wenn der Veräußerer seine freiberufliche Tätigkeit in dem bisherigen örtlichen Wirkungskreis wenigstens für eine ge- wisse Zeit einstellt ( B F H - U r t . v. 14.5. 1970, IV 136/65, BStBl. II 1970, 566, DStR 1970, 469; in B S t B l . II 1975, 661; v. 27. 4. 1978, IV R 102/74, B S t B l . II 1978, 562, D S t R 1978, 589; v. 7. 11. 1985, IV R 44/83, BStBl. II 1986, 335, DStR 1986, 305; v. 7. 11. 1991, IV R 14/90, BStBl. II 1992, 457, DStR 1992, 679).

Weitere Tätigkeit des Veräußerers im bisherigen Wirkungskreis für Rechnung des Erwerbers schließt eine Veräußerung i. S. d. § 18 Abs. 3 EStG nicht aus

Im steuerrechtlichen Schrifttum ist umstritten, ob die Aufnahme oder Fortfuhrung einer selbständigen Tätigkeit des Veräußerers im bisherigen örtlichen Wirkungsbereich eine „Veräußerung" auch dann ausschließt, wenn die Tätigkeit im Auftrag des Erwerbers ausgeübt wird {Zitate).

b) Die Entscheidung kann nur nach Wortlaut und Sinn des § 18 Abs. 3 EStG zu treffen sein. Entscheidend kann nur sein, ob die bisherige Praxis mit ihren immateriellen Wirtschaftsgütern defini- tiv an einen Erwerber veräußert wurde. Die Rechtsprechung zum Erfordernis der zeitweiligen Einstellung einer freiberuflichen Tä- tigkeit am bisherigen örtlichen Wirkungskreis beruht auf der Überlegung, daß bei fortdauernder Tätigkeit des Freiberuflers in seinem bisherigen örtlichen Wirkungskreis eine weitere Nutzung

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