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Nachtrag zu p. 65 7 ff. des 40. Bandes dieser Zeitschrift.
Prof. A. Weber in Berlin war so liebenswürdig mich darauf
aufmerksam zu machen, dass sich meine Ausführungen üher die
Stellung des Vedischen unter den indo-arischen Dialecten (Bd. 40,
p. 667 ff. dieser Zeitschrift) mit seiner Auffassung dieser Verhält¬
nisse, wie er sie bereits vor nunmehr vierzig Jahren in seinem Väj. S.
spec. II, 204 ff. cf. Ind. Stud. 2, 110 f. und 86 ff. Anm. dargelegt
hat, in manchen und wesentlichen Punkten berühren. Indem ich
an den Leser die Bitte richte , die Verweisung auf die genannten
Stellen, welche mir bei der Abfassung meiner Abhandlung entgangen
waren, besonders zu p. 673 ff. nachtragen zu wollen, kann ich es
mir nicht versagen, meiner Freude über ein Zusammentreffen Aus¬
druck zu geben, das dazu geeignet sein dürfte der Hoffnung, welcher
ich am Schlüsse jener Abhandlung Worte geliehen habe , neue
Nahrung zu geben. — Ich ergreife die Gelegenheit, hier die fernere
Bitte anzuknüpfen , der Leser woUe in der erwäbnten Abhandlung
auf p. 684, Z. 2 v. u. die W. drrnh, welche durch ein Versehen
aus dem Text auch in die Anmerkung gerathen war, streichen.
Giessen, den 17. Mai 1887.
P. V. Bradke.
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Gustav Seyffarth'), sein Leben und der Versuch
einer gerechten Würdigung seiner Thätigkeit auf dem
Gebiete der Aegyptologie.
Von
Georg Eber«.
Am 17. November des vergangenen Jahres starb zu New-York
Professor Dr. Gustav Seyffarth im hohen Alter von 89 Jahren.
Weder in seiner deutschen Heimath, noch im übrigen Europa übte
sein Hingang eine tiefere Wirkung, hatte doch seine Thätigkeit auf
dem Hauptgebiet seiner Forschung längst aufgehört, beachtet zu
werden, war er doch von den meisten Europäem, welche seinen
Namen gekannt hatten, schon seit Jahren zu den Dahingegangenen
gezählt worden.
Besser erging es ihm in der neuen Welt, die der Schauplatz
der letzten Lustren seines Lebens gewesen. Hier hatten viele
tüchtige und brave Männer während des letzten Abschnittes seines
Erdenwallens mit ihm als Preunde und Bekannte in Verbindung
gestanden und in dem tief gebildeten , strenggläubigen und zäh an
seinen alten Ansichten hängenden Gelehrten einen in seiner Heimath verkannten Mann geseheu, dessen wissenschaftliche Leistungen, unter
deuen er selbst seinem System der Hieroglyphenentzifferung den
ersten Platz einräumte , von einer übermächtigen , ihm feindlichen Schule unterdrückt worden seien.
Es ist eine der schönsten Eigenthümlichkeiten der Menschen¬
natur , dass sie sieh leicht und gern auf Seiten des Schwächeren
und Unterliegenden stellt, gleichviel ob er oder sein stärkerer
Gegner sich im Rechte befindet, und so nahmen Seyffarth's ameri¬
kanische Freuude , welche den Fortschritten der ägyptologischen
Forschungen nicht gefolgt waren, Partei für die vielleicht mit Un¬
recht verlorene Sache eines würdigen Greises, der bis an's Ende
lebhaft eintrat für die Richtigkeit seines Systems, und dessen tiefe Kenntni.sse auf soli.heu Gebieten, denen gegenüber ihnen ein eigenes Urtheil zustand, ihnen Achtung einflössen musste.
So kam es, dass nach Seyffarth's Tode von mehreren Seiten
her apologetische Schriften zu Gunsten des Verstorbenen veröffent-
1) Der erste Professor I'iir ägyptisclie Sprache und Alterthumslcunde an der Universität Leipzig
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