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212

Turkologische Studien.

Von C. Brockelmaun.

I. NominaliBierung von Sätzen.

In seinen Vorbemerkungen zu R. Pelissier's Miscbär-Tatariscben

Sprachproben (Abh. preuß. Ak. d. Wiss. 1918, phil.-hist. KL, N. 18,

S. XI) zitiert W. Bang als eine Konstruktion, zu deren Klärung

zahlreichere Beispiele erwünscht gewesen wären, den Satz 28,27:

i ul ü■k^ä^sä bulsfn öcön .damit sie eine Hausangehörige werde*,

wo der Imperativ wie ein reines Nomen behandelt wird, was er

sorst aus keiner Mundart belegen könne. In der Note vergleicht

el- das osm. (basin) say olsuna git .kondolieren gehn'*) und ver¬

weist auf seine Monographien zur türkischen Sprachgeschichte (SHAW.

10 1918) 26, 30 fi., wo er Beispiele für flektiertes niciin und uzun

uzadii/a aus dem Osmanischen sowie ;^oi käldiyä aus dem Krim,

anführt. Weitere Beispiele für die nominale Flektion von Adver¬

bien und des Imperativs in substantivierten RARA. führt Giese,

Islam XI,.260/61 an.

15 In diesen Beispielen handelt es sich um sekundäre Nomi¬

nalisierung von Partikeln, wie sie auch im Arabischen nicht selten

ist (s. Nöldeke, Zur Gramm, d. cl. Arab. § 54), und Verbalformen,

wie sie in europäischen Sprachen allerdings wohl nur in Fremd¬

wörtern wie Referat, Dezernat, Imprimatur, Exequatur u. dgl. sich

»0 findet. In dem tatarischen Beispiel aber ist der Imperativ oder

vielmehr der ganze Satz als ein Nomen behandelt und das ist aucb

dem Osmanischen wenigstens, wie es scheint, ganz geläufig. Man

vgl. folgende der tatariscben Konstruktion ganz analoge Beispiele:

^„^yj^^L^yM jy*, .damit er nicht spreche' Südl zu Häfiz

25 (Büläq 1250) I, 270 u.; ^.,ys\jt ^.^y^Ji^S vüa-j.Cj j^^Lc .damit Begierde nach den Wissenschaften entstände' PeöewT I, 106,19; ^.^y^^\

»damit es mein Zeichen sei' Evlija I, 109,4; j_yft^ ^^y=i

^_^1=- 0=^5 .damit kein versteckter oder oflener

Sprachfehler vorkomme" eb. 244, 14 ; ^.^^^.««^Jb! ^olsAyn ^ t-'N

30 .damit die Brandung seine Küste nicht zerstöre' ebd. 448, 7;

so auch noch im raodernen Osmanisch, wo diese Konstruktion sonst

veraltet ist, ^.^^y^}, ^.^y^,\ ^jJL^ijä ^ .damit es eine Erleichterung

sei' Türk Jurdu I, 559, 14. S. ferner Dieterici, Chrest. 1, 4 und

'ÄSyqpäSäzäde 243, 13.

1) Klebt .zur Gratulation gehn" wie bei Bang, Stud. 3 § 8 und SHAW. a. a. O.

(2)

Broekelmann, Turkologische Studien. 213

So können nnn aber nicht nur Sätze mit Imperativen, sondern

auch solche mit anderen Verbalformen von einer Postposition ab¬

hängig gemacht werden, Ygl.'^^^ «jjAS i^^jj» »wie der Wolf

in die Schafherde eindringt* Sa'düddln I, 325, 21; j^LX-i-i^Li

(^J^b »JCojjJb i^^j\Ji\ .wenn er sich einmischte, weiß s

ich, daß sich Anzeichen der Gefahr zu zeigen begannen* ^älide

Jeni Türän 53, 16; LjO ^_yJCj Ojj>L)j j^:^!

jyi^j .A^l^ .schreit mich an , als ob ich sozusagen Oghuz oder das

Neue Turan wäre* ebd. 130 u. So kann im Uigurischen auch ein

Nominalsatz einer Postposition untergeordnet werden : oyul ;^&nJ/ lo

yavlaq ücün .weil die Handlung des Sohnes schlecht war* T'oung

Pao XV, 243; XIX, 5 = Joum. As. 1914, 14, 23.

Aber nicht nur nach Postpositionen, sondern auch m jeuei

anderen syntaktischen Stellung können Sätze ohne weiteres als

Nomina behandellT werden. So haben wir einen Satz als Subjekt is

in varsak olmazmi .können wir nicht gehn?' Nagy, Coli. fam.

121, 15; olsa gyerek .muß sein' ebd. 20, 2, ^iM^ ».-»ö! u><.*-j^

.muß aufbrechen" Ree. hist. Seldj. 3, 269, 4 (vgl. 385, 19); i..**^

^vXS^ »M,^ .muß zur Hölle eingehn" Qyrq Wezir (Stambul 1306)

30, 13, vgl. 'ÄsyqpäSäzäde 185, 18, Sa'düddln I, 115, 9; II, 6, 27, 20

Atmed ^^i'^raet in New Sali MillT 66, 10; ji^L^^ ^a1! *-^')^. i""?*"

muß (es ziemt sich, ist am Platze zu) schreiben* Jünus Nädi Iljtiläl

we inqiläbi 'otmänl 62, 15; uigur.: käcär kiin kävürgäi säni bäi-

gülilg .daß die vorüberziehenden Tage dich fortführen, ist bekannt"

QB. 50, 85 (vgl. 63, 17). Einen Verbalsatz mit der Akkusativendung »5

haben wir in de dijoru kaldyr .das ,er sagt, sage' kannst du dir

scbenken" Jacob, Hilfsb." I, 32, 2 (vgl. Türk. Bibl. I, 104), einen

Nominalsatz mit der Akkusativendung in uigur. bägiw aziqci ba-

yursaqni bil .wisse, daß der Barmherzige seinem Fürsten Vorteil

bringt" QB. 95, 25; ohne die Endung in (^jJa:^! ^oS Jujis- so

vJjlXjI .die Kämpfer glaubten, die Bresche sei geöffnet" PeßewI.

I, 137, V , i-^jjOoI jy-j^ ji.*i:^L> i^L^I «5^i

.ich glaube, dass Gottes Wohltat beseelt vor mir vorübergeht"

Kemäl Wa^an 24, 9 *); als 2. Objekt beni ujurdu sanarak .indem

1) Zu den diese Zeitschr. 73, S. 22 aus Dede qorq. angeführten Beispielen der Vermischung von Satz nnd Nomen vgl. noch die analogen Beispiele aus dem Uigur. wazir nägä täk kärägin ajur .sagt , wio der Wezir beschaffen sein mufi* QB. 78, 11 und süsi az öküiün jayi bilmäsä .damit der Feind

(3)

214 ßrocketmami, Turkologische Stadien.

sie von mir glanbte: er ist eingeschlafen' Künos Nepk. I, 171, 14,

(.i\J^ ^bCj »tXj^jy« ^_i^JJä\ ^^»i3ftS »ick fand Faizi Efendi

anf der Treppe sitzend und wartend* gälide Jeüi Türän 179, 7

(vgl. auch die in dieser Zeitschr. 73, S. 22 zitierten Beispiele); als 8 Genetiv iJjiJuyo! ^jO^} ^j^^*^' ^c*" Hoffnung, daß ich mich trösten

wüi-de' A^jmed gikniet gär. 86, 7, (.iXjLj ^^-yy^.^} |_yX«bLu, liSUJUü-».*

*,)Ul ^.«»jk<jk**i3 t>ljiXc! »in dem aufrichtigen Glanben, daß ich zum

Heile meines Landes gehandelt hätte* Hälide Jeüi Türän 1, 8. So

können Sätze endlich auch als Adjektive auftreten, vgl. xJlx^vlt »,Jj

10 ;_5Jjlj ji j^^ijJ^J ,es war einmal eine schlaue Frau, die

man die listige D. nannte' Qyrq WezTr Belletete 198, 4, u^abli»- jJUja- jiXÖ>bCj^Ly ^ ^jy^S Lei ^Ai> jlj^ji »es ist ein Wallfahrtsort, an dem

alle Befreiten ein gutes Gebet verricbten* Evlija I, 86, 5.

Die zuletzt besprochenen Konsti'uktionen haben zwnr ibre Ana¬

is logien in anderen Sprachen (für das Semitische vgl. Grundr. II, 517 ff.), zeigen aber in ibrer Eigenart die fiir das Türkische charakterisebe . nominale Denkform.

II. Zur Etymologie der Verba mit der Bedeutung „machen".

In seinen Monographien zur türkischen Sprachgeschichte (SHAW.

' *o 1918, 12, S. 7, n. 1) spricht Bang die Überzeugung aus, daß das

türkiscbe Verbnm äilä- .machen' aus *iidUi entstanden und duroh

das Suffix -lä von ät .mächen*, das erst sekundär stimmlosen Dental

erhalten habe, abgeleitet sei; das urtürk. *äd- sei in ädgü .gut*

erhalten. Seine Überzeugung von der Urform *iidlä wird aufs

«5 glänzendste bestätigt durch Käsgari's Dlwän lugät at-Turk, der

diese Urform in der Gestalt ädlämäk I, 240, 8 erklärt: ol ädlädi

, «..sc,

nämn .er illachte seine Sache zum Ziel* (lies LujC für LöjC wie

217, 1), d. h. .befaßte sich mit ihr, kümmerte sich um sie*. Diese

Bedentung ist belegt in dem Verse tavar ucun fäiari ädlämädib^)

so .wegen der Habe kümmerte er sich nicht um Gott* I, 80, 9 (s. v.

iya). Dazn gehört das Reflexiv-Passiv ädländi nän .die Sache

wurde zum Ziel genommen und nicht vernachlässigt, wie wenn man

aus Fell einen Pelz und aus Filz einen Schuh macht* I, 217, 1, das

Passiv ädlälmäk .zurechtgemacht, besorgt werden* I, 248, 6, das

nicht erfahre , ob sein Iloer gering oder zabireicb sei' ebd. 87,30, aus dem Ostt. (j<.U.Lo [jJi\^y\ »J ,>t^ >9S"l.i wußte nicht, was der Grufi ist* RabgüzT (Kazan 1878) 66, 7.

1) Zu dieser Form des negativen Kopulativs vgl. K. Sz. XVIII, 46.

(4)

Brockelmann, Turkologische Studien. 216

Reziprok : olar btr tkindini ädläSdi »sie berücksichtigten jeder

einzelne von ihnen die Ehre des anderen* 203, 7 und das Kausativ

ädlätmäk „verbessern , herrichten lassen , was von der Habe ver¬

nachlässigt war' 222, 6. Dazu gehört auch das Adjektiv ädlig nära

„jede Sache, die man sich zu Nutzen macht' I, 94, 15. Eine andere 5

Ableitung derselben Wurzel ist ädgärtnäk 1. „verbessern' ol javuz

när3ni ädgärdi „er verbesserte die schlechte Sache*, 2. „für gut

halten, sich kümmern um* meist negativ ol anw sözin ädgärmädi

„er kümmerte sich nicht um sein Wort' 194,5—9, letzteres auch

in dem Verse : ädgärmädib oq atar „unbekümmert schießen sie lO

Pfeile' 202, 3. Man sieht, daß die Bedeutung „machen* erst aus

einer konkreteren „anwenden, verwenden, benutzen, berücksichtigen'

verblaßt ist, wie das wohl in den meisten Sprachen bei so all¬

gemeinen Begriffen wie „machen" der Fall ist ; vgl. nouiv zu aqxo-

Tcotög, Paul, DW. unter „machen" und „tun". Daß ädgü zu dem- is

selben Stamme gehört, liegt auf der Hand, also eigentlich „etwas

verwendbares"; daß gü auch an Intransitiva treten kann, braucht

eigentlich nicht belegt zu werden, vgl. aber olgü kärak „man muß

sterben" QB. 47, 7. (KäSgari führt ädgü I, 104, 10 ohne Parallelen

an.) Dies äd- „brauchbar, geeignet sein' finde ich auch in äräd- 20

„zum Manne werden' 1,178, 16, 180, 1, ulyaä- „groß werden'

II, 213, 14, III, 62, 13, ebenso ulyat 222, 3 (vgl. Böhtlingk, Jak

Gramm., § 504, wo. noch kitat- „hart werden', irat „sich entfernen",

utat- „durstig werden", dazu Bang, ABA. 1919, No. 5,15, 25),

ulyai Radloff, WB. 1, 1698, atat- „Roß werden" (vom Püllen) 1, 178,13. 25

köktürk. basad- „Anführer sein" Thomsen, Inscr. de l'Orkhon 198,

uigur. qutad- „glücklich werden" und dazu die osttürkische Deno¬

minativa auf ai, wie azai „abnehmen" usw. Bang, ABA. 1919,

Nr. 5, 16, 30 möchte in utat und irat entwertete Kausativa sehn,

aber KäSgari kennt in seinen Listen der <-Kausativa S. 178 ff., 218 ff. 30

kein Kausativ, in dem t > d geworden wäre. Dagegen ist es außer¬

ordentlich unwahrscheinlich, daß it-üt- zu äd- gehöre. Dessen Grund¬

bedeutung ist nach KäSgarl I, 150, 3 „gelingen lassen* wie täran

mäniid Uim itti „Gott ließ mein Werk gelingen". Die den Guzz

eigentümliche Erweiterung „machen* statt gemeintürkischen qildi ss

komme daher, daß dies Verb bei den Guzz die obszöne Bedeutung

„koitieren" angenommen habe (I, 150, 3—8; II, 21, 15—22. 2). Als

Aorist führt er itär an , kennt also die Form mit stimmhaftem

Dental noch nicht. Ich glaube also an meiner Etymologie dieses Verbs,

diese Zeitschr. 70, 204, 39: 73, 13, n. 1, festhalten zu müssen*). 40

1) Ich benatze diese Gelegenheit, um Bang's Zweifel an der Korrektheit der von mir diese Zeitschr. 70, 205, 11 angeführten Form girüjürkän „hinein¬

gehend* (a. a. O. 15, n. 1) durch die Form gelijürürkän „kommend" 'Äsyq- päsSzäde 253, 7 zu beruhigen. Bang's Theorie dieser Präsensform ist übrigens, was er nicht erwäbnt, schon von M. Hartmann, ^agataica 30 aufgestellt, aber später wieder aufgegeben.

(5)

216

Der altassyrische Kalender.

Von

H. Ehelolf und B. Landsberger.

Die Serie der altassyrischen Monate, für welche das bis¬

herige Material bei Landsberger, Kultischer Kalender I, 88 ff.*) zu¬

sammengestellt ist, läßt sich jetzt vollständig rekonstruieren, haupt¬

sächlich mit Hilfe des Berliner Textes VAT 9909. Anf diese Tafel

aufmerksam geworden zu sein, verdanken wir Herm Dr. Ebeling,

der sie nebst einer größeren Anzahl von Kalendertexten der Berliner

Sammlung Landsberger namhaft machte*). Die Tafel stellte, soweit

sich bei dem.überaus fragmentarischen Erhaltungszustände urteilen

läßt, wahrscheinlich einen Ritualkalender für assyrische Tempel dar.

Anscheinend als Kommentar zu der Monatsfolge dieses Kalenders

wird in Z. 3 —10 die Reihe der altassyrischen Monate mit den

babylonischen bzw. spätassyrischen Monatsideogrammen und weiteren,

jedoch nur in undeutbaren Zeichenresten erhaltenen Charakterisie¬

rungen verzeichnet. Die Zeilen lauten *):

s [aya^qar-ra-a-t[e ]

4 [ara]b.tan-mar te*) arabBAR [ ]

5 arabku-zal-li «raj[ ] a»-aj(?) . . . [ ]

« aroj üBelat-ekalli [ ]

5 arai,M ki-na-te*) [ara-^hDUL ara]p{?) ...[....]

8 araba-bu LUOAL^) . MES'-ni [ara^iKAN [ ]

9 [arab]hi.bur arahA[B . .]

10 [mrab . . . .] /f- arabA[S . . .]

1) Im Folgenden als KK. abgekürzt.

2> [Korrekturzusatz: Auch der Rekonstruktionsverauch von Weidner, Alter und Bedeutung der babyl. Astronomie, S. 60, der in KK. noch nicht be¬

rücksichtigt ist und auch bei Abfassung dieses Artikels überseben wurde, scheint scbon VAT 9909 zu verwerten, konnte jedoch, da das Haterial der Kontrakte nicht herangezogen wurde, nicht zum richtigen Resultate führen.]

3) Am Anfang einer jeden Zeile stand wohl der Einleitungskeil (nur nocb in Z. 6 erhalten).

4) Dahinter kleine LUcke, woltl unbeschrieben. 5) Zeicben NiS.

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