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es möchte deshalb von Interesse sein, einige orientalische Parallelen — oder vielmehr Ausdrücke, welche mit dem genannten eine gewisse Ähnlichkeit darbieten — anzuführen

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Zu Matth. VII, 6.

Von J. Oestrup.

In der Bergpredigt Jesu steht der bekannte Ausdruck in Mattb.

VII, 6: , Perlen vor die Schweine werfen' mit seiner auffallenden

Metapher ziemlieh vereinzelt da; es möchte deshalb von Interesse

sein, einige orientalische Parallelen — oder vielmehr Ausdrücke,

welche mit dem genannten eine gewisse Ähnlichkeit darbieten —

anzuführen ; vielleicht kann dadurch auch auf die Redewendung des

N. T. neues Licht geworfen werden.

Der Vers Matth. VII, 6 lautet bekannterweise wie folgt:

„Mrj därs to ayiov rotg Kvßl' iirjds ßdlrjrc rovg fiu^ya^lTag ifi&v e'fiTtQoa&ev r&v lolqav , fiijnoxe Karajtcctijacoaiv amovg iv roig noalv aiz&v, xat GzQacpivreg ^-q^maiv tiftäg.'

Für unsereinen ist dieser Ausdruck „Perlen vor die Schweine

werfen' durch die tausendmalige Wiederholung so geläufig ge¬

worden, daß die Worte jeden befremdenden Klang verloren haben.

Ob das nun aber auch der Fall gewesen ist, als diese Worte zum

ersten Male gesprochen und gehört wurden, kommt mir ziemlich

zweifelhaft vor. ünd was heißt das Polgende: „damit sie nicht

umkehren und euch zerreißen' ? Weiß (Das Matthäusevangelium,

Halle, 1876, pag. 207) erklärt es so, daß die Schweine „im Grimm

über die Täuschung durch die ihnen verächtlich dünkende Gabe

sich von der Gabe gegen den Geber wenden' ; ähnliches auch bei

späteren. Damit ist uns aber, dünkt mir, wenig geholfen ; Schweine,

welche gegen Menschen losfahren und dieselben zerreißen, bloß weil

sie das dargebotene Futter nicbt mögen , sind doch zu sonderbare

Tiere, um ohne eine speziellere Erklärung zugelassen werden zu

können. Solche üngeheuer gehören von rechtswegen der Märchen¬

welt an. Und woher — diese Frage ist in diesem Zusammenhange

für uns die Hauptsache — kommt überhaupt die Idee von Perlen

als Tierfutter?

Anscheinend sehr weit entfernt von dem Gedankenkreise des

N. T. begegnen wir derselben Idee in den orientalischen Volks¬

märchen. In den von Ignäcz Künos in der großen Sammlung

Eadloff's (Proben der Volkslitteratur der türkischen Stämme, VIII)

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156 Oestrup, Zu Matth. VII, 6.

herausgegebenen osmanischen Märchen wird in Nr. XIX , ^^jL»

^jjLi^, »das Krystallschloß', erzählt, daß die Mutter des verliebten

Prinzen der spröden Schönen ein kostbares Perlengeschmeide als

Geschenk darbringt; diese aber zerbricht den Schmuck und wirft

die Perlen ihrem Papagei vor. In der parallelen arabischen

Erzählung, in den von Spitta-Bey herausgegebenen »Contes arabes

modernes' (pag. 110) müssen die Perlen als Putter für die Tauben

dienen (qälei es-sitt: hody farrapy el-'uqdi di wedyh lilhamdm

j&klüh). In beiden Pällen bezeichnen Perlen als Tierfutter ver¬

wendet den Höhepunkt des Stolzes und des protzenhaften Reichtums.

In einer etwas andersartigen Verbindung finden wir die Ver¬

wendung der Perlen als Tierfutter in dem türkischen Volksliede

^jUi^', »das Turkmenenmädchen' (Georg Jacob: Türkisches

Lesebuch, Erlangen, 1903, pag. 36; Ignäcz Kunos: Oszmän-török

nepköltesi gyüjtemeny, Budapest, 1887, pag. 119 hat dasselbe Lied

in einer kürzeren Redaktion, deren Abänderungen jedoch die hier

zitierte Stelle nicht berühren). Das Mädchen fordert den zaudern¬

den und unwilligen Liebhaber zur Plucht auf; er will sich ent¬

schuldigen: sein Pferd hat keine Hufeisen und keine Satteldecke,

und kein Futter ist da; in höchster Leidenschaft ruft sie aus:

^uiXjI Jäj ^j*^y^

^»lXjI j^

I^blX-jI ^ ^^JyÄj(

. ^ ^»<-^*i'

„Mit meinem Armring werde ich es beschlagen, mein Gewand soll

seine Satteldecke sein, mit meinen Perlen werde ich es füttern, auf

und davon, mein junger Bey!'

Der gemeinsame Zug dieser verschiedenen Stellen ist, daß die

Verwendung der Perlen als Tierfutter ein Symbol ist der ge¬

ringschätzenden Freigebigkeit, bald als Opferfreudigkeit, bald als

Protzenhaftigkeit aufgefaßt. In andern Märchen und volkstümlichen

Traditionen bezeichnet die Fütterung mit Perlen geradezu das ver¬

kehrte, das an und für sich unglaubliche. In dem vierten der von

Künos in Radloff's Sammlung herausgegebenen osmanischen Märchen,

i^jas ^^jS\iCwi, »die Tochter des Trödlers', kommt der junge Prinz,

dessen Mutter fölschlich angeklagt worden ist, anstatt Menschen¬

kinder Hündchen geboren zu haben, als Erwachsener unerkannt zu

seinem Vater zurück und kehrt bei ihm ein. Während des Gesprächs

will er hinunter, um sein Pferd zu füttern. »Laß das doch die

Diener besorgen', ruft der Sultan aus. »Nein, mein Pferd frißt

keine Gerste, es frißt nur Perlen'. »Wie so, kanu ein Pferd Perlen

fressen?' »Ja, kann denn ein Mensch Hündchen gebären?' ripostiert

(3)

Oestrup, Zu Matth. VII, 6. 157

der Prinz, welcher die wahre Sachlage seine Mutter betreffend schon

kennt. Nachher Genugtuung der verkannten Mutter und Bestrafung

der Schuldigen, welche die neugeborenen Kinder mit den Hündchen

vertauscht hatten.

Hier ist augenscheinlich der Zug mit den Perlen nur sekundär und

anderswoher hereingekommen. In dem mit Eskigi qyzy verwandten

Märchen, Nr. 17 derselben Sammlung, ju»b', »Der Vogel der

Sorge', wird die Erkennung der Wahrheit in mehr kleinbürger¬

licher und alltäglicher Weise dadurch herbeigeführt, daß die kleinen

Söhne der Mutter, welche hier beschuldigt worden ist, ihre eigenen

Kinder gegessen zu haben, dem Vater einen Teller mit Birnen und

einen Löffel präsentieren. ,Wie, ißt man Birnen mit dem Löffel?"

fragt der Sultan, und die schnelle Antwort lautet: ,Ißt denn ein

Mensch seine Kinder?"

Es sei nun die eine oder die andere Version die ursprünglichere,

das, worauf es hier ankommt, ist nur: zu konstatieren, daß Perlen

als Tierfutter verwendet in orientalischen Märchen häufig in ver¬

schiedenen, mit einander mehr oder weniger verwandten Bedeutungen

vorkommen. Es möchte dann vielleicht die Vermutung erlaubt sein,

daß der an und für sich auffallende und überraschende Ausdruck

in Matth. VII, 6 aus irgend einem Volksmärchen herbeigeholt worden

ist oder wenigstens durch ähnliche in den Märchen vorkommende

Wendungen veranlaßt und ermöglicht ist; für einen ganz unvor¬

bereiteten Zuhörerkreis würde ein solcher ohne allen Zusammenhang

dastehender Ausdruck doch wohl zu befremdend gewesen sein. Dass

zur Zeit Jesu Volksmärchen unter der Bevölkerung Nordpalästinas

gang und gäbe gewesen sind und ohne weiteres als den Zuhörern

bekannt vorausgesetzt werden konnten, darf man wohl ohne Be¬

denklichkeit annehmen, obschon solche sonst nicht im N. T. erwähnt

werden. Ein Kreis von Menschen, bei welchen die Redeform der

Gleichnisse beliebt war, wird auch Erzählungen und Märchen goutiert

haben. Und man wird weiter annehmen können , daß nicht nur

der Ausdruck „Perlen vor die Schweine werfen" durch derartige

Märchenparallelen veranlaßt ist, sondern daß auch die dunkeln Worte

der letzten Versbälfte desselben ürsprungs sind: die Schweine, welche

Menschen zerreißen sollen, müssen einem Märchen entnommen sein ;

ihre für Schweine sonst durchaus ungewöhnlichen, raubtierartigen

Eigenscbaften werden eben erst dann verständlich, wenn die Tiere

märchenhaft sind. Selbstverständlich wird es unmöglich sein, das

betreffende Märchen aus diesem alleinstehenden Ausdruck zu rekon¬

struieren, um so mehr, als der Vers, Matth. VII, 6, weder mit dem

vorhergehenden noch mit dem folgenden in näherer Verbindung

steht, sondern vielmehr den Eindruck macht, ein aus einem ganz

verschiedenen Zusammenhange losgerissenes Stückchen zu sein, wie

ja überhaupt die ganze Bergpredigt keine einzelne, auf einmal ge¬

haltene Rede darstellt, sondern aus vielen Bruchstücken zusammen¬

gesetzt ist. Mit den oben zitierten Volksmärchen wird die dem

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158 Oestrup, Zu Matth. VIJ, 6.

Verse Matth. VII, 6 zu gründe liegende Erzählung wohl nur in dem

einzigen Punkte, Verwendung der Perlen als Tierfutter, Berührung gehabt haben.

Möglich ist es, daß der aus dem Volksmunde entnommene Aus¬

druck „Perlen vor die Schweine werfen" schon vor Jesus von den

Rabbinern gebraucht worden ist. Professor Joseph Halövy hat (in

mündlicher Mitteilung an mich) die auch von andem geteilte Ver¬

mutung aufgestellt, daß dieselben mit den Schweinen, den unreinen Tieren, die heidnischen Griechen und Römer bezeichnet haben; Jesus

wird dann nachher dem geläufigen rabbinischen Sprichwort: „Gib

den Heiden keinen Anteil an den Gütern Israels!" eine höhere

moralische Bedeutung beigelegt haben. Pür unsere Hypothese ist

es einerlei, ob zuerst Jesus die Redewendung herangezogen hat,

oder dieselbe schon früher von den Rabbinem in kryptogramma-

tischem Sinne gebraucht ist, in beiden Fällen ist es wahrscheinlich,

daß der Ausdruck ursprünglich aus dem Volksmunde, d. h. aus

dem Volksmärchen, herrührt.

Die von A. Meyer (Jesu Muttersprache 1896, pag. 81) aus¬

gesprochene Vermutung, daß der Ausdruck mit den Perlen dadurch

veranlaßt sei, daß der Perlenring (siBlp) metaphorisch für das Gesetz

gebraucht wird und daß dieses Wort hinter dem tö ayiov (Nffimp)

steckt, läßt sich mit dem obigen gut vereinen. Durch das Volks¬

märchen hat sich das Bild — Perlen als Tierfutter — dem Redner

aufgedrängt und ist dann zu dem Wortspiele verwendet worden.

(5)

150

Zum semitischen Demonstrativ d ..

Von J. Barth.

1. Maskulin und Feminin.

Das Verhältnis des maskulinen singul. d . - Demonstrativs zu

dem femininen im Ursemitischen ist durch die arabische und manche

andere Fortbildungen verdeckt worden. Gelegentliche in neuester

Zeit gemachte Versuche, es aufzuhellen, haben m. E. das Ziel nicht

erreicht. Anderes einer spezielleren Darstellung vorbehaltend, möchte ich hier das eben erwähnte Verhältnis besprechen.

Das Ursemitische hat die Scheidung der beiden Geschlechter

beim d . - Demonstrativ ausschließlich durch vokaliscbe Differenzierung

bewirkt: das Maskulinum endigte auf |,^) das Feminin auf ä. So

entsprecben sich das

Maskulin Peminin

im Hebr. tiT (phön. T, it) HT, ix") (phön. fni)

im Aram. de-n, de-kJii, pl, V''!?» ^"7'^) ^T!*^ ""J"'^» )♦-/

■'D-'T, mand.

im Äth. ze, ze-n-tä zä, zä-ti.

Durch diese Übereinstimmungen des Hebr.-Aramäischen einer-

mit dem Äth. andererseits ist der Ursprung dieser vokalischen

Geschlechtsscheidung | : ö als der ursemitische gesichert. — Über

den Zusatz n, ti in einzelnen Idiomen vgl. weiter unten.

In der innerarabischen Entwicklung ist das ursemitische Ver¬

hältnis verwischt und durch ein neues ersetzt worden. Doch haben

sich beim Maskulin noch genügende Überreste aus dem ursprüng-

1) Das Längenverbältnis differiert in den Einzelspracben; doch ist wohl e das Ursprüngliche. Das äth. e halte ich für urspr. e, weil auch das fem. ä mit dem Nordsem. stimmt.

2) Über nNT vgl. unten.

3) In nabat. Inschriften, Targ., bab. Talm. u. s. w., diaielitisch NT, z. B.

CIS. II, 145 B, 5 (Pap. Blacas).

4) z. B. im Targ., Inschr. CIS. II, 113, Z. 15 (Taimä) NT NH, mand.

NTNn, selten ttlNn, bab.-talm. KH, daraus verkUrzt.

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