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Nach dem Urlaub: Hautauschlag

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Blickdiagnose

Bayerisches Ärzteblatt 12/2014

677

Nach dem Urlaub: Hautauschlag

Anamnese

In der pädiatrischen Notfallambulanz wurde ein elfjähriger Junge in ansonsten sehr gutem Allgemeinzustand vorgestellt, der seit zwei Wochen wiederholt unter nichteitrigen und nichtblasigen Erosionen und Exkoriationen im Bereich der linken Kniekehle, später auch des Gesichtes und des äußeren rechten Gehörgan- ges litt. Der Arztbesuch erfolgte wegen der neu aufgetretenen schmierigen Beläge des Gehör- ganges. Die multiplen Effloreszenzen juckten oder schmerzten nicht.

Die Anamnese ergab, dass die ersten Hautverän- derungen zunächst während eines dreiwöchigen Kroatienurlaubes am Meer aufgetreten waren.

Der den Urlaub begleitende Stiefvater litt eben- falls unter entsprechenden Hautveränderungen, wobei Vater und Sohn aber stets fieberfrei waren.

Diagnostik

Aufgrund des charakteristischen Aussehens wurde die Diagnose „Impetigo contagiosa“

gestellt. Aus dem Bereich des rechten äußeren Gehörganges sowie aus der Kniekehle wurde jeweils ein Hautabstrich genommen. Die mikro- biologische Untersuchung erbrachte den Nach- weis von Staphylococcus aureus in sehr hoher Keimzahl (Staphylodermie).

Aufgrund des chronisch rezidivierenden Ver- laufs sowie dem Fehlen eitriger Abszesse war zunächst vermutet worden, dass es sich um einen Panton-Valentine-Leukozidin (PVL) bil- denden Staphylococcus aureus handeln könn- te. Das entsprechende lukF/S-PV Gen wurde mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aber nicht festgestellt. Im Nationalen Referenzzen- trum für Staphylokokken und Enterokokken am Robert Koch-Institut wurden mittels PCR aber zwei Gene nachgewiesen (eta, etb), die die Bak- terien zur Produktion der exfoliativen Toxine A und B befähigten. Die Typisierung der Bakte- rien ergab zudem, dass es sich um Staphylo- coccus aureus des klonalen Komplexes 121 (spa-Typ t645) handelte, der, wenn er Exfoli- ativtoxine bildend ist, oft ein „Staphylococcal scalded skin syndrome“ (SSSS) verursacht.

Diese Bakterien können im Vergleich zum PVL- bildenden Staphylococcus aureus verhältnis- mäßig leicht eradiziert werden, sodass das Tes- tergebnis unmittelbare Auswirkungen auf die erforderlichen Hygienemaßnahmen hatte.

Autoren

Privatdozent Dr. Dr. Stefan Borgmann, Leitender Arzt für klinische Infektiologie und Hygiene, Klinikum Ingolstadt, Krume- nauerstraße 25, 85049 Ingolstadt Privatdozent Dr. Stephan Seeliger (Korre- spondierender Autor), Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kliniken St. Elisabeth, Müller-Gnadenegg-Weg 4, 86633 Neuburg

Therapie und Verlauf

Aufgrund der tiefen Hautinfektionen wurde der Patient sowohl topisch mit Fucidine als auch systemisch mit einem Cephalosporin der ersten Generation (Cefadroxil 2 x 1g per os) behandelt.

Hierunter besserte sich das klinische Bild inner- halb von 72 Stunden deutlich. Ohne Ausbildung neuer Erosionen waren die betroffenen Stellen nach fünf Tagen ohne Narbenbildung abgeheilt.

Da initial der Verdacht einer Infektion mit ei- nem PVL bildenden Staphylococcus aureus bestand und sich solche Bakterien oft nur sehr schwer eradizieren lassen, wurde zudem eine strenge Individualhygiene empfohlen (täglicher Handtuchwechsel, täglicher Bettbezugwechsel sowie täglich desinfizierende Duschbäder; siehe Bayerisches Ärzteblatt 3/2008, Seite 176 ff.).

Diskussion

Durch Staphylococcus aureus verursachte Weichteilinfektionen gehen meist mit der Aus- bildung eitriger Abszesse einher. Nichteitrige Infekte können auf der Produktion bestimmter Pathogenitätsfaktoren durch die beteiligten Bakterien beruhen. In Frage kommt unter an- derem das PVL, das die Membran neutrophiler Granulozyten zerstört. Im aktuellen Fall pro- duzierte Staphylococcus aureus Exfoliativ- toxine, die die interzellulären Verbindungen von Keratinozyten zerstören, was, im Gegen-

satz zum aktuellen Fall, meist mit Blasenbil- dung einhergeht. Der Toxinnachweis erfolgt für jedes Toxin jeweils mit einer geeigneten PCR, die im diagnostischen Labor nicht routinemä- ßig durchgeführt wird. Zur Abklärung solcher Infektionen ist es also erforderlich, das Labor auf die Notwendigkeit einer weitergehenden Spezialdiagnostik hinzuweisen.

Rezidivierende Erosionen und Exkoriationen im Bereich der Kniekehle

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