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Ein Projekt mit dem Buch Geteilte Ansichten - Leben im anderen Teil Deutschlands

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Academic year: 2022

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Reihe 13 S 1

Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

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Leben im „anderen Teil Deutschlands“ – Geteilte Ansichten Ein Projekt mit dem Buch Geteilte Ansichten. Jugendliche stellen Fragen zur deutschen Einheit von Julia Balogh und Birgit Murke.

Ueberreuter: Berlin 2015

Dr. Ingeborg Braisch, Hamburg

Klassenstufe:9./10. Klasse Dauer: 5 Stunden

Aus dem Inhalt: Biermann und der Sozia- lismus, Flüchtlingsströme aus der Zone, Schwerter und Pflugscharen, Sport und Do- ping, Gesetze Junger Pioniere, Kindergar- tenlieder und Fibeltexte, Schüler im Dienst der Stasi, die Dekadenz der Beatmusik Kompetenzen

– Informationen aus vielschichtigen Mate- rialien zusammenstellen können

– Aussagen in ihren zeitgeschichtlichen Kontext einordnen können

– unterschiedliche Materialien zueinander in Beziehung setzen können

– die Subjektivität von Aussagen erläutern können

– Ergebnisse einer Gruppenarbeit kreativ in einer Ausstellung präsentieren können

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chülerinnen und Schüler der Litera- tur-Initiative Berlin haben Zeitzeugen aus Ost- und West-Deutschland nach ih- rem Wissen über das Leben in der DDR, nach ihren Erfahrungen, nach dem Mau- erbau und dem Mauerfall und den letzten 25 Jahren befragt. Entstanden ist das Buch Geteilte Ansichten mit 17 dieser In- terviews. Die vorliegende Unterrichtsrei- he basiert auf diesem Buch, das im Okto- ber 2016 mit dem deutsch-französischen Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde.

Die Lernenden erarbeiten mithilfe der In- terviews und zusätzlicher Materialien Gedanken über Teilung und Einheit und vor allem Facetten des Lebens in der DDR. Dabei werden sie sehr deutlich da- mit konfrontiert, wie Menschen diesel- ben Ereignisse aus ganz unterschiedli- cher Perspektive sehen und deuten.

Bild: Ueberreuter-Verlag

Wie war das damals wirklich? Im Buch „Geteilte Ansichten“

stellen Jugendliche Fragen zur deutsch-deutschen Geschichte.

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Fachwissenschaftliche Orientierung

Zum Thema

Nicht nur für heutige Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die meisten Lehrerinnen und Lehrer sind der Mauerfall und die Wiedervereinigung Ereignisse, die sie nicht miterlebt haben, von der Teilung Deutschlands, dem Kalten Krieg und der Akzeptanz zweier deut- scher Staaten ganz zu schweigen. Desinteresse und teilweise große Unkenntnis wesentli- cher Geschehnisse der 40 Jahre Geschichte der BRD und DDR werden immer wieder in Un- tersuchungen beklagt, ganz gleich ob es sich um Lernende in Köln oder in Magdeburg handelt. Erich Honecker ist in einer Umfrage von 18 % der Schüler als „alter Bandleader“

identifiziert worden.1Ruft der Anblick von Wachttürmen, Stasi-Gefängnissen, Resten der Mauer, von Hinweisen auf den einstigen Todesstreifen bei Jüngeren keine anderen Gefüh- le hervor als das der Fundamente eines Limes-Turms oder eines Schlachtfeldes aus den na- poleonischen Kriegen? Hier muss kaum betont werden, wie sehr noch immer – auch 27 Jah- re nach dem Mauerfall – unsere jetzige Zeit von 40 Jahren geteilter und doch untrennbar miteinander verflochtener Geschichte bestimmt wird und wie leicht radikale politische Strö- mungen Unkenntnis ausnutzen, um in ihrem Sinne zu manipulieren.

Das Problem der Generalisierungen

Im einleitenden Kapitel seines Buches Germany. Memories of a Nationschreibt der ehema- lige Direktor des British Museum „The utimate consequence of Nazi aggression was the in- vasion and occupation of all Germany by the four Allied powers and its long division bet- ween the Federal Republic in the west and the German Democratic Republic in the east. It condemned East Germany to a further forty years of dictatorship and oppression. The hu- man cost of that division, epitomized by those who lost their lives desperately trying to cross the Berlin Wall, is still being assessed.“2Diese Einschätzung, offensichtlich von den Erfahrungen des Kalten Krieges geprägt, ist in ihren Grundzügen politisch bestimmt. Sie verurteilt das SED-Regime und die Mauermorde völlig zu Recht. Wenn jedoch Zeitzeugen nach ihren Erfahrungen und Ansichten befragt werden, zeigt sich rasch, dass eine differen- ziertere Sichtweise nötig ist.

Einstellungen zur BRD und zur DDR

So empfanden und empfinden durchaus nicht alle Bewohner der Bundesrepublik, die be- wusst ihre Geschichte von Anfang an ganz oder zum Teil miterlebt haben, diese als Paradies:

Jugendliche, die in den 50er-Jahren gegen die Moralvorstellungen der älteren Generation zu rebellieren begannen, Gegner der Wiederbewaffnung, die Vietnamdemonstrationen, die 68er, Ostermärsche und Friedensbewegungen, Frauen, die um die Gleichberechtigung und gegen den § 218 kämpften, die Auseinandersetzungen um den Bau des Kernkraftwerks Brok- dorf und später um Gorleben, die Verbrechen der RAF, die Diskussionen nach der Ausstrah- lung der amerikanischen Holocaust-Serie 1979, die Bildung der Grünen als Partei 1980, De- monstrationen gegen die Stationierung von Pershing-Raketen sind nur einige Beispiele.

Nicht alle (ehemaligen) Bewohner der DDR sahen und sehen in ihr ein totalitäres System oder einen Unrechtsstaat: Es gab neben den Unterdrückern und ihren Handlagern, denen, die aus unterschiedlichsten Gründen als IM3für die Stasi arbeiteten, denen, die unterdrückt wurden, auch diejenigen, die sich arrangierten, die den Staat sowie dessen soziale, wirt- schaftliche und kulturelle Einrichtungen als normal empfanden.4Es gab diejenigen, die ehr- lich überzeugt waren, dass in der neu entstandenen DDR der richtige Weg zu einer sozialis-

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Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

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1 Interview Rainer Eppelmann in: Geteilte Ansichten, S. 14.

2 MacGregor, Neil: Germany. Memories of a Nation. Penguin: London 2015, S. XXI.

3 IM = inoffizieller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes

4 Cf. Fulbrook, Mary: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR. Wissenschaftliche Buchge-

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tischen Gesellschaft beschritten werde. Rudolf Bahro, Journalist und SED-Mitglied, der we- gen seiner kritischen Veröffentlichung Die Alternativevon 1976 in Haft kam, Brunhilde Han- ke, Oberbürgermeisterin von Potsdam, die unter Hintanstellung ihrer Gesundheit und Fa- milie für ein besseres Leben im Sozialismus kämpfte,5der Liedermacher Wolf Biermann, der mit 16 Jahren als begeisterter Kommunist in die DDR ging und gegen seinen Willen 1976 ausgebürgert wurde, sind einige prominente Beispiele für die unterschiedliche Ein- stellung zur DDR, allerdings auch für das Verhalten der Staats- und Parteiorgane gegenüber Menschen, die überzeugte Kommunisten waren.

Die Geschichte einer sozialistischen Gesellschaft 1949–1989

Da die ausgewählten Interviews sich vorwiegend mit der DDR befassen, steht die Ge- schichte ihrer Gesellschaft im Vordergrund, die hier nur in ganz groben Zügen skizziert wer- den kann, zumal der Beitrag voraussetzt, dass die Geschichte der DDR behandelt wurde. Da- bei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei der Gesellschaft der DDR trotz aller Abschottungen um eine moderne Industriegesellschaft handelte, die von den weltweiten technologischen Veränderungen, dem Einfluss der Medien, der Globalisierung bis hin zu neuen Musikstilen und Modetrends beeinflusst wurde. Der vergebliche Versuch der SED, die sozialistische Jugend vor dem Rock ’n’ Roll zu bewahren, ist dafür ein gutes Beispiel.

Die 40 Jahre der Teilung lassen sich grob in drei große Abschnitte teilen:

I Der Zeitraum von der Gründung der DDR 1949 bis zum Mauerbau 1961, unterteilt durch den Aufstand vom Juni 1953 und das Berlin-Ultimatum Chruschtschows 1958:Die beiden 1949 gegründeten Staaten erkennen sich gegenseitig nicht an; sie werden während des Kalten Krieges in den Westblock bzw. Ostblock integriert. Kennzeichnend für die DDR sind schwerwiegende wirtschaftliche Probleme aufgrund der Demontagen, der ho- hen Reparationen, der Eingriffe des Staates in den privatwirtschaftlichen Sektor mit dem Ziel der Kollektivierung und folglich der Massenfluchten. Der forcierten Stalinisierung folgt seit 1956 nur eine sehr zögernde Entstalinisierung. Die SED kontrolliert weitgehend den Staatsapparat und die Wirtschaft und schaltet Opposition auch in den eigenen Reihen aus.

II Der Zeitraum von 1961 bis zum Grundlagenvertrag mit der BRD 1973,unterteilt 1968durch den Prager Frühlingund sein Ende. Die USA und UdSSR konsolidieren welt- weit ihre Machtsphären, es kommt zu heftigen Konfrontationen wie der Kubakrise; militäri- sche Konflikte verlagern sich weg aus Europa, z. B. nach Vietnam. Eine vorsichtige Koexis- tenz beginnt dennoch. In der DDR tritt nach dem Mauerbau eine gewisse Stabilisierung, Anpassung und Integration ein. Der Lebensstandard steigt, Ulbricht schlägt einen etwas li- beraleren Kurs ein, den er im Dezember 1965 abrupt beendet. Robert Havemann, der als IM nicht regimetreue Kollegen denunzierte, wird aufgrund seiner Vorlesung Dialektik ohne Dogma1964 unter Hausarrest und ständige Überwachung gestellt, Erich Apel, der das Neue Ökonomische System einführte, um die wirtschaftlichen Defizite der Planwirtschaft auszu- gleichen, nimmt sich 1965 das Leben, als die Reform abgebrochen wird. Nach der Ent- machtung Ulbrichts 1971 zerschlägt sich die Hoffnung auf eine Liberalisierung unter dem neuen ersten Sekretär Erich Honecker rasch. Er beginnt die SED voll und ganz auf die KPdSU auszurichten. Durch den Grundlagenvertrag erreicht die DDR ihr Ziel der Anerken- nung.

III Der Zeitraum von 1973 bis zum Fall der Mauer, dem Sturz Honeckers 1989 und dem Ende der DDR am 3. 10. 1990, unterteilt 1975durch die sog. Schlussakte der KSZE in Helsinki, 1981 durch die Verhängung des Kriegsrechts in Polenund 1985 durch den Beginn von Gorbatschows Reformpolitik.Die USA und die UdSSR setzen eine vorsichtige Kooperation und Abrüstungsverhandlungen fort. 1976 wird im Parteipro- gramm der SED verkündet, dass die DDR sich auf dem Weg der Gestaltung der entwickel-

Reihe 13 S 3

Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

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5 Heye, Uwe-Karsten; Dalichow, Bärbel: „Wir wollten ein anderes Land“. Eine Familiengeschichte aus der DDR.

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Reihe 13 Verlauf Material S 1

Klausuren Glossar Literatur

M 1 Bilderrätsel

Hier siehst du verschiedene Bilder. Welche haben mit der DDR zu tun?

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nachweise: 1) Philips; 2) Wikipedia; 3) Thinkstock/iStock; 4) dpa/picture-alliance; 5) imago/MIS ; 6) imago/imagebroker; 7) dpa/picture-alliance; 8) dpa/picture-alliance; 9) dpa/picture-alliance

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Reihe 13 Verlauf Material S 9

Klausuren Glossar Literatur

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M 7 Geteiltes Deutschland. Gemeinsame Weihnachten.

Am 23. Dezember 1959 wurde an den Hamburger Schulen eine Botschaft des Schulsenators Heinrich Landahl verteilt.

Liebe Schüler und Schülerinnen!

[...] In Berlin ist es seit vielen Jahren ein guter Brauch, am Weih- nachtsabend eine Kerze ins Fenster zu stellen als Zeichen für die Verbundenheit der Deutschen in West- und Ostberlin, im westli- chen und östlichen Teil Deutschlands. Ernst Reuter, der verstor- bene Bürgermeister von Westberlin, hat diese Sitte eingeführt, und Willy Brandt, der jetzige Bürgermeister, möchte sie nun, nachdem in diesem Jahr eine schwere Bedrohung für Berlin abge- wendet werden konnte, auf ganz Westdeutschland übertragen.

[...]

Tausende von Kerzen sollen gleichsam wie ein Leuchtfeuer, das wegweisend den in Not befindlichen Menschen Trost und Hilfe verspricht, jene grüßen, die Deutsche sind wie wir, mit uns für im- mer verbunden bleiben und doch nicht mit uns in einem Staate le- ben. Eine starre Grenze, die nur 40 km von Hamburg entfernt ist, verläuft mitten durch unser Land, trennt Deutsche hüben und drüben, scheidet Meinungen und Weltanschauungen. Genügt es, nur davon zu reden?

In diesen Wochen sind in allen Schulen von Schülern und Schülerinnen aller Klassen Pakete für Fami- lien in Mitteldeutschland gepackt und Briefe geschrieben worden. Das ist schon etwas und bedeutet mehr als reden [...]. Die Grenze von Stacheldraht und Wachttürmen scheidet die Landesteile. Sie darf kein Grenzwall der Herzen werden. Darum nehme ich den Aufruf des Berliner Bürgermeisters auf und bitte Euch, am Heiligabend um 19 Uhr eine Kerze ins Fenster zu stellen. Wir wollen auch am schönsten Fest des Jahres daran denken, dass jenseits des Eisernen Vorhangs Deutsche wohnen, die zu uns gehören.

Text entsprechend dem Original, herausgegeben von der damaligen Hamburger Schulbehörde.

Aufgaben

1. Lest den Text genau durch und fasst die Botschaft des Textes mit wenigen Worten zu- sammen.

2. Markiert und sammelt alle Formulierungen, die für die DDR und ihre Bewohner und die BRD und ihre Bewohner gebraucht werden.

3. Erläutert die zeitgeschichtlichen Anspielungen – einen Hinweis findet ihr im Text „Ju- gend einer Westdeutschen in den 50er-Jahren“ (M 6).

4. Erklärt, was nach dieser Botschaft außer der Grenze die Menschen trennt.

Schulbehörde Hamburg

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Reihe 13 Verlauf Material S 10

Klausuren Glossar Literatur

M 8 Zeitungsschlagzeilen und -artikel im Sommer 1958

Aufgaben

1. Lest die Überschriften und Texte durch und informiert euch noch einmal über die Flücht- lingsbewegung und die Gründe für die Fluchten seit 1958. Zu der Situation in Berlin und den dortigen Fluchtmöglichkeiten bis zum Mauerbau sowie den Grenzübergängen findet ihr Darstellungen in „Geteilte Ansichten“, S. 11 und z. T. S. 109; zur Berliner S-Bahn als Fluchtmöglichkeit und den Geisterbahnhöfen findet ihr Informationen unter http://mau- er.visitberlin.de/819-geisterbahnhoefe/sowie einen Hinweis in M 6.

2. Ordnet den letzten Artikel (Rechtsbruch ...) zeitgeschichtlich ein.

3. Achtet auf die Sprache der Artikel: Wie wird die DDR bezeichnet? Welche Bilder werden

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10.000 Zonenbewoh- ner baten in 18 Tagen um Asyl. Flüchtlings- strom aus der Zone

schwillt weiter an.

Berlin, 19. August

Die Sowjets sind bestürzt.

Berlin, 28. August

Die Nervosität in Panko- wer Partei- und Regie- rungskreisen über die Flucht des Rektors der Universität Jena, Prof. Hä- mel, hält an. Wie verlautet, sollen sich jetzt sowjetische Stellen dafür eingesetzt ha- ben, das Tempo bei der so- zialistischen Umgestaltung der mitteldeutschen Uni- versitäten zu verlangsamen.

„Warnsignal für die Welt“.

Hamburg, 13. September

„Der anhaltend starke Strom politischer Flüchtlinge aus Mitteldeutschland ist ein Warnsignal für die Welt: Ein Kulturvolk leidet unter der Sklaverei, und es könnte sein, dass sich eines Tages die gequälte Bevölkerung noch einmal wieder in einer elementaren Explosion Luft macht, so sehr wir auch vor Unbesonnenheit war- nen mögen ...“1Die führenden Politiker in der Bundesrepublik, so meinte Engel- hard, sollten in überparteilichen Gesprä- chen einen gemeinsamen Plan für eine deutsche Wiedervereinigungspolitik ent- wickeln. Im Interesse der Wiedervereini- gung sei eine aktive Ostpolitik der Bun- desrepublik erforderlich.

Rechtsbruch in Berlin empört die freie Welt. Flüchtlingsstrom ab-

gewürgt. Panzer im Ostsektor.

Mit Trauer und Empörung sind in Deutschland und in der westlichen Welt die widerrechtlichen Absperr- maßnahmen der Sowjetzonenre- gierung zur Kenntnis genommen worden, die in den frühen Morgen- stunden des Sonntags schlagartig die Bevölkerung Ostberlins von dem freien Teil der Stadt getrennt haben.

Die WELT am 14. August 1961, Nr. 187, S. 1.

Unter dem Druck der Sozialisierung.

Gesamte Leitung eines Zonenbetriebes flüchtet nach Westen.

Mit Familien in vier Autos.

Berlin, 26. September

Täglich 600 Flüchtlinge.

Lemmer:2„Macht ein Ende dem grausamen Spiel!“ Die

Zone blutet aus.

Bonn/Berlin, 1. September

1 Zitat des Bürgermeisters Engelhard (FDP).

2 Ernst Lemmer war der damalige Minister für ge-

samtdeutsche Fragen. Al

le Zitate (außer links unten) stammen aus dem Hamburger Abendblatt.

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Reihe 13 Verlauf Material S 15

Klausuren Glossar Literatur

M 13 Stasi und VOPO zum Ärgernis der Montagsgebete

Stasi-Bericht an die Partei- und Staatsführung.

MfS, ZAIG, Nr. 435/89. Berlin, 3.10.1989. Information an Honecker, Stoph, Dohlus, Herrmann, Jarowinsky, Krenz, Mittag, Dickel, Sorgenicht, Mittig, Großmann, Neiber, Schwanitz, Carlsohn, MfSintern.

Streng geheim! Um Rückgabe wird gebeten!

Information über eine erneute öffentlichkeitswirksame provokatorisch-demonstrative Akti- on im Anschluss an das sogenannte Montagsgebet in der Nikolaikirche in Leipzig.

Am 2. Oktober 1989 fand in der Zeit von 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr in der Nikolaikirche in Leip- zig das sogenannte Montagsgebet statt, an dem ca. 2.000 Personen [...] teilnahmen. (bereits vor Beginn war die Kirche wegen Überfüllung geschlossen). [...] Vor und in der Umgebung der Nikolaikirche hielten sich zu diesem Zeitpunkt ca. 3.000 Personen auf, darunter eine be- trächtliche Anzahl von Neugierigen. [...] Nach dem Abschluss der Veranstaltung verblieben die Teilnehmer und die dort vorher bereits Anwesenden auf dem Vorplatz und riefen Paro- len wie z. B. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, „Wir bleiben hier“, „Neues Forum zulas- sen“, „Jetzt oder nie“, „Gorbi, Gorbi“, „Freiheit für die Inhaftierten“. Es wurde die Interna- tionale gesungen. [Die Personenansammlung zog gegen 18.25 Richtung Hauptbahnhof und konnte durch konzentrierten Einsatz der Kräfte der Schutz- und Sicherheitsorgane sowie der Kampfgruppen1 gestoppt werden.] Insbesondere durch Gruppen Jugendlicher kam es zu tätlichen Angriffen auf VP2-Angehörige, verbunden mit verleumderischen Beschimpfun- gen. Teilweise gelang es diesen Kräften, die Sperrketten der Volkspolizei zu durchbrechen.

Gegen 20.20 versuchten sich in Höhe Thomaskirchhof erneut ca. 1.500 Personen zu formie- ren und in Richtung Innenstadt/Markt zu marschieren. Zur Verhinderung dieses Vorhabens, insbesondere zur Abwehr der von diesen Kräften ausgehenden tätlichen Angriffe und zur Gewährleistung der Sicherheit der eingesetzten Kräfte der Volkspolizei, war der Einsatz des Schlagstocks und von Diensthundeführern mit Diensthunden (mit Korb) erforderlich. 21.25 war die Personenkonzentration aufgelöst. Es wurden insgesamt 20 Personen zugeführt, zu denen nach Aufklärung der konkreten Tatbeteiligung die erforderlichen rechtlichen Maß- nahmen veranlasst werden.

„Ich liebe euch doch alle ...“ Befehle und Lageberichte des MfS, hg. v. Mitter, Arnim; Wolle, Stefan. Berlin: Basis- Druck 1990, S. 190 f.

Lageplan der Bezirksdirektion der Volkspolizei vom 6.–9.10.1989 (Auszüge):

7.10.1989 Lageplan

13.20 Uhr – Vor der Niko eine lose Ansammlung von ca. 100–150 Personen, 4 Punker erkennbar. [...]

14.45 Uhr – Gen.3 Müller teilte mit, dass in der Grimmaischen Str. [... aus einem]

Wohnwagen Alkohol ausgeschenkt wird. Vorübergehende Genossen der DVP4wer- den mit „Pfui-Rufen“ durch dort stehende Alkoholiker empfangen, u. a. fiel die Äuße- rung, „die fangen auch Menschen ein“. [...]

17.05 Uhr – In den Vernehmungen bereits zugeführter Personen konnten durch „Skin- heads“-Sympathisanten erfahren werden, dass sie am heutigen Tag die Konfrontati- on mit den Sicherheitsorganen suchen. [...]

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Anmerkungen:

1 Bewaffnete Einheiten innerhalb der Betriebe, der LPGs, staatlicher Verwaltungen und Institutionen, die die eige- nen Betriebe etc. schützten und außerdem die innere Sicherheit schützten und die DDR gegen feindliche Kräfte verteidigten.

2 Volkspolizei

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Reihe 13 Verlauf Material S 27

Klausuren Glossar Literatur

M 24 Verpflichtungen und Vorhaben für Pioniergruppen

Zusammengestellt aus Sonja Scheller: Ob du so oder so Hurra brüllst ... In: Barbara Felsmann (Hg.): Beim kleinen Trompeter habe ich immer geweint. Kindheit in der DDR – Erinnerungen an die Jungen Pioniere. Berlin: Lukas 2003, S. 177; Ansorg, Leonie: Kinder im Klassenkampf. Die Geschichte der Pionierorganisation von 1948 bis Ende der 50er-Jahre. Akademie: Berlin 1997, S. 89 f.

Aufgaben

1. Lest die Vorschläge durch und kreuzt die an, die ihr am besten findet.

2. Stellt euch vor, ihr müsstet an mehreren der Aktivitäten teilnehmen. Wie würdet ihr rea- gieren? Überlegt, welche Absichten mit derartigen Aufgaben verfolgt wurden.

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❏ Am Wahlsonntag für die Wähler singen

❏ eine Wandzeitung für die Patenbrigade anfertigen

❏ Altstoff sammeln

❏ alten und kranken Leuten helfen

❏ zu Hause im Haushalt helfen (saubermachen, einkaufen)

❏ sich an der Anlage und Pflege von Grünanlagen, Spiel- und Sportplät- zen beteiligen

❏ mit der Gruppe Heilkräuter sammeln

❏ Nationalhymne und die Internationale lernen

❏ sich von einem Angehörigen der Volksarmee die verschiedenen Uni- formen erklären lassen

❏ sich an der ABC-Mathematikolympiade1beteiligen

❏ an einer technischen Arbeitsgemeinschaft teilnehmen

❏ Sport machen, Hangeln, Keulenzielwurf

❏ ein Geländespiel machen und Karten lesen lernen

❏ eine LPG oder MTS2besuchen, sich von einem Genossenschaftsbau- ern Arbeit mit dem Traktor und unterschiedliche Getreidesorten erklä- ren lassen

❏ mit der Gruppe eine Gedenkstätte von Widerstandskämpfern gegen den Faschismus besuchen und sie pflegen

❏ Wissen über die Sowjetunion und die sozialistischen Staaten erwer- ben, Staatsflaggen zeichnen, Anschauungsmaterial sammeln und aufkleben

❏ die sowjetischen Pioniere zu ihren Feiertagen in ihrer Muttersprache beglückwünschen

Anmerkungen:

1 ABC-Zeitung war die Zeitschrift für Junge Pioniere.

2 Maschinen-Traktoren-Station: Landwirtschaftliche Maschinen und Traktoren der LPG; zu LPG s. „Geteilte Ansich- ten“, S. 42.

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