• Keine Ergebnisse gefunden

Globalisierung und Protektionismus - von Freihandel, Zöllen und Alleingängen (WORD)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Globalisierung und Protektionismus - von Freihandel, Zöllen und Alleingängen (WORD)"

Copied!
9
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

II/B6

Reihe 7 S 1

Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

Themen: Definition des Begriffs „Globalisierung“; Entwicklung des Welthan- dels; Auswirkungen der Globalisierung; Freihandel und neuer Pro- tektionismus; Beschränkungen im Handel zwischen Staaten; Brexit als (ökonomischer) Alleingang in Europa

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler kennen Merkmale und Auswirkun- gen der Globalisierung. Sie erörtern Vor- und Nachteile von Frei- handel und Protektionismus. Die Lernenden setzen sich mit mögli- chen Auswirkungen des geplanten Brexits als Gegenbewegung zur EU auseinander. Sie beurteilen verschiedene Modelle zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU.

Klassenstufe: ab Klasse 11 Zeitbedarf: 7–9 Stunden

Globalisierung und Protektionismus – von Freihandel, Zöllen und Alleingängen

Nach Ideen von Burkart Ciolek, Nürnberg, und Luisa Lemme, Berlin

© mauritius images/imageBROKER/Oliver Ring

Schranken gibt es viele im Welthandel – wie hier am Zoll des Überseehafens von Bremerhaven

VORSC

HAU

(2)

II/B6

Reihe 7 S 2

Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

Begründung des Reihenthemas

Seit Jahrzehnten ist der Welthandel stetig gewachsen. Es scheint konsequent, dass damit ein Abbau von Handelshemmnissen einhergeht. Dies ist aber nur teilweise der Fall. Abge- sehen davon, dass Freihandelsabkommen in der Regel nur die Handelsbeziehungen ein- zelner Staaten betreffen, scheinen die Zeichen zurzeit wieder verstärkt auf Protektionismus zu stehen. Dafür steht exemplarisch der Handelskrieg zwischen China und den USA unter Donald Trump. Gerade Vertreter einer populistischen Politik nutzen teilweise durchaus be- rechtigte Ängste vor den Schattenseiten der Globalisierung für Versprechungen, die mit neuer Abschottung einhergehen. Dabei garantieren weder komplett freier Handel noch harter Protektionismus Vorteile für die nationalen Volkswirtschaften oder gar eine gerech- tere Wirtschaftsordnung.

Fachwissenschaftliche Orientierung

Mit dem Ende des Kalten Krieges sowie dem Wegfall des „Eisernen Vorhangs“ hat seit den 1990er Jahren eine weltweite Öffnung und Verschmelzung von Märkten begonnen. Auch die Integration vieler Schwellenländer in den Weltmarkt hat dazu beigetragen, dass Han- delsbeziehungen heute internationaler denn je sind. Zwar dominieren immer noch die drei großen Akteure NAFTA, EU und Ostasien (Triade) den Welthandel. Jedoch sind Regionen wie die arabische Halbinsel oder Südostasien sowie Schwellenländer wie Brasilien, Südaf- rika oder Indien als neue Akteure auf den Plan getreten.

Daneben war der technische Fortschritt ein maßgeblicher Treiber der Globalisierung. Der Siegeszug des Internets und die zunehmende digitale Vernetzung haben erst die Voraus- setzungen für eine globale Ökonomie geschaffen. Moderne und zuverlässige Kommuni- kationsmöglichkeiten sowie kostengünstige und schnelle Transportmittel erlauben es den Unternehmen, internationale Arbeitsteilung auf globaler Ebene zu betreiben. Die höchste Mobilität weist jedoch der Faktor Kapital auf. Die Börsenplätze New York, Tokio, Frankfurt und London sorgen dafür, dass Anleger ihr Kapital 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr in die rentabelsten Unternehmen investieren können. Im Durchschnitt wird dabei an einem Tag an der internationalen Wertpapierbörse genauso viel Umsatz gemacht wie mit dem weltweiten Warenhandel in einem ganzen Jahr.

Über den Bereich der Wirtschaft hinaus kennzeichnet die Globalisierung eine internati- onale Verflechtung in den Bereichen Kultur, Politik, Umwelt und Kommunikation. Unter- nehmen wie Google, Facebook und Twitter sorgen dafür, dass sich Informationen, Ideen und Nachrichten in rasender Geschwindigkeit über den ganzen Globus verteilen und die Menschheit enger zusammenrückt als je zuvor.

Veränderung der Arbeitswelt

Auch Arbeit hat sich in der globalisierten Welt verändert. „Offshoring“, die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Länder mit niedrigerem Lohnniveau, führt in den alten Industrielän- dern zu verbreiteten Zukunftsängsten, vor allem im produzierenden Gewerbe. Nur teil- weise kann diese Abwanderung von Arbeitsplätzen durch die gegenläufige Entwicklung, sogenanntes „Reshoring“, wieder aufgefangen werden. Neue Chancen und Perspektiven ergeben sich durch Globalisierung und internationalen Freihandel vornehmlich für gut ausgebildete Arbeitskräfte. Auf der anderen Seite stellt sich für Verbraucher die Frage, wie groß die Verantwortung für den eigenen „Fußabdruck der Globalisierung“ durch den täglichen Konsum ist.

Freihandel vs. Protektionismus

Bis zum Regierungsantritt von Donald Trump waren die USA ein starker Befürworter des weltweiten Freihandels und hatten in zahlreichen Verhandlungsrunden des GATT und

VORSC

HAU

(3)

II/B6

Reihe 7 S 3

Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

schranken gesorgt. Das angedachte Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der Europäischen Union hätte den größten und leistungsfähigsten Wirtschaftsraum welt- weit geschaffen. Aber bereits drei Tage nach seiner Vereidigung als neuer Präsident der Vereinigten Staaten unterzeichnete Donald Trump am 23. Januar 2017 ein Dekret, das den Rückzug der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP zum Inhalt hatte. Da- mit wurde auch das Ende der TTIP-Gespräche besiegelt.

Mit seiner „America First“-Politik stützt sich der Präsident auf klassische Argumente für den Protektionismus, wenn er die amerikanische Industrie, deren Arbeiter sowie die US- amerikanischen Löhne und Gewinne vor den Konkurrenten aus dem Ausland schützen möchte. Daher scheint sich mit dem neuen Präsidenten eine komplette Kehrtwende in der US-Außenwirtschaftspolitik anzudeuten, deren Ausgang ungewiss ist. In seiner Argumen- tation bekräftigt wird Donald Trump von Prof. Peter Navarro, dem Leiter des neu geschaffe- nen „Nationalen Handelsrats“ der USA. In seinem Buch „Death by China“ vertritt Navarro die These, dass die Volksrepublik China für den Abstieg Amerikas verantwortlich sei und verweist auf das enorme Handelsbilanzdefizit der USA gegenüber China.

Brexit – der wirtschaftliche Alleingang gegenüber der EU

Als David Cameron im Januar 2013 ankündigte, im Fall seiner Wiederwahl ein Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union abzuhalten, stuf- ten Beobachter dies als Wahlkampfmanöver ein. Durch die Ankündigung sollten gezielt Wählerstimmen von der zunehmend erstarkenden UKIP-Partei abgezogen werden. Umso erstaunter reagierten die Öffentlichkeit und das Ausland auf das Ergebnis des Referendums vom 23. Juni 2016, bei dem sich mit 51,89 Prozent eine knappe Mehrheit der britischen Wähler für den Austritt aus der Europäischen Union entschieden. Selbst David Cameron schien mit diesem Ergebnis nicht gerechnet zu haben. Bereits am darauffolgenden Tag kündigte er überraschend seinen Rücktritt an. Doch auch einer der stärksten Befürworter des Brexits, UKIP-Parteichef Nigel Farage, trat am 4. Juli 2016 von seinem Amt zurück und entzog sich damit der Verantwortung, den Brexit umzusetzen und zu gestalten.

Die aktuellen Verhandlungen zeigen deutlich das Dilemma auf, in dem sich Großbritannien befindet. Einerseits möchte man die Vorzüge einer gemeinsamen Freihandelszone mit der EU nicht verlieren, andererseits aber keine Verpflichtungen im Rahmen der Flüchtlingspo- litik oder für EU-Zahlungen übernehmen. Ob unter diesen Voraussetzungen die vertraglich vorgesehene Verhandlungsperiode und der geplante Austritt im März 2019 eingehalten werden können, erscheint fraglich.

Methodisch-didaktische Überlegungen

Der Einstieg in das Thema „Globalisierung“ aus ökonomischer Sicht erfolgt über eine Be- griffsdefinition und zwei Grafiken zur Entwicklung des Warenhandels in M 1 und M 2.

Anhand der Phänomene Offshoring und Reshoring werden in M 3 und M 4 die Auswirkun- gen der Globalisierung auf die Arbeitswelt untersucht. Ängste und Vorbehalte gegenüber weltweitem Freihandel werden auch in der Analyse von Karikaturen zum Thema in M 5 angesprochen. Um einen persönlichen Bezug zur Problematik herzustellen, können die Jugendlichen anhand von ZM 1 ihren persönlichen „Fußabdruck“ der Globalisierung er- mitteln (Test auf Englisch). Nach Durchführung des Internet-Tests „slaveryfootprint“ sollte über das Ergebnis diskutiert und Vermeidungsstrategien für das eigene Konsumverhalten entwickelt werden.

Bei der Betrachtung eines Zitats von Donald Trump zum Ausstieg aus TTP in M 6 soll- te auch das ursprünglich geplante und auch in Europa hochumstrittene transatlantische Abkommen TTIP zwischen den USA und der EU erwähnt werden. Die Vor- und Nachteile von Freihandel und Protektionismus werden arbeitsteilig in Gruppen gesammelt und an- schließend diskutiert. In dieser Diskussion kommt der Lehrkraft eine moderierende Funk-

VORSC

HAU

(4)

Reihe 7 Verlauf Material S 1

Klausuren Glossar Literatur

II/B6

Materialübersicht

Stunde 1 Globalisierung

M 1 (Ab/Tx) Globalisierung – alles ist verbunden?

M 2 (Sb) Die zwei Seiten der Globalisierung

Stunden 2/3 Globalisierung: Folgen und Kritik M 3 (Tx) Die Karawane zieht weiter … – Offshoring M 4 (Tx) Zurück zu „Made in Germany“? – Reshoring M 5 (Ka/Ab) Globalisierungskritik – Karikatur

ZM 1 (Ab) Wie viele Sklaven halten Sie? Über Globalisierung und Moral

Stunden 4/5 Freihandel und Protektionismus M 6 (Ab/Tx) Freihandel vs. Protektionismus M 7 (Ab/Sb) Protektionismus – zahlt sich das aus?

M 8 (Ab/Tx) Wie kann Handel effektiv eingeschränkt werden?

Stunden 6/7 Take Back Control? – Der Brexit M 9a (Ab) „Take Back Control“ – Pro Brexit M 9b (Ab) „I love EU“ – Kontra Brexit

M 10 (Sb/Fo) Brexit – das Abstimmungsergebnis M 11 (Tx) Brexit – wie geht es weiter?

ZM 2 (Lk) Analyse von Zitaten – Lernkontrolle

Erläuterungen der Abkürzungen und Symbole:

Ab: Arbeitsblatt – Bd: Bild, Foto – Fo: Farbfolie – Ka: Karikatur – Lk: Lernkontrolle – Sb: Schaubild – Tx: Text

Internetzugang

erforderlich Partnerarbeit Gruppenarbeit

Zusatzmaterial

VORSC

HAU

(5)

Reihe 7 Verlauf Material S 6

Klausuren Glossar Literatur

II/B6

Arbeiter in einer Handyfabrik in Ningbo, China.

M 3

Die Karawane zieht weiter … – Offshoring

Im Rahmen der Globalisierung verlegen viele Firmen ihre Produktion in Länder mit nied- rigen Löhnen. Diese Art der Arbeitsplatzverlagerung wird auch „Offshoring“ genannt. Für besonders starken Protest sorgte 2008 die Verlegung des Nokia-Werkes von Bochum ins rumänische Jucu. Nur wenige Jahre später hat der Handyhersteller auch dort sein Werk geschlossen.

Billig, billiger, am billigsten: Die Produktion von Handys

Nachdem der Handyhersteller Nokia 2008 verkündet hatte, in der Ruhrgebietsstadt Bo- chum sein Werk zu schließen, hagelte es in Deutschland heftige Kritik: Damals verloren über 3.000 Mitarbeiter ihre Jobs. Viele von ihnen fanden auch Jahre später keine neue Anstellung.

Nokia verlegte damals seine Produktion nach Jucu, nahe der Stadt Cluj, da man in Rumäni- en mit niedrigeren Lohn- und Produktionskos- ten rechnen konnte. Das Unternehmen gab an, dass im neuen „Nokia-Village“ bis zu 15.000 Mitarbeiter angestellt werden sollten und man mindestens 30 Jahre lang in Rumänien aktiv sein wolle. Die rumänische Regierung unter- stützte das Vorhaben und gewährte Subventi- onen, da man auf Arbeitsplätze für die Bevöl- kerung hoffte.

Nur drei Jahre nach der Verlegung des Werkes wurde auch die Produktionsstätte in Rumänien

wieder geschlossen. Auch dort fielen etwa 2.200 Jobs weg – die angekündigten 15.000 Arbeitsplätze wurden in Jucu nie geschaffen. Nokia wechselte erneut den Standort und verlegte die Produktion weiter nach Asien – denn auch hier lockten wiederum niedrigere Löhne und Produktionskosten.

Als weiteren Grund für die Verlegung der Produktion nach Asien gab das Unternehmen an, dass mittlerweile die meisten Handys, die eben keine Smartphones sind, in Asien bzw.

Afrika verkauft werden. Darum macht eine Produktion der „Einfach-Handys“ von Nokia in Rumänien keinen Sinn, wenn sie danach wieder nach Asien verschifft werden müssen.

Den Trend zum Smartphone, das in Westeuropa derzeit am häufigsten verkauft wird, hat Nokia nicht schnell genug erkannt.

Nach: yes/dpa: „Nokia opfert rumänisches Werk.“ SPIEGEL online (29.09.2011). Zu finden unter: http://www.

spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/produktionsverlagerung-nokia-opfert-rumaenisches-werk-a-789110.html (25.07.2018). / Nach: Carla Neuhaus: „Heute hier, morgen dort.“ Tagesspiegel (13.02.2012). Zu finden unter: htt- ps://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/nokia-heute-hier-morgen-dort/6199526.html (25.07.2018).

Aufgaben

1. Lesen Sie den Text. Beschreiben Sie die Gründe, warum Nokia seine Handyproduktion zwei Mal verlegt hat.

2. Benennen Sie die Aspekte der Globalisierung, die im Text genannt werden.

3. Erstellen Sie eine Pro- und Kontra-Liste: Welche positiven und negativen Konsequenzen hat die Globalisierung im „Fall Nokia“?

4. Sie sind ein Mitglied der rumänischen Regierung, die Nokia geholfen hat, sein Werk nach Jucu zu verlegen. Sammeln Sie Vorschläge für eine politische Reaktion auf die

© Colourbox

5

10

15

20

25

VORSC

HAU

(6)

Reihe 7 Verlauf Material S 14

Klausuren Glossar Literatur

II/B6

M 6

Freihandel vs. Protektionismus

Globaler wirtschaftlicher Handel heißt keineswegs, dass der Warenaustausch gänzlich schrankenlos verläuft. Dem stehen nicht so sehr die sehr unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen entgegen als vielmehr diverse staatliche Eingriffe zum Schutz der ei- genen Wirtschaft. Ist der globale Handel frei von jeden Hemmnissen wie Zöllen, spricht man von Freihandel. Dem steht der Protektionismus gegenüber. Zuletzt machten vor allem die USA mit neuen protektionistischen Maßnahmen Schlagzeilen.

1 TPP = Freihandelsabkommen zwischen den USA und elf Pazifik-Anrainerstaaten

Aufgaben

1. Erläutern Sie, inwiefern sich die „America first“-Politik in der Aussage von Donald Trump wiederspiegelt.

2. Teilen Sie sich auf zwei Gruppen auf.

3. Bearbeiten Sie die Aufgaben für ihre jeweilige Gruppe.

Gruppe 1

a. Sammeln Sie Argumente, die für freien Handel sprechen.

b. Bereiten Sie sich auf eine Diskussion vor, bei der Sie versuchen ihre Mitschüler vom Gedanken des Freihandels zu überzeugen.

Gruppe 2

a. Sammeln Sie Argumente, die für Protektionismus sprechen.

b. Bereiten Sie sich auf eine Diskussion vor, bei der Sie versuchen ihre Mitschüler vom

© dpa

Hiermit weise ich an, dass sich die Verei- nigten Staaten dauerhaft aus den TPP1- Verhandlungen zurückziehen und bei künf- tigen Handelsvereinbarungen der Schutz der amerikanischen Industrie, der Schutz der amerikanische Arbeiter und die Erhö- hung der amerikanischen Löhne und Ge- winne im Vordergrund stehen werden.

VORSC

HAU

(7)

Reihe 7 Verlauf Material S 15

Klausuren Glossar Literatur

II/B6

Freihandel (Gruppe 1)

Ist der internationale Handel frei von jeglichen staatlichen Eingriffen, d. h. wird er we- der durch Zölle noch andere Hemmnisse eingeschränkt (z. B.

bürokratische Hindernisse), spricht man von „Freihandel“.

Wenn das Gegenteil der Fall ist, herrscht Protektionismus.

Die Idee des Freihandels geht auf die Phase des Liberalismus im 18. und 19. Jahrhundert in Großbritannien zurück, in der sich Ökonomen wie Adam

Smith, David Ricardo und Joan Stuart Mill gegen eine staatliche Einflussnahme auf den Wirtschaftsprozess ausgesprochen haben. Die Kernthese lautete: Durch freien Handel wird die Wohlfahrt eines Landes mehr gesteigert als durch eine Abschottung.

Für freien Handel sprechen mehrere Argumente. Grundsätzlich gilt die Überlegung, dass ein Tausch nur dann durchgeführt wird, wenn beide Tauschpartner das erhaltene Objekt mehr wertschätzen als das eingetauschte. Niemand tauscht oder handelt in der Erwartung, nach dem Tausch schlechter dazustehen als zuvor. Handel erzeugt zudem Wettbewerb. Die- ser veranlasst alle Beteiligten dazu, entweder die Qualität ihrer Produkte zu steigern oder die Herstellkosten und damit die Preise zu senken. Ebenso werden Innovationen angeregt, um sich gegenüber der Konkurrenz behaupten zu können. Diese erhöhte Effizienz steigert ebenfalls die Wohlfahrt aller Beteiligten.

Die Ausweitung des Handels über die nationalen Grenzen hinweg ermöglicht zudem eine Spezialisierung und damit internationale Arbeitsteilung. Produkte werden dort hergestellt, wo die Produktionsbedingungen am günstigsten sind (vgl. absolute und komparative Kos- tenvorteile). Steigt die Zahl der Nachfrager, können Kapazitäten aufgestockt und somit auch die Vorteile von Massenproduktion genutzt werden.

Ein ordnungspolitischer Vorteil des freien Handels ist die dezentrale Steuerung des Mark- tes durch alle Beteiligten. Anbieter und Nachfrager treffen individuelle Entscheidungen, die ihre jeweiligen Ziele und Bedürfnisse besser wiederspiegeln als Entscheidungen, z. B.

durch eine staatliche Planungsbehörde.

Text von Burkart Ciolek, nach: Prof. Christian Kleinschmidt (2017) Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit: Die Welt- wirtschaft 1500-1850. München: C.H. Beck. S. 68 ff.; www.wirtschaftslexikon24.com/d/freihandel/freihandel.htm

© Thinkstock/iStock

5

10

15

20

25

30

VORSC

HAU

(8)

Reihe 7 Verlauf Material S 18

Klausuren Glossar Literatur

II/B6

M 8

Wie kann Handel effektiv eingeschränkt werden?

Trump hat mehr oder weniger offen einen Handelskrieg mit China losgetreten. Wie kann der Handel mit einem anderen Staat überhaupt wirksam eingeschränkt werden?

Aufgaben

1. Lesen Sie die Zeitungsausschnitte.

2. Analysieren Sie die Maßnahmen zur Beschränkung des Handels. Bewerten Sie deren Wirkung auf inländische Unternehmen und Konsumenten. Beachten Sie dazu auch den Infokasten.

Die chinesische Regierung setzt ein klares Zeichen

Die chinesische Regierung hatte am Montag eine deutliche Ausweitung der Importverbote ange- kündigt. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Importverboten umfasst diese Ausweitung nun auch Eisen, Meeresfrüchte und Erze aus Nordkorea.

Quelle: http://www.aktiencheck.de/kolumnen/Artikel-CHINESISCHE_REGIERUNG_SETZT_KLARES_ ZEI- CHEN-8070433, vom 19.08.2017

Kalifornien stuft Glyphosat als krebserregend ein

Der US-Staat Kalifornien wird das Herbizid Glyphosat am 7. Juli 2017 auf seine Liste von Chemika- lien setzen, die Krebs erregen können. Als Konsequenz müssen in dem Staat Produkte, die Glypho- sat enthalten, […] als „krebserregend“ gelabelt werden. […]

Quelle: http://www.keine-gentechnik.de/nachricht/32652/, vom 03.07.2017

Smartphone-Kauf in China

Wer sich privat in China ein Smartphone kauft, importiert das Gerät selbst. Er muss sich in diesem Fall auch selber darum kümmern, dass das in Asien gekaufte Handy die notwendige CE-Kennzeich- nung hat. […].

Quelle: https://www.notebookcheck.com/Smartphone-Kauf-in-China-Das-muessen-sie-zu-CE-Kennzeichnung- und-Zoll-wissen.179627.0.html, vom 10.10.2016

Die Logik der Trumponomics

[…] In die gleiche Richtung geht die Reform der Körperschaftsteuer, die sich in der Diskussion abzeichnet. Hier wären Ausgaben für importierte Vorleistungen nicht mehr steuerlich abzugsfähig, während erzielte Exporterlöse nicht mehr besteuert würden. […]

Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/die-logik-der-trumponomics-14736301.html, vom 29.01.2017

Beim Streit um Stahl droht der Kaskaden-Effekt

[…] Erste Strafzölle seitens der USA gibt es bereits, etwa im Bereich Grobbleche. Salzgitter zum Bei- spiel müsste für bestimmte Exporte in die USA, darunter Rohre für die Öl- und Gasindustrie, einen Aufschlag von 22,9 Prozent bezahlen […].

Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article166307528/Beim-Streit-um-Stahl-droht-der-Kaskaden-Effekt.html, vom 06.07.2017

Infokasten: Wie wirken sich Zölle auf dem Markt aus?

Preiseffekt: Durch den Zollaufschlag erhöht sich der niedrigere Weltmarktpreis der ausländi- schen Konkurrenz im Inland. Inländische Produkte werden gegenüber Importware attraktiver.

Schutzeffekt: Die Menge importierter Waren sinkt, da infolge des nun höheren Preises weniger davon im Inland nachgefragt wird. Das schützt die heimische Industrie.

Produktionseffekt: Die inländische Produktion steigt, da die Konsumenten mehr heimische Güter nachfragen und die inländischen Unternehmer einen höheren Preis verlangen können.

Einnahmeneffekt für den Staat: Durch den Zoll auf ausländische Waren erzielt der Staat zu-

VORSC

HAU

(9)

Reihe 7 Verlauf Material S 22

Klausuren Glossar Literatur

II/B6

M 9 a

„Take Back Control“ – Pro Brexit

Der geplante Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ist vor allem auch eine Abkehr vom europäischen Binnenmarkt und der Zollunion. Einer der beliebtes- ten Slogans der Brexit-Befürworter ist „Take Back Control“ – also, die Kontrolle wiederer- langen über all die Politikfelder, bei denen die EU bisher mitbestimmt hat. Welche weiteren Argumente gibt es?

Quelle: http://europas-krisen.zdf.de/brexit/ (eigene Darstellung); Bild: © thinkstockphoto/LorenzoT81

Aufgaben

1. Kopfstand-Methode: Versetzen Sie sich in die Rolle eines Brexit-Gegners. Entwickeln Sie zu jedem Pro-Brexit-Argument ein Gegenargument. Arbeiten Sie zunächst allein, dann mit einem Partner.

2. Ziehen Sie in der Gruppe Bilanz. Begründen Sie, ob Ihrer Ansicht nach die Argumente für den Brexit oder für den Verbleib in der EU überwiegen.

M 9 a Take Back Control – Pro Brexit

Der geplante Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ist vor allem auch eine Abkehr vom europäischen Binnenmarkt und der Zollunion. Einer der beliebtesten Slogans der Brexit- Befürworter ist „Take Back Control“ – also, die Kontrolle wiedererlangen über all die Politikfelder, bei denen die EU bisher mitbestimmt hat. Welche weiteren Argumente gibt es?

Quelle: http://europas-krisen.zdf.de/brexit/ (eigene Darstellung); Bild: © thinkstockphoto/LorenzoT81 Aufgaben

1. Kopfstand-Methode: Versetzen Sie sich in die Rolle eines Brexit-Gegners. Entwickeln Sie zu jedem Pro-Brexit-Argument ein Gegenargument. Arbeiten Sie zunächst allein, dann mit einem Partner.

2. Ziehen Sie in der Gruppe Bilanz. Begründen Sie, ob Ihrer Ansicht nach die Argumente für den Brexit oder für den Verbleib in der EU überwiegen.

Großbritannien würde mehrere Milliarden Pfund ca. 12 Mrd. Euro an Zahlungen in den EU- Haushalt im Jahr sparen.

Der Brexit schafft neue Jobs, weil der Arbeitsmarkt liberalisiert werden kann.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen, die

vergleichsweise wenig am EU-Handel teilnehmen, profitierten davon.

Die EU ist nicht mehr so wichtig wie beim Eintritt Großbritanniens.

Export in die EU ist auch als Nicht-Mitglied möglich. Zudem können bilaterale

Handelsabkommen mit China, Singapur, Brasilien, Russland und Indien im Rahmen der WTO geschlossen werden.

Großbritannien könnte seine Grenzen wieder selbst kontrollieren.

Denn UKIP fordert Visa-Pflicht für EU- Bürger ohne automatische

Arbeitserlaubnis. So werden das Sozialsystem entlastet und mehr Jobs für Briten frei.

Die britische Wirtschaft könnte liberalisiert spürbar zulegen, wenn sie nicht mehr den Einschränkungen aus Brüssel unterliegt.

Das britische Parlament könnte wieder souveräne Entscheidungen ohne Einmischung aus Brüssel treffen.

Dadurch würde die Bindung zwischen Parlament und Wählern und damit die Demokratie gestärkt.

Großbritannien wäre weiterhin Nuklearmacht mit ständigem Sitz im Weltsicherheitsrat und

NATO-Mitglied.

VORSC

HAU

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Juni 2021 Amt für Integration und Migration, Abteilung Ausländerangelegenheiten, Maximilianstraße 26, 93047 Regensburg Seite 1/51. Britische Staatsangehörigkeit(en)

1.2. im Einklang mit dieser Empfehlung Mindeststandards für den Sozialschutz der Arbeitnehmer und Selbstständigen einzuführen. Sozialschutz kann im Rahmen einer

Oktober 2020 über die Unterzeichnung — im Namen der Union — und die vorläufige Anwendung des Abkommens in Form eines Briefwechsels zwischen der Europäischen

(16) Damit andere Organe, Einrichtungen und sonstige Stellen der Union als die Kommission und die Agentur, Dritte wie beispielsweise Drittstaaten, Gebietskörperschaften,

August 2020 zur Berichtigung bestimmter Sprachfassungen der Richtlinie 2007/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Rahmens für die

An der Kreisgrenze südöstlich entlang bis zum Dornumersieltief, diesem südöstlich folgen bis kurz vor der Kreuzung mit dem Pumptief, von da an der Kreisgrenze wieder folgen, erst

Mit dem Beschluss C(2020) 7704 ( 2 ) der Kommission wird die Obergrenze für 2021 unter Berücksichtigung des Umstands festgelegt, dass die EHS-Richtlinie in Bezug auf

Als Mitglied der Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofs war er für Handlungen, Erklärungen und Urteile verantwortlich, die einen Angriff auf die verfassungsmäßigen Befugnisse