Max Frischs „Tagebuch 1946–1949“ als literarische Form – den Leser im Blick
Dr. Nadine J. Schmidt, Osnabrück
Die „Tagebücher“ von Max Frisch (1911–1991) bieten einen interessanten Blick auf den fiktionalen Charakter der autobiografischen Gattung und lassen sich im Unterricht
auf vielfältige Weise mit den literarischen Lebensthemen des Autors verknüpfen
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icht nur über die Schulklassiker „Homo faber“ oder „Andorra“ ist ei ne Annä- herung an den bedeutenden Nachkriegs- schriftsteller Max Frisch im Unterricht mög- lich, sondern auch über seine literarischen„Tagebücher“, die eine Sonderstellung in der Geschichte der deut schsprachigen Tagebuch-Literatur einnehmen. Frischs
„Tage bücher“ bilden eine bedeutende Komponente innerhalb seines Gesamtwer- kes und sind besonders eng mit dem schrift- stellerischen Schaffen und den Lebensthe- men des Autors verwoben. Die vorliegende Unterrichtsreihe, die sich beispielhaft auf das „Tagebuch 1946–1949“ konzentriert, nutzt diese interessante Verbindungslinie, um die Schülerinnen und Schüler einerseits mit dem Konstruktionscharakter der auto- biografischen Gattung vertraut zu machen und andererseits die engen Bezüge zu anderen Werken des Schriftstellers näher zu durchleuchten.
Das Wichtigste auf einen Blick
Dauer:11 Stunden + LEK Kompetenzen:
– Charakteristika und Funktionen der Gat- tung des Tagebuchs kennen
– biografische Informationen und poetolo- gische Überlegungen für die Untersu- chung literarischer Tagebücher nutzen – literarische Tagebücher unter inhaltli-
chen und sprachlich-stilistischen Aspek- ten analysieren und interpretieren – unterschiedliche Textbausteine eines
Tagebuchs miteinander vergleichen und Sinnzusammenhänge herstellen
– Kenntnisse anderer literarischer Schrif- ten und theoretischer Abhandlungen für die Kontextualisierung eines Primärtex- tes effizient nutzen
© Suhrkamp Verlag AG.
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Die Wahl des Themas
Max Frisch ist einer der bedeutendsten Nachkriegsschriftsteller. Viele seiner Werke werden auch heute noch regelmäßig in der Schule gelesen. Die bekannten und von Kritikern sehr geschätzten „Tagebücher“ Max Frischs (hier v.a. das „Tagebuch 1946–1949“) wurden aller- dings bislang im Literaturunterricht – wenn überhaupt – zumeist als eine ergänzende Interpreta- tionshilfe und als ein aus dem Gesamtzusammenhang enthobenes Sekundärmaterial einge- setzt, um etwa Frischs berühmte Bildnis-Theorie oder seine poetologischen Reflexionen unmittelbar auf die Romane und Dramen des Autors zu übertragen.
Diese Reihe für den Literaturunterricht der Oberstufe setzt andere Schwerpunkte: Sie rückt nicht die Behandlung seiner prosaischen oder dramatischen Werke in den Fokus, sondern bestreitet vielmehr den umgekehrten Weg: Die Gattung des Tagebuchs steht im Mittelpunkt des Interesses.
Auf diese Weise werden zwei problematische Ansätze der bisherigen Herangehensweise ver- mieden: Erstens wird ersichtlich, dass die „Tagebuch“-Einträge Frischs nicht auf ein bloßes fak- tisch-autobiografisches Datenmaterial oder auf eine Anwendungsschablone für das bloße Bele- gen bereits aufgestellter Thesen zu reduzieren sind. Zweitens wird die strategisch hochreflektierte und bewusste Anordnung der Notate, die Frisch in seinem Vorwort zum „Tage- buch 1946–1949“ ausdrücklich hervorgehoben hat, entsprechend berücksichtigt. Damit wer- den die einzelnen Teile des Werks nicht – wie bislang häufig geschehen – als bloßer Speicher für Belegstellen des „eigentlichen“ literarischen Werks verstanden, sondern in ihrer komplexen synthetischen Vernetzung wertgeschätzt und entsprechend analysiert und interpretiert.
Im Fokus der Unterrichtsreihe steht das „Tagebuch 1946–1949“, das aufgrund seiner bisweilen sehr komplexen literarischen Stilform sowie seiner engen Bezüge zu anderen Werken des Autors neben dem „Tagebuch 1966–1971“ als das wohl ambitionierteste „Tagebuch“ Frischs gelten kann.
Fachwissenschaftliche Orientierung
Von der Fiktionalisierung und Selbststilisierung des eigenen Ichs – Tagebücher als lite- rarische Gattung
Als konventionelle Tagebücher können zunächst Aufzeichnungen gelten, in denen für ein Indivi- duum als wichtig erachtete Begebenheiten in bestimmten regelmäßigen Abständen (meist von Tag zu Tag und mit einer Datums- sowie teilweise einer Ortsangabe versehen) niedergeschrie- ben werden. Ein Tagebuch führen heißt hier, täglich Erlebtes, Gedanken und Erinnerungen so wiederzugeben, wie sie im Augenblick des Niederschreibens empfunden wurden. Die Notate sind zumeist auf das eigene Ich gerichtet (Autor und Ich-Erzähler sind identisch) und es ist nicht von einer „allgemeinen Wahrheit“, sondern vielmehr von einer subjektiven Authentizität auszu- gehen. So stehen die Verschriftlichung von eigenen Gedankengängen und das „Sichaufschrei- ben“ ausdrücklich im Vordergrund. Die Selbstreflexivität ist ein wesentliches Merkmal von Tage- büchern. Ihnen ist zumeist ein sehr privater Charakter inhärent, da sie in der Regel nicht zur Veröffentlichung bestimmt sind und folglich nicht mit einem Leser rechnen. Neben persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen und innerpsychischen Vorgängen werden aber auch häufig zentrale zeitgeschichtliche, etwa weltpolitische, Ereignisse notiert (das Ich im Spiegel seiner Umwelt).
Tagebücher wiederum, die von Beginn an für die Öffentlichkeit bestimmt sind, meist von bekannten Persönlichkeiten verfasst wurden und von vorneherein auf diese zugeschnitten sind, werden oftmals besonders kunstvoll ausgestaltet und stehen im Gegensatz zu spontanen Tage- buch-Aufzeichnungen. Das Bewusstsein von der grundsätzlichen Fiktionalität des Selbstentwurfs sowie das Maß an Selbststilisierung sind hier entsprechend hoch anzusetzen und die Gratwan- derung zwischen Fakt und Fiktion nimmt eine besondere Bedeutung ein. Die „Tagebücher“ von Max Frisch sind mit ihren fiktionalen Ich-Gestaltungen hierfür ein hervorragendes Beispiel; sie
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präsentieren sich nicht als ein Diarium privater Natur, sondern als ein künstlerisch und komplex gestaltetes Konstrukt.
Die germanistische Forschungsliteratur neigt dazu, Tagebücher gerade dann mit dem Prädikat
„literarisch“ zu versehen, wenn sie von Berufsschriftstellerinnen und -schriftstellern verfasst wur- den – obgleich eine klare Systematisierung (privates vs. literarisch-öffentliches Tagebuch) nach wie vor umstritten ist und eine klare Trennung kaum vorgenommen werden kann (vgl. Peter Boer- ner 1969: 25). Bereits seit dem 19. Jahrhundert ist die Entwicklungslinie vom privaten, intimen
„Journal“ hin zu einer Literarisierung des „Tagebuchs“ zu verfolgen, d.h., Tagebücher werden vermehrt im Hinblick auf ihre spätere Veröffentlichung abgefasst und stellen sich als dezidiert literarische Kunstform dar. Im 20. Jahrhundert hat sich die Gattung des Tagebuchs dann immer stärker ausdifferenziert und es ist eine Vielfalt an Formen, Inhalten und Funktionen auszuma- chen. Von ihrer ursprünglichen Form sind schon die modernen Tagebücher von Franz Kafka, der dieses Medium auch besonders für literarische Pläne und Skizzen nutzt, oder von Heinrich Böll, dessen „Irisches Tagebuch“ eine Art halbdokumentarisches Reisetagebuch darstellt, weit entfernt.
„Es gibt so viele Definitionen wie Tagebücher“ – das Problem der Gattungsbestimmung
Problematisch ist eine exakte Begriffsbestimmung: „Es gibt wohl nicht die Definition des Tage- buchs; es gibt so viele Definitionen wie Tagebücher.“ (Fritz J. Raddatz) So ist ein Tagebuch eben nicht immer nur ein konventionelles Buch, in dem die Begebenheiten eines Tages aus subjektiver Sichtweise niedergeschrieben werden (regelmäßige Aufzeichnungen aus dem eigenen Leben) oder ein „fortlaufender, meist von Tag zu Tag geschriebener Bericht über Dinge, die im Lauf jedes einzelnen Tages vorfielen“ (Peter Boerner 1969: 11).Als sinnvoll erweisen sich Abgrenzungen zu benachbarten Gattungen, besonders zur Autobio- grafie. Mit dieser wird das Tagebuch besonders häufig in Verbindung gebracht, gleichzeitig unterscheiden sich beide Formen aber auch voneinander: Das Tagebuch mit seiner Entwicklung von Tag zu Tag steht im Gegensatz zur Autobiografie, die eine zumeist weiter zurückblickende Lebensdarstellung (v.a. der Kindheit und Jugend) in Prosaform darstellt. Während das Tagebuch zumeist in einigermaßen kontinuierlicher, chronologischer Folge den Blickpunkt des Tages prä- sentiert, geht die Autobiografie von einem fest markierten Standpunkt aus, von dem aus sich das Dargestellte als ein narratives Konstrukt erweist. So wird in der Forschung häufig aufgrund der unterschiedlichen Darstellungsperspektive und Standortmarkierung eine klare Grenze zwi- schen den Gattungen „Autobiografie“ und „Tagebuch“ gezogen. Immer wieder wird aber auch der gemeinsame autobiografische Charakter in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, indem das Tagebuch und die Autobiografie als Unter- und Sonderformen autobiografischen Schrei- bens aufgefasst werden.
„Jedes Ich, das sich ausspricht, ist eine Rolle. Immer. Auch im Leben.“ – Die literarischen
„Tagebücher“ von Max Frisch
Max Frisch hat zeit seines Lebens mehrere Tagebücher veröffentlicht: 1. die „Blätter aus dem Brotsack“ (1940), in denen der Autor die Erlebnisse während seines Militärdienstes verarbeitet;
2. das „Tagebuch mit Marion“ (1947), dessen erster Teil in das 1950 veröffentlichte und von vorneherein zur Veröffentlichung angedachte „Tagebuch 1946–1949“ einging; 3. das „Tage- buch 1971–1977“, das als „Tagebuch II“ eine Art Fortsetzung des früheren Werkes darstellt.
Die Tagebuchform nimmt damit einen besonderen Stellenwert im Schaffen Frischs ein – und das nicht nur aufgrund seiner explizit als Tagebuch ausgewiesenen Texte, sondern auch im Hinblick auf die Werke „Stiller“ (1954) oder „Homo faber“ (1957), denn auch in diesen Texten kommt die – hier fiktive – Tagebuchform zum Einsatz.
Im Jahr 2010 wurden neue tagebuchartige Aufzeichnungen des 1991 verstorbenen Schriftstel-
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Schematische Verlaufsübersicht
Max Frischs „Tagebuch 1946 –1949“ als literarische Form – den Leser im Blick
Stunden 1/2
Annäherung an die literarische Gattung des Tagebuchs M 1–M 3
Stunden 3/4
Erste Einblicke in Max Frischs literarisches (Tagebuch-)Schreiben M 4–M 6
Stunden 5/6
Wo ist der rote Faden? – Zur Tagebuch-Konstruktion M 7 am Beispiel der „Marion“-Geschichte
Stunden 7/8
„Man macht sich ein Bildnis“ – das Tagebuch als künstlerischer Proberaum M 8, M 9
Stunden 9/10
Schreiben als „verzweifelte Notwehr“ – poetologische Reflexionen M 10, M 11 zur „Schriftstellerei“
Stunde 11
Eine Autobiografie im Tagebuch? M 12
Minimalplan
Die Themenblöcke der Unterrichtsreihe bieten Perspektiven für individuelle Schwer- punktsetzungen. Eine Reduktion ist möglich, indem entweder die Stunden 1/2 und/oder 3/4 um eine Stunde gekürzt werden bzw. auf die Stunden 7/8 bzw. auf die Stunde 11 verzichtet wird. Alle weiteren Stunden sollten möglichst so wie hier vor- gesehen umgesetzt werden. Die Schwerpunkte dieser Stunden sollten obligatorisch sein, da sie einerseits grundlegende Kenntnisse im Bereich der Gattung des Tage- buchs vermitteln und andererseits die Analyse und Interpretation des Primärtextes in den Mittelpunkt der unterrichtlichen Arbeit stellen. Auf die Stunden 9/10 sollte auch v.a. deshalb nicht verzichtet werden, da sie als Vorbereitung auf die LEK konzipiert sind.
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Materialübersicht
Modul 1
M 1 (Tx) Tagebuch oder Autobiografie? – Zwei Textauszüge zum Einstieg M 2 (Ab) Warum Tagebuch schreiben? – Ein Brainstorming
M 3 (Tx) Tagebücher – ein Lexikonartikel
Modul 2
M 4 (Tx) „Man kann die Wahrheit nicht erzählen“ – Leben und Werk des Schriftstellers Max Frisch
M 5 (Tx) An den Leser – das Vorwort
M 6 (Tx) Willkürliche Bruchstücke oder strategische Raffinesse? – Die „zusammensetzende Folge“ des Tagebuchs
M 7 (Tx) „Er hat sich überzeugen wollen, daß es doch nicht so war, das mit den Fäden“ – die „Marion“-Geschichte
Modul 3
M 8 (Tx) Machen wir uns ein „Bildnis“ von anderen Menschen? – Überlegungen zum „Bildnis“-Thema
M 9 (Tx) Bertolt Brecht: „Über das Anfertigen von Bildnissen“ (1933)
Modul 4
M 10 (Tx) Schreiben als „verzweifelte Notwehr“? – Frischs Reflexionen zur
„Schriftstellerei“ nach dem Krieg
M 11 (Tx) „Warum müssen wir Schweizer uns mit Deutschland befassen?“
M 12 (Tx) „So, auf mich selbst verwiesen, schreibe ich heute über mich selbst“ – Autobiografie im Tagebuch?
Lernerfolgskontrolle
LEK (Tx) „Wie der Bildhauer, wenn er den Meißel führt, arbeitet die Sprache“ – zur „Schriftstellerei“
Abkürzungen:Ab = Arbeitsblatt; Tx = Text
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M 1
Tagebuch oder Autobiografie? – Zwei Textauszüge zum Einstieg
Im Folgenden lernen Sie zwei Auszüge aus zwei verschiedenen Werken der deutschspra- chigen Literatur kennen, die zu unterschiedlichen Zeiten veröffentlicht wurden. Um welches Werk es sich jeweils handelt, wird noch nicht verraten …
1. Textauszug
Am 28. August 1749, Mittags mit dem Glockenschlage zwölf, kam ich in Frankfurt am Mainauf die Welt. Die Konstellation war glücklich; die Sonne stand im Zeichen der Jung- frau, und kulminierte für den Tag; Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig; Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig: nur der Mond, der so eben voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich seine Plane- tenstunde eingetreten war. Er widersetzte sich daher meiner Geburt, die nicht eher erfol- gen konnte, als bis diese Stunde vorübergegangen. […]
Wenn man sich erinnern will, was uns in der frühsten Zeit der Jugend begegnet ist, so kommt man oft in den Fall, dasjenige was wir von andern gehört, mit dem zu verwech- seln, was wir wirklich aus eigner anschauender Erfahrung besitzen. Ohne also hierüber eine genaue Untersuchung anzustellen, welche ohnehin zu nichts führen kann, bin ich mir bewußt, daß wir in einem alten Hause wohnten, welches eigentlich aus zwei durchge- brochnen Häusern bestand. […]
2. Textauszug
Harlaching, Mai 1946
Seit zwei Wochen wohne ich bei jungen Deutschen, die ich vorher nicht einmal dem Namen nach kannte. Ihre Gastfreundschaft, ganz ohne Gewicht, erinnert an glückliche Reisen von früher und wiederholt die Erfahrung, daß jedes andere Volk, was Gastfreund- schaft betrifft, begabter scheint als das unsere. Vielleicht hängt es mit den geringen Ent- fernungen zusammen, die in unserem Lande vieles bestimmen; vor allem aber mit dem Umstand, daß wir aus der Gastfreundschaft, die zu den schönsten Regungen gehört, ein Gewerbe machen mußten. Jedenfalls fühle ich mich in diesem Hause leichter und freier, selbstverständlicher, als wenn ich bei Landsleuten wohne. Nur beim Essen hat man Hem- mungen, und es fällt auf, daß die Leute alles, was sie bekommen, sofort verbrauchen; wer weiß, was morgen ist?
Gestern sprachen wir wieder eine halbe Nacht lang; später erschien auch noch der alte Herr, der nebenan nicht schlafen konnte. Sein gestreiftes Pyjama, sein nackter Hals erinnern an Bilder, die man kennt; in der Tat, wie ich zum ersten Mal erfahre, ist er sechs Jahre in Dachau gewesen. Aber nicht davon erzählt er, sondern von der Zeit davor, von den Ursachen.
„Darüber waren wir uns im Lager einig, daß es nicht die Schuld unserer Söhne gewesen ist, und wenn sie siebenmal dabei waren –.“
Um drei Uhr ins Bett.
Aus: Frisch, Max: Tagebuch 1946-1949, S. 34. © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1950, 1985. Alle Rechte bei und vor- behalten durch Suhrkamp Verlag Berlin.
Erläuterungen: Untergiesing-Harlaching (Überschrift): Stadtbezirk 18 der bayerischen Landeshauptstadt München – Dachau: In Dachau befand sich während des Nationalsozialismus ein Konzentrationslager. Es bestand vom 22. März 1933 bis zu seiner Befreiung durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945.
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Aufgabe (M 1)
Ordnen Sie die Texte einer literarischen Gattung zu. Begründen Sie Ihre Antwort.
Zusatzaufgaben
1. Wann sind die Texte entstanden? Stellen Sie mithilfe der Gattungseinordnung Ver- mutungen zum Entstehungszeitraum der literarischen Werke an.
2. Ist Ihrer Ansicht nach der Zeitkontext für die Gattungsfrage relevant? Begründen Sie.
M 2
Warum Tagebuch schreiben? – Ein Brainstorming
Was charakterisiert ein Tagebuch, welche Funktionen erfüllt es und welche Tagebücher sind Ihnen bekannt? Sammeln Sie Ihre Ergebnisse in einer Mindmap.
Aufgabe
Tragen Sie auf der rechten Seite der Mindmap Ihnen bekannte Merkmale eines Tagebuchs ein. Auf der linken Seite ist Platz für die möglichen Funktionen eines Tagebuchs, die Ihnen einfallen. Der Pfeil nach unten bietet Ihnen die Möglichkeit, veröffentlichte Tagebücher auf- zulisten, die Sie schon kennen.
Funktionen
Beispiele
Merkmale
Tagebuch
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An den Leser – das Vorwort
Bei dem nachfolgenden kurzen Text handelt es sich um das „Vorwort“ zum „Tagebuch 1946–1949“, das Max Frisch seinem Buch vorangestellt hat.
Der verehrte Leser – einmal angenommen, daß es ihn gibt, daß jemand ein Interesse hat, diesen Aufzeichnungen und Skizzen eines jüngeren Zeitgenossen zu folgen, dessen Schreibrecht nie- mals in seiner Person, nur in seiner Zeitgenossenschaft begrün- det sein kann, vielleicht auch in seiner besonderen Lage als Ver- schonter, der außerhalb der nationalen Lager steht –, der Leser täte diesem Buch einen großen Gefallen, wenn er, nicht nach Laune und Zufall hin und her blätternd, die zusammensetzende Folge achtete; die einzelnen Steine eines Mosaiks, und als solches ist dieses Buch zumindest gewollt, können sich allein kaum ver- antworten.
Zürich, Weihnachten 1949
Aus: Frisch, Max: Tagebuch 1946-1949. Vorwort. © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1950, 1985. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag Berlin.
Aufgabe
Welche Funktionen erfüllt das „Vorwort“, das Frisch seinem „Tagebuch“ voranstellt? Neh- men Sie auch Bezug auf Ihnen bereits bekannte Hintergrundinformationen zum Autor und den zeitgeschichtlichen Kontext der Veröffentlichung.
© Suhrkamp Verlag AG.
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