Der Gang um Mitternacht
von Georg Herwegh
Notizen / Anmerkungen 1 Ich schreite mit dem Geist der Mitternacht
2 Die weiten stillen Straßen auf und nieder 3 Wie hastig ward geweint hier und gelacht 4 Vor einer Stunde noch!... Nun träumt man
wieder.
5 Die Lust ist, einer Blume gleich, verdorrt, 6 Die tollsten Becher hörten auf zu
schäumen,
7 Es zog der Kummer mit der Sonne fort, 8 Die Welt ist müde - laßt sie, laßt sie
träumen!
9 Wie all mein Haß und Groll in Scherben bricht,
10 Wenn ausgerungen eines Tages Wetter, 11 Der Mond ergießet sein versöhnend Licht, 12 Und wär's auch über welke Rosenblätter!
13 Leicht wie ein Ton, unhörbar wie ein Stern, 14 Fliegt meine Seele um in diesen Räumen;
15 Wie in sich selbst, versenkte sie sich gern 16 In aller Menschen tiefgeheimstes Träumen!
17 Mein Schatten schleicht mir nach wie ein Spion,
18 Ich stehe still vor eines Kerkers Gitter.
19 O Vaterland, dein zu getreuer Sohn, 20 Er büßte seine Liebe bitter, bitter!
21 Er schläft, - und fühlt er, was man ihm geraubt?
22 Träumt er vielleicht von seinen Eichenbäumen?
23 Träumt er sich einen Siegerkranz ums Haupt?
24 O Gott der Freiheit, laß ihn weiter träumen!
25 Gigantisch türmt sich vor mir ein Palast,
26 Ich schaue durch die purpurnen Gardinen, 27 Wie man im Schlaf nach einem Schwerte
faßt,
28 Mit sündigen, mit angstverwirrten Mienen.
29 Gelb, wie die Krone, ist sein Angesicht, 30 Er läßt zur Flucht sich tausend Rosse
zäumen,
31 Er stürzt zur Erde, und die Erde bricht 32 O Gott der Rache, laß ihn weiter träumen!
33 Das Häuschen dort am Bach - ein schmaler Raum!
34 Unschuld und Hunger teilen drin das Bette.
35 Doch gab der Herr dem Landmann seinen Traum,
36 Daß ihn der Traum aus wachen Ängsten rette;
37 Mit jedem Korn, das Morpheus' Hand entfällt,
38 Sieht er ein Saatenland sich golden säumen,
39 Die enge Hütte weitet sich zur Welt
40 O Gott der Armut, laß die Armen träumen!
41 Beim letzten Hause, auf der Bank von Stein,
42 Will segenflehend ich noch kurz verweilen;
43 Treu lieb' ich dich, mein Kind, doch nicht allein,
44 Du wirst mich ewig mit der Freiheit teilen.
45 Dich wiegt in goldner Luft ein Taubenpaar, 46 Ich sehe wilde Rosse nur sich bäumen;
47 Du träumst von Schmetterlingen, ich vom Aar
48 O Gott der Liebe, laß mein Mädchen träumen!
49 Du Stern, der, wie das Glück, aus Wolken bricht!
50 Du Nacht, mit deinen tiefen stillen Blauen, 51 Laßt der erwachten Welt zu frühe nicht 52 Mich in das gramentstellte Antlitz schauen!
53 Auf Tränen fällt der erste Sonnenstrahl,
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54 Die Freiheit muß das Feld dem Tage räumen,
55 Die Tyrannei schleift wieder dann den Stahl 56 O Gott der Träume, laß uns alle träumen!
Das Gedicht „Der Gang um Mitternacht“ von Georg Herwegh ist auf abi-pur.de veröffentlicht.
Autor Georg Herwegh Titel „Der Gang um Mitternacht“
Verse 56 Wörter 409
Strophen 7
Checkliste zur Analyse / Interpretation eines Gedichtes
Einleitung der Gedichtanalyse
Titel des Gedichtes, Name des Autors und Entstehungs- oder Erscheinungsjahr
Gedichtart (Sonett, Ode, Haiku, Ballade, Hymne usw.)
Thema des Gedichtes (Liebesgedicht, Naturgedicht, Krieg usw.)
zeitliche Einordnung / Literaturepoche benennen
kurze Beschreibung des Gedichtes
Absicht des Gedichtes
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Hauptteil der Gedichtanalyse
Inhalt
Thema des Gedichts
Was beschreibt das Gedicht (Erlebnis, Jahreszeit oder eine bestimmte Zeit)?
Zusammenhang zwischen Titel und Gedicht
Lyrisches Ich - Wer spricht im Gedicht? Woran erkennt man das?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Aufbau
Verse und Strophen
Reimschema (Kreuzreim, Paarreim, umarmender Reim, Haufenreim, verschränkter Reim, Schweifreim etc.)
Gibt es ein Versmaß? Versmaß (Metrum) bestimmen.
Kadenz: Wie sind die Endsilben im Gedicht?
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Hauptteil der Gedichtanalyse
Sprache
Auffälligkeiten der Sprache (Werden beispielsweise viele Adjektive, nur Substantive, Vokale etc. verwendet?)
Wie spricht das lyrische Ich (traurig oder fröhlich)?
Benenne die Stilmittel und Reimformen, die zum Einsatz kommen.
Satzbau: Parataktischer & hypotaktischer Satzbau
Welche Zeitform wird genutzt (Präsens, Präteritum, Futur)?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Gedichtinterpretation
Was bewirken die Ergebnisse der vorangegangenen Analyse?
Welche Stimmung ruft die Sprache in uns hervor?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inhalt und Funktion?
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Schlussteil
Gedichtinterpretation
Intention des Gedichtes: Was will das Gedicht?
Wurde unsere Vermutung (Deutungshypothese Einleitung) darüber bestätigt?
Gibt es Fragen, die im Gedicht unbeantwortet bleiben?
Wertung: Ist das Gedicht typisch für die Epoche? Ist es charakteristisch für den Autor?
Ist das Gedicht (Form, Sprache, Inhalt, Aussage) aus heutiger Sicht noch bedeutungsvoll?
Persönliche Stellungnahme (sofern ausdrücklich verlangt)
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