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"Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich."

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Academic year: 2022

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Gottesdienst am 06.06.2021 / Erlöser-Kirche Musik zum Eingang

Wir sind zusammen im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des HERRN, der Himmel und erde gemacht hat, der Bund

und Treue hält ewiglich und nicht loslässt das Werk seiner Hände.

"Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich."

Sagt Jesus zu seinen Jüngern. Und damit herzlich willkommen heute morgen zu unserem Gottesdienst. Im Konfi ging es jetzt um die Frage, wie Gott mit uns kommuniziert oder wie wir Gottes Stimme hören können. Eine Antwort darauf gibt Jesus hier: Wenn Christen ihn verkündigen, von ihm erzählen, sein Wort weitersagen, dann können Menschen darin seine Stimme hören. Der Schweizer Reformator Heinrich Bullinger schrieb:

„Die Predigt des Wortes Gottes ist Wort Gottes. Wenn daher heute dieses Wort Gottes durch rechtmäßig berufene Prediger in der Kirche verkündigt wird, so glauben wir, daß Gottes Wort selbst verkündigt und von den Gläubigen aufgenommen wird und daß man kein anderes Wort Gottes erfinden oder vom Himmel erwarten darf.“

Ist das nicht eine zu große Erwartung, nicht nur an mich als Pastor, sondern an jede und jeden von uns, der wir doch nie gerecht werden können. Wir sind doch Menschen und reden als Menschen von Gott, von Jesus, was wiederum geprägt ist von unseren Ideen, Überzeugungen, Gedanken und Erfahrungen. Und wir können mit dem, was wir da sagen, auch völlig daneben liegen. Es kann schlichtweg dummes Zeug sein. Und dennoch sagt Jesus: „Wer euch hört, der hört mich.“ Unsere Worte, uns seien sie noch so unvollkommen oder gar verkehrt, nutzt Jesus, um durch sie mit Menschen zu sprechen.

Das wünschen wir uns auch heute morgen, dass er selbst zu uns spricht, dass wir ihn hören und etwas mitnehmen können.

Bekanntmachungen (Michael Dickel) Lied: Gemeinsam unterwegs (0309) Psalm 34

Ich will den HERRN loben allezeit;

sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.

Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen.

Preiset mit mir den HERRN

und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!

Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.

Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.

Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten.

Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.

Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist.

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Wohl dem, der auf ihn trauet!

Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen!

Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.

Reiche müssen darben und hungern;

aber die den HERRN suchen,

haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.

Gebet Großer Gott,

zu Dir kommen wir heute Morgen

mit allem, was das Leben aus uns gemacht hat

mit allem, was wir mit unserem Leben angefangen haben.

Wir kommen mit guten Erfahrungen

und Dankbarkeit für das, was uns gelungen ist.

Wir kommen mit schweren Erfahrungen, mit Erinnerungen, die uns nicht loslassen und mit der Bitte, Vergebung zu bekommen und Vergebung geben zu können.

Zu Dir kommen wir, Jesus Christus, der Quelle des Lebens,

dem A und O,

dem Anfang und Ziel der Welt

und unseres eigenen kleinen Lebens.

Dir singen wir unsere Lieder, Dich rufen wir an mit Lob und Bitte Deinen Geist erbitten wir,

dass er uns durch alles menschliche Reden Deine Stimme hören lasse

unseren Geist aufwecke

und uns den Weg zum Leben führt. Amen Lied: Zieh ein zu deinen Toren (EG 133,1+3) Schriftlesung: Lukas 7 (BasisBibel)

20Als die Männer zu Jesus kamen, sagten sie:»Johannes der Täufer schickt uns zu dir und lässt dich fragen:›Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?‹«21Jesus heilte gerade viele Menschen von Krankheiten, schlimmen Leiden und bösen Geistern. Vielen Blinden schenkte er, dass sie wieder sehen konnten.22Er antwortete den Männern:»Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen und Lahme gehen. Menschen mit Aussatz werden rein. Taube hören, Tote werden zum Leben erweckt, und Armen wird die Gute Nachricht verkündet.23Glückselig ist, wer mich nicht ablehnt.«

Glaubensbekenntnis

Lied: Diese Stadt (Liedblatt) Predigt

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen

Wir hören auf einen Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium, Kapitel 3, die V. 1-8 (BasisBibel):

31Unter den Pharisäern gab es einen, der Nikodemus hieß. Er war einer der führenden Männer des jüdischen Volkes.2Eines Nachts ging er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen: Du bist ein Lehrer, den Gott uns geschickt hat. Denn keiner kann solche Zeichen tun, wie du sie vollbringst, wenn Gott nicht mit ihm ist.«3Jesus antwortete: »Amen, amen, das sage ich dir: Nur wenn jemand neu geboren wird, kann er das Reich Gottes sehen.« 4Darauf sagte Nikodemus zu ihm:»Wie kann denn ein Mensch geboren werden, der schon alt ist? Man kann doch nicht in den Mutterleib zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden!«5Jesus antwortete: »Amen, amen, das sage ich dir: Nur wenn jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er in das Reich Gottes hineinkommen.6Was von Menschen geboren wird, ist ein Menschenkind. Was vom Geist geboren wird, ist ein Kind des Geistes.7Wundere dich also nicht, dass ich dir gesagt habe:›Ihr müsst von oben her neu geboren werden.‹8Auch der Wind weht, wo er will. Du hörst sein Rauschen. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. Genauso ist es mit jedem, der vom Geist geboren wird.«

Liebe Geschwister,

in unseren Arbeitsgruppen, die die Vereinigung unserer drei Gemeinden zur Lukas- Kirchengemeinde vorbereiten, steht immer eine Frage im Raum, die bisweilen auch ausgesprochen wird: Wofür soll diese neue Gemeinde stehen? Was soll ihr Profil sein? Woran soll sie erkennbar sein? Wofür soll sie da sein? Und da gibt es ein Zauberwort, das wohl vielen Beteiligten als geeignet scheint, die Antwort auf diese Fragen zu geben: „Kommunikation des Evangeliums“. Aber dieser Begriff alleine ist zunächst einmal nicht mehr als eine Worthülse. Es könnte sein, dass wir unter diesem Begriff alle etwas Unterschiedliches verstehen. Wir werden uns in der neuen Gemeinde noch damit befassen müssen, was für uns „Evangelium“ bedeutet, und was „Kommunikation“ heißt.

Früher hat man von der „Verkündigung des Evangeliums“ gesprochen. Ist „Kommunikation des Evangeliums“ nicht dasselbe in grün? Nur so viel dazu heute: Geprägt wurde der Begriff

„Kommunikation des Evangeliums“ in den 60er Jahren durch den Theologen Ernst Lange. Ihm ging es vor allem darum deutlich zu machen, dass Kommunikation keine Einbahnstraße ist: Hier ein Sender, dort ein Empfänger. Sondern Kommunikation ist ein wechselseitiges Geschehen, Kommunikation geht nur dialogisch. Der verstorbene Aachener Bischof Hemmerle hat es mal ganz gut auf den Punkt gebracht: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“ Und Professor Grethlein, ein führender praktischer Theologe in unserer Landeskirche, der sich intensiv mit dem Thema befasst, macht deutlich, dass „Kommunikation des Evangeliums“ nicht bloß verbal geschieht, sei es durch gesprochene oder gedruckte Worte, sondern dass Jesus selbst das Reich Gottes (Kernthema des Evangeliums) durch Lehren und Lernen, durch gemeinschaftliches Feiern und durch Heilen kommunizierte. Das heißt: Wenn wir als Christen, als Kirche, Menschen offen und freundlich und herzlich begegnen begegnen, egal wer sie sind, mit ihren Fragen und auch Zweifeln, egal ob sie sich als Glaubende oder Atheisten selbst verstehen, egal, ob sie bekannt oder fremd sind, so dass sie sich willkommen und wohl fühlen, dann ist das genauso „Kommunikation des Evangeliums“ und nicht weniger wert als eine gute, zum Glauben an Jesus einladende Predigt.

Und wenn wir jemandem, der sich in einer Lebenskrise befindet, helfen können, eine Perspektive für sein Leben zu finden oder wenn wir einfach an seiner Seite sind, dann ist das nicht weniger

„Kommunikation des Evangeliums“ und nicht weniger wert als wenn wir ihm eine Karte mit einem tröstenden oder ermutigenden Bibelvers schenken oder als wenn ich mit Konfirmandinnen und Konfirmanden über Fragen des Glaubens ins Gespräch komme.

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Mitunter wird gesagt, Kirche solle sich auf das Eigentliche besinnen. Aber was ist denn das Eigentliche? Das Evangelium! Aber das Evangelium wird auf ganz unterschiedliche Weise kommuniziert. Und Menschen erfahren und erleben es auf ganz unterschiedliche Weise. Da sollten wir die Dinge nicht gegeneinander ausspielen. Auch im Gottesdienst ist „Kommunikation des Evangeliums“ nicht auf die Lesungen oder die Predigt beschränkt. Alles gehört dazu, die Musik, die Gestaltung und vor allem die Atmosphäre und die Art und Weise, wie wir einander wahrnehmen und begegnen. Aber die Predigt hat bei der „Kommunikation des Evangeliums“ eine eigene, besondere Rolle. Und da ist es in unserem gewohnten, klassischen Gottesdienst, schwer zu praktizieren, was „Kommunikation des Evangeliums“ heißt. Eine klassische Predigt hat einen anderen Charakter. Da steht einer hier oben, redet, und die unter der Kanzel in der Kirchen hören zu – oder vielleicht auch weg. Alles wenig dialogisch. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass auch das Lehren und Lernen als eine Form der „Kommunikation des Evangeliums“ in Zukunft viel stärker in Form von Gesprächen geschieht, dass Pastorinnen und Pastoren wie ein Pulfrich in Zukunft nicht mehr nur lernen, die Leute zuzutexten, sondern dass auch in oder nach Gottesdiensten mit kurzen biblischen Impulsen Raum zum Gespräch bleibt. Dialog, Gespräch innerhalb kirchlicher Räume und Gesprächen außerhalb, auf der Straße, am Gartenzaun, beim Grillen mit Freunden.

Frage: Wann haben Sie das letzte Mal mit einem anderen Menschen ein intensives Gespräch über Fragen des Glaubens geführt? Haben sie überhaupt schon mal solch ein Gespräch geführt? So ein Gespräch führt man ja normalerweise nicht mit jedem x-beliebigen anderen Menschen. Denn da geht es auf einmal um ganz persönliche, fast schon intime Dinge. So ein persönliches Gespräch von Mensch zu Mensch braucht auch eine bestimmte geschützte Atmosphäre. Vielleicht fühlt sich der eine oder die andere auch gar nicht richtig kompetent, um solch ein Gespräch zu führen.

Jedenfalls nimmt uns der Evangelist Johannes heute mit in ein solches Gespräch. Es erfüllt aber nicht so richtig die Kriterien für die Kommunikation des Evangeliums. Es ist nicht sonderlich dialogisch. Der eine Gesprächspartner ist praktisch nur Stichwortgeber für die Belehrungen des anderen Gesprächspartners. Vielleicht ist das aber auch eher die Darstellung des Evangelisten.

Möglicherweise hat sich das Gespräch ja auch ganz anders abgespielt. Aber das Gespräch zwischen den Beiden konnte keines wirklich auf Augenhöhe sein, denn der eine Beteiligte ist Jesus, der andere heißt Nikodemus.

Dieser Nikodemus kommt spätabends zu Jesus mit der Bitte um ein Gespräch. Warum so spät?

Will er nicht gesehen werden? Mag sein, dass das auch eine Rolle spielt. Aber im Judentum gilt der späte Abend oder die Nacht als geradezu ideale Zeit für solche Glaubensgespräche. Und so nutzt Nikodemus diese Stunden nach der Hektik des Tages, nach alldem, was einen den Tag über in Beschlag nimmt, um jetzt in einer ruhigen, konzentrierten Atmosphäre mit Jesus das Gespräch zu suchen, vielleicht sogar bei einem schönen Glas Wein.

Wer ist dieser Nikodemus? Wir erfahren, dass er einer der führenden Männer des jüdischen Volkes ist. Er gehört dem Synhedrium an, der obersten religiösen, gerichtlichen und politischen Behörde des damaligen Judentums. Und wir erfahren, dass er zu der Gruppe der Pharisäer gehört, zu einer Laienbewegung, die Gottes Wort sehr ernst nimmt und nach seinen Geboten im Alltag zu leben versucht. Wir wissen aus dem Neuen Testament, dass Jesus immer wieder mit Pharisäern aneinander geraten ist, dass viele Gegner gerade aus dem Kreis der Pharisäer kamen. Also Vorsicht vor allzu schnellen Vorurteilen und das Einsortieren von Menschen in sattsam bekannte Schubladen. Hier gibt es zumindest einen Mann, der aus seiner – wie wir das heute nennen – Blase sich hinausbewegt und das Gespräch sucht mit dem, der von vielen anderen Pharisäern abgelehnt oder gar angefeindet wird. Und Jesus lässt sich auf dieses Gespräch, auf diesen Diskurs ein.

Nikodemus wird uns im Johannes-Evangelium noch zweimal begegnen. Einmal setzt er sich für Jesus ein, als die Priester und etliche Pharisäer versuchen, Jesus in ihre Gewalt zu bekommen. Und

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dann wird er bei der Grablegung Jesu erwähnt, als er Myrrhe und Aloe für die Salbung des Leichnams Jesu zur Verfügung stellt.

Was treibt diesen Nikodemus an jenem Abend dazu Jesus aufzusuchen? Sein erster Satz verrät es:

„Rabbi, wir wissen: Du bist ein Lehrer, den Gott uns geschickt hat. Denn keiner kann solche Zeichen tun, wie du sie vollbringst, wenn Gott nicht mit ihm ist.“ Das, was er von Jesus gehört hat, hat offensichtlich einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen. Vielleicht hat er nicht nur davon gehört, sondern hat selbst miterlebt, wie Jesus beispielsweise einen Kranken auf nicht zu erklärende Weise geheilt hat. Ich glaube nicht, dass Nikodemus Jesus hier bloß Honig ums Maul schmieren will. Nein, ich nehme ihm ab, dass er aufgrund der Zeichen Jesu – wir würden wohl eher von Wundern sprechen – durchaus davon überzeugt ist, dass Jesus ein Mann Gottes ist, von Gott mit diesen außergewöhnlichen Kräften ausgestattet. Aber Nikodemus sieht in Jesus nicht nur den Wundertäter, er hält Jesus eher für den von Gott gesandten Lehrer des Glaubens, die Zeichen, die Jesus tut, legitimieren ihn, weisen ihn als Gesandten Gottes aus. Wenn nicht mit Jesus, mit wem sollte Nikodemus über Glaubensfragen sprechen? Es gibt für diesen Pharisäer keinen Besseren.

Und so kommt er wohl mit einem Kopf voller Fragen spät am Abend zu Jesus.

Aber der hat offensichtlich keine Lust auf diese Art Glaubensgespräch, in dem man sich nett und kultiviert oder auch hitzig engagiert über mehr oder weniger interessante Themen austauscht. Er kontert sozusagen die eigentlich nicht ungeschickte und auch ehrliche Gesprächseröffnung von Nikodemus: »Amen, amen, das sage ich dir: „Nur wenn jemand neu geboren wird, kann er das Reich Gottes sehen.“

Jesus schleicht nicht wie die Katze um den heißen Brei, sondern er kommt ohne Umschweife auf den Kern dessen zu sprechen, um das es geht: das Reich Gottes. „Kehrt um, denn das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen.“ Er hatte die Botschaft des Täufers Johannes aufgenommen und mit Leben gefüllt. Er hat nicht nur vom Reich Gottes gesprochen, beispielsweise in seinen Geschichten, in den Gleichnissen, er hat es verkörpert, durch das, was er sagte, durch das, was er tat.

Als er zu Beginn seiner Wirksamkeit in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth aus der Heiligen Schrift liest, wählt er einen Abschnitt, der sehr genau beschreibt, was Reich Gottes heißt: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Armen gute Nachricht zu verkünden. Den Gefangenen soll ich zurufen, dass sie frei sind, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Unterdrückten soll ich die Freiheit bringen.19Ich soll verkünden: Jetzt beginnt das Jahr, in dem der Herr Gnade schenkt.«

Und ganz ähnlich klingt es, wenn er den Jüngern des Täufers das sagt, was Michael Dickel vorhin gelesen hat: »Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen und Lahme gehen. Menschen mit Aussatz werden rein. Taube hören, Tote werden zum Leben erweckt, und Armen wird die Gute Nachricht verkündet.Glückselig ist, wer mich nicht ablehnt.«

Das heißt: Jesus ist nicht bloß ein großartiger Religionslehrer und er ist auch nicht bloß ein Super- Wundertäter. In Jesus begegnet uns Gott in seinem Wort und in seinem Handeln. Jesus ist sozusagen das menschliche Gesicht Gottes und das in doppeltem Sinne. „Wer mich sieht, sieht den Vater“, sagt Jesus. Und in ihm erkennen wir, was Reich Gottes bedeutet, was es bedeutet, was geschieht, wenn sich Gott dieser Welt und uns zuwendet, liebend, heilend, befreiend.

Eigentlich ganz einfach. Aber warum wird Jesus dann von vielen kritisch betrachtet oder gar abgelehnt, vor allem von etlichen Pharisäern, wie Nikodemus einer ist? Wieso halten auch heute viele Menschen, so wie damals Nikodemus, Jesus für einen Mann, der wunderbare Dinge gesagt und sie auch glaubwürdig gelebt hat, ohne in ihm Gott selbst zu finden? Ja, das ist ein Problem, meint Jesus. »Amen, amen, das sage ich dir: Nur wenn jemand neu geboren wird, kann er das Reich Gottes sehen.«

Vor vielen Jahren machten meine Frau und ich Urlaub am Hopfensee im Allgäu. Das Hotel, in dem wir wohnten, hatte auch eine Bäderabteilung. Und da auch Anwendungen mit im Preis inbegriffen

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waren, buchte ich eine Massage. Der Masseur fragte mich, was ich denn im normalen Leben so machte. Und als ich ihm sagte, ich sei Pastor, hörte er auf zu massieren und fragte mich, ob ich denn auch Christ sei. Als ich bejahte, fragte er mich, ob ich denn auch gläubiger Christ sei. Aber das reichte ihm dann auch nicht, denn er fragte mich zuletzt, ob ich denn auch wiedergeboren sei.

Ich antwortete, ich käme schließlich aus dem Siegerland, da sei das so üblich wiedergeboren zu sein. Da reichte er mir die Hand und sagte: „Das freut mich, Bruder!“

Na ja, mir ist das schon etwas suspekt, wenn Menschen so mit Begriffen in irgendwelche Schubladen einsortiert werden, damit man sich von denen ,die sich Christen nennen, aber doch nicht so richtig gläubig sind, irgendwie als etwas Besseres abgrenzen kann.

Was Jesus meint: Wenn jemand auf einmal entdeckt, dass Gott sich selbst in diesem Jesus von Nazareth uns und seiner Welt zuwendet, dann nicht deshalb, weil er intelligenter wäre als andere oder irgendwie gläubiger, sondern weil Gott selbst ihm die Augen dafür öffnet. Und damit beginnt für ihn ein ganz neues Leben. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden!“

Nikodemus hat Schwierigkeiten mit dem, was Jesus da sagt. Wie kann ein Mensch noch einmal geboren werden? Er kann doch nicht in den Bauch seiner Mutter zurückkehren. Nein, wir bleiben natürlich auch die Menschen, die wir waren. Unser Geschlecht ändert sich nicht, unsere Haarfarbe auch nicht, unsere Erbanlagen nicht. Wir nehmen auch unsere Lebensgeschichte mit in das neue Leben, unsere Prägungen, unser Wesensmerkmale. Das neue Leben besteht zunächst nur darin, dass wir in Christus sind, dass wir erkennen, wer er in Wahrheit ist und durch ihn in eine Beziehung zu Gott kommen. Und Jesus sagt zu Nikodemus: »Amen, amen, das sage ich dir: Nur wenn jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er in das Reich Gottes hineinkommen.6Was von Menschen geboren wird, ist ein Menschenkind. Was vom Geist geboren wird, ist ein Kind des Geistes.7Wundere dich also nicht, dass ich dir gesagt habe:›Ihr müsst von oben her neu geboren werden.‹8Auch der Wind weht, wo er will. Du hörst sein Rauschen. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. Genauso ist es mit jedem, der vom Geist geboren wird.«

Als Jesus von Johannes im Jordan getauft wird, so erzählt das neue Testament, da kam der Heilige Geist auf ihn in Gestalt einer Taube und er hörte eine Stimme vom Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Freude.“ Ganz gleich, ob jemand, der schon getauft ist, eines Tages diese Stimme hört, ein von Gott bedingungslos geliebtes Kind zu sein, oder ob einer diese Stimme hört und sich dann taufen lässt, das ist egal, aber beides zusammen lässt ihn zu einem neuen Menschen werden. Aber der Wind weht, wo er will, und auch Gottes Geist ist nicht verfügbar und auch nicht berechenbar. Weder können wir jemanden zu einem neuen Menschen machen noch jemand sich selbst. Wir alle können nichts dafür, dass wir geboren wurden. Da haben wir selbst gar nichts zu beigetragen. Und so ist es auch mit der Geburt von oben, dem Neu Geboren Werden.

Was folgt daraus für das, was wir „Kommunikation des Evangeliums“ nennen?

Dass wir Gott darum bitten aus uns immer wieder neue Menschen zu machen, neue Augen zu schenken, um zu erkennen, was Reich Gottes unter uns heute ist, wie sein reich heute unter uns und in dieser Welt geschieht, wo dieser vorbehaltlos und bedingungslos liebende, befreiende und heilende Gott heute zu finden ist. Und dass wir davon erzählen, was wir selbst von ihm erkennen und mit ihm erleben, dass wir aus diesem Geist heraus handeln und leben, indem wir wie Jesus gastfreundlich sind, offen, ohne „Berührungsängste“, und indem wir versuchen, wie Jesus heilend und befreiend zu wirken. Denn er sagt: „Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch!“

Und ich hoffe, dass wir es vor allem wieder lernen, mit Menschen das Gespräch zu suchen, auf Augenhöhe, nicht als diejenigen, die etwas haben, was die anderen nicht haben, so als seien wir im Besitz der Wahrheit, sondern so, wie Bischof Hemmerle das so gut formuliert hat:

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„Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen

Musik: Du bist das Leben (Langfassung) Amtshandlung

Fürbitten / Gebet des Herrn / Segen

Nun lasst uns beten! Und ich bitte Sie immer dann, wenn es heißt: „Wir rufen“ in den Gebetsruf

„Erhöre uns“ einzustimmen.

Gott – Quelle des Lebens, Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Kraft aus der Höhe:

All das bist du uns immer wieder.

Danke!

Oft scheinst du aber auch so fern.

Wir bitten dich für alle, die deine Nähe so schmerzlich vermissen.

Sei bei ihnen.

Wir rufen: Erhöre uns.

Wir bitten dich für alle, die offen bleiben für dich.

Die anderen Mut machen, weil ihr Vertrauen so groß ist.

Stärke sie.

Wir rufen: Erhöre uns.

Wir bitten dich für alle, die von dir enttäuscht sind:

Überrasche sie.

Wir rufen: Erhöre uns.

Wir bitten dich um deinen Segen:

Behüte, die in Gefahr sind,

lass dein Angesicht leuchten über denen, die kein Licht am Ende des Tunnels sehen, gib Frieden allen, die keinen Frieden haben.

Wir rufen: Erhöre uns.

Wir bitten dich für N.N. und für alle, die um sie trauern,

Sei Du ihr Licht, das Licht des Lebens, dem alle Dunkelheit weicht.

Stilles Gebet

Wir rufen: Erhöre uns.

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

(8)

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit. Amen

Der HERR segne dich und behüte dich.

Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.

Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen

Lied: 10000 Gründe (Liedblatt)

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

Musik zum Ausgang

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