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granat apfel 1|2015LEBEN & GESUNDHEIT Krankenhaus Eisenstadt
armkrebs zählt zu jenen Krebserkran- kungen, die durch gezielte Vorsorge wirksam verhindert werden können. Bei Früh- erkennung sind die Heilungschancen sehr groß. „Die Vorstufe ist bei den meisten Men- schen ein Darmpolyp, das Adenom“, erklärt Primarius Univ.-Prof. Dr. Andreas Püspök, der Leiter der Abteilung Innere Medizin II (Gastro- enterologie und Onkologie) am Krankenhaus Eisenstadt. Über 90 Prozent aller Darmkrebs- erkrankungen entstehen durch eine Entartung von Polypen, das sind kleinere Wucherungen der Schleimhaut. Da mit ihnen kaum Symp- tome einhergehen, werden sie oft erst im Rahmen einer Koloskopie (Darmspiegelung) bemerkt. „Umso wichtiger ist eine Vorsorge- untersuchung, bei der Polypen entdeckt und gleichzeitig abgetragen werden können. Im Idealfall verhindern wir, dass Krebs überhaupt entsteht“, ergänzt Püspök. Die Koloskopie dient zur Krebsvorsorge und ist Diagnose so- wie Therapie in einem. Das Burgenland ist in der Darmkrebs-Früherkennung eine Vorzeige- region. Die Sterberate durch Darmkrebs liegt hier durch gezielte Vorsorgeprojekte bereits unter dem Österreichschnitt.
Darmkrebs tritt in jungen Jahren eher sel- ten auf. Ab 50 steigt das Risiko, daran zu er-
kranken. Dickdarmkrebs tritt bei Frauen und Männern in etwa gleich häufig auf, wobei Männer in Bezug auf das Alter etwas früher erkranken. Dr. Püspök rät außerdem zu einer Vorsorge-Koloskopie, wenn eine familiäre Vor- belastung gegeben ist. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt werden pro Jahr durchschnittlich 4.000 Endoskopien (Magen- und Darmspiegelungen) durchge- führt, 1.800 davon sind Koloskopien.
Derzeit sind im Team von Dr. Püspök 13 MedizinerInnen tätig. Für sie spielt Interdis- ziplinarität im Arbeitsalltag eine große Rolle.
Insbesondere mit der Abteilung für Chirurgie wird intensiv zusammengearbeitet.
Von der Speiseröhre bis zum Dickdarm
Moderne Abführmittel und die Weiterent- wicklungen der Video-Endoskopie-Technik haben das alte Bild der schmerzhaften und unangenehmen Darmspiegelung völlig über- holt. Bei der Koloskopie wird ein etwa finger- dickes voll flexibles Gerät in den Dickdarm eingeführt. Eine Sedierung wird immer ange- boten. Mit Hilfe eines Computerchips an der Gerätespitze kann die Darmschleimhaut auf einen Videobildschirm übertragen werden.
Wird ein Darmpolyp entdeckt, wird er in den meisten Fällen sofort mittels einer Schlinge und Strom abgetragen.
Zur Lokalisierung können zusätzlich Fär- bemethoden eingesetzt werden wie das Auf- sprühen von Indigocarmin oder elektronische Färbemethoden. Dadurch ist die Abtragung si- cherer und der Polyp kann besser abgegrenzt werden.
Zur Entfernung der Gewebsveränderungen gibt es verschiedene Techniken. In der Regel werden Krebsvorstufen minimal-invasiv en- doskopisch entfernt. Diese Methode wird als
Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt setzt man gezielt auf die Früherkennung von Krebsvorstufen im MagenDarmTrakt. Diese werden mit Hilfe von endoskopischen Methoden lokalisiert und gleich auch entfernt.
TEXT: ANDREA MICHLITSMAKKOS
wirksamste Die Vermeidung von Darmkrebs
ist die Entfernung von Polypen
im Rahmen einer Koloskopie.
KONTAKT
Abteilung für Innere Medizin II –
Gastroenterologie und Hämatoonkologie
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt, 7000 Eisenstadt, Johannes von GottPlatz 1
Tel. 02682/6012010, EMail: interne.sekretariat@bbeisen.at
Krebs durch
Vorsorge verhindern
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Foto: shutterstock.com/Sebastian Kaulitzki
Krankenhaus Eisenstadt
Endoskopische Mukosaresektion (EMR) be- zeichnet. Vielen PatientInnen bleibt dadurch eine größere Operation erspart.
Doch nicht nur im Darmbereich werden Veränderungen des Gewebes endoskopisch entdeckt und entfernt. Auch im Bereich der Speiseröhre und des Magens kommen Färbe- methoden zur Früherkennung zum Einsatz.
Für die Entfernung wird unter anderem die Endoskopische Submukosadissektion (ESD) von Dr. Püspök eingesetzt. Er ist der einzige Gastroenterologe im Burgenland, der diese Methode anbietet, und auch im Bereich der Brüder-Krankenhäuser ist er der Spezialist für diese Technik. Die ESD birgt einen hohen technischen Anspruch und erlaubt eine Ab- tragung in einem Stück, unabhängig von der Größe der Läsion.
Tipps vom Mediziner
Bewegung und eine ausgewogene Ernäh- rung tragen den größten Teil dazu bei, sich die Gesundheit zu erhalten. Übergewicht und ungesunde Ernährung sollte man als Einfl uss- variable bei der Entstehung von Darmkrebs nicht unterschätzen. Durch den „westlichen“
Lebensstil steigt auch die Zahl der Karzinome entsprechend an. Eine ballaststoffarme und fettreiche Kost erhöht das Darmkrebsrisiko, weil die Schadstoffe länger im Darm verwei- len und so die Krebsentstehung begünstigen.
Ebenso rät Dr. Püspök von zu süßer Ernährung ab. Rauchen sollte man prinzipiell vermeiden und Alkohol nur in Maßen konsumieren. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, be- steht ebenfalls ein erhöhtes Darmkrebsrisiko, wie auch bei Diabetikern. In der Speiseröhre kann das Krebsrisiko beispielsweise durch eine lange bestehende Refl uxerkrankung er- höht sein.
„Ich appelliere an alle, aktive Vorsorge zu betreiben. Im Rahmen der endoskopischen Untersuchungen werden Krebsvorstufen sicht- bar. Eine Vorsorge-Koloskopie kann in vielen Fällen eine spätere Erkrankung verhindern“, so Primarius Univ.-Prof. Dr. Püspök.
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Primarius Univ.- Prof. Dr. Andreas Püspök ist Vorstand der Abteilung für Innere Medizin II – Gastroenterologie und Hämato- onkologie am Krankenhaus Eisenstadt.
Der Magen- Darm-Trakt sollte im Rahmen von Vorsorge- untersuchungen
regelmäßig kontrolliert werden.