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Tutorium zur Vorlesung „Einführung in die Linguistik“ bei Gerrit Kentner, SS 10
Einführende Literatur:
• Meibauer et al.: „Einführung in die germanistische Linguistik“
• Grewendorf/Hamm/Sternefeld: „Sprachliches Wissen. Eine Einführung in moderne Theorien der grammatischen Beschreibung“
• Busch/Stenschke: „Germanistische Linguistik: Eine Einführung“ (bachelor‐wissen) [Dieses Buch könnt ihr als Student über die UB runterladen]
Zusammenfassung vom Tutorium am 20.04.10
• Was ist Sprache? Definition aus Busch/Stenschke:
o Sprache (engl. language, frz. langue, langage): […]Der Ausdruck ‚Sprache‘ hat zwei elementare Bedeutungskomponenten:
a) Sprache an sich, die Bezeichnung der menschlichen Sprachbegabung als solche (frz. faculté de langage),
b) Sprache als Einzelsprache, d. h. die Konkretisierung von a) in einer bestimmten Sprachgemeinschaft, zu einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten geographischen Raum (frz. langue) und deren Ausdruck in konkreten Kommunikationsereignissen (frz. parole). (vgl. Metzler‐Lexikon Sprache 2004, „Sprache“)
• Grammatik (Kompetenz, faculté de langage) vs. Performanz (parole):
o Grammatik: Implizites Wissen, das Sprecher einer Sprache über ihre Sprache haben.
o Performanz: Die Anwendung dieses Wissens in einer konkreten Sprech‐
Situation. Die Performanz ist direkt beobachtbar, auf die Kompetenz kann nur indirekt durch die Beobachtung der Performanz geschlossen werden.
o Unterscheide: Grammatik im Sinne der Kompetenz und Grammatik als Bezeichnung für die Beschreibung/Theorie sprachlichen Wissens!
• Eigenschaften von Sprache (in Anlehnung an generative Theorien):
o Um eine Sprache im linguistischen Sinn handelt es sich, wenn folgende drei Eigenschaften vorhanden sind:
1. Kreativität: Mit begrenzten Mitteln können unendliche viele Äußerungen gebildet und verstanden werden, die nie zuvor gehört wurden. Aber: Auch der Kreativität sind Grenzen gesetzt durch den Systemcharakter von Sprache.
2. Systemcharakter: Sprache hat Regeln, die Konstruktionen erlauben oder verbieten. (Regelsystem)
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3. Lernbarkeit: Die Sprache muss erlernbar sein und wird als Muttersprache mühelos erlernt. Das Kind im Spracherwerb muss dabei relevante von irrelevanten Informationen unterscheiden.
o Beispiel: Die „Tiersprache“ (verschiedene Lautsequenzen bei Singvögeln:
Warnrufe, Paarungsrufe,…) ist keine Sprache im linguistischen Sinn, da sie nicht kreativ ist und nur situationsbezogen angewendet werden kann. Mit der menschlichen Sprache hingegen kann auch Bezug auf abstrakte, nicht
situationsgebundene Inhalte genommen werden.
• Spracherwerb:
o Nativismus vs. Empirismus
o Nativismus (Chomsky): Sprachfähigkeit in Form einer Universalgrammatik (UG) ist angeboren. Die UG besteht aus Prinzipien, die festlegen, welche Strukturen in Sprachen erlaubt sind. Durch Kontakt mit sprachlichen Daten setzt das Kind die Parameter und entscheidet, welche konkreten sprachlichen Strukturen in seiner Muttersprachen vorkommen (Prinzipien & Parameter‐
Theorie). Das Æ Argument des „Poverty of Stimulus/ Armut des Stimulus“ ist das wichtigste Argument für die P&P‐Theorie: sprachliche Daten, mit denen das Kind konfrontiert wird, sind unzureichend und fehlerhaft. Es kann nur durch eine angeborene Fähigkeit erklärt werden, dass Kinder Sprache so schnell beherrschen (bereits im Alter von 3 Jahren!).
o Empirismus: Nichts an sprachspezifischem Wissen ist angeboren, Kind erwirbt Sprache nur durch Kontakt mit sprachlichen Daten. Dies funktioniert durch angeborene Lernmechanismen, die es dem Kind ermöglichen,
Regelmäßigkeiten zu entdecken und durch Generalisierung Regeln anzuwenden.
• Linguistische Kernbereiche (und eine formlose Stichwortsammlung):
o Phonetik: z.B. Artikulation von Lauten (Phone), phonetische Transkription, Schallwellen (Physik), Wahrnehmung von Lauten,…
o Phonologie: z.B. Lautsysteme von Sprachen beschreiben (Phoneminventar), phonologische Transkription, Silben, Betonung,…
o Morphologie: z.B. Wortstrukturen, Wortbildungsprozesse (Komposition, Derivation), Deklination, Flexion, kleinste bedeutungstragende Einheiten identifizieren (Morpheme),…
o Syntax: z.B. erlaubte Satzstrukturen einer Sprache beschreiben, Regeln zur Satzbildung erkennen und beschreiben,…
o Semantik: z.B. Bedeutung von Äußerungen (Wörter, Sätze, Diskurs) analysieren