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Niederschlag Stoffeinträge

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Academic year: 2022

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Stoffeinträge

größerer Niederschlagsmengen höher als im niedersächsi- schen Tiefland. Fichten- und Douglasienbestände sind we- gen der ganzjährigen und im Vergleich mit Kiefern dichteren Benadelung stärker durch Stoffeinträge belastet als Buchen-, Eichen- und Kiefernbestände. Dieser Baumarteneffekt zeigt sich sehr gut im Solling, wo eine Fichten- und eine Buchen- fläche in unmittelbarer Nachbarschaft und somit unter glei- cher Immissionbelastung und gleichen klimatischen Verhält- nissen beobachtet werden.

Niederschlag

In weiten Teilen Niedersachsens war 2019 nach 2018 ein weiteres sehr niederschlagsarmes Jahr. Zwar fielen auf al- len sechs Freiflächen des Intensiven Monitorings zwischen 142 mm (Göttinger Wald) und 282 mm (Solling) mehr Nie- derschlag als 2018, im Vergleich zum 10-jährigen Mittel der Jahre 2009-2018 wurde jedoch auf vier der sechs Flächen zwischen 43 mm (Lange Bramke, Harz) und 80 mm (Lüss) weniger Niederschlag gemessen. In Augustendorf entsprach der Niederschlag dem Mittel und im Solling wurden 95 mm mehr registriert. Der Bestandesniederschlag war zwischen 18 mm (Augustendorf Kiefer) und 73 mm (Göttinger Wald) geringer als im Mittel des genannten Zeitraums. Im Solling übertraf der Bestandesniederschlag das 10-jährige Mittel mit 119 mm (Solling, Buche) bzw. 129 mm (Solling, Fichte) deutlicher als im Freiland, was durch den zum Vergleichs- zeitraum geringeren Überschirmungsgrad der beiden Be- stände bedingt ist.

Birte Scheler

Nähr- und Schadstoffe werden mit dem Niederschlag in ge- löster Form sowie durch den Auskämmeffekt der Baumkro- nen gas- und partikelförmig in Wälder eingetragen.

Aufgrund der großen Oberflächen der Kronen ist der atmo- sphärische Stoffeintrag in Wälder im Vergleich der Landnut- zungsformen am höchsten. Diese so genannte Immissions- schutzfunktion des Waldes stellt jedoch für das Ökosystem Wald selbst eine Belastung dar, da Schwefel- und Stick- stoffverbindungen (Nitrat und Ammonium) das chemische Bodenmilieu durch Versauerung und Eutrophierung verän- dern.

Im Solling wurde bereits 1968 auf je einer Buchen- und Fich- tenfläche mit der systematischen Erfassung der Stoffein träge begonnen, um die Wirkungen erhöhter Stoffeinträge und damit verbundener Risiken für Wälder, Waldböden und an- grenzende Ökosysteme wie beispielsweise das Grundwasser zu untersuchen. Aktuell wird in Niedersachsen im Rahmen des Intensiven Forstlichen Umweltmonitorings der Stoff- eintrag in vier Fichten, drei Buchen-, sowie jeweils einem Ei- chen- und Kiefernbestand erfasst.

Jeder Bestandesmessfläche (Kronentraufe) ist eine Freiflä- che (Freilandniederschlag) zugeordnet. In Buchenbestän- den wird zur Erfassung des Bestandesniederschlags neben der Kronentraufe auch der bei dieser Baumart quantitativ bedeutsame Stammablauf gemessen. Mittels eines Kronen- raumbilanzmodells (Ulrich 1991) werden aus den gemesse- nen Stoffflüssen Gesamtdepositionsraten berechnet.

Auf der Fichtenfläche im Solling wurde im Juli 2019 massi- ver Borkenkäferbefall festgestellt. Da ein Teil der Bäume, die über den Depositionssammlern standen, entnommen wer- den musste, wird der Stoffeintrag auf dieser Fläche für das Jahr 2019 vermutlich unterschätzt.

Die Höhe der Stoffeinträge wird maßgeblich durch verschie- dene Faktoren wie Niederschlagsmenge, -intensität und -ver teilung, Windgeschwindigkeit, Baumart, Bestandeshöhe, Kronenrauigkeit oder lokale Emittenten bestimmt. So sind die Stoffeinträge im Bergland (Harz und Solling) aufgrund

Foto: H. Heinemann

Foto: H. Heinemann

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Stoffeinträge

Schwefeleintrag

Durch die konsequente Umsetzung von Maßnahmen zur Luftreinhaltung wie Rauchgasentschwefelung und die Ein- füh rung schwefelarmer bzw. schwefelfreier Kraft- und Brenn stoffe konnten die Schwefeldioxidemissionen wirk- sam reduziert werden. Aufgrund der seit Jahren sehr ge- ringen Schwefeldioxidkonzentration der Luft spielt der gasförmige Eintrag nur noch eine untergeordnete Rolle.

Der Sulfatschwefeleintrag erfolgt hauptsächlich in gelöster Form mit dem Niederschlag. Er betrug mit dem Bestandes- niederschlag je Hektar zwischen 2,3 (Göttinger Wald Buche) und 4,7 kg (Solling Fichte) sowie zwischen 1,7 (Göttinger Wald) und 2,8 kg je Hektar (Solling) im Freiland. Die deutli- che Abnahme der Sulfatschwefeleinträge um 0,7 auf 4,7 kg je Hektar im Bestand Solling Fichte trotz höherer Stoffein- träge im Freiland und höherer Bestandesniederschläge ist im geringeren Schlussgrad des Bestandes infolge des Bor- kenkäferbefalls begründet.

Stickstoffeintrag

Stickstoff wird einerseits in oxidierter Form als Nitrat (Quel- len: Kfz-Verkehr, Verbrennungsprozesse), andererseits in re- duzierter Form als Ammonium (landwirtschaftliche Quellen) in das Ökosystem eingetragen. In Augustendorf (Weser- Ems-Region) betrug der Ammoniumanteil im 10-jährigen Mittel (2010-2019) 66 % und in Ehrhorn (Hohe Heide) 64 %.

Auf den anderen Flächen des Intensiven Monitorings lag er zwischen 46 % (Göttinger Wald Buche) und 58 % (Lüss Buche, Solling Fichte). In dem hohen Ammoniumeintrag in Augustendorf spiegelt sich die intensive Landwirtschaft ein- schließlich Intensivtierhaltung dieser Region wider.

Der Nitratstickstoffeintrag hat im Freiland und der Gesamt- deposition aller vier Baumarten auf allen untersuchten Flächen bei der Betrachtung des Zeitraums seit Untersu- chungsbeginn bzw. seit 1994 signifikant abgenommen. Im Gegensatz zum Schwefeleintrag ist er in den vergangenen 10 Jahren (2010-2019) jedoch nur noch auf der Fläche Au- Extraktion von Bodenproben zur Bestimmung der Inhaltsstoffe Foto: N. König

Sulfatschwefeleintrag (SOSulfatschwefeleintrag (SO4-S) im Freiland und im Bestand in kg je Hektar und Jahr4-S) auf ausgewählten Flächen in kg je Hektar und Jahr

120 100 80 60 40 20 0 120 100 80 60 40 20 0

Augustendorf, Kiefer Ehrhorn, Eiche Lange Bramke, Fichte (Nordhang)

Lüss, Buche Solling, Buche Solling, Fichte

2000 1990 1980

1970 2010 2020 1970 1980 1990 2000 2010 20201970 1980 1990 2000 2010 2020

Freiland

Gesamtdeposition im Bestand

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37 Erfassung der Niederschlagsmenge Foto: O. Schwerdtfeger

Intensiv-Monitoringfläche Solling Buche Foto: NW-FVA

Stoffeinträge

gustendorf Kiefer nennenswert weiter rückläufig. Auf allen anderen Flächen zeigt sich eine tendenzielle Abnahme mit jährlichen Schwankungen auf einem vergleichsweise niedri- gen Niveau. 2019 betrug der Nitratstickstoffeintrag im Frei- land zwischen 2,8 (Augustendorf, Göttinger Wald, Lüss) und 4 kg je Hektar (Solling) und unter Buche (Gesamtdeposi- tion) zwischen 4,4 (Lüss) und 6,8 kg je Hektar (Solling). Unter Fichte betrug die Gesamtdeposition von Nitratstickstoff im Solling 10 kg je Hektar und zwischen 6,1 und 8 kg je Hektar im Harz.

Der Ammoniumstickstoffeintrag hat auf den niedersächsi- schen Intensiv-Monitoringflächen seit Untersuchungsbe- ginn ebenfalls signifikant abgenommen. Im 10-Jahreszeit- raum 2010-2019 wurde eine weitere signifikante Abnahme jedoch nur auf einer der neun Bestandesflächen (Lange Bramke Kamm Fichte) und auf einer Freifläche (Solling) beobachtet. Im Freiland lag er 2019 zwischen 3,2 (Göttin- ger Wald) und 5,3 kg je Hektar (Solling) und unter Buche zwischen 5,4 (Göttinger Wald) und 9 kg je Hektar (Solling).

Unter Fichte betrug er je Hektar 13,2 kg im Solling und zwi- schen 7,1 und 9,3 kg je Hektar im Harz. Auffallend hoch sind nach wie vor die Ammoniumstickstoffeinträge in Augusten- dorf unter Kiefer mit 10,6 kg je Hektar.

Verschiedene Bemühungen haben in der Vergangenheit zu einer Reduktion der Stickstoffemissionen und hieraus resultierenden rückläufigen Einträgen geführt. Da sich die- se Entwicklung in den vergangenen Jahren jedoch nicht im gleichen Maße fortgesetzt hat, überschreitet der anthropo- gen bedingte atmosphärische Stickstoffeintrag im Mittel der letzten 5 Jahre (2015-2019) mit Werten bis zu 16,2 kg je Hektar unter Buche (Solling) und 26,8 kg je Hektar un- ter Fichte (Solling) nach wie vor den Bedarf der Wälder für das Baumwachstum. Dieser überschüssige Stickstoff reichert sich zunächst im Ökosystem an. Wird die Speicherkapazität überschritten oder kommt es zu abrupten Störungen im Ökosystem durch Kalamitäten wie Windwurf oder Schäd- lingsbefall, wird der Stickstoff rasch mineralisiert. Da Nitrat den Austrag basischer Nährstoffkationen fördert, kommt es zu erhöhten Nährstoffverlusten mit dem Sickerwasser aus den ohnehin meist nährstoffarmen Waldböden. Zusätzlich werden angrenzende Ökosysteme wie Oberflächen- und Grundgewässer ggf. durch hohe Nitratausträge gefährdet.

Dieser Prozess wurde auf einer Teilfläche der Fläche Solling Fichte Mitte 2019 durch Borkenkäferbefall angestoßen. Die Konsequenzen für das Ökosystem werden sich in den kom- menden Jahren an der Entwicklung der Stoffkonzentration im Sickerwasser zeigen.

Stickstoffeintrag (NHStickstoffeintrag (NH44-N + NO-N + NO33-N) im Freiland und im Bestand in kg je Hektar und Jahr-N) auf ausgewählten Flächen in kg je Hektar und Jahr

70 60 5040 30 20 10 0 70 60 5040 30 20 10 0

Augustendorf, Kiefer Ehrhorn, Eiche Lange Bramke, Fichte (Nordhang)

Lüss, Buche Solling, Buche Solling, Fichte

2000 1990 1980

1970 2010 2020 1970 1980 1990 2000 2010 2020 1970 1980 1990 2000 2010 2020

Freiland

Gesamtdeposition im Bestand

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Stoffeinträge

eine Rolle. Die nachhaltige Säurepufferkapazität aus Verwit- terung reicht auf den oft nährstoffarmen Waldstandorten jedoch auch unter Berücksichtigung der Baseneinträge nicht aus, um die Säureeinträge vollständig zu kompensieren. Eine standortsangepasste Kalkung zum Schutz der Waldböden und der Erhaltung ihrer Filterfunktion für das Grundwasser kann empfohlen werden.

anthropogen = durch menschliche Aktivitäten verursacht Deposition = Ablagerung von Stoffen

Eutrophierung = Nährstoffanreicherung

kmolc (Kilomol charge) = Menge an Ladungsäquivalenten. Sie berechnet sich wie folgt: Elementkonzentration multipliziert mit der Wertigkeit des Moleküls (=Ladungsäquivalente pro Mole- kül), dividiert durch das Molekulargewicht. Multipliziert mit der Niederschlagsmenge ergibt sich die Fracht an Ladungsäquiva- lenten in kmolc je Hektar.

Gesamtsäureeintrag im Freiland und im Bestand in kmolGesamtsäureeintrag auf ausgewählten Flächen in kmolcc je Hektar und Jahr je Hektar und Jahr

12 10 8 6 4 2 0 12 10 8 6 4 2 0

Augustendorf, Kiefer Ehrhorn, Eiche Lange Bramke, Fichte (Nordhang)

Lüss, Buche Solling, Buche Solling, Fichte

2000 1990 1980

1970 2010 2020 1970 1980 1990 2000 2010 2020 1970 1980 1990 2000 2010 2020

Freiland

Gesamtdeposition im Bestand

Gesamtsäure

Der Gesamtsäureeintrag berechnet sich als Summe der Ge- samtdeposition von Nitrat, Ammonium, Sulfat und Chlorid (jeweils nicht seesalzbürtige Anteile, Gauger et al. 2002).

2019 betrug der Gesamtsäureeintrag je Hektar im Freiland zwischen 0,5 (Göttinger Wald) und 0,8 kmolc, unter Buche zwischen 0,9 (Göttinger Wald) und 1,3 kmolc je Hektar (Sol- ling) sowie unter Fichte zwischen 1,1 (Lange Bramke Nord- hang) und 1,9 kmolc je Hektar (Solling). Auffallend hoch wa- ren die Gesamtsäureeinträge mit 1,3 kmolc je Hektar auch auf der Kiefernfläche in Augustendorf, eine Folge der sehr hohen Ammoniumbelastung in dieser Region.

Ein Teil des Säureeintrags wird durch ebenfalls mit dem Niederschlag eingetragene Basen neutralisiert, ein anderer wird im Waldboden durch Basen gepuffert, die durch Ver- witterung freigesetzt werden. Der Eintrag basischer Stäube spielt nur in Einzelfällen, z. B. in der Nähe von Steinbrüchen,

Intensiv-Monitoringfläche Ehrhorn Eiche Foto: J. Weymar

Referenzen

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