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Die älteste Trinknahrung der Welt – Muttermilch

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Academic year: 2022

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Die «Erfindung» der Muttermilch war der Schlüssel zum Erfolg der Säugetiere. Sie er- laubt es ihnen, sich auf Nahrung zu spezia- lisieren, die für ihren Nachwuchs zu schwierig zu erbeuten und/oder ungeeig- net ist, um den Nährstoffbedarf eines schnell wachsenden Jungtieres zu decken.

Die erste Form der Muttermilch wurde ver- mutlich als Sekret direkt über Drüsen in der Haut ausgeschieden, um Eier, die nicht mehr von einer dicken Schale, sondern ei- ner pergamentartigen Haut umschlossen waren vor Austrocknung und Krankheitser- regern zu schützen. Vermutet wird, dass auch die Haut der Jungtiere von diesem Saft geschützt worden ist und diese später damit begonnen haben, das nährstoffrei- che Sekret aufzulecken. Heute noch leben mit dem Schnabeltier und dem Schnabeli- gel zwei solche Übergangsarten von Eier legenden Säugetieren, die die Jungen mit Milch aufziehen. Sie besitzen wie die Ur - säuger noch keine Zitzen, die Milch läuft aus einfachen Drüsen aus und wird von den Jungtieren aufgeleckt.

Die Milch der Säugetiere besteht grund- sätzlich aus den 3 Hauptnährstoffen Pro- tein, Fett und Kohlenhydrate, deren An- teile aber extrem variieren können. Die Muttermilch von Robben beispielsweise, die ihre Jungen in eisiger Umgebung auf- ziehen, enthält mehr als 60 Prozent Fett, jene von Nashörnern nur Spuren davon.

Die Zusammensetzung verändert sich auch während der Entwicklungsphase des Jungtieres und bietet so immer die Nährstoffe, aber auch Antikörper und an-

dere Immunstoffe, die es gerade braucht.

Die Dauer der Laktationsphase ist eben- falls unterschiedlich: Sie kann mehrere Jahre dauern wie bei den Elefanten, Schimpansen oder dem Menschen oder auch nur 3 bis 4 Stilltage wie bei den ark- tischen Mützenrobben. Dank des extrem hohen Fettgehalts der Robbenmilch wird dem Jungtier pro Tag bis zu 7 kg Fett übertragen, was es ihm ermöglicht, trotz dieser kurzen Stillzeit das Geburtsge- wicht zu verdoppeln und dicke Fettpol- ster anzulegen. Nur so können die Jung- robben die Zeit überleben, die sie brauchen, bis sie nach der Entwöhnung selber jagen können.

Auch die produzierte Milchmenge kann enorme Masse annehmen. So frisst sich eine Blauwalmutter in den kalten Polar- meeren grosse Fettreserven an, bevor das 100 000 kg schwere Tier in wärmere Ge- wässer zieht, um dort das Junge zu gebä- ren. Um den Hunger des Jungwals zu stil- len, muss sie täglich etwa 220 kg Milch produzieren, was über die 6-monatige Stillzeit die gewaltige Energiemenge von 700 000 MJ ergibt. Da die warmen Gewäs- ser arm an Futter für das Muttertier sind, lebt dieses während der gesamten Zeit fast ausschliesslich von seinen Reserven.

Damit bietet die Milch die einzigartige Möglichkeit, Nährstoffe, die die Mutter gesammelt und in ihrem (Fett-)Gewebe eingelagert hat, zu einem späteren Zeit- punkt und an einem anderen Ort dem Jungen zur Verfügung zu stellen.

Wertvolles Stillen

Milch enthält einzigartige Proteine (α-, β-, und κ-Kaseine, β-Laktoglobulin, α-Laktal- bumin) und Zucker (Laktose, Milcholigo- saccharide) sowie die einmalige Struktur der von einer Membran umschlossenen Fettkügelchen, wie sie nirgendwo anders gefunden wird. Neben den Makronähr- stoffen liefert die Milch aber noch weitere Inhaltstoffe wie Mineralstoffe, Vitamine, Immunglobuline, Hormone, Bakterien und Oligosaccharide, welche alle einen Beitrag leisten zur gesunden Entwicklung des Nachwuchses. So dienen zum Beispiel die speziellen Milcholigosaccharide in der Muttermilch als Nahrung für das im Darm des Säuglings lebende Bifidobacte- rium infantis. Diese Bakterien sind ent- scheidend für Gesundheit und Ernährung des Kindes, weil sie die Immunantwort im Darm abstimmen und teilhaben an der Umwandlung der verdauten Nährstoffe.

So eifrig der Mensch auch versucht, die Muttermilch nachzuahmen, bisher ist es ihm nicht vollständig gelungen. Säuglin- ge sollten deshalb vorzugsweise gestillt werden.

Korrespondenz:

Barbara Walther und Alexandra Schmid Forschungsanstalt

Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras Schwarzenburgerstr. 161, 3003 Bern Literaturangaben bei den Autorinnen erhältlich.

Die älteste Trinknahrung der Welt – Muttermilch

Muttermilch ist das älteste Oral Nutritional Supplement (ONS) und war die Basis zum Erfolg der Säugetiere, die sich vor etwa 200 Millionen Jahren entwickelt haben. Und auch für den Menschen ist sie noch heute das kompletteste und beste Nahrungsmittel in den ersten Lebensmonaten.

BARBARAWALTHER, ALEXANDRASCHMID

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