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Schick, Andreas: Die Kieselschule

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Academic year: 2022

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AfS aktuell - Magazin

ieKieselschuleist ein innovatives Programm zur musikalischen För- derung von Kompetenzen zur Gewalt- prävention (Fessmann, Kniel, Schick u.

Cierpka, 2007). In derKieselschulege- hen Stein und Musik eine synergetische Symbiose ein. Der Stein – auch Aus- druck von Aggression, Kampf und Ge- walt – wird in der Kieselschulezu ei- nem Instrument des Miteinanders, des Gefühlsausdrucks und der Kreativität.

Kieselsteine werden deshalb als musi- kalisches Medium verwendet, weil die- se für Kinder äußerst ansprechend und attraktiv sind, und zudem ein archai- sches, intuitiv zu benutzendes Medium darstellen.

„Stein des Anstoßes“ für die Entwick- lung der Kieselschule war und ist die zunehmende Gewalt und Aggressivität unter Kindern, die nach effektiven und früh ansetzenden Präventionsstrategien verlangt. Der musikalische Zugang wur- de gewählt, weil die Kinder prosoziales Verhalten mit musikalischen Mitteln

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spielerisch lernen und problematisches Verhalten ebenso spielerisch verlernen können, ohne dass hierfür auf Sprache als Medium zurückgegriffen werden muss. Zudem können durch das musika- lische Spiel mit den Kieselsteinen zen- trale sozial-emotionale Gewaltpräventi- onskompetenzen permanent und im so- zialen Gefüge der Gruppe bzw. Klasse geübt werden, ohne dass diese jeweils explizit thematisiert werden, wodurch die spielerische Auseinandersetzung mit zentralen gewaltpräventiven Themen in den Vordergrund rücken kann.

Konstruktiver Umgang mit Ärger und Wut

Entwickelt wurde dieKieselschulevon einem interdisziplinären Team aus Mu- sikern, Medizinern und Psychologen, die von den positiven Erfahrungen und Befunden zum Gewaltpräventionspro- gramm Faustlos(Schick, 2006) inspi-

riert wurden, das zur Förderung sozial- emotionaler Kompetenzen vorwiegend auf der verbalen Ebene ansetzt.

In die Entwicklung der Kieselschule flossen zudem psychologische und neu- rowissenschaftliche Forschungsergeb- nisse ein, die zeigen, dass musikalische Erfahrungen in vielfältiger Weise emo- tionale, kognitive und soziale Kompe- tenzen fördern können (vgl. z. B. Basti- an, 2001; Cierpka, Schick, Fessmann &

Kniel, 2007). Gerade in diesen Berei- chen weisen Kinder mit aggressivem Verhalten konsistente Defizite auf (Beelmann u. Raabe, 2007), weshalb viele wissenschaftlich fundierte Ge- waltpräventionsprogramme genau hier ansetzen (Malti & Perren, 2008) und z.

B. auf die Förderung der Empathie- fähigkeit, der Impulskontrolle und des konstruktiven Umgangs mit Ärger und Wut abzielen (Schick & Cierpka, 2008).

Auch dieKieselschulesetzt an diesen empirisch gut belegten Risikofaktoren

26/2008

D

Andreas Schick

Die Kieselschule

Ein innovatives Programm zur musikalischen Förderung von Kompetenzen zur

Gewaltprävention

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Praxis - Magazin

für aggressives und dissoziales Verhal- ten an. Das Förderspektrum wird aber gezielt um die Facetten „Kreativität“

und „Selbstbewusstsein“ bzw. „Durch- setzungsfähigkeit“ (unter Berücksichti- gung der Bedürfnisse anderer) erwei- tert, zwei für den konstruktiven Um- gang mit zwischenmenschlichen Kon- flikten entscheidende Kompetenzen, die in den bisherigen Gewaltpräven- tionsprogrammen meist aber nur impli- zit mitgedacht werden.

Die Umsetzung

Ein Stein, der Klangkiesel, wird dabei so gehalten, dass in der hohlen Hand ein Resonanzraum entsteht. Mit dem zweiten Stein, dem Spielkiesel, wird auf den Klangkiesel geklopft. Je nach Frequenz und Stärke des Schlags ent- stehen unterschiedliche Klangmuster.

Indem der Resonanzraum geschlossen gehalten oder durch das Abspreizen von Fingern verändert wird, lässt sich auch die Tonhöhe variieren.

Bereits in den ersten Lektionen werden die Kinder dazu angeleitet, vom Spiel- leiter vorgegebene Rhythmusstrukturen zu erkennen, sich in diese einzufühlen und sie zu imitieren. Die Empathie- fähigkeit wird im weiteren dadurch ge- fördert und gefordert, dass Rhythmen und Melodien sukzessive komplexer variiert werden und die Kinder die Mo- tive auch mit geschlossenen Augen er- kennen und erspüren sollen.

Hauptzugang zur Förderung der Im- pulskontrolle ist die Einübung und die spielerische Auseinandersetzung mit Rhythmen und Pulsationen. Um ein harmonisches, ästhetisches Gesamtbild zu erzielen, müssen die Kinder mitein- ander kooperieren, sich abstimmen, sich konzentrieren und den jeweiligen Rhythmus ausdauernd und gleichmäßig beibehalten. Die Übungen zur Impuls- kontrolle werden in den folgenden Lek- tionen ergänzt um Übungen zur Förde- rung der Kreativität und der Durchset- zungsfähigkeit unter Berücksichtigung der Bedürfnisse anderer. Hierfür wird das gemeinsame Spiel genutzt, wenn die Kinder z. B. eigene Motive erfinden und einbringen, anfangs gewählte Pulsationen beschleunigen oder ver- langsamen oder ihr eigenes Tempo als

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Pulsgeber durchsetzen sollen. In den Kieselschule-Lektionen zur Beruhi- gungsfähigkeit schließlich wird gezielt mit Tempo- und Lautstärkevariationen gearbeitet, wodurch Beruhigung und Entspannung nicht mittels kognitiver und verbaler Strategien erreicht wird, sondern körperlich, haptisch und aku- stisch vermittelt.

Fortbildungen

Voraussetzung für die Implementierung der Kieselschuleist die vorherige Teil- nahme an einer entsprechenden Fortbil- dung durch das Heidelberger Präventi- onszentrum (unabhängig von Grund- ausbildung oder Vorerfahrung). Der Fo- kus der fünfstündigen Fortbildung liegt auf der praktischen Auseinandersetzung mit den Übungen derKieselschule. Auf diese Weise können auch musikalisch eher ungeübte Lehrpersonen einen di- rekten emotionalen Zugang zur Kiesel- stein-Methodik finden und ihren (Fach)- Unterricht spielerisch, fundiert und sprach- und kulturübergreifend um ge- waltpräventive Inhalte ergänzen.

Weitere Informationen zum Programm und zur Fortbildung erhalten Sie beim Heidelberger Präventionszentrum (www.h-p-z.de,kieselschule@h-p-z.de).

Literatur

Bastian, H. G. (2001).Kinder optimal fördern – mit Musik. Mainz: Schott Musik International.

Beelmann, A. u. Raabe, T. (2007).Dissoziales Ver- halten von Kindern und Jugendlichen. Göttingen:

Hogrefe.

Cierpka, M., Schick, A., Fessmann, K. u. Kniel, M.

(2007).Ein Programm zur musikalischen Förde- rung von Kompetenzen zur Gewaltprävention.In:

Die Kieselschule. Trauma & Gewalt, 1(3), 200- 212.Fessmann, K., Kniel, M., Schick, A. u. Cierpka, M.

(Hrsg.). (2007).Die Kieselschule. Heidelberg: Hei- delberger Präventionszentrum.

Malti, T. u. Perren, S. (Hrsg.). (2008). Soziale Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Ent- wicklungsprozesse und Förderungsmöglichkeiten.

Stuttgart: Kohlhammer.

Schick, A. (2006).Gewaltprävention in Grund- schule und Kindergarten mit Faustlos. In:Psycho- analyse im Widerspruch, 35, 91-106.

Schick, A. & Cierpka, M. (2008).Förderung sozi- al-emotionaler Kompetenzen in Kindergärten, Grundschulen und in der Sekundarstufe: Konzepti- on und Evaluation der Faustlos-Curricula. In T.

Malti & S. Perren (Hrsg.),Soziale Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Entwicklungsprozesse und Förderungsmöglichkeiten, S. 182-196. Stutt- gart: Kohlhammer.

Gewaltprävention

Im Einzelnen werden mit derKieselschule folgende Gewaltpräventions- kompetenzen – kleinschrittig, aufeinander aufbauend und zunehmend kom- plexer werdend – gefördert:

Empathiefähigkeit,

Impulskontrolle,

Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit,

Kreativität,

Beruhigungsfähigkeit.

Diese Kompetenzbereiche sind in insgesamt 26 Lektionen unterteilt und werden von jedem Kind mit zwei Kieselsteinen umgesetzt.

Referenzen

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