nicht, offen auszusprechen, daß noch immer zwei Herzen in Deutschlands Brust schla- gen? Vielleicht ist aber diese Ignoranz der Autoren ge- genüber den Nachwehen der Wende auch ein weiteres An- zeichen für eine politikmüde Nation. Marion Kohler
Länderporträt
Unten links
Rolf Osang: Portugal.
Bruckmanns Länderporträts, F. Bruckmann Verlag, Mün- chen, 1997, 168 Seiten mit 150 Farbfotos, 49,80 DM
Das kleine Land am Ran- de Europas hat, wie dieses Buch eindringlich erkennen läßt, viel zu bieten: Kelten, Phönizier, Karthager, Grie- chen, Römer, Germanen hat- ten sich schon darum bemüht, bevor Berber und Araber eindrangen und bevor Portu- gal dann schon kurz nach sei- ner Befreiung zur ersten Ko- lonialmacht aufstieg. Später kamen noch britische Ein- flüsse dazu (die Briten be- trachten Portugal noch heute als ihren ältesten Verbünde- ten). Gleichwohl: Wer das Land nicht kennt, hat von der
Algarve gehört und von Lis- sabon – aber das ist längst nicht das ganze Portugal.
Denn der Alentejo und die bergige Nordhälfte – abgese- hen von der 600 Kilo- meter langen Westküste und
schließlich noch den Azoren und Madeira – sind nicht min- der reizvoll, auch dadurch, daß der Massentourismus sie noch nicht im Griff hat. „Por- tugal“ war übrigens auch das Schwerpunktthema der dies- jährigen Buchmesse.
Robert Osang, von dem Text und Fotografien stam- men, lebt in Portugal und hat das ganze Land darstellen wollen. Es ist ihm gelungen;
die vorzüglichen Fotos in dem großformatigen Buch vermitteln starke Eindrücke
von der Landschaft, den Menschen, den Bauten – hi- storisch und modern: ein Buch zum Blättern, zum Träumen, zum Appetitkrie- gen; ein kleiner handlicher Reisebegleiter fürs Prakti- sche liegt im hinteren Buch- deckel bei, eine hübsche Idee des Verlages.
Günter Burkart, Köln
CD-Kritik
Gegen das Vergessen
Gerhard Rosenfeld, Anita Geigges: Requiem für Ka- za Kathárinna. Thorofon, DCTH 2271/2, 1997
Dem Andenken und zur Ehre aller verfolgten Zigeu- ner widmen die Schriftstelle- rin Anita Geigges und der Komponist Gerhard Rosen- feld das im Jahr 1990 uraufge- führte „Requiem für Kaza Kathárinna“. Exemplarisch für das Leid, das viele Sinti und Roma in Deutschland er- fahren haben, wird der Wer- degang der 1908 geborenen Kaza Kathárinna in Text und Musik geschildert. In stren- gem, fast archaischem Sprach-
stil trägt Anita Geigges die Lebensstationen vor. Das Ge- fühl innerer Kälte, das den Zuhörer befällt, wird durch die dissonanten, stark rhyth- mischen musikalischen Einla- gen verstärkt. Unter der Lei- tung von Gerhard Rosenfeld gelingt es dem Kammeren- semble, bestehend aus einem Mezzosopran, Solovioline, Harfe und Schlagzeug, das grauenvolle Schicksal der Ka- za Kathárinna und ihres Volkes in Töne zu fangen.
Marion Kohler, Berlin
A-3285 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 48, 28. November 1997 (73)
V A R I A BUCHMESSE
Blutplasma:
Korrektur
In einer Teilauflage von Heft 46/ 1997 wurde gemel- det, eine Ärztin sei zur Zahlung von Schadener- satz verurteilt worden, weil sie einer Patientin falsches Blutplasma verabreicht ha- be (Rubrik Varia/Recht und Steuer). Richtig ist je- doch, daß die angehende Anästhesistin wegen der Gabe einer falschen Blut- konserve haften mußte.
Die Redaktion bedauert die Verwechslung. DÄ