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Archiv "Pädiater: Klare Verteilungskämpfe" (11.04.2008)

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A786 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1511. April 2008

B R I E F E

wöhnlich“. Da greife ich ohne Suchen vier Bücher: Grashey, R: Irrtümer in der Röntgendiagnostik und Strah- lentherapie. Thieme 1924 (4. Band ei- ner Serie über Fehlerverhütung her- ausgegeben von J. Schwalbe); Parma, C.: Irrtümer der Röntgendiagnostik in der Stomatologie. Urban 1938; Mer- tens, V. E.: Vermeidung von Irrtümern bei der Krebserkennung. Urban 1948;

Bürger, M.: Klinische Fehldiagnosen.

Thieme 1953. Sollte die Beschäfti- gung mit Fehldiagnosen und ihrer Vermeidung wirklich in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sein?

Ich kann es kaum glauben. Vielerorts wird eine „missed diagnosis confer- ence“ gepflegt. Es ist gut, diese Dis- kussionen zu verfolgen und aktiv die alte Tradition des „Lernens aus Feh- lern“ weiterzuentwickeln.

Prof. Dr. med. Wolfgang Schmitt-Buxbaum, Eisenmannstraße 1, 97074 Würzburg

Die Aktion kommt spät

. . . Wer hat in den letzten Jahrzehnten gepennt? 2004 musste ich meine 97- jährige Mutter wegen akuter schwerer Atemnot bei Herzklappenfehler in ein Klinikum an ihrem Wohnort bringen.

Nach Absaugen des Pleuraergusses ging es ihr wesentlich besser. Leider war unter extremem Stress der Blut- zucker bestimmt worden, was zwangsläufig zur Behandlung mit Glibenclamid führte. Bei der Ein- führung von Glibenclamid war noch bekannt, dass es wegen der lang an- dauernden Hypoglykämien mit Vor- sicht verwendet werden muss. Meine Mutter brauchte schon in der Nacht Glucoseinfusionen, trotzdem erhielt sie am nächsten Morgen die vorgese- hene Dosis Glibenclamid. Der Ober- arzt, inzwischen irgendwo Chefarzt, redete sich damit heraus, dass man am

Morgen bei der Medikamentenausga- be noch nicht wissen könne, was in der Nacht passiert sei. Meine Mutter hat es überlebt. Der Hausarzt meiner Mutter hat nie einen Arztbrief des Kli- nikums darüber erhalten! Wenn mir das früher als Stationsarzt auf einer meiner Stationen passiert wäre, wäre ich aus Scham in Grund und Boden versunken. Wir hatten es aber auch leichter, wir hatten kompetente Stati- onsschwestern, die uns vor so einer Blamage verschont hätten. Bei Visi- ten sehe ich immer nur Ärzte. Zu un- seren Zeiten war die Stationsschwes- ter immer dabei und passte auf, dass keine allzu gravierenden Fehler pas- sierten. Sie kannte alle Patienten mit allen Problemen. Wo sind diese kom- petenten nicht ärztlichen Helfer geblieben? . . .

Dr. med. Christa Schade,Anne-Frank-Straße 2, 65197 Wiesbaden

HORMONTHERAPIE

Die Publikation der WHI-Studie zur post- menopausalen Hor- montherapie 2002 hat einen „Pillen- knick“ verursacht (DÄ 6/2008: „Hor- montherapie und Brustkrebs: Ein Blick auf die aktuelle Datenlage“ von Dr. rer.

nat. Nicola Siegmund-Schultze, Dr. med.

Vera Zylka-Menhorn, Dr. rer. nat. Renate Leinmüller und Rüdiger Meyer).

Absolutzahlen

Die beiden einleitenden Sätze über- raschen: „Pillenknick“ bezieht sich auf hormonale Kontrazeption und sollte nicht mit rückläufiger HRT as- soziiert werden. Zur Frage „Zufall oder Kausalität“ fehlt biologische Plausibilität. Von ersten Brustkrebs- zellen bis zum entdeckbaren Krebs vergehen zehn bis 15 Jahre. Ein bis drei Jahre nach WHI ist kein Inzi- denzrückgang denkbar, aber weniger Diagnosestellungen. Weder in allen Bundesländern (3,8 Millionen von 84 Millionen für Schätzungen aufge- führt) noch in den EU-Staaten sind einheitliche Trends beobachtbar. In WHI wurden in Hormon- und Place- bogruppe keine unterschiedlichen

PÄDIATER

Kinderärztlichen Spezialisten bleibt oft die Niederlas- sung verwehrt (DÄ 4/2008: „Kinder- und Jugendmedizin:

Spezialisten bleiben außen vor“ von Heike Korzilius).

Klare Verteilungskämpfe

ŒKinder sind keine kleinen Erwach- senen.

Kinder gehören zum Kinderarzt, zum pädiatrischen Spezialisten und in Kinderkliniken.

Beides sind Binsenweisheiten. Beides ist aber nicht Realität. Fachärztliche Internisten behandeln Kinder nicht zu Recht, vielleicht aber schlecht. Kinder werden auch in Krankenhäusern noch viel zu häufig nicht auf Kinderstatio-

nen versorgt. Auch in Ballungszen- tren versorgen Hausärzte Kinder, wo auch der Kinderarzt zu erreichen wä- re. Sicher muss man in Anbetracht un- terschiedlicher ärztlicher Versor- gungslagen in ländlichen Regionen Kompromisse machen. Aber für Ballungszentren kann leicht Abhilfe geschaffen werden:

– In Krankenhäusern dürfen pädiatri- sche DRGs nur von pädiatrischen Ab- teilungen abgerechnet werden, Ab- schläge für fachfremde Abteilungen.

– Alle Kinder mit chronischen Er- krankungen dürfen nur vom speziali- sierten Pädiater behandelt werden.

Doch deren Lobby in KV-Zulas- sungsausschüssen ist gering. Auch hier geht es vor allem um klare Ver- teilungskämpfe oder finanzielle Mit- nahmeeffekte . . .

Dr. Steffen Lüder,Paul-Junius-Straße 20, 10367 Berlin

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namens- nennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer

geschrieben hat.

ANONYM

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1511. April 2008 A787

B R I E F E

Ca-in-situ-Häufigkeiten als Brust- krebsvorstufen entdeckt – offensicht- lich waren fünf bis sieben Beobach- tungsjahre zu kurz für Änderungen.

Nun sollen klinische Krebshäufig- keiten nach drei Jahren durch weni- ger HRT rückläufig sein? Wüssten die angeführten Biostatistiker mehr von Tumorbiologie, würden sie ihre Daten vorsichtiger interpretieren. Er- freulicherweise werden zu WHI Ab- solutzahlen genannt: Neue Brust- krebsfälle kamen jährlich vor unter Östrogenen/MPA bei 38 von 10 000 und unter Placebo bei 30 von 10 000, Differenz ein Promille! Unter Östro- gen allein waren es 30 Prozent weni- ger Brustkrebs – absolut im Promil- lebereich. Die Eine-Million-Frauen- studie ist methodisch nicht zitierwür-

dig. Dort zeigten sich 22 Prozent mehr Brustkrebstote durch HRT: 0,6 mehr Frauen pro 10 000 (6,06 versus 6,68). Die meisten Brustkrebse wur- den im ersten bis zweiten Beobach- tungsjahr festgestellt, prämenopausal häufiger als postmenopausal. Der an- geführte Schätzwert von 5 500 weni- ger Brustkrebsneuerkrankungen pro Jahr, also zehn Prozent, weicht um den Faktor 100 vom obigen Ein- Promille-Risiko ab. Dem letzten Satz des Beitrags fehlt die Richtigkeit:

Rechtzeitiger HRT-Start zwischen 50 und 59 Jahren konnte auch in WHI das KHK-Risiko um ein Drittel senken – ohne Apoplexrisiko.

Prof. Dr. med. J. Matthias Wenderlein, Universitätsfrauenklinik Ulm, Prittwitzstraße 41–43, 89075 Ulm

ZITAT DER WOCHE

Zu unserem Zitat der Woche (DÄ 8/2008:

„Der Pessimismus ist die ethische Pflichtgesinnung im Gesundheitswesen“

von Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzender der AOK Rhein- land/Hamburg).

Sprachliche Entgleisung

Nun also wissen wir endlich, was unsere Pflicht ist. Ironisch oder nicht, Pflicht ist Pflicht. Und schon gar, wenn sie von der Krankenkasse verordnet wird, der nächste Regress oder ein ähnliches Ärgernis steht ins Haus. Da ist es doch besser, brav pessimistisch zu sein. Wir Ärzte sind ja so gerne pflichtbesessen. Da gibt es die transfusionspflichtige Blu- tung; die glykosidpflichtige Herz- insuffizienz (gibt es die wirklich?), den insulinpflichtigen Diabetes, den operationspflichtigen Befund und

vieles mehr – bei so vielen Pflichten, mit denen wir uns bemänteln, müssen wir gar nicht mehr verschie- dene Möglichkeiten gegeneinander abwägen. Und der Patient hat sich nur noch reinzuschicken, was der

„Halbgott in Weiß“ an Pflichten herüberbringt, es sei denn, er ist so pflichtvergessen und widersetzt sich dem. Nein – Pflicht ist etwas anderes. Die hat der Arzt wie jeder andere Mensch auch: sich an Gesetze zu halten, die letztendlich kurz und knapp und majestätisch schon in der Bibel stehen. Zum Pessimismus können die Bedingungen im Ge- sundheitswesen, an denen auch die Kassenvertreter ihren Anteil haben, schon verleiten. Eine sprachliche Entgleisung, in welchem Zusam- menhang auch immer geäußert, ist das Zitat allemal. Sich an die eigentlichen Pflichten zu erinnern, vermag den Pessimismus in Grenzen zu halten.

Dr. med. habil. Eckart Wunderlich, Friedrichstraße 39, 01067 Dresden

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