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Archiv "Die Gasteiner Meisen hielten Bismarck auf: Mit Verspätung zum Treffen Wilhelms mit Kaiser Franz Josef" (31.01.1992)

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Badgastein, im Vordergrund das Kongreßhaus

Foto: Wolfsbauer/Badgastein

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

I

n Gastein saß ich am 2.

August 1863 in den Schwarzenbergischen An- lagen an der tiefen Schlucht der Ache unter den Tannen.

Ueber mir befand sich ein Meisennest, und ich beobach- tete mit der Uhr in der Hand, wie oft in der Minute der Vo- gel seinen Jungen eine Raupe oder andres Ungeziefer zu- trug. Während ich der nützli- chen Thätigkeit dieser Thier- chen zusah, bemerkte ich, daß auf der andern Seite der Schlucht, auf dem Schiller- platz, der König Wilhelm al- lein auf der Bank saß . . .", beginnt Otto Fürst von Bis-

marck seinen Rechenschafts- bericht zum Fürstentag in Frankfurt (Gesammelte Wer- ke XV, Ritter/Stadelmann, S.

233 ff.).

Seiner naturkundlichen Schwärmerei hatte es der da- malige Ministerpräsident zu verdanken, daß er zum Tref- fen seines Königs mit Kaiser Franz Josef I. um die ent- scheidenden Momente zu spät erscheint und Wilhelm überredet vorfindet. Der hat- te soeben — voreilig — zuge- sagt.

Eine Entwicklung, die Bis- marck auf jeden Fall hatte verhindern wollen. Grund ge- nug für Otto, später Fürst von Bismarck, sich von seiner be- sten Seite zu zeigen und aufs Höchste empört den Verletz- ten zu spielen. Er mußte die kaiserliche Einladung gewal- tig als Überrumpelung und empfindliche Störung des Ba-

defriedens geißeln, bevor Wilhelm sich tatsächlich be- leidigt zeigte und kurz vor dem 16. August noch absagte.

Der Fürstentag plante die Reform des Deutschen Bun- des — Bismarck von jeher ein Dorn im Auge. Die Gasteiner Thermen aber suchte er des öfteren noch auf und stieg da- bei meist im Hotel Mirabell

ab, das heute noch über eine hauseigene Quelle verfügt.

Der Ort häufiger Badekuren war auch der Schauplatz der Gasteiner Konvention 1865, als Holstein unter österreichi- sche Verwaltung sollte und Schleswig unter preußische.

Der Gasteiner Heilstollen ist das eindrucksvollste natür-

liche Heißluft-Emanatorium überhaupt; natürlich wie ge- wachsen, ohne auch nur ei- nen Deut unkultiviert zu er- scheinen. Emanation; gno- stisch — das stufenweise Her- vorgehen der unvollkomme- nen Welt aus dem Vollkom- menen, hier das Freigeben des Radons beim Zerfall von Radium. Der Heilstollen hat schon etwas Gigantisches. Ei- ne ausufernde Dampf-Sauna, deren einzigartiges Flair aus dem Zusammenspiel dreier Faktoren resultiert: Tempe- raturen um 40 Grad Celsius, neunzig Prozent relativer Luftfeuchtigkeit und dem in- tensiven Radongehalt.

Damit die fein aufeinander abgestimmten Komponenten sich voll und ganz entfalten können, ist jegliche Beengt- heit völlig fehl am Platz. Der Gasteiner Heilstollen gleicht eher eine Wandelhalle, durch- zogen von wabernden Nebel- schwaden; auch einer mär- chenhaften Grotte, die impo- sante Kuppelarchitektur wohl zu bewahren wußte.

Da fühlt man sich, als wür- de man auf Wolken schweben und wäre jeder irdischen Pein enthoben. Das subtropische Klima überwärmt den Körper und macht ihn um so aufnah- mefähiger dafür, den Stoff- wechsel durch Strahlenreize anzuregen.

Nachdem man derart in- nerlich gestärkt ist, erwarten dutzende verschwiegener Plätzchen, lohnender Ziele im Herzen der Hohen Tauern Entdeckungsfreudige und eingefleischte Stammgäste.

Zum Beispiel: die Promenade Gasteiner Höhenweg, an der Westflanke des Gamskarko- gels vorbei, mit Aussicht auf die idyllisch im Tal gelegenen Kurorte, mit Fernblick bis zum Stubnerkogel, zur Türchlwand, zum Bernkogel.

Bergtouren und Höhenwan- derungen werden in allen er- denklichen Schwierigkeits- graden angeboten, bewährte Strecken für gemächliche Radler wie für unterneh- mungslustige Mountainbiker gleichermaßen. Das Bunte am Himmel sind die Dra- chenflieger.

Wintersportler haben die Wahl zwischen Loipe und Eislauf, Eisstockschießen und Rodelbahn und über fünfzig Skiliften; und überdies alle Mühe, 250 Kilometer Piste ei- nigermaßen kennenzulernen.

Die Steilhanglage im schluchtartigen Gelände sorgt für die scharfen Kontraste der Architektur des Ortes mit der für romantische Geister schroffen Landschaft im Hin- tergrund. Mittendurch stürzt sich kaskadenartig die Ache — jene Ache, die Bismarck sei- nerzeit seine Pflichten verges- sen ließ. Eine Nachlässigkeit, die dem späteren Reichskanz- ler noch schwer zu schaffen machen sollte. Königin Elisa- beth gibt er zur Antwort:

„Wenn der König sich nicht anders entschließt, so werde ich gehn, und dort (in Frank- furt) seine Geschäfte machen, aber nicht als Minister nach Berlin zurückkehren."

Scharen von Poly- und Spondylarthritis-Patienten haben den Aufenthalt im Al- penkurpark nicht bereut; Gä- ste mit geplagten Gelenken verspürten deutliche Besse- rung. Das gleiche gilt für Al- lergien, Asthma bronchiale, Weichteilrheumatismus.

Nicht anzuraten ist die Ra- donkur bei akuten Erkran- kungen und chronischen In- fekten. Marvin Remmers

Die Gasteiner Meisen hielten Bismarck auf

Mit Verspätung zum Treffen

Wilhelms mit Kaiser Franz Josef

Das Gasteinertal, umgeben von stattlichen Dreitausendern, mit 800-2700 Metern Seehöhe, ist per Flugzeug und Bustrans- fer über Wien, München und Salzburg zu erreichen, über den Intercity-Anschluß oder die Tauernautobahn bis Villach, Spit- tal, Mallnitz, Tauernschleuse. Der Heilstollen im Innern des Radhausbergs schließt Mitte Oktober, bis in den Januar hinein.

Für Ausflüge wie geschaffen sind die Naturhöhle Entrische Kirche, Burg Klammstein, Gasteiner und Montanmuseum Ho- he Tauern in der Knappensiedlung Altböckstein, der Schau- stollen Mühlbach mit eindrucksvollem Anschauungsunterricht durch die Jahrhunderte des Kohle- und Kupferabbaus, Denk- malhof Kösslerhäusl, Schloß Goldegg (Rittersaal, Fresken, Heimatmuseum). Kur- und Fremdenverkehrsverband Badga- stein: 00 43/64 34/2 53 10; Bad Hofgastein: 64 32/7 11 00, Dorf- gastein: 64 33/2 77.

A1-334 (104) Dt. Ärztebl. 89, Heft 5, 31. Januar 1992

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