A 1268 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 25|
21. Juni 2013DIABETESFORSCHUNG
Künstlicher Pankreas
Experten des Grazer Joanneum Re- search (JR; www.joanneum.at) ar- beiten im Europäischen Verbund- forschungsprojekt SPIDIMAN (Single-Port Insulin Infusion for Improved Diabetes Management) an einem tragbaren System, das Pa- tienten mit Diabetes mellitus dabei unterstützt, den Blutzuckerspiegel zu messen und zu berechnen. Das System soll zusätzlich dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel exakt gehalten wird – damit fungiert es als künstliche Bauchspeicheldrüse.
Das Projekt bedient sich der so - genannten Single-Port-Technologie:
Über einen integrierten Katheter würden gleichzeitig der aktuelle Glu- kosewert gemessen und die passen- de Insulindosis berechnet, erläuterte Martin Hajnsek, Leiter des JR-
Health-Instituts und technischer Pro- jektleiter im EU-Projekt. Das De - vice wird im Fettgewebe am Bauch verankert und wie ein herkömmli- cher Katheter nach drei Tagen aus- gewechselt. Durch eine neue Glu - kose-Sensor-Technologie soll die Messung verbessert, dadurch eine genauere Insulinzufuhr ermöglicht und damit eine bessere Blutzucker- einstellung beim Patienten erreicht werden. So lautet das Ziel des auf vier Jahre angelegten Projektes.
Die Glukosekonzentration im subkutanen Fettgewebe am Bauch wird über optische Sensoren, die besonders stark auf Glukose an- sprechen, bestimmt. Der Sensor, der mit einem Fluoreszenzfarbstoff beschichtet ist, wird transkutan von einer Lichtquelle angeregt und
schickt seine Messungen als feinste Signale wieder durch die Haut, wo sie von einem Detektor an der Hautoberfläche aufgenommen wer- den. Ein Algorithmus aus den Glu- kosemesswerten soll die Insulinzu- fuhr genauestens berechnen können und die integrierte Insulinpumpe im geschlossenen Kreislauf steuern.
Im Projekt kooperieren Forscher aus Universitäten, Kliniken und außeruniversitären Forschungsein- richtungen. Unter anderem arbeiten sie daran, die neuartige Glukose- messung zu optimieren, bestehende Kontrollalgorithmen zur Blutzu- ckereinstellung an die Sensortech- nologie anzupassen und das außer- halb des Körpers befindliche opti- sche Lesegerät für die Messwerte weiterzuentwickeln. EB
CHIRURGISCHER KLEBER
Einsatz bei Brustkrebsoperationen
Eine Serie von drainagefreien Brustkrebsoperationen mit dem chirurgischen Kleber „TissuGlu“
des US-amerikanischen Herstellers Cohera Medical, Inc. (www.cohera med.de), ist erfolgreich verlaufen.
Die Erfahrungen mit den am Sankt- Gertrauden-Krankenhaus in Berlin (Prof. Dr. med. Jens-Uwe Blohmer) und am Klinikum rechts der Isar, München (Dr. med. Stefan Paepke), durchgeführten Eingriffen deuten darauf hin, dass Frauen bei be- stimmten Brustkrebsoperationen (Ablatio, Mastektomie) künftig auch ohne Drainagen versorgt wer- den könnten.
Bislang ist es üblich, nach einer Entfernung der Brustdrüse mindes- tens eine Drainage zu legen, um die Wundflüssigkeit abzuleiten. Drai- nagen sind für die Patientin jedoch sehr unangenehm und erfordern zu- dem einen längeren Klinikaufent- halt. „Unter Operateuren sind die Einschränkungen und Nachteile ge-
schlossener Saugdrainagen bei sol- chen Eingriffen schon länger be- kannt“, meinte Blohmer im Rah- men der Charité-Mayo-Conference in Berlin.
Der chirurgische Kleber kann beim Verschließen der Operations- wunde eingesetzt werden. Bei dem Kleber handelt es sich um ein nie- dermolekulares hochverzweigtes Präpolymer. Während der Appli - kation binden die Enden des Mole- küls an die Gewebeoberfläche, die Gewebeflüssigkeit reagiert mit den ungebundenen Enden der Molekü- le, so dass sich diese miteinander verbinden und große Polymerketten
bilden. Ein Netzwerk aus Polymer- ketten entsteht. Dieses ermöglicht, dass der Kleber weich und flexibel bleibt, dabei aber auch das Gewebe stark zusammenhält. Dadurch ver- hindert er die Bildung von Seromen und unterstützt die natürliche Hei- lung – eine wichtige Voraussetzung für den Beginn weiterer Therapien, die im Anschluss an eine Brust- krebsoperation notwendig sind.
Blohmer und Paepke haben die neue drainagenfreie Technik in ei- ner Reihe von Mastektomien er- probt und planen jetzt eine Studie, um das Verfahren weiter zu unter-
suchen. EB
Applikator des chirurgischen Klebers
Foto: Cohera Medical