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Entwicklungsumgebungen zur schnellen Reglerdimensionierung

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Academic year: 2022

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ME SS- U N D R E G E LTE C H N I K

Thorsten Lang , Braunschweig

Entwicklungsumgebungen

zur schnel len Reglerd imensionierung

Wie in vielen anderen technischen Branchen ist auch in der Hydraulik oder Landtechnik eine starke Zu­

nahme von geregelten Systemen und ein Anwachsen der technischen Anforderungen an diese Regelkrei­

se festzustellen. Die Ansprüche an eine größere Funktionsvielfalt bei gleichzeitiger Verkürzung der Ent­

wicklungszeiten von Steuergeräten steigen rasant. Mit welchen Werk­

zeugen - sowohl im Forschungsbe­

reich als auch für industrielle An­

wendungen - heute Regler schnell ausgelegt und in Elektronikeinhei­

ten umgesetzt werden können, soll hier kurz beschrieben werden.

D ipl.-lng. Thorsten Lang ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für La ndmaschinen und Fluidtechnik (Leiter: Prof. D r.-lng. H.·H. Harms) der Technischen Universität B raunschweig, Langer Kamp 1 9a, 38106 Braunschweig, e-mail: t.lang@tu­

bs.de.

Schlüsselwörter

Reglerauslegung, elektronische Steuerungen, Programm ie rwe rkze u g e

Keywords

Control design, electronic control unit, program­

ming-tools

1 50

U

m den Entwicklungstrend von digital­elektronischen Steuerungen in mobilen Fahrzeugen zu beschreiben, lohnt sich neben der Analyse der eigenen Branche auch ein Exkurs in zwei verwandte Gebiete.

1. Nach Angaben des Verbandes der Deut­

schen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) haben sich im Anlagenbau in den letzten 30 Jahren die Investitionskos­

ten in Mechanik von rund 90% auf 40%

verringert, während sich die Investitionen in Elektronik von 7% auf20% und in Soft­

ware sogar von 4% auf rund 40% steiger­

ten. Somit erlangen die beiden letztge­

nannten Bereiche mit einer Summe von rund 60% Investitionsvolumen eine er­

hebliche innerbetriebliche Bedeutung und können unter Umständen sogar die ent­

scheidenden Größen der Konkurrenz­

fähigkeit bilden.

2. In der Automobilbranche spricht man von einer Verdopplung der Funktionsdichte (also der Anzahl von Funktionen pro Steu­

ergerät) in jeweils fünf Jahren, zuzüglich einem stark wachsenden Anteil von Dia­

gnosefunktionen. Die Länge des Pro­

grammcodes und die Komplexität der Softwareprojektierung wachsen somit ex­

ponentiell.

Beide Beispiele beschreiben natürlich nicht den exakten Trend in der Landtechnik, zei­

gen aber eine Marschroute auf, der mög­

lichst frühzeitig Rechnung getragen werden sollte. Bei zunehmender Vernetzung einzel­

ner Steuereinheiten ist außerdem festzustel­

len, dass unter Umständen eine isolierte Ent­

wicklung einzelner Komponenten (etwa durch externe Dienstleister) im Gesamtkreis zu erheblichen Problemen führen kann, wenn nicht sehr diszipliniert Standards defi­

niert und auch eingehalten werden. Um den oben genannten Anforderungen gewachsen zu sein und sich zu einer beschleunigten Re­

aktion auf veränderte Randbedingungen zu befähigen, empfiehlt sich der Einsatz mo­

derner Entwicklungsumgebungen, die nu­

merische Methoden zur Reglerdimensionie­

rung mit einer flexiblen Hardware verbin­

den. Mit einer solchen Komplettumgebung (Total Development Environment) lässt sich der gesamte Entwicklungsprozess mit wenig Personal und entsprechend weniger Rei-

bungsverlusten im Informationsfluss durch­

führen-von der mathematischen Erstanaly­

se bis zum Festlegen logischer Steuerstruk­

turen und dynamischer Parameter.

Die lineare Reglera uslegung

Die klassische Methode der Reglerdirnen­

sionierung umfasst bekanntlich im ersten Schritt die analytische Modellierung der Re­

gelstrecke, wobei grundlegende physikali­

sche Kenntnisse schrittweise zu einer linea­

risierten mathematischen Gesamtbeschrei­

bung der Regelstrecke führen sollen. In einem zweiten Schritt werden nach bekann­

ten Stabilitätskriterien mathematisch Reg­

lerübertragungsfunktionen berechnet, die zu dem gewünschten Verhalten des geschlosse­

nen Regelkreises führen sollen. Bei vielen realen Anlagen (insbesondere bei hydrauli­

schen Systemen) sind allerdings durch viele Unstetigkeiten und Nichtlinearitäten lineari­

sierte Beschreibungen unzweckmäßig und wichtige Eigenschaften einzelner Kompo­

nenten oft unbekannt.

Die numerische Reglerauslegung Moderne Methoden und die stark angewach­

sene Leistungsfähigkeit von Digitalrechnern erlauben heute die Identifikation von Regel­

strecken. Hierzu wird die reale Anlage mit einem beliebigen Signal angeregt und die Reaktion aufgezeichnet. Aus den Datensät­

zen der Anregung und der zugehörigen Ant­

wort lässt sich durch verschiedene Algorith­

men die Übertragungsfunktion numerisch bestimmen. Zu bedenken ist allerdings, dass zum einen die Messaufzeichnung stochasti­

schen Gesetzen unterliegt, also nur eine Stichprobe mit entsprechender Ungenauig­

keit gegenüber dem tatsächlichen Übertra­

gungsverhalten verwendet wird, und zum an­

deren die Qualität verschiedener Algorith­

men für spezielle Anwendungen stark divergieren kann. Besonderes Augenmerk verdient der Verlauf der Anregung. Wird nur ein eingeschränktes Frequenzspektrum ab­

gedeckt (etwa in Form einer festfrequenten Sinus-Schwingung), kann die gefundene Übertragungsfunktion auch nur einen einge­

schränkten Gültigkeitsbereich besitzen.

54. Jahrgang LANDTECHNIK 3/99

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Grundsätzlich lässt sich mit einer Mischung aus analytischen und numerischen Metho­

den ein Gesamtmodell nahe an die Realität annähern. Für die Dimensionierung des Reglers kommen nun die linearen Schulme­

thoden oder ebenfalls numerische Verfahren zur Anwendung. Beispielsweise die Vorgabe von definierten unscharfen Wertemengen (Fuzzy-Regler), die numerische Optimie­

rung einer Schar von Variablen in Unglei­

chungen, welche die Eigenschaften des geschlossenen Regelkreises beschreiben (Gütevektoroptimierung) oder die Parame­

tervariation des Reglers im geschlossenen Kreis mit Vorgabe des gewünschten Ant­

wortverhaltens im Zeitbereich für definierte Anregungen (etwa Sprungantwortvorgabe ).

Die letztere Methode entspricht im Grunde dem Vorgehen eines Praktikers, der so lange alle Parameter verstellt, bis ein befriedigen­

des Gesamtergebnis erreicht wird. Die Kunst hierbei liegt in der Angabe sinnvoller Start­

werte und der Einschränkung von Freiheits­

graden.

CASE -Tools

Unter einem CASE-Tool (Computer-Aided­

Software-Engineering) wird ein Werkzeug zur meist grafischen Programmierung und der automatischen Erzeugung von Maschi­

nencode ("Autocode") verstanden. Der Vor­

teil einer solchen Entwicklungsumgebung ist der Ausschluss von zeitraubenden Syn­

tax- und Semantikfehlern während der Ent­

wicklungsphase im Vergleich zur manuellen Programmierung in einer Hochsprache (et­

wa "C"). Die grafische Eingabe ist in der Re­

gel leicht erlernbar und verkürzt Einarbei­

tungszeiten erheblich. Als Programmbei-

spiele können unter anderem Statemate®, MatrixX® oder Matlab/Simulink® genannt werden, wobei letzteres wegen seiner weiten Verbreitung im universitären Bereich am In­

stitut für Landmaschinen und Fluidtechnik eingesetzt wird. Neben der Generierung von Autocode stehen eine Reihe von linearen und nichtlinearen Verfahren zur Messwert­

analyse und Reglerauslegung bereit.

Rapid-Controi-Prototyping

Die Verbindung eines Case-Tools zur Reg­

lerauslegung und Erzeugung von Autocode mit einer leistungsfahigen und flexiblen Hardware ermöglicht den schnellen Aufbau eines Reglerversuchsmusters. Die zu regeln­

de Anlage ist auf Knopfdruck sofort und oh­

ne weitere Zwischenschritte steuer- und re­

gelbar. Im Institut für Landmaschinen und Fluidtechnik sind kommerzielle Lösungen der Firma dSpace® mit ausreichender An­

zahl an analogen und digitalen Ein-und Aus­

gängen im Einsatz. Das Herzstück bildenje­

weils digitale Signalprozessoren, die sehr hohe Abtastraten und Untersuchungsgenau­

igkeiten ermöglichen.

Hardware-ln-The-loop

Wenn die endgültige Reglerstruktur gefun­

den und auf die preiswerte Zielplattform ei­

nes Steuergerätes gebracht ist, folgt übli­

cherweise ein genauer Test der Funktionen.

Beim Hardware-In-The-Loop-Test wird das Steuergerät mit dem Rapid Prototype ver­

bunden und mit der aus der Entwicklungs­

phase bekannten Simulation der Strecke be­

lastet. So lassen sich auch Tests in physikali­

schen Grenzbereichen und für Maschine

Total Development Environment (TDE)

Electronic Control Unit

(ECU)

.. .

Hardware-

! n-The-Loop ( H I L)

Rapid Prototype

''VV\ff!l·fVV'' Rapid Control

--

Prototyping

..

(RCP)

CAS E­

Tool

PC

Bild 1: Prinzip einer umfassenden Entwicklungsumgebung für Steuergeräte Fig. 1: Principle of a comprehensive deve/opment environment for a cantrot unit

54. Jahrgang LANDTECHNIK 3/99

Real Plant

oder Mensch gefahrliehen Betriebszustän­

den durchführen. Für die Bearbeitung von FMEA (Fehler-Möglichkeits- und Einfluss­

Analyse) kann dies von großer Hilfe sein.

Wirtschaftlichkeit

Die Investition in ein Total Development En­

vironment kann leicht die Aufwendungen für ein Ingenieursjahr überschreiten. Je nach Ausbildungsstand des betreuenden Perso­

nals kann allerdings schon schnell ein deut­

licher Produktivitätsgewinn festgestellt wer­

den, der je nach Auslastung die Investition innerhalb weniger Jahre amortisiert. Zum Beispiel konnten Studenten praktisch sofort und ohne Einarbeitung Steuer- und Regel­

kreise aufbauen und somit aktiv an For­

schungsarbeiten mit Versuchsständen teil­

nehmen.

Fazit

Die heutigen Anforderungen an die immer mehr an Bedeutung gewinnenden digital­

elektronischen Steuerungen empfehlen die Verwendung numerischer Werkzeuge und automatischer Codegenerierung, wie sie aus der Informatik seit längerem bekannt sind.

Zur Zeit ist der erzeugte Autocode noch zu wenig effektiv, um auf Seriensteuergeräten eingesetzt zu werden, aber erste Anbieter un­

terbreiten bereits Lösungsvorschläge. Die Bewertung des Einsatzes von numerischen Methoden in Kombination mit einer TDE in der Praxis und die Beurteilung numerischer Reglerauslegung speziell :für hydraulische Anwendungen sind Gegenstand von Unter­

suchungen am Institut für Landmaschinen und Fluidtechnik.

Literatur

[1] Hanse/mann. H.: DSP in der Regelungstechnik:

The Tota l Development Environment, Embedded l ntelligence'96, 14.-16. Februar, Sindelfingen [2] Lang, T : Schnelle Reglerauslegung in der

Hydraulik. 56. Internationale Tagung Landtechnik VDI/MEG 1998, Gare hing

[3] Weisser. M und ß_ Rüger: Rapid Prototyping - Ein Weg, neue Funktionsideen schneller umzuset­

zen. ATZ Automobilte chnische Zeitschrift 57 ( 1 996), S. 108 - 1 1 5

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