• Keine Ergebnisse gefunden

Einsatz einer Hochdruck-Vernebelungsanlage zur Kühlung eines Mastschweinestalls

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Einsatz einer Hochdruck-Vernebelungsanlage zur Kühlung eines Mastschweinestalls"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

3.2011 | landtechnik

Bauen und Planen 191

Bernd Lehmann, Jochen Baumeister und Klaudia Klindtworth

Einsatz einer Hochdruck-

Vernebelungsanlage zur Kühlung eines Mastschweinestalls

Die Haltung von Mastschweinen erfolgt heute überwiegend in geschlossenen und zwangs­

belüfteten Ställen. Da Schweine ein begrenztes Anpassungsvermögen an hohe Umgebungs­

temperaturen haben, wird für die Schweinehaltung in Sommerperioden der Einsatz von Kühlungssystemen diskutiert. Eine Möglichkeit stellen Hochdruck­Vernebelungsanlagen dar.

Die vorliegende Studie untersuchte über einen Zeitraum von zwei Jahren die Wirkung und die Regelmechanismen einer solchen Kühlungseinrichtung auf die Stalltemperatur während des Sommers. An ausgewählten Sommertagen konnte ein maximaler Kühleffekt von 6 K erreicht werden.

Schlüsselwörter

Schweinehaltung, Mastschweine, Stallklima, Kühlung

Keywords

Pig farming, fattening pigs, climatization, cooling system

Abstract

lehmann, Bernd; Baumeister, Jochen and klindtworth, klaudia

Use of a high-pressure water spraying system for cooling fattening pig houses

landtechnik 66 (2011), no. 3, pp. 191–193, 2 figures Fattening pigs nowadays are mainly kept in closed stables with forced ventilation. Because pigs have only a moderate adaptability to high temperatures, the use of cooling systems is actually in discussion. in this paper, high-pressure water spraying systems are focused on especial effects of cooling and controlling strategies during summer periods. a study has been conducted within a period of two years. as a main result of investigations a maximum cooling effect of 6 k could be verified.

n Im Rahmen des BMELV Modellvorhabens „Land wirt schaft­

liches Bauen 2008–2010 – Kühlung von Schweineställen“ wur­

den Untersuchungen an einem Mastschweinestall mit einer Hochdruck­Vernebelungs an lage (HD­Anlage) als Kühlsystem durchgeführt. Die HD­Anlage der untersuchten Stalleinheit be­

fand sich in einem wärmegedämmten Maststall mit 265 Mast­

plätzen und war direkt im Mastabteil eingebaut (Abbildung 1).

Die Tiere wurden in insgesamt 8 Buchten mit jeweils 33 Tieren gehalten; der Stall verfügte über einen Voll spalten bo den und sensorgesteuerte Flüssigfütterung. Die Luftzuführung erfolgte über eine Porendecke, die Abluft wurde oberhalb des Kontroll­

gangs abgesaugt.

Aufbau der Anlage und Funktionsprinzip

An jeder Längsseite des Stalles waren die Wasserzuleitungen für die HD­Anlage mit je 16 Hochdruckdüsen pro Seite in einer Höhe von 2 m in stalliert. Bei Betrieb der Anlage wurde im Lei­

tungssystem bis zu den Düsen ein Druck ≥ 70 bar aufgebaut.

Die Düsen hatten einen durchschnittlichen Wasserausstoß von 4,3 l/h. Das Wasser wurde als feiner Nebel direkt der Stallluft zugeführt. Der Wassernebel verdunstet, sodass die relative Luftfeuchtigkeit im Stall ansteigt und die Temperatur entspre­

chend der verdunsteten Wassermenge sinkt (adiabat). Die An­

lage bestand aus folgenden Kompo nen ten:

Wasserzuleitung und ­aufbereitung durch zentrale Filter­

n

einheit

Hochdruckpumpeneinheit mit anschließendem Hoch­

n

druckleitungssystem und Hochdruckdüsen

Stallklimasensoren für relative Luftfeuchtigkeit und

n

Lufttemperatur

Steuerungscomputer mit Bedieneinheit

n

(2)

192

3.2011 | landtechnik

Bauen und Planen

Regelungsstrategie

Die HD­Anlage wird über einen Controller gesteuert, der mit dem Lüftungs system gekoppelt ist. Im Klimacomputer ist, ab­

hängig vom Alter der Schweine, die Solltemperatur in der Kli­

makurve vorgegeben. Innerhalb eines Korridors von „Solltem­

peratur + 4 K“ wird zunächst die Luftrate angepasst und die Temperatur im Stallabteil geregelt. Wird der „Sollwert + 4 K“

überschritten, setzt die Kühlung ein (Einschalttemperatur der HD­Analge). Sinkt die tatsächliche Stalltemperatur wieder in den Regelkorridor (Sollwert + 4 K) schaltet die Kühlung wieder ab. Während der Kühlungsphase werden die Sprüh­ und Pau­

senzeit der HD­Anlage durch Berechnung der erforderlichen Wassermengen variiert. Die Sprühintervalle werden dabei von 10 s bis 45 s und die Pausenzeiten zwischen den Sprühinter­

vallen von 10 s bis 0 s (Dauerbetrieb Anlage) geregelt. Steigt die Stalltemperatur über einen Wert von „Solltemperatur + 6 K“

wird zu sätzlich die relative Feuchte im Stall als Regel para meter mitbe rücksichtigt. Dies ist erforderlich, um ein Vernässen des Stallinnenraumes zu verhindern.

In Abbildung 2 ist exemplarisch das Zusammenspiel der beschriebenen Stallklimafaktoren mit den Funktionszeiten der HD­Anlage dargestellt. Aus dem Sommer 2010 sind in der Ab­

bildung dargestellt: die Intensität der Sprühkühlung, die ein­

gestellte Solltemperatur mit der Einschalttemperaturkurve der HD­Anlage, die Begrenzungskurve für die maximal zulässige relative Luftfeuchtigkeit sowie die gemessenen tatsächlichen Stalltemperaturen und relativen Luftfeuchtigkeiten im Stall.

Es wird deutlich, dass die Stalltemperatur im ausgewähl­

ten Zeitraum bis auf sehr wenige Ausnahmen immer über der vorgegebenen Solltemperatur lag. An den Tagen, an denen die HD­Anlage lief, überschritt die Stalltemperatur in allen Fällen die vorgegebene Einschalttemperatur (Solltemperatur + 4 K).

Die maximal zulässige Feuchte im Stall wurde vor allem an den Tagen erreicht, an denen die Sprühkühlung in Betrieb war.

Am 27.07.10 lagen lediglich ein paar wenige Werte geringfü­

Sprühintervalle [s], mittlere Stalltemperatur [°C], mittlere relative Luftfeuchtigkeit im Stall [%] sowie die Regelparameter Solltemperatur [°C], maximal zulässige Feuchte im Stall [%] und Einschalttemperatur [°C] der Sprühkühlung im Zeitraum vom 22.06.–01.08.2010

Fig. 2: Spraying intervals [s], mean temperature [°C], mean rel. humidity [%] as well as control pattern set value temperature [°C], max. rel. humidity [%] and start-up temperature [°C] for cooling in the period of 22.06.2010 to 01.08.2010

Abb. 2

0 10 20 30 40 50 60

22.06.10 24.06.10 26.06.10 28.06.10 30.06.10 02.07.10 04.07.10 06.07.10 08.07.10 10.07.10 12.07.10 14.07.10 16.07.10 18.07.10 20.07.10 22.07.10 24.07.10 26.07.10 28.07.10 30.07.10 01.08.10

Datum /Date Temperatur , °C /Temperature , °C Sphintervall, s / spraying interval, s

0 20 40 60 80 100 120

rel. Feuchte, % /Rel. humidity, % Sprühintervall / Spraying interval Solltemperatur / Set value temperature

mittlere Stalltemperatur / Mean temperature Einschalttemperatur / Start-up temperature mittlere rel. Feuchte / Mean rel. humidity max. rel. Feuchte / Max. rel. humidity

Abb. 1

Versuchsabteil mit Hochdruck­Vernebelungsanlage zur Kühlung (Wasserleitungen mit Hochdruckdüsen zur Vernebelung sind seitlich über den Fenstern montiert)

Fig. 1: Experimental housing with adiabatic cooling system (water pipes and high-pressure nozzles installed directly in the stable above the windows)

(3)

3.2011 | landtechnik

193

gig über der Maximalfeuchte. Hier könnte die Maximalfeuchte begrenzender Faktor für den Ein satz der Sprühkühlung gewe­

sen sein. Es ist jedoch zu erkennen, dass am 27.07.10 nicht die Maximalfeuchte dazu führte, dass keine Vernebelung statt­

fand. Hier erreichte die Stalltemperatur nicht die notwendige Einschalttemperatur für die Kühlung (Solltemperatur + 4 K = Maximaltemperatur).

Einsatzergebnisse und -erfahrungen

Der untersuchte Modellbetrieb verfügte über mehrjährige Er­

fahrungen im Einsatz einer HD­Anlage zur Optimierung der Stallklimasituation in der Schweinemast. Neben dem Brechen von Temperaturspitzen in den Sommermonaten (bis zu 6 K) setzte der Betriebsleiter die Anlage zusätzlich in der Heizperio­

de zur Erhöhung der relativen Luftfeuchte ein. Im Versuchsstall belief sich die notwendige zusätzliche Investition auf 17,55 €/

Mastplatz (ohne Montage). Im Untersuchungszeitraum lief die Kühlung insgesamt 159 h und verbrauchte dabei eine Wasser­

menge von 21,3 m3. Der Stromverbrauch der HD­Anlage belief sich auf 239,5 kWh, was einem Anteil von 2,5 % am Gesamt­

stromverbrauch entsprach. Seit Inbetriebnahme der Anlage (2 Jahre) mussten 7 von 32 Düsen ausgewechselt werden. Di­

rekte Auswirkungen der HD­Anlage auf das Emissionsverhal­

ten der Stalleinheit bezüglich Ammoniak konnten in den Un­

tersuchungen nicht nachgewiesen werden. Allerdings wären hierfür weitere und deutlich aufwendigere Untersuchungen von Nöten. Die technische Funktion der Anlage war während des Untersuchungszeitraumes immer gegeben, wobei sich als

Schwachstelle die Hochdruckdüsen herausstellten. Diese sollten regelmäßig geprüft werden, um im Bedarfsfall einen störungsfreien Einsatz der Kühlanlage zu gewährleisten.

Schlussfolgerungen

Die Diskussion technischer Kühleinrichtungen in der Nutztier­

haltung hängt zweifelsohne mit der Häufigkeit und Dauer heißer Sommerphasen zusammen. Diese definieren den eigentlichen Kühlbedarf. Der Einsatz von Hochdruck­Vernebelungsanlagen in geschlossenen Ställen erfordert eine sorgfältige Abstimmung mit der Stallklimaführung sowie eine ausreichende Beobach­

tung durch den Betreiber. Unter „Extrembedingungen – trocken und heiß“ lassen sich grundsätzlich deutliche Temperaturab­

senkungen erreichen. Auf dem Modellbetrieb wurde die Kühl­

anlage zusätzlich zur Luftbefeuchtung im Winter eingesetzt und damit als Maßnahme zur Gesamtoptimierung des Stallklimas, was dem technischen Aufwand eher gerecht wird.

Autoren

Prof. Dr. agr. Bernd Lehmann ist Professor für Landtechnik, Bauwesen und Physik, Dipl.-Ing. (FH) Jochen Baumeister ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet und Dipl.-Ing. agr. Klaudia Klindtworth war befristete wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Studiengang Landwirtschaft, Am Krümpel 31, 49090 Osnabrück, E-Mail: b.lehmann@hs-osnabrueck.de

Danksagung

Das Modellvorhaben wurde durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziell gefördert.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Gehalte an erwünschten Fettsäuren (Omega-3 und CLA), die sich auch positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken sollen, sind in der Weidemilch höher im Vergleich zu Milch

Um nun nochmals auf die überhaupt zulässige Schiebergrösse zurückzukommen, müssen wir das Vorhergehende in Betracht ziehen, woraus hervorgeht, dass man ganz gut eine Maschine von

Zum ersten Mal überhaupt konnten auf einem Schweizer Bauernhof erfolgreich Shrimps produziert werden.. Geschafft hat das die Familie Kunz aus Burg-

Presented in the diagram (from summer 2010) are: the intensity of the mist cooling, the predetermined required temperature with the start-up temperature curve of the

Die Bilanzierung hat ergeben, dass in der Rinder- und Schwei- nehaltung für die Elemente Chrom, Blei, Zink, und in der Schweinehaltung zusätzlich für Nickel und Kupfer, die

The stable balances for different livestock farms with cattle and pig production showed that the output levels of chromium, lead and zinc with animal products and manure fre-

Ob ein Stallwechsel oder die Einstellung eines neuen Pferdes geplant ist, solche Veränderungen bedeuten für Pferd und Mensch eine grosse Belastung.. Es kann eine

• Schwer silierbares Futter, TS- Gehalt unter 25 Prozent: Der Einsatz von chemischen Pro- dukten wird empfohlen, da diese direkt wirken und da- durch in der Regel eine siche-