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Einfluss eines Qualifikationsprogramms auf Akzeptanz und Nut- zung von Informationstechnologien durch Landwirte in Bayern

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Academic year: 2021

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Einfluss eines Qualifikationsprogramms auf Akzeptanz und Nut- zung von Informationstechnologien durch Landwirte in Bayern

KARIN ROSSKOPF, MÜNCHEN

Abstract

Information technology in agriculture – often a problem of adoption through farmers. Past re- search results mostly display slow adoption. One of the restricting factors is supposed to be the lack of computer training. Subject of this article is a new training concept developed by the Ba- varian Ministry of Agriculture in Munich, Germany. Since January 2001, farmers and their fam- ily members get specialised 2-3 days trainings in computer basics, text processing, calculation and the use of the Internet. Already more than 4,000 farmers participated in trainings. By July 2001, there are some signs for an increased adoption rate, for example the outcomes of a train- ing evaluation and the use of different transfer means for the central cattle database.

1 Einführung

Internet, World Wide Web, E-commerce, Online-Handel, Multimedia – diese Begriffe sind heute für viele Landwirte schon längst keine Fremdwörter mehr, sondern oft schon Bestandteil des täglichen Lebens. Die Landwirte können bereits Maschinen, Dünger oder Saatgut über das Inter- net online handeln. Doch längst nicht alle Landwirte können dieses Angebot in Anspruch neh- men. Es gibt immer noch viele Hindernisse, die einer Nutzung des Computers, nicht nur dem Online-Handel, im Wege stehen: Mangelhafte EDV-Kenntnisse, Kosten, ’Nicht-Überzeugtsein’

vom wirtschaftlichen und sonstigem Nutzen, kein Interesse, keine Ausstattung usw. (Gelb et. al., 2000).

Die Nicht-Nutzung scheitert meist nicht mehr an dem Problem, dass auf den landwirtschaftlichen Betrieben kein Computer vorhanden ist. Bei einer im Frühsommer 2000 durchgeführten Studie bei 483 landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieben in Baden-Württemberg gaben 90% der Be- fragten an, einen oder mehrere Computer zu besitzen, von der Gruppe mit Computern besitzen 65% einen Zugang zum Internet (Doluschitz, Pape, 2001). Es ist zudem anzunehmen, dass der Anteil der Landwirte mit PC in Bayern insgesamt etwas niedriger liegt, aktuelles und repräsenta- tives Za hlenmaterial ist leider nicht verfügbar.

Um etwaige Hindernisse auszuräumen und die EDV- und Internetnutzung bei den Landwirten in Bayern voranzutreiben, wurde das Bildungsprogramm ’Qualifizierungsoffensive – Internet für Bäuerinnen und Bauern’ vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten ins Leben gerufen. Zielgruppe des Programms sind landwirtschaftliche Betriebe. Davon gab es in Bayern im Jahre 1999 insgesamt 154.189, die insgesamt rund 426.000 Arbeitskräfte beschäfti- gen, wobei der Anteil der Haupterwerbsbetriebe bei 44,2% liegt (Bayerischer Agrarbericht 2000).

Im folgenden wird das Qualifizierungsprogramm kurz erläutert, bevor die Akzeptanz und die Indizien für eine verstärkte Nutzung der EDV näher betrachtet werden.

2 Struktur des Qualifizierungsprogramms Zielgruppe

Die Qualifizierungsoffensive wendet sich an alle in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Perso- nen und deren Familienangehörige. Es ist nicht ausgeschlossen, dass mehrere Familienmitglieder an den Kursen teilnehmen.

Finanzierung

In den Jahren 2001 bis 2003 werden für die Qualifizierungsoffensive rund 4,9 Mio Euro aus Lan- des- und EU-Mitteln zur Verfügung gestellt. Die Kursteilnehmer bezahlen DM 10,-- (Euro 5) pro

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Kurstag. Damit sind diese Kurse im Vergleich zu anderen Anbietern (z. B. Volkshochschule) sehr günstig.

Inhalt

Die Basisqualifikation umfasst die Vermittlung von Grundlagen in der Informations- und Kom- munikationstechnik (IuK-Technik) und Kenntnisse zur Internetanwendung in folgenden Modu- len:

Grundlagen in der IuK-Technik:

1. Grundlagen (2-tägig): Einführung in die Funktionsweise und Handhabung eines PCs, mit Schwerpunkt auf Umgang mit Tastatur und Maus im Rahmen vom Betriebssystem Win- dows.

2. Textverarbeitung und Kalkulationsprogramme (3-tägig): Übungen zur Dokumentenerstel- lung, Formatierung, einfache Funktionen und Dokumentenablage.

3. Internet (2-tägig): Vermittlung von Funktionsweise und Bedeutung für den landwirt- schaftlichen Betrieb, elektronische Post und Suchmaschinen.

Internetanwendung:

1. Internet zur Betriebsführung (3-tägig): Überblick über landwirtschaftliche Verzeichnisse und Dienstleistungsangebote speziell auch der staatlichen Beratung. Dieser Baustein be- inhaltet auch einen Überblick über die landwirtschaftlichen Fachprogramme und die Funktionsweise des elektronischen Mehrfachantrags.

2. Der Betrieb als Anbieter im Internet (2-tägig): Hinweise zur Gestaltung eines eigenen In- ternetauftritts und Einrichten von elektronischen Shops.

Durchführung

Die ersten Kurse fanden im Januar 2001 statt. Die Gruppenstärke in einem Kurs beläuft sich im- mer auf 12 Personen, um einen optimalen Lernerfolg durch individuelle Betreuung zu gewähr- leisten. Ein Kurstag umfasst sieben Kur sstunden à 45 Minuten. Die Kurse finden meist an einer Landwirtschaftsschule oder in anderen entsprechend ausgestatteten Bildungseinrichtungen statt.

Es ist möglich, die Kurse im Rahmen des Erwachsenenbildungsprogramm StaBiLplus (Staatli- ches Bildungsprogramm für Landwirte) zu absolvieren.

3 Akzeptanz der Qualifizierungsoffensive Internet

Die Akzeptanz der Qualifizierungsoffensive Internet lässt sich anhand der bereits großen Teil- nehmerzahl erkennen. Am Stichtag 01.03.2001 (eine neuere Statistik wird in Rostock vorgestellt) haben bereits ca. 5.000 Teilnehmer bayernweit an insgesamt 430 Bausteinseminaren (2- oder 3- tägig) über die Grundlagen der IuK-Technik teilgenommen. Kurse zu Internetanwendungen be- suchten ca. 850 Landwirte in 70 Bausteinseminaren. In der Summe bedeutet dies, dass in 500 Kursen ca. 5.850 Teilnehmer weitergebildet wurden. Da jedoch viele Landwirte nicht nur ein Bausteinseminar besuchen, ist von einer Zahl der teilnehmenden Personen von ca. 4.000 auszu- gehen. Beispielhaft soll anhand einer Region die Akzeptanz verdeutlicht werden. Im Zuständig- keitsgebiet des Amtes für Landwirtschaft und Forsten Ebersberg (östlich von München) haben sich bis 01.04.01 bereits Personen von 71 landwirtschaftlichen Betrieben zu Kursen angemeldet, davon zu den PC-Grundlagen 47 Betriebe, Textverarbeitung und Tabellenkalkulation 49 Betriebe und Internet 46 Betriebe. Die Gesamtzahl 71 ist insgesamt niedriger als die Summe der Gesamt- betriebe, da viele Teilnehmer an mehreren Kursen teilgenommen haben. Vergleic ht man die teil- nehmenden Betriebe mit der Gesamtzahl von 1217 landwirtschaftlichen Betrieben (Statistisches Landesamt, 1999) im Landkreis Ebersberg, so konnte bereits in den ersten Monaten eine Teil- nahmequote von 5,8% erreicht werden.

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Weitere Interessen der Teilnehmer im EDV- Bereich (N=85)

25 12

10 4

0 5 10 15 20 25 30

Internet Word & Excel Ldw.

Software Sonstige

4 Indizien für eine verstärkte Computernutzung

Im Rahmen der Kurse wurde jeweils eine Evaluation durchgeführt. Die Verfasserin hat einen Teil der Evaluationsbögen ausgewertet, eine umfangreichere Auswertung wird in Rostock präsentiert.

Als Indizien für eine verstärkte Computer- und auch Internetnutzung sind insbesondere die Grün- de für die Teilnahme und die weiteren Interessen der Teilnehmer im EDV-Bereich von Bedeu- tung (Abb. 1).

Abb1: Teilnahmemotive und Interessen der Teilnehmer (Quelle: eigene Kursevaluation) Es ist zum einen zu erkennen, dass deutlich der Kenntniserwerb in Verbindung mit dem betriebli- chen und privatem Nutzen als Gründe für die Teilnahme im Vordergrund stand. Bei den weiteren Interessen ist die Dominanz des Internets zu erkennen. Aus diesen Zahlen lässt sich eindeutig die Tendenz erkennen, dass die Qualifizierungsoffensive die bestehenden Probleme, u. a. des fehlen- den Wissenstandes, in der EDV- und Internetnutzung wohl zu beseitigen mag.

Als weiteres Indiz, zumindest für eine verstärkte Nutzung des Internets durch Landwirte in Bay- ern, können die Meldewege der HIT-Datenbank evaluiert werden. Die HIT-Datenbank ist ein Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HI-Tier), eine zentrale Datenbank in München zur Identifizierung und Registrierung von Rindern in Deutschland. Jede Tierbewegung (Geburt, Bewegung und Schlachtung) muss in der Datenbank vom Rinderhalter registriert wer- den. Dabei stehen vier verschiedene Meldewege zur Verfügung: Postkarten – vorgedruckte Mel- dekarten, Telefon – Dialog mittels Tonwahl und Sprachmenüs mit zentraler Datenbank, Internet – Online über Dialogprogramm über WWW-Browser mit zentraler Datenbank oder Batch – Mas- sentransfer direkt zur zentralen Datenbank. Betrachtet man die Nutzung der Meldewege, so ist in letzter Zeit ein deutlicher Anstieg durch das Medium Internet zu erkennen (Abb. 2).

Gründe für die Teilnahme (N = 85)

73 61

68 53

75 75

0 20 40 60 80

Grundkenntnisse verbessern Grundkenntnisse erwerben Günstiger Kurspreis Kauf eines PC Persönlicher/Privater Nutzen Betrieblicher Nutzen

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Abb2: Nutzung der Meldewege der HIT-Datenbank (Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten)

Insgesamt gibt es rund 110.000 Meldungen pro Tag, gemeldet von insgesamt 271.496 Rinder- haltern in Deutschland. Für die Datenpflege ist die Online-Meldung die beste Alternative, da ein- deutig eine Reduktion der Fehlerrate erreicht werden kann. Es ist nicht einfach, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Internetmeldungen und dem Erfolg der Qualifizie- rungsoffensive herzustellen, allerdings kann doch angenommen, dass augrund des vorhanden Computers bei etlichen Betrieben dank des Wissenserwerbs in den Kursen nun eine Internetmel- dung stattfinden kann. Im Jahre 2002 wird es einen ersten Modellversuch für den Online-Mehr- fachantrag geben, im Jahre 2005 soll der gesamte Mehrfachantrag für Landwirte dann per Inter- net abgewickelt werden. Spätestens bis zu diesem Zeitpunkt muss faktisch jeder Betrieb nicht nur Zugang zum Internet haben, sondern eine Person des Betriebes muss auch das nötige Wissen zur Internetnutzung besitzen.

6 Literatur

BAYERISCHER AGRARBERICHT (2000): Bayerischer Agrarbericht 2000, hrsg. vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, 2000

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN

(2001): Diverses Zahlenmaterial zur HIT-Datenbank und zur Qualifizierungsoffensive Internet, Prospekte zur Internet-Qualifizierungsoffensive

DOLUSCHITZ, R., PAPE, J. (2000): Erfolgspotentiale für E-commerce im Agrargewerbe. Teil 1: Thematische Einführung und Befragung von Landwirten aus Baden-Württemberg in: Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre (Hrsg.), Hohenheimer Beiträge zur Agrarinformatik und Unternehmensführung, Stuttgart, 2000.

GELB, E., SCHIEFER, G., PARKER, C., ROSSKOPF, K. (2000): Why is the adoption rate by

farmers so slow? (Summary of the EFITA 1999 conference questionnaire and discussion), Israel, 1999, in: Zeitschrift für Agrarinformatik, Ausgabe 04/2000, Kiel 2000.

STATISTISCHES LANDESAMT (2000): Statistisches Jahrbuch für Bayern, München, 2000

Meldungen pro Tag in Bayern

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000

30.11.99 30.12.99 30.01.00 29.02.00 30.03.00 30.04.00 30.05.00 30.06.00 30.07.00 30.08.00 30.09.00 30.10.00 30.11.00 30.12.00 30.01.01 28.02.01 30.03.01 30.04.01

30.11.99 - 04.05.01

Anzahl Meldungen

Postkarte Telefon (IVR) Internet Einzelmeld. Sammelmeldung Total

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