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R 18. Wiesbadener Geriatrie-Kolloquium Tagungen & Kongresse

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Academic year: 2022

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Formen der Mangelernährung kön- nen auf einen krankheitsassoziier- ten Gewichtsverlust (mehr als 10 % des Ausgangsgewichtes in sechs Mo- naten), einen Eiweißmangel oder spe- zielle Defizite an essentiellen Nähr- stoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spu- renelemente) zurückgeführt werden.

Während es bei der Malnutrition vor- nehmlich zur Reduzierung der Fett- masse kommt, steht bei der Sarkope- nie die Verringerung der Muskelmasse im Vordergrund. Die Kachexie in Asso- ziation zu chronischen entzündlichen oder tumorösen Prozessen bedingt gleichermaßen den Abbau von Fett-, Muskelmasse und Gewicht. Folgen der Mangelernährung sind der Abbau von Muskelsubstanz, damit zunehmende Immobilität und erhöhte Pflegebedürf- tigkeit. Vermehrte Komplikationen er- geben sich aus der schlechteren Thera- pie- und Medikamentenverträglichkeit, stärkeren Wundheilungsstörungen und erhöhter Infektanfälligkeit durch die Schwächung des Immunsystems.

Zahnverlust, schlecht sitzende Zahnprothesen, mangelnde Spei-

chelbildung oder medikamentös be- dingte Mundtrockenheit führen zur eingeschränkten Nahrungsauswahl.

Zunehmender Sehverlust kann dazu führen, dass Nahrungsmittel nicht mehr richtig wahrgenommen oder verdorbene Speisen nicht erkannt werden. Durch die Verschiebung der Schwellenwerte für die Geschmacks- qualität »süß, sauer, salzig, bitter«

schmecken »normal« gewürzte Spei- sen fade. Nach einem Schlaganfall, in der Spätphase des Morbus Parkinson, der Multiplen Sklerose oder von Mul- tisystematrophien können neurogene Schluckstörungen zur erheblichen Beeinträchtigung der oralen Ernäh- rung führen. Eine Hiatushernie oder Motilitätsstörung des Magens kann eine höhergradige Refluxösophagitis auslösen, die über Schmerzen, Steno- sierung oder Blutung symptomatisch wird. Bei Verzögerung der Magenent- leerung mit persistierendem Völlege- fühl wird die Mahlzeit frühzeitig abge- brochen. Eine chronisch-atrophische Gastritis ist über den fehlenden In- trinsic-Faktor Ursache für die unzu-

reichende Aufnahme von Vitamin B12. Chronische Durchfallerkrankungen (z. B. chronische Pankreatitis, Sprue) führen über die Malabsorption zur Mangel ernährung und müssen zur ge- zielten Behandlung ätiologisch einge- ordnet werden.

Bei tumorerkrankten Patienten korreliert die Aktivierung der in- flammatorisch katabolen Stoff- wechselveränderungen mit der Re- duzierung des Appetits. Psychische Belastungssituationen, Schmerz- symptomatik und Wasting durch er- höhten Grundumsatz bedingen ei- ne Malnutrition (Anorexie-Kache- xie-Syndrom). Einschneidende biographische Ereignisse, Trauer, einsame Wohnsituation führen zur Vernachlässigung, regelmäßig und ausreichend zu essen. Geringes Ein- kommen und fehlende Hilfsange- bote erschweren die Versorgung mit schmackhaften Speisen.

Schon vor Stellung der Diagnose einer Demenz kann als frühes Sym- ptom ein Gewichtsverlust dokumen- tiert werden. Mit Progression der

Ursachen der Malnutrition aus Sicht der Gastroenterologie

K. Tischbirek

R

und 250 Mediziner, Therapeuten und Pflegekräfte besuchten in diesem Jahr das 18.

Wiesbadener Geriatrie-Kolloquium, welches unter Leitung von Herrn Dr. med. Wolf- gang Knauf, Direktor des Zentrums für Internistische und Geriatrische Medizin der Asklepios Paulinen Klinik erneut am 4. und 5. November im Biebricher Schloss veran- staltet wurde. Wie im letzten Jahr wurde auch das diesjährige Kolloquium in Kooperati- on sowohl mit der Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekam- mer Hessen als auch dem FORUM DEMENZ des Amtes für Soziale Arbeit der Landeshaupt- stadt durchgeführt.

Inhaltlich ging es um die Malnutrition im Alter, also ein Thema, welches äußerst facetten- reich ist. Dementsprechend wurden neben Ursachen und diagnostischen Möglichkeiten aus gastroenterologischer Sicht spezielle Aspekte beim hochbetagten Patienten fokussiert.

Namhafte Referenten aus ganz Deutschland fesselten mit ihren Beiträgen das Auditorium.

Nachfolgend sind die Abstracts der meisten Referate wiedergegeben.

Wiesbaden, 4.–5.11.2011

18. Wiesbadener Geriatrie-Kolloquium

32 | NeuroGeriatrie 1 · 2012

Tagungen & Kongresse

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Altersdemenz steigt das Risiko für einen Gewichtsverlust. Bei mangel- ernährten Patienten erfährt die Er- krankung eine raschere Progredienz, der Ernährungsstatus ist Prädiktor der Mortalität. Geriatrische Patienten

bekommen oft multiple Medikamente verordnet, die auch aufgrund un- überschaubarer Wechselwirkungen appetithemmend wirken und damit einem positiven Lebensgefühl entge- genstehen.

Korrespondenzadresse Dr. med. Klaus Tischbirek Medizinische Klinik I Asklepios Paulinen Klinik Geisenheimer Straße 10 65197 Wiesbaden

E-Mail: k.tischbirek@asklepios.com

Malnutrition – moderne Diagnostik: Was ist möglich – was ist nötig?

C. Hebbecker

Der Ernährungszustand hat eine entscheidende Bedeutung für den Krankheitsverlauf und die Mortalität, eine Abschätzung des Ernährungs- zustandes sollte daher integraler Bestandteil der ärztlichen Untersu- chung sein. Die Anamnese sollte ge- zielte Fragen zu Appetit, Essgewohn- heiten und Geschmacksempfinden beinhalten, darüber hinaus ist die individuelle Gewichtsentwicklung zu erfragen, da ein Gewichtsverlust von mehr als 10 % in sechs Monaten als signifikant gilt.

Neben der Anamnese stützt sich die Diagnose der Malnutrition auf As- sessment-Instrumente, in denen sich wie beispielsweise im Mini Nutritio- nal Assessment auch gezielte Fragen zur Ursachenklärung finden. Bei der körperlichen Untersuchung ist auf einfache Merkmale wie vermindertes Unterhautfettgewebe und Muskel- atrophie zu achten. Spezifische Nähr- stoffdefizite können sich an verschie- denen Organsystemen manifestieren, besonders betroffen sind Haut und Hautanhangsgebilde.

Die Anthropometrie ermögli- cht durch die Messung von Hautfal- tendicken und Körperumfängen an definierten Lokalisationen eine in- direkte Bestimmung der Fett- und Muskelmasse. Als Bedside-Metho- de ist die Untersuchung schnell und einfach durchführbar, von Nachteil ist die hohe Interobserver-Variabili- tät, sodass die Bedeutung der Me- thode für die Malnutritionsdiagnos- tik noch nicht ausreichend gesichert scheint.

Eine Vielzahl von Laborparame- tern, am bekanntesten Albumin, sind prognoserelevant bezüglich Mortali- tät und Krankenhausverweildauer, ein spezifischer Parameter im Hin- blick auf die Diagnose »Mangeler- nährung« findet sich allerdings nicht.

Die Diagnostik eines Mikronähr- stoffmangels sollte gezielt nur bei begründetem Verdacht erfolgen, zu- sammenfassend ist der diagnostische Nutzen von Laborbestimmungen für die Diagnosestellung als gering ein- zustufen.

Mit Hilfe der bioelektrischen Im- pedanzanalyse wird über eine Ände- rung der Körperzusammensetzung eine Änderung des Ernährungszu- standes erfasst. Eine wichtige Indi- kation ist die Bestimmung des Er- nährungszustandes bei Patienten mit Ödembildung. Die einfach durchführ- bare Methode erfordert standardisier- te Untersuchungsbedingungen und ist für ältere Patienten nicht validiert, sodass der Stellenwert für die Malnu- tritionsdiagnostik noch nicht ausrei- chend gesichert ist.

Die Sonographie gibt oftmals be- reits Hinweise auf zugrundeliegende Erkrankungen wie z. B. Malignome, eine chronische Pankreatitis oder ei- ne Sprue.

Zur Detektion von stenosierenden Prozessen, endoluminalen Tumoren und entzündlichen Prozessen im obe- ren Gastrointestinaltrakt kommen hochauflösende Videoendoskope zum Einsatz. Bei der virtuellen Chro- moendoskopie wird die Eindringtie- fe des Lichts begrenzt, sodass man

durch eine verringerte Lichtstreuung eine bessere Abbildung der Schleim- hautoberfläche erzielt. Die Kapselen- doskopie sollte zur Primärdiagnostik einer Sprue außerhalb von Studien nicht eingesetzt werden, da die Me- thode nur eine mäßige Sensitivität aufweist und zudem mit hohen Kos- ten verbunden ist.

Motiliätsstörungen von Ösopha- gus und Magen sind eine häufige Ur- sache für Symptome des oberen Gas- trointestinaltraktes. Die aussagekräf- tigste Untersuchung zur Beurteilung der Ösophagusmotilität ist die hoch- auflösende Ösophagusmanometrie.

Atemtests werden zur Diagnos- tik einer Kohlenhydratmalabsorpti- on eingesetzt. Eine weitere Indikation ist die Bestimmung der Magenentlee- rungszeit als Alternative zur teuren und aufwendigen Y-Szintigraphie.

Ein idealer Test zur Bestimmung der exokrinen Pankreasfunktion exis- tiert derzeit nicht. Der Sekretintest als invasives Referenzverfahren sollte se- lektierten Fragestellungen vorbehal- ten bleiben, die Bestimmung der Pan- kreaselastase im Stuhl weist ebenso wie der 13C-Atemtest eine hohe Sen- sitivität lediglich bei schwerer exokri- ner Pankreasinsuffizienz auf.

Korrespondenzadresse Dr. med. Christian Hebbeker Medizinische Klinik I

Zentrum für Internistische und Geria trische Medizin (ZIGM) Asklepios Paulinen Klinik Geisenheimer Straße 10 65197 Wiesbaden

NeuroGeriatrie 1 · 2012 | 33

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