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Simulation der Bodenanpassung selbstfahrender Arbeitsmaschinen

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57 LANDTECHNIK 5/2002

Matthias Grimsel, Dresden

Simulation der Bodenanpassung selbstfahrender Arbeitsmaschinen

B

ei der Bodenbearbeitung und der Futter- ernte kommen mobile Arbeitsmaschi- nen zum Einsatz, bei denen zwischen Trä- gerfahrzeug und Arbeitsgerät keine feste Zuordnung besteht. Die eigentlichen Ar- beitsorgane werden als dezentrale, mög- lichst autonome Geräte ausgeführt, die über eine Koppelstelle mit mehreren, häufig steu- er- und regelbaren mechanischen Freiheits- graden am Fahrzeug befestigt sind. Durch diese aufgelöste Bauweise tritt die Führungsfunktion des Fahrzeuges in den Hintergrund. Für die Güte der Bodenanpas- sung ist vielmehr eine optimale Auslegung der Koppelstelle maßgebend. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass der bisher übliche Traktor mit auswechselbaren Anbaugeräten zunehmend von speziell entwickelten Selbstfahrern verdrängt wird, bei denen noch höhere Anforderungen an die Fahr- geschwindigkeit und die Arbeitsqualität gestellt werden.

Problemstellung

Ein typisches und gleichzeitig anspruchs- volles Beispiel dafür sind mehrteilige Großflächenmähwerke für die Futterernte.

Bild 1 zeigt einen virtuellen Selbstfahrer mit einem Frontmähwerk am Dreipunktanbau und zwei Seitenmähwerken in Zwi- schenachsbefestigung. Das wichtigste Qua- litätsmerkmal solcher Mähwerkskombina-

tionen ist die Bodenkopierung in unebenem Gelände und bei hohen Fahrgeschwindigkei- ten. Bei einem möglichst minimalen Aufla- gedruck soll ein Abheben der Mähwerke unter allen Umständen vermieden werden.

Ein zu hoher Auflagedruck führt zu vorzeiti- gem Verschleiß der Mähwerke, erhöhtem Leistungs- und Kraftstoffbedarf des Traktors sowie zu einer unerwünschten Bodenver- dichtung. Zusätzlich soll auch der Anstell- winkel möglichst konstant gehalten werden, um einen direkten Bodenkontakt der Schneidorgane oder einen Gutverlust zu ver- meiden. Für den Einsatz in nicht ideal ebe- nem Gelände verfügen die Arbeitsgeräte über eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Da- bei wird der Auflagedruck über mechani- sche oder hydropneumatische Federelemen- te verringert. Durch die Kinematik der Auf- hängung soll gleichzeitig ein konstanter Anstellwinkel sichergestellt werden.

Das Verständnis der Vorgänge bei der Bo- denkopierung wird dadurch erschwert, dass es sich um ein System mit vielen Freiheits- graden handelt, das dreidimensionale Bewe- gungen im Raum ausführt. Im idealen Fall benötigt jedes Mähwerk drei Freiheitsgrade (Hubhöhe, Nickwinkel, Rollwinkel), die un- abhängig voneinander und von den Hub-, Roll- und Nickbewegungen des Fahrzeuges sind. Bei realen Systemen sind jedoch meis- tens nur zwei voneinander unabhängige Freiheitsgrade vorhanden, die von den Fahr-

In der Landtechnik wie auch auf dem Baumaschinensektor werden selbstfahrende Arbeitsmaschinen eingesetzt, deren Anbaugeräte sich in geeigneter Weise an das zu bear- beitende Bodenprofil anpassen müssen. Um die dabei auftretenden Bewegungen zu visualisieren und Hinweise für eine Optimierung der Kinematik oder die Auslegung von Regelsystemen zu gewinnen, wurde ein Simulationsmodell für den Nachvollzug des Bodenprofils ent- wickelt.

Dr.-Ing. Matthias Grimsel ist Angestellter der GWT Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer der TU Dresden mbH und seit 1999 als wissen- schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Landmaschi- nen (Leitung: Prof. Dr.-Ing. habil. G. Bernhardt), Institut für Verarbeitungsmaschinen, Landmaschi- nen und Verarbeitungstechnik der TU Dresden, 01062 Dresden, tätig; e-Mail: grimsel@landmaschi- nen.tu-dresden.de

Schlüsselwörter

Bodenkopierung, Selbstfahrer, Mähwerk, Simulation

Keywords

Ground tracking, sef-propelled machine, mower unit, simulation

Bild 1: Simulation eines virtuellen Selbstfahrers mit drei Mähwerken Fig. 1: Simulation of a virtual SP-mower with three mower units

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zeugbewegungen überlagert und durch mechanische Anschläge begrenzt sind.

Gleichzeitig ist die wirksame Auflagekraft abhängig von der Auslenkung der Mähwer- ke. Da die während des Arbeitsvorgangs auf- tretenden Kräfte und Bewegungen mess- technisch nur schwer zu erfassen sind, ist eine Bewertung der tatsächlichen Bodenko- piergüte in Fahrversuchen häufig nur sub- jektiv möglich. Die konstruktive Aus- führung beruht auf langjähriger Erfahrung, wobei Verbesserungen oder gar eine Opti- mierung bisher sehr zeit- und materialauf- wendig sind.

Lösungsansatz

Am Lehrstuhl Landmaschinen der TU Dres- den wurde in Zusammenarbeit mit der GKN Walterscheid GmbH in Lohmar ein Simula- tionsmodell entwickelt, mit dem die Vorgän- ge bei der Bodenkopierung am Rechner an- schaulich nachvollzogen werden können.

Besonderer Wert wurde auf eine allgemein- gültige, vollständig parameterisierte Model- lierung und auf offene Schnittstellen zu ex- ternen Programmen gelegt. Deshalb wurde auf die Verwendung vorhandener kommerzi- eller Softwarepakete zur Simulation von Mehrkörpersystemen verzichtet.

Die notwendigen kinematischen Glei- chungen wurden weitgehend analytisch auf- gestellt und in der Programmiersprache C/C++ umgesetzt. Für die dreidimensionale Darstellung wurde der Industriestandard OpenGL gewählt. Das Trägerfahrzeug wird durch die Parameter Radstand, Spurweite und Größe der Bereifung charakterisiert.

Neben den geometrischen Abmessungen der Mähwerke oder anderer Arbeitsgeräte kön- nen auch deren relative Lage zum Fahrzeug sowie die Art und Ausführung der Koppel- stellen durch einfache Parameteränderungen variiert werden.

Die zu kopierenden Bodenprofile werden in Form eines Gitternetzes vorgegeben, das auf gemessenen oder künstlich erzeugten Werten basiert. Bild 2 zeigt ein mit Hilfe von Spline-Interpolation aus Messpunkten gene- riertes Bodenprofil, auf dem auch Fahrver- suche mit einer realen Maschine durchge- führt wurden. Alternativ können künstliche Bodenprofile verwendet werden, die sich aus sinusförmigen Bodenwellen von verän- derlicher Höhe und Länge zusammensetzen.

Das Simulationsmodell läuft annähernd in Echtzeit auf PCs unter UNIX oder WIN- DOWS Betriebssystemen. Die Bedienung kann interaktiv oder skriptbasiert erfolgen.

Alle beim Überfahren des Bodenprofils auf- tretenden Bewegungen sind am Bildschirm sichtbar und werden gleichzeitig als Winkel- oder Längenänderungen in Tabellenform ge- speichert. Eine weitere Auswertung und die Nachlaufberechnung von Kräften oder Ge- schwindigkeiten kann mit Standardsoftware wie etwa MATLAB oder SCILAB erfolgen.

Bild 3 erläutert am Beispiel der Anstell- winkel der drei Mähwerke die Auswertungs-

möglichkeiten der Simulation. Beim Über- fahren des stark unebenen Bodenprofils aus Bild 2 mit dem nicht optimierten Selbstfah- rer aus Bild 1 verändern sich die Anstellwin- kel gegenüber dem für ebenes Gelände vor- gegebenen Sollwert in der dargestellten Weise. Dabei treten für jedes Mähwerk un- terschiedliche Abweichungen auf, die zwi- schen den Extremwerten -9° und +6°

schwanken. Andere mögliche Ergebnisse sind zum Beispiel die Hubhöhe und die Querneigung der Mähwerke oder die Län- genänderungen der Hydraulikzylinder.

Durch systematisches Variieren der Anlenk- punkte und Längen der Koppelglieder ist nun eine Optimierung der Kinematik im Hinblick auf die Anstellwinkel oder die Auf- lagekraft der Mähwerke möglich. Gleichzei- tig kann ermittelt werden, welche Längen- und Winkeländerungen bei der Bodenkopie- rung auftreten und wie passive oder aktive Entlastungsvorrichtungen auszulegen sind.

Fazit

Zur Überprüfung der Simulationssoftware wurden Feldversuche mit einem handelsüb- lichen Fahrzeug durchgeführt. Dabei zeigte sich eine gute Übereinstimmung zwischen gemessenen und simulierten Bewegungs- größen. Das Simulationsmodell ermöglicht eine schnelle und einfache Bewertung der Bodenkopierfähigkeit von vorhandenen oder in der Entwicklung befindlichen Syste- men für unterschiedliche Bodenprofile. Es kann Grenzen und Schwachstellen aufzei- gen und Hinweise zu deren Beseitigung lie- fern. Hersteller von Mähwerkskombinatio- nen oder Fahrzeugen, die Interesse an einer Simulation ihres Produktes haben, werden ausdrücklich um Kontaktaufnahme gebeten.

Weitere Simulationsergebnisse sollen im Rahmen eines Vortrages bei der diesjährigen Landtechniktagung am 10./11. Oktober in Halle vorgestellt werden.

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Bild 2: Ein aus Messwerten gewonnenes Bodenprofil Fig. 2: A ground profile genera- ted from the measured points

Bild 3: Berech- neter Verlauf der Anstellwin- kel der drei Mähwerke über der Fahrstrecke Fig. 3: Calcula- ted cutting angles of the three mower units vs. track length

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