E M I S S I O N E N
Klaus Thuneke, Freising
Emissionen Rapsö l
betriebener Dieselmotoren
stelle von Dieselkraftstoff hinsichtlich der Abgase ergeben können, werden nachfol
gend bisherige Erkenntnisse zum Emis
sionsverhalten von Pflanzenöl dargestellt.
Literaturrecherche
Insgesamt wurden 20 Literaturstellen aus den Jahren 1 989 bis 1 997 ausgewertet [7].
Als Kraftstoff fand hauptsächlich Rapsöl in unterschiedlichen Aufbereitungsformen und Qualitäten Verwendung. Zum Einsatz kamen Motorentypen verschiedener Leistungsklas
sen ( 1 3 bis 1 60 kW) und Bauarten, die in un
terschiedlichem Maße für den Betrieb mit Rapsöl geeignet waren. Je nach angewand
tem Abgasprüfverfahren ergeben sich test
spezifische Emissionswerte, die nicht mit
einander verglichen werden können. Auf
grund der insgesamt geringen Datenbasis, werden clie Abgaskonzentrationen nicht ab
solut, sondern relativ zu Dieselkraftstoff an
gegeben.
Kraftstoffe auf Pflanzenölbasis ha
ben aufgrund wesentlicher Um
weltvorteile an Bedeutung gewon
nen. Zur Auswirkung dieser Kraft
stoffe auf das Emissionsverhalten wurden 20 Literaturstellen ausge
wertet. Danach weisen die ermit
telten Emissionen bei den speziell für Pflanzenöl optimierten Moto
ren entweder nur geringfügige Un
terschiede oder Vorteile beim Ein
satz von Pflanzenöl gegenüber Die
selkraftstoff auf Anders sieht es bei konventionellen Dieselmotoren aus.
Schlüsselwörter
Pfla nzenöle, Dieselöle, Emissionsverhalten
Keywords
Vegetable oils, diesei fuel, emission characteristics Dipl.-lng.agr. Klaus Thuneke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bayerischen Landesanstalt für Landtechnik (Vorstand: Prof. Dr. Dr. h.c. (AE) H.
Schön). Vöttinger Straße 36, 85354 Freising, e-mail: thuneke@tec.ag rar.tu-muenchen.de.
Die Arbeiten wurden vom Bayerischen La ndesamt für Umweltschutz gefördert.
1 76
D
Pflanzenölbasis, sei es in Form von ie Verwendung von Kraftstoffen auf Pflanzenölmethylester in konventionellen Dieselmotoren oder als naturbelassenes Pflanzenöl in pflanzenöltauglichen Motoren, trägt zur Schonung endlicher Ressour
cen bei und entlastet die Umwelt durch einen geringeren C02- und SOx-Eintrag in die At
mosphäre als fossile Kraftstoffe. Aufgrund der guten biologischen Abbaubarkeit eignen sich Pflanzenöle besonders gut für den Ein
satz in umweltsensiblen Gebieten und kön
nen dabei einen Beitrag zum Boden- und Gewässerschutz leisten. Trotz dieser bedeu
tenden Umweltvorteile von Pflanzenölkraft
stoffen sind schädliche Auswirkungen von Emissionen, wie etwa unverbrannte Kohlen
wasserstoffe, Stickstoffoxide oder Partikel auf Umwelt und Mensch möglichst gering zu halten. Die Zusammensetzung des Abga
ses hängt maßgeblich vom Ablauf der Ver
brennung im Motor, den Maßnahmen zur Emissionsminderung und den Kraftstoff
merkmalen ab (Bild 1). Weil sich Pflan
zenölkraftstoffe in ihren Inhaltsstoffen und Eigenschaften (Fettsäurezusammensetzung, Viskosität, Flammpunkt, Elementgehalte) grundlegend von mineralischem Diesel
kraftstoff unterscheiden, ist ein verändertes Emissionsverhalten zu etwarten. Um beur
teilen zu können, welche Vor- und Nachteile sich bei der Verwendung von Pflanzenöl an-
Ergebnisse und D iskussion
In Bild 2 sind die Ergebnisse der Literaturre
cherche zusammengefasst. Es zeigt sich, dass die aus den Literaturangaben gemittel
ten Konzentrationen von Kohlenmonoxid (CO), unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) und der Partikelmasse beim Einsatz von Pflanzenöl etwa um 50 % über den Emissionen von Dieselkraftstoff liegen. Ei
ne Erhöhung der Konzentrationen von CO, HC und der Partikelmasse im Abgas bei der Verbrennung von Pflanzenölkraftstoff über das Niveau bei Dieselbetrieb kann auf "un
angepasste", nur bedingt pflanzenöltaugli
che Motoren zurückgeführt werden. Auf
grund der für den niedrig viskosen Diesel
kraftstoff konzipierten Motoren wird das Kraftstoff/Luft-Gemisch im Brennraum nur ungenügend aufbereitet, wodurch es unvoll-
Verbrennungs-_. _ _ ��9.al>!:.Ü_!:�f!ib_r_!JIJ9. -�.D�u_s!_g_a§ re_!u_m. _ _
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Combustion clean1ngKraftstoffkennwerte Verbrennungsverfahren Fuel Characteristics Combustion Method (101/Dil - Fettsäuremuster
- Viskosität - Zündwilligkeit - Gesamtverschmutzung - Elementgehalte
(P,S,CI ... ) - Wassergehalt - Oxidationsstabilität
- Indirekt einspritzende Verfahren - Direkteinspritzverfahren Betriebszustand State of Operation - Drehzahl
· Last - Temperatur
Abgasnach
behandlung Exhaust Gas Aftertreatment - Abgasrückführung
• Oxidationskatalysator
· Denex-Katalysator - Partikelfilter
Bild 1: Einflussfaktoren auf die Zusammensetzung von Abgasemissionen Fig. 1: Effects an the composition of exhaust gas emissions
Abgas Exhaust gas
Abgaskomponenten Exhaust Gas Components HC, CO, NO., Partikel PAH, BTX,
Aldehyde/Ketone Dioxine/Furane
54. J a h rgang LANDTECHNIK 3/99
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0 0 Motoren für Pflanzenöl und Dieselkraftstoff
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Bild 2: Abgasemissionen pflanzenölbetrie
bener Dieselmotoren im Vergleich zu Die
selkraftstoff- Litera
turrecherche
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ständig verbrennt. Zudem erschwert der höhere Siedepunkt von Rapsöl das Abdamp
fen des Kraftstoffilms von den Brennraum
wänden des Motors, was die Entstehung un
verbrannter oder teilverbrannter Kohlenwas
serstoffe begünstigt (vor allem im unteren Lastbereich oder bei kaltem Motor). Durch eine veränderte Einspritztechnik (Düsen
bauweise, höherer Einspritzdruck), Verle
gung des Zündzeitpunkts sowie Erhöhung des Verdichtungsverhältnisses kann der Ver
bremlungsprozess ftir Pflanzenöl verbessert werden, so dass bei einem optimierten Mo
tor die Konzentrationen von CO und HC so
wie der Partikelmasse im Abgas gleich hoch oder auch niedriger sein können als bei Die
selbetrieb (Bild 2). Hierbei kann sich der im Pflanzenölmolekül enthaltene Sauerstoff und der äußerst geringe Schwefelgehalt von Pflanzenöl positiv auf die Reduzierung der Emissionen (vor allem Partikel) auswirken.
Zu den wichtigsten Faktoren, die die Entstehung von Stickstoffoxidemissionen (NOx) begünstigen, gehören hohe Brenn
raumtemperaturen, großes Sauerstoffange
bot sowie genügend ftir die Bildung zur Ver
fUgung stehende Zeit. Diese Bedingungen wirken sich gleichzeitig emissionsmindernd auf die HC-Emissionen auf, so dass eine HC optimierte Motoreinstellung immer mit ei
nem Anstieg von NOx verbunden ist und um
gekehrt. Die vorliegende Literaturauswer
tung ergibt nur geringfügige Unterschiede der NOx-Konzentration beim Einsatz von Pflanzenöl im Vergleich zu Dieselkraftstoff.
Trotz der im allgemeinen höheren Brenn
raumtemperaturen bei Pflanzenölmotoren kann schnelleres Verbrennen des Pflanzenöl
Kraftstoffs im Motor (geringe Temperatur
spanne zwischen Siedebeginn und Siede
ende) einer thermisch bedingten NOx-Er
höhung entgegenwirken. Die NOx
Emissionen eines für Pflanzenöl optimierten Motors sind im unteren Lastbereich und bei mittlerer Drehzahl häufig niedriger, unter Vollast dagegen höher als bei einem optima
len Dieselmotor [ 1 ] .
Der im Vergleich zu mineralischem Diesel deutlich niedrigere Schwefeldioxid-Ausstoß bei der Verwendung von Pflanzenölkraft-
54. Jahrgang LANDTECHNIK 3/99
of all values n = 6
i
- Minimum
Fig. 2: Exhaust gas emissions of diesei en
gines fue/d with ve
getab/e oi/, compared to diese/ fue/ operated engines - bibliogra
phic references
stoffen ist auf deren annähernde Schwefel
freiheit zurückzuführen. Aufgrund des von Natur aus geringen Schwefelgehalts sind Pflanzenölkraftstoffe besonders gut für den Einsatz in Verbindung mit Oxidationskataly
satoren geeignet.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasser
stoffe (PAH) entstehen in den sauerstoffar
men Bereichen einer Flamme bei hohen Temperaturen und in kurzer Reaktionszeit.
Die Summe der emittierten PAH entspricht im Mittel aller ausgewerteten Literaturstel
len in etwa den Angaben für Dieselbetrieb.
Bei Betrachtung aller 24 Einzelangaben sind sowohl deutlich niedrigere aber auch bis zu 2,8mal so hohe PAR-Werte feststellbar (Bild 2). In mehreren Untersuchungen konnte beim Einsatz von Pflanzenöl ein deutlicher Rückgang insbesondere der als kanzerogen eingestuften oder verdächtigten PAR-Kom
ponenten nachgewiesen werden [3, 4].
Die Aldehydemissionen stehen im Ver
dacht, den bei der Verbrennung von Pflan
zenöl typischen Abgasgeruch zu verursa
chen. Als Zwischenprodukt bei der Oxidati
on von Kohlenwasserstoffen verhält sich die Konzentration von Aldehyden im Abgas prinzipiell ähnlich der von unverbrannten Kohlenwasserstoffen. Die ausgewerteten Li
teraturstellen zeigen jedoch bei der motori
schen Verbrennung von Pflanzenölkraftstof
fen einen Anstieg bei den Aldehyden im Durchschnitt auf mehr als das Doppelte im Vergleich zu Dieselkraftstoff, was teilweise auf den höheren Sauerstoffanteil im Kraft
stoff zurückgeführt werden kann [ 6]. Durch die Verwendung von aufgeladenen Motoren sowie beim Einsatz von Oxidationskatalysa
toren können die Aldehydemissionen deut
lich reduziert werden.
Fazit
Durch den Einsatz von Pflanzenölen kann aufgrund einer Reihe von Vorteilen (etwa günstigere C02-Bilanz, gute biologische Ab
baubarkeit) ein Beitrag zur Entlastung der Umwelt geleistet werden. Die Abgasemis
sionen können beim Einsatz von naturbelas
senem Pflanzenöl in daftir optimierten Mo-
toren Vorteile gegenüber Dieselkraftstoff aufweisen. Die angestrebte weitere Reduzie
rung der Emissionen ist am besten durch ei
ne gegenseitig abgestimmte Weiterentwick
lung von Kraftstoff, Motor und Abgasrei
nigung zu erreichen. Insbesondere bei Pflanzenöl kann der Verbesserung der Kraft
stoffqualität ein großes Potential eingeräumt werden, da sich während des Produktions
verfahrens zahlreiche Optimierungsmög
lichkeiten bieten.
Untersuchungen zum Emissionsverhalten RME-betriebener Motoren liefern tendenzi
ell vergleichbare Ergebnisse auf breiterer Datenbasis [2]. Bei moderner Motor- und Katalysatortechnik ergeben sich auf generell sehr niedrigem Emissionsniveau nur noch geringfügige Unterschiede zwischen RME
und Dieselbetrieb.
Literatur
Bücher sind mit • gekennzeichnet
[1] Kampmann, J.: Dieselmotor mit Direkteinspritzung für Pflanze nöl. MTZ Motortec hnische Zeitschrift, 54, ( 1 993), N r. 7/8, S. 378 - 383
[2] Kern, C_ und B.A. Widmann: Bewertung der Emissionen von Dieselmotoren beim Betrieb mit Kraftstoffen auf Pflanzenölbasis und minerali
schem Dieselkraftstoff - Datenauswertung der bisherigen Labor- und Flottenversuche. Ab
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sterium für Landesentwicklung und Umweltfra
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[3] Krahl, J. und G. Vellguth: Vergleichende Unter�u
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schungsanstalt für Landwirtschaft Braun
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[4] • May, H., W Dietrich. U. Hattingen und C. Birkner.
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[5] • Prescher, K. und A Stanev. Die Aldehydemission von Dieselmotoren in Abhängigkeit von der Kraftstoffqualität und Maßnahmen zur Verringe
rung. ln: Essers, U. (Hrsg.): Dieselmotorentechnik 98, Expert-Verlag, Renningen-Malmsheim, 553, 1 997, S. 1 52 - 1 73
[6] Schulz, H., G. Bandeira de Melo und F Ousmanov.
Volatile Drganic Garnpounds and Particulates as Constitutes of Diesel Engine Exhaust Gas. Fuels, 1 st International Colloquium, 1 6. and 17. 1 . 1 997;
Ed. Ba rtz, W.J.; Esslingen, Germany, S. 1 1 1 - 1 23 [7] Thuneke, K.: Emissionsverhalten von pflanzenöl
betriebenen BHKW-Motoren in Abhängigkeit von den Inha ltsstoffen und Eigenschaften der Pflanzenölkraftstoffe sowie Abgasreinigungssy
stemen. Abschlussbericht für das Bayerische Landesamt für Umweltschutz, Dezember 1 998
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