Wie aus einer Mitteilung des Bun- desministers für Jugend, Familie und Gesundheit vom Mai dieses Jah- res hervorgeht, wurden nach einem Bericht des Center for Disease Con- trol Atlanta im Mai vergangenen Jah- res in den USA Fälle von sogenann- tem Säuglingsbotulismus beobach- tet, die mit dem Verzehr von Honig in Verbindung gebracht werden.
Säuglings-Botulismus, so heißt es in der Mitteilung des Ministeriums, ist eine Erkrankung, die hervorgerufen wird durch die intraintestinale To- xinproduktion bei Kindern, die jün- ger als sechs Monate sind. Der Er- krankungskomplex wurde zum er- sten Mal 1976 beschrieben. Die Krankheit wird charakterisiert durch beginnende Verstopfung, gefolgt von neuromuskulärer Paralyse, die in den Kranialnerven beginnt und zur peripheren und respiratorischen Muskulatur hin fortschreitet. Die Krankheitssymptome reichen von kaum bemerkbarer Lethargie und verlangsamter Essensaufnahme bis zur schweren Hypotonie und respi-
ratorischen Insuffizienz.
Seit der ersten Beschreibung des Säuglingsbotulismus im Jahre 1976 wurden bis 1977 in den USA 58 Fälle beobachtet.
Die Erkrankung tritt dann auf, wenn die Säuglinge Sporen von Clostri- dium botulinum aufnehmen, die sich im Darmtrakt absiedeln, auskeimen und Toxin produzieren. Die beob- achteten Fälle traten sowohl bei mit Muttermilch als auch bei mit Mutter- milchersatz ernährten Säuglingen auf; die meisten Säuglinge nahmen neben der Milch auch andere Nah- rungsmittel auf. In allen dokumen- tierten Fällen von Säuglings-Botulis- mus wurden Clostridium-botulinum- toxin und/oder die Mikroorganismen im Stuhl der Patienten gefunden.
Botulinumtoxin wurde im Stuhl von 52 der 58 Fälle identifiziert, während in den anderen 6 Fällen nur Clostri- dium botulinum isoliert werden konnte. Im Vergleich dazu zeigt eine derzeit laufende Studie in Kalifor- nien, daß in über 100 gesunden al- tersgleichen Säuglingen weder Bo- tulinumtoxin noch der Erreger nach- zuweisen war. Dem amtlichen ameri- kanischen Bericht ist zu entnehmen, daß ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Säuglingsbotulis- mus und dem Honigverzehr zwar vermutet wird, aber noch nicht schlüssig bewiesen ist. In Europa wurde Säuglingsbotulismus nur ein- mal, und zwar in Großbritannien, be- obachtet und beschrieben, wobei kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Erkrankung und einem vorangegangenen Honigverzehr be- stand. Das Fehlen weiterer Beob- achtungen in Europa ist allerdings noch kein Hinweis auf das Nichtvor- handensein dieser Botulismusform;
denn in den USA steigt mit zuneh- mender Kenntnis des Symptomen- komplexes die Häufigkeit der Beob- achtungen.
Weiter heißt es in der Mitteilung, wenn auch in der Bundesrepublik Deutschland bisher das Problem des Säuglingsbotulismus in Verbindung mit Honig noch nicht aufgetaucht ist, so sollten die amerikanischen Hinweise doch zu erhöhter Aufmerk- samkeit in dieser Richtung führen, damit ihm Rahmen der Differential- diagnose diese Erkrankung ver- stärkt in Betracht gezogen wird und eventuelle Zusammenhänge zwi- schen dem Botulismus und dem Ho- nigverzehr aufgedeckt werden kön- nen. Clostridium botulinum kommt ubiquitär im Erdreich vor. Damit ist eine gewisse Möglichkeit gegeben, daß Clostridium-botulinum-Sporen auch in Honig gefunden werden
könnten.
BJFG/H
Hirndiagnostik
sche Spektrum sind Vor- und Nach- teile der Verfahren zu berücksichti- gen. Sie sind in Tabelle 4 zusam- mengestellt.
Zusammenfassung
Der nuklearmedizinischen Diagno- stik kommt bei zerebrovaskulären Erkrankungen ein hoher Stellenwert zu. Gegenüber den röntgenologi- schen Methoden haben sie den Vor- teil, daß sie nicht nur morphologi- sche Befunde wiedergeben, son- dern auch funktionelle Aussagen ge- statten.
Da die Treffsicherheit der Verfahren relativ hoch einzustufen ist, der Pa- tient nur wenig belastet wird und Komplikationen nicht beobachtet wurden, sollte die nuklearmedizini- sche Diagnostik frühzeitig in das Un- tersuchungsspektrum einbezogen werden.
Literatur
Emrich, D.: Nuklearmedizin — Funktionsdia- gnostik und Therapie, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, 1979 — Feine, K.; zum Winkel, K.:
Nuklearmedizin — Szintigraphische Diagno- stik, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, 1980 — Kaul, A.; Oeff, K.; Roedler, H. D.; Vogelsang, T.: Die Strahlenbelastung von Patienten bei der Nuklearmedizinischen Anwendung offe- ner radioaktiver Stoffe, Informationsdienst für Nuklearmedizin, Berlin, 1973 — De Land, F. H.;
Wagner, H. N.: Atlas of Nuclear Medicine, Vol- ume I. Brain, W. B. Saunders Company, Phil- adelphia/London/Toronto, 1969 — Schmidt, H. A. E.; Woldring, M.: Nuklearmedizin —Stand und Zukunft, F. K. Schattauer Verlag, Stuttgart/
New York, 1978 — Zeidler, U.; Kottke, S.; Hun- deshagen, H.: Hirnszintigraphie —Technik und Klinik, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/
New York, 1972
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Helmut A. E. Schmidt Chefarzt der
Nuklearmedizinischen Klinik und Poliklinik am
Evangelischen Krankenhaus Bethesda zu Duisburg Heerstraße 219 4100 Duisburg 1
NOTIZEN
Honig als mögliche Ursache für Botulismus im Säuglingsalter
Eine Mitteilung des
Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit
2168 Heft 37 vom 11. September 1980