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Archiv "Historisches Museum in St. Gallen: Wayang – Licht und Schatten" (16.11.2007)

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A3192 Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 4616. November 2007

K U LT U R

D

ie Zuschauer unterscheiden problemlos die Guten von den Bösen. Einfache Bauern und Dorfbewohner, aber auch Städter auf Java, Sumatra und Bali fiebern mit im Geschehen der berühmten Schattenspiele, in denen Wayang- Figuren spannende Geschichten von Göttern, Dämonen und Ahnen erzählen. Wenn Europäer dagegen vor der Leinwand sitzen und die für sie nicht unterscheidbaren Schatten gestikulieren oder gar aufeinander einschlagen, macht sich zunächst Ratlosigkeit breit.

Um so ein Wayang-Spiel zu erle- ben und sich hineinversetzen zu können, braucht man nicht einmal in die Ferne zu fliegen, sondern nur in die Schweiz nach St. Gallen zu fah- ren. Dort sind die typischsten der flachen, aus Büffelhaut geschnitz- ten und kostbar bemalten Figuren des Wayang, Kulit genannt, zu se- hen. 300 zwischen 30 und 70 cm große Exponate sind, durch Stell- wände in verschiedene inhaltliche Bereiche getrennt, geschickt an den Wänden drapiert. 200 weitere Wayang-Gegenstände vervollstän- digen die Thematik.

Nach dieser Vorbereitung kann der Besucher in einem abgedunkel- ten Raum das Schattentheater, wie Wayang übersetzt heißt, nun fast

„live“ erleben: Er sitzt vor einer großen Leinwand, auf der die Schatten der Figuren agieren. Er kann aber auch hinter die Leinwand

gehen und beobachten, wie der ein- zige menschliche Akteur, Dalang genannt, virtuos die Figuren mit Büffelhornstäbchen handhabt, die man nun von dieser Seite der Lein- wand im Original sieht – scheinbar.

Denn das Museums-Team hat auf Java eine Wayang-Aufführung fil- misch so gekonnt festgehalten, dass man meint, auch der Dalang stehe leibhaftig hinter der Leinwand. Alle Instrumente des zu einem Wayang- Spiel gehörenden Gamlan-Orches- ters, wie Trommeln, Flöten, Metallo- fone, Holz- und Saiteninstrumente, sind nach traditioneller Anordnung aufgestellt. Nur die dazu gehören- den Sängerinnen fehlen. Doch die entsprechende Musik wird einge- spielt.

Ein Videofilm im Nebenraum, an verschiedenen Orten Indonesiens und Balis aufgenommen, lässt die Museumsbesucher förmlich mit den dortigen Zuschauern um den Aus- gang des Spiels bangen. Der Über- linger Zoologe, Dr. Walter Angst, aus dessen Bestand alle Exponate stammen, wurde vor 35 Jahren erst- HISTORISCHES MUSEUM IN ST. GALLEN

Wayang – Licht und Schatten

Um sich in das Spiel von Göttern, Dämonen und Ahnen hinein- zuversetzen, muss man nicht bis Java fahren. Zurzeit kann man sich auch in der Schweiz einen Eindruck von dem indonesischen

Schattentheater verschaffen.

mals auf diese Kunstgattung auf- merksam, als er sich monatelang in abgelegenen Gegenden Indonesiens aufhielt. Es war ihm aufgefallen, dass die Parkwächter jeweils sams- tags die ganze Nacht begeistert Radioübertragungen von Wayang- Spielen hörten. Sein Interesse war geweckt, und er begann, mit wissen- schaftlicher Akribie methodisch zu sammeln. Seine 18 000 Wayang- Figuren und weitere tausend Gegen- stände bilden die thematisch voll- ständigste und weltweit größte Sammlung dieser Art.

In den nächtlichen Wayang-Vor- führungen – denn nur nachts er- scheinen die Schatten von Ahnen und Göttern – geht es um Geschich- ten aus hinduistischen Epen wie Mahabharata und Ramayana. Eini- ge Formen von Wayang können auch tagsüber stattfinden mit Golek genannten vollplastischen Puppen, von denen ebenfalls eine Auswahl im Museum vertreten ist. Ein Kurz- film zeigt die kunstvolle und müh- same Herstellung der zauberhaften Golek- und Kulit-Figuren. Zudem wird die Ausstellung bereichert durch zwei Kisten mit kompletten Sätzen von Figuren, deren Zahl zwi- schen 60 und 350 liegt und die der Fundus eines jeden Dalang ist.

Um dieses wichtige Kulturerbe Indonesiens zu würdigen und zu er- halten, wurde Wayang 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe er-

klärt. n

Renate V. Scheiper

Informationen:Im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen ist die Aus- stellung „Wayang – Licht und Schatten“ bis zum 15. Juni 2008 zu sehen. Öff- nungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, Museumsstr. 50, CH-9000 St. Gallen, Telefon: 00 41-(0)71-2 42 06 42, E-Mail: info@hmsg.ch, Internet:

www.hmsg.ch. Dazu ist die umfassende Publikation von Walter Angst „Wayang Indonesia – die phantastische Welt des indonesischen Figurentheaters“ erschienen (Stadler Verlag, Konstanz, 58 Euro).

Fotos:Renate V.Scheiper

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