• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Medizineraustausch: Fenster nach draußen" (20.01.2006)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Medizineraustausch: Fenster nach draußen" (20.01.2006)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

T H E M E N D E R Z E I T

A

A110 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 3⏐⏐20. Januar 2006

E

rstmals im Jahr 2001 kamen Ärzte aus Nordkorea nach Deutschland, um neue Entwicklungen in der Medizin kennen zu lernen und Operationsverfah- ren oder Diagnosetechniken einzuüben.

Die Initiative zu diesem Medizinerpro- gramm ging von Prof. Dr. med. Karsten Vilmar, dem ehemaligen Präsidenten der Bundesärztekammer, und Prof. Dr. med.

T. S. Lie aus. Lie, der aus Südkorea stammt, arbeitete als Chirurg an der Uni- versität Bonn. Die beiden gründeten die Deutsch-Koreanische Association für Medizin, wobei „koreanisch“ für die De- mokratische Volksrepublik Korea steht.

Innerhalb von fünf Jahren gelang es der Assoziation, etwa 40 Ärzten aus Nordkorea einen mehrmonatigen Auf- enthalt in Deutschland zu vermitteln.

Idee des Austausches ist es, den nord- koreanischen Kollegen Medizin, so wie sie an großen Kliniken in Deutschland betrieben wird, nahe zu bringen. Nach Rückkehr geben diese Ärzte (und einige wenige Ärztinnen) ihre Kenntnisse an die Kollegen zu Hause weiter. Zugleich wird so auch für Medizintechnik aus Deutsch- land und überhaupt Deutschland als eine Heimat hoch entwickelter Medizin ge- worben. Lie und Vilmar sehen ihr Pro- gramm als Investition in die Zukunft.

Nordkorea sei zwar ein armes Land, aber es habe Entwicklungspotenzial.

Auf einem Symposium am 3. Oktober 2005 im Universitätsklinikum von Pjöng- jang, der Hauptstadt Nordkoreas, trafen gut 20 dieser Ärzte, die in den letzten Jah- ren in Deutschland gewesen sind,mit Ver- tretern der Assoziation zusammen. Die koreanischen Ärzte berichteten durch- weg von guten Erfahrungen und von neu gewonnenen Kenntnissen. Für eine Rei- he von Ärzten scheint der Deutschland- Aufenthalt zudem die Karriere beflügelt zu haben.

Unverhohlen berichteten die Ärzte aber auch – trotz der Anwesenheit hoher Funktionäre – über manche Probleme,ih- re neuen Kenntnisse zu Hause optimal

umzusetzen. Bei dem Symposium in Pjöngjang schälten sich schnell zwei kriti- sche Punkte heraus: technische Engpässe und fehlende Schulung. Technische Eng- pässe bei der Anwendung von Hightech- medizin betreffen häufig nur Kleinigkei- ten, etwa ein fehlendes Kabel. Soweit Er- satzteile im Land selbst nicht produziert werden können, und das ist in der Regel so, müssen sie im Ausland beschafft wer- den. Dafür fehlen aber die Devisen.

Engpass zwei, die Schulung. Selbst wenn in Deutschland etwa die Anwen- dung von CT, Mammograph, Augenlaser oder Endoskop kennen gelernt und geübt wurde, so bedarf es für den Routineein- satz in Nordkorea weiterer Schulung und gezielten Trainings. Dazu ist nicht nur die schlichte Benutzung der Geräte zu ler- nen, sondern auch und insbesondere die Auswertung der Ergebnisse, etwa der bildgebenden Verfahren.

Die Auswahl der Ärzte für das Aus- tauschprogramm nimmt in erster Linie das nordkoreanische Gesundheitsmini- sterium vor. In der Vergangenheit kamen durchweg Ärzte mit einer soliden medizi-

nischen Ausbildung und fachlicher Wei- terbildung zum Zuge. Geachtet wurde auch auf deutsche Sprachkenntnisse. Die müssen von den Ärzten in aller Regel ei- gens für den Aufenthalt erworben wer- den,da Deutsch in den Schulen normaler- weise nicht gelehrt wird.

Der Staat ist an dem Medizinerpro- gramm sehr interessiert, so abgeschottet Nordkorea ansonsten auch sein mag.

Doch die Zeiten wandeln sich, langsam, aber beharrlich werden die Fenster geöff- net. Bei dem Besuch der deutschen Dele- gation bekräftigte der Vize-Minister für Gesundheit, Prof. Choe Chang-Sik, dass man das Programm unbedingt weiter- führen möchte. Der Minister denkt an jährlich etwa zehn Ärzte, die nach Deutschland gehen können.

Erstmals in diesem Jahr gaben zwei deutsche Ärzte in Nordkorea selbst Kenntnisse und Erfahrungen weiter.

Prof. Dr. med. Thomas Eichhorn aus Cottbus operierte an drei Tagen in der HNO-Klinik der Universität mikrosko- pisch im Ohr und am Kehlkopf. Er wurde unterstützt von einer Operationsschwe- ster aus seiner Klinik, Grit Patzig, die ne- benbei eine kleine Fortbildung in OP- Organisation vermitteln konnte. Die En- doskope hatte Karl Storz gespendet.

Prof. Dr. med. Gerd Auffahrt von der Universitäts-Augenklinik Heidelberg re- ferierte in Pjöngjang in einer Augenkli- nik, die neu eröffnet worden war, über moderne Entwicklungen der Katarakt- chirurgie. Rund 20 Augenärzte folgten der Fortbildung. Der Vize-Minister regte schließlich an, solche Fortbildung vor Ort systematisch zu fördern. Er prüft, deut- sche hoch qualifizierte Ärzte nach Nord- korea einzuladen. Norbert Jachertz

Medizineraustausch

Fenster nach draußen

Erfolgreiche Privatinitiative von Ärzten

Interesse am Austausch?

Wer interessiert ist, koreanische Kolleginnen oder Kollegen für einige Monate in Deutsch- land fortzubilden oder umgekehrt bereit ist, in Nordkorea Ärzte an Ort und Stelle fortzubil- den, kann sich mit Prof. Dr. med. T. S. Lie, dem Generalsekretär der Deutsch-Koreanischen As- sociation für Medizin, in Verbindung setzen.

Anschrift: Adolfstraße 9–11, 53111 Bonn, Telefon: 02 28/63 93 91, Fax: 02 28/63 93 94.

Spenden . . .

... an die Deutsch-Koreanische Association für Medizin sind steuerbegünstigt, Konto:

206 790 000, BLZ: 370 800 40, Dresdner Bank, Bonn. Die private Initiative ist auf Spenden an- gewiesen, um weiterarbeiten zu können.

Vize-Minister für Gesundheit, Prof. Choe Chang- Sik: Jährlich könnten etwa zehn Ärzte zur Fortbildung nach Deutschland gehen.

Foto:Karsten Vilmar

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Daten werden bei Erfassung zunächst im Messgerät gespei- chert und später automatisiert per Funk auf den Computer oder auf den Handheld-PC des Patienten übertragen.. Dort

Das Bad hält sich nicht lange; bei Anwendung von Ueberschul's von Natron wird es zum alkalischen Bade und giebt dann mehr schwarze Töne.. Da man bei der Ansetzung dieses Bades

UNI-MED Science, UNI-MED- Verlag, Bremen, 2003, 172 Seiten, 28 Abbildungen, Hardcover, 44,80 A Christoph Reiners (Hrsg.): Dia- gnostik, Therapie und Nachsorge

health coverage) zu einem Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit zu machen. Hierbei geht es um Prävention, Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation.

Jedermann weiß, daß infolge immer bequemerer Lebensumstän- de die Menschen auch immer länger Freude am Leben haben können.. Jedermann weiß, daß der medi- zinische Fortschritt

„Mit Hilfe spezieller von uns entwickel- ter Algorithmen ist das Hör- gerät dann in der Lage, die Signale so miteinander zu verrechnen, daß Schall, der nicht von vorne kommt, ge-

Bei der sicherlich richtigen Kappung der Wärme- verschwendung für fragwürdige Nutzungen darf allerdings nicht übersehen werden, dass eine Trocknung von Gärrückständen aus der

Das Ziel unseres Programms besteht darin, dass der Verletzte arbeitsfähig für die letzte berufliche Tätigkeit aus unserer Klinik entlassen