M E D I Z I N
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A1088 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 16⏐⏐21. April 2006
allenfalls Standards der Angewandten Kinesiologie, nicht jedoch die des Inter- national College of Applied Kinesiolo- gy. Darauf wurde in einer Erwiderung von Garten eingegangen (4). Es ist nicht angemessen, den Beweis einer Nicht- Validität mit Studien anzutreten, die of- fensichtlich die Regeln der Methode nicht kennen oder bewusst missachten.
Eine Übersicht der Studienlage zur Ap- plied Kinesiology findet man im Lehr- buch von Garten (1).
Literatur
1. Garten H: Lehrbuch der Applied Kinesiology. Mün- chen: Urban&Fischer 2004.
2. Leaf D: Interview. Int J Appl Kin 1999; 3: 19–23.
3. Pothmann R, von Frankenberg S, Hoicke C, Weingarten H, Ludtke R: Evaluation of applied kinesiology in nutri- tional intolerance of childhood. Forsch Komplement- armed Klass Naturheilkd 2001; 8: 336–44.
4. Garten H, To: Pothmann R et al.: Evaluation of applied kinesiology in nutritional intolerance of childhood.
Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd 2002; 9:
115–6. Kommntar zu: Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd 2001; 8: 336–44.
Dr. med. Martin Brunck
für den Vorstand der Deutschen Ärztegesellschaft für Applied Kinesiology
Nederlinger Straße 35, 80638 München
Schlusswort
Die von Dr. Brunck vorgeschlagene Differenzierung von „Applied Kinesio- logy“ und „Angewandter Kinesiologie“
erscheint mir irreführend. Weder der
„Pschyrembel“ noch der „Pschyrembel Naturheilkunde“ (1) haben einen Ein- trag unter „Applied Kinesiology“. In letzterem Nachschlagewerk findet man dagegen folgendes unter „Kinesiologie, angewandte”: „. . . auf den amerikani- schen Chiropraktiker Georg Good- heart zurückgehendes diagnostisches und therapeutisches Verfahren . . .„ (1).
Meine Beurteilung der Applied Ki- nesiology basiert nicht nur auf der von Brunk und Garten kritisierten deut- schen Studie (2) sondern auch auf einer Übersicht von 20 US-amerikanischen Arbeiten sowie drei weiteren Studien aus dem angelsächsischen Sprachraum, in dem „Angewandte Kinesiologie”
ganz sicher kein Begriff ist. Selbst wenn man die Differenzierung von Brunck akzeptieren würde, müsste man feststel- len, dass für die von ihm befürwortete Methode kein Nachweis der Validität vorliegt.
Literatur
1. Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde. 2. Auflage.
Berlin: de Gruyter 2000.
2. Pothmann R, von Frankenberg S, Hoicke C, Weingarten H, Ludtke R: Evaluation of applied kinesiology in nutri- tional intolerance of childhood. Forsch Komple- mentarmed Klass Naturheilkd 2001; 8: 336–44.
Prof. Edzard Ernst, MD, PhD, FRCP, FRCP (Edin.) Complementary Medicine, Peninsula Medical School 25 Victoria Park Road, Exeter, Devon EX2 4NT, England E-Mail: Edzard.Ernst@pms.ac.uk
Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internatio- nal Committee of Medical Journal Editors besteht.
SARS („severe acute respiratory syndrome“) wird durch ein kürzlich identifiziertes Corona-Virus (CoV) verursacht.
Unter anderem sind genetische Faktoren am Krankheits- ausbruch beteiligt.
Die Autoren untersuchten, ob Varianten im L-SIGN- Gen (Liver/Lymph-Node-Specific-ICAM3-Grabbing-Non- Integrin-Gene) auf Chromosom 19 eine SARS-Infektion beeinflussen. Das Untersuchungskollektiv bestand aus 285 Patienten, die sich bei dem SARS-Ausbruch im Jahre 2003 infiziert hatten, und nichtinfizierten Kontrollgruppen.
Letztere umfassten 380 Kontrollen, die vor 2003 gesammelt wurden, 290 Individuen, die während des SARS-Ausbruchs in die Untersuchung einbezogen wurden, und 172 im Kli- nikbereich Tätige, die höchstwahrscheinlich Kontakt zum CoV hatten, aber nicht erkrankten.
Bei der untersuchten L-SIGN-Gen-Variante handelt es sich um einen Längenpolymorphismus. In der Allgemein- bevölkerung kommen zwischen drei und neun Wiederho- lungen (Allele) der entsprechenden Gen-Sequenz vor. Die Autoren fanden, dass sich das Vorliegen gleicher Allel-Län-
gen auf beiden Chromosomen (Homozygotie) protektiv gegenüber einer SARS-Infektion auswirkt. Dies scheint auch zellbiologisch plausibel, weil die Viren an das L- SIGN-Protein – einem CoV-Rezeptor – durch die Zusam- menlagerung identisch langer Proteinmoleküle effektiver gebunden werden. Weiterführende Analysen der Gruppe zeigten überdies, dass die virale Degradierung in den Zel- len mit gleich langen Rezeptormolekülen effektiver ab- läuft.
Ob Personen, bei denen der L-SIGN-Längenpolymor- phismus homozygot vorliegt, auch vor anderen Infektionen besser geschützt sind, müssen zukünftige Untersuchungen zeigen. L-SIGN dient zudem als Rezeptor für HIV-, Hepa-
titis-C- und Ebola-Viren. shm
Chan VS, Chan KY, Chen Y et al.: Homozygous L-SIGN (CLEC4M) plays a protective role in coronavirus infection. Nat Genet 2006; 38: 38–46.
Ui-Soon Khoo, Department of Pathology, Hong Kong Jockey Club Clinical Research Center, The University of Hong Kong, Queen Mary Hospital, Pokfulam Road, Hong Kong, SAR, China, E-Mail: uskhoo@pathology.hku.hk
SARS: Identifikation protektiv wirkender Gen-Varianten
Referiert
Berichtigung
Im Literaturverzeichnis zu dem Bei- trag Komplementärmedizinische Dia- gnoseverfahren von Prof. Edzard Ernst in Heft 44 (2005) ist die Litera- turstelle 17 fehlerhaft. Die korrekte Referenz lautet: Mc Carney R, Fisher P, Spink F, Flint G, van Haselen R: Can homeopaths detect homeopathic medicines by dowsing? A randomised double-blind, placebo-controlled trial.
J R Soc Med 2002; 95 (4): 188–91.MWR