SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 12/05
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Breitenhoftagung 2005: Jubiläums- treffen der Steinobst- branche
«Trotz einer verregneten Blüte- zeit erwarten wir eine gute bis sehr gute Kirschenernte. Be- sonders viel versprechend ist der Behang bei den neuen grossfrüchtigen Sorten», so der Blick von Hansruedi Wirz, Präsi- dent des Produktezentrums Kir- schen/Zwetschgen des Schwei- zerischen Obstverbands SOV auf die kommende Saison an- lässlich der diesjährigen Ju- biläums-Breitenhoftagung. Die Ernte werde Mitte Juni mit klei- nen Mengen beginnen, so rich- tig los gehe es Anfang Juli.
Der Ertrag bei der im letzten Jahr eingeführten Klasse Pre- mium dürfte sich gemäss Wirz in diesem Sommer verdop- peln. Auch bei der Klasse Extra werden Mengenzunahmen er- wartet. Diese Entwicklung ist dem Ertragseintritt von neuen Anlagen und der Anschaffung von Kalibriermaschinen bei den Zwischenhändlern zu ver- danken.
Anteil an «Premium» und
«Extra» erfolgsentschei- dend
Dass sich die Kalibrierung trotz der damit verbundenen Kosten lohnt, zeigten die Aus- führungen von Judith Ladner.
Da für die Früchte der Klassen Premium und Extra deutlich bessere Preise erzielt werden können, kann der Erlös pro
Hektare beispielsweise bei der Sorte Kordia bis 22 000 Fran- ken höher ausfallen, wenn die Ernte kalibriert und den Qua- litätsklassen entsprechend ver- kauft wird. Der Anteil an Pre- mium und Extra der Gesamt- ernte ist deshalb heute eines der erfolgsentscheidensten Kriterien im intensiven Tafel- kirschenanbau. Er hängt nicht nur von der Sorte und der Un- terlage, sondern auch vom Schnitt und dem Baumalter ab.
«Damit der Preis für diese ex- klusiven Früchte nicht sinkt, ist darauf zu achten, nicht mehr zu produzieren als der Markt verlangt», mahnte Ladner. Die Auswirkungen auf das Einkom- men wären in diesem Fall gra- vierend.
Weitere Schlüsselfaktoren für die Wirtschaftlichkeit von Tafelkirschen sind neben den Preisen für die Klassen Premi- um und Extra sowie deren An- teil an der Gesamternte die ge- samte Erntemenge sowie auch die Ernteleistung. Mehr dazu ist in der aktualisierten Version des Moduls Tafelkirschen des betriebswirtschaftlichen Pro- gramms Arbokost 2005 zu fin- den, das vom Internet (www.faw.ch) heruntergela- den werden kann.
Zwetschgenzüchtung in Hohenheim
Bereits seit 25 Jahren werden an der Universität Hohenheim neue Zwetschgensorten ge- züchtet. An der Breitenhofta- gung sprach Walter Hartmann
über die aktuellen Zuchtziele:
«Wir haben sechs Ziele, die wir verfolgen. Die Kombination von Qualität und Ertrag, die Ausdehnung der Reifezeiten, die Kombination Fruchtgrösse und Qualität, spezielle Qua- litätszwetschgen, Sorten für die Direktvermarktung und den Hausgarten sowie die ab- solute Sharkaresistenz.» Letzte- res erfüllt zurzeit weltweit nur die Sorte Jojo. Aufgrund der hohen Ansprüche des Schwei- zer Markts an die innere und äussere Qualität empfiehlt der Spezialist folgende Sorten aus seiner Züchtung: Hanita, Felsi- na, Haganta, Haroma und Ha- bella. Der Obstbauer müsse sich aber bewusst sein, dass auch bei der geschmacklich besten Sorte der Geschmack leide, wenn der Ertrag zu hoch ist oder die Früchte zu früh ge- erntet werden. Fruchtausdün- nung und das Beachten der op- timalen Erntezeit seien deshalb die Grundlage für den Erfolg.
Sharkabefallene Bäume vernichtet
Im vergangenen Jahr wurde in der Schweiz in 18 Zwetschgen- anlagen die gefährliche Virus- krankheit Sharka gefunden.
Sharka ist eine Quarantäne- krankheit und damit melde- pflichtig. Die Massnahmen zur Bekämpfung sind in der Pflan- zenschutzmittelverordnung ge- regelt. An der Breitenhoftagung haben Michael Neumüller von der Universität Hohenheim und Markus Bünter vom Pflanzen-
schutzinspektorat der Agro- scope FAW Wädenswil über Sharka informiert. «Die Sympto- me sind sehr unterschiedlich und von Sorte zu Sorte ver- schieden ausgeprägt. Deshalb ist das Erkennen nicht immer einfach», so Neumüller. Beson- ders sharkaempfindlich sind Fellenberg und Hauszwetsch- gen. Die Übertragung des Virus erfolgt über Blattläuse. Ende Ju- ni sei der beste Zeitpunkt für Sharkakontrollen, weil dann die Blattsymptome (Chlorosen in Form von Ringen oder Flecken) besonders gut sichtbar sind. So- fortiges Vernichten der befalle- nen Bäume und ihrer Nach- barbäume sei die wichtigste Bekämpfungsmassnahme.
50 Jahre Breitenhof
Der Steinobstversuchsbetrieb Breitenhof der Agroscope FAW Wädenswil in Wintersingen fei- ert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Heute wird er mitge- tragen von den Kantonen Basel- landschaft, Aargau, Luzern, Schwyz, Solothurn und Zug, vom SOV, vom Forschungsinsti- tut für biologischen Landbau und der Topcat GmbH. «Das Steinobstzentrum Breitenhof ist ein wichtiges Werkzeug der Branche, um die Herausforde- rungen eines immer härter wer- denden Marktes zu bewälti- gen», unterstrich der Direktor von Agroscope FAW Wädens- wil, Urs Hilber, anlässlich der Breitenhoftagung 2005.
SANDRAHELFENSTEIN, SOV KURZ-INFO
Walter Hartmann referierte über Zuchtziele bei neuen Zwetschgensorten. Markus Bünter, FAW, informierte über die gefährliche Viruskrankheit Sharka.